Steirische Mobilität 2/2018: Smart Production

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DAS PARTNERMAGAZIN DES MOBILITÄTSCLUSTER ACSTYRIA Ausgabe 2/2018

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A Sm Cs t ar yri tP a ro Sch du w ct er Lü io pu Q ck n n m ua e kt ul lit nl ti ät os fu sk e nk o ti ntr on o A al lle Ex Cs er m t Th p yr Se it em ert ia ns e or a ng Sm e ik s ar pr t P äc ro h z du u ct m io n

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REGIONAL VERWURZELT.

Sehr geehrte Damen und Herren, nachdem sich die letzte Steirische Mobilität dem Thema Additive Manufacturing gewidmet hat, setzt sich auch diese Ausgabe mit einem Produktionsthema auseinander, das die gesamte Mobilitätsindustrie betrifft: Smart Production. Die Verbindung von immer intelligenterer Sensorik und vor allem auch die Vernetzung von Maschinen untereinander bietet zahlreiche neue Ansätze. Dazu zählt neben der Effizienzsteigerung innerhalb einer Produktionslinie auch die Schaffung digitaler Schnittstellen zwischen Zulieferern und die Optimierung des Warenflusses mithilfe künstlicher Intelligenz.

OFFEN IM DENKEN.

Als ACstyria ist es uns ein besonderes Anliegen, einerseits unsere Partnerunternehmen hervorzuheben, die schon jetzt internationale Vorreiter in diesem Bereich sind – andererseits möchten wir im Rahmen mehrerer Initiativen die Möglichkeit bieten, Potentiale für Ihr Unternehmen zu entdecken. Dazu zählt auch die ACstyria Smart Production Tour, die wir Ihnen in diesem Heft vorstellen. Steirische Vorzeigeunternehmen wie voestalpine, Krenhof Schmiedetechnik, TAGnology oder Pankl Racing Systems haben im Rahmen der in diesem Jahr erstmals durchgeführten Veranstaltung Tür und Tor geöffnet und wertvolle Einblicke in ihre Produktionsprozesse ermöglicht. Eine Fortsetzung steht bereits in den Startlöchern!

EXZELLENT IM TUN.

Die neue Steirische Mobilität zeigt auch eindrücklich, dass die Steiermark im Bereich Smart Production schon jetzt zu den Vorreitern einer Entwicklung zählt, deren Konsequenzen noch nicht absehbar sind. Denn die Produktion steht, wie auch die gesamte Mobilitätsindustrie, vor zahlreichen Veränderungen. Hier hilft nur eines: Bleiben Sie smart! Ihre Christa Zengerer

IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: DI Christa Zengerer, Geschäftsführung ACstyria Mobilitätscluster GmbH, Parkring 1, 8074 Grambach | Tel.: +43 316 40 96 96-0 | office@acstyria.com | www.acstyria.com Redaktion: Jakob Reichsöllner, MA | Layout: Gabriele Schwar | Bildcopyright liegt bei den jeweiligen Unternehmen, Bilder von Shutterstock (Seite 1, 10, 24,25,26), GettyImages (Seite 12) | Alle Angaben erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Der Mobilitätscluster ACstyria ist um eine gendergerechte Sprache bemüht. Sollte die weibliche oder männliche Form in Ausnahmen nicht explizit erwähnt werden, sind beide Geschlechter gemeint.

BKS Bank Direktion Steiermark 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 15, T: 0316/811 311-201 UNSERE PARTNER:

www.bks.at


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A AU Cst S- yri UN a A D CA W DE EI M TE Y RB AC IL st DU yr ia NG VE 20 RA 19 NS TA LT UN G EN

W FO ER NI RD DA CH - FÜ T PRO R S ST D O IL UK RG LS T T TE IO , D H NS AS T W SD ER A K S IN SO KÖ G S LN Co raze MA m de r E RT it Fl nt IS ne üg w T ue el ick D st ve lu IE en rs ng ER Te org sd W ch t ien EIT no Ind st E lo us lei RT gi tr st E en ie er R VI EA un DA RT te LI U EI RS A rn TÄ NE T L eh T R m R EL EA en M LU L O NT NG ITY AG EL IN IE AC ZU st y M ri TH a E EM XP A ER SM TE AR NG T ES PR P O RÄ PI DU C M AV CT H UN EN ER IO S N D CH NE TZ M , AS P T CH RO IN DU E KT

A SM Cst Sm A yri Vo ar RT a S rz t P PR CH ei ro O W ge d D un uc UC ERP te tio TI U rn n O NK eh To N T m ur en zu D st ei FÖ IGIT ris RD AL ch I ER S en UN IER G UN EN G FI SM NA A AP NZ RT VO PS IE MIT RE N FÜ N M R O D RG IE EN PR O DU KT IO N SM VO A W M RT in eid SE E V di m N ER e A ül SO B ut ler s R IND om ta BI U at rte S Z NG isi t m UR E N er un it C CL gs on OU Ac ne D LÜ ht ct Q CK er ivi ba ty M UA EN UL LI hn Da L T O TI Ä y FU TS SE NK KO TI NT O NA RO LE LLE R SE MIT IM NS M D E O Pr ata R D RI od D K uk rive IE R tle n IC be De HT ns sig IG zy n E klu fü EN s r de TS EN n g CH PR ER es EI O GI am DU DU E te N E KT FF n G IM IO IZ I BL E N NT IC E K

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INHALT 5

Mit einer Smart Production Tour zu steirischen Vorzeigeunternehmen und einer eigens veranstalteten Business Lounge bot der ACstyria dem Zukunftsthema Produktion im Jahr 2018 eine große Bühne. Bei JOANNEUM RESEARCH entwickeln Experten der bildgebenden Sensorik von DIGITAL, dem Institut für Informations- und Kommunikationstechnologien, Technologien zur Produktund Prozessqualitätsprüfung.

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Der 23. Oktober 2018 stand ganz im Zeichen der Digitalisierung und Automatisierung der Industrial Connectivity bei Weidmüller Österreich.

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Franz Haas (TU Graz), Martin Tschandl (FH JOANNEUM) und Ludwig Haslauer (Rockwell Automation) sprechen über Trends und Entwicklungen im Bereich Smart Production und über die Stärken der Steiermark.


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ACstyria Schwerpunkt

SMART PRODUCTION

Mit einer Smart Production Tour zu steirischen Vorzeigeunternehmen und einer eigens veranstalteten Business Lounge bot der ACstyria dem Zukunftsthema Produktion im Jahr 2018 eine große Bühne. Auch neue Partnerunternehmen geben dem Thema im Netzwerk des ACstyria neuen Aufwind.

Die globale Fabrik ist längst Wirklichkeit: Work-Packages werden innerhalb der weltweiten Lieferkette immer flexibler vergeben, Produktionsvorläufe kürzer und der Wettbewerb höher. Wie sich in diesem Kontext Prozess- und Fertigungstechnologien verändern, welche Chancen und Herausforderungen die Digitalisierung dabei bietet und wie sich die Produktion von morgen effizienter gestalten lässt, ist zum großen Thema in der Mobilitätsindustrie geworden. Bereits jetzt ist viel Know-how vorhanden: PIA Automation, Vescon, die KNAPP AG sowie B&R Industrial Automation sind international als Anlagenbauer und Logistiker renommiert, hinzu kommen große IT-Unternehmen wie ATOS und T-Systems oder die aufstrebende TAGnology GmbH. Auch Siemens und Forschungseinrichtungen wie die TU Graz und die FH JOANNEUM setzen wichtige Impulse. Neu im Netzwerk angekommen sind Rockwell Automation und Weidmüller, die beide an der Smart Factory von morgen arbeiten.

Der Mobilitätscluster ACstyria setzte für dieses alle Mobilitätsbranchen betreffende Thema zwei Impulse: Am 23. Oktober 2018 wurde zu einer Business Lounge im Smart Production Lab der FH JOANNEUM Kapfenberg geladen. Im Sinne eines Know-how Transfers erhielten rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Experten der FH JOANNEUM, dem Fraunhofer Institut, Weidmüller, B&R und PIA Automation Einblicke in aktuelle Entwicklungen und konnten gezielt den Nutzen für ihr Unternehmen diskutieren. Besonders im Fokus standen Lösungen zu Datenauswertung, Monitoring und Visualisierung. Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Führung durch das LAB Industrie 4.0 an der FH Joanneum Kapfenberg. Dieses umfasst auch einen öffentlich zugänglichen ‘Maker-Space‘ für Prototypen, ein IT Security Lab, das sich der Datensicherheit verschrieben hat, sowie eines von zwei österreichischen SAP Next-Gen Labs.

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Vorhang auf für die Steiermark: Best Practice Beispiele von Vorzeigeunternehmen aus der Branche Bereits am 3. und 4. Oktober lud der ACstyria zu einer Best Practice Tour Smart Production zu steirischen Vorzeigeunternehmen. Ziel war es, im Rahmen einer Road Tour Vorreiter im Bereich Digitalisierung vor den Vorhang zu holen und die Chancen und Herausforderungen einer vernetzten Produktion zu diskutieren.

Tag 1: Krenhof AG und TAGnology GmbH Gestartet wurde mit 15 Teilnehmern vor dem Büro des Mobilitätscluster ACstyria. Anschließend luden Krenhof AG und TAGnology zur Betriebsbesichtigung. Matthias Hartmann präsentierte in der Paperless Production der Krenhof Schmiedetechnik, wie sich Innovation mit dem ältesten Gewerbe der Welt verträgt und was Digitalisierung in einer Welt voll Hitze, Schmutz und Lärm bedeuten kann. Von der Schmiede zur Ideenschmiede der Zukunft: Beim RFID Profi TAGnology GmbH zeigte Markus Schriebl anschließend, welche Möglichkeiten des Taggings sein Unternehmen anbietet und wie sich Prozesse damit effizienter gestalten lassen.

Tag 2: voestalpine Wire Rod Austria und Pankl Racing Systems Bis zu 100 Kilo Walzdraht befinden sich in einem PKW. Wie dieser hergestellt wird – und welch hoher Digitalisierungsgrad dort bereits herrscht – konnte am Folgetag im Werk der voestalpine in Leoben-Donawitz besichtigt werden. Das vollautomatisierte Drahtwalzwerk gilt als das modernste der Welt und sichert die international führende Position von voestalpine im höchstqualitativen Qualitätswalzdrahtbereich. Im Anschluss daran fuhren die Teilnehmer der Smart Production Tour zum neuen High-Performance Antriebswerk von Pankl Racing Systems. Dort werden in Kleinserien u.a. hochwertige Getriebe für Motorräder hergestellt. Die Produktion ist hochautomatisiert und weist einen hohen Digitalisierungsgrad auf. Zusätzlich wurde das Additive Manufacturing Competence Center präsentiert, das in Kooperation mit voestalpine Böhler Edelstahl, EOS und Quintus betrieben wird. Während der Tour hatten die Teilnehmer ausreichend Gelegenheit, die gewonnenen Erfahrungen zu diskutieren und deren Anwendbarkeit für das eigene Unternehmen abzuwägen. Klar wurde, dass die Steiermark im Bereich Smart Production zwar schon auf zahlreiche Vorzeigeunternehmen verweisen kann, dass aber zahlreiche Chancen neuer Produktionstechnologien bei vielen kleineren Playern noch nicht genutzt werden.


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Die 1922 gegründete BKS Bank hat ihren Sitz in Klagenfurt. Seit 1986 notiert sie an der Wiener Börse. Per 30.09.2018 erwirtschaftete die BKS Bank eine Bilanzsumme von 8,18 Mrd. EUR. Der Periodenüberschuss von 55,8 Mio. EUR lag um 8,1% über dem Vergleichswert des Vorjahres. Die BKS Bank beschäftigt konzernweit rund 1.100 Mitarbeiter in über 60 Filialen.

DIGITALISIERUNG SMART MIT FÖRDERUNGEN FINANZIEREN

Ideen!Reich zur Innovation

Im Rahmen der Förderungsaktion Ideen!Reich gibt es von der SFG bis zu 50% Zuschuss für die Entwicklung und Umsetzung neuer Business-Ideen, insbesondere für digitale Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle: Bis zu 60.000 Euro können sich innovative heimische Unternehmen in den einzelnen Modulen sichern.

Viele Werkshallen verwandeln sich in Smart Factories. Für zahlreiche der damit verbundenen Investitionen können Förderungen genutzt werden.

Auch in der Industrie ist die Digitalisierung ein prägender Trend. Erfreulicherweise sind Österreichs Unternehmen gut aufgestellt, wie eine Studie von EY1 zeigt. „Fast ein Drittel des Umsatzes österreichischer Industrieunternehmen wird bereits heute mit Industrie-4.0-Produkten erzielt. Eine Mehrheit von 60% der mittelständischen Industrieunternehmen produzieren zumindest teilweise digital gesteuert, in Deutschland tun dies erst 54%“, berichtet Nikolaus Juhász, Leiter der BKS Bank-Direktion Steiermark. Zahlreiche weitere Unternehmen planen den Umstieg auf Smart Production-Anlagen.

erzählt Horn. Sowohl die Bundesförderstelle austria wirtschaftsservice (aws) als auch die Steirische Wirtschaftsförderung GesmbH SFG haben entsprechende Förderprogramme aufgelegt. „Meine Kollegen und ich beraten Sie gerne, was bei der Finanzierung Ihrer geplanten Investition zu berücksichtigen ist und wie Sie die Förderprogramme optimal ausschöpfen können. Wir unterstützen Sie auch beim Ausfüllen der Anträge sowie bei der Einreichung über die neuen digitalen Förderplattformen“, lädt ein, ein Beratungsgespräch zu nutzen.

Förderberatung der BKS Bank nutzen Die Digitalisierung verändert die Anforderungen an die Unternehmensfinanzierung. „Moderne Anlagen haben einen deutlich höheren Softwareanteil. Ein immer größerer Teil der Investition fließt damit in sogenannte immaterielle Werte. Damit können andere Abschreibungszyklen und ein anderer Bedarf an Sicherheiten verbunden sein“, so Marianne Horn, Leiterin der Firmenkundenfiliale in der Direktion Steiermark. „Für viele Investitionen können Förderprogramme genutzt werden“,

Nikolaus Juhász Leiter der BKS Bank-Direktion Steiermark

GERNOT GLEISS

Marianne Horn Leiterin der Firmenkundenfiliale in der Direktion Steiermark

aws Garantie KMU Speziell für Klein- und Mittelunternehmen (KMU) ist die aws Garantie KMU konzipiert. Dabei besichert die aws bis zu 80% eines Bankkredites, der für die Errichtung, Modernisierung oder Innovation eines Unternehmens in Österreich aufgenommen werden kann. Auch die Finanzierung eines Unternehmenskaufes oder einer Beteiligung an einem anderen Unternehmen kann durch die aws garantiert werden.

Neuer ERP-Kredit geplant für 2019

Marktführer: Werden Sie zum Frontrunner

Beispielhaft führt Horn an: „Der ERP-Kredit zur Investitionsfinanzierung wird schon bisher von vielen Unternehmen genutzt. 2019 könnte er dahingehend geändert werden, dass auch nicht-aktivierungspflichtiges Vermögen, wie z. B. angekaufte oder in Eigenleistung erstellte Software finanziert werden kann.“ Der ERP-Wachtsums- und Innovationskredit kann von Unternehmen mit weniger als 3.000 Mitarbeitern und für ein Finanzierungsvolumen von 10.000,- bis 30 Mio. EUR in Anspruch genommen werden.

International erfolgreich agierende Unternehmen mit Sitz in Österreich, die in ihrem Bereich Marktführer oder auf dem Sprung dorthin sind, können sich mit dem Frontrunner-Programm z. B. Investitionen in Prototypen, Demonstrationsanlagen oder die Erweiterung von Produktionskapazitäten fördern lassen.

Wachstums!Schritt mit der SFG setzen Die SFG begleitet steirische KMU mit maximal 249 Mitarbeitern auf den Weg in die Industrie 4.0-Welt. Mit der Förderaktion Wachstums!Schritt werden Bauprojekte, der Ankauf von Maschinen, Betriebs- und Geschäftsausstattung aber auch Patente unterstützt. Gefördert wird ab einer Gesamtinvestition von mindestens 300.000 EUR.

Dies sind nur einige Beispiele für mögliche Förderungen. Nähere Infos erhalten Sie bei den BKS Bank-Experten. Die BKS Bank verfügt über eine besonders hohe Beratungskompetenz in der Unternehmensfinanzierung und den damit verbundenen Förderungen. „Unser Haus wurde 1922 als Firmenkundenbank gegründet. Viele Unternehmen begleiten wir als Bankpartner bereits in vierter Generation. Auch wenn die Bedürfnisse und Anforderungen sich stark verändert haben, die professionelle und persönliche Beratung unserer Kunden steht bei uns nach wie vor im Mittelpunkt“, so Juhász.

BizzNet: Neues digitales Firmenkundenportal Übrigens: Auch die BKS Bank investiert intensiv in die Digitalisierung. 2018 wurden mehrere neue Angebote gelauncht. Zuletzt das digitale, speziell für Firmenkunden konzipierte, Portal BizzNet. BizzNet bietet modernste Zahlungsverkehrslösungen und ist modular einsetzbar. Es greift wichtige Bedürfnisse von Unternehmern auf, z. B. eine klare Trennung zwischen Privatem und Geschäftlichem. Bis zu fünf Personen können einen individualisierten Zugang erhalten. Daten können gut aus und in die Buchhaltung exportiert werden, u.v.m. Ebenfalls für Firmenkunden konzipiert ist die Business-App, mit der auch Unternehmer ihre Bankgeschäfte bequem von unterwegs aus erledigen können. In der Umsetzung befindet sich gerade die Digitalisierung des Garantiegeschäftes auf der Unternehmensseite.


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APPS

FÜR DIE PRODUKTION VON MORGEN Atos entwickelt Anwendungen für die Erfassung und Analyse von Maschinendaten basierend auf MindSphere, dem cloud-basierten, offenen IoT-Betriebssystem von Siemens.

Der digitale Wandel birgt ein enormes Potenzial für Industriebetriebe, Prozesse zu optimieren, Produktivitätssteigerungen zu erlangen oder ganz neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Als langjähriger IT-Partner führender Industrieunternehmen verfügt Atos über umfassende Expertise, die für deren digitale Transformation unabdingbar ist. So hat der IT-Dienstleister ein innovatives Konzept zur IoT-Nutzung in der Produktion entwickelt, das schnell und zuverlässig quantifizierbaren Nutzen liefert. Als strategischer Partner von Siemens entwickelt Atos einsatzbereite mobile Anwendungen für MindSphere, das offene, cloud-basierte Betriebssystem von Siemens für das Internet of Things (IoT). Die Apps werden unter anderem für Tablets oder Virtual Reality-Brillen entwickelt und können nahtlos mit bestehenden IT-Systemen verbunden werden. Durch den Ausbau der seit 2011 bestehenden Partnerschaft der beiden Big Player steht Kunden aus der Fertigungsindustrie ein innovatives digitales Portfolio an datenbasierten Services für die Produktion von morgen zur Verfügung.

deutet. Mittels der MindSphere Apps integriert Atos die Daten aus den Produktionsmaschinen und den unterschiedlichen Managementsystemen wie etwa Manufacturing Execution Systems (MES) und Enterprise Resource Planning (ERP). Durch die Sammlung und Anreicherung der Daten besteht sodann die Möglichkeit, sie mittels Big Data Analytics in Echtzeit auszuwerten. Damit erhalten MitarbeiterInnen in Industrieunternehmen jederzeit alle relevanten Informationen über den aktuellen Stand von Produktionsmaschinen oder ganzen Fertigungslinien. Dies ermöglicht effizienteres Maschinenmanagement sowie Ressourcenoptimierung zur Erhöhung der Anlagenproduktivität. Je nach Anwendung können sie zudem auf sich abzeichnende Probleme im Produktionsprozess reagieren und rechtzeitig gegensteuern. Damit werden Instandhaltungskosten reduziert, Engpässe und Stillstände vermieden, Prozesse optimiert und die Lebensdauer von Maschinen verlängert. So können beispielsweise Maschinenbauer durch die Remote-Überwachung ihrer weltweit verteilten Maschinenflotten deren Stillstandzeiten reduzieren und damit neue Geschäftsmodelle erschließen.

Alles im Blick

Effizient, flexibel, innovativ

Mit der fortschreitenden Vernetzung von Industrieanlagen entstehen enorme Mengen von Produktionsdaten, deren intelligente Analyse einen echten Mehrwert be-

Die Atos-ExpertInnen haben inzwischen eine Vielzahl an Anwendungen speziell für produzierende Unternehmen entwickelt. Dazu gehören unter anderem folgende:

Der Augmented Maintenance Worker nutzt die Mög-

lichkeiten von Augmented Reality im Wartungsbereich. Über ein elektronisches Device wie ein Tablet visualisiert die Anwendung versteckte Komponenten und liefert Arbeitsanweisungen und zusätzliche Produktinformationen.

Über den Mobile Compare eBOM lassen sich alle

notwendigen Informationen zu den Konstruktionsstücklisten (eBOM) im Produkt-Design zusammenführen. Die Anwendung greift dafür auf interne und externe Datenquellen zurück, vergleicht und visualisiert die Ergebnisse.

Die „JT in Webbrowser“-Anwendung ermöglicht die

Darstellung einer Reihe von Funktionalitäten des JT (Jupiter Tesselation)-Grafik-Formats im Webbrowser. Bislang setzt das in PLM-Prozessen zum Einsatz kommende Format eine spezielle Software voraus. Dank der neuen App

lassen sich JT-Grafiken geräteübergreifend darstellen.

Container Management ist eine Anwendung für

RFID-Funktechnologie. Sie verschafft schnellen und mobilen Überblick über Anzahl, Ort und Inhalt von Containern zur Optimierung von Durchsatzzeiten und Reduzierung von Stillstandzeiten. Dabei bietet Atos den MindSphere-Kunden einen strukturierten Ansatz: Dieser reicht von Quick-Start-Diensten mit ersten realen Ergebnissen bis zur Produktionsreife von MindSphere-Anwendungen. Gepaart mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Industrieumfeld bietet Atos Unternehmen genau jene passgenaue Beratungs-, Entwicklungs- und Integrationsleistungen an, die sie auf dem Weg zur digitalen Fabrik benötigen.


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SMARTE VERBINDUNGEN VOM SENSOR BIS ZUR CLOUD Weidmüller startet mit dem ersten Connectivity Day in die AutomatisierungsAchterbahn Der 23. Oktober 2018 stand ganz im Zeichen der Digitalisierung und Automatisierung der Industrial Connectivity bei Weidmüller Österreich. Unter dem Motto „Pulled Pork Burger, Omnimate, Long Island Ice Tea, MaxGuard, Sodawasser oder Reihenklemmen mit nur einem Klick vom Roboter-Kellner erhalten!“ veranstaltete das Industrieunternehmen erstmals den Connectivity Day im Rollercoasterrestaurant in Wien. Mit dieser Veranstaltung hat Weidmüller ein neuartiges Veranstaltungskonzept in einer einzigartigen Location aufgegriffen. Der Abend stand zur Gänze unter dem Unternehmensleitbild „Let’s connect!“ und hat neben altbekannten Komponenten vor allem neue Lösungen, Services und Beratungsleistungen des Unternehmens hervorgehoben. Auf Thementischen

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– ohne selbst Data Scientist zu sein. Das vorhandene Wissen über Prozesse und Maschinen bleibt so im Unternehmen, da diese ihr Domänenwissen selbstständig einpflegen können. Somit macht Weidmüller seine Analytics-Lösungen zugänglich für den klassischen Maschinenbauer und -betreiber. In diesen Konzepten ist die Verfügbarkeit der Maschine oder eine garantierte Anzahl der damit produzierten Teile der „Topseller“ und nicht wie bisher ein bestimmter Maschinentyp.

Connectivity Day im Rollercoasterrestaurant in Wien

wurde Know-How zu brandneuen Lösungen wie Automation, Engineering- und Visualisierungs-Tools, digitale Infrastruktur, Machine Learning und Connectivity Consulting weitergegeben. All diese Themenbereiche werden als Automatisierungs- und Digitalisierungsportfolio u-mation auf dem Markt angeboten.

Machine Learning- und Industrial Analytics Tools: analysieren, darstellen, vorausschauen. Das u-mation Automatisierungs- und Digitalisierungsportfolio kombiniert modulare Automatisierungshardware sowie innovative Engineering- und Visualisierungstools mit durchdachten Digitalisierungslösungen. Smarte Analytics- und Machine Learning Module ergänzen das Portfolio. Die Analytics-Module erlauben eine detaillierte Auswertung aller relevanten Maschinen- und Prozessdaten. Abweichungen und Anomalien werden im laufenden Prozess frühzeitig erkannt. Das Machine-Learning-Tool bietet eine zukunftssichere Grundlage für effizientere Produktionskonzepte. In einer neuen Version kann der Maschinen- und Anlagenbauer die Weiterentwicklung der Analyse-Modelle eigenständig vorantreiben

Der Schlüssel zu mehr Effizienz und Kostenkontrolle im Lebenszyklus einer Anlage liegt in der gewinnbringenden Nutzung von Maschinen- und Prozessdaten. Dank modernster Sensorik und digitaler Vernetzung ist u-mation in der Lage, die relevanten Messwerte zu extrahieren und für intelligente Analysen zu verwenden. Das Machine Learning-Angebot steht für innovative Analytics-Lösungen, mit denen Wartungseinsätze gezielt eingeleitet und so unnötige Stillstandzeiten auf ein Minimum reduziert werden können. Mit der vorausschauenden Wartung (Predictive Maintenance) lassen sich Serviceintervalle präzise nach Bedarf planen. Durch das lückenlose Monitoring der Sensor-, Zustands- und Prozessdaten lassen sich zuverlässige Aussagen über die Qualität der Produkte (Predictive Quality) ermitteln. Die Analytics-Module lernen Weidmüller u-mation: Mit den Weidmüller Visualisierungslösungen hat der Anwender seine relevanten Daten detailliert im Überblick.

aus den Maschinendaten und werden so mit der Zeit immer präziser. Die Machine-Learning-Modelle bieten eine zukunftssichere Grundlage für effizientere Produktionskonzepte. Die fortschreitende Digitalisierung der Industrie bringt zahlreiche Vorteile mit sich, durch deren Nutzung Zeit und Kosten eingespart werden. Auch neue Geschäftsmodelle lassen sich mit der Digitalisierung erschließen. Smarte Analytics-Module erlauben die detaillierte Auswertung aller relevanten maschinen- und Prozessdaten und ermöglichen die frühzeitige Registrierung von Abweichungen und Anomalien im laufenden Prozess. Dadurch lassen sich Stillstandzeiten und der „Ausschuss“ deutlich reduzieren. Das Weidmüller Machine Learning-Konzept optimiert die Leistung von Maschinen und Anlagen – einfach und individuell.


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in jenen Branchen gefordert werden, deren Fertigungsprozesse bisher eher für hohe Stückzahlen mit vergleichsweise niedriger Produktvariabilität ausgelegt waren“, erklärt DI Alfred Rinnhofer, Projektleiter bei DIGITAL. Ein Beispiel für Fertigungstechnologien für „Losgröße 1“ ist der weltgrößte Türenhersteller Jeld-Wen, in dessen oberösterreichischer Niederlassung (Dana Türen) maßgeschneiderte Wohnungstüren, jede individuell gefertigt, produziert werden. In einem Prozess der „Fertigung-4.0“ sorgen unterschiedliche, verbundene Sensoren für eine lückenlose automatisierte Qualitätskontrolle, selbst bei hunderten möglichen Produktvarianten. Und das bei voller Produktionsgeschwindigkeit.

LÜCKENLOSE QUALITÄTSKONTROLLE MIT MULTIFUNKTIONALER SENSORIK Eine der Herausforderungen in der industriellen Produktion liegt in der automatisierten, zuverlässigen Qualitätskontrolle bei zunehmend kleineren identen Chargen. Das Schlagwort lautet „Losgröße 1“, das heißt bestimmte Produktklassen werden in vielfacher Ausprägung auf die Anforderungen des Kunden industriell maßgeschneidert. Individualität und Maßarbeit sind wunderbar, wenn nicht der Kostenfaktor hinzukäme. Dieser soll nämlich ebenso kundenfreundlich wie das Produkt sein.

„Die entwickelte Technologie ist aber nicht nur für die Holz-Branche geeignet, sondern grundsätzlich für jede Branche, die vor der Herausforderung Volumenproduktion mit hoher Produktvielfalt, wie beispielsweise die Automobilindustrie, steht“, ist Dr. Heinz Mayer, Direktor des Instituts DIGITAL, überzeugt.

Während sich Werkzeugmaschinen heute schon vollautomatisch für unterschiedliche Produkte umrüsten und einstellen lassen – und unterschiedliche Fertigungszyklen autonom abarbeiten können, ist die zumeist komplexe Qualitätsbeurteilung auch heute immer noch menschlicher Expertise vorbehalten. Durch den Einsatz unterschiedlicher Sensorsysteme, wie optische, thermische und akustische Sensoren, können selbst bei aufwändigen Fertigungsprozessen Informationen extrahiert werden, die auch für enge Qualitätskriterien Lösungen bieten. Bei JOANNEUM RESEARCH entwickeln die Experten der bildgebenden Sensorik von DIGITAL, dem Institut für Informations- und Kommunikationstechnologien, nun Technologien zur Produkt- und Prozessqualitätsprüfung in diesem zukunftsweisenden Umfeld. „Mit dem verstärkten Einsatz von Additive Manufacturing Technologien, kurz 3D-Druck, wird eine zuverlässige Qualitätskontrolle für individuelle Einzelstücke zukünftig auch

Im Detail scannen Kamerasysteme die Türen bereits zwischen den aufeinanderfolgenden Produktionsschritten und Bildverarbeitungsalgorithmen prüfen im Hintergrund, ob Kanten und Oberflächen der Türen den jeweils typenspezifischen Qualitätsanforderungen entsprechen. So können Fehler frühzeitig erkannt und Folgekosten niedrig gehalten werden. Der Ist-Zustand wird blitzschnell mit den Soll-Vorgaben verglichen und Abweichungen werden entsprechend bewertet. Kontaktlose Farbsensoren mit der Sensitivität eines menschlichen Auges stellen sicher, dass Vorgaben mit engen Toleranzvorgaben eingehalten werden. Parallel dazu prüfen hochauflösende Farbkameras die Gleichmäßigkeit über die ganze Fläche. So ergänzen sich die Systeme optimal, um kosteneffiziente Lösungen umsetzen zu können. Werden Fehler erkannt, folgt sofort eine Fehlermeldung, eine Protokollierung und statistische Erfassung zur systematischen Fehleranalyse. Wo möglich, werden über direkte Rückkopplungen in den Produktionsprozess Korrekturmaßnahmen zur Reduzierung weiterer gleichartiger Fehler eingeleitet. „Die Herausforderung liegt in der Vielfalt der Materialien und Formen, die alle ganz unterschiedliche spezifische Fehlerausprägungen aufweisen. Daher ist der gesamte Prozess zur Qualitätssicherung und Minimierung von Stillstandzeiten eng an das Produktionsplanungssystem angebunden, wobei dann bei der Qualitätsbewertung des Einzelprodukts auch kundenspezifische Kriterien mitberücksichtigt werden können. Ein weiterer Vorteil dieses Systems ist die gesamte Produktionsdokumentation. Das Unternehmen kann im Zweifelsfall den Beweis erbringen, dass das Produkt die Fabrik mängelfrei verlassen hat“, ist Rinnhofer von den Vorteilen des Systems, auch für Branchen wie der Automobilindustrie, überzeugt.

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IMMER DIE RICHTIGE ENTSCHEIDUNG IM BLICK

Data Driven Design für den gesamten Produktlebenszyklus

Eine durchgängige Digitalisierung der Planungs-und Steuerungsprozesse schafft Abhilfe. Die Grundlage dafür liefert das digitale Abbild der realen Fabrik – und zwar sowohl für die Visualisierung als auch für die Interaktion und die Simulation. Zunächst einmal gilt es, die Standorte, Produktionslinien und Prozesse frühzeitig zu planen und zu simulieren, am besten noch vor einer Standortentscheidung. Im zweiten Schritt helfen diese Planungsdaten im laufenden Betrieb dabei, die Produktion effizient zu planen und zu steuern. Vor allem mittelständische Unternehmen sehen sich hier jedoch großen Herausforderungen gegenüber. Forscher von Fraunhofer Austria und vom Fraunhofer IGD haben mit GrAPPA und Plant@ Hand3D nun zwei Methoden entwickelt, mit der sich eine solche virtuelle Absicherung einfach und intuitiv handhaben lässt: Über Methoden des Visual Computing geben sie dem Planer Werkzeuge in die Hand, über die er das digitale Abbild der Produktionsstätte leicht erstellen und nutzen kann.

GrAPPA: Fabriken optimal planen Dieses digitale Abbild der Produktionsstätte spielt zunächst einmal bei der Fabrikplanung eine wichtige Rolle. Bislang mussten Planer hierfür verschiedene Software-Umgebungen verwenden. Während sie in der einen Anwendung die Layout-Varianten zeichneten, bewerteten sie die Planung hinsichtlich des Logistikaufwandes sowie gegebenenfalls weiterer Kriterien mithilfe einer Analyse-Software. Schließlich stellte eine Präsentationssoftware das Ergebnis in 3D intuitiv-verständlich für alle Beteiligten dar. GrAPPA vereint all diese wesentlichen Planungsfunktionen in einer einzigen Software. Die Basisdaten für das Datenmodell können, soweit vorhanden, direkt aus dem ERP/MES des Unternehmens importiert werden – das Datenmodell entsteht somit großteils automatisch und sehr effizient. Layoutvarianten zu erstellen und auszuwählen ist immer

Viele Unternehmen tun sich schwer damit, ihre Produktion zu digitalisieren – das gilt insbesondere für mittelständische Betriebe. Damit entgehen den Betrieben jedoch viele Vorteile, die eine Digitalisierung mit sich bringt, etwa eine effizientere Produktion. Künftig lässt sich eine solche virtuelle Absicherung einfach und intuitiv handhaben, sowohl hinsichtlich der Planung als auch im laufenden Betrieb. Möglich machen es die neuen Software-Lösungen GrAPPA, Plant@Hand3D und VASCO aus dem Hause Fraunhofer.

Theorie und Praxis sind vielfach zweierlei Dinge. So auch bei der Digitalisierung der Produktion. Theoretisch bringt die Digitalisierung viele Vorteile. Praktisch würde sie das zwar auch, allerdings scheitert der Vorsatz meist an der Umsetzung. Das heißt: Planungs- und Steuerungssoftwaresysteme sind vielfach nicht miteinander vernetzt, und auch Grobund Feinplanung werden oft nicht oder nur marginal aufeinander abgestimmt. Die Mitarbeiter in der Produktionsplanung und -steuerung müssen die Benutzeroberflächen immer wieder wechseln und können auf einige Daten schlichtweg gar nicht zugreifen. Allerdings gilt es nicht nur im Störfall, Maschinendaten, Produktionsstände und Kapazitätsdaten schnell zur Hand zu haben.

gleich verknüpft mit der Analyse des Transport- und Logistikaufwandes sowie der Kapazitätsplanung. Durch diese integrierte digitale Abbildung können mehr Varianten in kürzerer Zeit für ein besseres Planungsergebnis überprüft werden. GrAPPA verdichtet die Analyse zu intuitiven Grafiken und verbindet alles mit dem Layout, in dem sich der Planer dreidimensional bewegen kann. Eine Konsistenzprüfung erlaubt zudem, mögliche Layout-Fehler und Inkonsistenzen in den Basisdaten auf Knopfdruck schnell und einfach zu finden und zu beheben. Den ersten Praxistest hat GrAPPA Anfang 2016 bereits erfolgreich bestanden: Die Produktionshalle eines großen österreichischen Maschinenbauunternehmens sollte erweitert und in diesem Zuge der gesamte Produktionsfluss im Werk optimiert werden. Dazu haben die Forscher, zusammen mit den Planern des Unternehmens, mittels ihrer Software mehrere Planungsvarianten analysiert und ausgewählt. Hierbei wurden die Basisdaten direkt aus dem ERP System gespeist, somit konnten alle Produkte im Detail berücksichtigt werden, während der Planungsaufwand trotzdem klein gehalten wurde. Das Ergebnis spricht für sich: Die möglichen Einsparungen beim innerbetrieblichen Transportaufwand, im Vergleich zum Ausgangszustand, liegen im zweistelligen Prozentbereich.

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Plant@Hand3D: Effizienter produzieren Was den laufenden Betrieb und die Effizienz der Fertigung angeht, so leistet die Software Plant@Hand3D wertvolle Dienste: Sie wurde vom Fraunhofer IGD entwickelt und unterstützt die digitale Überwachung und Steuerung von Fertigungsprozessen. Für die Mitarbeiter heißt das: Statt sich wie bisher alle Informationen mühsam zusammensuchen zu müssen, sehen sie auf einem Multitouch-Tisch die komplette Produktionshalle samt den wichtigsten Kennzahlen. Damit die Software die unterschiedlichen Daten zusammenführen kann, greift sie auf Daten und Prozesse der produktionsführenden Systeme ERP, MES und BDE zu. Die einzelnen Maschinen lassen sich per Fingertipp vergrößern, ebenso kann auf Detailinformationen zugegriffen werden. Wie läuft die Fertigung? Welche Kapazitäten sind frei, welche überlastet? Wo muss umgeplant werden? Plant@Hand3D hilft dem Planer, zielführende Entscheidungen zu treffen. Er wird gewissermaßen zum Daten-Analysten: Statt abstrakten Kennzahlen erhält er minutengenaue Betriebsdaten, kann Störungen schrittweise analysieren und Muster in großen Datenmengen erkennen, um so zukünftig schneller auf bevorstehende Störungen zu reagieren. Mit der Software können die Produktionsplaner die Anlagen zudem steuern. Fällt beispielsweise eine Maschine aus, ziehen sie den visuellen Produktionspfad einfach auf eine andere Maschine, auf der das Produkt stattdessen weiter gefertigt werden soll. Ein zusätzliches Analysewerkzeug ermöglicht den Blick »nach vorne«, mit ihm lassen sich unter anderem Ausfälle von Maschinen vorhersagen, Wartungsarbeiten einplanen und Stillstandszeiten vermeiden.

erforderlichen „Informationsfluss“. Der Informationsfluss zeigt sehr anschaulich, ob die Prozesse von einer Person oder Abteilung zentral (= „PUSH“) gesteuert werden oder ob diese selbst miteinander kommunizieren (= dezentrale „PULL“ Steuerung). Ursprünglich wurden Wertströme mittels Bleistift und Papier visualisiert. Die erforderlichen Berechnungen für zukünftige Sollzustände mussten separat durchgeführt werden. Diese handschriftliche Visualisie-

In Abhängigkeit von den Wirtschaftsund Energiemärkten unterliegen auch die Produktionsprozesse einem ständigen Wandel: veränderte Technik, steigende Rohstoff- und Energiepreise fordern Unternehmen zunehmend zu mehr Effizienz. In einem kompetitiven Unternehmensumfeld ist die Optimierung der Effizienz in den einzelnen Teilbereichen der Produktion somit wesentlich. Im Durchschnitt machen Energiekosten bis zu 10% der gesamten Produktionskosten aus. In energieintensiven Industrien liegt der Anteil sogar bei bis zu 40%. Dazu kommt der kontinuierliche Anstieg der Marktpreise für Strom. Die steigenden Preise auf internationalen Märkten und die Trennung der gemeinsamen Preiszone von Österreich und Deutschland bewirkten eine Steigerung des österreichischen Strompreisindex (ÖSPI) von 46% im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt befindet sich der ÖSPI damit auf dem höchsten Stand seit April 2013 und wird laut Prognosen der Internationalen Energieagentur auch weiterhin steigen. Diese Entwicklungen führen zu einem Umbruch der Strom- und Wärmemärkte – die Energienetze müssen flexibler werden und das Thema erneuerbare Energie gewinnt zunehmend an Bedeutung. Unternehmen werden gezwungen Produktionsprozesse zu optimieren und energieeffiziente Lösungen hinsichtlich des Energieeinsatzes zu finden.

Wertstrom optimieren mit VASCO Value Stream Mapping (VSM), auch Wertstromanalyse und -design genannt, bezeichnet das Visualisieren und Verbessern von Wertströmen. Es ermöglicht allen beteiligten Personen einen raschen Überblick über den Wertstrom sowie die Identifizierung von Verbesserungspotentialen im Wertstrom. Oberste Ziele sind die Vermeidung von Verschwendungen im Wertstrom (engl. Value Stream) sowie die Reduktion der Durchlaufzeit, um flexibler, schneller und somit kostengünstiger als bisher produzieren zu können. Ein Wertstrom einer Produktfamilie umfasst alle erforderlichen (Produktions-)Prozesse, Lagerstufen und Transporte eines Produkts – ausgehend vom Rohmaterial bis zum Versand an den Kunden. Die visuelle Darstellung eines Wertstroms beinhaltet zusätzlich zum genannten Materialfluss auch den

ENERGIEEFFIZIENTE PRODUKTION

rung von Wertströmen waren nur bedingt reproduzierbar und Abänderungen für mehrere Soll-Alternativen zeit- und kostenintensiv. Das von Fraunhofer Austria entwickelte Tool VASCO ermöglicht nun das Zeichnen von Wertströmen einfach und zeitsparend digital. Mit den Tools von Fraunhofer Austria lässt sich die Digitalisierung von Produktionsabläufen auch für Mittelständler gut handhaben. Sie bedienen sowohl die Planung als auch den laufenden Betrieb – sie sind quasi Team-Player in punkto virtueller Absicherung der Produktion.

Mit der Einführung des Energieeffizienzgesetzes im Jahr 2015 kam die Verpflichtung von Großunternehmen zur regelmäßigen Durchführung (alle vier Jahre) eines Energieaudits. Bei Durchführung der Energieaudits wird der gesamte Energieeinsatz und -verbrauch eines Unternehmens systematisch erfasst und analysiert, Energieeffizienzmaßnahmen abgeleitet und Potenziale zur Kostensenkung aufgezeigt. Im Jahr 2015 wurden somit erstmals Energie-Audits durchgeführt, welche im Jahr 2019 nach Ablauf der ersten 4 Jahre zu erneuern sind. Das Energieaudit 2019 sollte zum Anlass genommen werden, die Produktionsprozesse hinsichtlich Energieeffizienz genau zu prüfen und Abwärmepotenziale aufzuspüren. Das Energieeffizienzgesetz bietet die Chance für Unternehmen optimale Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Reduktion der Energiekosten zu definieren. Der

wirtschaftliche Nutzen der Energieaudits ist aber nur dann gegeben, wenn fachlich hochwertige und genaue Audits durchgeführt werden und nicht nur die bloße Einhaltung des Gesetzes im Vordergrund steht. Energie-Audits sollten von einem externen Energieauditor durchgeführt werden, um eine vom jeweiligen Betriebsalltag unabhängige Sichtweise von Energieexperten zu bekommen. Professionelle Energieauditoren stellen sicher, dass Auditberichte optimale und tatsächlich umsetzbare Maßnahmen enthalten. Bereits 2015 konnte die Grazer Energieagentur GmbH ein Einsparpotenzial von durchschnittlich knapp 6%, mit Spitzenwerten von über 30%, im Zuge der Energie-Audits ausfindig machen. Insgesamt wurden dabei Energieeffizienzmaßnahmen im Wert von 2,7 Mio Euro Energieeinsparung pro Jahr lokalisiert. Für die Erstellung der Audits ist es wichtig, dass Unternehmen im Vorfeld eine gute Energiedatenerfassung durchführen, denn nur Faktoren die gemessen und zugeordnet werden können, können danach auch optimiert werden. Darüber hinaus sollten die Energiedaten in Folge auch die Basis für ein professionelles Energie-Management sein. Das Energie-Management-System führt im Gegensatz zu den Energie-Audits nicht nur zu einmaligen Effekten sondern zu kontinuierlichen und systematischen Verbesserungen der Energieeffizienz. Bei konsequenter Anwendung wird die Datengrundlage für systematische Energiebewirtschaftung und Energieplanung geschaffen. Bei der Umsetzung gibt es für die einzelnen Maßnahmen unterschiedliche Förderungen. Eine laufende Übersicht und Beratung über aktuelle, relevante Umweltförderungen ist die Chance alle finanziellen Unterstützungen optimal nutzen zu können. Förderscreening und Förderberatung sind mitunter Themen bei denen die Grazer Energieagentur unterstützt und begleitet. Darüber hinaus gibt es innovative und investitionskostenschonende Umsetzungsmodelle wie zum Beispiel Energiespar-Garantie-Verträge. Damit sich ein Betrieb auf seine Kerntätigkeit fokussieren kann, kann er die Umsetzung von Effizienz-Maßnahmen an einen Energiedienstleister auslagern, der nicht nur die normgerechte Umsetzung, sondern auch den ökonomischen Erfolg garantiert, d.h. eine Garantie über die künftigen Energieeinsparungen abgibt. Um einen geeigneten Energiedienstleister zu finden, sollte jedenfalls ein Angebotsvergleich mehrerer Anbieter auf Basis eines Mustervertrages, wie ihn z.B. die Grazer Energieagentur entwickelt hat, durchführen. Energieeffizienzmaßnahmen können so erfolgreich und mit Einspargarantie umgesetzt werden.

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SO SMART IST DIE ERWEITERTE REALITÄT WER DAFÜR SORGT, DASS DAS FORD-PRODUKTIONSWERK IN KÖLN NICHT STILLSTEHT Zusammen mit einem lokalen System-

Die Lösung:

Der Grazer Entwicklungsdienstleister

integrator nahm ACstyria Partner

MCP ist ein Standard von Rockwell Automation für die Automobilindustrie. Es handelt sich dabei um eine modulare Programmier- und Steuerungslösung, die sich modifizieren und an die individuellen Anwendungen anpassen lässt. Sie ist in verschiedenen Anwendungen auf der ganzen Welt implementiert. In einigen Installationen steuert sie ganze Automobilwerke, einschließlich Facility-Management und Endmontage. Dank einer offenen und modularen Architektur kann MCP einfach mit anderen Systemen verbunden werden und ermöglicht die Nutzung bestehender, älterer Kommunikationsbusse. Durch die offene Architektur der Logix-Lösung sind auch die programmierbaren Automatisierungssteuerungen (PAC) äußerst flexibel, d. h. sie verfügen über eine Schnittstelle zu den unterschiedlichsten Geräten und Netzwerken anderer Hersteller. In nur dreieinhalb Tagen konnten zwei am Projekt beteiligte Rockwell Automation-Mitarbeiter die erste Förderbandserie in der Installation komplett neu programmieren – und fuhren sie bis zum Basisbetrieb und mit funktionalen Bedienerschnittstellen hoch. Nach viereinhalb Tagen übernahmen die Mitarbeiter des SI. Sie konnten die Installation an nur einem Wochenende in den Automatikbetrieb umschalten, sodass die Inbetriebnahme vollständig abgeschlossen war. Die Produktionsstraße ist jetzt in Betrieb und wurde vor kurzem sogar erweitert. Zudem ist man seitens Rockwell gerade dabei, die Codebibliothek zu finalisieren und für zukünftige Projekte auf- sowie nachzubearbeiten. Ford produziert über 1800 Einheiten pro Tag, die über das Förderbandsystem laufen. Daher sind Ausfallzeiten und Schnittstellen zu allen anderen Systemen sehr kritisch. Die Werke und Integratoren sind mit den Produkten von Rockwell Automation bestens vertraut, wodurch sich dieses Projekt wesentlich einfacher entwickeln ließ.

CodeFlügel GmbH versorgt Industrieun-

Rockwell Automation eine Förderbandlösung wieder in Betrieb. Dabei wurden Automobilstandards und die LogixArchitektur als Grundlage verwendet Die Challenge: Rockwell Automation und ein lokaler Systemintegrator (SI) haben Ford in Köln dabei unterstützt, einen Speicherbereich mit über 100 Förderbändern von einem älteren Standort in eine laufende Produktionsumgebung zu versetzen und wieder in Betrieb zu nehmen. Rockwell Automation und der SI sahen sich bei dieser Anwendung einer Reihe von Herausforderungen gegenüber. Das größte Problem war der Faktor Zeit. Wie in allen Lean-Production-Umgebungen der Automobilindustrie durfte es keine Schwachstellen oder Engpässe geben. Die Produktionsstraßen, in denen diese Förderbandlösung zum Einsatz kommt, sollten möglichst schnell bis zur maximalen Produktionsleistung hochgefahren werden. Dies bedeutete, dass die Versetzung und die anschließende Inbetriebnahme für den Betrieb der Produktionsstraße äußerst wichtig waren und es nicht zu Verzögerungen kommen durfte. Verstärkt wurde das Zeitproblem noch durch die Entwicklung der neuen Steuerungsinfrastruktur. Sie musste die existierende Architektur durch eine neue, auf Standards basierende Lösung ersetzen. Aus diesem Grund bezog der SI – auf Empfehlung des leitenden Ingenieurs bei Ford – Techniker von Rockwell Automation mit ein. Und zwar nicht nur, weil diese den von Ford erwarteten MCPStandard kennen, sondern auch, weil sie bestens mit der Logix-Architektur vertraut sind.

ternehmen mit neuesten Technologien in den Zukunftsfeldern der erweiterten und virtuellen Realität. „Augmented Reality“ und „Virtual Reality“ sind weiter auf dem Vormarsch und besonders produzierende Betriebe können durch den Einsatz dieser innovativen Software in vielen Bereichen enorm profitieren Lean ist längst nicht mehr genug. Um im internationalen Wettbewerb mitzuhalten, müssen Unternehmen künftig immer „smarter“ produzieren, und zwar durch technologieunterstützte Prozesse. Die sinnvolle und richtige Anwendung neuer Technologien wird in Zukunft zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden. Auch Kunden von CodeFlügel sind bereits zum größten Teil mittelständische und große Unternehmen in verschiedenen industriellen Branchen. Von Anlagen- und Maschinenbauern und großen Technikunternehmern bis hin zu Zulieferern und Herstellern von Bauelementen, setzen diese produzierenden Unternehmen auf die technische Unterstützung des steirischen Technologieanbieters. Die interaktive visuelle Technologie „Augmented Reality“ kommt dabei sehr häufig zum Einsatz. „Augmented Reality ist nicht nur technisch sehr komplex, sondern schafft für Unternehmen einen enormen praktischen Mehrwert – vorausgesetzt ihre Möglichkeiten werden richtig eingesetzt“, betont Geschäftsführer Degendorfer. Das Ziel sollte dabei immer sein, bestehende Prozesse sinnvoll zu unterstützen und somit für die Mitarbeiter des Unternehmens zu vereinfa-

chen. Muss beispielweise an einer bestimmten Stelle in der Produktionskette eine Anzahl an Daten oder Werten kontrolliert werden, können diese zentral gesteuert in einer mobilen App oder orts- bzw. maschinenbasiert mittels Augmented Reality direkt am betreffenden Objekt visualisiert, überprüft und bestätigt werden. Bei häufig wiederkehrenden Fragestellungen oder Arbeitsprozessen, beispielsweise in der Maschinenwartung oder Anlagenbedienung, ist, neben der Nutzung von Augmented Reality als digitale Hilfestellung, auch der Einsatz eines Chatbots denkbar. Ist die Bedienung eines Smartphones in einem Arbeitsprozess nicht praxistauglich, kann stattdessen auch eine Smartwatch zu Hilfe genommen werden um Arbeitsschritte vorzugeben oder durchgeführte Schritte zu bestätigen.

CodeFlügel ist Softwarespezialist im Bereich Augmented Reality.

Mit der „CodeFlügel Inspiration“ App können dreidimensionale digitale Inhalte in der echten Welt verknüpft werden. Zu sehen auch auf unserem Cover!

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Gegründet wurde CodeFlügel im Jahr 2011 und setzte bereits seit Anbeginn auf die zukunftsweisenden Technologien Augmented Reality und Virtual Reality, die damals noch in den Kinderschuhen steckten. Mittlerweile sorgen diese bereits für den Großteil des Umsatzes für das 20-köpfige Team rund um Geschäftsführer Claus Degendorfer.

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VIRTUAL REALITYDARSTELLUNG EINER MONTAGELINIE Die pewag engineering GmbH ist ein Hersteller von Sondermaschinen und Servicedienstleister für Anlagenoptimierungen und -sanierungen. Mit innovativen Virtual Reality Lösungen setzt das Unternehmen nun auf moderne Visualisierungstechniken. Um einem Kunden bereits im Vorfeld eine ergonomische Beurteilung der manuellen Arbeitsplätze zu ermöglichen, wurde von der pewag engineering eine komplette Anlage zur Produktion im virtuellen Raum dargestellt und ein typischer Arbeitsschritt eines Anlagenbedieners simuliert. Dadurch wurde es möglich, die komplette 18 Meter lange Produktionslinie mittels einer VR-Brille zu begehen und

schon in der Konstruktionsphase die einzelnen Arbeitsplätze zu betrachten und ergonomisch zu gestalten. Der Einpressvorgang einer Welle in ein Gehäuse wurde dabei so simuliert, wie er vom Mitarbeiter, der an der Anlage arbeitet, dann auch im tatsächlichen Arbeitsablauf ausgeführt wird. Die Darstellung der Anlage wurde mit drei unterschiedlichen Techniken umgesetzt:

Virtual Reality Mittels Handy App und VR-Brille (z.B. in unserem Falle von Google Daydream) kann sich der Benutzer mit dem Controller frei durch die Anlage „teleportieren“. Die Darstellung erfolgt über einen Splitscreen am Handy, mit leicht versetzten Ansichten für das linke und rechte Auge wie es der Realität entspricht. Durch das Einlegen des Handys in die Daydream Brille werden zwei Bilder zu einem verschmolzen und es entsteht eine authentische 3D-Darstellung.

Mixed Reality Mittels MR-Brille (z.B. von Windows) ist es möglich, sich frei in der Anlage zu bewegen und die einzelnen Komponenten und Arbeitsschritte durch physische Bewegungen in einem zuvor definierten Raum von allen Seiten und Perspektiven anzusehen. Der Benutzer bekommt dadurch einen noch authentischeren Eindruck sich tatsächlich in der Anlage zu befinden. Zusätzlich kann man sich auch wie bei der Daydream VR-Darstellung mit dem Controller teleportieren.

Augmented Reality Während die beiden vorhergehenden Darstellungsarten die Anlage im virtuellen Raum darstellen, wird sie mit der Augmented Reality Brille (z.B. HoloLens von Microsoft) in die bestehende Produktionsstätte bei dem Kunden vor Ort projiziert und kann somit unter realen Bedingungen am Aufstellungsort betrachtet werden. Dieses Projekt wurde zusammen mit dem Fachbereich Digital Media Technologies (DMT) am Institut für Informationsmanagement an der FH Joanneum umgesetzt. Auf Basis der von uns erstellten Konstruktionsdateien wurde die Software in enger Abstimmung mit

uns und dem Kunden in erfolgreicher Zusammenarbeit mit dem Institut erstellt. In der Vorprojekt-Phase wurde bereits ein Video auf Basis des Layouts erstellt, um die Arbeitsweise der Anlage zu visualisieren und den Kunden bei der Entscheidung für verschiedene Umsetzungskonzepte zu unterstützen. Seitens der pewag rechnet man speziell im Sondermaschinen- und Anlagenbau mit steigender Nachfrage nach FrontEnd Visualisierungen von Anlagen und Arbeitsplätzen und ist überzeugt, mit diesem erfolgreichen Referenzprojekt einen wichtigen Schritt Richtung digitale Zukunft gemacht zu haben.


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WAS DIE BANANE DER MOBILITÄTSINDUSTRIE VORAUSHAT

ACstyria EXPERTENGESPRÄCH

SMART PRODUCTION

Franz Haas (Institutsleiter am Institut für Fertigungstechnik der TU Graz), Martin Tschandl (Institutsleiter Industrial Management an der FH JOANNEUM) und Ludwig Haslauer (Country Director Österreich Rockwell Automation) sprechen im ACstyria Experteninterview über Trends und Entwicklungen im Bereich Smart Production und über die Stärken der Steiermark.

Was ist eigentlich Smart Production und wie setzen Sie das in Ihrer Forschungseinrichtung / Ihrem Unternehmen um? Martin Tschandl

Smart Production ist ein anderer Begriff für die Digitalisierung der produzierenden Wirtschaft oder Industrie 4.0. Eine digitale Produktion ist smart, wenn alle Elemente – Maschinen, Produkte, Intralogistik, Materialien – so weit wie möglich miteinander verbunden sind. Dann lässt sich ein solches System steuern und optimieren. Am Wirtschaftsingenieur-Institut für Industrial Management der FH JOANNEUM fokussieren wir mit rund 25 Forschern auf die Schnittfläche von Produktionstechnik & Automatisierung, IT und Betriebswirtschaft. In unserem Fall wird die Produktion durch vertikale und horizontale Integration der Wertschöpfungskette smarter: vom Einkauf zu den Produktionsstufen zum Vertrieb und jeweils hinauf in Produktionsplanung, Manufacturing Excecution Systems, ERP und Big Data. Ludwig Haslauer

Der Begriff Smart Production bezeichnet eine Vielzahl an unterschiedlichen Digitalisierungstrends in der Produktion. Für uns als Automatisierungsexperten geht es in einem großen Bild um das Connected Enterprise. Darum, die gesamte Wertschöpfungskette horizontal und vertikal zentral steuern zu können – das bedingt natürlich eine Vielzahl an Maßnahmen. Als Gesamtanbieter können wir hier auch in Österreich punkten. Wir arbeiten sozusagen an der digitalen Interaktion.

Franz Haas

Ich leite seit fünf Jahren das Institut für Fertigungstechnik an der TU Graz, davor war ich an der FH Campus 02 Professor für Maschinenbau. Außerdem bin ich seit vielen Jahren auch Eigentümer eines kleinen Maschinenbauunternehmens und habe daher natürlich viel Einblick in die Produktion. Unser Institut widmet sich der Präzisionsfertigung und Fertigungsmesstechnik. Das Thema Industrie 4.0 / Digitalisierung ist in den letzten Jahren dazugewachsen. Unter Smart Production verstehe ich ein intelligentes Produzieren auf allen Ebenen. Das fängt bereits bei der Basis des Prozesses an und geht bis zu zahlreichen Ansätzen in der Prozessoptimierung. Ein großer Hebel ist die Logistik bzw. der Bereich Smart Logistics. Auch Daten spielen eine wesentliche Rolle. In der bei uns am Institut angesiedelten Smart Factory – einer Forschungs- und Lernfabrik zweiter Generation – fließt das alles zusammen. Meinen Sie bei Smart Logistics die Warenströme innerhalb einer Fabrik? Franz Haas

Den Warenstrom von Maschine zu Maschine und auch die Vernetzung der Anlagen untereinander. Wir haben uns die Frage gestellt, warum während des Transportes nicht auch produziert wird. Hier liegt noch sehr viel Potential, das wir nutzen wollen. Man muss sich die Frage stellen, wie ein Produkt in seiner Wertschöpfung gesteigert werden kann, wenn es von A nach B gebracht wird.

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Franz Haas | TU Graz

WIR HABEN UNS DIE FRAGE GESTELLT, WARUM WÄHREND DES TRANSPORTES NICHT AUCH PRODUZIERT WIRD. HIER LIEGT NOCH SEHR VIEL POTENTIAL. sparungen vornehmen zu können. Auch in Relation dazu, wann Energie wie viel kostet. Am Anfang steht daher immer das Problem, die konkrete Fragestellung. Die benötigten Sensoren und Datenauswertungstools sind dann eine Konsequenz. Die von uns entwickelten Sensoren sind mittlerweile netzwerkfähig und funken ihren Zustand an ein übergeordnetes IT System, das System kann sich sozusagen selbst mit Antworten versorgen.

Martin Tschandl

Das ist ein spannender Ansatz; bei unoptimierten Unternehmen macht die Liegezeit teilweise über 90% aus. Wenn ich Rüstzeiten optimiere und aus Transportzeiten Produktionszeiten mache, ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten in der Effizienz, die schon immer der Fortschrittstreiber in der Industrie war. Historisch ist Smart Production ein Aspekt der Digitalisierung, der uns seit 40 Jahren bewegt. Schon in den 70ern und 80ern hat man sich daran gemacht, sogenannte Computer Integrated Factories zu bauen, mit SPSen und einem hohen Grad an Automatisierung. Damals ist man an der Hardware gescheitert, die die komplexen Ansprüche nicht erfüllen konnte. Jetzt ist das alles möglich, bei Software und Hardware. Alles im Wertschöpfungsprozess wird hinterfragt. Ein Prozess, der sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Die Digitalisierung wird unser ganzes Leben durchdringen. Smart Production als Teilgebiet ist dabei im Grunde die Verbindung der IT mit der Produktion und die damit verbundenen Möglichkeiten, die Produktion smarter zu machen. In weiterer Folge müssen diese smarten Produkte miteinander vernetzt werden, daher geht es auch um eine intelligente Supply Chain, um smarte Gebäude und smarte Produkte, die zwischen den Fabriken wissen, wann sie wohin müsssen und was dort mit ihnen geschehen soll. Das führt natürlich zu einem gigantischen Ausmaß an Daten. Ludwig Haslauer

Wesentlich ist dabei, mit den Daten auch richtig umzugehen, bzw. die richtigen Daten zu messen. Während man früher oft Unmengen an Daten erhoben hat, fokussieren wir uns darauf, die richtigen Parameter zu eruieren. Wir hatten als Kunden eine Schmiede in Deutschland, die gezielt wissen wollte, wo wie viel Energie benötigt wird, um Ein-

Das Produkt wird also während der Logistik weiterbearbeitet? Franz Haas

Natürlich ist auch das langfristig eine Option. Realisiert wird das ja bei der Banane, die während des Transports nachreift (lacht).

Martin Tschandl

ich brauche in der Produktion natürlich Systeme, die möglichst fehlerfrei arbeiten und versuche, sichere Bedingungen zu schaffen – bei möglichst geringem Ausschuss. Für eine Verlagerung der Produktion aufs Schiff sehe ich derzeit noch keine Konzepte. Franz Haas

Ja, das ist noch ein futuristischer Ansatz.

Martin Tschandl

Der Container kostet von Asien zu uns zwischen 1000 und 2500 Euro, da kann ich eine Menge hineinschlichten, der Transport ist bereits stark optimiert. Wo man noch viel optimieren kann ist beim Einkauf. Im Bereich, wie ich Daten, die allgemein zugänglich sind, so mit meinen Daten verbinden kann, dass ich mehr Infos darüber bekomme, was eigentlich mit meinem Produkt gerade passiert. Smart Production macht im weiteren Sinne beispielsweise möglich, mit seinem A-Lieferanten zu verhandeln, dass ich digitale Transparenz über meine Aufträge in seiner Produktion erhalte. Und dann selber erkenne, ob es Verzögerungen geben wird. In Verbindung mit Daten über wetter-, politik- und sonstig verursachte Verspätungen erkenne ich rechtzeitig Risken für meine eigene Produktion. Das spart potentiell Ärger und Kosten gegenüber meinen Kunden. Franz Haas

In der additiven Produktion, bei einfachen Montagevorgängen oder Einpressvorgängen sehe ich jedenfalls bei der

Intralogistik sehr viel Potential, da das auch die Philosophie des individualisierbaren Produktes unterstützt. Kernbestandteil dieser Entwicklung ist die Robotik, die in Zukunft an Fahrt aufnehmen wird. Hier sehe ich übrigens die Japaner nicht viel weiter vorne als die Europäer. Wichtig, dass wir auch in Europa und Österreich Robotik selber herstellen und nicht nur zukaufen. Abgesehen von einer Effizienzsteigerung und größeren Mengen, die produziert werden können: Wie sieht es mit der Individualisierung von Produkten aus? Franz Haas

Ja, da sprechen Sie einen weiteren wesentlichen Hebel an: die additive Fertigung. Mit den Aspekten Digitalisierung, Robotik und Additiver Fertigung decken wir an der Smart Factory wesentliche Bereiche ab, das ist sozusagen der perfekte Dreiklang. Vor allem im Anlagenbau ist der Bedarf sehr groß, die Einzelfertigung wird gerade revolutioniert. Wir haben erstmals wirklich digitale 3D-Modelle in der Fertigung, die auch durchgängig genutzt werden. Ludwig Haslauer

Der Trend geht klar in diese Richtung. Teilweise sprechen wir von einer Einzelfertigung, nicht mehr nur von Produktvarianten. Stichwort Augmented Reality: Wo sehen Sie hier den Nutzen? Martin Tschandl

Wir haben bei uns im Smart Production Lab in Kapfenberg rund 20 Use Cases definiert anhand derer wir zeigen, welche Ansätze für Digitalisierung vorhanden sind. Dazu gehört auch Augmented Reality. Für die Autoindustrie sehe ich Anknüpfungspunkte beispielsweise im HR-Bereich. Ein führender Automobilhersteller setzt bereits eine AR-App ein, bei der sich Bewerber „hochspielen“ können. Wer das letzte Level erreicht, wird auch zu einem Gespräch eingeladen. Handfester wird es in der Produktion, wo der digitale Zwilling eines Bauteils allen zur Verfügung gestellt wird oder im Verkauf, wo Sie sich Ihr Auto mit allen Extras visualisieren lassen können.

Wie sieht es in der Produktion aus? Martin Tschandl

Bei einer Kleinserienfertigung ist die Volatilität sehr hoch, Woche für Woche hat ein Mitarbeiter andere Montageschritte. Um nicht jeden Montag eine neue Einschulung geben zu müssen, setzt man hier zukünftig auf Augmented Reality, mittels derer Mitarbeiter während der Arbeit Anweisungen zum korrekten Handling erhalten und wiederholt ansehen können. Natürlich liegt ein großer Nutzen auch in der Instandhaltung; ich kann mir durch Augmented-Reality-Brillen oder -Handyapps beispielsweise den Flug nach Brasilien ersparen. Manchmal scheitert das aber noch an ganz banalen Dingen wie der Internet-Bandbreite und der damit verbundenen Übertragungsqualität. Ludwig Haslauer

Auch bei unseren Kunden sehen wir derzeit einen Einsatz zu Schulungszwecken und bei Wartungen. Stellen Sie sich vor, dass Sie, während Sie eine defekte Maschine öffnen, in Ihrer Augmented-Reality-Brille Sensordaten eingeblendet bekommen, die Auskunft über den Zustand einzelner Elemente geben. Auch die Einblendung von Reparaturanleitungen ist bereits möglich: Das geht vom korrekten Einfädeln eines Bandes bis zu komplexen Vorgängen in mehreren Schritten. Das Know-how wird live von der Cloud zur Verfügung gestellt. Wie sieht es mit dem Interesse der Studierenden aus? Auf welche Schwerpunkte setzen Sie? Ludwig Haslauer

(lacht) Wir haben keine Studierenden. Allerdings setzen auch wir international einige Initiativen, um bereits Kinder

Martin Tschandl | FH Joanneum

SCHON IN DEN 70ERN UND 80ERN HAT MAN SICH DARAN GEMACHT, SOGENANNTE COMPUTER INTEGRATED FACTORIES ZU BAUEN, MIT SPSen UND EINEM HOHEN GRAD AN AUTOMATISIERUNG. DAMALS IST MAN AN DER HARDWARE GESCHEITERT, DIE DIE KOMPLEXEN ANSPRÜCHE NICHT ERFÜLLEN KONNTE.

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Schulkooperationen den SchülerInnen in Workshops und Planspielen Hochschule näherbringen. Aber wir müssen auch die noch nicht so Interessierten informieren, oft fehlt es einfach an Einblick in diese interessante Thematik und die Möglichkeiten nach der Schule.

Ludwig Haslauer | Rockwell Automation

DIE VON UNS ENTWICKELTEN SENSOREN SIND MITTLERWEILE NETZWERKFÄHIG UND FUNKEN IHREN ZUSTAND AN EIN ÜBERGEORDNETES IT SYSTEM, DAS SYSTEM KANN SICH SOZUSAGEN SELBST MIT ANTWORTEN VERSORGEN. und Jugendliche für den Technikbereich zu begeistern. Dazu arbeiten wir mit NGOs zusammen, die eigene Logikspiele für das Volksschulalter entwickeln oder starten Robotic-Projekte an Mittelschulen. Vor allem in den USA, wo wir seit 115 Jahren am Markt sind, setzen wir sehr viele solcher Maßnahmen. Das große Thema in der Industrie ist ja nicht das, Arbeitskräfte wegzurationalisieren, sondern vorzusorgen, dass in Zukunft genügend Manpower am Markt ist. Franz Haas

Wir haben eine sehr gute Nachfrage im Bereich Maschinenbau. Ca. 300 bis 350 Studierende beginnen an unserem Institut jährlich mit dem Studium. Der Bereich Smart Production ist dabei immer mehr im Fokus. Auch die additive Fertigung im Metallbereich fasziniert; die Perspektiven der Optimierung sind gigantisch. Wir haben jetzt das Bremspedal unseres Racingteams topologieoptimiert. Das sind nur noch ein paar Stäbe, die aber die gleiche Festigkeit haben. Diesen Trend sieht man auch bei den Dissertationen, gerade in letzter Zeit haben wir einige hochbegabte junge Forschungsassistenten gewinnen können. Davon lebt die Forschung in den nächsten 10 bis 20 Jahren. Wichtig für die nächste Generation ist auch die Smart Factory, die sehr stark von der Industrie getragen wird. Alle großen Player Österreichs sind an Bord, ich nenne nur Magna Steyr, die AVL, Anton Paar, Siemens oder T-Systems. Das Commitment der Wirtschaft ist also da, und natürlich ist man auch an Ergebnissen interessiert. Unsere Unternehmen beteiligen sich am Aufbau der Smart Factory sowie auch bei konkreten Forschungsprojekten. Martin Tschandl

Trotz dieser Initiativen gibt es in Österreich noch viel Platz für digitale Lehr- und Forschungsfabriken. Zunächst wurden ja Wien, Graz und Linz gefördert. Auch in anderen Regionen haben wir aber den Auftrag, Unternehmen bei der Transformation zu unterstützen. Auch bei uns an der FH JOANNEUM ist die Nachfrage nach den Studien sehr groß. Sowohl Fahrzeugtechnik als auch Aviation und Produktionstechnik haben deutlichen Zuwachs. Das Thema ist bei jungen Leuten einfach präsent. Bei unseren Wirtschaftsingenieur-Studien sind wir seit dem neuen Smart-Producti-

Franz Haas:

on-Schwerpunkt im Master förmlich explodiert und haben doppelt so hohe Bewerberzahlen für Masterstudienplätze. In Kapfenberg finden wir natürlich ein ideales Umfeld für die Industrie, die Unternehmen umkreisen den Uni-Campus praktisch. Mit dem eigens eingerichteten Smart Production Lab, das von der Stadt Kapfenberg und rund 20 Unternehmen stark unterstützt wird, können wir jetzt eine der größten Lehr- und Forschungsfabriken Mitteleuropas bieten. Die Kooperationen mit den Unternehmen werden wir in Zukunft weiter ausbauen und dabei den Mittelstand adressieren. Denn große Unternehmen können sich jetzt schon die besten Experten für ihre Transformation holen. Diejenigen, die Unterstützung vonseiten der Hochschule brauchen, sind die zehntausenden Mittelstandsfirmen in Österreich. Hier setzen wir mit unserem Labor an. Da geht es nicht nur um die Ausbildung, sondern vor allem um konkrete Projekte. Während mein Kollege Haas den Bereich Maschinenbau abdeckt, sind wir da, wenn es um den Datenfluss zwischen den Maschinen geht. Aus unserer Sicht wird der Maschinenbau immer digitaler, mit noch mehr Sensoren, noch mehr CPS (Cyber-physikalische Systeme), intelligenteren Mikrocomputern und vor allem mehr Analytik.Dazu braucht es in den Unternehmen noch viel Knowhow. Wir müssen also möglichst viele Leute ausbilden. Unsere Studierenden lernen nicht nur Brückenthemen zwischen Produktion und Wirtschaft, sondern auch mit Dingen umzugehen, die früher nur Elektroniker oder Software-Ingenieure konnten. Dazu gehört auch, mittels eines Raspberry Pi und entsprechender Sensorik die Befeuerung eines Flugfeldes zu regulieren. Die nachfolgenden Generationen werden viel stärker mit Digitalisierung zu tun haben, als wir uns das jetzt vorstellen können. Wie wird die Jugend für dieses Thema gewonnen? Martin Tschandl

In Mittelschulen wird heute mit Technikbausätzen Robotik unterrichtet, etwas, das früher nur an Hochschulen passiert ist. An dieses Interesse knüpfen wir an, wenn wir in

Wir kooperieren gerade mit dem BRG Keplergasse: SchülerInnen machen bei uns einen Robotik Workshop und verbringen einen Tag in der Smart Factory. Über diese Kooperation freuen wir uns auch deshalb sehr, weil gerade bei den AHS noch viel Potential für die Zukunft ist. Die HTL-Absolventen sind bereits eine fixe Größe. Ein Teil geht studieren, der andere in die Industrie. Wenn wir Wachstum suchen, werden wir bei den AHS fündig. Wichtig für die Jugendförderung sind spannende Projekte, auch bei den Studierenden. Wir finalisieren am Institut gerade unseren ersten eigenen Roboter, inklusive Getriebe und Verbindungselementen. Wir wollen also nicht nur eine Blackbox, sondern den Dingen auf den Grund gehen. Dazu gehört zum Beispiel die Verbindung der Steuerung mit der Hardware. Unser Ziel ist es, Technologieplattformen zu entwickeln, die sich untereinander rekonfigurieren können aber auch Transportfunktionalität haben. Wir tasten uns an dieses Thema heran, zunächst nicht für die klassische Produktion, sondern für Messungen oder Qualitätsprüfungen. Wie sieht es in der Steiermark mit der Durchdringung mit Smart Production Technologien aus? Franz Haas

Viele Unternehmungen sehen das natürlich stark unter dem Kostenaspekt, wenngleich schon sehr viel umgesetzt ist. Es gibt fahrerlose Transportsysteme, RFID Tags, Datenbrillen, digitale Vernetzung, … Vielleicht nicht auf einer übergeordneten Architektur. Martin Tschandl

Hotspotartig! Franz Haas

Genau. Jetzt ist es an der Zeit, das Ganze noch mehr zusammenzubringen. Wir müssen hier nicht Propheten sein, die die Industrie zur Digitalisierung bekehren. Aber das Zusammenführen und das Bilden der Gesamtarchitektur ist noch eine große Aufgabe. Natürlich immer verbunden mit der Überlegung, was auch wirtschaftlich ist. Martin Tschandl

Effizienz ist ja einer der Hauptgründe warum man das Thema Smart Production gestartet hat, das war ja bekanntermaßen Frau Merkel auf einer Fachmesse in Hannover. Effizienz (im Sinne von günstigerer Produktion) macht uns global wettbewerbsfähiger, vor allem im Vergleich zu Ostasien oder anderen östlichen Ländern. Dort gibt es andere Umweltstandards und andere gesellschaftliche Absicherungen der Arbeitnehmer. Zweiter Grund ist die bereits angesprochene Individualisierung in einer Serienfertigung. Das kann man in der Oberklasse seit 15 bis 20 Jahren, in

der Mittelklasse auch seit geraumer Zeit, aber viele andere Branchen können es derzeit noch überhaupt nicht. Nicht umsonst hat Peter Drucker bereits in den 1960er Jahren die Autoindustrie als die „industry of industries“ genannt. Da müssen jetzt auch alle anderen hingeführt werden. Der dritte große Punkt betrifft neue Geschäftsmodelle, die mit der Digitalisierung erst möglich werden. Beispielsweise erlaubt Big Data neue Anwendungen vom Process Mining bis zur Prozessoptimierung. Andere Möglichkeiten liegen oftmals noch brach. Die Geschäftsmodelle mit Daten werden die Wirtschaft aber revolutionieren. Ludwig Haslauerl

Eindeutig. Wesentlich ist beim Schlagwort Big Data auch das Thema künstliche Intelligenz. In Zukunft werden unsere Analysetools in der Lage sein, selbständig Probleme zu erkennen und auch Lösungsvorschläge zu machen. Der Computer wird die gesamte Produktion in der Tiefe „verstehen“ und ist nicht mehr auf menschliche Hilfe angewiesen, um den Produktionsfluss wiederherzustellen. Der Umgang mit Fehlern in der Produktion hat gigantisches Optimierungspotential. Alles zum Laufen zu bringen, ist an sich schon komplex. Den Fehler kann ich aber nicht immer simulieren, dazu kann er an zu vielen Stellen auftreten. Wenn hier eine KI für den Menschen entscheidet – und besser entscheidet – führt das zu einer kleinen Revolution! Wo liegen die Stärken der Steiermark? Martin Tschandl

Bei der Lagerautomatisierung sind wir europaweiter Hotspot. Auch im Maschinenbau, das ist im Grunde eine Domäne von Norditalien, Süddeutschland und Österreich. Es gilt aber zu bedenken, dass bei den meisten steirischen Unternehmen die Maschinenparks zu 90% nicht IoT-fähig sind, das heißt die verwendeten Maschinen können digital noch nicht angesprochen werden. Unsere ForscherInnen entwickeln hier Lösungen, mit denen Maschinen retrogefitted werden: mit Sensorik und cyberphysikalischen Systemen, damit man überhaupt einmal feststellen kann, was in der und um die Maschine wirklich passiert. Das ist derzeit oft noch eine Blackbox. Mit diesen Erkenntnisse kann dann die Optimierung beginnen. Franz Haas

Ich bin auch der Ansicht, dass die Logistik oder die Anknüpfung der Maschinen an die Transportsysteme der Welt noch im Argen liegt. Die Maschinenbauer konzentrieren sich in erster Linie auf ihre Anlagen. Das ist natürlich auch die Domäne der europäischen Werkzeugindustrie, ein solides Produkt zu bauen. Über die Verknüpfung und datensichere Vernetzung wurde lange Zeit zu wenig nachgedacht. Danke für das Gespräch!

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RESERVIERT FÜR IHREN ERFOLG

AUS- UND WEITERBILDUNG 2019

PIA VERNETZT MENSCH, PRODUKT UND MASCHINE PIA Automation zählt weltweit zu den führenden Automatisierungsexperten. Mit dem selbst entwickelten Service-Tool piaOptimum steht dem Unternehmen nun auch ein Tool zur Verfügung, das es Kunden nicht nur ermöglicht, die Produktion mit einem zentralen Interface zu steuern und überwachen: Zusätzlich können Engpässe in komplex verketteten Montageanlagen erkannt und die Produktionseffizienz optimiert werden. Dabei kann sowohl die Leistung von Einzelstationen und Linienabschnitten, aber auch der Gesamtanlage für die Optimierung in den Blick genommen werden. Mit der durch piaOptimum geschaffenen Anlagentransparenz wird auch ein vollkommen neues Spektrum an „Smart Services“ für PIA geschaffen. Neben der Weiterentwicklung intelligenter Algorithmen setzt das Unternehmen auf das Thema Vernetzung. Denn nach Mechanisierung, Elektrifizierung und Informatisierung der Industrie läutet der Einzug des Internets der Dinge und Dienste in die Fabrik eine 4. Industrielle Revolution ein. Kunden werden in Zukunft ihre Maschinen und Betriebsmittel als Cyber-Physical Systems (CPS) zu Smart Factories vernetzen. Diese Weiterentwicklung führt nicht nur zu Effektivitätssteigerungen bei

Produktionsanlagen, sie ermöglicht ebenso neue Service-Modelle für Anlagenhersteller: Montage- und Prüfanlagen überwachen selbstständig ihre Produktionsfähigkeit und melden frühzeitig auftretende Störeinflüsse an den Bediener oder direkt an PIA. Alle Eingriffe in die Anlage werden protokolliert und stehen für die Fehleranalyse sowie zur Prozess- und Anlagenoptimierung zur Verfügung. Durch diese umfangreiche Vernetzung werden Maschinen und auch Produktionsanlagen intelligent und somit steuerbarer, anpassungsfähiger – und sogar lernfähig. „1 Maschine – 1 Produkt“: Diese Limitierung gehört nun der Vergangenheit an. Ein vielseitig vernetzter Fertigungsprozess ermöglicht mehr Flexibilität und bahnbrechende Verbesserungen bei der Leistungsfähigkeit von Produktionsverfahren. Mit Industrie 4.0-Lösungen stellt PIA einerseits seinen Kunden die Technologie für wesentliche Produktivitätssteigerungen bereit und verhilft zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in den dynamisch vernetzten Märkten der Zukunft. Andererseits nutzt PIA diese Evolution auch im Inneren, um auf Basis von Echtzeit-Daten besseres Engineering zu betreiben.

Gemeinsam mit renommierten Bildungsanbietern haben wir für das Jahr 2019 ein umfassendes Schulungsangebot für die Mobilitätsindustrie erstellt. Unser Anspruch: genau die Ausbildung anzubieten, die Sie für Ihren langfristigen Erfolg benötigen. UNSERE WEITERBILDUNGS-HIGHLIGHTS 2019

- Automotiver Qualitätsassistent (AQUA) - Lean Management als Lehrlingsausbildung oder zertifizierter Lehrgang - IRIS-Qualifizierung für die Bahnindustrie - Qualitätsmanagement in der Lieferkette für die Luftfahrtindustrie - Innovationsmanagement Jetzt Ausbildungskatalog downloaden: http://www.acstyria.com/academy/ Für weitere Infos freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme: academy@acstyria.com | +43 316 / 40 96 96 - 12

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ACstyria Veranstaltungen

2019 23.01.2019 ACstyria Neujahrsempfang

12.02.2019 Business Lounge Smart Surfaces & Sensors 26.02.2019

FF4Y „Seeing the invisible – Materialcharakterisierung mittels elektronenmikroskopischer & spektroskopischer Methoden“

06.03.2019 Business Lounge Additive Manufacturing

21.03.2019 FF4Y Österreichisches Gießerei Institut 02.–04.04.2019 Gemeinschaftsstand Aircraft Interiors Expo Hamburg 09.–10.04.2019 Fachdelegation Big Data 25.04.2019 ACstyria Leichtbautag

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17.–19.06.2019 Messebesuchsreise SIAE Le Bourget

Propulsion 2030+ Konzepte. Perspektiven. Innovationen.

Rethinking Mobility Umbruch. Aufbruch. Perspektivenwechsel.

Supply Chain Revolution Technologien. Produktion. Märkte.

25. – 26.6.2019 | Graz

26. – 27.9.2019 | Graz

03. – 04.12.2019 | Graz

www.railcontact.at

www.autocontact.at

www.aircontact.at

WIRTSCHAFTSMOTOR GRAZ Mobilität ist eines der fünf wirtschaftlichen Stärkefelder der Stadt Graz. Die Abteilung für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung der Stadt Graz versteht sich als Servicestelle und Netzwerkknoten für Grazer Unternehmen. Im Bereich der Mobilität setzen wir dabei auf das umfangreiche Angebot unseres Partners AC Styria. www.wirtschaft.graz.at


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Erfolgs!KURS

Die Förderung von Wissenszuwachs für Digitalisierung und Internationalisierung

NEU ! satz­ u Z h c u A ionen t a k i f i l a u q nge für Lehrli r förderba Ab 30 % bis max. 50 % Zuschuss für Weiterbildungen Um den Anforderungen einer digitalisierten Arbeits­ welt gerecht zu werden, benötigen MitarbeiterInnen, Lehrlinge und UnternehmerInnen teilweise neue Kompetenzen. Die SFG greift diesen Bedarf auf und fördert externe Weiterbildungsmaßnahmen von MitarbeiterInnen, Lehrlingen und UnternehmerInnen in den Bereichen Digitalisierung und Internationalisierung.

Förderungshöhe Die maximale Förderungshöhe je Antrag beträgt 2.500 Euro, Unternehmen (KMU) können zweimal pro Kalenderjahr die Förderung in Anspruch nehmen.

www.sfg.at/foerderung


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