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Mitteilungen Dezember 2011
DER SCHMALE GRAT Puschtra sind geborene Bergvagabunden. Beinahe jeder im Pustertal sucht dann und wann die Erholung in den Bergen. Oder den Nervenkitzel! Für den Gsieser Andreas Taschler und Simon Niederbacher aus Mühlwald gilt wohl eher Letzteres. Die beiden lieben nämlich lange, anspruchsvolle Gratwanderungen mit einem ordentlichen Schuss Adrenalin. „Verdammt, habe ich mir gedacht, der Felsbrocken unter meinen Füßen wackelt aber gehörig! … Super, jetzt wird’s richtig interessant!“ So beschreibt Simon Niederbacher seine Gedanken, als er nach sechs Stunden Gratkletterei bemerkt hatte, wie wackelig der riesige Stein unter ihm war. „Der Brocken war etwa so groß wie ein Auto. Und alles andere als stabil“, ergänzt Andreas Taschler und lächelt dabei verschmitzt. Aber der Reihe nach: Im September 2010 starten die zwei Kollegen frühmorgens zu einer Tour, die es in sich hat. Das Ziel: die 3105 Meter hohe Schwarze Wand in der Rieserfernergruppe. Ihr Weg dorthin führt sie über einen fantastisch langen Grat, der mit insgesamt acht (!) Dreitausendern gespickt ist. „Die besondere Herausforderung dieser Mehrfachüberschreitung liegt in der Beschaffenheit des Grates. Man klettert konstant in ausgesetztem und durchwegs brüchigem Gelände.“ Auf dem taumelnden Felsen balancierend, waren die zwei nun also am überraschenden Höhepunkt ihrer gewagten Kletterroute angelangt. Links und rechts
Simon, der schmale Grat und die Spitze des Fensterlekofels Foto: Simon Niederbacher
Die beiden Kletterfreunde wissen das nur allzu gut. Schließlich ist Simon Mitglied der Bergrettung Taufers, und Andreas beendet demnächst seine Ausbildung zum Bergretter. „Wir trainieren regelmäßig unsere Klettertechnik und Ausdauer. Auch mental bereiten wir uns immer gründlich vor. Deshalb ist das Risiko unserer Touren stets gut kalkuliert.“
Bergsteigen pur Foto: Simon Niederbacher
ging es senkrecht in die Tiefe. „In solchen Momenten rauscht das Adrenalin durch deinen Körper. Das gibt dir zusätzliche Konzentration und Energie.“ Genau diese Faktoren sind entscheidend, wenn man lange Touren macht, denn nachlassende Konzentration und Erschöpfung sind häufig die Ursache von Bergunfällen.
Das ist auch gut so, denn alles andere wäre grob fahrlässig. Wer schon einmal im Gebiet zwischen der Windschar und der Schwarzen Wand unterwegs war, kennt wahrscheinlich den schmalen Grat, der die beiden Gipfel verbindet. Schwindelerregend und majestätisch führt er von der großen Windschar (3041 m) hin zur Gruberscharte, von dort aus über den kleinen (3006 m) und den großen Rauchkofel (3043 m) weiter zum Fensterlekofel (3171 m) und seinen kleinen Namensvetter