Bergeerleben - AVS-Magazin November 2015

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Berichte

„Es ist genug, wenn einer nicht zurückkommt“ Der Bergsteiger Sepp Innerkofler

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ie Innerkofler sind ein altes Sextner Bergführergeschlecht. Allen voran Franz Innerkofler. Eigentlich war er noch kein geprüfter Bergführer, aber als Gämsenjäger besaß er genügend Bergerfahrung, um den Alpenvereinsmitbegründer Paul Grohmann im Jahr 1869 auf die Dreischusterspitze, den Langkofel und die Große Zinne zu begleiten. Der „Dolomitenkönig“ Michl Innerkofler und sein Bruder Johann standen gemeinsam auf dem Zwölferund Einserkofel und bestiegen 1881 als Erste die Kleine Zinne. Für die Sextner war Sepp Innerkofler (* 28.10.1865) ab den 1890er-Jahren schon längst als „der Bergsteiger“ bekannt. Als Sagschnei-

Much Innerkofler, ein Kunde und Sepp Innerkofler (v.l.) nach der Besteigung der Westlichen Zinne Foto: Privatarchiv Fam. Innerkofler

der in der Stauder Säge arbeitete er von Mittag bis Mitternacht, um in seiner Freizeit alleine oder mit gleichfalls besessenen Jägern und „Bergkraxlern“ in den Sextner Dolomiten unterwegs zu sein. Damals war das Klettern noch keine Alltäglichkeit, vielmehr eine Beschäftigung für „Spinner“.

Der berühmte Dolomitenführer 1889 erwarb Sepp das Bergführerpatent. Mit seinem Bruder Christian ging er in die Alpingeschichte ein, als sie im Sommer 1886 mit dem

Alpinisten Hans Biendl eine neue Route durch den Nordwestgrat des Paternkofels legten. Später wiederholte Sepp als Hüttenwirt mit Gästen die Tour und wählte im Krieg bei seinem Aufstieg zur Zurückeroberung des Paternkofels ebenfalls diese Route. Für Sepp war der Nordwestgrat am Paternkofel im Jahr 1886 die erste Erstbegehung und der Nordostgrat der Dreischusterspitze mit dem Alpinschriftsteller und Fotografen Adolf Witzenmann im Jahr 1907 die letzte. In den 20 Jahren dazwischen soll er mehr als 40 Erstbegehungen bewältigt haben. Das „goldene Zeitalter“ der Erstbesteigungen war eigentlich schon vorbei, als Sepp den Bergführerberuf ergriff. Auf allen bekannten Gipfeln der Dolomiten war schon eine Flasche mit den Namen der Erstbesteiger deponiert. Neue und schwierigere Wege auf die Gipfel waren nun das begehrte Ziel der kletterfreudigen Alpinisten. Seine Kraft und Geschicklichkeit gaben Sepp das nötige Vertrauen für solche Touren. Sepp Innerkofler mit Frau Maria Stadler und den Kindern Foto: Tiroler Archiv für photographische Dokumentation und Kunst


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