(full german) AiCE

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TRANSNATIONALE– INTERKULTURELLE PROJEKTE Die KünstlerInnen des AiCE-Programms arbeiten alle partnerschaftlich mit solchen aus anderen Ländern zusammen. In einem transnationalen Kontext zu arbeiten ist immer spannend und in vielerlei Hinsicht lohnend. Der Austausch mit KünstlerInnen aus anderen Ländern ist ein enormer Input für die künstlerische Arbeit – wie jede kreative Partnerschaft. Wie gehen andere KünstlerInnen in anderen Ländern mit dem System oder den Strukturen um? Welche Strukturen existieren wo? Insbesondere Weiterbildungen oder Masterstudien für Kunst. Was ist in anderen Ländern Standard? Ein interessanter Aspekt könnte sein, wenn der/die KünstlerIn in einem kreativen Lernprojekt noch eine weitere Muttersprache spricht. Der künstlerische Werdegang ist wichtiger als die Frage: Woher kommst Du? Kunst kann eine universelle Sprache und ein Kommunikationsmodell gestalten, das Werte wie Respekt, Toleranz, das Bewusstsein füreinander und für ein gemeinsames Arbeiten mit einschließt. Daniela Heissl, Österreich Was ist das Ziel einer nationalen und transnationalen Zusammenarbeit? Unsere eigenen Fertigkeiten zu verbessern, Erfahrungen auszutauschen, voneinander zu lernen, andere zu lehren, mehr über Hintergründe zu erfahren? Das war eine interessante Frage für mich bei meinen Besuchen in Rumänien und Wien. Es war eine großartige Erfahrung zu sehen, wie sich die Kinder öffnen, als sie gemerkt haben, dass ich auch Ausländerin bin und Deutsch auch nicht meine Muttersprache ist. Die gleichen Schwierigkeiten. Obwohl Sprache eine Barriere darstellen kann, stehen die kreativen Fertigkeiten über allem! Kreativität geht über Worte hinaus! Annemarie Amsing, Niederlande 44

Es gibt auch einige Herausforderungen, die wir uns vergegenwärtigen sollten, beginnend bei der Sprache. Beim Arbeiten mit Kindern ist das Fehlen der gemeinsamen Sprache etwas, auf dem wir aufbauen können: Nonverbale Kommunikation kann ein faszinierendes zusätzliches Projektthema sein. Beim partnerschaftlichen Arbeiten mit unseren KünstlerkollegInnen kann es vorkommen, dass, obwohl wir glauben, die gleiche Sprache zu sprechen, wir nicht immer das gleiche meinen. Einige Wörter und Begriffe werden anders sein, oder vielleicht verstehen wir unter einem Wort oder Begriff etwas anderes. Dies bedeutet, viel mehr Vorbereitungszeit einzuplanen, so dass wir wirklich zu einem gemeinsamen Verständnis der geplanten Aktivitäten gelangen. Während ich bereits eine starke Arbeitsbeziehung zu meiner Schule hatte, war es ein Quantensprung, sie zu überzeugen, mit meinem europäischen Partner zu arbeiten, da es aufgrund der Entfernung keine Möglichkeit gab, sich vor der Arbeit mit den SchülerInnen zuusammenzusetzen. Jedoch hatten wir vor der Ankunft von Mario eine Projektwebsite mit Beispielen erstellt, die er mit Jugendlichen in Amsterdam erarbeitet hatte. Dass sowohl Jugendliche als auch LehrerInnen Mario vorher online sehen konnten, bedeutete, dass sie nicht nur bereit waren, den Schritt zu wagen, sondern sogar aufgeregt, einen Künstler zu treffen, den sie bereits zu kennen glaubten. Unser Projekt zielte darauf ab, den Horizont zu erweitern, indem junge Menschen aus Durham mit Jugendlichen aus Amsterdam zusammen trafen. Wir erstellten eine Website, auf der LehrerInnen und SchülerInnen jeder Schule einander Fragen stellen sowie Nachrichten, Bilder und laufende News hochladen konnten. So wurde die Kommunikation zwischen den LehrerInnen, SchülerInnen und KünstlerInnen in beiden Schulen initiiert. Natalie Queroi, GB Wir kommen auch von verschiedenen kulturellen Hintergründen. Nochmals, dies kann das Projekt bei

der Arbeit mit den Kindern weiter bereichern. Sie werden gerne mehr über unsere Kultur erfahren, und die Rolle des „Außenseiters“ kann uns dabei zugutekommen, mehr über ihre zu lernen. Es bietet sich an, kulturelle Andersartigkeit als einen Eisberg mit drei Schichten zu betrachten. • Die erste umfasst das, was über der Meeresoberfläche liegt – zum Beispiel Dress Codes, Essen, Kunst, Feste etc. • Die zweite besteht aus dem, was unausgesprochen ist“ oder „unmittelbar unter der Oberfläche” liegt – zum Beispiel Vorstellungen von Zeit, persönlichem Raum, Manieren. • Die dritte betrifft das beinah Unbewusste, hat aber die stärkste emotionale Auswirkung – zum Beispiel Einstellungen zu den Alten, zu Kindern, Vorstellungen zur Leadership, Konzepte des „Selbst“, religiöse Vorstellungen. Bevor wir das Projekt “Star of the Sea” besuchten, wusste ich bereits, dass es sich um eine katholische Schule handelte. Was ich nicht wusste, war, wie eine katholische Schule in GB aussieht. Ich war sehr überrascht, als ich eintrat und direkt gegenüber dem Haupteingang einen Altar erblickte. Auch in der Klasse gab es einen Altar vor dem Fenster … aber auch die Zeichnungen und Kunstwerke der Kinder waren über das gesamte Klassenzimmer verstreut… Vanda Maria Sturdza, Rumänien Unsere eigenen versteckten Eisberge sind oft der Grund für die Annahmen und Beeinflussungen, die wir anderen gegenüber haben und empfinden; sie beeinflussen auch unsere Herangehensweise an unser kreatives Arbeiten. Neben den vorstehenden Schwierigkeiten wäre es auch wünschenswert, unsere Ausbildung als KünstlerInnen anzuerkennen. So ist etwa der Weg zum/r klassischen MusikerIn ganz anders als jener eines/r New-Media-Künstlers/in. Die Zusammenarbeit in einem interkulturellen Projekt kann uns einen geschützten Raum bieten, in dem wir diese Unterschiede durch kreative Partnerschaft ausloten können.


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