Alnatura Magazin - Januar 2017

Page 24

A L N AT U R A E I N B L I C K E

Von Kopftüchern und Tattoos

Auf Diskriminierung, noch dazu in einer Alnatura Filiale, muss man deutlich antworten, meinen Joachim Schledt, Leiter Mitarbeiterservice und -entwicklung, und Didem Evisen, Filialleiterin in Viernheim, beide bei Alnatura.

R

edaktion: Frau Evisen, Herr Schledt, was ist der ­Anlass für dieses Gespräch? Joachim Schledt (JS): Kürzlich wurde eine unserer Mitarbeiterinnen von einem Kunden mit harschen Worten angesprochen, sie habe mit Kopftuch nichts in einer Alnatura Filiale zu suchen. Ich war erschüttert und zutiefst irritiert, so wie viele Kolleginnen und Kollegen auch. Alle, mit denen ich gesprochen habe, wollen so ein Verhalten nicht hinnehmen. Didem Evisen (DE): Ich weiß, wie es ist, mit diskriminierenden Äußerungen konfrontiert zu werden. Zum Glück ist mir das bei Alnatura nicht widerfahren, zumal ich unsere Kundinnen und Kunden als weltoffen erlebe. Umso mehr hat mich dieser Vorfall überrascht. Wenn der Vorfall in Ihrer Filiale geschehen wäre: Wie ­hätten Sie reagiert? DE: Ich hätte mich vor die Kollegin gestellt und den Kunden ruhig und sachlich in seine Schranken verwiesen, auch wenn ich innerlich gekocht hätte. Man darf in so einer Situation nicht persönlich werden. Ich kann sehr gut mit unterschied­ lichen Ansichten umgehen. Durch die eigene Brille betrachtet, meint ja auch jeder die richtige Meinung zu haben. JS: Ich stimme Ihnen zu. Doch es geht ja nicht um richtig oder falsch. Es geht darum, die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und dann seine Meinung äußern zu

24 Alnatura Magazin 01.2017

­ ürfen – innerhalb gewisser Grenzen. Immanuel Kant wird der d Satz zugeschrieben: »Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt.« Dieser Gedanke bringt es auf den Punkt. DE: Und die Grenze der Freiheit ist überschritten, wenn man jemanden auf der persönlichen Ebene mit Worten angreift, wie hier beim Kopftuch. Dann ist es als Führungskraft meine Pflicht, auch gegenüber einem Kunden deutlich zu werden. Eine klare Haltung zu haben, passt ja auch zum Alnatura Grundsatz der Kundenorientierung. Diesem Prinzip folge ich gern, weil es Freude macht, mit unseren Bio-Lebensmitteln ­zufriedene und oft auch begeisterte Kunden und somit Erfolg zu haben. Das heißt jedoch nicht, als Mitarbeiter seine Rechte aufgeben zu müssen. JS: Nicht alles hinnehmen zu müssen, sondern sich sachlich auseinanderzusetzen, ist auch ein Beitrag zur Alnatura Unternehmenskultur. Also nicht in Schwarz oder Weiß zu denken, sondern die bunte Vielfalt zuzulassen. Denn nur durch Vielfalt entwickeln wir uns.

»Wir wären für unsere Kunden nur ­bedingt glaubwürdig, würden wir ­einerseits Bio verkaufen, andererseits Vielfalt in unserem Unternehmen nicht aktiv leben.« Joachim Schledt


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.