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Kultur

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Hintergrund

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Gebt mir das Wort zum Überleben

Die Ukraine in literarischen Texten aus Vergangenheit und Gegenwart

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Die gemeinsame Identität, die die Kunst des Schreibens stiftet und sehr tief im kulturellen Nationalbewusstsein verankert ist, kann durch Bestrebungen der Politik, Grenzen zu ziehen und Ausgrenzungen zu schaffen, niemals weggewischt werden. Literatur hat hier seit jeher eine immense Bedeutung.

Der Schriftsteller, Germanist, Humanist und Intellektuelle Lew Kopelew, geboren 1912 im ukrainischen Kiew, arbei-

tete nach dem Ende seiner Schulzeit zuerst als Arbeiter in einer Fabrik. Danach studierte er Germanistik und wurde ein wahrer Kenner der deutschen Literatur. Freiwillig meldete er sich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges an die Front. Im Jahre 1945 wurde er jedoch unter Stalin zu zehn Jahren Straflager verurteilt. Vorwurf: Mitleid mit dem Feind. Nach seiner Freilassung verfasste er mutig immer wieder zahlreiche Bücher, die auch im Westen erschienen, wie „Aufbewahren für alle Zeiten“, „Verbietet die Verbote“ und „Tröste meine Trauer“. Nach seiner Ausbürgerung aus der Sowjetunion im Jahre 1981 veröffentlichte er gemeinsam mit seinem Freund Heinrich Böll das aufrüttelnde Werk „Warum haben wir aufeinander geschossen?“

Erschütternd aktuell ist ein Roman von Serhij Zhadan aus dem Jahre 2018: „Internat“. Das Buch handelt vom Widerstand gegen die russische Invasion in

der Ukraine. Der Krieg im Donbas und das Schicksal der Menschen, die dort leben und überleben, stehen im Zentrum dieses großartigen Romanes. Der 1974 in Starobilsk geborene Zhadan zieht hier alle Register und schafft eine beklemmende Melange aus Fiktion und Dokumentation. Die FAZ schreibt: „Wer verstehen will, was in der Ostukraine geschehen ist, muss die Bücher von Serhij Zhadar lesen“ und Katja Petrowskaja postuliert: „Auf diesen Roman haben wir Ukrainer gewartet.“ Wer etwas von der langen und traditionsreichen Geschichte der Ukraine erfahren will, dem sei das Buch „Blauwal der Erinnerung“ der ukrainischen Schriftstellerin Tanja Maljartschuk dringend ans Herz gelegt. Die Historie des Landes, der Kampf um Unabhängigkeit, die eigene ukrainische Sprache und die selbständige Kultur dieses prächtigen Landes sind das Herzstück dieses im Jahre 2019 erschienen Romanes. Die 1983 in Iwano-Frankiwsk geborene

Autorin erzählt die Geschichte des ukrainischen Volkshelden Wjatscheslaw Lypynskyj und verbindet dessen Unabhängigkeitskampf beeindruckend mit dem alltäglichen Überleben der IchErzählerin. Hierzu schrieb die Frankfurter Rundschau: „Die Tröstlichkeit an diesem Buch ist seine Untröstlichkeit“.

Wolfgang Waldenmaier

Lew Kopelew – Aufbewahren für alle Zeiten (1976), Hoffmann und Campe, Hamburg Serhij Zhadan – Internat (2018), Suhrkamp Verlag, Frankfurt Tanja Maljartschuk – Blauwal der Erinnerung (2019), Kiepenheuer & Witsch, Köln Brot, unser Grundnahrungsmittel, das täglich auf unserem Speiseplan steht. Und nicht nur bei uns, sondern fast überall auf der Welt. Weizen, eine Hauptzutat für dieses wichtige Lebensmittel.

Unser tägliches Brot gib uns heute…

Während wir uns überlegen können, womit wir das Brot belegen, ist es für die Ärmsten der Armen wichtig, sich überhaupt welches leisten zu können – auch wenn sie es trocken essen. Doch nun wird der Weizen knapp. Nicht unbedingt für uns in Deutschland. Wir bauen ausreichend Weizen für den Eigenbedarf an, wie zum Beispiel in unserer Region das Kraichgau-Korn, mit dem ansässige Bäcker ihr Brot backen. Aber für die Länder, die schon vor oder durch die Pandemie in schwere Hungersnöte gekommen sind, und nun durch die steigenden Getreidepreise in noch größere Not geraten.

Die Ukraine gehört zu den 10 größten Weizenexporteuren der Welt. Aber auch andere Getreide, wie Gerste oder Mais, werden angebaut und in viele Länder exportiert, u.a. Nordafrika oder den Nahen Osten.

Ukrainische Produkte ernähren Millionen von Menschen

Gesamte Exportmenge für das Jahr 2021

Doch durch den Krieg, sind die Häfen blockiert und das Getreide kann nicht verschifft werden. „Derzeit sitzen allein 4,5 Millionen Tonnen Getreide in ukrainischen Häfen und auf Schiffen fest und können nicht genutzt werden“ (Martin Frick, Direktor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in Deutschland, zur Deutschen Presse-Agentur). Natürlich wird auf Auswege über Land zurückgegriffen. Aber auch das gestaltet sich schwierig. Lange Warteschlangen an den Grenzen. Auch auf dem Schienenweg ist es problematisch, da es zu einem großen Rückstau von Waggons kommt. Der Weizen, der jetzt auf Halde liegt, ist die Ernte des letzten Jahres. Nun aber steht die Ernte des Winterweizens an. Und die nächste Problematik zeigt sich. Kommen die Bauern auf ihre teils verminten Felder? Können sie ernten? Wenn sie ihre Ware nicht verkaufen können, fehlt der Gewinn, um wieder neues Saatgut für die nächste Aussaat zu kaufen. Ohne Saatgut keine nächste Ernte.

Eine Abwärtsspirale, aus der es nur schwer ein Entrinnen zu geben scheint. All das treibt den Preis für Weizen und Getreide in die Höhe. Der Preis für Weizen ist in den letzten Monaten konstant gestiegen. Er liegt 56,2 Prozent über dem durchschnittlichen Preis vom Mai 2021 (Stand Juni 2022). Dies wird noch verstärkt durch weitere Spekulationen mit den Lebensmittelpreisen.

„Investoren verdienen kräftig, während sich Familien von Nigeria bis zum Libanon kein Brot mehr leisten können. Denn Finanzjongleure nutzen den Ukraine-Krieg schamlos aus: Sie spekulieren mit Weizen, Mais und Reis und treiben damit die Preise weiter nach oben.“

(Quelle: foodwatch, die Essensretter, www.foodwatch.org)

Meine gewählte Überschrift stammt aus dem Vater Unser, dem Gebet, welches Jesus seine Jünger gelehrt hat. Wenden wir uns doch mit dem Gefühl der Hilfslosigkeit bei so viel Leid im Gebet an Gott und bitten, dass dieser unnötige Krieg ein Ende nimmt. Auf dass die Bitte – unser tägliches Brot gib uns heute – für alle Menschen als ein Grundrecht erfüllt wird.

Bianka Zielke

Quellen: Knappes Getreide: EU kann Exportausfälle der Ukraine ausgleichen | Greenpeace UN-Bericht: Getreidepreise auf Weltmarkt im Mai gestiegen | proplanta.de Ukraine: Millionen Tonnen Getreide blockiert – und die Welt hungert | agrarheute.com Wie groß ist der Ernteausfall in der Ukraine wirklich? –Die Fakten | agrarheute.com Weizen aus der Ukraine: Wie schlimm ist die Lebensmittelkrise? (nzz.ch)

Eine UN-Kommission legt erste Erkenntnisse zu russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine vor. Auch andere Institutionen untersuchen die Gewalt vor Ort.

Gewalt in der Ukraine

Verschleppungen, Hinrichtungen, Flächenbombardements: Das ganze Ausmaß der möglichen russischen Kriegsverbrechen gegen Zivilisten in der Ukraine wird immer deutlicher.

Eine UN-Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des norwegischen Richters Erik Møse berichtete am 15. Juni 2022 in Kiew von ihren ersten Ermittlungen in mehreren Orten der Ukraine – die Zeugenaussagen und andere Dokumente über die Grausamkeiten könnten in Kriegsverbrecherprozessen gegen russische Soldaten Verwendung finden.

Allerdings droht bei der weiteren juristischen Aufarbeitung der Gewalttaten ein Wirrwarr. Denn neben der MøseKommission suchen und sammeln andere internationale und nationale Kommissionen sowie die ukrainischen Strafverfolgungsbehörden Indizien und Beweise für Verbrechen. Kommt es zu Rivalitäten unter den Ermittlern? „Es besteht das Risiko einer Überlappung“, musste Møse eingestehen. Von unterschiedlichen Ermittlungsergebnissen der angetretenen Kommissionen könnten letztendlich die russischen Täter profitieren. Russlands Regierung und Armee streiten ohnehin die Verantwortung für Verbrechen kategorisch ab. Der erste russische Soldat wurde im Mai wegen der Erschießung eines Zivilisten zu lebenslanger Haft verurteilt.

Die „Unabhängige internationale UNUntersuchungskommission zur Ukraine“ unter Møse arbeitet im Auftrag des UN-Menschenrechtsrates, sie soll noch zu weiteren Erkundungsmissionen in der Ukraine aufbrechen.

Im nächsten Jahr wollen die Ermittler einen Abschlussbericht vorlegen. Daneben sammelt eine UN-Beobachtermission seit 2014 Beweise für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Ukraine. Zudem begaben sich bereits Ermittler des Internationalen Strafgerichtshofs in das osteuropäische Land und Länder wie die USA starteten eigene Untersuchungen.

Die Ausführungen des UN-Ermittlers Møse und seiner Kollegen bestätigen die Gewissheit, dass die Truppen des russischen Präsidenten Wladimir Putin einen unvorstellbar grausamen Krieg gegen die Zivilbevölkerung führen. „In Butscha und Irpin erhielt die Kommission Informationen über die willkürliche Tötung von Zivilisten, die Zerstörung und Plünderung von Eigentum sowie über Angriffe auf zivile Infrastruktur, einschließlich Schulen”, erklärte der Kommissionsvorsitzende Erik Møse. „In den Regionen Charkiw und Sumy dokumentierte die Kommission die Zerstörung großer städtischer Gebiete.” Mutmaßlich legten die Russen die Gebiete durch Luftschläge, Raketen und Artillerie in Schutt und Asche.

Zudem hörten die Kommissionsmitglieder „schmerzhafte Erlebnisberichte“ über das Einsperren, die Misshandlung und das Verschwindenlassen von Zivilisten, Vergewaltigungen und andere Formen des sexuellen Missbrauchs. Die Ermittlerin Jasminka Džumhur äußerte sich besonders besorgt über das Schicksal vieler Kinder: Der Krieg reißt Familien auseinander, Mädchen und Jungen werden offensichtlich nach Russland verschleppt.

Wie viele Kinder Opfer dieser Entführungen geworden sind, steht nach den ersten Ermittlungen noch nicht fest. Putin ließ seine Truppen am 24. Februar in die Ukraine einmarschieren, Zehntausende Menschen wurden verletzt und getötet. Millionen Kinder, Frauen und Männer sind auf der Flucht.

Jan Dirk Herbermann

Quelle: Handelsblatt Vielen ist es unbequem und lästig, aber leider ist es eine bittere Erkenntnis –die Corona-Infektionen steigen trotz deutlich geringerer Testungen wieder rasant an.

Ist Corona denn schon vorbei?

Wenn ich derzeit durch die Betriebe gehe oder beim Einkaufen bin, stelle ich mir oft die Frage, ob Corona schon Vergangenheit ist.

Viele Menschen tragen keine Maske, viele tragen sie nur am Kinn oder unter der Nase und das trotz vieler Menschen, die eng beieinanderstehen. Und sie gehen wieder in großer Zahl auf Veranstaltungen, bei denen viele Menschen dicht an dicht stehen.

Dann schaue ich mir die Statistiken an und sehe, dass die Inzidenz an Corona infizierten und damit auch ansteckenden Menschen etwa 40-mal so hoch ist wie im letzten Sommer. Und das, obwohl viele Menschen sich bei Erkältungssymptomen gar nicht mehr testen lassen. Und ich sehe, dass etwa doppelt so viele Menschen auf den Intensivstationen liegen wie vor einem Jahr. Gleichzeitig sind die Corona bedingten Fehlzeiten höher als im letzten Jahr und in vielen Krankenhäusern müssen schon wieder Operationen abgesagt werden, weil aus Personalmangel Stationen geschlossen werden. Woran liegt diese Entwicklung der Infektionszahlen?

Zum einen ist die derzeitige Corona Variante Omikron ansteckender als die bisherigen Varianten und andererseits bildet sich durch Impfungen und/ oder stattgefundene Infektionen keine vollständige Immunität, so dass die Erkrankungen bei vielen Menschen zwar harmloser verlaufen, aber sie sich dennoch infizieren können und dann auch für andere Menschen ansteckend sind.

Müssen wir uns deshalb zu Hause einschließen?

Nein, das sicherlich nicht. Aber an einen Schutz vor Ansteckungen sollten die Menschen dennoch denken. Eine gutsitzende FFP2-Maske, korrekt über Mund und Nase getragen, mit an das Gesicht angepassten Nasenbügel schützt die Maskenträger und die anderen Menschen zu über 90%. Wenn alle anwesenden Menschen eine FFP2Maske tragen, ist der Schutz vor Ansteckung noch größer.

Da die Ansteckungsgefahr in Innenräumen besonders groß ist, sollte hier auch besonders auf das Tragen von Masken geachtet werden. Auch bei schlecht belüfteten Räumen, wie zum Beispiel Aufzügen, sollten Masken auch getragen werden, wenn diese allein benutzt werden, oder bei Freiluftveranstaltungen, auf denen die Menschen ohne Abstand zueinanderstehen.

Bleiben Sie gesund, aber tun Sie auch etwas dafür.

Dr. Tilman Günther Betriebsarzt in den Einrichtungen der MHT Gruppe

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