Gabriele Rüth: Entlang der Loisach

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Landpartien

Bayerische

Dieser Band wird herausgegeben von Flößerstraße e. V. Der gemeinnützige Verein mit Sitz in der Internationalen Flößerstadt Wolfratshausen hat es sich ehrenamtlich zur Aufgabe gemacht, die jahrhundertelang wichtige Geschichte der Flößerei in Bayern zu erforschen und vor der Vergessenheit zu bewahren. Seit seiner Gründung im Jahr 2009 hat der Verein bereits einiges veröffentlicht sowie Veranstaltungen und Aktionen durchgeführt. Mehr Informationen finden Sie unter www.floesserstrasse.eu Unter www.floesserstrasse.eu/downloads können Sie Radkarten zu den vorgestellten Routen kostenlos herunterladen. Passwort: loisach2013 Auf diesen Detailkarten sind die Touren als Tracks dargestellt, die als GPX-Datei heruntergeladen und auf ein GPS-Gerät übertragen werden können.

Enstanden mit freundlicher Unterstützung von


Gabriele Rüth

Entlang der Loisach Von Biberwier bis Wolfratshausen − Ausflüge auf den Spuren der Flößer


Weitere Informationen über den Verlag und sein Programm unter: www.allitera.de

Juli 2013 Allitera Verlag Ein Verlag der Buch&media GmbH, München © 2013 Buch&media GmbH Redaktion: Heidi Keller, München Layout: Kay Fretwurst, Freienbrink Umschlaggestaltung: Kay Fretwurst, Freienbrink, unter Verwendung eines Bildes von Christian Allinger, Oberau Bild Cover Rückseite: Andreas Behnke Gestaltung Landkarten Cover Innenseite: Werner Grimmeiß Printed in Europe · isbn 978-3-86906-504-5


Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Vom schwimmenden Baumstamm zum Transportmittel . . . . . . . . . . 9 Die Loisach gestern und heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Der Ursprung: Tirol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Biberwier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Lermoos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Ehrwald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Das »Goldene Landl«: Landkreis Garmisch-Partenkirchen . . . . . . . . . 25 Das Werdenfelser Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Griesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Grainau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Garmisch-Partenkirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Farchant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Oberau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Eschenlohe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Ohlstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Großweil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Der Triftkanal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Kleinweil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Murnau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Oberbayern pur: Das Tölzer Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Schlehdorf: Ort und Kloster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Kochel am See . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Benediktbeuern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Bichl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Bad Heilbrunn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 Zwischen Lech und Loisach: Der »Pfaffenwinkel« . . . . . . . . . . . . . . . 85 Sindelsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 Penzberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Zurück ins Tölzer Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Beuerberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Loisach-Isar-Kanal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Eurasburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Exkurs: Allmannshausen im Landkreis Starnberg . . . . . . . . . . . . . . . 100 Gelting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Wolfratshausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Niedergang und Ende der Flößerei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Fößer-Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128


Das Volkslied »‘s Loisachtal« ‘s gibt nur a Loisachtal alloa, a Zugspitz und an Waxnstoa. Do dearfst de ganze Welt ausgeh, du findst‘ as nirgends mehr so schee. Jodler

Fahrn ma auf Minga mit an Floß, des geht vui schneller, ois mit‘m Roß. Und beim Steirer-Wirt, do kehrn ma ei, do gibt‘s a Bier und aa an guatn Wein. Jodler

Wenn ’s dir im Loisachtal net gfoit, mei Liaber, nacha druckst‘ di boid. Gfoit ’s dir, dann gib bei Handschlag ei, sollst aa a Loisachtaler sei. Jodler

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Vorwort Die idyllische Loisach verknüpft alle an ihr liegenden Orte wie Perlen an einer Schnur. Und dieses Buch, das übrigens bequem in die Radltasche passt, erzählt Geschichten und Geschichtliches über sie und ihre Verbindung zur Flößerei. Erkunden Sie per Rad den Lauf der Loisach, ihre Entwicklung und Glanzpunkte ihrer natürlichen Umgebung in einer spannenden Wegführung, die dann als i-Tüpfelchen noch Relikte aus den großen Zeiten der Flößerei einbezieht. Wir haben für Sie die schönsten Sehenswürdigkeiten und Freizeitstationen zusammengetragen, damit Sie jeden Ihrer Ausflüge noch zusätzlich bereichern können.

Dazu finden Sie nützliche Hinweise entlang der Route. Früher mit dem Floß – heute mit dem Rad: Wir haben diese Flößerorte mit einer Radwanderroute in drei Abschnitten verbunden, der Allgemeine Deutsche FahrradClub e. V. (ADFC) hat ehrenamtlich den von ihm ausgearbeiteten Loisach-Radweg beigesteuert und nach unseren Angaben noch ausgebaut. Sie können damit sowohl mehrtägige Radwanderungen als auch Tagesausflüge unternehmen. Mit einem Klick unter www.floesserstrasse.eu / downloads erhalten Sie kostenlos die dazugehörigen Detail- und Übersichtskarten sowie Routenabschnitte, zusammen mit

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GPS-Track und wichtigen Zusatzinformationen. Unser Tipp: einfach im für Ihre Radltasche richtigen Format ausdrucken! Das Passwort dazu befindet sich auf S. 2. Wir schicken Ihnen die Unterlagen auch gerne gegen eine geringe Gebühr zu. Fast zwei Jahre Arbeit stecken in diesem Buch; es ist uns gelungen, neben eigenen Recherchen auch zahlreiche gegenwärtige und historische Quellen fach- und sachkundiger Autoren heranzuziehen. Bei der Fülle des gesichteten und verwendeten Materials war es nicht immer möglich, eindeutig

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Ursprung und Urheber zu ermitteln. Es ist nicht unsere Absicht, fremde Urheberrechte zu verletzen oder uns am geistigen Eigentum anderer zu bereichern. Dieses Buch ist eine rein gemeinnützige Initiative des Vereins Flößerstraße, der keinerlei kommerzielles Interesse verfolgt. Der Verein Flößerstraße sagt allen Mitwirkenden und Unterstützern ganz herzlichen Dank. Gabriele Rüth 1. Vorsitzende Verein Flößerstraße e. V.


Einleitung Vom schwimmenden Baumstamm zum Transportmittel Das Floß – früher sagte man übrigens der Floß – ist eines der ältesten Transportmittel, wenn nicht das älteste überhaupt. Denn die Menschen bemerkten schnell, wie entwurzelte Bäume im Wasser schwimmen und in der Strömung vorwärtstreiben. Bald entstanden die ersten einfachen Flöße, verbunden mit der Flößerei, die Transportund Handelsgewerbe in einem war. In fast allen Gebieten, in denen die Flößerei betrieben wurde, förderte sie auch anderes Gewerbe. Die Flößerei machte es heimischen Betrieben möglich, Absatzmärkte zu beliefern, die sie ohne Flößerei kaum erreicht hätten. Denn die Wege und Straßen an Land waren schlecht und gefährlich. Auf der Loisach wurden vor allem regionale Produkte transportiert, wie Holz, Kalk, Gips, Kreide, Wetzsteine, Fische und Kohle, sogar lebende Tiere und Schlachtvieh. Ziele waren unter anderem die Orte entlang von Loisach, Isar, Donau und am Schwarzen Meer. Um 1440 wurden in Wolfratshausen täglich bereits zehn Flöße gezählt; den Höhepunkt erreichte das

Handwerk 1864 mit 5840 Flößen im Jahr, also 16 am Tag. Nicht überall war Flößerei möglich, zum Beispiel bei Niedrigwasser oder engen Gebirgsschluchten (Klammen). Dann trieb das Holz als Trift lose auf dem Wasser. Andernorts wurde das Wasser so lange aufgestaut, bis sich genügend Wasser ergab, dass mit dem Schwall ein Floß fahren konnte. Wenig bekannt ist, dass auch auf den Seen geflößt wurde, dann allerdings wurde gestakt, gerudert, ja sogar gesegelt. Die Warenflößerei ist Geschichte, nur wenige sichtbare Zeugnisse dieses Handwerks sind erhalten geblieben. Aber sie lebt weiter in überlieferten Bräuchen und Traditionen, Erzählungen, Dokumentationen und Büchern – wie diesem hier. Heute sind Floßfahrten als touristische Attraktion bekannt und beliebt, wie in Wolfratshausen, in anderen Regionen Bayerns und Bundesländern oder auch international. Die Deutsche und die Internationale Flößervereinigung veranstalten regelmäßig gut besuchte Flößertage in ihren Mitgliedsorten und sorgen ebenfalls dafür, dass ein Stück wichtiger Kulturgeschichte nicht vergessen wird.

9 Wappen der Münchner Flößerzunft.


indogermanischen

»Leubh«

ab,

Die Loisach gestern und heute das »lieb« bedeutet, oder übersetDer Name der Loisach im Lauf der Zeit Schon die Kelten haben der Loisach einen Namen gegeben. Sie nannten sie »lawo« und »iskā«, was beides einfach nur »Wasser« bedeutet. Das Wort veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte in »Liudasa« (1003), »Liubis-aha« (1079 / 1150), »Livsach« (1291) »Lipbsach« / »Livbsach« (1310), »Lewsach« (1348). Andere leiten ihren Namen vom

zen »Liubis-aha« mit »unheimliches Gewässer«. Im Volksmund heißt sie heute nur kurz und knapp »Loisa« oder »Luisa«.

Von der Eiszeit bis heute Die Ur-Loisach mündete einst bei Großweil in einen nacheiszeitlichen großen See, der vom Walchensee bis Schäftlarn reichte. Nach seiner Verlandung versperrte ihr der Murnauer Höhenzug den direkten Lauf weiter ins Vorland. Sie bog daraufhin ostwärts um,

Der Einfluss der Loisach (links im Bild) in den Kochelsee von oben (fotografiert vom Gratweg zwischen Herzogstand und Heimgarten).

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blockierte aber im Lauf der Zeit mit dem eigenen Geschiebe die natürliche Fließrichtung. Deshalb drehte sie zurück nach Süden und floss von nun an bei Schlehdorf in den Kochelsee hinein, um bei Kochel wieder auszutreten. Der Einfluss in den Kochelsee geschah erst in den Jahren nach 1529. Bis 1600 versuchten die Benediktbeurer Mönche, die Loisach in ihr altes Flussbett zurückzuführen. Dies missglückte, wie bei Klosterarchivar Karl Meichelbeck (1669– 1734) zu lesen ist: »Es haben zwar vor Zeiten Abtens Johann Benedict

(1570−1604) die Drey kochelseeische Grundherrschaften, nemlich, Freysing, Bendictbeyrn und Schlechdorff, die Loysach aus dem See wieder abzutreiben ein concept gehabt (…), allein ist es (aus dieser Absicht), wais nit aus was ursach, ganz nit worden.« Der Grund für die Bestrebungen der Klosterbrüder: Der Bestand an Forellen, eine ihrer Leibspeisen, war zurückgegangen. Denn die Fische konnten sich durch die Wassertrübung nicht mehr so gut ernähren und fortpflanzen. Quelle: Karl Wolf, Jahrbuch 2011, Historischer Verein Murnau

Von der Quelle bis zur Mündung Die etwa 114 Kilometer lange Loisach entspringt im Außerfern im österreichischen Tirol zwischen Lechtaler Alpen und Wettersteingebirge, nördlich des Fernpasses. Auf deutscher Seite passiert sie in Bayern die Landkreise Garmisch-Partenkirchen (Werdenfelser Land), Weilheim-Schongau und Bad TölzWolfratshausen (Tölzer Land). Dank ihrer guten Wasserqualität eignet sie sich zum Baden sowie zum Fliegenfischen, denn sie ist mitunter fischreich. Überwiegend findet man Bachforellen, Äschen, Huchen und Barben. Ab Ehrwald bis Eschenlohe ist sie eine der beliebtesten Wildwasserstrecken für Rafting Deutschlands, danach wird sie zum ruhigen Wanderfluss. Die Loisach hat mehrere Quellen. Ursache war ein gewaltiger Felssturz vor 4000 Jahren nördlich von Biberwier in einem Hochtal, bei dem der Fernpass entstand und sich das Wasser neue Wege suchen musste. Die Quellen befinden sich auf zirka 1658 Metern in Biberwier in der Gegend von Blind-, Mitter11


Wildwasserkanu auf der Loisach.

und Weißensee in der »Schwarzen Lake«. Das Wasser sammelt sich in einer ehemaligen Sumpflandschaft, dem Lermooser Moos, und saust dann als tosender Gebirgsbach im tiefen Taleinschnitt dahin. Von dort durchquert ihr Wasser nordwärts das Ehrwalder Becken. Hier ist sie ein mittelschweres Wildwasser. Dann gelangt sie etwas weiter westlich, zur österreichisch-deutschen Grenze. Sie fließt weiter in Richtung Nordosten nach Griesen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Zwischen Griesen und Garmisch-Partenkirchen rauscht sie auf den letzten Kilometern vor Garmisch-Partenkirchen durch die Griesenschlucht. Die Loisach strömt vorbei an Grainau und durch Garmisch-Partenkirchen. Danach verläuft sie zwischen den Ammergauer Alpen im Westen und dem Estergebirge im Osten weiter nach Norden über Farchant, Oberau und Eschenlohe und tritt durch eine schmale Enge bei Eschenlohe in die bayerische Hochebene ein. Vorbei an Ohlstadt schlängelt sich der Flusslauf durch Murnaus Ortsteil Hechenberg und das Murnauer Moos. Bei Großweil dann knickt sie nach 12

Südosten ab (siehe »Von der Eiszeit bis heute«, S. 10) und mündet bei Schlehdorf – nun im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, dem »Tölzer Land« – in den Kochelsee. Ab Kochel führt die Loisach zusätzlich das in den Walchensee abgeleitete Wasser von Isar und Rißbach aus dem Walchenseekraftwerk. Wenn der Fluss den Kochelsee verlässt, durchfließt er anschließend flache Moorlandschaften und schlängelt sich gemächlich an Benediktbeuern und Bichl vorbei. Die prächtige Landschaft zwischen Kochelsee und Beurer Moos wird auch als das eigentliche »Loisachtal« bezeichnet. Kurz berührt die Loisach jetzt den


Landkreis Weilheim-Schongau, denn sie bewegt sich nahe an Sindelsdorf und Penzberg vorbei, wobei sie in Schleifen Penzbergs Ortsteile Schönmühl und Maxkron sowie Bad Heilbrunns Ortsteil Achmühl umfließt. Bei Beuerberg kehrt sie wieder ins Tölzer Land zurück. Ab hier begleitet sie der 10,5 Kilometer lange LoisachIsar-Kanal. Die Loisach dagegen zieht ihre Bahn in anmutigen Schleifen vorbei an Eurasburg, Achmühle und Gelting. Auf Höhe Gelting teilt sie sich zu einer Insel. In Wolfratshausen angekommen, fließt sie mitten durch die historische Altstadt. Die Loisach endet

etwa 3,5 Kilometer nördlich von Wolfratshausen mit ihrer Mündung in die Isar beim »Isarspitz« in der Pupplinger Au. Quelle: J. Goldner, W. Bahnmüller: Die Loisach, Pannonia Verlag (1985)

Die Loisachkorrektion 1901 bis 1904 Zur Sicherung der Straße nach Schlehdorf / Murnau und zur Kultivierung des Kochelseemoors wurde die Loisach Anfang des 20. Jahrhunderts in ihrem Lauf auf über zwölf Kilometern Länge korrigiert. Die Flussregulierung war auch für

Die prächtige Landschaft des Loisachtals mit Zugspitze und Kramer.

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die Floßfahrt von Bedeutung, denn für sie wurden hier Sandbänke und Inseln beseitigt. Zur Förderung der Flößerei hatte man bei Großweil eine Floßschleuse (jetzt abgebrochen) errichtet. Die Korrektion begann unweit Großweils, ging weiter beim Abfluss aus dem Kochelsee, durchzog den (heute verlandeten) Rohrsee und das Moorgebiet bei Brunnenbach, um dann, die Schleifen abschneidend, bis nahe Penzberg zu führen. Der Triftkanal von Großweil nach Benediktbeuern wurde ausgebaggert, ebenso die Loisach, um ihre Fließgeschwindigkeit zu erhöhen und den Wasserstand gleichmäßiger zu gestalten.

Renaturierung und Hochwasserschutz Um Orte vor Hochwasser zu schützen, werden Ufersicherungen gebaut, der Wasserlauf wird ausgebaut und tiefergelegt. Nur: Durch diese Maßnahmen verliert das Gewässer meist sein natürliches Gesicht. Nicht so bei der Loisach: Bei den Hochwasserschutzbauten in Garmisch, Oberau, Eschenlohe, Ohlstadt, Großweil und Schlehdorf erhielt der Fluss gleichzeitig ein neues, naturnäheres Erscheinungsbild. Nahezu unverbaut darf der Fluss nun auf 40 Kilometern zum Kochelsee fließen. In Garmisch-Partenkirchen wurde von 1992 bis 1997 mit der Verbesserung des Hochwasserschutzes gleichzeitig das Flussbett aufgeweitet und unregelmäßig gestaltet, Steininseln und Strömungssteine gesetzt. Selbstständig schüttete der Fluss Kiesbänke auf, die sich immer 14

wieder verändern. Die Loisach erhält dadurch mehr Eigendynamik sowie verbesserte Wasserqualität, denn die naturnahe Gestaltung fördert ihre Selbstreinigung. In Oberau renaturierte man nach dem Pfingsthochwasser 1999 zum Hochwasserschutz ab 2007 unter anderem einen verlandeten Loisachaltarm. In Eschenlohe gab es nach dem Hochwasser von 2005 umfangreiche Baumaßnahmen, darunter 2006 eine neue Brücke, welche die Loisach ohne stauende Mittelpfeiler überspannt. In Ohlstadt wird künftig das Wasser aus dem Dorfbach in einem Bogen um den Ortskern herumgeleitet. Bei Großweil schlängelt sich die renaturierte Loisach nun wieder wie vor über 100 Jahren durch das Kochelseemoor. Hier wurde der Uferstreifen von 1999 bis 2001 auf fünf Kilometern wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. Das Triftwehr, das dort davor die Loisach für die Flößerei und zur Energiegewinnung durchtrennte, wurde zurückgebaut. Der Schlehdorfer Ortsteil Unterau erhielt nach dem August-Hochwasser 2005 einen erhöhten Deich; bei Überflutung wird das Hochwasser ins Loisach-Kochelsee-Moor abgeleitet. Für Wolfratshausen wurde 1921 bis 1924 der Loisach-Isar-Kanal gebaut, um an der Stadt die zusätzlichen Wassermassen vorbeizuleiten, die von Isar und Zuflüssen seit dem Bau des Walchensee-Kraftwerks im Kochelsee und somit in der Loisach einflossen. Ferner wurde die Loisach im Ort begradigt, das Kastenmühlwehr umgebaut, eine Wehrklappe als Überlauf eingebaut, der Floßkanal zugeschüttet und die Floßrutsche beseitigt. Quelle: Wasserwirtschaftsamt Weilheim


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