Katalog 2016 / 2017

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CHANNELING THROUGH COLOR Alicia Henry

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Die meist großformatigen, expressiven Werke will man anfassen, in sie hinein gehen, durch sie hindurch greifen, so präsent stehen die Farbflächen und Linien vor der Leinwand und das Bild als Gesamtes im Raum. Der Standpunkt im Raum ist dabei entscheidend für die Wahrnehmung. Das Werk fordert sowohl Nähe als auch Distanz und vor allem Zeit für einen umfassenden Eindruck. Abstrakte Malerei ist ein psychologischer Spiegel. In der Abstraktion sind wir mehr als sonst auf unsere eigene Wahrheit zurück geworfen. Das muss man aushalten können. Auf einer Metaebene geht es um so viel mehr als nur Komposition von Farbe. Letztlich steht der Betrachter am Ende sich selbst gegenüber bei der Frage nach dem „wer bin ich; was sehe ich; was ertrage ich“. Malerei ist wahr. Und Wahrheit ist Malerei. Das heißt: Umgekehrt schafft Malerei einen Wahrhaftigkeitsgehalt, der in unserer Gesellschaft mittlerweile so schwer zu verorten ist. In Zeiten von Social Media und digitaler Transformation auf allen Ebenen kann jeder alles kopieren, neu für sich verwerten, als Eigentum oder Erfahrung nach außen transportieren. Malerei als greifbarer Gedanke ist diesbezüglich faszinierend echt und steht im rudimentären Widerspruch zu unserem digitalen Leben. In meinen Arbeiten sind die Grenzen zwischen Konzept und Emotion fließend. Ich schaffe dynamische, anziehende Farbpräsenzen, frei von erzählerischen Erinnerungen und der Illusion des Motivischen. Im Mittelpunkt stehen immer die Farbe als Selbstausdruck und die Materialität als Teil und manchmal gleichzeitig auch als Widerspruch zum Farbspektrum. Es geht mir um den Raum im Bildraum. Das Zwischen und Dahinter durch Farbe, das Vor und Selbst des Untergrunds und Auftrags als Farbe. Mich interessiert das Ureigene am Bild selbst mit allen seinen körperlichen Eigenschaften. Weil es echt ist, weil es roh ist, weil es Gedanke oder Emotion oder beides ist. Mich fasziniert seine Wiederwirkbarkeit auf Komponist und Betrachter. Das Spiel mit der Körperlichkeit des Bildes, mit dem Duktus der Medien, die der Malerei dienen, bis hin zur Auflösung der Grenzen im Auge. Deshalb ist das Material für mich ganz entscheidend. Ich arbeite mit glatten und rauhen Oberflächen, oft naturbelassen oder nur in Teilen vorbehandelt. Teilweise entsteht das Gesamtbild erst im Auge, obwohl es auf zwei verschiedenen Flächen bearbeitet ist. Beispiele hierfür sind meine Hinterglas- und Holzarbeiten. Dass die Materialität sich im Lauf der Zeit verändert, gehört für mich zum Werkscharakter dazu. Die langsame Vergänglichkeit des Bildes ist Teil seines Lebens. Für den Moment habe ich mich von allen Erzählungen befreit. Einzig der Strich als Ausdrucksmittel erinnert noch an zeichnerisch-narrative Ursprünge. Er ist für mich Mittel, um Dynamik und Lebendigkeit zu transportieren. Jede Linie, jedes Farbfeld, jede Lücke hat ihren Zweck im Gesamten. Im malerischen Prozess bedeutet das Selbstanalyse und Offenheit für überraschende, zuweilen schwierige Lösungen. Meine Bilder wollen leben. Die Farben dürfen am Ende im Raum stehen. Das tun sie. Nicht unbedingt in der Abbildung. In der Realität. Denn das ist für mich das zentrale Moment der Malerei.


„Alicia Henry ist ein Freigeist und eine sozialpolitische Denkerin. Wenn sie könnte, würde sie die ganze Welt umwandeln mit ihrer Malerei. In ihren Farben und dem Farbauftrag spiegeln sich Kraft und Zartheit zugleich, sie verwendet gerne flüssige Farbe, trägt sie lasierend auf und wünscht sich dass ihre Bilder Leichtigkeit vermitteln. Sie steht dabei den amerikanischen Expressionistinnen wie Helen Frankenthaler und Joan Mitchell nahe. Sie kam ursprünglich aus einer zeichnerisch, illustrativen Richtung, mittlerweile überlässt sie sich völlig der Wirkung von Farbe, Licht und Raum, untersucht diese und versucht für sich ganz eigene Wege zu gehen. Das Material spielt eine große Rolle, ob das Baumrinde, Glas und Plexiglas, Leuchtfarben oder Erdfarben, raue oder glatte Oberflächen oder auch Malbretter sind. Die materiell-sinnliche Wirkung spielt in Alicia Henrys Arbeiten eine große Rolle. Es gelingt ihr wunderbar, die Sehnsucht nach Leichtigkeit des Lebens mit den vielen eher schweren Elementen in Einklang zu bringen. Sie findet dabei Lösun gen und Bildideen, die auch für den Betrachter anregend und einflussreich sind. In ihrer Arbeit spielt die Linie im Verhältnis zur Fläche eine wichtige Rolle, aber die Linien sind nie dominant sondern unterstützen, durchbrechen und halten die Farbflächen im Bildraum.“ — INGRID FLOSS & PROF. JERRY ZENIUK

„Durch das Erforschen der Farben, ihres ureigenen Rhythmus’ und dem Drang nach Harmonie und Gleichgewicht entstehen die in ihrer Leuchtkraft vibrierenden Bilder von Alicia Henry. Der Ausdruck allein durch Farbe bedeutet mehr als jede bildliche Erzählung. Es geht um die Essenz des Bildes an sich.“ — ZOE MAZAH, Garage 56


Blue Line No 5 - 2017 180 cm x 180 cm Mischtechnik auf Leinen


Blue Line No 2, No 3 und No 4 Studioansicht Mischtechnik auf Leinen, Holz und Acrylglas, Baumwolle


Lovestory - 2017 160 x 180 cm Mischtechnik auf Leinen



Liebesgedicht. Ein Klang von Yin und Yang - 2017 2 x 105 cm x 85 cm Mischtechnik auf Leinen


Liebesgedicht. Ein Klang von Yin und Yang - 2017 POEM Zum Diptychon in der Paul-Gerhardt-Kirche Kiel


Boom - 2017 170 x 185 cm Mischtechnik auf Leinen



SupermolekĂźle - 2017 120 cm x 120 cm Mischtechnik auf Baumwolle




Zwischen den Tagen - 2017 Ausstellungsansicht „Nachtbilder“ Haus 10, Kulturwerkstatt Fürstenfeldbruck


Neue Biester - 2017 200 cm x 200 cm Mischtechnik auf Baumwolle




Absence of nothing - 2017 180 cm x 180 cm Mischtechnik auf Leinen


Poem II - 2016 50 cm x 50 cm Mischtechnik auf Leinen und Acrylglas



White Ones IV - 2016 100 cm x 100 cm Mischtechnik auf Baumwolle und Acrylglas


White Ones I - 2016 180 cm x 180 cm Mischtechnik auf Baumwolle


White Ones III - 2016 180 cm x 180 cm Mischtechnik auf Leinen


Feel like talking - 2016 150 cm x 160 cm Mischtechnik auf Leinen



Masterpiece - 2016 120 cm x 80 cm Mischtechnik auf Holz und Acrylglas


Triptychon O.T. - 2016 3 x 90 cm x 110 cm Mischtechnik auf Leinen



Alicia Henry lebt und arbeitet im Umland von München und in Schwabing. 1978 Geboren in Kassel 1998 Hospitanz am Staatstheater Kassel Ausrichtung Bühnenmalerei 1999 bis 2003 Studium an der Universität Augsburg Fachrichtung Medienpädagogik, Kommunikationswissenschaft, Psychologie (M.A.) 2014 bis 2016 Studium an der Akademie der bildenden Künste Kolbermoor Fachklasse für Malerei bei Professor Jerry Zeniuk und Ingrid Floss (freies Diplom)


Einzelausstellungen (Auswahl) 2017 LIEBESGEDICHT. EIN KLANG VON YIN UND YANG. l Paul-Gerhardt-Kirche Kiel 2014 COLOURMORPHOSE l Garage 56 München Gruppenausstellungen (Auswahl) 2017 WERKE l Studio 28 München NACHTBILDER l Kulturwerkstatt Haus 10 Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck e.V. 2016 LIGHT ONES l Studio 28 München ABSOLUT FARBE l Diplomausstellung Klasse Professor Jerry Zeniuk und Ingrid Floss Kolbermoor FARBE JETZT l Jahresausstellung Klasse Professor Jerry Zeniuk und Ingrid Floss Goldberg Studios München


Studil 28 l ViktoriastraĂ&#x;e 28 l 80803 MĂźnchen www.studio28.de www.aliciahenry-paintings.de l www.instagram.com/ahenrypaintings


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