2000 pedal Nr. 1

Page 10

p e d a l

"Boombranche Fahrradtourismus" 140 Fachleute auf Bremer Fahrradkongress

Bremen - Dr. Henning Scherf (oben), Bremens fahrradfahrender Bürgermeister und ADFCMitglied der ersten Tage, eröffnete den 2. Bremer Fahrradkongress am 4. November 1999. Unter dem Motto „Stadt Land Rad“ trafen sich 140 Fachleute der Tourismusbranche und Entscheidungsträger der Behörden aus Deutschland und der Schweiz. Sie diskutierten über die Planung, Infrastruktur und das Marketing von Fahrradtourismus. Scherf wies darauf hin, dass in diesem Dienstleistungsbereich „reelle und finanziell tragfähige Arbeitsplätze neu entstehen“. Dies bestätigte auch der Freizeitforscher Dr. Martin Lohmann: 40 Prozent aller deutschen UrlauberInnen fahren mit dem Rad. Von 1995 bis 1998 hat das Urlaubsradeln um 15 Prozent zugenommen. Etwa zwei Drittel aller RadlerInnen übernachten in Hotels und Pensionen, ein Drittel auf dem Zeltplatz oder in der Jugendherberge. Und wer einmal für das Radeln im Urlaub gewonnen wird, bleibt in der Regel auch dabei. Nach Erhebungen des ADFC entsteht hier ein Umsatz

10

von 4,2 Milliarden Mark. Zusätzlich werden 3,9 Milliarden Mark durch Tagesausflüge erwirtschaftet. Darum wird ein Angebot der Tourismusbranche an radelnde UrlauberInnen immer lukrativer. Dies wird nicht nur in den traditionell fahrradfreundlichen Niederlanden, sondern auch mit der jungen Erfolgsgeschichte des Radtourismus in der Schweiz belegt. In mehreren Vorträgen und Workshops wurde auch die Region Bremen als Beispiel herangezogen:

gewählt worden, die durch Querverbindungen miteinander verbunden sein sollen. So werden Sehenswürdigkeiten und Landschaften zu Fuß, mit dem Rad, mit InlineSkates oder auf Gewässern erfahrbar. Zur Zeit ist die Ausschilderung der Wege geplant; außerdem soll eine Karte erstellt werden. In der Zukunft sollen mit dem „Grünen Ring“ grenzüberschreitende Kulturveranstaltungen, ein gemeinsames Marketing und eine gemeinsame grenzüberschreitende Freiraumplanung initiiert werden. Es erweist sich allerdings als ein sehr schwieriges Unterfangen, die vielen Interessen der beteiligten Städte, Landkreise und Gemeinden zusammenzuführen und aus dem „Kirchturmdenken“ herauszuholen.

durch den ÖPNV versorgt, eine Fahrradmitnahme häufig nicht möglich. Erst wenn diese Defizite beseitigt seien, könne an eine radtouristische Vermarktung gedacht werden. So wird zum Beispiel überlegt, wie wenigstens in Worpswede ein flexibles Radmietsystem einzurichten sei. Und auf der Grundlage einer neu entwickelten Datenbank soll die Beschilderung des Radroutennetzes und die Flächenbeschilderung im Landkreis Osterholz geplant werden. Dabei wird auf die Erfahrungen und Empfehlungen des ADFC zurückgegriffen. Bis alles fertig ist, soll übergangsweise ein Radwanderweg mit dem Namen „Weites Land“ vermarktet werden. Im Umfeld des Kongresses konnten sich die Teilnehmen-

Julia Flügel (oben), Referentin für Raumordnung und Landesplanung beim Senator für Bau und Umwelt, berichtete über den „Grünen Ring für die Region Bremen" – ein Projekt des Kommunalverbundes Niedersachsen / Bremen e. V. und der Gemeinsamen Landesplanung Bremen - Niedersachsen. Daran sind 27 Städte, Landkreise und Gemeinden beteiligt. Mit dem „Grünen Ring“ sollen die Naherholungsgebiete in Stadtnähe mit einem Wegenetz erschlossen werden. Im Radius von 20 bis 30 Kilometern sind drei Ringwege aus

Jens Joost-Krüger (oben) von der Worpsweder Touristik GmbH berichtete über die Entwicklung des Radroutennetzes nördlich von Bremen im Teufelsmoor. Dieses Netz wird für FreizeitradlerInnen über Kreisund Ländergrenzen hinweg aufgebaut und mit den bestehenden Fernradwegen „Weserradweg“, „Nordheide“ (Bremen – Hamburg) und dem „Brükkenradweg“ (Bremen – Osnabrück) vernetzt. Joost-Krüger rügte die deutlichen Defizite in der Infrastruktur in der Region um Bremen: Weite Teile des Gebietes seien nur spärlich

den auf einer Fachaustellung im Foyer des Tagungshotels bei zwölf Ausstellern über neue Produktangebote informieren. Bei einer Fahrradexkursion am Folgetag informierten sich 20 Teilnehmende des Kongresses bei frischem Wetter am Beispiel des Weser- und des Brükken-Radweges über Fernradwege. Zur Zeit stellt der ADFC Landesverband Bremen einen Kongressband zusammen, der voraussichtlich im Frühjahr 2000 im Buchhandel sowie beim ADFC erworben werden kann. Tobias Leuze

1 / 2000


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.