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Regionalität auf dem Teller
from Bergauf #3.2023
Seit 15 Jahren weist eine gefleckte Kuh Gästen den Weg zu Hütten, die besonderen Wert auf Regionalität legen. Andy Spivey, Hüttenwirt der E.-T.-Compton-Hütte, und Elli Zangerl von der Warnsdorfer Hütte berichten über Motivation und Herausforderungen.
von Carolin Scharfenstein
Nach einer kräftezehrenden Wanderung hat man sich bei Ankunft auf der Hütte Jause, Kaiserschmarrn, Knödel und Co wirklich verdient. Die Speisen schmecken besonders gut, wenn man weiß, dass regionale Produkte verarbeitet wurden.
Die Initiative „So schmecken die Berge“ hat sich diese Aufgabe zum Ziel gemacht. Mithilfe mehrerer Kriterien werden seit mittlerweile 15 Jahren Alpenvereinshütten in Deutschland, Österreich und Südtirol ausgezeichnet, die Regionalität in ihrem Getränke- und Speiseangebot verankern. Ziel ist es, Produkte aus einem Umkreis von maximal 50 Kilometern zu verwenden, ganz nach dem Motto: so lokal und regional wie möglich.
Die Gäste kommen zu uns auf die Hütte, um regionale, hausgemachte Produkte zu genießen und die Qualität zu schmecken.
Gleichzeitig wird durch die Initiative die heimische Berglandwirtschaft nachhaltig gefördert und durch kurze Transportwege ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Die Hüttengäste können im Gegenzug die Bergregion kulinarisch mit hoher Qualität der Produkte erleben. Das liegt auch Andy Spivey, Hüttenwirt der E.-T.-Compton-Hütte, am Herzen: „Die Gäste kommen zu uns auf die Hütte, um regionale, hausgemachte Produkte zu genießen und die Qualität zu schmecken. Wenn ich in Kärnten Urlaub mache, möchte ich einen Bergkäse und keinen Gouda aus Holland auf meinem Brot haben.“ Elli Zangerl von der Warnsdorfer Hütte kann das nur unterstreichen: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es den Gästen insbesondere wenn das Produkt beim Gericht im Vordergrund steht, wichtig ist, dass zum Beispiel der Käse aus dem Tal kommt. Oft bestellen sie das Gericht auch genau aus diesem Grund.“
Besonders Produkte wie das regional angebotene Zirbenbier auf der Warnsdorfer-Hütte oder die Kärntner Nudln vom Metzger aus dem Talort der E.-T.-Compton-Hütte begeistern die Gäste nachhaltig. Auch saisonale Speisen zur Schwammerl- oder Zirbenzeit locken hungrige Bergsteigende auf die Hütten. Andere Produkte wie frische Kuhmilch oder Modlbutter kennen und schmecken vielen Gästen nicht mehr und können sich daher nicht auf der Speisekarte durchsetzen. Der Versuch, frische Milch von der Nachbaralm anzubieten, ist auf der Warnsdorfer Hütte nicht gelungen. Auch verarbeitet, wie als Cappuccino, Frittaten oder als Buttermilch, kann die frische Milch von nebenan nicht überzeugen.
Eine weitere Herausforderung ist sicherlich auch der zusätzliche Zeitaufwand und die Logistik. „Anstatt in einen Supermarkt zu fahren und alles zu kaufen, muss ich zehn verschiedene Bauernhöfe und Selbstvermarkter abklappern, bis ich die Produkte beisammen habe, das kostet Zeit und Geld“, erklärt Andy. „Aber es ist auch schön, mit den Leuten vor Ort ein kleines Pläuschchen zu halten, am besten mit Kaffee und Kuchen“, fügt er schmunzelnd hinzu.
Die Initiative verbindet eben Berg und Tal und gerne wird dann die ein oder andere auf der Hütte probierte Köstlichkeit unten im Tal im Anschluss erworben. Der Bezug von regionalen Zutaten hat allerdings auch manchmal seine Grenzen. Im Vergleich zur urigen kleinen E.T.-Compton-Hütte mit 21 Schlafplätzen hat die Warnsdorfer Hütte als Stützpunkt für Ausbildungen und Weitwander*innen deutlich mehr hungrige Gäste zu verpflegen. „In der Hauptsaison benötigen wir rund 300 Eier wöchentlich, da ist ein Bezug fast nur über einen Händler möglich, aber auch hier achten wir auf Regionalität und entsprechende Gütesiegel“, erklärt Elli. Auch wenn die Initiative ihr Augenmerk auf Regionalität gelegt hat, werden auch Themen wie ökologischer Anbau und artgerechte Tierhaltung mitberücksichtigt. Jedes Konzept der teilnehmenden Hütte muss daher einzeln betrachtet und bewertet werden; wichtig ist hierbei Transparenz.
Die Individualität der Hütte und der Region zeigt sich schlussendlich auf der Speisekarte. Wie wäre es also mit einer kulinarischen Wanderung zu einer oder mehreren teilnehmenden Hütten?

Carolin Scharfenstein ist Mitarbeiterin der Abteilung Hütten und Wege des Österreichischen Alpenvereins und betreut die Initiative „So schmecken die Berge“.
Info: So schmecken die Berge
Derzeit kann man auf mehr als 100 Alpenvereinshütten den „Geschmack der Berge“ kosten. Die gefleckte Kuh im Hüttenfinder und an der Eingangstür der Hütte weist dir den Weg zu regionalen Schmankerln inmitten der Berglandschaft.
Zum Hüttenfinder: alpenverein.at/huetten/finder