Bergeerleben - AVS-Magazin Juni 2015

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AVS aktuell

In memoriam

Hermann Lehmann 31. Oktober 1931 – 28. Jänner 2015

H

ermann Lehmann entstammte der „Brunecker Schule“, es war dies die Zeit, da Paul Andres die Sektion Bruneck zur Blüte gebracht hatte. Bereits als 32-Jähriger bat man Hermann in die Hauptleitung des Alpenvereins, wo er das Referat für Schutzhütten innehatte. Sogleich tauchten Schwierigkeiten auf: Durch die damalige Rechtslage wurde dem AVS vonseiten des italienischen Staates die Rechtspersönlichkeit untersagt, der AVS konnte keinen Besitz geltend machen, auch nicht für Schutzhütten. Trotzdem hatte der Alpenverein mit dem Hüttenbau bereits begonnen. So wurde 1963 eine Schutzhüttengenossenschaft gegründet, als deren erster und Bei der Sternfahrt, dem Treffen der Alpenvereinsjugend, 1988 Fotos: Privat

einziger Präsident Hermann 15 Jahre lang wirkte. In dieser Zeit und unter seiner Führung baute der Verein zehn Hütten, errichtete zwei Biwakschachteln und erwarb den Vereinssitz in Bozen. Sämtliche Objekte wurden im Grundbuch als Besitz der Schutzhüttengenossenschaft geführt, deren Mitglieder auch persönlich dafür hafteten. Erst 1978 ging der Besitz endgültig an den AVS über und die Genossenschaft wurde aufgelöst. In der Zwischenzeit war der italienische Staat endlich bereit, für die enteigneten Schutzhütten eine Entschädigung zu zahlen. Ebenso ging es um die Zuerkennung der Rechtpersönlichkeit an den AVS. In die Verhandlungen mit der römischen Regierung war Hermann maßgebend eingebunden. Nach vielen Schwierigkeiten kam es im Jahr 1969 zu einer Einigung. Nun galt es, die zugestandenen 650 Millionen Lire unter den AVS-Sektionen in gutem Einvernehmen zu verteilen. Ohne die Persönlichkeit von Hermann und seinen großen Einsatz dafür wäre dieser Schritt wohl kaum gelungen.

47 Jahre im Ehrenamt der Landesleitung Hermann war ununterbrochen 35 Jahre lang bestimmendes Mitglied der AVS-Landesleitung, zehn Jahre als Hüttenreferent und 25 Jahre als Zweiter Vorsitzender. 1998 erhielt er die AVS-Ehrenmitgliedschaft. Hermann hat in diesen Jahren seine ganze Persönlichkeit, sein Fachwissen und seine Begeisterung dem Wohle des

Auf Hochtour, Hermann Lehmann (links im Bild) und Paul Andres (zweiter v. l.)

AVS gewidmet. In den Jahren 1999 bis 2012 übernahm Hermann die Aufgabe als Rechnungsrevisor, die er zwölf Jahre lang verantwortungsvoll ausübte. Insgesamt ergeben sich also 47 Jahre ehrenamtlichen Einsatzes für unsere Gemeinschaft. Dieses sein Streben soll uns Vermächtnis sein und Vorbild für kommende Zeiten.

Familie im Mittelpunkt Im Mittelpunkt seines Lebens stand ihm die Familie. Mit Freude und Stolz erzählte er von seinen drei Kindern, von der Musik im Hause Lehmann, von seiner Frau Paula. Die Familienausflüge hat er akribisch auf Achtmillimeterfilme gebannt, geschnitten und vertont. Und dass die AVS-Sitzungen selten vor zwei Uhr morgens enden sollten (die geselligen „Nachsitzungen“ überdauerten die effektiven damals noch bei Weitem), akzeptierte die Familie mit einem verzeihenden Lächeln. Überaus hart traf ihn Paulas früher Tod. Als naturverbundener Mensch hat er sein Gleichgewicht bei Wanderungen und Radtouren in den Bergen wiedergefunden. Dabei war ihm Maxelinde, mit der ihn neues Glück verband, verständnisvolle und kameradschaftliche Begleiterin. Leider hatte sich alsbald ein heimtückisches Leiden bemerkbar gemacht, dieses Schicksal hat Hermann mit vorbildlicher Geduld ertragen. Ein Urgestein des Alpenvereins wird uns für immer fehlen, Hermanns Spuren werden bleiben.| Luis Vonmetz, Ingrid Beikircher


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