70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz

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70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz „Erinnern heißt Handeln!“ (Esther Bejarano)

Begegnung mit der Partisanin Fania Branzowskaja (Vilnius, Litauen) Dienstag, 27.Januar 2015, 19:30 Uhr CityKirche Wuppertal-Elberfeld, Kirchplatz zuvor (17:00 Uhr): Gedenkrundgang vom Deportations-Mahnmal am Bhf. Steinbeck


Begegnung mit der Partisanin Fania Branzowskaja 27.1.2015, 19:30 Uhr, CityKirche Wuppertal-Elberfeld, Kirchplatz Musikalische Umrahmung mit Roswitha Dasch und Katharina Müther Die Moderation übernehmen Roswitha Dasch und „WIR-gegen das Vergessen“. Fania Branzowskaja ist eine der letzten noch lebenden ZeugInnen der Shoah in Litauen. Sie war 19 Jahre alt und wollte Lehrerin werden, als die Wehrmacht am 22. Juni 1941 in ihre Heimatstadt Vilnius einfiel, das auf Jiddisch Wilne heißt und bis dahin als „Jerusalem des Nordens“ galt. Sie wurde Zeugin von Pogromen, der Errichtung der beiden Ghettos und fortlaufenden „Aktionen“, in deren Folge die Deutschen zehntausende jüdische Männer, Frauen und Kinder im nahen Paneriai (jiddisch: Ponar) durch litauische Kollaborateure erschießen ließen. 1942 schloss sie sich unter dem Eindruck der Verbrechen der jüdischen Widerstandsgruppe Fareynikte Partizaner Organizatsye (F.P.O.) an. Sie agitierte, „organisierte“ Lebensmittel und half, Waffen ins Ghetto zu schmuggeln, nachdem die F.P.O.-Führung entschieden hatte, einen Aufstand vorzubereiten. Als Mobilisierungsparole wurde „Liza ruft!“ vereinbart, eine Reminiszenz an Liza Magun, eine Meldegängerin der F.P.O., die die Deutschen erschossen hatten. Als die Deutschen am 23. September 1943 begannen, auch das sog. große Ghetto zu liquidieren, ließ die Leitung der F.P.O. den Aufstandsplan fallen, um kein Blutbad auszulösen, und wies ihre Mitglieder an, sich zu den PartisanInnen durchzuschlagen, die in den Waldgebieten von Vilnius operierten. Fania Branzowskaja entkam in letzter Minute zusammen mit ihrer Kameradin Doba Develtof. Ihre Eltern und ihre kleine Schwester musste sie zurücklassen – diese wurden von den Deutschen verschleppt und später ermordet. Bei den PartisanInnen erlernte Fania Branzowskaja den Umgang mit Schusswaffen und Sprengstoff und führte verschiedene Sabotagemissionen aus. Im Juli 1944 beteiligte sie sich mit ihrer Einheit an der Befreiung von Vilnius durch die Rote Armee. Fania Branzowskaja, geborene Jocheles, war die einzige ihrer Familie, die die Shoah überlebt hatte. Sie heiratete Mikhail Branzowski, an dessen Seite sie gekämpft hatte, und engagierte sich beim Wiederaufbau Litauens. Nach dem Tod ihres Mannes 1985 und dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde ihr das Gedenken an die Shoah und an den Widerstand gegen die deutschen Besatzer zur Lebensaufgabe. Fania Branzowskaja ist heute 92 Jahre alt und lebt in einer kleinen Hochhauswohnung. Sie hat zwei Töchter, von denen eine nach Israel auswanderte. Dreimal in der Woche betreut sie die Bibliothek des Jiddischen Instituts der Universität in Vilnius und gibt Unterricht in jiddischer Sprache. Außerdem engagiert sie sich im Zentrum der Jüdischen Gemeinde. (Text frei nach www.lizaruft.blogspot.de)

Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal e.V. in Kooperation mit dem Verein „Mizwa - Zeit zu handeln“ und der Citykirche Wuppertal-Elberfeld. Gefördert von: Stiftung EVZ, WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH, KNIPEX und Barmenia Versicherungen

Fania Branzowskaja im Alter von ca. 17 Jahren (Foto von 1939)

Fania Branzowskaja beim Rundgang durch Ponar

Der Verein „MIZWA - Zeit zu handeln“ Der Wuppertaler Verein „MIZWA -Zeit zu handeln“ wurde 1997 mit dem Ziel gegründet, ehemalige Ghetto- u. KZ- Häftlinge vornehmlich in Litauen zu unterstützen. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, diesen Menschen mit Geldzuwendungen für Heilbehandungen und für Medikamente zu helfen. Aus dem Spendenetat werden auch Kosten für einen mobilen Pflegedienst bezahlt, der die alten kranken Menschen in ihren Wohnungen betreut. Viele Holocaust - Überlebende sind auf finanzielle Hilfe angewiesen, da sie dringend nötige Arztbehandlungen von ihrer geringen Rente oft selbst nicht bezahlen können. Die Geldzuwendungen werden vom „Bund der überlebenden Ghettound KZ-Häftlinge“ in Vilnius/Litauen nach Bedürftigkeit verteilt. „MIZWA e.V.“ möchte mit einer Wanderausstellung, einem Dokumentarfilm, einem Konzertprogramm mit Texten und Liedern aus dem Wilnaer Ghetto sowie verschiedenen Benefizveranstaltungen eine breite Öffentlichkeit auf die Arbeit des Vereins aufmerksam machen. Um auch weiter eine regelmäßige Hilfe leisten zu können, ist der Verein auf Mitglieder und auf Ihre Spenden dringend angewiesen. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit, damit wir den noch lebenden ehemaligen Ghetto- und KZ – Häftlingen zeigen, dass sie nicht vergessen sind und ihr tägliches Leben mit Ihrer Geldzuwendung erleichtert wird. MIZWA - Zeit zu handeln e.V. DE95 3305 0000 0000 5703 82 BIC: WUPSDE33XXX (Wuppertal)


Otto Weidt und sein Netzwerk zur Rettung verfolgter Juden Veranstaltung mit dem Historiker Robert Kain (Berlin) 3.2.2015, 19:30 Uhr, Stilbruch, Otto Böhne-Platz, Wuppertal-Elberfeld Otto Weidt ist kein Unbekannter. Vor einigen Jahren betitelte ihn „DIE ZEIT“ als „kleinen Schindler aus Berlin“. Im Zentrum Berlins, nur wenige Gehminuten vom Alexanderplatz entfernt, betrieb der Kleinfabrikant Weidt von 1939-47 eine Besenmacherwerkstatt, in der überwiegend Blinde arbeiteten. Heute beherbergen die ehemaligen Betriebsräume das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt. Während des Nationalsozialismus beschäftigte er eine nahezu ausschließlich jüdische Belegschaft und versuchte dadurch, Menschen vor Verfolgung und drohender Deportation zu schützen. Im September 1941 hatte Hitler die Deportation der deutschen und österreichischen Juden noch vor Ende des Krieges gebilligt. Die ersten Berliner Transporte rollten ab Oktober 41 zunächst in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź), später dann auch in die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz. Otto Weidt versuchte, möglichst viele seiner Angestellten bei ihrer Flucht in den „Untergrund“ zu unterstützen. Er organisierte Verstecke, Verpflegung, Kleidung, medizinische Versorgung und falsche Papiere. Um all dies bewerkstelligen zu können, konnte Weidt auf einen breiten Kreis an Helfern und Unterstützern zurückgreifen. Dieses Netzwerk zur Rettung verfolgter Juden steht im Mittelpunkt des Vortrags. Denn Otto Weidt und seine Unterstützer machen deutlich, dass es während der NS-Zeit durchaus möglich war, hinzusehen und ausgegrenzten und verfolgten Mitmenschen aktiv zu helfen.

Gedenk-Wanderung zum Jahrestag des Burgholz-Massakers 28.2.2015, 15.00 Uhr, Treffpunkt: Bus-Haltstelle „Obere Rutenbeck“ Wir laden zu einer besonderen Gedenkfeier ins Burgholz ein und möchten gemeinsam zu dem vergessenen Massengrab in der Nähe des ehemaligen Schießstand der Wuppertaler Polizei im Burgholz wandern. Vor 70 Jahren ermordeten Angehörige der Wuppertaler Kriminalpolizei und Gestapo 30 russische und ukrainische ZwangsarbeiterInnen und verscharrten sie in einem Massengrab.

Fotos: National Archives, Kew

Die Täter wurden später von der britischen Militärjustiz in Hamburg im sog. „Burgholzcase“ verurteilt. Es wurden sechs Todesurteile ausgesprochen, die meisten der Angeklagten wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt. Die Todesurteile wurden aber nicht vollstreckt, keiner der Täter war länger als sechs Jahre in Haft. Gruppenfoto der Blindenwerkstätte Otto Weidt, 1941. (Foto: Privatbesitz)

Da biographische Forschungen zu Otto Weidt für die Zeit vor 1939 bislang ausstehen, soll darüber hinaus auch die Person Weidt im Spannungsfeld zwischen seiner anarchistischen Betätigung zu Beginn des 20.Jahrhunderts und dem geleisteten Rettungswiderstand in den 1940er Jahren näher beleuchtet werden. Der Referent Robert Kain; geb. 1975 in Berlin (Ost); M.A., Historiker; schrieb seine Magisterarbeit über die Berliner Blindenwerkstatt Otto Weidt (19351952) und arbeitet derzeit an einer biographischen Studie zu Otto Weidt, welche als Dissertationsprojekt von Prof. Dr. Michael Wildt, Humboldt-Universität zu Berlin betreut wird. Veranstalter: Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal e.V.

Von den Opfern, die exhumiert wurden und auf Anweisung der Alliierten auf dem Schorfer Friedhof in Cronenberg bestattet wurden, wissen wir nur wenig. Nur der Name eines Opfers, der ukrainischen Lehrerin Helena Matrosowa, ist bekannt geworden. Ein offizielles Gedenkzeichen am noch vorhandenen Massengrab oder wenigstens eine Hinweistafel an den Überresten des Schießstandes fehlt bis heute, obwohl das Massaker an den ZwangsarbeiterInnen (wahrscheinlich) der einzige Massenmord auf Wuppertaler Stadtgebiet war. Im Anschluss an die kurze Wanderung werden wir am Denkmal an der Schorferstraße Blumen niederlegen und danach in einem Café über weitere Gedenkarbeit im Burgholz beraten. Regionalbüro Arbeit und Leben DGB/VHS Berg-Mark In Zusammenarbeit mit dem Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal e.V., NaturFreunde Wuppertal, Tacheles, Applaus e.V, VVN-BdA, Fraktion und Kreisverband DIE LINKE Wuppertal, Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz e.V.


Unsere Termine im Rahmen des Holocaust-Gedenktages 2015 „Erinnern heißt handeln!“ (Esther Bejarano) Dienstag, 27.1. 2015 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz Holocaust-Gedenktag in Wuppertal 17:00 Uhr: Gedenkrundgang, Treffpunkt: Deportations-Mahnmal am S-Bahnhof Wuppertal-Steinbeck 19.30 Uhr: Begegnung mit der Partisanin Fania Branzowskaja aus Vilnius, Litauen.Musikalische Umrahmung mit Roswitha Dasch und Katharina Müther. Die Moderation übernehmen Roswitha Dasch und „WIR-gegen das Vergessen“. Evangelische CityKirche Elberfeld, Kirchplatz Dienstag, 3.2.2015 19:30 Uhr: Otto Weidt und sein Berliner Netzwerk zur Rettung verfolgter Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. Veranstaltung mit dem Historiker Robert Kain (Berlin) Stilbruch, Otto Böhne-Platz, Wuppertal-Elberfeld Samstag, 28.2.2015 15.00 Uhr: 70. Jahrestag des Burgholz-Massakers Gedenk-Wanderung zum ehemaligen Schießstand Treffpunkt: Haltstelle „Obere Rutenbeck“ (Küllenhahner Straße) Sonntag, 22.3.2015 14.00 Uhr: „Vergessene Orte“ Nordbahn-Trassen-Fahrradtour auf den Spuren der NS-Zeit Treffpunkt: Mirker Bahnhof (Utopia Stadt) Die Broschüre zur Trassentour kann mit dem nebenstehenden QR-Code auf Ihrem Tablet-PC oder dem Smartphone angesehen werden. (www.issuu.com/akvergesseneorte/docs/broschure)

Download: www.rebellisches-wuppertal.de/files/vergessene_orte_trassentour.pdf Alle Fotos von Fania Branzowskaja von Manfred Brusten

Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal e.V. www.wuppertaler-widerstand.de – www.gedenkbuch-wuppertal.de


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