Geschichte (2) für Grazer Straßenzeitung

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e f l i H Thema

Adrian Engel

n e i n ä m u R s u a

Die Busfahrt vergeht rascher als man annehmen könnte. Nach zehn Stunden sind die Rumäninnen in der Steiermark angekom-

innen eine humane Arbeitsatmosphäre zu garantieren, führe „Caritas Rundum Zuhause betreut“ einige Maßnahmen durch.

rumänischen Agentur, die neben dem Transport auch für die Vermittlung der Helfer/innen sorgt. Zweimal wöchentlich pendelt der Bus zwischen Rumänien und der Steiermark. Marijeta Mate bringt der Fahrer direkt zu ihrer Arbeitsstelle. In einem Grazer Einfamilienhaus betreut sie eine 86-jährige Dame. Kochen, putzen, anziehen, massieren, stützen – ein Monat lang ist ihr Arbeits- und Lebensmittelpunkt nun bei ihrer „zweiten Familie“, wie sie sagt. Seit rund einem Jahr verdient die 54-jährige licher Job in ihrem Heimatdorf als Verkäuferin in einem Lebensmittelgeschäft brachte irgendwann zu wenig Geld ein. Mit einem müseanbaus im eigenen Garten – nicht mehr aus. „Alles geht für Miete, Strom, Heizung und andere Fixkosten drauf. Und der Preis

Slowakei – werden streng ausgewählt, sie müssen eine Heimhilfe-ähnliche Ausbildung besitzen, ihre Tätigkeit dokumentieren, über gute Deutschkenntnisse verfügen, eine muttersprachliche Einführung machen, und sie arbeiten nur im Zwei-Wochen-Rhythmus.

nem Deutsch. Sie beschloss also, fünf Monate zu sparen, und machte um 75 Geldes wegen fern ihrer Heimat, aber dennoch sehr gerne macht,

spricht, werden ihre Augen glasig. Die Grazer Familie ist ihr dritter Auftraggeber. Zuvor betreute Mate für wenige Wochen zwei alte Damen, die beide nicht mehr lange zu leben hatten. Einen Tag nach dem Ableben der zweiten Dame wurde sie an ihre jetzige

sehe keine gute Zukunft für das Land“, sagt Marijeta. Zwar sei die Bevölkerung strebsam – viele aus Marijetas Heimatdorf würden so wie sie in anderen Ländern arbeiten, um im eigenen Land besser leben zu können, „doch aus dem Geld wird vom Staat nichts gemacht“, sagt sie und erzählt von der hohen Korruption aus dem Ausland angewiesen. Nicht nur in der Landwirtschaft, laut einer Studie des Hilfswerks mit Heimplätzen nur auf längere Sicht zu ersetzen – das Heimplatz-Volumen müsste um rund ein Drittel erweitert werden. Außerdem wollen viele alte Leute ihren Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen und nach inländischen Gehaltsvorstellungen ist die dortige Betreuung für sehr viele Familien nicht leistbar. 1400 Euro zahlt die Familie an Marijeta. 100 Euro davon kommen der Agentur an Vermittlungs- und Transportgebühr zu. Marijeta fünf Monaten als Verkäuferin in Rumänien verdient hat. Ein wenig Aus diesem Grund würden auch vermeintlich besser ausgebildete Dorin, die Leiterin der Agentur, die Marijeta vermittelt, erklärt: „Ich vermittle um die 300 Frauen – da sind auch Lehrerinnen und

Rumän/innen als im Vorjahr. Der EU-Beitritt erleichterte rumänimarkt. Dieser starke Zuwachs führe zum Teil zu einem Lohnrückgang, wie Irene Pichler von „Caritas Rundum Zuhause betreut“ beobachtet: „Manche Agenturen aus dem Land gehen zu niedrigen Sätzen auf den Markt.“ Um entgegen dieser Entwicklung die Qualität für die Klient/innen zu sichern und auch den Betreuer/

Marijeta mit dem Bus nach Hause, wenn er nach ihrer Monatsschicht vor dem Haus Halt macht. „Ich kann mir gut vorstellen in ein zwei Jahren hierzubleiben. Ich möchte einen Ort haben, an dem ich das ganze Jahr bleiben kann.“

Megaphon Oktober 2014

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