bergundsteigen #117

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Wissen über Kälte Wer nichts weiß, muss alles glauben. Von Mythen über den Wärmeverlust via Kopf bis zur Frage, ob Frauen mehr frieren als Männer. Acht Fakten zum Thema. Von Alexandra Schweikart

Geht die meiste Wärme über den Kopf verloren? Beim Blick auf Wärmekamerabilder liegt die Vermutung nahe. Der Kopf ist die hellste Stelle, da geht die Wärme verloren! Tatsächlich ist das ein Mythos: Der Kopf verliert nicht mehr oder weniger Wärme als jedes andere Körperteil. Gesicht und Kopf sind allerdings oft unbedeckt. Also: Mützen oder Kapuze auf im Winter, dann bleibt der Kopf warm.

Was wärmt besser: Daune oder Kunstfaser? Unabhängig vom Material gilt: Je dicker eine gefütterte Jacke, desto wärmer ist sie auch. Der sogenannte R-Wert beschreibt die Wärmeleistung, er steigt bis zu einer Schichtdicke von etwa acht Zentimetern Isolierschicht linear an, danach flacht die Kurve ab. Bei noch dickeren Jacken trägt man eher unnützes Gewicht herum. Bei gleichem Außen- und Innenstoff und gleich dicker Füllung ist Daune aber leichter als Kunstfaser, man spricht von besserem „Wärme-zu-Gewicht-Verhältnis“.

Wie funktioniert textile Wärmeisolation? Wärmeisolation beschreibt die Fähigkeit eines Materials, Körperwärme nicht nach außen zu lassen. Doch wie kommt die mühsam produzierte Körperwärme überhaupt abhanden? Drei Mechanismen wirken dabei zusammen: y Wärmeleitung: Moleküle bewegen sich, stoßen einander an und geben so die Wärme weiter wie umfallende Dominosteinchen (der Henkel eines Topfs wird heiß). y Wärmestrahlung: Der menschliche Körper gibt langwellige elektromagnetische Strahlung ab (ähnlich wie ein Heizkörper). y Konvektion: Strömungen in Gasen und Flüssigkeiten führen zum Wärmeverlust durch Abtransport (Gasbläschen steigen im Wasser auf). Blockiert man diese drei Verlustwege erzeugt man Wärmeisolation. Wärmeleitung wird durch lufteinschließende, verästelte Materialien wie Daunen verringert. Luft ist ein schlechter Wärmeleiter. Wärmestrahlung kann verhindert werden, indem die Wärme zum Körper reflektiert wird. Man benutzt dazu Mikrofasern aus Kunststoff, sogenanntes Faservlies, in dem die Mikrofasern sehr dicht arrangiert sind. Je dicker und dichter ein Faservlies, desto weniger Wärme kommt durch.

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