RECHTaktuell Juli/August 2016

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MANZ · INTERN]

Porträt des Monats:

Es gibt viele Tage, da steht Mathis Fister um vier Uhr früh auf. Er muss das Flugzeug von Klagenfurt nach Wien erwischen. Wenn es einer, wie er sagt, seiner geblockten Arbeitstage ist, klappt Mathis Fister noch im Flughafen den Laptop auf und vertieft sich. „Ich bin gewöhnt, notwendigenfalls zu jeder Tages- und Nachtzeit zu arbeiten“, sagt er. Nur so schafft er sein Pensum. Er fährt „zweigleisig“. Im Normalbetrieb arbeitet er als Anwalt in Klagenfurt, regelmäßig taucht er für intensive 20-Stunden-Tage in die Universität ein. Er ist Lektor am Institut für Europarecht und Internationales Recht an der Wirtschaftsuniversität Wien. Sein Spezialgebiet ist öffentliches Recht im Allgemeinen („weil es so vielfältig ist“) und Verfahrensrecht im Besonderen („weil es das notwendige Mittel ist, Recht auch tatsächlich durchzusetzen“). Die Juristerei ist für Fister Herzenssache, in seinen elf Berufsjahren hat er bisher noch kein Gramm Enthusiasmus eingebüßt. „Recht hat etwas Grundsätzliches, es begeistert mich jeden Tag aufs Neue“, sagt er und sieht sich als Präzisionsarbeiter, wenn es um juristisches Arbeiten geht. Wichtig ist, dass „jedes Wort stimmt und trifft“, so sein Anspruch, dem er seit seiner Schulzeit treu ist. Mathis Fister wurde 1981 als Sohn einer Musikerfamilie in Köln geboren. Seine Eltern, beide Kärntner, unterrichteten dort und Fister und sein um drei Jahre jüngerer Bruder wuchsen in Köln auf. 1987 kehrte die Familie nach Klagenfurt zurück, Mathis Fister besuchte das Europagymnasium. „Wir waren eine gute Klasse, sehr motiviert“, erinnert er sich. In den Ferien absolvierte er Praktika in der Anwaltskanzlei, in der er heute Partner ist. Nach der Matura 2000 ging er zum JusStudium nach Graz. Besonders prägte ihn Christoph Grabenwarter, Professor für Öffentliches Recht, der ihn ins wissenschaftliche Arbeiten einführte, 2005 wurde er dessen Mitarbeiter. Als Christoph Grabenwarter an die Wirtschaftsuniversität Wien wechselte, folgte ihm Mathis Fister wenig später. Allerdings hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits nicht nur das Gerichtsjahr, sondern auch die Anwaltsprüfung in der Tasche. Denn für Fister war klar: Die Wissenschaft und die Rechtspraxis ergänzen einander und die Kenntnis beider Welten eröffnet das Potenzial, die anwaltliche Tätigkeit wissenschaftlich zu fundieren und die wissenschaftliche Tätigkeit durch Praxisbezug anzureichern. Diesen Anspruch verfolgt Fister etwa als Mitautor des VwGVG- und des VStG-

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Kommentars. Zusammen mit Grabenwarter ist er auch Lehrbuchautor. „Wir haben eher ungewöhnliche Arbeitszeiten“, erzählt Fister, die beiden sind meistens über ihre Computer verbunden. Dieser Arbeitsrhythmus funktioniere seit Jahren prächtig, auch beim „Musterhandbuch Öffentliches Recht“ ist man ein eingespieltes Team. Als Assistenzprofessor in Wien lernte Mathis Fister 2010 seine Frau Marija, eine Musikpädagogin und Pianistin, kennen. Als 2014 der gemeinsame Sohn Ilias zur Welt kam, entschied sich die Familie, nach Klagenfurt zu übersiedeln. Zum einen, weil Fister in die Anwaltskanzlei einstieg, zum anderen, weil er und seine Frau die Nähe zu Natur und Bergen suchten, „wir verbringen viel Zeit draußen“. Derzeit liegt Fister auch in den Endzügen seiner Habilitationsarbeit zum „Intertemporalen Recht“, die Fragen der Rechtsüberleitung und des Übergangsrechts zum Gegenstand hat. „Klingt technisch“, gibt er zu, schafft es aber mit ein paar Sätzen, die Problematik am Beispiel des Pensionsantrittsalters spannend darzustellen. Als Lehrer an der Uni hat er Übung darin, Komplexes zu vereinfachen. Tendenziell müsse man das Interesse der Studierenden am öffentlichen Recht häufig ja erst entfachen. Wenn man aber dem Verfahrensrecht seine Abstraktheit nehmen will, bräuchte er nur über die Möglichkeiten, Verwaltungsstrafen im

© Konrad Gös

Die doppelte Schiene Mathis Fister

MATHIS FISTER

ist Anwalt und Wissenschaft ler – in beiden Welten ist öffent liches Recht sein Spezialgebiet. Als MANZAutor begleitet er schwerpunktmäßig das Verfahrensrecht.

„Recht hat etwas Grundsätzliches, es begeistert mich jeden Tag aufs Neue“ Verkehrsrecht zu vermeiden, reden. „Da hat man ungeteilte Aufmerksamkeit“, schmunzelt er. Recht haben und Recht bekommen seien bekanntermaßen zwei unterschiedliche Dinge. Fister schlägt eine Brücke. Und wie gehen sich Uni, Kanzlei und Familie aus? „Das geht mit akribischem Zeitmanagement und Disziplin“, sagt er und bringt darin auch noch einen großen Freundeskreis, Sport und – James Bond unter. Seit er denken kann, hat er noch keinen einzigen Film versäumt – und das soll auch so bleiben. Karin Pollack

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