bergundsteigen #110

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Trauma im alpinen Umfeld. Prävention, Krisenmanagement und Therapie Im Jahr 2018 kam es zu 861 Rettungseinsätzen durch die alpine Rettung Schweiz mit 1.117 Personen, denen erste Hilfe geleistet wurde. Nicht jede dieser Situationen stellt ein Trauma dar, welches geeignet ist, eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) oder andere psychische Symptome auszulösen. Dennoch zeigt eine Studie, welche die Häufigkeit von traumatischen Erlebnissen bei Bergführern untersuchte, ein deutlich erhöhtes Risiko, im Alpinismus ein Trauma zu erleben 1. Eine weitere Studie von britischen Bergführern, welche international agieren, zeigte eine erhöhte Häufigkeit von Symptomen einer PTBS mit 25 % 2. Auch gerade im Alpinraum häufige Gefahrensituationen wie Lawinenunfälle oder Abstürze zeigen eine hohe Rate an PTBS 3. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sowohl Freizeit-Alpinisten und Bergführer als auch Personal der alpinen Rettungsdienste ein erhöhtes Risiko haben, mit traumatisierenden Situationen konfrontiert zu sein. Daher scheint sowohl eine Vorbereitung auf belastende Ereignisse (im Sinne einer Primärprävention), eine kompetente Betreuung am Einsatzort durch Peer oder Care Teams (im Sinne einer Sekundärprävention) als auch der niedrigschwellige und entstigmatisierte Zugang zu psychotherapeutischer und psychiatrischer Behandlung (im Sinne einer Tertiärprävention) sinnvoll. Zusätzlich sollte die akute Belastungsreaktion als normale Reaktion auf ein Trauma (überwältigendes Ereignis) von der posttraumatischen Belastungsstörung, welche ein pathologisches Syndrom darstellt, abgegrenzt werden. von Christian Mikutta, Hans Kirschner und Frans van der Kallen

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