Alpenpost 23 2016

Page 2

Schnee in Hülle und Fülle Aktuelle Reportage von Florian Seiberl Andere mögen ihr Wetterwissen aus den Hauptnachrichten haben, Horst Nöbl ist viel in der Natur unterwegs und hat zeitlebens die Zusammenhänge beobachtet, die zwischen dem Wetter und verschiedenen weiteren Naturerscheinungen bestehen. So gab es heuer dreimal so viel Waldhonig, dreimal so viele Eierschwammerl und dreimal so viele Disteln als im Vorjahr. “Trotz der ungünstigen Witterung während der Trachtzeit zählt das Jahr 2016 zu den besten Waldhonigjahren im Gebirge. Das Eierschwammerljahr war das beste in einem Zeitraum von ca. 20-30 Jahren. Das Pilzwachstum lag allerdings unter dem Durchschnitt. Das Pflanzenwachstum war ähnlich wie im Vorjahr außerordentlich stark, besonders auffallend war, dass die Disteln nicht nur große Höhen erreichten, sondern auch in wesentlich größerer Anzahl wuchsen. Die Natur sagt einen extrem schneereichen Winter voraus”, so Horst Nöbl. Der Rhythmus des Wetters Besonders interessant sind für den Wetterexperten die Rhythmen, denen das Wetter folgt. Abt Moritz Knauer hat im 17. Jahrhundert Wetteraufzeichnungen im Kloster Langheim (Bistum Bamberg) gemacht und einen siebenjährigen Rhythmus im Weltgeschehen festgestellt. Jedes dieser Jahre wurde einem "Planeten" zugeordnet (Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und Mond). Die Aufzeichnungen der Jahre 16521658 wurden später als "Hundertjähriger Kalender" herausgegeben, der sich alle sieben Jahre wiederholte. “Aus meinen Schneeaufzeichnungen seit 1971 in Saalfelden ergibt sich ein markanter sechsjähriger Rhythmus in den Schneehöhen. Es gibt im Zeitraum von je sechs Jahren zwei sehr schneereiche Winter, zwei schneearme Winter und dazwischen je einen Übergangswinter mit durchschnittlichen Schneehöhen. Der Unterschied zwischen schneereich und schneearm ist gravierend: das Verhältnis der Schneehöhen beträgt 3:1. Der Sechsjahresrhythmus ist 60 Jahre zurück bis zu den strengen Wintern 1956 und 1963 zu verfolgen (Bodensee zugefroren, Eisstau auf der Donau,..). Nur zwischen den schneereichen Wintern 1974-1975 und 1981-1982 liegen sieben Jahre. Dies lässt den Schluss zu, dass es vor 300 Jahren doch den siebenjährigen Rhythmus gegeben hat und dieser sich durch die Klimaänderung in der Zwischenzeit auf sechs Jahre verkürzt hat. Natürlich sind nicht die 2

Die letzten drei Winter haben uns ja in Sachen Schnee nicht gerade verwöhnt. Deshalb ist es umso interessanter, wie sich der kommende Winter zeigen wird. Da seriöse Langzeitprognosen höchstens bis zu einer Woche getätigt werden können, kann die Natur als große Lehrmeisterin zeigen, worauf sich die Menschen einstellen müssen. Hofrat DI Horst Nöbl aus Saalfelden am Steinernen Meer beschäftigt sich zeitlebens mit den Zeichen der Natur, aus denen er Prognosen für die Schneehöhe, die Temperaturen und außergewöhnliche Wettererscheinungen erstellen kann. Planeten für den Rhythmus verantwortlich, sondern die Meeresströmungen und Luftzirkulationen”, wie Horst Nöbl erklärt. Auf Basis dieser Erkenntnisse prognostiziert Horst Nöbl für 2016/17 sowie 2017/18 schneereiche Winter: Hohe Niederschläge bei normaler Wintertemperatur sorgen für viel Schnee in zwei aufeinanderfolgenden Wintern, wobei einer davon meist zum Katastrophenwinter mit Lawinen und hohem Schneedruck ausartet. Trotz Klimaänderung ist in diesen Jahren keine Abnahme der Schneemengen zu beobachten. Durch höhere Niederschläge nimmt der Regenanteil zu. Es findet ein häufiger Wechsel zwischen Kaltund Warmfronten aus Nordwest statt, dabei bringen Warmfronten den meisten Niederschlag an die Alpennordseite. Seltener, aber noch intensiver sind Adria-Tiefs, die auf der sogenannten Vb-Zugstraße nach Norden ziehen und warme Mittelmeerluft im großen Bogen an die Alpennordseite bringen. Die intensive Niederschlagszone breitet

sich von Osten her bis nach Salzburg aus. (Auch im Sommer ist diese Wetterlage für Hochwasserkatastrophen verantwortlich, wie 2002 und 2013).

Darauf sollen dann zwei schneearme Winter (2019/20 und 2020/21 folgen), davor und danach je ein Übergangsjahr.

Die Langzeitprognose im Detail November: Herbstlich kühl, oberhalb des Nebels noch gutes Wanderwetter bis ca. 20. November, danach Temperaturrückgang unter 0 Grad und Bildung der ersten Schneedecke. Dezember: Sehr winterlich, Mitte Dezember schon sehr kalt, kein Tauwetter, die Schneehöhen bewegen sich um die 30 cm, zu Weihnachten bei 40 cm. Jänner: Tiefwinterlich, die stärksten Schneefälle erfolgen Mitte des Monats, dabei wird es etwas wärmer, kurzfristig ist auch Regen möglich, Ende Jänner wieder sehr kalt. Die Schneehöhen bewegen sich zwischen 50 und 60 cm. Februar: Bis 20. des Monats noch kalt mit

zeitweiligen Schneefällen, danach Erwärmung und Tauwetter bei Sonnenschein. Die Schneehöhen erreichen im Februar zwischen 60 und 70 cm, kurzfristig gibt es eine Höchsthöhe von 100 cm (Anfang Februar). März: Frühlinghaftes Schönwetter, trotz Tauwetter hält die Schneedecke bis Ende des Monats, da die Nächte noch kalt sind. Die Schneehöhen liegen zwischen 60 und 30 cm, am Monatsende bei 0 cm. April: Anhaltende frühlingshafte Aufwärtsentwicklung ohne markante Kälteund Schlechtwetterrückschläge. Die Schneedecke in den Schiregionen der Mittelgebirge hält bis über Ostern hinaus.

Wird auf den Seen heuer ein Spiegeleis sein, werden die Schigebiete genug Schnee haben? Wenn es nach Horst Nöbl geht, steht uns heuer ein schneereicher und sehr kalter Winter bevor. Die Wintersportler wirds freuen. Allen Wetterinteressierten sei das Buch „Die Natur, das Wetter und ich“ von Horst Nöbl, erschienen im FST Verlag, ISBN: 978-3902839039 ans Herz gelegt.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Alpenpost 23 2016 by Alpenpost Redaktion - Issuu