bergundsteigen #117

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Bergtote durch Erfrieren in der Schweiz (2001–2020, gesamt 38) Die Bergrettungsorganisationen in der Schweiz haben keinen expliziten Parameter für Unterkühlungen bzw. Erfrierungen. Solche Ereignisse dürften in den allermeisten Fällen die Folge von Verirren und oder Blockierung bzw. Erschöpfung sein, wozu es in den Einsatzdaten entsprechende Parameter gibt. Zu Todesfällen bei solchen Situationen kommt es meistens dann, wenn extreme Wettersituationen eine zeitnahe Rettung verunmöglichen oder die Betroffenen nicht in der Lage sind, einen Alarm auszulösen. In der Grafik wurden nur diejenigen Ereignisse berücksichtigt, bei welchen es in den verbalen Kurzberichten klare Hinweise zu einem Erfrierungstod gibt (38 von total 54 Betroffenen). Hinweise zu den Tätigkeiten Hochtouren: Fast ausschließlich gerieten die Betroffenen in einen extremen Wettersturz, sodass keine zeitnahe Rettung möglich war. Skitouren: Allein 7 der 11 Opfer forderte das Drama an der Pigne d’Arolla. Bergwandern: Alle 10 Betroffenen waren als Alleingänger unterwegs, was offenbar einen hohen Risikofaktor darstellt. Bei einigen Fällen gibt es Hinweise auf mangelhafte Ausrüstung (Bekleidung). Seit 2004 enthält die SAC-Statistik die vollständigen Daten auch der nichttödlichen Ereignisse. Während dieser 16 Jahre wurden gut 12.000 Berggänger gerettet, welche sich verirrt hatten oder blockiert waren. Die meisten davon waren nicht oder nur sehr geringfügig verletzt. Auch wenn es sich statistisch nicht belegen lässt, sollten solche Einsätze differenziert betrachtet werden: Viele der Beteiligten hätten höchstens eine unfreiwillige Biwaknacht verbracht und bei einigen müsste man gar das Wort „Missbrauch“ gelten lassen. Bei beiden Konstellationen wird das aber teuer, wenn man nicht REGA-Gönner (zahlender Unterstützer der Schweizer Flugrettung) ist. Aber: Es gab und gibt auch nicht selten Situationen, die zu einem fatalen Ausgang geführt hätten, wenn die Rettungskräfte nicht beherzt interveniert hätten: Evakuierung in letzter Minute bei einem beginnenden Wettersturz, terrestrische Einsätze etc. Mit anderen Worten: Ohne die hochprofessionelle Bergrettung hätten wir deutlich mehr Bergtote durch Erfrieren. Text: Ueli Mosimann, Quelle: Bergnot- und Unfallstatistik des SAC

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66 // bergundsteigen bergundsteigen#117 #117/ /winter winter 2121-22

1 Jagd

6

Hochtour

8

11

Bergwandern Bergwandern

12 10

1 Variantenskifahren

14

Skitour

14

Schneeschuhwandern

1 16


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