Bastian Conrad: Christopher Marlowe. Der wahre Shakespeare

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Wundersames bewirkt haben (»who alone effect such wonders could«), das heißt, den außergewöhnlichen Shake-speare in seinem Leben solle man betrachten, [nicht aber den auf dem Bilde] (»Say, Rare Shake-speare to the life thou dost behold«). Zu b) Er, der Ruhmreiche (»Great heir of fame«), was brauche er solch eine dumme Bezeugung seines [wahren] Namens (»What needst Thou such dull witnesse of the Name?«). Wer sich hier nicht eines Identitätsproblems bewusst ist, für den kann weder die Frage um des Dichters Namen noch die logische Sinnhaftigkeit dieser Aussagen verständlich werden. Zu c) Auch in dem 77-zeiligen Gedicht wird eine Unterscheidung zwischen einem verstorbenen ungehobelten »Hirnlosen« (Churl, without braine [Shakspere]) und einem lebenden Dichter (Royal Ghost [Shakespeare]) deutlich. Man solle die eisernen Verliese von Tod und Vergessen öffnen (Blow open the iron gates of death and Lethe), wo (verwirrend!) [nur] ein Haufen verfallener Sterblichkeit [Shakspere] liege (where (confused) lye great heapes of ruinous mortality). In diesem tiefen, düsteren Verlies einen königlichen Geist [Shakespeare] von einem Grobian (Churles) [Shakspere] zu unterscheiden (In that deepe duskie dungeon to discerne; A royall Ghost from Churles) [ließe sich] mittels der Kunst in Erfahrung bringen, wie das Gesicht an seinem Schatten (By arte to learne the physiognomie of shades) plötzlich erkennbar werde (and give them suddaine birth).

Edward Blount Edward Blount gehörte zu Beginn des 17. Jahrhunderts zu den »Büchermachern« im gehobenen Bereich der englischen Belletristik und Literatur. Er war (ähnlich noch William Ponsonby oder ggf. Nicholas Lynge oder Cuthbert Burby) ein Verleger, an den sich ein herausgehobener Dichter und Literat zur Veröffentlichung seines Werkes gewandt hätte. Die Liste seiner gedruckten Autoren zeugt für sein damaliges Ansehen und schließt Persönlichkeiten ein wie Sir William Alexander, William Camden, Sir W. Cornwallis, Samuel Daniel, John Earle, John Florio, Ben Jonson, John Lyly, Christopher Marlowe, Sylvester, Cervantes (Übersetzer Thomas Shelton alias Shakespeare/ Marlowe, s. S. 630 ff.). Edward Blount war im Jahre 1623 einer der hauptverantwortlichen Herausgeber des shakespeareschen Gesamtwerks. 94


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