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Coverstory

ABGB-HERAUSGEBER LUKAS UND GEROLDINGER

Mit vollen Segeln

Er gilt als Flaggschiff der österreichischen Privatrechtsliteratur – der ABGB-Kommentar. Als Herausgeber haben Meinhard Lukas und Andreas Geroldinger das Steuer fest in der Hand. Die publizistische Reise geht weiter: Die ersten 14 Bände der vierten Aufl age sind erschienen.

Im kommenden Jahr feiert der „Rummel“, wie der ABGB-Kommentar unter Fachleuten gerne bezeichnet wird, runden Geburtstag: 1983 erschien der erste Band eines Werks, das im Laufe der seither vergangenen beinahe 40 Jahre mit Recht als „Flaggschiff der österreichischen Privatrechtsliteratur“ (Reinhard Resch) und als wesentlicher „Bestandteil der heimischen Rechtskultur“ (Robert Rebhahn) bezeichnet wurde. Auch der heutige JKU-Rektor und Zivilrechtsprofessor Meinhard Lukas ist Teil dieser Geschichte: „Peter Rummel war mein akademischer Lehrer. Bereits in meiner Zeit als Studienassistent sowie später als Assistent war ich immer wieder mit Vorarbeiten zum ABGB-Kommentar betraut.“ 2014 übernahm Lukas schließlich die Herausgeberfunktion an der Seite seines einstigen Lehrers.

WECHSEL IN DER HERAUSGEBERSCHAFT

Acht Jahre später vollzog sich der nächste Wechsel. Der hochverdiente Peter Rummel legte das Werk heuer endgültig in die Hände seiner Nachfolger. Seit Jahresbeginn fungiert Andreas Geroldinger als Co-Herausgeber. Auch er blickt bereits auf eine längere „RummelHistorie“ zurück: „Meine ersten Bände durfte ich damals noch als Assistent, später als Redakteur begleiten.“

„Es freut uns ganz besonders, dass wir Herrn Geroldinger für diese Aufgabe gewinnen konnten“, so Peter Dax, Programmmanager Zivilrecht im MANZ Verlag. Zumal sich der Universitätsprofessor über einen Mangel an akademischen Aufgaben zurzeit nicht beklagen kann: Geroldinger ist Vorstand des Instituts für Zivilrecht und interimistischer Vorstand des Instituts für Zivilprozessrecht, Insolvenzrecht und Vergleichendes Prozessrecht der JKU Linz sowie Vorstand des Instituts für Anwaltsrecht und Rechtsdurchsetzung an der JKU Linz. Die publizistische Landschaft hat sich seit den Anfängen des ABGBKommentars grundlegend gewandelt. Der „ursprüngliche Spirit“ soll jedoch fortgeführt werden, betonen die Herausgeber. Angesichts einer wachsenden Zahl an wissenschaftlichen Publikationen zum Zivilrecht wandelte sich der „Rummel“ schon mit der dritten Aufl age vom Zwei- zum Vielbänder. Lukas: „Im Vorwort zur ersten Aufl age des Kommentars betonte Rummel seine ,Überzeugung von der Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis‘. Das haben auch wir verinnerlicht.“ Mit der aktuell erscheinenden vierten Aufl age wird das Werk in der von Peter Rummel begründeten Tradition fortgeführt. Im Kommentar fi nden zwei Sphären zusammen, das drückt sich auch in der Wahl der Autor:innen aus. „Wir konnten nicht nur besonders hochkarätige Autorinnen und Autoren gewinnen, sondern haben auch Wert darauf gelegt, dass sich darunter gleichermaßen Wissenschaftler und Praktiker fi nden – vom Rechtsanwalt über den Universitätsprofessor bis zum Höchstrichter“, erläutert der JKU-Rektor.

GENERATIONENWECHSEL IN DER AUTOR:INNENRIEGE

Parallel dazu vollzieht sich ein Generationenwechsel bei den Autor:innen. Der Bereich des Kindschaftsrechts etwa wurde in die Hände der beiden wissenschaftlich ausgewiesenen Richterinnen Caroline MokrejsWeinhappel und Eva Ondreasova gelegt. Hier, wie auch in anderen Fällen, waren die Herausgeber bestrebt, Autor:innen für möglichst umfassende Themenblöcke zu gewinnen, um konsistente Kommentierung zu gewährleisten. „Es ging uns um systematische Überlegungen über einzelne Normen hinaus“, so Andreas Geroldinger. Ein besonderes Anliegen ist es Geroldinger und Lukas, dem JKU-Team an Assistent:innen und Mitarbeiter:innen zu danken, das die Entstehung der vorliegenden Bände der vierten Aufl age tatkräftig unterstützt hat. „Wir als Herausgeber haben die Letztverantwortung, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten jedoch die eigentliche Knochenarbeit.“ Ein guter Teil dieser Mitarbeiter:innen rekrutiert sich aus dem Peter-Rummel-Studienprogramm an der Johannes-Kepler-Universität Linz. Ziel des Programms ist die Förderung von besonders begabten Studierenden der Rechtswissenschaftlichen Fakultät bei deren Ausbildung im Studienfach Zivilrecht. Einschlägig interessierten und qualifi zierten Studierenden soll damit eine vertiefende Ausbildung in diesem Fach geboten werden. Damit schließt sich zugleich der Kreis zum Begründer des Kommentars.

Arbeiten unter Hochdruck an den neuen Bänden des ABGB-Kommentars: die Herausgeber Meinhard Lukas und Andreas Geroldinger.

JETZT GEHT’S SCHLAG AUF SCHLAG

Mithilfe vieler fl eißiger Hände – von Herausgebern, Autor:innen und Assistent:innen – wächst und gedeiht die vierte Aufl age. Allein heuer erscheinen drei Bände mit in Summe rund 1500 Seiten. Sie widmen sich dem Kindschaftsrecht, Dienstvertrag und Werkvertrag sowie Stellvertretungsrecht und weiteren Vertragstypen – „insgesamt für die Praxis hochrelevante Themen“, wie Lukas anmerkt. Dichtgefüllt ist der Kalender für 2023 und 2024. „Das Manuskript zum Internationalen Privatrecht liegt uns bereits vor, aufgrund des Umfangs wird es voraussichtlich auf zwei Bände aufgeteilt“, sagt Andreas Geroldinger. „Damit wird eine Lücke am Kommentarmarkt geschlossen.“ Es folgen voraussichtlich ABGB-Bände zum Schadenersatzrecht, zum Verjährungsrecht sowie zu

»Der ABGBKommentar wird im Sinne des Peter Rummel fortgeführt und dabei den aktuellen Herausforderungen angepasst.«

MEINHARD LUKAS

JKU Linz

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»Für eine konsistente Kommentierung waren wir bestrebt, jeweils eine Autorin oder einen Autor für einen möglichst umfassenden Themenblock zu gewinnen.«

ANDREAS GEROLDINGER

JKU Linz

ZUR PERSON

Andreas Geroldinger

ist Vorstand des Instituts für Zivilrecht und interimistischer Vorstand des Instituts für Zivilprozessrecht, Insolvenzrecht und Vergleichendes Prozessrecht der JKU Linz. Darüber hinaus leitet er das Institut für Anwaltsrecht und Rechtsdurchsetzung an der JKU Linz. Der Universitätsprofessor studierte Rechtswissenschaften in Wien und Linz. Pfandrecht und Servituten. 2025 soll die vierte Aufl age abgeschlossen sein, so die derzeitige Planung. An einem Lückenschluss versucht sich Geroldinger auch abseits des ABGB-Kommentars. Er bereitet zurzeit einen Kommentar zum Amtshaftungsrecht vor, der bei MANZ erscheinen soll. Aus wissenschaftlicher Sicht ein Mammutprojekt, da in die Materie viele andere Bereiche des Verwaltungsrechts bis zum Zivilverfahrensrecht hineinspielen. Dass der Anwaltsstand besondere Beachtung der Wissenschaft verdient – gerade angesichts dessen Bedeutung für den Rechtsstaat –, scheint evident. Geroldinger beließ es nicht bei diesem Befund, sondern bemühte sich darum, hier Abhilfe zu schaffen. Ergebnis ist das Institut für Anwaltsrecht und Rechtsdurchsetzung an der JKU Linz. Noch so ein Lückenschluss. „Mit dem Institut für Anwaltsrecht versuchen wir, die Perspektive der Praxis mit jener der Wissenschaft zu verbinden. Es handelt sich um transdisziplinäre Forschung mit einer klaren Agenda.“ Anwält:innen werden so auch in universitäre Lehre und Forschung eingebunden. Angesichts des Schwerpunkts „Procedural Justice“ der Rechtswissenschaftlichen Fakultät fügt sich das Institut nahtlos ins gesamtuniversitäre System der JKU.

[ DER Bestseller ]

ABGB

Teilband §§ 137 – 230 ABGB Kindschaftsrecht

Herausgeber: Rummel/Lukas/Geroldinger gebunden, XLVI, 434 Seiten. 4. Aufl age 2022 Abnahmeverpfl ichtung für das Gesamtwerk

Teilband: EUR 108,– inkl. MwSt.

Paket 14 Teilbände (bisher erschienen):

ISBN 978-3-214-16443-0 gebunden, 6260 Seiten, 4. Aufl age 2014 – 2022, Abnahmeverpfl ichtung für das Gesamtwerk (insgesamt ca. 20 Teilbände)

auch als Onlineversion verfügbar

Gesamtwerk: EUR 1.389,– inkl. MwSt.

ZUR PERSON

Meinhard Lukas

ist Universitätsprofessor am Institut für Zivilrecht der JKU Linz. Seit 2015 bekleidet er zudem das Amt des Rektors an der JKU. Zuvor war er vier Jahre lang Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Auch mit dem ABGB-Kommentar verbindet Lukas eine lange Geschichte, ab 2014 war er Herausgeber des Werks an der Seite von Peter Rummel. Mit diesem Teilband liegt ein weiterer wichtiger Teil des ABGB auf dem neuesten Stand kommentiert vor.

Der Teilband enthält:

• Kindschaftsrecht mit allen Details • KindNamRÄG 2013, ErbRÄG 2015,

FMedRÄG 2015 und 2. ErwSchG • Judikatur und Literatur

Bearbeitet von

Dr.in Caroline Mokrejs-Weinhappel, Bundesministerium für Justiz. Dr.in Eva Ondreasova, Richterin, BG Innere Stadt Wien.

AUTOR DES MONATS

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