RECHT AKTUELL März 2012

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MANZ · INTERN]

Porträt des Monats:

Es gibt Sätze, die selten sind. „Der Wald ist mein Hobby“ ist so ein Beispiel und er kommt unerwartet, weil aus dem Mund eines Notars. Durchforsten, Bäume-Pflanzen, Mähen: das sei ein wunderbarer Ausgleich zu seinem Beruf, sagt Gerhard Knechtel. Sein Nachsatz: im Sommer. Momentan ruht seine kleine Land- und Forstwirtschaft und er hat Zeit für Fahrten in die Bundeshauptstadt. Montag ist Wien-Tag: RotaryTreffen, Dorotheum, berufliche Termine in der Notariatskammer oder im MANZ-Verlag, wo gerade der von ihm herausgegebene, aktualisierte Band „Notarielle Urkunden“ erschienen ist. Knechtel ist gerne hier, trifft sich mit einstigen Kollegen und hat auch noch eine Wohnung. „Von früher“, sagt er. Damals ist er zwischen Wien und Graz gependelt – bis zu seinem 35. Lebensjahr war Unterwegssein ein integrativer Bestandteil seines Lebens. Gerhard Knechtel, geboren 1968 in St. Pölten, hat schon als Kind oft den Wohnsitz gewechselt. Das lag am Beruf und Arbeitsplatz seines Vaters, eines Notars. Die ersten sechs Jahre lebte die Familie in Pöchlarn in Niederösterreich, übersiedelte dann nach Neusiedl am See und zwei Jahre später nach Amstetten. „Die Schulwechsel waren nicht einfach, immer musste ich einen Freundeskreis aufgeben“, erinnert sich Knechtel. In die Schule ging er gerne, „interessiert hat mich fast alles“ und ursprünglich wollte er, der begeisterte Pfadfinder, Geometer werden, weil er „unheimlich gerne an der frischen Luft“ war. Nach der Matura entschied er sich dann aber doch für ein Jus-Studium in Wien. Am Juridicum gefielen ihm die Lehrveranstaltungen über Verwaltung und Verfassung bei Günther Winkler. Als dieser ihm eine Assistentenstelle anbot, griff er zu. Nach Abschluss des Studiums 1991 absolvierte Knechtel ein Post-GraduateStudium in Cambridge. „Seminare, in denen vier Professoren intensiv mit vier Studierenden arbeiteten, war ich aus Wien nicht gewöhnt“, erinnert er sich. 1994 kam er ans Juridicum zu Winkler zurück, machte das Gerichtsjahr in Bad Aussee und in Wien und trieb seine Dissertation zum Thema „Das Recht der Notare auf Berufsausübung“ voran. Die Arbeit wurde im Wettbewerb um den Kurt-Wagner-Preis der Notariatskammer ausgezeichnet und bei MANZ als Band 1 der Schriftenreihe des österreichischen Notariats veröffentlicht. Im Zuge dessen lernte er auch den damaligen Präsidenten der Notariatskammer Georg Weißmann

R E C H T A K T U E L L # 0 3 | M ä r z 2 012

kennen. Als dieser einige Zeit später jemanden suchte, der die österreichische Notariatskammer in Brüssel vertreten konnte, fiel ihm der junge Preisträger ein, der in der Zwischenzeit Erfahrung bei einem Wiener Notar gesammelt hatte. „Die Zeit in Brüssel war spannend. 1996 war die österreichische Community sehr klein, ein Zusammentreffen mit dem Kommissar Fischler im Irish Pub keine Seltenheit“, erinnert sich Knechtel. Bei den Europäischen Notarentagen 1999 in Salzburg lernte Knechtel seine zukünftige Frau Daniela Graf, eine Grazer Notarin, kennen. 2001 kam er aus Brüssel zurück und eröffnete eine Periode des Pendelns, und zwar zwischen Wien und Graz. „Unser Sohn Maximilian, heute zehn Jahre, hatte überall, auch bei den Großeltern, ein Gitterbett.“ Der langfristige Plan des Paars: Wer früher eine Notariatskanzlei bekäme, würde über den gemeinsamen Wohnsitz bestimmen. Es „siegte“ Frohnleiten bei Graz, wo beide heute gemeinsam tätig sind. „Ich bin froh, dass ich auch geografisch eine Mitte gefunden habe“, sagt der einstige Vielflieger. Die Tätigkeit eines Notars am Land, der direkte Kontakt mit den Menschen gefällt ihm: Hofübergaben, Grundstücksverkäufe und -teilungen, aber auch einige Technologieunternehmen haben ihren Sitz in diesem Sprengel. Immer dienstags hat Knechtel Sprechstunde in seiner hoch gelegenen Gemeinde Semriach. Mittlerweile hat die Familie noch

Foto: Mike Ranz

Großer Wandervogel Gerhard Knechtel

GERHARD KNECHTEL

Der Notar und MANZ-Autor Gerhard Knechtel betreibt seine Kanzlei zusammen mit seiner Frau in Frohnleiten bei Graz. Jede freie Minute verbringt er in der Natur.

„Der Wald ist mein Hobby“ zwei Töchter, Klara (7) und Maria (3), und betreibt eine kleine Landwirtschaft – „allerdings ohne Tiere“, wie Knechtel betont. Umso passionierter widmet er sich dem Garten, hat unlängst eine englische Eiche gepflanzt. „Seit Brüssel bin ich Flohmarktgeher“, erzählt er und freut sich, dass er seine Trouvaillen nun an einem Ort zusammen hat. Seine Liebe zur Natur hat er auch in der Familie verankert. Fixpunkt ist der jährliche Urlaub auf einer Almhütte ohne Strom und fließendes Wasser, auch das Handy funktioniert dort auf 1800 Metern nicht. „Lesen, Wandern und Schlafen, dort oben erholen wir uns wirklich“, sagt Knechtel. Karin Pollack

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