a.r.t.e.s. Jahrbuch II

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a.r.t.e.s.

Forschungsschule

anthropologie rezeption

Jahrbuch 03/2010 bis 02/2011

transkulturation episteme sprache

Universität zu Köln | Philosophische Fakultät | Graduiertenschule University of Cologne | Faculty of Arts and Humanities | Graduate School


a.r.t.e.s. Jahrbuch 03/2010 bis 02/2011


Inhalt Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 a.r.t.e.s. exzellent Grußwort Prof. Dr. Axel Freimuth (Rektor der Universität zu Köln) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 a.r.t.e.s. integral Grußwort Prof. Dr. Christiane M. Bongartz (Dekanin der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln) . . . . . 12 a.r.t.e.s. cordial Grußwort Prof. Dr. Katharina Niemeyer (Neue Dekanin der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln) .14 a.r.t.e.s. international Grußwort Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer (Sprecher der a.r.t.e.s. Forschungsschule) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Die a.r.t.e.s. Forschungsschule 2010 Dr. Artemis Klidis-Honecker (Koordinatorin der a.r.t.e.s. Forschungsschule) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 inside a.r.t.e.s. – anstatt eines Grußwortes Stefan Niklas, Martin Reilich, Constanze Zürn (VertreterInnen der a.r.t.e.s. Doktorandinnen und Doktoranden) . . . . 27 Die A.R.T.e.s. galerie - Kunst und Wissenschaft im Dialog Entscheidend ist aber letztlich das gesamte visuelle Alltagsrauschen (Cornelia Kratz, Corinna Kühn, Britta Tewordt, Constanze Zürn) . . . . 28 Frischer Wind in alten Mauern: Naturkundemuseen in Argentinien gestern und heute. Mit a.r.t.e.s. international auf Archivreise in Argentinien (Kathrin Reinert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Berichte aus den a.r.t.e.s. Klassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Klasse 1 - Denkfiguren und Wissensfigurationen in Antike und Mittelalter (David Kröll, Asuman Lätzer-Lasar, Eva-Maria Tönnies) . . . 44 Klasse 2 - Dynamische Netzwerke der Moderne (Gerardo Scheige) . . 45

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Klasse 3 - Kommunikationskulturen: Medialitäten, Sprachund Diskurssysteme (Claes Neuefeind, Andrea Wolvers) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Klasse 4 - Wissen und Wissenschaft im interkulturellen Kontext (Judith Schulte) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

6

Klasse 5 - Life studies: Natur und Kultur des Menschen (Emanuele Caminada, Falk Hamann, Reinhard Messerschmidt) . . . . . 49 Das a.r.t.e.s. forum 2010: Rezeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 R wie Rezeption (Andreas Speer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Klassisches Erbe und biblische Tradition. Zur Rezeption paganer Bilder und Räume durch das frühe Christentum (Marcel Danner) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Antikenrezeption im Faschismus. Eine erste Zusammensicht (Sylvia Diebner). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 „Der Chinesen und Japaner Manier, wie selbige alle Kranckheiten durch das Moxa-Brennen und Guldene Nadel=Stechen vollkommen curiren“ – frühe Rezeption ostasiatischer Medizintechniken in Europa (Martin Böke) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Verstehen Sie Sprache... In Gebärden auch mit links? (Juliane Klann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Störfall - Bitte nicht stören! (Hanjo Berressem) . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Mit Leib und Seele – Perspektiven von Jugendlichen (Gerd Lehmkuhl)94 a.r.t.e.s. Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Doktorandinnen und Doktoranden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Veröffentlichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Die a.r.t.e.s. Kommission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Wissenschaftliche Betreuerinnen und Betreuer . . . . . . . . . . . . . . . . 149 Beteiligte Institutionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 www.artes.uni-koeln.de

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Editorial 8

Das zweite Jahrbuch der Forschungsschule a.r.t.e.s. erscheint im neuen a.r.t.e.s.-Design, das wir im

oder bei unserem diesjährigen a.r.t.e.s. kolloquium am 12. Mai zum Thema »Transkulturation«.

Rahmen von »a.r.t.e.s. international« entwickelt haben. Es soll uns auch optisch unverwechselbar

Auch unser Jahrbuch möchte neugierig auf a.r.t.e.s. machen. Vielleicht schauen Sie nach der Lek-

und somit identifizierbar machen. Zugleich spiegelt das neue Design etwas von der Dynamik

türe einmal bei uns herein – uns würde es freuen!

wider, mit der sich unsere Forschungsschule weiterentwickelt hat. Der Erfolg bei der DAAD-Ausschreibung für das Internationalisierungskonzept »a.r.t.e.s. international« und bei der Exzellenzinitiative durch Erreichen der Finalrunde mit dem Konzept einer »a.r.t.e.s. Graduate School for the

In diesem Sinne wünschen wir, daß unser zweites Jahrbuch gefällt, und danken allen, die zu seinem Entstehen beigetragen haben.

Humanities Cologne« können auch als Bestätigung unserer Aufbauarbeit gelten. Inzwischen hat der dritte a.r.t.e.s.-Jahrgang das erste Orientierungssemester beendet, während

Köln im März 2011

der erste a.r.t.e.s.-Jahrgang vor seiner gemeinsamen Abschlußfahrt steht. Im kommenden WinSabine Folger-Fonfara

tersemester 2011/12 werden dann viele Gutachten zu schreiben und Disputationen abzuhalten

Artemis Klidis-Honecker

sein!

Andreas Speer

Das Jahrbuch berichtet von unserer Arbeit im Berichtszeitraum März 2010 bis Februar 2011. Dies geschieht in ganz unterschiedlicher Form. Neben aussagekräftigen Statistiken möchten wir einen Eindruck von der gemeinsamen Forschungsarbeit in unserer Graduiertenschule vermitteln. So finden sich Berichte über die Arbeit der fünf Klassen, in denen sich die Doktorandinnen und Doktoranden regelmäßig treffen. Der thematische Schwerpunkt liegt auf unserem zweiten Jahresthema, das dem zweiten Buchstaben des Akronym von a.r.t.e.s. entspricht: »Rezeption«. Die Beiträge von Professorinnen und Professoren sowie von Doktorandinnen und Doktoranden verdeutlichen die Vielgestaltigkeit des interdisziplinären Gesprächs, das an den Grenzen der Philosophischen Fakultät nicht haltmacht. Darin zeigt sich die Grundidee von a.r.t.e.s., die disziplinäre Spezifik mit verschiedenen Formen interdisziplinärer Arbeit auf produktive Weise zu verbinden. Im Zentrum der Arbeit von a.r.t.e.s. stehen jedoch die Forschungsprojekte der Doktorandinnen und Doktoranden, die zugleich einen Eindruck von dem methodischen und inhaltlichen Spektrum in unserer Graduiertenschule vermitteln. Weitere Informationen finden sich auf der neu gestalteten a.r.t.e.s.-Homepage (www.artes.uni-koeln.de). Doch unsere Türen stehen nicht nur digital, sondern auch real offen: während der Öffnungszeiten, bei einer Vernissage unserer A.R.T.e.s. galerie

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a.r.t.e.s. exzellent 10

Der Bitte um ein Grußwort zum zweiten Jahresbericht der Forschungsschule a.r.t.e.s. komme ich

Aus diesem Grunde wird die Forschungsschule a.r.t.e.s. weiterhin Mittel erhalten, um erneut Sti-

besonders gerne nach, fällt diese doch zusammen mit dem Erreichen der Finalrunde der Exzel-

pendien ausschreiben zu können, denn es sollen dauerhafte Strukturen im Bereich der Graduier-

lenzinitiative durch die a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne. Das Konzept der

tenausbildung geschaffen werden, die zu einem auch international sichtbaren Markenzeichen der

a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne schließt an die Konzeption der Forschungs-

Universität zu Köln werden.

schule a.r.t.e.s. an und schreibt diese konsequent fort. Das Erreichen der Finalrunde bestätigt die positive Entwicklung von a.r.t.e.s. und den auf Nachhaltigkeit angelegten Aufbau einer Graduiertenschule für die Philosophische Fakultät. Denn bereits im Sommer letzten Jahres hatte die Graduiertenschule der Philosophischen Fakultät mit ihrem Konzept zur Internationalisierung der Doktorandenausbildung im Rahmen des IPID-Programms des DAAD eine umfängliche Förderzu-

Für die vielfältigen Herausforderungen in diesem Jahr wünsche ich auch im Namen der gesamten Hochschulleitung der Forschungsschule a.r.t.e.s. und allen »Artisten«: der Leitung, den beteiligten Professorinnen und Professoren und nicht zuletzt den Doktorandinnen und Doktoranden alles Gute und viel Erfolg!

sage erhalten. Der Erfolg der Forschungsschule a.r.t.e.s. belegt, daß Größe kein Nachteil sein muß. Vielmehr geht a.r.t.e.s. mit den Stärken einer großen und vielfach vernetzten Fakultät offensiv um und macht diese Stärken zum Ausgangspunkt einer innovativen Konzeption für eine Graduiertenschule, die inhaltliche Schwerpunkte setzt, die das Verständnis und die Rolle der Geisteswissenschaften im Schnittfeld von Universität, scientific community und Gesellschaft betreffen. Diesen Herausforderungen hat sich auch die Universität zu Köln in ihrem Gesamtantrag »Die

Prof. Dr. Axel Freimuth Rektor der Universität zu Köln

Herausforderung von Wandel und Komplexität annehmen« gestellt. Darin enthalten ist das Konzept einer universitätsweiten Graduiertenschule: der Albertus Magnus Graduate School Cologne. Diese soll für die einzelnen Graduiertenschulen als Plattform fungieren, die gemeinsamen Aufgaben nach innen und nach außen vertreten und zugleich deutlich machen, daß die Universität zu Köln sich als eine Graduate University begreift, der die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf höchstem internationalen Niveau ein besonderes Anliegen ist. Die Universität zu Köln hat sich mit ihren Forschungsschulen im Bereich der Graduiertenausbildung international deutlich erkennbar positioniert. Das zeigt nicht zuletzt der Erfolg der Forschungsschule a.r.t.e.s., der in dem vorliegenden Jahrbuch eindrucksvoll dokumentiert wird. Das Rektorat der Universität zu Köln hat die feste Absicht, diese Entwicklung nachhaltig zu unterstützen.

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a.r.t.e.s. integral 12

Die Forschungsschule a.r.t.e.s. hat mein Dekanat von Anfang an begleitet: von der Konzeption

tät der Universität zu Köln werden. Daß wir uns erfolgreich nationaler und internationaler Kon-

über die Antragstellung bis zum Aufbau und zur konsequenten Weiterentwicklung des a.r.t.e.s.-

kurrenz stellen können, hat a.r.t.e.s. bewiesen – nicht nur in den Wettbewerben des DAAD und

Konzeptes zu einer internationalen Graduiertenschule für die gesamte Philosophische Fakultät,

der DFG, sondern vor allem in Hinblick auf die Doktorandinnen und Doktoranden, die wir nach

die im Konzept einer a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne ihren Niederschlag

Köln haben locken können.

fand, das soeben für die Finalrunde der Exzellenzinitiative ausgewählt wurde. Diese ist zugleich eine Bestätigung der bisherigen Arbeit der Forschungsschule a.r.t.e.s, in die das vorliegende zweite Jahrbuch einen lebendigen Einblick gewährt. Als Forschungsschule für Nachwuchswissenschaftler ist a.r.t.e.s. inzwischen fest etabliert und zum Motor für die Philosophische Fakultät geworden. Das mehrstufige Auswahlverfahren und das ambitionierte Betreuungskonzept mit einem dreiköpfigen Betreuerteam involviert beinahe die gesamte Fakultät und schafft so einen lebendigen Austausch über die Fachgrenzen hinaus. Damit stellt die Forschungsschule a.r.t.e.s. zugleich eine Antwort auf die immer wieder gestellte Frage nach dem Zusammenhang der Fächervielfalt einer großen Philosophischen Fakultät dar.

So blicke ich zum Abschluß meines Dekanats mit besonderer Freude auf die a.r.t.e.s. Forschungsschule, die bereits jetzt mehr in unserer Fakultät bewegt hat als so manche Strukturreform – vielleicht gerade deshalb, weil a.r.t.e.s. stets auf einen induktiven Weg gesetzt hat, der klug moderiert wurde und vielen die Gelegenheit bot, sich einzubringen. An dieser Stelle möchte ich mich im Namen der Philosophischen Fakultät herzlich bei allen bedanken, die zu diesem Erfolg von a.r.t.e.s. beigetragen haben: den Kolleginnen und Kollegen, die sich für das Gutachterverfahren zur Verfügung gestellt haben, den Klassensprecherinnen und Klassensprechern, den Betreuerinnen und Betreuern, und natürlich dem a.r.t.e.s.-Team rund um Frau Dr. Artemis Klidis-Honecker, Frau Dr. Sabine Folger-Fonfara und Prof. Dr. Andreas Speer, das

Bei der Konzeption von a.r.t.e.s. wurden gerade die spezifischen Stärken geisteswissenschaftlicher

den Aufbau unserer Forschungsschule so erfolgreich und professionell durchgeführt hat. Vor allem

Forschung an einer großen Fakultät hervorgehoben. Denn die Fächervielfalt bietet Möglichkeiten,

aber danke ich allen, die sich bei a.r.t.e.s. beworben haben und uns damit gezeigt haben, daß

Problemfelder und Fragestellungen auf neue Weise zu behandeln und durch bislang ungewohnte

wir mit unserem Konzept richtig liegen, und die sich als Stipendiatinnen und Stipendiaten, als

Verknüpfungen neue Fragehorizonte zu eröffnen. Hierfür stehen die fünf Klassen, die die übergrei-

Kollegiatinnen und Kollegiaten auf das artistische Abenteuer Köln eingelassen haben. Ihnen allen

fende Thematik von a.r.t.e.s. auf die Arbeit an disziplinären und interdisziplinären Fragestellungen

wünsche ich den Erfolg, den Sie sich selbst wünschen, und dem ersten a.r.t.e.s.-Jahrgang einen

und schließlich auf die Themenstellungen der Dissertationen selbst herunterbrechen.

guten Abschluß Ihrer Promotion in diesem Jahr.

Diese Grundidee lag auch dem Antrag für die a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Co-

logne zugrunde, die als eine integrierte Graduiertenschule jedoch darüber hinaus zugleich die Masterphase und die Post-Doc-Phase umfaßt und somit die Philosophische Fakultät als eine international sichtbare Graduate Faculty im Wettbewerb um die besten Köpfe und interessantesten Ideen positioniert. Was mit der a.r.t.e.s. Forschungsschule begonnen hat, soll mit der a.r.t.e.s. Gra-

duate School for the Humanities Cologne fortgeschrieben werden. Daher sollen schon jetzt durch a.r.t.e.s. dauerhafte und nachhaltige Strukturen im Bereich der Graduiertenausbildung geschaffen werden, die zu einem auch international sichtbaren Markenzeichen der Philosophischen FakulProf. Dr. Christiane M. Bongartz Dekanin der Philosophischen Fakultät

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a.r.t.e.s. cordial 14

Nun werden die ersten „Artisten“ allmählich fertig. Aus den wenige Seiten umfassenden Projekt-

Als a.r.t.e.s. die Arbeit aufnahm, war ich dabei. In der Klasse 4 – „Transkulturation“ – durfte

skizzen, die vor drei Jahren eingereicht wurden und die gelegentlich zwar ein großes Potential,

ich als Klassensprecherin verfolgen, wie sich in der Diskussion über Texte und Projekte die For-

aber doch noch kein präzises Arbeitsvorhaben erkennen ließen, sind innovative Forschungsar-

schungsansätze der beteiligten Doktoranden schärften und die Auseinandersetzungen von Mal

beiten entstanden. Ihre Lektüre rechtfertigt das Vertrauen, das in die Projekte, vor allem aber in

zu Mal an Tiefe gewannen. Oft war sicher ich diejenige, die in den Stunden am meisten gelernt

ihre Verfasserinnen und Verfasser gesetzt wurde. Ähnlich ist es der Forschungsschule a.r.t.e.s. ins-

hat und etwa vermeintlich sattsam bekannte Theorieentwürfe neu zu lesen begann. Wehmütig

gesamt ergangen. Gegründet in der Absicht, jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern

war mir deshalb schon zumute, als ich um anderer Aufgaben willen aus der Klasse ausscheiden

einen Ort zu bieten, an dem sie die vielfältige Anregung, beständige Förderung und das kritische

musste. Umso mehr freut es mich, dass ich nun, als neu gewählte Dekanin der Philosophischen

Diskussionsforum finden, die allesamt nötig sind, um exzellente Forschung leisten zu können, hat

Fakultät, Gelegenheit habe, die Arbeit von a.r.t.e.s. erneut begleiten und unterstützen zu können.

sich a.r.t.e.s. zu einer Institution entwickelt, die aus unserer Fakultät einfach nicht mehr wegzu-

Das ist eine echte Herzensangelegenheit. Für die jetzt anstehenden Aufgaben – den Vollantrag

denken ist – und die in ihr und über sie hinaus als Modell geistes- und kulturwissenschaftlicher

und die Verstetigungen, die dafür einzurichten sind – wird die Philosophische Fakultät jede ihr

Forschung und Nachwuchsförderung anerkannt wird. Eindrucksvoller Beleg dafür sind nicht nur

mögliche Hilfe bereitstellen. Heute jedoch möchte ich im Namen der Fakultät vor allem allen

die steigende Zahl auswärtiger Bewerbungen und das über die Kölner Grenzen hinausreichende

gratulieren, die a.r.t.e.s. zu dem gemacht haben, was es ist: dem Sprecher Herrn Prof. Dr. Dr. h.c.

Echo auf die vielfältigen öffentlichen Aktivitäten von a.r.t.e.s. – darunter vor allem das a.r.t.e.s.

Andreas Speer und dem a.r.t.e.s. Team unter der Geschäftsleitung von Frau Dr. Artemis Klidis-

forum –, sondern auch die erfolgreiche Einwerbung von Fördermitteln im Rahmen des DAAD-

Honecker und Frau Dr. Sabine Folger-Fonfara, den Klassensprecherinnen und Klassensprechern,

Programms „International Promovieren in Deutschland“ und schließlich die Tatsache, dass in der

den Kolleginnen und Kollegen, die Auswahl und Betreuung übernommen haben, und, last but

gegenwärtigen Exzellenzrunde das auf der a.r.t.e.s.-Idee beruhende Projekt der a.r.t.e.s. Graduate

not least, den „Artisten“, die a.r.t.e.s. mit Leben erfüllen und deren Forschungen den Kern des

School for the Humanities Cologne vor wenigen Tagen zu einem Vollantrag aufgefordert wurde.

Erfolges bilden. Für die anstehenden Aufgaben wünsche ich Ihnen allen viel Kraft, Elan und Opti-

Ein weiteres Mal konnte so bewiesen werden, welches Potential in einer Konzeption der Geis-

mismus – und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.

teswissenschaften liegt, die aus der Vielfalt der Fächer schöpft und sie mit dynamisch gedachten übergreifenden Schwerpunkten zu verbinden weiß. Die kritische und stets neu zu denkende Vermittlung zwischen der individuellen Besonderheit der Themen und gemeinsamen Erkenntnisinteressen ist genuin humanistische und eben auch deshalb innovationsträchtige Wissenschaftspraxis, von der die Beiträge des vorliegenden Jahrbuches beredt Zeugnis ablegen. Sie kann jedoch nur gelingen, wenn die strukturellen Rahmenbedingungen genügend Freiraum bieten, um sich auf die Differenzen zwischen fach- oder auch kulturspezifischen Wissenschaftskulturen einzulassen, selbst wenn das vermeintliche Umwege bedeutet, und sich im Zuge nicht immer einfacher Selbst-

Prof. Dr. Katharina Niemeyer

reflexion den Herausforderungen und Verantwortungen einer Wissenschaft im globalen Kontext zu stellen. a.r.t.es. bietet diesen produktiven Freiraum, was in den nachfolgenden Seiten ebenfalls deutlich zu erkennen ist. Für die Philosophische Fakultät der Universität zu Köln stellt a.r.t.e.s. damit inzwischen doch weit mehr dar als eine Institution, mehr auch als ein Meilenstein im globalen Wettbewerb um Köpfe und Ideen, Vorreiter für Internationalisierung und wesentlicher Motor für Strukturveränderung. a.r.t.e.s. ist das Herzstück der Fakultät.

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a.r.t.e.s. international 16

Ungeachtet eines am Modell der sciences orientierten Leitbildes von Wissenschaft steigt das

Weise wird die Philosophische Fakultät der Universität zu Köln auch künftig national und inter-

allgemeine Bewußtsein für die Bedeutung hermeneutischer und historisch-kontextueller Wis-

national im Wettbewerb um den besten wissenschaftlichen Nachwuchs erfolgreich sein können.

sensmodelle. Die damit verbundenen Fragestellungen weisen jedoch – inhaltlich wie methodisch

Zu diesem erweiterten Konzept einer integrierten Graduiertenschule gehört ferner ein besonderes

– über das traditionelle Modell der arts and letters hinaus. Die geisteswissenschaftliche Promo-

Konzept für die Post-Doc-Phase in Form eines Research-labs. Daß dieses Konzept nun zu einem

tion steht somit vor besonderen Herausforderungen. Auch wenn die spezifischen Arbeitsweisen

Vollantrag ausgearbeitet werden darf, ist auch eine Bestätigung für die bisherige Arbeit unserer

der Geisteswissenschaften sich nach wie vor auf individuelle Forschungsprojekte fokussieren, so

a.r.t.e.s. Forschungsschule.

werden die klassischen Disziplingrenzen oftmals deutlich gesprengt. Dieser Umstand ist der Diversität der Fragestellungen, Methoden und Gegenstände in den Geisteswissenschaften ebenso geschuldet wie der erforderlichen Tiefenschärfe einer innovativen Forschung. Gleichwohl steigt die Notwendigkeit kooperativer Forschungsverbünde, wie große geisteswissenschaftliche Forschungsinstitute oder Forschergruppen nachdrücklich vorführen. Das Überschreiten disziplinärer Territorien betrifft gleichermaßen die Ebene der Theoriebildung und der Methoden wie auch die Forschungsgegenstände selbst.

Diese hat sich – das zeigt auch der statistische Überblick – hervorragend entwickelt. Dazu tragen nicht zuletzt die vielen Initiativen der Stipendiatinnen und Stipendiaten bei. Vor allem die A.R.T.e.s. galerie hat sich prächtig entwickelt, und das a.r.t.e.s. forum ist inzwischen eine Sache der Artisten geworden, ein im besten Sinne interdisziplinäres Experimentierfeld, in dem auch einmal quer gedacht und Neues ausprobiert werden kann. Das Jahrbuch gibt einen Einblick in die verschiedenen Dimensionen unserer Arbeit: die Promotionsprojekte der Stipendiaten und Kollegiaten, die Arbeit in den Klassen und schließlich die gemeinsame Arbeit an einem Jahresthema: Rezeption, der

Aber nicht nur in disziplinärer Hinsicht werden Territorien überschritten. Auch in den »Humani-

zweite Buchstabe des a.r.t.e.s.-Akronyms. Die Vielfalt der Beiträge zeigt die Chancen einer solchen

ties« ist die Forschung längst durch und durch international. Eine Promotion sollte daher auch

interdisziplinären Annäherung an eine wichtige Leitthematik und macht zugleich deutlich, warum

internationale Luft atmen. Daher bin ich besonders froh, daß unser Antrag im Rahmen des IPID-

der Beitrag der Geisteswissenschaften unverzichtbar ist.

Programms (»International Promovieren in Deutschland«) des DAAD erfolgreich war und wir für drei Jahre Fördermittel für die Internationalisierung der Doktorandenausbildung haben: zum einen für die Steigerung des Anteils internationaler Promovenden in Köln, zum anderen durch die Ermöglichung von Forschungsaufenthalten an internationalen Partnerinstituten für alle a.r.t.e.s.Promovenden. Diese Programme sind mit großem Erfolg angelaufen und stellen eine wichtige Ergänzung unseres Angebots an die »Artisten« dar. Das Ziel, international mit den jeweils fachlich besten Graduiertenschulen konkurrieren zu können

Innerhalb von drei Jahren ist eine Graduiertenschule entstanden, die den Anspruch, eine Forschungsschule zu sein, mit Recht erheben kann. Dies ist eine Gemeinschaftsleistung vieler. Ich möchte an dieser Stelle auch im Namen aller Artisten für die Unterstützung seitens der Fakultäts- und der Hochschulleitung danken sowie vielen guten Geistern in der Universitätsverwaltung, ohne die wir manche Idee nicht hätten verwirklichen können. Vor allem aber freue ich mich über die Zusage der Nachhaltigkeit und über die Möglichkeit, daß die Arbeit von a.r.t.e.s. auch in Form neuer Stipendien weitergehen kann.

und Köln für Doktoranden aus dem In- und Ausland gleichermaßen attraktiv zu machen, verfolgte auch die Weiterentwicklung unserer Forschungsschule im Rahmen der Exzellenzinitiative zu einer integrierten Graduiertenschule nach internationalem Vorbild. Zum Konzept der a.r.t.e.s. Graduate

School for the Humanities Cologne zählt daher auch die Etablierung eines Research-Master sowie eine enge Verbindung von MA und Promotion nach Art eines »fast track-Modells«. Nur auf diese

Prof. Dr. Andreas Speer Sprecher der Forschungsschule a.r.t.e.s.

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Die a.r.t.e.s. Forschungsschule 2010 Dr. Artemis Klidis-Honecker (Koordinatorin der a.r.t.e.s. Forschungsschule)

1. Neue Programme und Projekte

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Die a.r.t.e.s. Forschungsschule konnte im Jahr 2010 nach der dritten Ausschreibung auf 79 Mitglieder wachsen, wobei der Frauenanteil bei 54% liegt. Um Familien besonders zu fördern, besteht nun auch die Möglichkeit, bei Elternschaft für ein Jahr ein Teilstipendium zu erhalten oder die Förderung für ein halbes Jahr bei der Pflege von Familienangehörigen zu reduzieren. Für die wachsende Zahl der ausländischen StipendiatInnen wurde ein Mentorenprogramm entwickelt. Jedes neue a.r.t.e.s. Mitglied wird von einem Mentor bei der Wohnungssuche, den Behördengängen und der Einschreibung begleitet und unterstützt. Mit dem neu eingerichteten Programm a.r.t.e.s. abroad reisten bereits im Herbst und Winter diesen Jahres 22 StipendiatInnen und KollegiatInnen zu Forschungsaufenthalten ins Ausland. Auch konnte das a.r.t.e.s. praxis-Angebot durch die Einwerbung des Projektes a.r.t.e.s. international erweitert werden. So wird seit dem Wintersemester ein Workshop für ausländische StipendiatInnen und KollegiatInnen für Präsentationstechniken in deutscher Sprache angeboten. Ferner haben die Mitglieder der Forschungsschule die Möglichkeit, Praktika im Berufsfeld des Wissenschaftsmanagements, in den Abteilungen Forschungsmanagement sowie Kommunikation und Marketing der Universität zu Köln zu absolvieren. Auch in diesem Jahr führten die StipendiatInnen und KollegiatInnen wieder eigenständig eine Tagung durch. Das Jahresthema war Rezeption. Im Rahmen von a.r.t.e.s. international konnten im Wintersemester Prof. Dr. Alexandra Aikhenvald von der James Cook University (Cairns, Australien), Dr. des. Louise-Amélie Cougnon von der Université Louvain-la-Neuve aus Belgien sowie Prof. Dr. Roberta De Monticelli von der Universität Mailand für Gastvorträge in der Forschungsschule gewonnen worden. Im Herbst 2010 wurde für die a.r.t.e.s. Homepage ein neues Kommunikationskonzept in Zusammenarbeit mit der Abteilung Marketing der Universität zu Köln entwickelt. Teil dieses neuen Konzeptes war auch die Erstellung eines Imagefilms und eine Web 2.0 Strategie, die im Jahr 2011 umgesetzt werden wird.

2. BewerberInnenauswahl und - statistik Auswahlverfahren – Erweiterte Kriterien Im kommenden Jahr wird in den Auswahlverfahren die Herkunft aus Nicht-Akademiker-Familien als soziales Kriterium, neben Elternschaft, Ausbildungszeiten oder Pflegezeiten, besonders gefördert werden. Nach einer internen Evaluation liegt der Anteil von StipendiatInnen und KollegiatInnen aus bildungsfernen Elternhäusern bereits heute schon bei 31%. www.artes.uni-koeln.de

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Höchster gemeinsamer Abschluss (artes 2008-2009)

a.r.t.e.s. Stipendiaten und Stipendiatinnen schließen ihr Studium in der Regel mit sehr guten Noten ab. Im Jahr 2010 waren es 74 % der Stipendiaten und Stipendiatinnen, die einen Notendurchschnitt von 1 bis 1,5 erreichen. Bei den Bewerbern und Bewerberinnen waren es 55%. Im Vorjahr lag der

16% 20

36%

Berufsschulreife (Hauptschule) Fachoberschulreife (Mittlere Reife) Fachhochschulreife Hochschulreife Fachhochschulabschluss Universitätsabschluss Promotion Habilitation

2% 2% 13%

15%

7% 9%

Prozentsatz bei den StipendiatInnen mit 82 % etwas höher, ebenso bei den BewerberInnen mit 60 %.

Noten der Bewerber 2 15 1% 30 10% 6 4% 20% 46 30%

21

Noten der Stipendiaten

53 35%

Höchster Bildungsabschluss der Eltern – StipendiatInnen und KollegiatInnen 2008 - 2010

4 21%

5 26%

10 53%

1.0 1.1-1.5 1.6-2.0 > 2.0 keine Angabe noch kein Abschluss

Stipendienauswahl 2010

Übersicht Examensabschlussnoten der Bewerber und Stipendiaten 2010

Im Jahr 2010 bewarben sich 153 Bewerberinnen und Bewerber um ein a.r.t.e.s. Stipendium. So ist

a.r.t.e.s. hat sich zum Ziel gesetzt, maximal die Hälfte der Stipendienplätze an Kölner Kandidaten

die Bewerberzahl im Vergleich zum letzten Jahr um 50 gestiegen. Auch die Anzahl der qualitativ

zu vergeben. Im Jahr 2010 haben sich 62% auswärtige KandidatInnen für ein a.r.t.e.s. Stipendium

hochwertigen Bewerbungen, d.h. der Bewerbungen, die zur Begutachtung in die Fakultät gege-

beworben. Wie im letzten Jahr gab es auch 2010 während der Auswahlgespräche acht auswär-

ben wurden, war mit 85 auch leicht gestiegen.

tige BewerberInnen, die ihre Bewerbungen aufgrund von Stellenangeboten und Parallelbewer-

Eines der Ziele von a.r.t.e.s. ist es, junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissen-

bungen bei anderen Stiftungen zurückzogen. Eine ausländische Stipendiatin trat sogar kurzfristig

schaftler anzusprechen und zu fördern. Im Jahr 2010 konnte der Prozentsatz der Stipendiaten,

von ihrem Stipendium zurück, so dass in diesem Jahr mehr als die Hälfte der Stipendienplätze an

die jünger als 28 Jahre waren, um 14 % erhöht werden. Im Jahr 2009 waren noch 86 % der Sti-

Kölner Bewerberinnen und Bewerber vergeben wurde.

pendiatInnen jünger oder 28 Jahre alt. Im Jahr 2010 konnte mit 100 % das a.r.t.e.s. Ziel erreicht

Allerdings konnte im Vergleich zum Jahr 2009 der Anteil der ausländischen Stipendiaten und

werden. Bei den BewerberInnen waren 66 % jünger oder 28 Jahre alt.

Stipendiatinnen wieder gesteigert werden. So erhielten vier ausländische Bewerberinnen ein a.r.t.e.s. Stipendium. Im Jahr 2009 waren es noch drei, so dass nun 20 % der a.r.t.e.s. Stipendiaten aus dem Ausland kommen.

Alter der Bewerber

Alter der Stipendiaten

2 15 1% 10 10% 54 7% 36% 25 16% 46 30%

5 26% 14 74%

<27 27-28 29-30 31-32 >32 keine Angabe

2 22%

1 11%

6 67%

Übersicht Alter der Bewerber und Stipendiaten 2010

Rücktritte während der Auswahlgespräche 2010

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Rücktritte Ausland Rücktritte Deutschland Rücktritte nur Köln


Herkunft der Bewerber 49 32%

60 40%

22

Herkunft der Stipendiaten

Gender: Bewerber

4 21%

12 63%

3 16%

43 28%

71 47%

Köln Restdeutschland Ausland

Gender: Stipendiaten 5 26%

81 53%

14 74% 23

Männer Frauen

Übersicht ausländische und inländische Bewerber und Stipendiaten 2010

Gender BewerberInnen und StipendiatInnen 2010

Im Jahr 2010 hatten sich Absolventen aus 19 unterschiedlichen Fachrichtungen bei a.r.t.e.s. be-

In der a.r.t.e.s. Forschungsschule sollen neben Absolventen mit Master und Magister Promovenden

worben. Besonders hohe Bewerberzahlen gab es in der Philosophie (17), der Germanistik (14),

mit Staatsexamen gefördert werden. Im Jahr 2010 hatten 8 % der BewerberInnen einen Staats-

der Kunstgeschichte (17), der Ethnologie (14) und den verschiedenen Philologien (23). Die Be-

examensabschluss, im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Bewerbungen leicht zurückgegangen.

werberzahlen in der Kunstgeschichte und den Philologien haben sich gesteigert, während sie

Vier der BewerberInnen haben ein Stipendium erhalten, so dass der Prozentsatz von 21 % aus

in der Philosophie zurückgegangen sind. Das Verhältnis der Fächerverteilung der Bewerber und

dem Vorjahr gehalten werden konnte.

Bewerberinnen bildete sich auch in der Fächerverteilung der Stipendiaten und Stipendiatinnen ab.

Abschluss der Bewerber

Fächer der Bewerber und Stipendiaten 2010 25

23

20

14 14

15

12 6 8%4%

17

17 13 13

12

134 88%

10

5

5 5

3 1

0

3

2

0

2

1 0

2

3 1 0

1

1 1 0

2

3

3

2 00

0

1 0

2 2 2 0 0 0

15 79% Diplom/Master Staatsexamen keine Angabe

Stipendiaten

Staatsexamens- und Magister/Masterabschlüsse 2010

Et

(Die verschiedenen Philologien wurden unter Philologie zusammengefasst dargestellt)

In diesem Auswahlverfahren haben sich 53% Bewerberinnen und 47% Bewerber bei der a.r.t.e.s. Forschungsschule beworben. Zu den Auswahlgesprächen wurden aufgrund der fachlichen Exzellenz des Antrags 32 Frauen und 10 Männer eingeladen. 15 Bewerberinnen und fünf Bewerber erhielten ein Stipendium. Eine Stipendiatin trat nach der Auswahlsitzung zurück. Im Vorjahr gab es einen Frauenanteil von 50 %.

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4 21%

Bewerber

Ar hn Erz ch ol äo og iehu lo ie n gi gs /R e w eg io iss en BW na L sc lw is se haft e ns ch n a G er ften m an G eo istik gr ap G es hie ch ic M ed Ku Inf hte ie ns orm nt un ge at d sc ik Ku hi ch ltu rw Lin te g is se uis ns ti ch k M af us te ik n w is Me se d ns izin ch a Ph ften ilo Ph log ie ilo so Po ph lit ik ie w P is se hy R ns sik el c ig Ps haft io ns e w ych n is se olo ns gie ch af te S ke ozio n in e logi An e ga be n

0

Abschluss der Stipendiaten

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3. Erfahrenswerte und strategische Ziele Das Ziel, junge Nachwuchswissenschaftler für a.r.t.e.s. zu gewinnen, wurde in diesem Jahr erreicht. Alle Stipendiaten sind 28 Jahre oder jünger. 24

Auch konnte der Anteil der ausländischen Stipendiaten auf 20 % erhöht werden. Die Konkurrenz

25

der deutschen Graduiertenschulen ist sehr groß, so dass im nächsten Jahr ein stärkerer Fokus auf die Rekrutierung ausländischer Absolventen gelegt werden wird. Durch die Implementierung von a.r.t.e.s. international verfügt a.r.t.e.s. über ein Programm, das die Promotion in Deutschland für ausländische AbsolventInnen von vielen Seiten unterstützt. Mit dem Ausbau der internationalen Kooperationen mit ausländischen Graduiertenschulen konnte im Herbst bereits begonnen werden. Diese Kooperationen werden in den nächsten Jahren nun ganz im Fokus von a.r.t.e.s. international stehen. In diesem Jahr wurde die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Kolleg Morphomata intensiviert. So werden zur Zeit zwei Workshops für das Kolleg von a.r.t.e.s. StipendiatInnen geplant und im Jahr 2011 und 2012 durchgeführt werden. Ab dem Sommersemester ist auch ein intensiver Austausch mit den Fellows des Kollegs und den Klassen geplant. Auch werden die Fellows den StipendiatInnen und KollegiatInnen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und Werkstattgespräche anbieten. So erhalten die StipendiatInnen und KollegiatInnen Einblicke in die Forschungsbereiche des Kollegs, und die angestrebte Vernetzung zwischen Morphomata und a.r.t.e.s. gestaltet sich weiter erfolgreich.

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inside a.r.t.e.s. – anstatt eines Grußwortes Nehmen wir an, ein talentierter Künstler bekäme den Auftrag, a.r.t.e.s. zu porträtieren. Was wäre auf seinem Bild zu sehen?

26

Wir behaupten, er malte eine Tür.

Nehmen wir weiterhin an, ein eifriger Radioredakteur versuchte sich daran, a.r.t.e.s. einen Klang zu verleihen. Was käme uns zu Ohren?

Wir behaupten, er vertonte Schritte auf dem Flur.

Und nehmen wir nun an, ein wohlwollender Schriftsteller erhielte die Aufgabe, a.r.t.e.s. auf den Punkt zu bringen. Was wäre davon zu lesen?

Wir behaupten, er schriebe »anklopfen«.

Wir sagen auch, a.r.t.e.s. kann man nicht malen. Und nicht vertonen. Und schon gar nicht auf den Punkt bringen. Aber wenn man es könnte, dann wäre es dieser Flur mit den vielen Türen. Es wäre das Anklopfen und aufeinander zugehen, das Nachfragen und interessiert sein, der akademische Austausch und die intellektuelle Begegnung. Und dann wieder die Stille. Jeder für sich. Alle miteinander. Interdisziplinarität ist ein langer, breiter Gang mit vielen unterschiedlichen Zugängen. Sie lebt davon, dass man nebeneinander beieinander bleibt, neugierig ist und sich anregen lässt, nachfragt und aufhorcht, kritisch ist und sich anstrengt, fair bleibt und lernt. Deshalb heißt es Forschungsschule a.r.t.e.s. Wir sind nun schon länger dabei und können sagen: Das Konzept geht auf. Wir sind dankbar und froh darum, dass (uns) a.r.t.e.s. seine Türen geöffnet hat, und wir hoffen, dass in Zukunft noch viele junge Wissenschaftler mit und in a.r.t.e.s. ihren akademischen Horizont erweitern können.

Beste Grüße, der abgetretene Sprecherjahrgang 2010:

Constanze Zürn – Stefan Niklas – Martin Reilich

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Die A.R.T.e.s. galerie – Kunst und Wissenschaft im Dialog

„Entscheidend ist aber letztlich das gesamte visuelle Alltagsrauschen.“ (Charlotte Warsen)

28

29

Die erste Künstlerin, die sich auf das Experiment A.R.T.e.s. galerie einließ und mit uns in einen Dialog trat, war Charlotte Warsen, Meisterschülerin von Markus Lüpertz an der Kunstakademie Düsseldorf. Mit ihrer Ausstellung „if I touched the earth“ feierte die A.R.T.e.s. galerie am 20. Mai 2010 ihre Eröffnung und überschritt sowohl mit der Ausstellung als auch in deren Rahmenveranstaltungen disziplinäre Grenzen: Charlotte Warsen, für deren Schaffen sowohl Bilder als auch Sprache eine zentrale Rolle spielen, zeigte nicht nur ihre Zeichnungen, sondern stellte außerdem ihre Gedichte vor. „Der Austausch von Zeichnung und Dichtung belebt den Schaffensprozess der Künstlerin, indem sie selbst dichtet und fremde Dichtung – wie zum Beispiel die Worte von Dylan Thomas in den Titel dieser Ausstellung – einfließen lässt.“1 inari auf der karte sieht man uns kaum liegen wir binnen zerriebener zeichen, mit kuli ins blanke land eingetragen, eingeschlafen am ganzen körper taube: wir inseln in flussaufwärts geronnener panik blieben wir streifen wir hunden um ihre steifen beine warum nur knurren sie unsere namen. kein bein kein zweig ist geknickt: du wirst uns nicht finden. (Charlotte Warsen) Als Doktorandenprojekt der a.r.t.e.s. Forschungsschule und damit der Universität zu Köln sieht sich die A.R.T.e.s. galerie dem wissenschaftlichen Hintergrund verpflichtet, der von der Grenzüberschreitung von Fachdisziplinen lebt, und stellt daher nicht ‚einfach nur‘ ihre Räume als Ausstellungsfläche zur Verfügung, sondern fördert und fordert den Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft.

Das Galerie-Team 2011 Stephanie Bölts, Dominik Baumgarten, Francesca Valentini, Corinna Kühn, Britta Tewordt, Constanze Zürn, Cornelia Kratz (nicht im Bild: Eva Demel, Judith Bihr) www.artes.uni-koeln.de

___________________________

1

Corinna Kühn: If I touched the earth - Zeichnungen von Charlotte Warsen. In: Ausst.-Kat.: Charlotte Warsen - If I touched the earth. A.R.T.e.s.-Galerie 2010, S. 5-6, hier S. 6.

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Diese beiden Disziplinen standen in ihrer Geschichte in einem stetigen und ständigen Wechselver-

Die a.r.t.e.s. Forschungsschule, deren Leitkonzept die Interdisziplinarität ist, bietet den idealen

hältnis von Miteinander und Nebeneinander. Ein wesentlicher Einschnitt im Verhältnis zwischen

Rahmen, um dieses Vorhaben zu verwirklichen. Sicherlich stellen unsere Ausstellungsflächen, die

Wissenschaft und Kunst vollzog sich im Zuge aufklärerischen Denkens, das der Vernunft eine

langen, mit Raufaser verkleideten Büroflure, eine Herausforderung für viele Künstler dar, jedoch

Vorrangstellung gegenüber allen anderen menschlichen Fähigkeiten einräumte. Es kam zu einem

konnte das Konzept einer Galerie in den Räumen einer Forschungsschule, das einen unmittel-

Auseinanderdriften der wissenschaftlichen und künstlerischen Methoden, Aufgaben und Funkti-

baren Austausch zwischen Wissenschaft und Kunst ermöglicht, viele Künstler überzeugen und

onen.

begeistern.

Von Beginn an war das Ziel der A.R.T.e.s. galerie, jungen Künstlerinnen und Künstlern Raum und

Ein aktiver Austausch zwischen Kunst und Wissenschaft fand zum ersten Mal im Mai 2010 in

Fläche zu bieten, sich und ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren sowie den Austausch

Form eines Künstlergespräches zwischen Charlotte Warsen und dem Philosophen und a.r.t.e.s.

zwischen Kunst und Wissenschaft zu fördern, indem Künstler und Wissenschaftler an einen Ort,

Stipendiaten Stefan Niklas statt. Dieser Programmpunkt, der das Dialog-Konzept unmittelbar auf-

an einen Tisch, in einen Dialog gebracht werden. Dieser direkte Kontakt erlaubt Einsichten in die

griff und zugleich neue Perspektiven auf das Werk der Künstlerin eröffnete, hat sich inzwischen in

unterschiedliche Arbeitspraxis, um Gemeinsamkeiten zu entdecken und zu erforschen sowie um

der A.R.T.e.s. galerie etabliert. Ebenso wie die gemeinsame Erstellung eines Katalogs, der jeweils

eine Gesprächsebene zu etablieren. Auf diese Weise wird sowohl eine andere Sichtweise auf

zu den Ausstellungen erscheint, in Bild und Text Zeugnis von der produktiven Zusammenarbeit

wissenschaftliche Forschung in Auseinandersetzung mit Kunst als auch eine wissenschaftliche

ablegt und einmal mehr beweist, dass Kreativität die Grundlage von Kunst, aber auch von Wis-

Perspektive auf künstlerische Praktiken ermöglicht.

senschaft bildet.

2

31

„Die Wörter ruinieren, was man denkt.“ 3 Die finanzielle Unterstützung der Freunde und Förderer der Universität zu Köln ermöglichte die Konzeption einer weiteren Ausstellung, und so fand am 4. November 2010 die Vernissage der zweiten A.R.T.e.s. galerie-Ausstellung statt, für die wir die Kölner Künstlerin Christina Kramer, Meisterschülerin Hubert Kiecols an der Kunstakademie Düsseldorf, gewinnen konnten. Die Künstlerin gab ihrer Ausstellung, in der sie Zeichnungen, Graphiken und Installationen zeigte, den Titel „Präposition“ – eine Allusion auf die Position des Betrachters. „In ihrem künstlerischen Schaffen erforscht Christina Kramer Räume, in denen Denkprozesse nicht zwangsläufig an Wörter gekoppelt sind, sondern fernab von interpretativen und semantischen Zuschreibungen eine Sehnsucht nach unmittelbarer Erfahrung ausdrücken.“4 Auch im Kontext dieser Ausstellung gab es wieder ein Zusammenspiel von Kunst und Literatur, denn Sonja vom Brocke stellte ihre Gedichtsammlung „Ohne Tiere“ vor. Der intensive Austausch zwischen Christina Kramer und den a.r.t.e.s.Doktoranden wurde um eine öffentliche Gesprächsrunde zwischen der Kunstwissenschaftlerin Jennifer Crowley, dem Kulturwissenschaftler Konstantin Butz, dem Philosophen Stefan Niklas und dem Künstler Roland Gätzschmann, Meisterschüler von Hubert Kiecol und Rosemarie Trockel, Charlotte Warsen, „the jolly-rodgered skies II“, 70 x 100 cm, Mischtechnik auf Papier, 2010

erweitert, in der Aspekte und Fragen zur Ausstellung sowie zum Werk und Schaffen von Christina Kramer diskutiert wurden.

___________________________ ___________________________

3 4

Thomas Bernhard: Das Kalkwerk. Frankfurt a. M. 1973 [EA 1970]. S. 115.

2

Vgl. Cornelia Kratz/Constanze Zürn: Im Bilde. Wissenschaft und Kunst. In: Ausst.-Kat.: Charlotte Warsen - If I touched the earth. A.R.T.e.s.-Galerie 2010, S. 3-4, hier S. 3.

Konstantin Butz/Corinna Kühn: Bewegung als Präsenz. Zu den Installationen und Grafiken von Christina Kramer. In: AK Christina Kramer - Präposition. A.R.T.e.s.-Galerie 2010, S. 5-6, hier S. 6.

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Christina Kramer, "Oben sind hunderte", 40 x 59 cm (Motivformat), Siebdruck auf Büttenkarton, 2007

32

Im Jahr 2011 stellt die A.R.T.e.s. galerie ihre Wandlungsfähigkeit sowie ihre Aufgeschlossenheit

Verein Mensa in Deutschland e. V. realisiert werden. Aufgrund dieser Kooperationen pausiert der

anderen Projekten gegenüber unter Beweis und vernetzt sich mit der Universität zu Köln und

gewohnte Ausstellungszyklus um ein Semester und startet erst wieder im Herbst 2011 mit einer

darüber hinaus. Für den Sommer 2011 ist eine Kooperation mit dem Photowettbewerb/ L. Fritz

neuen Begegnung zwischen Wissenschaft und Kunst – es bleibt also spannend und dialogreich!

Gruber-Preis der Universität zu Köln geplant: Die Preisverleihung und die Ausstellung der prämierten Fotografien werden in den Räumen der A.R.T.e.s. galerie stattfinden. Begleitet wird auch

Cornelia Kratz, Corinna Kühn, Britta Tewordt und Constanze Zürn

diese Ausstellung von einer Gesprächsrunde, diesmal zwischen Juroren des Wettbewerbs, den ersten drei Gewinnern und in bewährter Tradition mit Doktoranden der a.r.t.e.s. Forschungsschule. Desweiteren soll eine Ausstellung in Kooperation mit dem MinD-Hochschul-Netzwerk und dem www.artes.uni-koeln.de

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Frischer Wind in alten Mauern: Naturkundemuseen in Argentinien gestern und heute Mit a.r.t.e.s. international auf Archivreise in Argentinien 34

35 Kathrin Reinert (a.r.t.e.s. Klasse 4)

Beim Weg durch den Park fallen die Strahlen der Vorfrühlingssonne ungehindert durch die noch winterlich unbelaubten Äste. Ich bin froh über die Wärme nach der einstündigen Fahrt von Buenos Aires nach La Plata, denn die eisige Klimaanlagenluft im Innenraum stand im größtmöglichen Kontrast zum hitzigen Treiben an den bonaerenser Busstationen Retiro und Constitución. Der Weg zum Museum durch den Park am Rand des Stadtzentrums von La Plata tut da erst einmal gut. Die Sonne lässt das Portal mit seinen weißen Säulen, die Büsten der Naturforscher von Darwin bis Humboldt und die zwei Säbelzahntiger am Ende der Treppe erstrahlen. Vor mir ragt das Museo de

La Plata1 in den Frühlingshimmel auf. Konzipiert und erbaut wurde diese Bildungseinrichtung ab 1884, als sich die argentinischen Provinzen vereint gegen die Stadt Buenos Aires und ihre nationale Vorreiterstellung abgrenzen wollten. Die Stadt La Plata wurde als Regierungssitz der neu geschaffenen Provinz Buenos Aires entworfen, streng geometrisch und mit allen Institutionen der modernen Wissenschaft ausgestattet: einer Universität, Bibliotheken, einem zoologischen Garten und dem Naturkundemuseum. Letzteres barg schon bei der Gründung eine Besonderheit. Neben der Natur sollte es sich auch dem Menschen widmen, so dass Abteilungen für Archäologie, Anthropologie und Ethnografie mit in die Konzeption des Hauses integriert wurden. Mich zieht es aus genau diesem Grund in das Haus: für meine Dissertation bearbeite ich Fotomaterialien des deutschen Völkerkundlers und Ethnolinguisten Robert Lehmann-Nitsche (1872-1938), der ab 1897 die Abteilung für Anthropologie des Museo de La Plata aufbaute. Da ich keine Anthropologin bin und auch nicht die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung des Museums für die argentinische Bildungslandschaft untersuche, stoßen meine Forschungen bei den meisten betei-ligten Archivmitarbeitenden zunächst auf viele Nachfragen. Warum interessiert sich jemand ausschließlich für Fotos, wenn es nicht um eine Beschäftigung mit den abgebildeten Ethnien geht? Worauf zielen Fragen nach der Kameratechnik auf Expeditionen ab? Weshalb interessiert die Korrespondenz mit Verlegern von populärwissenschaftlichen Texten oder gar Bildpostkarten? Es geht schließlich um hohe Wissenschaft! _______________________ Eine ausführliche Vorstellung des Museums, seiner Geschichte und aktuellen Aktivitäten findet sich auf www.fcnym.unlp. edu.ar/abamuse.html (Januar 2011).

1

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Die Kritik der zeitgenössischen Arbeitsweise gemäß den Prinzipien der Rassenlehre überlasse ich aus gutem Grund den Wissenschaftshistorikern, die selbst aus der Anthropologie kommen und damit die historischen Methoden fachlich kritisieren können. Tatsächlich beschäftige ich mich mit dem mediengeschichtlichen Feld der Wissenschaftsfotografie, ich verstehe und bearbeite sie als Kulturtechnik der Forschenden, ich vollziehe ihre Reisen und die Art und Weise nach, in der sie mit 36

der lokalen Bevölkerung in Kontakt kamen. So bietet mir ein glamourös edierter Expeditionsbericht wie die 1907 erschienene Sondernummer der Museumsanalen, Estudios antropológicos so-

bre los Chiriguanos, Chorotes, Matacos y Tobas (Chaco Occidental)2, über die anthropologischen Daten hinaus weitere Informationen. Hier ist es die Beschreibung der Arbeitsweise auf der Reise nach Jujuy in den Nordwesten Argentiniens, die Robert Lehmann-Nitsche in Begleitung des Naturforschers und Fotografen Carlos (Karl) Bruch unternahm. Sie wird im Vorwort des Berichts so beschrieben: Por medio de una hojalata pintada de negro mate que se coloca alternativamente delante de cada mitad del vidrio opaco, se logra exponer cada mitad de una placa fotográfica separadamente, obteniéndose así relevamientos de frente y de costado, del mismo individuo, en una sola placa, con lo que se evitan equivocaciones.3

Im Berliner Ibero-Amerikanischen Institut PK (IAI) lagern als Teil des Nachlasses auch die Abzüge der Bruch-Serie aus Jujuy, die Lehmann-Nitsche nach dem Eintritt in den Ruhestand 1930 mit nach Deutschland nahm4. Aus diesen Positiven geht jedoch die Doppelnutzung der Glasplatten nicht hervor. Sie zeigen jeweils das Brustportrait oder die Profilaufnahme als Einzelmotive. Die aktuelle Ordnung des Nachlasses lässt keinen direkten Schluss mehr auf die ursprünglichen Entstehungszusammenhänge zu. Umso erfreulicher war es für mich deshalb, nach La Plata reisen und die Negative anschauen zu können. Dazu muss einerseits hervorgehoben werden, dass es der Leiterin des Historischen Archivs des Museums, Irina Podgorny, gelungen war, von 2007-2009 in einem durch die British

Library geförderten Projekt die Glasnegative der beiden Bildarchive5 einscannen und katalogisieren zu lassen. Dank dieser Maßnahme steht auch ein Computerarbeitsplatz für Archivnutzer zur Verfügung. _______________________ 2

Lehmann-Nitsche, Robert, „Estudios antropológicos sobre los Chiriguanos, Chorotes, Matacos y Tobas [Anthropologische Studien über die Chiriguano-, Chorote-, Mataco- und Toba-Indianer, Übersetzung KR]”, in: Anales del Museo de La Plata, Serie 2, Buenos Aires 1908. 3 „Mittels einer schwarzen Platte wird abwechselnd eine Seite des Objektivs abgedeckt, so erreicht man die getrennte Belichtung jeweils einer Hälfte der Glasplatte [d.h. des Negativs, Anm. KR], um auf diese Weise Front- und Seitenansichten desselben Individuums auf einer Platte zu erhalten, ohne das diese verwechselt werden könnten.“ [Übersetzung KR] LehmannNitsche, Robert, „Estudios antropológicos ...“, S. 56. 4 Dank eines 2009 beendeten DFG-Projekts herrschen, was diesen Nachlass angeht, äußerst günstige Forschungsbedingungen: Alle Materialien, auch die ca. 2.200 Fotos, sind übersichtlich und sauber nach ethnografischen Kriterien geordnet worden. Eine Beschreibung des Gesamtnachlasses führt das IAI auf folgender Site: www.iai.spk-berlin.de/bibliothek/nachlaesse/einzelnachlaesse/lehmann-nitsche-robert-1872-1938.html (Januar 2011). 5 AFO- Archivo Fotográfico General (1937)- sección 2: Antropología und ARQ- Departamento Arqueología- Colección fotográfica- Antropología

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Andererseits werden aus konservatorischen Gründen die Originalglasplatten dem Besucher vor-

Mit Publikationen wie den Estudios antropológicos leisteten die Wissenschaftler und Fotografen

enthalten. So gehe ich zwar als erste, noch dazu ausländische Nutzerin der digitalisierten

wichtige Beiträge bei der Erschließung und Erforschung des Landes, denn selbst an der Schwelle

Bildarchive in die Annalen des Museo de La Plata ein, konnte meine Forschungen aber nur am

zum 20. Jahrhundert waren die Geografie, Ethnologie und viele andere Wissensgebiete Argenti-

Bildschirm durchführen. Wenigstens war es auf diese Weise möglich, die Motive im Originalzu-

niens nicht vollständig erforscht. Die Forschungen und Schriften der Museumsmitarbeiter dienten

sammenhang zu studieren, so dass ich nun die fotografischen Grundlagen des Expeditionsbe-

dem ganzen Land dazu, sich im modernen Zeitalter selbst kennen zu lernen und eine eigene

richts von 1907 mit in mein Dissertationsprojekt einbeziehen kann. Besonders erfreulich war aber

Identität auszubilden. Bis heute ist die Bekanntheit und Attraktivität des Hauses ungebrochen, der

die Entdeckung zweier, mir bislang unbekannter Fotografien, die Lehmann-Nitsche selbst in Inter-

Name Museo de La Plata genügt, um in ganz Argentinien begeisterte Erzählungen von Besuchen

aktion mit den fotografierten Indigenen aus Jujuy zeigen. Ein Motiv bildet den Forscher und eine

anzustoßen, besonders im Schulalter.

ältere Dame ab, deren Kopf Lehmann-Nitsche mit dominanter Geste in Richtung Objektiv dreht. Auf einem anderen, wesentlich erhellenderen Foto sind der Anthropologe und ein unbekannter indigener Mann in einer Zigarettenpause zu sehen: Lehmann-Nitsche gibt dem Gegenüber Feuer, ohne die Kamera zu bemerken. Das Bild zeugt davon, wie rasch die unreflektierte Annahme von ununterbrochen einseitigen Machtverhältnissen durch heutige Betrachter an der Realität der Aufnahmesituation vorbeigehen kann.

(aus: Farro, Máximo, La formación del Museo de La Plata. Coleccionistas, comerciantes, estudiosos y naturalistas a fines del siglo XIX, Rosario 2009, S. 165. )

(aus: “La muerte del explorador Boggiani”, Caras y Caretas vom 06.12.1902, Año 5, No 218, S. 36.)

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Auch während meines Aufenthalts bevölkerten Heerscharen von kleinen Gestalten die Säle. In

Lehmann-Nitsche gab posthum die Serie Die Sammlung Boggiani von Indianertypen aus dem

ihre Schuluniform gekleidet, die an kleine, weiße Laborkittel erinnert, sahen die Kinder aus wie

centralen Südamerika nebst Supplement7 heraus. Diese Artikel konnte ich an mehreren Archivta-

Miniaturausgaben des Forscher-Stereotyps, während sie wissbegierig zwischen Saurierskeletten

gen im Archivo General de la Nación in Buenos Aires und der Hemeroteca der Biblioteca Pública

und ausgestopften Säugern oder Vögeln hin und her rannten. Auch in Argentinien nimmt man

der Universidad Nacional de La Plata einsehen. Beide Zeitschriftenarchive bieten die Zeitschrift

Abstand vom herkömmlichen Frontalunterricht, wenn auch angesichts der prekären öffentlichen

als komplette Jahrgänge an, so dass ich die entsprechenden Bände komplett durchblättern und

Finanzlage mit anderen Mitteln als in Deutschland: Museumspädagogik statt Multimedia. Zu

Fotografien machen konnte.

Lehmann-Nitsches Zeiten wäre dies undenkbar gewesen, die Museen galten als „Kathedralen

Da ich meine Reise im Jahr des Bicentenario, der Zweihundertjahrfeiern der argentinischen Un-

der Wissenschaft“6 und man bestand auf ruhiger Studieratmosphäre, die nach Möglichkeit nur

abhängigkeit, machte, war mein Archivprogramm umrahmt vom spannenden Besuchen mehrerer

Erwachsenen vorbehalten bleiben sollte.

(Kunst-)Museen und Tagungen. Ganz besonders hervorheben möchte ich zwei für mein Projekt wichtige Ausstellungen: Carlos Masottas Ausstellung der Bildpostkarten mit Motiven Guido Boggianis8 und Mirta Zaida Lobatos Rekonstruktion und Erweiterung der Schau “Al pueblo argenti-

no de 2010“9, die Lehmann-Nitsche ursprünglich zum Centenario 1910 konzipiert hatte. Beide Ausstellungsprojekte widmen sich dem besonderen Potenzial des Nachlasses. Sie machen Bevölkerungsgruppen materiell sichtbar, die von den Zeitgenossen wenig bis gar nicht beachtet wurden und in der öffentlichen Wahrnehmung inexistent waren. Dank Lehmann-Nitsches akribischer Sammler- und Forschertätigkeit in den Bereichen wissenschaftlicher Volks- und Völkerkunde können Forschende heute auf einen großen Bild-, Ton- und Textfundus zurückgreifen, mit dessen Hilfe die Identitätsbildung im Argentinien des ersten Centenario, die Populärkultur der Massen und auch ihr Wissenschaftsverständnis nachvollzogen werden können. Die dicken Mauern der rund einhundertjährigen Museumsgebäude Argentiniens vermitteln bis heute die kompakte Statik und auch die Kühle großer Kathedralen. Aber die vielfältigen Forschungsansätze, Ausstellungs- und Digitalisierungsprojekte bringen ebenso viel Leben und frischen Wind in die Erkenntnisse aus mehr als einem Jahrhundert Wissenschaftsgeschichte wie die fröhlichen kleinen Museumsbesucher, die ich in meinen Mittagspausen vor dem Museo de La

Plata beobachten konnte. Dank der großzügigen Unterstützung durch a.r.t.e.s. international konnte ich mir nicht nur wichtige neue Erkenntnisse für mein Dissertationsprojekt verschaffen. Auch die Einblicke in die bildungspolitische Bedeutung der Museen in Argentinien haben meinen Blick („Almas robadas“; Foto: K. Reinert)

Gleichzeitig gab es aber schon damals vielfältige Formen der populärwissenschaftlichen Nutzung musealer Erkenntnisse. Lehmann-Nitsche selbst stand im Kontakt zum Gesellschaftsblatt Caras

y Caretas, das Besprechungen seiner öffentlichen Vorträge druckte. Ebenso nutzte er geschickt die Popularität, die die Berichterstattung dieses Massenmediums erzeugen konnte: Als 1902 der Fotograf Guido Boggiani im paraguayischen Chaco verschwand, brachte Caras y Caretas mehrere Artikel zur Suchexpedition und über den angeblichen Mörder des Künstlers heraus. _______________________

internationalisiert und es wurde damit dem Anspruch dieses Programms der Graduiertenschule zusätzlich genüge getan. ______________________ Ibero-Amerikanisches Institut PK, Berlin, Nachlass Robert Lehmann-Nitsche, Signatur N-0070 s 42. Der Titel der Ausstellung lautet: Almas robadas. Postales de indios [Gestohlene Seelen. Postkarten von Indianern, Übersetzung KR]. Carlos Masotta stellt Originalfotografien, Bildpostkarten und Artikel Lehmann-Nitsches nebeneinander, um auf diese Weise die Produktionsprozesse von Motiven in unterschiedlichen Medien aufzuzeigen. Die Internetpräsenz dieses Museums ist abrufbar auf www.inapl.gov.ar/museo.html (Januar 2011). Das Museo Nacional del Hombre ist Teil des Instituto Nacional de Antropología y Pensamiento Latinoamericano. 9 „Dem argentinischen Volk von 2010“ [Übersetzung KR]. Ein Vorläufer der Ausstellung war bereits in 2009 in Berlin zu sehen. Dem IAI und Mirta Z. Lobato war an einer Vorstellung der Bandbreite von Lehmann-Nitsches Sammlungsobjekten gelegen. Die bonaerenser Schau stellt anhand von Literaturzeitschriften, Heftchenliteratur, Liedsammlungen und Fotografien die Populärkultur um 1900, ihre Stereotypen, etwa den gaucho und seine Gefährtin la china, vor, arbeitet dabei aber häufig mit Vergrößerungen von Scans, wodurch die Bildausschnitte teilweise verzerrt wiedergegeben oder wichtige Details im Motiv dem Betrachter vorenthalten werden. 7 8

Susan Sheets-Pyenson, Cathedrals of Science: The Development of Colonial Natural History Museums during the Late Nineteenth Century, Kingston, Ont. 1988. 6

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Berichte aus den Klassen

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Klasse Denkfiguren und Wissensfigurationen in Antike und Mittelalter

David Kröll, Asuman Lätzer-Lasar, Eva-Maria Tönnies Im vergangenen Jahr hat sich die a.r.t.e.s.-Klasse 1 intensiv mit dem Thema „Rezeption“, dem Leitbegriff des akademischen Jahres 2009/2010, auseinandergesetzt. So waren viele „Artisten“ der Klasse an Konzeption und Organisation des a.r.t.e.s. forum, einer in Eigenregie umgesetzten wissenschaftlichen Tagung, die ebenfalls unter diesem Leitbegriff stand, beteiligt. Der damit verbundene Austausch mit den anderen Klassen wirkte auch auf die Arbeit in den Klassen-Sitzungen zurück: Hierbei kristallisierte sich ein gemeinsames Profil der Mitglieder der Klasse 1 im Verständnis des Rezeptions-Begriffs heraus: Da alle Arbeiten historisch ausgerichtet sind – die Bandbreite umspannt mehr oder weniger die gesamte „Vormoderne“ –, stand der historisierende Aspekt von Rezeption im Sinne eines Wiederaufnehmen von kulturellen Merkmalen, Denkformen und Wissensfigurationen im Vordergrund. Doch auch andere Verständnismöglichkeiten des Begriffs, z.B. als „Wahrnehmen“ oder als kommunikative Aneignung eines Kunstwerks, bedürfen in solchen Arbeiten der Historisierung. Dies wurde v.a. bei der Auseinandersetzung mit dem Konzept des „Impliziten Lesers“ deutlich. Besonders fruchtbar wurde diese Diskussion dadurch, dass im Anschluss daran Wolfgang Kemps „Impliziter Betrachter“, eine kunsthistorische Auseinandersetzung mit dem „Impliziten Leser“, die Brücke zwischen den beiden Polen wissenschaftlicher Ausrichtung in der Klasse 1 schlagen konnte: zwischen den Text- und den Bildwissenschaftlern. Synergieeffekte und die Möglichkeit, durch derartige Abstraktion Analogien und gemeinsame Nenner auch zu thematisch weiter entfernten Projekten zu finden, wurden so vorgeführt und genutzt. Im Zentrum der Arbeit in der Klasse standen aber nach wie vor die Vorstellung und Diskussion der verschiedenen Projekte, seien es die der neuen Mitglieder oder die von Fortschritten in den bereits weiter entwickelten Arbeiten. Die Auseinandersetzung mit den a.r.t.e.s.Leitbegriffen konnte dabei als Anhaltspunkt und Anregung dienen, die Diskussion und das Erarbeiten von Überschneidungspunkten zwischen den einzelnen Projekten sowie das Erproben individueller Hypothesen standen allerdings stets im Vordergrund. So konnten die einzelnen Sitzungen den jeweiligen Problemstellungen entsprechend flexibel gestaltet werden. Beispielsweise wurde die Möglichkeit genutzt, einen Vortrag des Literaturwissenschaftlers Hans Ulrich Gumbrecht am Internationalen Kolleg Morphomata mit einer Klassensitzung zu verbinden. Der in einigen Dissertationsprojekten zentrale Präsenz-Begriff, der entscheidend von Gumbrecht geprägt wurde, bot dabei wiederum eine Schnittstelle zwischen Bild- und Textwissenschaften. Die Nachwuchswissenschaftler der Forschungsschule standen somit in direktem Dialog mit internationalen Kollegen verschiedener Disziplinen. Dass internationale Vernetzung in der a.r.t.e.s.-Klasse 1 ernst genommen und gelebt wird, lässt sich auch daran erkennen, dass durch die Förderung einer international ausgerichteten Promotion durch den DAAD in Kooperation mit a.r.t.e.s. (a.r.t.e.s. international) im vergangenen Jahr Forschungsaufenthalte u.a. in England, Frankreich, Italien, Österreich und der Türkei ermöglicht wurden. www.artes.uni-koeln.de

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Klasse Dynamische Netzwerke der Moderne

Gerardo Scheige Versuch eines inneren Monologs zweiter Klasse Es muss bereits 16.00 Uhr sein, denn ohne es zu merken, hat die Sitzung begonnen: „Ja, wer tommerlt denn da? Das sind ja die kleinen Modernskys! Haben sich einen Bubizopf schneiden lassen...“ So, die Begrüßung hätten wir, ja, da liegt er in Venedig, der Zopf ist wohl mittlerweile dodekaphonisch verwest, ein wahrlich strahlender Untergang im verkleideten es-c-hMotiv, mein Notizblock liegt vor mir, ah, wo ist der Kugelschreiber?, hier, das heutige Datum aufschreiben, die Kopien der Textes bereitlegen. Hartmut Böhme: Einführung – Netzwerke. Zur Theorie und Geschichte einer Konstruktion. Erinnert doch irgendwie an Peter Parker. Ob er sich während seiner New Yorker-Spaziergänge auch bewusst ist, dass Netze immer nur als Netze in Netzen vorkommen? Wie groß sind die Lücken zwischen den Knoten und wie dynamisch ihre Dimensionen? Seine multilinearen Dazwischens. Erkennen meets Aushalten von Pluralitäten. Und unser intertextuelles Netz? Ist eine Sensation: Max Lilienthal besteigt nach seiner legendären Ägyptenexpedition den Mont Rika, die sogenannte erste Moderne, die Rom=antik, ein architektonisches Fragment progressiver Universalpoesie, um gegen 1900 im Hofmannsturm zu verweilen und schließlich das 20. Jahrhundert, alles andere als heilig oder ewig ruhend, aus dem Kulikeimer zu holen. Wer erwähnte denn in diesem Zusammenhang das Buch von der Deutschen Toeterey? Unbedingt aufschreiben. Sollte ich im Kapitel über Kriegsszenarien aufnehmen. Aber nicht die Sache mit den toten Kennedybrüdern, die zwischen Dallas und Los Angeles cabriofahrend, den Botschafter besuchend, fünf Jahre dauerte die Reise, und dabei nigerianische Separatistengelatine verspeisend... und die Porträts?, Jackie, Marilyn, Taylor, wie war noch der Vorname?, ach ja, Eli, Elisa, lamasa Bach... Hm, Mel Gibson hat doch dabei Regie geführt?!, visionär, mit Arno Bent in der Hauptrolle, wo nochmal gedreht, in Alsfeld oder in Seebad Glew? Erinnere mich nicht mehr, aber impressively awesome das Ganze! Schrieb nicht Costa Cordalis dafür sogar einen imaginären Soundtrack, die sogenannte institutionelle Krachstudie vom schweigsamen Dekan und erhörenden Papst, die von Anita, klar, Ekberg, gesungen wurde? Nicht abschweifen. Seite 22, zu den Bauformen: Baumförmig. Sternförmig. Ringförmig. Nein, kein Wagner, aber, häh... ein Sitzungscrescendo artikuliert sich, der Sound käme über Kopfhörerinnen wahrscheinlich besser: Wir Net=zwerger verabschieden das Manifest, stehen bergmeeresgigantisch auf, ballen die Fäuste lobbyförmig und schreien jetzt: „MODERNE! NO MERDE! MODERNE! NO MERDE!“ Avantgardistisch korrekt verbeugen wir uns, verbürgert oder verpetert, auf jeden Fall bretonisch, wobei ich aus dem Roll-off Blue Suede Shoes zu vernehmen glaube, das ein intuitives Barockensemble innovativ – oder war es umgekehrt? – darbietet. Mich dürstet von der ganzen artistischen Agitation. Einen Schluck Wasser trinken. Ah, genauso gut wie ein Jever. Ein großartiges Szenario, nach nur dreißig Minuten, ich sollte aber heute Abend noch unbedingt Geld abheben...

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Klasse Kommunikationskulturen: Medialitäten, Sprach- und Diskurssysteme 47

Claes Neuefeind, Andrea Wolvers Der Phänomenbereich „Sprache“ – thematische Klammer der Klasse 3 – umfasst nicht nur die Auseinandersetzung mit Texten und gesprochener Sprache aus linguistischer und literaturwissenschaftlicher Perspektive, sondern auch mit den sozialen und soziologischen, geographischen, kulturellen, anthropologischen und kognitiven Produktions- und Rezeptionsbedingungen. Im Rahmen des regelmäßigen klasseninternen Kolloquiums wurden im Sommersemester 2010 Themen in den Blick genommen, die an der Schnittstelle der in der Klasse vertretenen Wissenschaftsbereiche liegen. Neben zwei stärker methodisch ausgerichteten Sitzungen zur Typologie sowie zur Textanalyse wurde im Rahmen einer Doppelsitzung der sich aus der Vielfalt der beteiligten Disziplinen ergebende multiperspektivische Ansatz auf den Begriff der Metapher angewendet. Darüber hinaus bot das Kolloquium auch Gelegenheit für die Erörterung praktischer Fragen rund um die Doktorarbeit und wissenschaftliches Arbeiten im Allgemeinen. Anhand konkreter Beispiele der Stipendiaten wurden u.a. Fragen der Gestaltung von Posterpräsentationen, der Strukturierung von Vorträgen sowie zu Entwurf und Durchführung von Datenerhebungen diskutiert. Im Wintersemester 2010/2011 wurde die Klasse um fünf neue StipendiatInnen und KollegiatInnen bereichert: Anne-Maria Fehn, Marta Kondracka, Uta Reinöhl, Katarina Wagner, Andrea Wolvers. Ein Großteil der Sitzungen des Forschungskolloquiums war der Vorstellung und Diskussion der neuen Promotionsprojekte gewidmet. Hierbei wurden sehr vielseitige Themen vorgestellt: Die Dokumentation der Sprache-mit-Gesten im Ts’ixa, einer Zentralkhoisansprache in Botswana, ein empirisches Forschungsprojekt zu Evidentialität als Widerspiegelung menschlicher Kognition, die Entstehung phrasaler Strukturen im Indoarischen, eine multimodale Analyse zu mehrsprachiger peer-Interaktion im Kindergarten und eine Studie zum Transfer kultureller Konzeptualisierungen von Afrika nach Jamaika. Ein besonderes Highlight des Semesters bedeutete der über die Forschungsschule hinaus öffentliche a.r.t.e.s.-Gastvortrag von Humboldtpreisträgerin Prof. Dr. Alexandra Y. Aikhenvald (James Cook University, Australia) zum Thema „Reflections on language contact and areal diffusion“. In einem ebenfalls öffentlichen Gastvortrag wurde von Prof. Dr. Louise-Amélie Cougnon (Université catholique de Louvain-la Neuve) die Korpusanalyse von verschiedensprachigen SMS-Nachrichten aus unterschiedlichen Ländern vorgestellt. Den krönenden Abschluss des Semesters bildete die special session des Kolloquiums zum Thema „Diskurs und Dialog“, die bei unserer Klassenleiterin Prof. Dr. Riehl zuhause stattfand und nach verschiedenen Präsentationen zum Thema und angeregter Diskussion in gemütlicher Weise ausklang.

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Klasse Wissen und Wissenschaft im interkulturellen Kontext

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Klasse Life studies: Natur und Kultur des Menschen

Judith Schulte

Emanuele Caminada, Falk Hamann, Reinhard Messerschmidt

Ein Samstag im Advent, Köln ist weiß vor Schnee und Klasse 4 trifft sich ausgerüstet mit Keksen und Verpflegung zum Kolloquium in abgeschiedener Atmosphäre, um den Neuen und insbesondere dem zweiten Jahrgang Gelegenheit zu gegeben, ihren aktuellen Forschungsstand und akute Probleme zu thematisieren. Eine Tradition in Klasse 4, die sich jetzt schon im zweiten Jahr fortsetzt, 2009 traf man sich in Klausur bei der freiwilligen Feuerwehr in Hollenbek und 2010 im eingeschneiten Kunsthistorischen Institut in Köln. Eine Tradition auch, die kennzeichnend ist für die intensive Betreuung, die wir im letzten Jahr von gleich drei Professor/innen erfahren haben: Stefan Grohé (Kunstgeschichte), Katharina Niemeyer (Romanische Literaturwissenschaften) und Jakob Vogel (Geschichte), die ihr Engagement und ihre Forschungsinteressen in die Klasse einbringen. Dies zeigt sich besonders daran, dass jedem Jahrgang ein entsprechendes Forum geboten wird. Sei es die Möglichkeit für den zweiten Jahrgang, die Gliederung und aktuelle Fragestellungen der Forschungsprojekte zu diskutieren, Abschlussprobleme zu klären für den ersten Jahrgang oder die Gelegenheit für die Neuzugänge, ihr Forschungsvorhaben zu thematisieren. Neben dieser individuellen Betreuung, vor Ort wie auch auf Forschungsreise, sprechen wir im Rahmen von Klasse 4 hauptsächlich über Texte mit interkulturellen Themen und Theorien.

Seit dem Wintersemester 2010/2011 sind nun alle drei Jahrgänge in der Klasse V vertreten, so dass im Kolloquium die verschiedenen Projektphasen bereits deutlich zum Vorschein kamen. Auf der einen Seite stellten die Mitglieder des ersten Jahrgangs, deren Projekte sich nun in der Endphase befinden, erste abschließende Ergebnisse und Argumentationsgänge vor. Auf der anderen Seite boten die von den Vertretern des dritten Jahrgangs zum ersten Mal vorgestellten Dissertationsvorhaben viel Potenzial zur lebhaften Diskussion über die Möglichkeiten des weiteren Arbeitsverlaufs in einem interdisziplinären Kontext. Dabei konnten sie von den Erfahrungen der älteren Jahrgänge profitieren, die in ihren jeweiligen Arbeitsgebieten mehr Festigkeit, so aber auch allgemein im Bereich der Anthropologie erheblich an Weitsicht gewonnen haben. Hieran zeigte sich zugleich, dass die nicht zu enge, aber dennoch gemeinsame thematische Ausrichtung der Klassen ein durchaus sinnvolles Konzept interdisziplinären Arbeitens ist.

So wurden neben den Begriffen Transkulturation und Identität, zwei konstante Diskussionsgegenstände, im letzten Jahr Wissen und Wissenschaft in ihren unterschiedlichen Facetten und Ausprägungen besonders beleuchtet. Ein Themengebiet, das gerade im Rahmen der „postcolonial studies“ in den letzten Jahren in das Zentrum des Interesses gerückt ist. Wie generiert sich Wissen zwischen globalen und lokalen Wissenformationen und wie zirkuliert es? Thematisiert wurden Überlegungen darüber, wie Austauschprozesse zwischen westlicher Wissenschaft und indigenem Wissen stattfinden, also wie Aneignungsprozesse funktionieren und wer an diesem Wissen partizipiert. Auch wurde die Frage aufgeworfen, welche Rolle Künstler als transkulturelle Wissensvermittler bei der Erzeugung von Stereotypen und Identitäten spielen. Themen, die sich auch in unterschiedlichen Perspektiven und Gewichtungen in den Forschungsprojekten der Klasse wiederfinden. Die Diskussionen in Klasse 4 zeichnen sich hierbei durch eine angeregte und leidenschaftliche Gesprächskultur unter gleichberechtigten Teilnehmern aus, bei der die Begriffe und Konzepte aus unterschiedlichen Perspektiven kritisch beleuchtet werden. Für alle Beteiligten sind diese Gespräche eine Möglichkeit, Dinge auszuprobieren oder im interdisziplinären Austausch neue Perspektiven auf eigene Forschungsfragen zu gewinnen. Trotz der teilweise sehr kontroversen Diskussion, ist das Klima sehr produktiv und es wird immer eine Möglichkeit gefunden, wie aus den Bruchstücken wieder ein Ganzes zusammengesetzt werden kann, das fruchtbar für die einzelnen Projekte ist.

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In den Präsentationen des ersten Jahrgangs wurde durchgängig die erfolgreiche Fokussierung der Projekte mit der Herausarbeitung eines klaren Zugangs, der Eingrenzung der jeweils zu behandelnden Fragen und, bei eher empirischen Arbeiten, der Konkretisierung von Rahmentheorie und Methode deutlich. So konnte beispielsweise der Ur- und Frühgeschichtler Andreas Maier mit seiner Interpretation und Visualisierung statistischer Daten über die Bewegung menschlicher Teilpopulationen anhand archäologischer Funde überzeugend darlegen, wie man die Prozesse der Wiederbesiedlung Mitteleuropas nach dem letzten Kältemaximum (vor etwa 16.000 Jahren) rekonstruieren kann. Demgegenüber unternehmen die vielversprechenden Projekte der neuen Klassenmitglieder einen breit angelegten Zugang zur existenziellen Dimension der menschlichen Lebensform, etwa anhand der Fragen nach dem Tod oder der Gotteserkenntnis. Michael Trappe hat sich die philosophische Erhellung der Grundstrukturen menschlichen Lebens in ihrer wechselseitigen Verschränkung zum Ziel gesetzt und gesellt sich damit zu anderen in der Klasse bearbeiteten Themen, die verschiedene Gebiete menschlicher Sozialität untersuchen. So fragt auch Marianne Kreuels nach der Relevanz der Sterblichkeit für die personale Lebensführung im Individuellen und Gemeinschaftlichen. Der ebenfalls neu dazu gestoßene Theologe und Philosoph Gregor Reimann will hingegen in seiner theologisch-systematischen Arbeit das Verhältnis zwischen menschlicher Freiheit und Allwissenheit Gottes mit den gegenwärtigen epistemologischen Mitteln genauer bestimmen und betont damit das theologische Moment, das in der Frage nach der Natur des Menschen enthalten ist.

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Rezeption

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a.r.t.e.s. Jahresthema 2010

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R wie Rezeption

dem Gesichtspunkt der Rezeption zu betrachten, heißt eine Perspektive einzunehmen, die Ursa»quidquid recipitur in modo recipientis recipitur«

cheverhältnisse nicht nach dem Modell einer causa sui-Kausalität oder einer ground zero-Situation auslegt, sondern als ein Abhängigkeitsverhältnis bestimmt, das dem Rezipienten insofern

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Rezeption gilt als Schlüsselbegriff für das Verständnis kultureller und epistemischer Pro-

eine besondere Stellung einräumt, insofern dieser den Grad und die Modalität der Rezeption

zesse. Hierbei geht es um historische Zusammenhänge, aber auch um die Beschrei-

wesentlich zu bestimmen scheint.

bung und um das Verständnis von Ursache- und Abhängigkeitsverhältnissen. Diese unter

Das in diesem Zusammenhang gern zitierte Adagium lautet ausführlich folgendermaßen: »Manifestum est enim quod omne quod recipitur in aliquo, recipitur in eo per modum recipientis.« Es stammt aus dem ersten Teil der Summa theologiae des Thomas von Aquin (q. 75, a. 5, c.) und bringt im Zusammenhang psychologischer und erkenntnistheoretischer Fragen die zentrale Überzeugung des Thomas zum Ausdruck, daß unsere Vernunft und damit unser Verstehen gebunden ist an die konkreten Bedingungen, unter denen wir uns verstehend auf die Welt beziehen. Diesen Bedingungen können wir nicht entkommen. Es sind die Bedingungen einer gebundenen Vernunft, gebunden an die Vorstellungsbilder, die wir über unsere Sinnesorgane aufnehmen und ohne die wir buchstäblich kein Wissen von der Welt haben; gebunden aber auch an das, was unsere Vorgänger an Wissen zusammengetragen haben und zu dem wir auf ganz unterschiedliche Weise einen Zugang haben – oder eben nicht, weil die Verbindung unterbrochen, gestört oder im schlimmsten Fall abgerissen ist. In jedem Fall bestimmt unser »modus recipiens« die Weise, wie wir die Welt verstehen: nämlich diskursiv im zeitlichen Nacheinander und stets aus einer bestimmten Perspektive. Der Rezeptionsmodus ermöglicht somit allererst unser Verstehen – und zugleich limitiert er dieses. Wir verstehen, was wir verstehen, stets als Menschen, nach Art einer menschlichen Vernunft, die ihrer Kontextgebundenheit nicht völlig entkommen kann – weder in Richtung auf einen göttlichen Standpunkt noch im rekonstruktiven Bemühen um reine Formalität. Insofern trifft das Adagium des Thomas eine zentrale hermeneutische Grundwahrheit, die nicht nur für historische und kulturelle Zusammenhänge, sondern für epistemische Tatbestände überhaupt zutrifft. Denn auch Wissen hat Kontexte, die nicht nur äußerlich oder zufällig hinzutreten, sondern in den jeweiligen Argumentationszusammenhang eingehen. Hierbei sind Rezeptionsprozesse in ihrer unterschiedlichen zeitlichen Staffelung und Dauer keine zufälligen und spontanen Akte. Sie treten vielmehr vor dem Hintergrund komplexer Inklusions- und Exklusionsbedingungen kultureller und epistemischer Formationen auf: als Anknüpfung an oder der Abkehr von bestimmten Traditionsbeständen, als Verständigungsprozesse und Störfälle, als Kontinuitäten wie Verwerfungen. Hierbei artikuliert Rezeption nicht ein unbewußtes Fortleben, sondern eine »Leistung« ihrer institutionellen und personalen Träger, die stets ein reflexives Moment impliziert. Nicht ohne Grund ist daher »Rezeption« einer der Schlüsselbegriffe im a.r.t.e.s.-Akronym. Die nachfolgenden Beiträge, die aus dem zweiten a.r.t.e.s.-Forum »re:zeption« vom 8. Juli 2010 und aus Forschungsarbeiten von Stipendiaten hervorgegangen sind, belegen die Bandbreite der mit diesem Begriff verbundenen Fragestellung. Andreas Speer

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Klassisches Erbe und biblische Tradition.

Zur Rezeption paganer Bilder und Räume durch das frühe Christentum 54

Marcel Danner (a.r.t.e.s. Klasse 1)

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Die Wende von der paganen römischen Antike hin zum christlich-germanischen Mittelalter in der Zeit vom Regierungsantritt Diokletians im Jahre 284 n. Chr. bis zum Tod Justinians 565 n. Chr. stellt einen der zentralen historischen Schritte auf dem langen Weg zum modernen Europa dar. Die sich in jenen knapp drei Jahrhunderten vollziehenden Veränderungen betreffen nicht nur die religiöse, sondern zugleich auch die ethnische, politische, soziale und ökonomische Sphäre des spätrömischen Reiches1. In diesen knapp drei Jahrhunderten entwickelte sich das Christentum von einer zunächst noch verfolgten Minderheit zur vorherrschenden Religion des Abendlandes. Noch für die Regierungszeit des Diokletian (284-305 n. Chr.) sind uns staatliche Christenverfolgungen überliefert, während sein Nachfolger Konstantin, Kaiser von 306 bis 337 n. Chr., die junge Religion anstelle der heidnischen Kulte der Vorfahren gleichsam in den Rang einer Staatsreligion erhob und sich noch auf dem Sterbebett taufen ließ. Noch in die Regierungszeit Konstantins fallen zahlreiche Initiativen des Kaisers selbst und seiner Mutter Helena zur Förderung der neuen Religion. Der zuvor im privaten Rahmen praktizierten christlichen Religion2 wurden durch das kaiserliche Bauprogramm monumentale Kultorte für unterschiedliche liturgische Bedürfnisse zur Verfügung gestellt. So entstanden beispielsweise im Rom des frühen 4. Jh.s n. Chr. mehrere Märtyrerkirchen zur Verehrung der im Zeichen des Glaubens verstorbener Heroen und die Bischofskirche im Lateran zur Begehung der Eucharistiefeier und anderer christlicher Feste3. Bau und dekorative Ausgestaltung der konstantinischen Kirchen sowie der zahlreichen weiteren Gründungen des 4. und 5. Jh.s stellten die Bauherren in Ermangelung einer christlichen Kunsttradition vor die Frage nach der angemessenen Verbildlichung des eigenen Anspruchs. Welche Modelle von den frühchristlichen Künstlern und Bauherren rezipiert wurden und nach welchen Kriterien diese Modelle ausgewählt

Formbestimmend für diese war die Gliederung des Langhauses in ein Hauptschiff und vier Sei-

wurden, will ich im vorliegenden Artikel an zwei ausgewählten Beispielen veranschaulichen.

tenschiffe durch insgesamt vier Säulenreihen. An der Stirnseite des Mittelschiffs – und in einer

Einer der zentralen Kultorte der christlichen Gemeinden des 4. Jh.s war die Bischofskirche

Achse mit dem gegenüberliegenden Haupteingang – öffnete sich eine gewaltige Apsis. Lange

als Schauplatz der Eucharistiefeier. Die von Konstantin gestiftete Lateransbasilika in Rom ist

vor der Errichtung der Lateransbasilika definierte der römische Architekturtheoretiker Vitruv

eine der frühesten Bischofskirchen der Christenheit und wird in der Kirchenbaukunst bis in

den Terminus 'basilica' als öffentliche Amts-, Gerichts- und Markthalle sowie – vermutlich in

die Gegenwart hinein rezipiert

4. Trotz

starker Umbauten im 13. und im 17. Jh. lässt sich die

ursprüngliche Gestalt der Basilika noch rekonstruieren (Abb. 1):

Anlehnung an erstere Definition – als Empfangssäle aristokratischer Hausherren in großen Privathäusern und Palästen5. Im 4. Jh. n. Chr. waren diese Privatbasiliken ein Standardelement gehobener Wohnhäuser. Die Mehrzahl der privaten Basiliken besaß eine längsrechteckige Form, an deren einer Schmalseite der Haupteingang lag und deren andere Schmalseite sich auf eine Apsis öffnete (Abb. 2).

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Der sich mit der Rechten auf das Kreuz stützende nimbierte Christus sitzt inmitten einer bukolischen Landschaft auf einem Felsen, umgeben von sechs sich ihm zuwendenden Schafen. Sein Gewand besteht aus einer gelben langärmligen Tunika mit purpurnen Streifen und aus einem lose um den Körper gewundenen purpurnen Mantel. Anlass zu seiner Darstellung als Größere Säle waren teilweise durch Säulenstellungen in Haupt- und Nebenschiffe untergliedert. Die in der Blickachse des Eingangs liegende Apsis stellte dabei den Raum dar, in dem der Hausherr zum Gastmahl empfing oder sich den im Hauptraum versammelten Untergebenen als patronus präsentierte6. Sowohl in der Wahl des Namens ('basilica') als hinsichtlich der räumlichen Gestaltung orientieren sich frühe Kirchen wie die Lateransbasilika offensichtlich an architektonischen Vorlagen, die in der römischen Architektur über eine lange Tradition verfügen. Bezeichnenderweise sind es nicht die Tempel der heidnischen Götter, die als Vorbilder für die christlichen Tempel herangezogen werden. Vielmehr zitieren christliche Kultbauten

Guter Hirt gibt Christus selbst mit seinem bekannten Gleichnis im Evangelium des Johannes („Ich bin der Gute Hirt“)9. Die Bibelstelle erklärt zwar das Thema des Bildes und verweist auf dessen christologische Deutung (Christus als Guter Hirt umgeben von seinen als Schafe dargestellten Anhängern). Die Details der Ausführung sind jedoch allein aus dem Evangelium heraus nicht zu verstehen. Der Vergleich mit älteren paganen, aber bis in frühchristliche Zeit hinein weit verbreiteten Traditionen trägt zur Klärung bei. So finden Bildaufbau und Haltung Jesu ihre nächsten Parallelen in den weit verbreiteten Bildern des mythischen Sängers Orpheus (Abb. 4).

kaiserliche und senatorische Empfangssäle, die den Empfang zahlreicher Personen und die räumliche Inszenierung eines Führers oder Patrons gegenüber der breiten Masse gestatten7. Von der dekorativen Ausgestaltung der frühchristlichen Kultorte haben sich in Rom meist nur Fragmente erhalten. Es bietet sich daher an dieser Stelle an, den Blick nach Ravenna zu wenden. Beinahe vollständig erhalten hat sich die reiche Ausstattung des sogenannten 'Mausoleum der Galla Placidia', das vermutlich zugleich als Grabmal und christlicher Kultort genutzt wurde8. Die Dekoration des Innenraums aus der ersten Hälfte des 5. Jh.s n. Chr. ist beinahe vollständig erhalten. Der Fußboden und der untere Bereich der Wände sind mit weißen Marmorplatten verkleidet, während der obere Bereich der Wände und die Decke mit farbigen Mosaiken geschmückt sind. Eine zentrale Position nimmt die Darstellung Jesu als Guter Hirt in einer Lünette über dem Eingang ein (Abb. 3). www.artes.uni-koeln.de

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Mosaikdarstellungen in römischen Häusern zeigen diesen meist inmitten der ehemals wilden,

Anmerkungen:

durch seinen Gesang gezähmten und nun den Klängen der Lyra lauschenden Tiere auf einem

1

Grundlegend zu Geschichte der Spätantike A. DEMANDT, Geschichte der Spätantike. Das Römische

Felsen sitzend10. Zweifellos in einer engen Beziehung mit älteren Bildformeln steht auch das

Reich von Diocletian bis Justinian, 284-565 n. Chr. (München 1998); A. H. M. JONES, The later Roman

Gewand des Erlösers: Purpurne Gewänder stellten in der Antike aufgrund der kostspieligen

empire, 284-602. A social, economic and administrative survey (Oxford 1964). In meinen einleitenden

Produktion der Farbe ein Statussymbol dar, das eng mit dem Kaiser verbunden war und im 5.

Ausführungen beziehe ich mich auf die Epochengliederung von DEMANDT, zur Diskussion des Periodisie-

Jh. per Gesetzesentschluß dem Kaiser allein reserviert wurde11. Zur Hervorhebung des Gottes-

rungsproblems s. DEMANDT a. O. 498-501.

sohnes wurde daher in frühchristlichen Bildern zumeist auf jene Farbe zurückgegriffen, die in

2 Dazu ausführlich B. BRENK, Die Christianisierung der spätrömischen Welt. Stadt, Land, Haus, Kirche und

den Augen der Zeitgenossen auf die höchste irdische Macht verwies.

Kloster in frühchristlicher Zeit (Wiesbaden 2003) 63-128; H. BRANDENBURG 2005, Die frühchristlichen

Weit über die angeführten Beispiele hinaus lässt sich die Rezeption aristokratischer und

Kirchen Roms vom 4. bis zum 7. Jahrhundert. Der Beginn der abendländischen Kirchenbaukunst ²(Re-

insbesondere imperialer Symbole als eine der zentralen Strategien der frühchristlichen Bau-

gensburg 2005) 11-15.

herren (oder der ausführenden Künstler) zur Generierung einer christlichen Architektur- und

3

Siehe BRANDENBURG a. O. (Anm. 2) 16-109; M. CECCHELLI und S. DE BLAAUW in: S. ENSOLI – E. LA

Bildsprache beobachten12. Zur Verbildlichung der himmlischen Macht Gottes und seines

ROCCA, Aurea Roma. Dalla città pagana alla città cristiana (Ausstellungskatalog Rom 2000)., 179-183.

Sohnes bedienten sie sich des zeitgenössischen Repertoires zur Verbildlichung der höchsten

227-229; F. W. DEICHMANN, Frühchristliche Kirchen in Rom (Basel 1948). 4

weltlichen Macht13. Der biblische Gehalt lieferte zwar das Thema für die Bilder, ihre Bindung an klassisch-antike Traditionen können jedoch weder die Bilder noch die sie umgebenden Räume verbergen. Zahlreiche Aspekte der frühchristlichen Bildsprache sind an dieser Stelle nicht angemessen zu würdigen. Die wenigen genannten Beispiele müssen daher genügen, ein

4

Dazu u. a. BRANDENBURG a. O. (Anm. 2), 20-37; DEICHMANN a. O. (Anm. 3), 11-16; DE BLAAUW a. O.

(Anm. 5 3), 227-229. Vitruvius, de architectura 5,1,4-10. 6,5,2. 6 Zu den Empfangssälen und -ritualen römischer Aristokraten in der Spätantike siehe u. a. S. P. ELLIS, Late-

Bild von der Genese einer frühchristlichen Kunst zu skizzieren, die sich nicht durch die radikale

antique dining. Architecture, furnishings and behaviour, in: Domestic space in the Roman world. Pompeii

Absetzung von Konventionen der heidnischen Kunst definiert, sondern vielmehr als Erbe einer

and beyound (Portsmouth 1997) 41-51; DERS., Roman Housing ²(London 2002) 170-174.

klassischen Kunsttradition versteht.

7 Die Rezeption klassischer Formen der Raumgestaltung lässt sich übrigens auch bei den Märtyrerkirchen

feststellen, die neben den Basiliken den zweiten wesentlichen Typus frühchristlicher Kirchen darstellen. Diese orientieren sich bezeichnenderweise an den Grabmälern des Kaisers und anderer hochrangiger Persönlichkeiten. 8 Zum Mausoleum zuletzt D. MAUSKOPF DELIYANNIS, Ravenna in late antiquity (Cambridge 2010) 74-84.

Grundlegend F. W. DEICHMANN, Ravenna. Hauptstadt des spätantiken Abendlandes I. Geschichte und Monumente (Wiesbaden 1969) 158-170. 9

Abbildungsnachweise: Abb. 1: F. W. DEICHMANN, Frühchristliche Kirchen in Rom (Basel 1948) Plan 1. Abb. 2: P. ZANKER, Domitians Palast auf dem Palatin als Monument kaiserlicher Selbstdarstellung, in: A. HOFFMANN – U. WULF (Hrsgg.), Die Kaiserpaläste auf dem Palatin in Rom. Das Zentrum der römischen Welt und seine Bauten (Mainz am Rhein 2004) 88 Abb. 128. Abb. 3: F. W. DEICHMANN, Ravenna. Hauptstadt des spätantiken Abendlandes III. Frühchristliche Bauten und Mosaiken von Ravenna (Wiesbaden 1958) Taf. 8.

Evangelium des Johannes 10, 11-21. 21,15-17.

10

LIMC VII, 1 (1994) 81-105 s. v. Orpheus (M.-X. Garezou).

11

Codex Theodosianus 10,20,18; 10,21,3.

12

vgl. die Ausführungen von DECKERS und ENGEMANN in H. BECK – P. C. BOL, Spätantike und frühes

Christentum. Ausstellung im Liebighaus, Museum alter Plastik, Frankfurt am Main. 16. Dezember 1983 bis 11. März 1984 (Frankfurt a. M. 1983) 260-283. 13

Die Darstellungen Christi sind freilich nicht auf den Aspekt der Macht beschränkt. Andere Darstel-

lungen heben z. B. die Bedeutung Christi und seiner Apostel als geistliche Führer und Vorbilder einer philosophischen Lebensführung hervor. Dazu P. ZANKER, Die Maske des Sokrates. Das Bild des Intellektuellen in der antiken Kunst (München 1995) 272-288.

Abb. 4: LIMC VII, 2 (1994) Taf. 68, 111.

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Antikenrezeption im Faschismus Eine erste Zusammensicht Dr. Sylvia Diebner 60

(Dt. Archäologisches Institut, Rom) Der Beitrag beschäftigt sich aus dem Blickwinkel einer Klassischen Archäologin mit den unterschiedlichen Formen des Gebrauchs von 'Antike' im Italien der Zwanziger und Dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Um ein einigermaßen geschlossenes Bild zu erhalten, ist der geographische Rahmen auf die Hauptstadt Italiens und ihre unmittelbare Umgebung beschränkt und es sind einige konkrete Fallbeispiele vornehmlich aus dem Kontext urbanistischer Gestaltung gewählt. Zum groben Verständnis sei nur an einige wenige Fakten erinnert: nach dem Marsch auf Rom im Oktober des Jahres 1922 wurde Mussolini vom König ernannter Regierungschef in Italien. Die im November 1921 gegründete Nationale Faschistische Partei (PNF) wurde zur Einheitspartei. Eines der programmatischen Vorhaben Mussolinis betraf die durchgreifende Neugestaltung

Achse zu schaffen, wurde die gesamte antike und nachantike Bebauung in wenigen Monaten abgeräumt und der natürlich gewachsene Hügel der Velia 22 m tief abgegraben. Als weiteres Beispiel sei der Venus- und Romatempel genannt, der sich auf der Höhe der Velia befindet, wo Kaiser Nero im Vestbül des Goldenen Hauses (Domus Aurea) sein Kolossalstandbild errichtet hatte. Kaiser Hadrian erbaute hier einen, Roma und Venus, der Stammutter des römischen Volkes, geweihten Tempel. Im Jahre 136 oder 137 n. Chr. wurde dieses Kultgebäude, das eines der größten römischer Zeit in der Stadt ist, eingeweiht. Nach einem Grossbrand im Jahre 307 n. Chr. stellte Maxentius den Tempel wieder her. Vom hadrianischen Bau blieb nur das Podium mit den mächtigen Substruktionen erhalten. Ansonsten tat sich hier ausser den beiden Apsiden und verstreut liegenden Säulenresten eine leere Fläche auf. Nachdem dieser Tempelplatz vorrangig aus strategischen Überlegungen das Interesse der eng parteigebundenen städtischen Altertümerverwaltung (Prof. Antonio Muñoz) erregt hatte, wurde in wiederum erstaunlich kurzer Zeit der Bereich im Jahre 1934 „ordentlich“ hergerichtet: um dem breiten Publikum eine Vorstellung vom Aussehen dieses Tempels zu vermitteln, seinen Grundriss und die enormen Ausmasse nachvollziehbar zu machen, wurde der Tempelgrundriss in Grünbewuchs nachgestellt und in dieser Form 1935 eingeweiht.

der Hauptstadt Rom; er beabsichtige, über Jahrhunderte hinweg gewachsene Strukturen in

Abb. 1: Rom, Venus- und Romatempel 1935

eine moderne, infrastrukturell gut funktionierende Hauptstadt zu überführen. Dieses Unterfangen bedeutete konkret, eine tiefgreifende Umgestaltung ihres Aussehens: die sich harmonisch in die Landschaft einfügenden architektonischen Überreste vergangener Jahrhunderte, die unzählige Male in Zeichnungen, Stichen, Bildern und dann auch Fotografien festgehaltenen pittoresken Winkel der Altstadt mussten verschwinden, um dem Anspruch des neuen Machthabers Platz zu machen. Eine erste Gruppe von Beispielen führt kurz in die Umgestaltung des Stadtzentrums ein. Da ein zentraler Programmpunkt des von Benito Mussolini geführten italienischen Faschismus die Herstellung einer geschichtlichen Kontinuität mit einer direkten Anknüpfung besonders an die Größe und Bedeutung des römischen Weltreiches betraf, ist verständlich, dass die Freilegung und Aufbereitung der römischen Kaiserforen ein vorrangiges Anliegen des Regimes waren. Die massive „Befreiung“ von geschichtlich gewachsenen Schichten lag in der Schaffung eines hochkarätigen Panoramas, vor dem sich der neue Machthaber brüsten konnte. Aufgrund von in den letzten Jahren durchgeführten Studien gehört dieser Themenkomplex inzwischen zu den recht gut untersuchten Bereichen. Eng verbunden mit dieser Herausschälung des antiken Rom ist die Anlegung einer Strasse im Jahre 1932, von der aus die inzwischen wieder hochaufragenden Reste antiker Glorie kulissenartig gezeigt werden konnten: die „Via dell’Impero“, heute „Via dei Fori Imperiali“. Diese schnurgerade, knapp 900 m lange, anlässlich des 10. Jahrestages des Marsches auf Rom eingeweihte Trasse ist im wahrsten Sinne ohne Rücksicht auf Verluste angelegt worden. Sie besitzt eine ganz eigene Ausrichtung, verbindet nämlich das Colosseum mit dem Palazzo Venezia, Amtssitz des Duce seit 1929. Um diese

Die gesuchte Volksnähe dieses Ensembles wurde durch Aufstellen von Parkbänken unterstützt,

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von denen aus die Bürger die glorreiche Geschichte der Stadt anhand ihrer Monumente betrachten und sich als Protagonisten fühlen sollten. Was die Antikenverwaltung veranlasste, gerade diesen Tempel unter grossem Aufwand und enormen Kosten wieder aufzubereiten, war vor allem seine Lage: er befindet sich genau an dem Punkt, an dem die Besucherkonvois mit den Staatsgästen oder die Paraden, die aus der in einer natürlichen Senke zwischen Cae62

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lius und Palatin verlaufenden Via dei Trionfi, heute Via di San Gregorio, in die Via dell’Impero umbogen. Die gegenüber ihrem Umfeld ca. 5 m herausgehobene Tempelplattform befindet sich zudem direkt gegenüber dem Colosseum und dem Konstantinsbogen, also zwei hochkarätigen Antiken. Diese Dichte an Bedeutungsträgern nutzte der Faschismus für politische Ansprachen, die von der als Bühne dienenden Tempelplattform gehalten wurden; die antiken Substruktionen wurden dabei mit riesigen Teppichen oder schwarzen Tüchern verhangen. Wie in den kurz gestreiften Beispielen klar wird, wurde aus dem „Alten“ derjenige Bestand herausgefiltert, der sich in das faschistische Konzept einordnen liess. Es entsteht in Roms

Abb. 2:

Zentrum eine Kombination von Ruinen und neuen Strassen, eine synthetische neue Realität,

Rom, Porphyr-

eine didaktisch-historische Collage, Erinnerungsorte werden geschaffen. Dem diffusen, durch

sockel (links) eines

die Zeitgeschichte mitbestimmten Klima von Rom-Begeisterung und Imperialismus, kam die-

ägyptischen Obelisken.

se neue Stadtikonographie entgegen. Die Aufträge zur Stadtumgestaltung vergibt Mussolini

Aufnahme 1954

entweder direkt oder es vergibt sie die Partei, es vergibt sie die römische Stadtverwaltung und entsprechend hochrangige Funktionäre in den Ämtern für Urbanistik, städtischen Dekor und der Altertümerverwaltung. Bei den genannten Beispielen sind die Ausführenden vornehmlich unter den Altertumswissenschaftlern, Archäologen, Architekten und Kunsthistorikern zu finden, die mit ihren jeweiligen fachwissenschaftlichen Kenntnissen dem Regime zuarbeiten. Eine zweite Gruppe umfasst drei Einzelbeispiele: die Ara Pacis, die sog. Ara fascista und die sog. Fünfte Karte. Die Ara Pacis, der augusteische Friedensaltar im Campus Martius, der aus Anlass der siegreichen Rückkehr von Kaiser Augustus aus Spanien und Gallien vom römischen Senat 13 v. Chr. beschlossen und am 30. Januar 9 v. Chr. eingeweiht worden ist, hat seit 1903 und dann 1937/38 systematische Ausgrabungen erfahren. 1938 wurde er aus Originalstücken und Abgüssen fast vollständig wieder zusammengesetzt und in programmatischer Nähe des Augustusmausoleums, das in jenen Jahren von Überbauungen „befreit“ worden war, wieder aufgebaut und zum 2.000 Geburtstag des Kaisers Augustus feierlich eingeweiht. Die „Res Gestae“, der Tatenbericht des Kaisers Augustus wurde an der Aussenwand der modernen, aus Beton und Glas bestehenden Hülle des Altars eingemeisselt. Die Rekonstruktion der Ara Pacis, Mussolini als Friedensstifter, stellt in gewissem Sinne die Apotheose des Duce dar. Auch hier wird versucht, die eigene Gegenwart nahtlos in den Ablauf der Geschichte einzureihen. Bei der sog. Ara fascista handelt es sich um einen Sockel aus Rotgranit, der ursprünglich einen altägyptischen Obelisken getragen hatte, mitsamt diesem nach Rom transportiert worden und in den Gärten des Sallust zu Tage gekommen war.

An diesen 32 Tonnen schweren Block erinnerte man sich als 1926 seitens der Stadtregierung (Governatorato) die Idee aufkam, für die im 1. Weltkrieg gefallenen faschistischen „Märtyrer“ einen Erinnerungsort und eine Plattform für die eigene Geschichte zu schaffen. Der Block wurde unter dem Namen „Ara fascista“ wiedergenutzt und an prominenter Stelle, nämlich auf dem berühmtesten Hügel der Stadt, dem Kapitol, linkerhand des Senatorenpalastes in einer kleinen Grünanlage, die hochtrabend „Giardino della Vittoria“ benannt wurde, aufgestellt. Der schmucklose grosse Porphyrblock wurde wohl aus mehreren Gründen als Grundstock für die zu errichtende 'Ara dei caduti per la rivoluzione fascista' auserkoren. Zum einen verursachte er, da bereits in städtischem Besitz befindlich, keine Kosten im Erwerb; zum anderen handelte es sich um wertvolles, dazu noch antikes Steinmaterial, wobei 'Antike' im Sinne von 'aus alter Zeit stammend' verstanden werden muss. Die Tatsache, daß er einst aus Ägypten gekommen war und in römisch-kaiserzeitlicher Verwendung vermutlich einen Obelisken getragen hatte, wurde als wertsteigernd empfunden. So war Bezug zur Antike hergestellt, ohne dass an eine bestimmte Epoche erinnert wurde. Außerdem war der Block völlig glatt und unverziert, konnte somit sofort in neuen Gebrauch überführt werden. Seiner Sichtbarkeit wurde durch einen Travertinsockel und bald auch durch einen aufwändigen Deckel nachgeholfen und das Ganze zu einem Monument aufbereitet. Hier vollzogen sich bis 1943 Gedenkfeiern mit entsprechenden Riten. Nach dem Fall des Regimes ist der Deckel zerschlagen, der Stein umgestürzt und bei Seite geräumt worden. Das dritte Beispiel dieser Gruppe ist die sog. Fünfte Karte. Es handelt sich dabei um eine grossformatige Landkarte (5,20 x 4,05 m) aus verschiedenen wertvollen Marmorsorten.

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Auf den vier, deutlich kleineren und noch heute vorhandenen Landkarten ist die Entwicklung des römischen Reiches bis hin zu seiner grössten Ausdehnung unter Kaiser Trajan wiedergeben. Die römische Geschichte ist hier in grossen Abschnitten sinnfällig und stark vereinfachend als Landnahme dargestellt. Das Ganze soll für Leute jedweden Bildungsgrades leicht verständlich sein und die glorreiche

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altrömische Vergangenheit und Geschichte in Erinnerung bringen, als deren „Bekrönung“ die nunmehr aktuelle Situation des italienischen Staatsterritoriums in der riesigen Fünften Karte vor Augen geführt wurde. Didaktische Funktion und politische Propaganda sind in dieser Art der Kommunikation eingeschlossen. Auf afrikanischem Boden ist nicht nur den Altbesitz Libyen eingetragen, sondern vor allem die gerade frisch zugewonnenen Gebiete. Daneben auch Sardinien und Albanien, letzeres wurde jedoch erst 1939 annektiert. Breite Bevölkerungsschichten sollen sich durch diese Art von Flachware, zusammen mit Radiosendungen und Filmen, als Teil einer siegreichen Nation fühlen. Die Ausdehnung Italiens auch jenseits des Mittelmeeres war ein langgehegter Wunsch von Mussolini und wurde propagandistisch stark ausgewertet. Der Rommythos wurde, auch in Verbindung mit der Erinnerung an den Marsch auf Rom, zum zentralen Deutungsmuster des faschistischen Regimes. Damit wird übergeleitet zu einer dritten Gruppe von Beispielen, die im Zusammenhang mit den Bemühungen stehen,

Abb. 3: Entwurf von A. Muñoz der sog. Fünften Karte

Sie ist nach der Eroberung Äthiopiens und dem danach am 9. Mai 1936 ausgerufenen faschistischen Imperium in Ergänzung der vier bereits seit 1934 an der Aussenwand der modernen Stützmauer der Maxentiusbasilika angebrachten marmornen Karten hinzugefügt worden.

die Stadt Rom an das Mittelmeer anzubinden. Zunächst sei an das ausgedehnte, noch heute vollständig erhaltene und sichtbare Fussbodenmosaik in der Portikus des 1940 fertiggestellten Fernbahnhofes Roma Ostiense erinnert. Diese Station sollte das Einfallstor für die zur Weltausstellung 1942 in Rom und im neuen Ausstellungsgelände (heute EUR) erwarteten Besucherscharen werden. Die Veranstaltung ist durch Kriegsausbruch nie zustande gekommen. In der Portikus weist der originale Mosaikfussboden in Einzelbildern einen hochinteressanten Zyklus römischer Geschichte auf: von der mythischen Vorzeit bis in die Gegenwart. Es wiederholt sich das schon oben angedeutete Programm einer gewollten Geschichtsklitterung, hier jedoch anders in Material, Technik und Wahl der Sujets. Es ist wichtig festzuhalten, dass die Darstellung römischer Geschichte verschiedene Ebenen der Lesbarkeit besitzt. Zur einer oberflächlichen Deutung dieser historischen Collage genügen nur einfache Vorkenntnisse, um berühmte Momente der Geschichte wiederzuerkennen und den Fortgang der Ereignisse geradezu selbstverständlich im saluto romano enden oder kulminieren zu lassen. Somit kann für eine oberflächliche Kenntnisnahme der gegenwärtige politische Bezug ausgeklammert werden.

Abb. 4: Rom, Die vier Landkarten in der Via dell’Impero

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Zu erkennen ist das Kapitol in Rom mit dem Turm des Senatorenpalastes, der Tiber, die neue geplante schnurgerade Straße, die aus der Stadt heraus direkt an das Meer führt; zwischen diesen beiden Polen das in Art des antikrömischen Cardo-Decumanus-Schemas anzulegende Stadtviertel. Als einziges der zu errichtenden Gebäude ist wohl nicht zufällig das sog. Colosseo quadrato angegeben (das auch wirklich gebaut worden ist). Es handelt sich um den 66

Palazzo della civiltà italiana, nach dem Krieg in Palazzo del Lavoro umbenannt, ein Verwaltungsgebäude, das sich mit der geradezu endlosen Wiederholung des Bogenmotivs ganz bewusst an das Colosseum anlehnt. Die Modernität Italiens und seine Traditionen sollte nicht nur in diesem Gebäude, sondern im gesamten Viertel miteinander verbunden werden. In die Zeichnung ist über dem neuen Stadtviertel die Figur einer Viktoria eingeblendet, die energisch Richtung Meer schreitet. Es handelt sich um diejenige Statue, die 1907 am Hauptplatz von Ostia Antica gefunden worden war; in der Zeichnung ist sie leicht, doch bezeichnend verändert, indem sie ihre Arme zu erheben scheint und ein deutliches Schrittmotiv nach vorn aufweist, was bei der antiken Statue nicht vorhanden ist. Das forsche, geradezu militärische Ausschreiten nach vorn ist also in die Figur vom Zeichner hineingelegt worden, die damit eine neue Bedeutung erhält. (Abbildung 7) Die Entscheidung, die Weltausstellung im Jahre 1942 zum 20. Jahrestages des Marsches auf Abb. 5:

Rom in Rom stattfinden zu lassen, war mit der Idee verbunden, vor der Welt eine Bühne

Rom, Ausschnitt aus dem Fussbodenmosaik der Stazione Roma-Ostiense

zu schaffen, auf der das Regime seine Selbstdarstellung inszenieren konnte. Hier sollte die

Das für die geplante Weltausstellung ausgesuchte Gebiet auf halbem Wege zwischen Stadt und Meer, ist eng im Zusammenhang mit dem Gedanken an die Wiederauferstehung des

mare nostrum zu sehen. Ein zeichnerischer Entwurf verdeutlicht die Idee gut: Abb. 6: Zeichnung: Anbindung von Rom an die E 42

kulturelle Leistungsfähigkeit gezeigt, antike, überkommene Werte mit neuen modernen Inhalten gefüllt werden. In einem Geflecht politischer Interessen, wobei die spirituellen ebenso einbegriffen waren, sollten allgemein zivilisatorische und industrielle, militärische und sakrale Assoziationsmöglichkeiten genutzt werden. In dieser ersten Zusammensicht sind unterschiedliche Beispiele für die treibende Idee des faschistischen Regimes, seines höchstrangigen Vertreters und seiner Funktionäre sind hier aufgezeigt worden, sich in die Nachfolge des alten, vor allem des augusteischen Rom zu stellen bzw. dieses übertreffen zu wollen, wie es in zahllosen Reden und in Stein gemeißelten Inschriften manifest wurde. Die auf allen Niveaus erfolgte Rezeption ist durchweg politisch motiviert. Aus dem vorhandenen Kulturgut wird jeweils ausgewählt was sich dem faschistischen Konzept einordnen und in seiner Inszenierung sich auf Wirkung bei breiten Volksmassen zuschneiden lässt. Insgesamt gab es für die Rezeption offizielle Anknüpfungspunkte, über diesen Rahmen hinaus scheint es jedoch kaum verbindliche, steuernde Verordnungen und insgesamt kein straff greifendes ideologisches Zentrum gegeben zu haben, das die politische Bildkunst in allen ihren Facetten koordiniert hätte.

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Abbildungsnachweise: Abb. 1 Nach: A. Muñoz, La sistemazione del tempio di Venere e Roma (Roma 1935) Abb. 2 Nach: E. Nash, Obelisk und Circus, in Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abteilung 64, 1957, Taf. 66,3. Abb. 3 Nach: L’Urbe I, 1936, Tav. II Abb. 4 Nach: A. Muñoz, Roma di Mussolini (Milano 1935) Abb. 5 D-DAI-ROM 2004.1978 (Photo: K. Stump) Abb. 6 Nach: Capitolium XVI, 1941, S. 38 Abb. 7 D-DAI-ROM 67.418 (Photo: Hutzel)

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Abb. 7: Ostia Antica, Statue der Viktoria

BIBLIOGRAPHIE, über die sich Literatur erschließen lässt: Allgemein Franz J. Bauer, Rom im 19. und 20. Jahrhundert: Konstruktion eines Mythos, Regensburg 2009. C. Bellanca, Antonio Muñoz: La politica di tutela dei monumenti di Roma durante il governatorato (= Bullettino della Commissione archeologica comunale di Roma. Supplementi; 10), Roma 2003. Rezension: S. Diebner, Journal für Kunstgeschichte 9, 2005, 82-90. R. Bossaglia, Ritratto di un’idea. Arte e architettura nel Fascismo, Milano 2002. c. Brice – B. Tobia – V. Vidotto (Hrsg.), Roma, la capitale e la città, 1870-1940 (= Roma moderna e contemporanea 7, 199, 1 / 2), Roma, Università degli Studi Roma Tre 2000. M. Cagnetta, Il mito di Augusto e la «rivoluzione»fascista, in: Matrici culturali del fascismo, 1977, 185-207. A. Cederna, Mussolini urbanista. Lo sventramento di Roma negli anni del consenso, Bari 1979¹. H.-J. Czech - N. Doll (Hrsg.), Kunst und Propaganda im Streit der Nationen 1930-1945. Katalog der Ausstellung im DHI Berlin26. 1.- 29. 4. 2007, Berlin 2007. G. Di Genova (Hrsg.), »L’uomo della provvidenza«. Iconografia del duce 1923-1945, Bologna 1997. V. Fraticelli, Roma 1914-1929. La città e gli architetti tra la guerra e il fascismo, Roma 1982. Geschichte der Rekonstruktion – Konstruktion der Geschichte (Hrsg. W. Nerdinger). Publikation zur Ausstellung des Architekturmuseums der TU München in der Pinakothek der Moderne 22. Juli – 31. Oktober 2010, München 2010 A. Giardina – A. Vauchez, Il mito di Roma. Da Carlo Magno a Mussolini, Bari 2000. Gli anni del Governatorato (192-1944). Interventi urbanistici, scoperte archeologiche, arredo urbano, restauri ( Hrsg. L. Cardilli), Roma 1995. E. Gentile, Il culto del littorio. La sacralizzazione della politica nell’Italia fascista, Bari 1998. M. Isnenghi (Hrsg.), I luoghi della memoria, Bari 1996. I. Insolera – F. Perego, Storia moderna dei Fori di Roma, Bari 1999 E. La Rocca, - S. Tortorella – A. Lo Monaco (Hrsg.), Trionfi romani. Ausstellungskatalog Rom, Colosseum 5.3.14.9. 2008, Milano 2008. E. La Rocca, The Rhetoric of Rome and the Reappropriation of the Ancient Monuments, in: Fragmenta 1, 2007, 140-171. E. La Rocca, Grossbaustelle Rom: Urbanistiche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, in: Die Stadt als Grossbaustelle von der Antike bis zur Neuzeit. Internationaler Kongress 7.-11. 11. 2001 im AA Berlin, Berlin 2003, 148-153. M. Libertini, Roma: costruzione di una capitale a Roma: Roma: the making of a capital, Venezia 2003. D. Manacorda- R. Tamassia, Il piccone del regime, Roma 1985. B. Tobia, «Salve o popolo d’eroi …». La monumentalità fascista nelle fotografie dell’Istituto Luce, Roma 2002. V. Vidotto, Roma contemporanea, Bari 2001. Kaiserforen E. La Rocca – R. Meneghini – L. Ungaro – M. Micella, I luoghi del consenso imperiale, roma 1995. R. Meneghini, I Fori Imperiali: ipotesi ricostruttive ed evidenza archeologica, in: Journal of Roman Archaeology (Supplementary serie; no. 61), 2006, 144-161. L. Messa, Foro Traiano. Contributi per una ricostruzione storica e archeologica. Rilievi moderni e ricostruzioni, 1926-1986, in: Archeologia Classica 41, 1989, 199-214. K. Tragbar, Das dritte Rom: vom Caput Mundi zur Capitale d’Italia, in: Meisterwerke der Baukunst von der www.artes.uni-koeln.de

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Via dell’Impero C. Ricci, Via dell’Impero (= Itinerari die musei e monumenti d’Italia 24), Roma 1933. A. Muñoz, via dell’Impero, in: Emporium Ottobre 1933, vol. LXXVIII, n. 466, 236-247. F. Betti [et alii], Via dell’impero: nascita di una strada. Ausstellungskatalog Rom, Kapitolinische Museen 23.7.-20.9. 2009, Roma 2009.

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„Der Chinesen und Japaner Manier, wie selbige alle Kranckheiten durch das Moxa-Brennen und Guldene Nadel=Stechen vollkommen curiren“ – frühe Rezeption ostasiatischer Medizintechniken in Europa

16). Bedeutende Erkenntnisse bzgl. der ostasiatischen Medizin lieferten hier die beiden deut-

Martin Böke (a.r.t.e.s. Klasse 5)

Deutschland durch die 1677 von Philipp Jacob Sachs übersetzten Schriften des niederlän-

schen Ärzte und Forscher Andreas Cleyer (1615-1690) und Engelbert Kämpfer (1651-1716). Andreas Cleyer, ein in Kassel geborener und auf Java ansässiger Arzt der „Vereenigden Oostindischen Compagnie“, wurde 1678 in das Collegium Naturae Curiosum berufen mit der Aufgabe, nähere Informationen über die Technik der Moxibustion zu sammeln, welche in dischen Missionars Herman Buschoff bekannt geworden war.

Der Beginn der Rezeption ostasiatischer Medizin im 16. und 17. Jahrhundert lässt sich im Wesentlichen auf zwei Überlieferungsstränge zurückführen. Zum einen sind Techniken wie Akupunktur und Moxibustion zunächst weitestgehend aus den europäischen Missionen und Handelsstützpunkten in Japan und im heutigen Indonesien bekannt geworden, während Informationen über theoretische Hintergründe vor allem den etwas später folgenden Schriften jesuitischer Missionare, die in China und Japan wirkten, entnommen werden konnten. So berichtet zum Beispiel ein portugiesischer Mönch im Jahre 1584: „Im Allgemeinen sind die Japaner sehr gesund [...]. Wenn sie erkranken, genesen sie in kurzer Zeit fast ohne Medizin. Sie haben die Gewohnheit, bei allen Krankheiten den Bauch, die Arme, den Rücken etc. mit silbernen Nadeln zu stechen. Zugleich verwenden sie aus Kraut gefertigte Feuerknöpfe.“ (Michel 1993a: 194). Gut zehn Jahre später veröffentlicht die „Societas Jesu“ in Japan ein „Dictionarium Latino Lusitanicum ac Japonicum“ mit Bezeichnungen von Krankheiten, Heilmitteln und medizinischen Gerätschaften, in welches Techniken wie Akupunktur und Moxibustion und die dazu verwendeten Instrumente Eingang fanden (ebd. 195). Eine frühe Beschreibung von Medizinpraktiken in China findet sich in den Briefen des Konstanzer Jesuiten und China-Missionars Johannes Schreck (1576-1630), der seine Erkenntnisse allerdings nicht publizierte, sondern lediglich privat an einen befreundeten Apotheker weitergab. Er spricht 1621 von Pulsdiagnosen, von Kräuteraufgüssen und Behandlungen mit Nadeln und auf der Haut verbrennendem Absinth. Allerdings muss gesagt werden, dass er auf Grund von Ausgangsbeschränkungen und Sprachbarrieren diese Beobachtungen nicht selbst machen konnte, sondern auf Berichte von Dritten angewiesen war (Michel 1993a: 215f). Obwohl es darüber hinaus Berichte von Spaniern und Portugiesen, Niederländern und weiteren europäischen Reisenden und Ärzten aus dieser Zeit gibt, ging die systematische Rezeption dieser Berichte vor allem von Forschern in den deutschen Staaten aus, wobei hier die Gründung des „Collegium Naturae Curiosum“ durch Johann Lorenz Bausch im Jahre 1652 in Schweinfurt als wichtiger, institutioneller Eckpfeiler des wissenschaftlichen Umgangs mit fremden Medizinkonzepten zu nennen ist (Michel 2005: 67, 70). Heute bekannt unter dem Namen „Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina“, versammelte das Institut damals einige der bekanntesten Ärzte und Naturforscher ihrer Zeit, darunter Christian Mentzel (Leibarzt in Berlin), Sebastian Scheffel (Stadtarzt in Frankfurt) oder Jakob Breyn (Botaniker in Danzig) und hatte vor allem Interesse an Forschungen zu außereuropäischen Heilpflanzen und ihrer Anwendung (Michel 1991: www.artes.uni-koeln.de

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Buschoffs Buch „Het Podraga“ (Abb. 1) war 1674 in Amsterdam gedruckt worden und gibt

Moxibustion und Akupunktur erlangte er durch

Auskunft über eine Selbsterfahrung des Autors mit ostasiatischer Medizin, da er sich, in sei-

seine Reisen nach Java, wo er zunächst in Ba-

nem Aufenthaltsort Batavia unter Gicht leidend, in die Hände einer aus Vietnam stammenden

tavia als Gast in Cleyers Haus lebte. Vor allem

Heilerin begab. Die von ihr verbrannten Substanzen nannte er „moxa“, wohl nach dem ja-

aber sein mehrjähriger Aufenthalt in Japan er-

panischen Wort „mogusa“ 艾 für Beifuß (Michel 2005: 71). An diesem Pflanzenmaterial be-

laubte ihm Beobachtungen medizinischer An-

kundete das Collegium besonderes Interesse. In Briefen an das Collegium übermittelte dann

wendungen und Praktiken, so dass er 1694 seine

Cleyer seine Erkenntniss, dass es sich dabei um Artemisia, ein Wermut-Gewächs, handele.

Dissertation einreichen konnte mit einem Kapitel

Darüber hinaus sammelte er auch viel bisher unbekanntes Pflanzenmaterial und brachte es

zur Akupunktur („De Curatione Colicae per Acu-

nach Europa (ebd. 71f.).

puncturam, Japonensibus usitata“ / „Über die

Als Cleyers Hauptwerk gelten seine beiden großen Bücher „Specimen medicinae Sinicae,

Heilung von Koliken durch Akupunktur, wie sie

sive opuscula medica ad mentem Sinensium” („Die Form der chinesischen Medizin, oder

bei den Japanern gebräuchlich ist“) und einem

kleine medizinische Arbeiten zum chinesischen Geist“) (1682) und „Clavis medica ad China-

Kapitel zur Moxibustion („Moxa, praestantissima

rum doctrinum de pulsibus“ („Medizinischer Schlüssel zur chinesischen Theorie der Pulse“)

cauteriorum materia, sinensibus japonibusque,

(1686). Als Quellen für diese Bücher dienten ihm Berichte jesuitischer Missionare, die er von

multum usitata“ / „Moxa, wirksamstes Kauter-

seinem Arbeitsplatz in Batavia aus zusammenfasste und überarbeitete. Cleyers Schrift “Speci-

Material, wie bei Chinesen und Japanern vielfach

men medicinae sinicae” beschäftigt sich hauptsächlich mit der Pulsdiagnose und dem sog.

gebräuchlich“) (Michel 1993b: 43).

„Meridiansystem“ des menschlichen Körpers. Es ist in erster Linie eine Kompilation einiger

Durch Illustrationen ergänzt und überarbeitet

Kapitel der klassischen chinesischen Medizintexte „Huangdi neijing“ 黄 帝 内 经 und

wurden diese Kapitel in seinem mehrbändigen

„Mai jue“ 脈 訣, für welche ihm Manuskripte des belgischen Jesuitenmissionars Philippe

Werk „Amoenitatum exoticarum politico-physico

Couplet überlassen wurden und welche er 1682 in Frankfurt mit Hilfe des Collegium Naturae

medicarum faeciculi quinqe“ („Die Schönheit

publizierte. Mit Couplet, ansässig in der jesuitischen Mission in Beijing, war Cleyer bereits seit

exotischer Dinge in Politik und Natur in fünf

1669 in Kontakt (ebd 72). Für seine zweite genannte Arbeit, den „Clavis medica“, übernimmt

Bänden“) (1712), welches er dann nach seiner

Cleyer vollständig das Manuskript des polnischen Jesuitenmissionars Michael Boym. Ob es

Rückkehr aus Japan publizierte, erneut abge-

sich dabei um einen unzulässigen Vorgang gehandelt habe und Cleyers Arbeit als ein Plagiat

druckt. Neben seinen Forschungsergebnissen, die

eingeschätzt werden muss, ist bis heute umstritten (vgl. Barnes 2007: 92-99 u. 358f.). Klar ist,

Eingang in sein Buch fanden, brachte Kämpfer

dass sein Kontaktmann in Beijing, Philipp Couplet, verschiedene chinesische Bücher und eu-

auch einige japanische Originaltexte mit knap-

ropäische Manuskripte an Cleyer weitergeleitet hatte, darunter auch eben jenes Manuskript

per Übersetzung sowie medizinische Geräte, wie

Boyms. Michel bemerkt dazu vielsagend, dass die „German connection“ wertvolle Dienste

verschiedene Nadeln zur Akupunktur, mit nach

für die zügige Publikation des Buches leistete (Michel 2005: 72). Neben den beiden Büchern

Deutschland (Michel 2005: 76).

„Specimen medicinae sinicae“ und „Clavis medica“ zeichnet Cleyer noch für eine größere Zahl an Zeitschriftenartikel verantwortlich. Allein für die Zeitschrift des Collegium Naturae Curiosum, den „Ephemeriden“, veröffentlichte er zwischen 1683 und 1691 mehr als 25 Beiträge mit botanischen und medizinischen Beobachtungen, teilweise in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Christian Metzler, seines Zeichens Berliner Leibarzt des Kurfürsten (Winau 1992: 21). Der in Lemgo geborene Engelbert Kämpfer besaß, obwohl er mehr als zehn Jahre durch verschiedene Regionen Zentral- und Ostasiens reiste, keine direkte China-Erfahrung (Arnold 1976: 32). Seine Kenntnisse der chinesischen Medizin und speziell der Anwendungen von www.artes.uni-koeln.de

Gemeinsam mit ihrem niederländischen Kollegen Willem ten Rhijne (ca. 1647-1700), der sich ebenfalls vor allem mit Akupunktur auseinandersetzte und seine Schrift „De Acupunctura“ („Über die Akupunktur“) in seine 1683 erschienene Dissertation „Dissertatio de Arthritide“ („Dissertation über die Arthritis“) einband, waren Cleyer und Kämpfer jahrzehntelang die Autoritäten auf dem Gebiet der europäischen Erforschung der ostasiaJahrbuch 03/2010 bis 02/2011

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tischen Medizin, die immer wieder zitiert und paraphrasiert wurden (Barnes 2007: 75). Ten

angewiesen, die sie entweder von jesuitischen Missionaren bezogen, die zwar über ausge-

Rhijne gebührt dabei nicht nur die Ehre, den Begriff „acupunctura“ in Europa eingeführt

zeichnete Sprachkenntnisse, aber über wenig konkretes medizinisches Wissen verfügten, oder

zu haben (Abb. 2 aus seiner Dissertation zeigt Akupunkturpunkte), sein Buch wurde auch

die sie von einheimischen Übersetzern erhielten, die zwar die Medizinkonzepte in ihrem kultu-

mehrmals nachgedruckt und in andere europäische Sprachen übersetzt, darunter auch

rellen Kontext kannten und einzuordnen wussten, aber nur über einen begrenzten Wortschatz

1692 ins Deutsche („Der Chinesen und Japaner Manier, wie selbige alle Kranckheiten durch

der Zielsprache verfügten (Michel 2005: 77). Nach Cleyer, ten Rhyne und Kämpfer ebbte die

das Moxa-Brennen und Guldene Nadel=Stechen vollkommen curiren“).

erste Welle des Interesses an ostasiatischer Medizin spürbar ab. Man bemühte sich, die beo-

Seine Schriften waren Cleyer und Kämpfer bekannt und auch persönlicher Kontakt kann

bachteten Phänomene in das eigene, damals gültige Medizinsystem der Humoralpathologie

vermutet werden. Dabei dürften sich allerdings zumindest Andreas Cleyer und Willem ten

zu integrieren, so dass das chinesische „qi“ zum griechischen „pneuma“ wurde. Gleichzeitig

Rhijne nicht immer wohl gesonnen gewesen sein und sich in einem Konkurrenzkampf zum

verkamen die zunächst noch mit solcher Spannung beobachteten Techniken wie Akupunktur

jeweils anderen gesehen haben. So beschwerte sich Cleyer in einem Brief an einen Kol-

und Moxibution zu Kuriositäten, da sich wie der Arzt Lorenz Heister (1747) nicht wenige Ärzte

legen, dass ten Rhijne seine Erkenntnisse über Akupunktur und Moxibustion nicht durch

fragten, warum „such intelligent nations hold these strange remedies in esteem“ (Heister,

eigene Beobachtungen, sondern aus Briefen Cleyers übernommen habe, ohne dies deutlich

zitiert in Michel 2005: 78).

zu machen. Ten Rhijne wiederum revanchierte sich wenig später in einem Buch über Lepra, dass ein „gewisser Kollege“, gemeint war natürlich Cleyer, hierzu nur wenige Zeilen und einige schlechte Bilder publiziert habe (Michel 1989: 90). Diese frühen Zeugnisse europäischen Interesses an ostasiatischer Medizin liefern erstaunlich genaue Beobachtungen und brauchbare Übersetzungen chinesischer und japanischer Schriften, allerdings bestehen größere Unklarheiten bei der Beschreibung der Ätiologie wie auch der Physiologie. Wie Michel beschreibt, dürfen Vermittlungsprobleme zumindest vermutet werden. Während Cleyer, Kämpfer und ihre Kollegen gut ausgebildete Ärzte und weltgewandte Forschungsreisende waren, werden ihre Sprachkenntnisse nicht ausgereicht haben, die komplexen Sachverhalte exakt darzustellen. Sie waren daher auf Übersetzungen

Literatur: ARNOLD, H.-J. 1976. Die Geschichte der Akupunktur in Deutschland. Heidelberg: Karl F. Haug Verlag. BARNES, L. L. 2007. Needles, Herbs, Gods, and Ghosts. China, Healing, and the West to 1848. Cambridge, London: Harvard University Press. CLEYER, A. 1682. Specimen medicinae Sinicae, sive opuscula medica ad mentem Sinensium. Frankfurt. ___

1686. Clavis medica ad Chinarum doctrinum de pulsibus. Frankfurt.

KAEMPFER, E. 1712. Amoenitatum exoticarum politico-physico medicarum faeciculi quinque. Lemgo. MICHEL, W. 1989. Willem ten Rhijne und die japanische Medizin (I). Doko-Futsu Bungaku Kenkyu (Studien zur deutschen und französischen Literatur) 39: 74-125. ___

1991. Ein ‚Ostindianisches Sendschreiben’ – Andreas Cleyers Brief an Sebastian

Scheffer vom 20. Dezember 1683. Doko-Futsu Bungaku Kenkyu (Studien zur deutschen und französischen Literatur) 41: 14-98. ___

1993a. Frühe westliche Beobachtungen zur Moxibustion und Akupunktur. Sudhoffs

Archiv 77 (2): 193-222. ___

1993b. Japans Rolle in der frühen Vermittlung der Akupunktur nach Europa. Deut-

sche Zeitschrift für Akupunktur 36 (2): 40-45. ___

2005. Far Eastern Medicine in Seventeenth and Early Eighteenth Germany. Studies

in Languages and Cultures 20 (Faculty of Languages and Cultures, Kyushu University): 67-81. TEN RHIJNE, W. 1683. Dissertatio de Arthritide. London: R. Chiswell. WINAU, R. 1992. Frühe Begegnung deutscher Mediziner mit Japan: Andreas Cleyer – Engelbert Kämpfer – Philipp Franz von Siebold. In KRASS, E. HIKI, Y. (Hg): 300 Jahre deutsch-japanische Beziehungen in der Medizin. Tokyo u.a.: Springer, S. 20-27. www.artes.uni-koeln.de

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Verstehen Sie Sprache … … in Gebärden auch mit links?

die intakte Funktion selbst direkt und online untersucht. Dazu werden neuere sog. bildgebende

Dr. des. Juliane Klann

im regionalen zerebralen Blutfluss (rCBF) erfasst und nach komplexen Auswertungen auf dem

Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung (IZKF Aachen) und

Hirnmodell visualisiert werden können. In Arealen, die an der Durchführung oder Lösung einer

Klinische Kognitionsforschung, Neurologische Klinik, Universitätsklinikum Aachen

Aufgabe beteiligt sind, erhöht sich der rCBF. So kann man durch das systematische Stellen spezi-

Hinter der spielerisch formulierten Frage „Sprechen Sie Gebärden auch mit links“ verbirgt sich

Verfahren wie die funktionelle Kernspintomographie (funktionale Magnetresonanztomographie = fMRT) und die Positronenemissionstomographie (PET) genutzt, mit Hilfe derer Veränderungen

fischer Aufgaben die an ihrer Lösung beteiligten Areale feststellen.

in Wahrheit ein neurowissenschaftlich höchst relevantes Themengebiet, nämlich die Erforschung

Nachfolgend sollen kurz die wichtigsten Ergebnisse aus Läsions- und Bildgebungsstudien skizziert

der sog. Hemisphärendominanz, also der Dominanz der linken Hirnhälfte (Hemisphäre) bei der

werden, die die Laut- und/oder Gebärdensprachverarbeitung untersucht haben.

Verarbeitung sprachlicher Reize. Diese gibt den Forschern seit jeher Rätsel auf, denn es konnte bisher nicht klar geklärt werden, ob hier tatsächlich die strukturellen Eigenschaften von Sprache oder vielleicht eher die Charakteristiken der übermittelnden akustischen Modalität entscheidend für die Ausbildung einer Hemisphärendominanz sind. Diese Frage ist in den Neurowissenschaften deshalb zentral, weil hier wichtige Erkenntnisse über die zerebrale Organisation kognitiver Funktionen gewonnen werden können. Konkreter gesprochen geht es hier also darum, ob sich die Dominanz der linken Hemisphäre entlang struktureller sprachlicher Eigenheiten oder entlang der Erfordernisse der akustischen Ein- und Ausgangsmodalitäten entwickelt hat.

Die in die Lautsprachverarbeitung involvierten Hirnregionen sind weitestgehend bekannt. Bei den meisten Menschen sind sie in der linken Hirnhälfte lokalisiert und umfassen die sog. perisylvische Region (Huber/Ziegler 2000). Damit werden die Areale um die seitliche Furche, die sylvische Fissur (vgl. Abbildung 1, 3), herum bezeichnet. Unter ihnen befinden sich auch die beiden zentralen Sprachareale, das Broca- und das Wernicke-Areal (vgl. Abbildung 1, Kennzeichnungen 1 und 2) (Huber/Poeck/Springer 2006). Diese nach ihren Entdeckern Paul Broca und Carl Wernicke benannten Regionen bilden mit weiteren Arealen, z.B. den so genannten Schreib- und Lesezentren, ein großes Netzwerk der sprachsystematischen Verarbeitung (vgl. Abbildung 1, 4 und 5) (Tesak 2001).

Eine einzigartige Möglichkeit zur Erforschung dieser Fragestellung bietet hier die vergleichende

Eine wesentliche Nervenfaserverbindung, der Fasciculus arcuatus, verbindet Broca- und Wernicke-

Untersuchung der zerebralen Repräsentation von Laut- und Gebärdensprachen, da beide sprach-

Areal miteinander (vgl. Abbildung 1, 6).

liche Funktionen vermitteln, aber unterschiedliche Eingangs- und Ausgangsmodalitäten nutzen. Während die akustischen Lautsprachen die aural-oralen Wege gebrauchen, machen sich die visuell-gestischen Gebärdensprachen die optisch-räumlichen Kanäle zunutze. Somit kann man sich hier anhand eines Vergleichs der zerebralen Repräsentationen dieser medial unterschiedlich ausgedrückten Sprachen der obigen Frage nähern. Dazu wird untersucht, ob Laut- und Gebärdensprachen auf ein gemeinsames, auf die Verarbeitung sprachlicher Kodes spezialisiertes System, zugreifen und die unterschiedlichen Eingangs- und Ausgangsmodalitäten somit als bloße Vehikel begriffen werden müssen. Andernfalls, wenn also die Input- und Outputmodalitäten die Struktur und Organisation der zerebralen Repräsentationen von Sprache diktierten, müssten verschiedene neurale Systeme aufzudecken sein. Da Gebärdensprachen im Gegensatz zu Lautsprachen vor allem räumliche und gestische Ausdrucksmittel nutzen und sich sprachlich durch einen hohen Grad an Ikonizität auszeichnen, könnte die zerebrale Repräsentation von Gebärdensprachen z.B. die für Verarbeitung räumlicher, gestischer und/oder bildlicher Komponenten gefundenen Hirnregionen involvieren. Zur Untersuchung dieser Fragestellung werden zwei Ansätze herangezogen: Zum Einen werden die verbleibenden Fähigkeiten hirngeschädigter Patienten genau erfasst und mit dem Ort der jeweils zugrundeliegenden Hirnläsion korreliert (sog. Läsionsstudien). Dabei wird davon ausgegangen, dass der lädierte Ort auf dem Kortex in engem Zusammenhang mit der beeinträchtigten Funktion steht, also zur Ausübung der intakten Funktion wesentlich ist. Zum Anderen wird www.artes.uni-koeln.de

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In Läsionsstudien zur Gebärdensprache zeigten ausschließlich linkshemisphärisch geschädigte Patienten gebärdensprachliche Beeinträchtigungen, während bei den rechtsseitig lädierten Patienten die Fähigkeit zu Gebärdensprachrezeption und -produktion auf allen sprachsystematischen Ebenen erhalten war (Atkinson et al. 2005, Marshall et al. 2004, Hickock/Love-Geffen/Klima 2002, Corina 1998, Corina et al. 1992, Hickock/Bellugi/Klima 1996, Poizner/Klima/Bellugi 1987, Chiarello/ 80

Knight/Mandel 1982, Leischner 1943). Darüber hinaus entsprachen die Gebärdensprachaphasien in Läsionsort und Symptomatik den aus der Lautsprachforschung bekannten Aphasien. Gleichzeitig wiesen die Patienten mit Gebärdenaphasien weder Probleme in der allgemeinen visuo-kognitiven Raumverarbeitung noch in der Rezeption und Produktion nonverbaler Gesten auf. Beides war ausschließlich bei den Patienten gestört, deren Hirnschädigung außerhalb des perisylvischen Systems lag, und die wiederum keinerlei sprachliche Auffälligkeiten hatten (vgl. Atkinson u.a. 2005, Marshall et al. 2004, Hickok/Kirk/Bellugi 1998, Hickok/Bellugi/Klima 1996, Poizner/Kegl 1992, Poizner/Klima/ Bellugi 1987, Poizner/Bellugi/Iragui 1984). Die Ikonizität ist demgegenüber weit weniger untersucht. In einer Läsionsstudie mit 15 einseitig hirngeschädigten Patienten konnte aber bereits gezeigt werden, dass die Ikonizität von Nomen keinerlei Einfluss auf die Gebärdenerkennung bei Gebärdenaphasie hat (Atkinson et al. 2005, Marshall et al. 2004). Die Läsionsstudien sprechen also eher für ein gemeinsames, Modalitäten unabhängig repräsentiertes Sprachsystem. Die Ergebnisse der Bildgebungsstudien konvergieren weitgehend mit den Ergebnissen der Läsionsstudien. So zeigen zahlreiche Untersuchungen die Beteiligung der klassischen perisylvischen Regionen an der Gebärdensprachrezeption und -produktion auf Lexem-, Satz- und Textebene (Überblicke in Campbell/MacSweeney/Waters 2008, Emmorey 2002: Kap. 9, Rönnberg/Söderfeldt/ Risberg 2000, Hickock/Bellugi/Klima 1998). Eine Zusatzaktivierung bildlicher Vorstellungsareale konnte selbst bei gezielter Untersuchung ikonischer Gebärden nicht aufgedeckt werden (Klann et al. 2005). Auch die typischerweise an der Verarbeitung nonverbaler Gesten beteiligten Areale spielen bei der Gebärdensprachverarbeitung scheinbar keine Rolle (MacSweeney et al. 2004). Selbst für die Verarbeitung der in Gebärdensprachen räumlich kodierten Syntax wurde die Rekrutierung des linkshirnigen perisylvischen Sprachsystems nachgewiesen. Allerdings wurden hier erstmals auch Aktivierungen außerhalb dieses Systems gefunden: Wenn räumliche Inhalte auf eine sehr bildliche Weise gebärdet übermittelt werden (sog. Figur-Grund-Komplexe, bei denen eine Hand den Grund, die andere Figur abbildet und die auszudrückende lokale Relation in der Positionierung dieser beiden manuellen Abbilder zueinander bildlich nachgeahmt wird), werden hier zur Verarbeitung der räumlichen Information auch typische Raumverarbeitungsareale aktivert (Emmorey et al. 2005, 2002; MacSweeney et al. 2002). Allerdings betrifft dies Regionen, die auch bei der Verarbeitung lautsprachlich präsentierter Lokalrelationen durch Präpositionalphrasen rekrutiert werden (Damasio et al. 2001). Insgesamt geben die Ergebnisse Anhalt zur Annahme eines modalitätsunabhängigen Sprachsystems, in dem beide Sprachmodalitäten zur eigentlichen Sprachverarbeitung dieselben Regionen rekrutierten. Diese sind wahrscheinlich auf Sprachverarbeitung spezialisiert, unabhängig davon, ob die Information über den gestisch-visuellen oder den akustischen Zugangsweg zugeführt wurden. www.artes.uni-koeln.de

Literatur: Atkinson, Jo/Marshall, Jane/Woll, Bencie/Thacker, Alice (2005): Testing comprehension abilities in users of British Sign Language following CVA. In: Brain and Language, 94 (2), S. 233-248. Campbell, Ruth/Mac Sweeney, Mairéad/Waters, Dafydd (2008): Sign Language and the Brain: A Review. Journal of Deaf Studies and Deaf Education, 13 (1), S. 3-20. Chiarello, C./Knight, R./Mandel, M. (1982): Aphasia in a prelingually deaf woman. In: Brain, 105, S. 29-51. Corina, David P. (1998): The processing of Sign Language. Evidence from aphasia. In: Stemmer/ Whitaker (Hrsg., 1998), S. 3133-3329. Corina/David P./Vaid, J./Bellugi, Ursula (1992): The Linguistic Basis of Left Hemisphere Specialization. In: Science, 255, S. 1258-1260. Damasio, Hanna/Grabowski, Thomas/Tranel, D./Ponto, Laura/Hichwa, Richard/Damasio, A (2001): Neural correlates of naming actions and of naming spatial relations. In: NeuroImage 13, S. 10531064. Emmorey, Karen (2007): The psycholinguistics of signed and spoken languages: How biology affects processing. In: Gaskell (Hrsg., 2007), S. 703-721. Emmorey, Karen (2002): Language, Cognition and the Brain. Insights from sign language research. London: Erlbaum. Emmorey, Karen/Grabowski, Thomas/McCullough, Stephen/Ponto, Laura L. B./Hichwa, Richard D./ Damasio, Hanna (2005): The neural correlates of spatial language in English and American Sign Language: A PET study with hearing bilinguals. In: NeuroImage, 24, S. 832-840. Emmorey, Karen/Damasio, Hanna /McCullough, Stephen/Grabowski, Thomas/ Ponto, Laura L. B./ Hichwa, Richard D./Bellugi, Ursula (2002): Neural systems underlying spatial language in American Sign Language. In: NeuroImage, 17, S. 812-814. Hickok, Gregory/Love-Geffen, Tracy/Klima, Edward S. (2002): Role of left hemisphere in sign language comprehemsion. In: Brain and Language, 82, S. 167-178. Hickok, Gregory/Kirk, K./Bellugi, Ursula (1998): Hemispheric organization of local- and globallevel visuospatial processes in deaf signers and its relation to sign language aphasia. In: Brain and Language, 65 (2), S. 276-286. Hickok, Gregory/Bellugi, Ursula/Klima, Edward S. (1996): The neurobiology of sign language and its implications for the neural basis of language. In: Nature, 381 (6584), S. 699-702. Huber, Walter/Poeck, Klaus/Springer, Luise (2006): Klinik und Rehabilitation der Aphasie. Stuttgart: Thieme. Huber, Walter/Ziegler, Wolfram (2000): Störungen von Sprache und Sprechen. In: Sturm/Herrmann/Wallesch (Hrsg., 2000), S. 462-511. Klann, Juliane/Kastrau, Frank, Huber, Walter (2005): Lexical decision with no iconicity effect in german sign language: an fmri-study In: Brain and Language, 95 (1), S. 167-169. Leischner, Anton (1943): Die <Aphasie> der Taubstummen. Ein Beitrag zur Lehre der Asymbolie. Jahrbuch 03/2010 bis 02/2011

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In: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, 115, S. 469-548. MacSweeney, Mairéad/Campbell, Ruth/Woll, Bencie/Giampietro, Vincent/David, Anthony S./McGuire, Philip K./Calvert, Gemma A./Brammer, Michael J. (2004): Dissociating linguistic and nonlinguistic gestural communication in the brain. In: NeuroImage, 22, S. 1605-1618. MacSweeney, Mairéad/ Woll, Bencie/ Campbell, Ruth/Calvert, Gemma A./McGuire, Philip K./Da82

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Störfall – Bitte nicht stören! 84

Prof. Dr. Hanjo Berressem (Universität zu Köln, Englisches Seminar)

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Hotel 1: Ich war sehr froh über das Plakat des Workshops „Rezeption,“ denn es paßt gut zum Titel meines Vortrags, der eigentlich kein Titel ist, sondern ein Schild; ein Schild das wahrscheinlich jeder kennt und liebt: „Bitte nicht stören.“ Was sagt uns das Plakat, außer daß es einen Workshop gibt, zu dem man eingeladen wird? Es sagt uns, daß das Leben ein Hotel ist, und alles eine Frage der Rezeption. Hotels stellen Fremden für eine bestimmte Zeit einen geschützten, störungsfreien Raum bereit, die ‚Rezeption’ ist dabei Kanal und Verteilersystem; geschmeidige Freundlichkeit dient dazu, den Gast möglichst glatt in die Hotelmaschine aufzunehmen.

Bild|Störung Hätte die unbekannte Schöne, mit der sich William Blake, der Protagonist in Jim Jarmushs metaphysischem Western Dead Man eingelassen hatte, kurz nachdem er in der Frontierstadt Machine angekommen war, ein solches Schild an die Türe gehängt - natürlich auf Englisch: ‚do not disturb!’ - hätte dies wahrscheinlich auch nicht viel geholfen. Das, was folgt, ist eine wahre Störungsorgie. Der Plan ist logozentrisch, denn es geht um ein ungestörtes Zusammensein. Dann kommt jedoch von außen eine Störung; jemand - Freund? Ehemann? man weiss das nicht genau - der irgendwann realisiert, daß er stört, und das auch, fast

verlegen, zum Ausdruck bringt: „I didn’t want to intrude.“ Dennoch, die Störung führt erst zum

coitus interruptus und dann zum Tod. Zum ‚falschen’ Tod jedoch, denn, unerwartet, wirft sich die Geliebte in die Schußlinie. Zuerst ist William Blake übrigens nicht nur psychisch verstört, sondern auch optisch, denn er kann ohne Brille nicht gut sehen. Aber auch mit Brille schießt er erst ein paar Mal daneben; fast ist der Treffer Zufall. Was also passiert in der Szene? Erwartete Entwicklungen und Relationen werden durch einen Störfall zum ‚Schlechten’ hin verändert.

(Dead Man. Regisseur: Jim Jarmush. Darsteller: Johnny Depp, Gary Farmer, Crispin Glover. 1995, USA Pandora Filmproduktion, JVC Entertainment Networks.) www.artes.uni-koeln.de

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Aber es geht auch genau anders herum. So führt die Störung im Film The Graduate geradewegs ins Leben und in die Liebe. Dustin Hoffman stört die Hochzeit seiner Angebeteten und entführt sie im allerletzten Moment. Er kommt zu spät, um dem Ritual der Formel der Englischen Trauung zu genügen, die seit jeher ein Aufruf ist, wenn überhaupt, dann jetzt zu stören, und danach bitte nicht mehr: „If any person can show just cause why they may not be joined together – let them 86

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speak now or forever hold their peace" fragt der Priester vor der Trauung in die Runde. Genau das aber tut Hoffman nicht. Auch hinterher, als alles schon zu spät sein sollte, stört er, und damit verstößt er sowohl gegen eine kulturelle als auch eine kinematographische Konvention, denn normalerweise kommt der Liebhaber gerade noch rechtzeitig, im letzten Augenblick vor der Trauung.

The Graduate. Regisseur: Mike Nichols. Darsteller: Dustin Hoffman, Anne Bancroft, Katharine Ross, 1967, USA, MGM.

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Aus den zwei Beispielen ergibt sich mein erster Punkt: die Störung ist an sich wertneutral: Alles, was sie tut, ist, ein System aus dem Gleichgewicht zu bringen. „I heard a fly buzz, when I died,“ sagt ‚posthum’ das lyrische Ich in dem gleichnamigen Gedicht von Emily Dickinson. Selbst wenn man stirbt, stört noch etwas. ‚Bummer,’ sagt man dazu in Amerika. Dumm gelaufen. 88

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Lob der Störung. Ich werde im Folgenden versuchen, die Störung als etwas Positives zu verstehen. Normalerweise sagt man dann natürlich nicht Störung, sondern ‚Anregung.’ Anregungen sind positive Störungen. Aber Anregungen sind langweilig. Ein anregender Vortrag ist fürchterlich. Einer der stört, ist viel besser. Warum? Weil die Störung stets etwas Neues hervorbringt; in dem Sinne, dass etwas Erwartetes bzw. etwas Geplantes, nicht so eintritt wie gedacht bzw. geplant. Das haben die beiden Beispiele hoffentlich gezeigt, und ich könnte die Reihe solcher Beispiele endlos verlängern, denn sowohl jede Tragödie als auch jede Komödie unterliegt, strukturell gesehen, komplexen Störungsarchitekturen bzw. sie sind störungsgesteuert. Noch radikaler: Jede Narration basiert auf Störungen, oder sie ist langweilig. Besser ist immer: es gibt Komplikationen. Narrative Faltungen. Nichts geht glatt. Die Welt ist alles, was der Störfall ist. Man denke an den in dieser Hinsicht programmatischen Film Very Bad Things. Vor diesem Hintergrund kann man sagen, daß Horror und Humor gleichermaßen auf der hohen Kunst der Störung basieren. Der Serienmörder stört die soziale Ordnung. Der Liegestuhlmechanismus, das Boot, einfach alles eigentlich, stört den Urlaub von Monsieur Hulot. In der Kunst geht es immer um Störungslandschaften und gestörte bzw. verstörte Charaktere, denn Störung und Spannung gehören unweigerlich zusammen. Gespannt warten die Rezipienten auf die Störung. Daher,

Was lehrt uns all das? ‚Ungestört’ ist langweilig. Schlimmer noch: ungestört ist ‚nichts.’ Nicht

Punkt 2: Die Störung ist generativ. Sie bringt etwas Gewohntes, d.h. ein Narrativ, durcheinander.

umsonst gibt es das wahrnehmungstheoretische Experiment, daß man, wenn man lange genug

Stellen sie sich vor: In Alfred Hitchcocks Film The Birds schippert die verliebte Melanie Daniels mit

auf etwas Unbewegliches schaut, nichts mehr sieht. Ohne Irritation geht garnichts. Man stelle

ihren ‚lovebirds’ über die Bucht zu Mitch Brenner, dem Objekt ihrer Begierde. Sie flirten noch et-

sich vor: Eine totale Ordnung. Ein Regen von Atomen im vertikalen Fall durch den leeren Raum.

was, sie küssen sich, sie heiraten - natürlich nur, wenn nicht Dustin Hoffman vorbeikommt. Soweit

Oder auch: dasselbe in der Horizontale; ein endloser Vogelzug am Himmel. Dann die erste Störung

das Erwartete. Dann aber, die erste Möwe und ihr Angriff.

dieser unendlich langweiligen Symmetrie in dem Moment, in dem ein Atom, völlig unerwartet und unberechenbar, eine kleinste Abweichung vom vertikalen Fall ausführt. Ein abweichendes Atom genügt, um die Ordnung zu zerstören; völlig unerwartet weicht eine Möwe von der horizontalen Ordnung der Vögel ab. Das aviatorische Szenario hat Hitchcock inszeniert, das atomistische

The Birds. Regisseur: Alfred Hitchcock. Darsteller: Tippi Hedren, Suzanne Pleshette, Rod Tayloe.

der römische Philosoph Lukrez in seinem Lehrgedicht De Rerum Natura. Michel Serres hat es in

1963, USA Universal Pictures, Alfred J. Hitchcock Productions.

seinem Buch Die Geburt der Physik aufgenommen. Diese erste Störung – Lukrez nennt es das ‚clinamen’ – bezeichnet nichts weniger als den Moment der Geburt der Welt. Sie führt zu einer

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Störungskaskade, denn sofort nach der ersten Abweichung entsteht ein reines Chaos, das dann

Vorgangs von seinem festgelegten, vorausberechneten oder erwarteten Verlauf. Störungen treten

wiederum zu einem ‚deterministischen Chaos’ wird.

zumeist aufgrund einer unvorhergesehenen endogenen (eigenverursachten) oder exogenen (fremd-

In der antiken Naturphilosophie steht somit am Anfang die universelle Störung, aus der heraus

verursachten) Einwirkung auf.“ Beruhigenderweise kann ich mich auch selber stören.

sich das Leben erst entwickelt. Für Lukrez ist Venus, die Schaumgeborene, die Muse der reinen

Man könnte die Störung demnach als von innen her gedachte bzw. gefühlte ungeplante Irrita-

Störung, und damit die Muse der Schöpfung. Sie bringt Dinge in Aufruhr, so wie das Meer immer

tion bezeichnen. Sie ist gegen die Konzentration gerichtet und agiert unter dem Vorzeichen der

in Aufruhr ist. Sie ist die Göttin der Turbulenz; ein Wort, das von ‚turbare’ kommt: ‚Do not disturb.’

Dissemination. Auch in der Informationstheorie ist Störung meist negativ konnotiert als Rauschen

Sie ist La belle Noiseuse. Und wiederum ist es natürlich viel besser zu sagen, der Film war turbu-

bzw. als Krach im Kanal zwischen Sender und Empfänger. Erst Michel Serres hat in Der Parasit den

lent, als zu sagen: er war anregend.

Störenfried als positiv – als notwendige Interferenz, d.h. Störung – dargestellt.

Die Störung ist somit eigentlich dem Leben vorgängig, denn aus ihr heraus erst entsteht das Leben. Sowohl bei Lukrez als auch bei Serres geht es darum, daß Ordnung aus der reinen Multiplizität; d.h. der universellen Störung, emergiert. Auch in der Kybernetik geht es darum, daß kognitiv geschlossene Systeme von außen energetisch gestört werden. Das nennt man dann Irritation. Rein quantitative Kräfte wirken auf das System und werden ‚am Rande des Systems’ zu qualitativen Werten umgerechnet. In diesem Zusammenhang ist das gesamte Leben eine endlose Störung. Alles stört alles und jeden. Alles irritiert. Alles stimuliert. Es gibt Systeme bzw. Subjekte in einem Gleichgewicht, innerhalb dessen sie sich konstant austarieren, d.h. sie integrieren konstant von außen kommende Veränderungen und Störungen|Irritationen. Diese werden erst als Störung wahrgenommen, wenn die habituellen Verfahren der Austarierung unterbrochen werden. Schlimmer noch, es gibt rekursiv ineinandergeschachtelte Störungsplateaus. D.h. es gibt unbewußte Störungen und bewußte Störungen. Sowie es unbewußte und bewußte Integrationen gibt, wenn Integration als das Aufschlucken von Energiegefällen gedacht wird. Oder auch: Störungen sind auf unterschiedlichen Plateaus wahrnehmbar oder auch nicht. Die Störung ist somit eine von der Systeminnenseite her gedachte Unterbrechung des dynamischen Gleichgewichts, bzw. der implementierten Angewohnheiten. Stabil ist redundant. Es geht ums Ungleichgewicht. Um Destabilisierung. Gleichzeitig gibt es überall unendlich viele Maschinen, ganze Maschinenparks, die Störungen auffangen und abfedern: Isolierungen und Stoßdämpfer. Die gesamte Kultur, so könnte

Ton|Störung Die Amerikaner haben seit jeher einen unbewußten Drang zur Störung gehabt. Sehr deutlich wird das bei John Cage, dessen Werk 4:33 ein programmatisches Essay zum Problem der Störung ist. Sie alle kennen die Provokation. Ein Pianist geht auf die Bühne, öffnet den Deckel der Tastatur, hebt die Hände und... dabei bleibt es, mehr oder weniger, für genau 4 Minuten und 33 Sekunden. Die erwartete Handlung wird gestört, der Fluss der erwarteten Geste wird unterbrochen. In diese suspendierte Zeit nun fließt das, was normalerweise beim klassischen Konzert vom Rezipienten, d.h. vom Empfänger, als akustische Störung empfunden wird: Das Scharren der Füße, das Hüsteln, die ersten erstaunten, geflüsterten Worte im Konzertsaal, der ja normalerweise ein durch Normen stimulusgereinigter Raum ist. D.h. der Rauschanteil des Ereignisses wird hochgefahren, während der Informationsanteil heruntergefahren wird. Rauschen wird, so Cage, zur Erfahrung des Klangs der Welt. Der Zufall übernimmt die Komposition, aber den Zufall gibt es natürlich nicht, denn als Zufall wird lediglich das erfahren, was wir nicht berechnen können, weil die Systeme so komplex sind. Die Störung wird als Störung zum Kunstereignis. Ähnlich ist es be Cages „Lob des Verkehrs,“ denn auch hier geht es darum, ein störendes Rauschen akustisch zu differenzieren und als Klang zu erhören.

Störung hat somit eine etwas andere Konnotation als Irritation oder Stimulation. Sie ist Irritation von

When I hear what we call music it seems to me that someone is talking [...] But when I hear traffic, ah, the sound of traffic, for instance here on 6th avenue, I don’t have the feeling that anyone is talking, I have the feeling that, ah, sound is acting. And I love the activity of sound. What it does is it gets longer and quieter, and it gets higher and lower, and it gets longer and shorter, it does all those things which – I’m completely satisfied with that. I don’t need sound to talk to me. [...] I love sounds, just as they are [...] If you listen to Beethoven or Mozart, they’re always the same.

der Systeminnenseite her gedacht, und daher lästig. Wenn wir Filme rezipieren, dann sehen wir die

But if you listen to traffic, its always different.1

man sagen, ist ein socher Stoßdämpfer. Aber: Der Störfall ist immer ein Fall, der eine Ordnung aushebelt, die wiederum nichts als eine feste Gewohnheit ist. Die Störung geht immer von einem Zustand aus; d.h. von einem stabilen System bzw. einer stabilen Struktur. Darum ist Venus aus dem Flüssigen geboren. Aber kein System und keine Struktur ist wirklich stabil. Jede Stabilität ist lediglich eine auf ‚Null’ verlangsamte Dynamik.

inhaltlichen Störungen von der Systemaußenseite her, und daher wären sie uns relativ egal, würden wir uns nicht mit den gestörten Personen identifizieren. Der Rezipient nimmt somit eine angenehme

In vielen von Cages Texten, z.B. „Lecture on Nothing“, geht es genau darum; um das Verlieren des

Zwischenstellung ein. ‚Es stört,’ aber nur vermittelt.

Sinns und der semantischen Ordnung. Die Sprache der Welt ist der reine, gestörte Klang2:

Aus dem eben Gesagten ergibt sich mein dritter Punkt: Die Störung ist in ihrer Logik nachträglich. Eine von vielen Definitionen: „Störung bezeichnet die Abweichung eines geplanten oder erwarteten

1John 2

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Cage, http://www.youtube.com/watch?v=pcHnL7aS64Y (letzte Sichtung 11.11.2009). John Cage. Silence: Lectures and Writings by John Cage Wesleyan University Press, Hanover, 1973, xll

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interessieren. Für die Widerstandskraft der Elemente. Für die Unterbrechung. Für die Differenz in der Wiederholung. Für die feinen quantitativen und qualitativen Einflüsse. Die sanften Störungen. Für das materielle Unbewußte. Für die Verfeinerung der Wahrnehmung. Darum geht es auch Gilles Deleuze, der die unbewußten, sanften Integrationen von Störungen in das menschliche System als „passive Synthese[n]“3 bezeichnet. Diese unbewußten Synthesen durchlaufen unseren Organismus ständig und unaufhörlich. Man nennt das Anpassung, oder auch Grazie.

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Man denke an Kleists „Über das Marionettentheater.“ Wir leben in komplexen Störungslandschaften, und die Fähigkeit muß sein, diese Störungen in Auch das Medienformat des Autokino erstellt eine direkte Störungslandschaft. Nicht der sti-

positive Energie umzusetzen, d.h., sie nicht als Störung zu empfinden. Dazu eignet sich Sport.

mulusfreie Raum des Theaterkinos, sondern der störungsreiche Raum der Umwelt. Der Ver-

Beim Skateboard fahren gibt es Störungen der Horizontalen, wie z.B. Bordsteine. Also muß ich

kehr. Der Rezipient wird direkt in der Wahrnehmung gestört. Das ist vielleicht der wichtigste

diese Störung in eine Herausforderung umdefinieren. Ähnlich Treppengeländer oder Niveauän-

Punkt. Die Rezeption ist gestört, und das ist Teil des künstlerischen Kalküls. Die besten Filme

derungen im städtischen ‚Untergrund.’ Es geht nicht mehr um das Abfedern, sondern um die

fangen eigentlich alle ungefähr so an: ‚man kommt zur Rezeption,’ aber das Zimmer, das man

Nutzung des Gegebenen. Die Störungslandschaft wird zur Kunstarena. Ähnlich beim Parkour

gebucht hatte, ist nicht mehr frei. Und ich meine dies allegorisch: ‚man kommt zur Rezeption’

oder beim Surfen. Wellen stören die Ruhe des Meeres. Sie sind Turbulenzen auf der Oberfläche.

aber diese ist gestört.

Aber diese komplexen Störungen sind faszinierend. Deleuze sagt das sehr schön: Man muß die Energie der Welt – die Störungslandschaft – aufnehmen und sich in sie einfalten. In den Sportarten und Gewohnheiten ändern sich die Bewegungen. Lange haben wir mit einer energetischen Konzeption der Bewegung gelebt: Es gibt einen Ansatzpunkt, oder aber man ist Quelle einer Bewegung: laufen: Kugelstoßen etc.; das ist Anstrengung, Widerstand, mit einem Ausgangspunkt, einem Hebel. Heute sieht man jedoch, wie die Bewegung sich immer weniger durch das Einschalten eines Angelpunktes definiert. Alle neuen Sportarten – surfen, Windsurfen, Drachenfliegen... – sind vom Typus: Einfügung in eine Welle, die schon da ist. Hier wird nicht mehr vom Ursprung ausgegangen, sondern von einer Bahn, auf die man gelangt. Wie kann man sich von der Bewegung einer großen Woge annehmen lassen, von einer aufsteigenden Luftströmung, wie kann man ‚dazwischen gelangen’, statt Ursprung einer Anstrengung zu sein, das ist fundamental. 4

Text|Störung Erinnern sie sich: „Ich kann mich auch selber stören.“ So das Credo von OuLiPo, der literarischen Gruppe, die Texte schreibt, die sich selber Grenzen setzen: ‚constrained writing.’ Auch hier ist die Störung generativ. Man könnte so leicht einen Roman über Afrika schreiben. Das wäre aber viel zu leicht. Deshalb muß ich mich in den Regeln der Text- und Bedeutungsproduktion einschränken und so den Gebrauch der Sprache stören. Also sage ich mir, im ersten Kapitel müssen alle Worte mit ‚a’ anfangen. Im zweiten mit ‚a’ oder ‚b,’ bis das ganze Alphabet frei ist, und dann gehts wieder runter. Alphabetical Africa nennt Walter Abish seinen Roman.

Es geht nicht gegen eine störende Welt, sondern um die Immanenz in der Welt. Um die grazi-

Medien|Störung In den Naturwissenschaften gibt es seit langem die Vorstellung, Medien seien die materiellen Träger von Formierungen. Diese Vorstellung hat sich über Fritz Heider und Niklas Luhmann auch in die Medienwissenschaft eingeschrieben. Bei Heider geht es um Medium und Ding, bei Luhmann, formal strenger, um den Unterschied zwischen Medium und Form. Medien sind für

öse Navigation der Störungslandschaft. Um das Wahrnehmen feiner Energieniveaus. Um das Einfalten in die Störung. Menschen und Systeme, die störungssensibel sind, sind eleganter. Oder auch: erst wenn die Welt als unendlich komplexes System von Störungs- und Gleichgewichtsplateaus rezipiert wird, macht sie richtig Spaß.

beide lose gekoppelte Elemente die formiert werden können. Das klingt einfach, ist es aber

Hotel2:

nicht, denn es gibt so etwas wie Rekursivität. Jede Form besteht aus einem Medium, aber

Zurück ins Hotel. Die Rezeption wird wieder wichtig beim Auschecken. Aus dem störungs-

jedes Medium ist formiert und daher Form. Es geht um die Ebene des Einstiegs der Wahrneh-

freien Raum, den man sich teuer erkauft hat, geht es wieder in die gestörte Welt. Aus der

mung; um Wahrnehmungsschwellen. In Bezug auf das Problem der Störung ist von der Form

ungestörten Ruhe und Ordnung eines Vortrags geht es wieder in die Irritationslandschaft der

her das Medium immer das störende Element. Im Medium zeigt sich der Widerstand. In den

Diskussion. Aus dem privaten Raum geht es wieder in den öffentlichen Raum. Endlich.

lose gekoppelten Elementen, die ich zu einer Form zusammensetze und sie so unterwerfe;

_______________________________

d.h., die ich organisiere. Immer sind es die Medien, für die sich die künstlerischen Störenfriede www.artes.uni-koeln.de

3 4

Gilles Deleuze, Differenz und Wiederholung, Fink, München, 1992, 133. Gilles Deleuze, Unterhandlungen 1972-1990, Suhrkamp, Frankfurt, 1993. transl. G. Roßler.

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Mit Leib und Seele – Perspektiven von Jugendlichen

maßgeblich von der Funktionsfähigkeit dieser Hirnregion abzuhängen.“ Aber wohin führt der

Gerd Lehmkuhl (Uniklinik Köln, Zentrum für Neurologie und Psychiatrie; Kinder- und Jugendpsychiatrie)

„wenn inzwischen schon Grundschulkinder über volle Terminkalender verfügen, in der Schule

Die Entwicklungsgeschichte der Adoleszenz, so Flammer (2002), muss immer wieder neu geschrieben werden. Forschungsergebnisse bereichern zunehmend unsere Vorstellungen, geben Einblick in grundlegende kognitive und neuropsychologische Prozesse. Darüber hinaus verändern sich gesellschaftliche und kulturelle Gegebenheiten und mit ihnen die Bedingungen und Herausforderungen, denen sich Jugendliche gegenübersehen. Gleich bleiben die Entwicklungsaufgaben, die durch die psychobiologischen Reifungsprozesse am Beginn der Adoleszenz eingeleitet werden: Sie betreffen nach Streeck-Fischer (2002) Umstrukturierungen und Entwicklungen der Persönlichkeit, Ablösung, Individuation und neue Beziehungsformen. Dieser Umbruch geschieht häufig nicht ohne Konflikte und Spannungen, so dass das Bild von der heutigen Jugend nicht selten in überwiegend düsteren Farben und negativen Beurteilungen gezeichnet wird. Die Jugend sei immer auf der Suche nach einem Kick, hedonistisch, orientierungslos, in sich selbst verliebt und ohne Verantwortung. Klaus Farin, Leiter des Archivs für Jugendkultur, warnt in einem dort erschienenen Text davor, die Jugend in ein solches Negativbild zu rücken. Denn „was wir glauben, über die Jugend zu wissen, hat mit der Jugend wenig zu tun“ (zit. nach Ewald 2010). Optimistisch und mit ihrer Lebenssituation zufrieden, geht es ihr nicht nur um das persönliche Vorankommen, sondern vor allem darum, ihr soziales Umfeld aus Familie, Freunden und Bekannten zu pflegen, so die Einschätzung der neuesten Shell-Studie (Ewald 2010). Und dennoch bleibt zu fragen, was sind die besonderen Wahrnehmungs- und Reaktionsformen der Adoleszenten, ihre innere Dynamik, ihre Einstellungen und Haltungen zu Leib und Seele. Zauner (1979, 1981) charakterisierte die emotionale und affektive Situation dieser Altersgruppe wie folgt: -

Eine spezielle Intensität und Unbeständigkeit der Gefühle; das Verlangen, Bedürfnisse häufiger und unmittelbarer zu befriedigen; eine selektive Beeinträchtigung der Realitätsprüfung; Schwierigkeiten in der Selbstkritik und eine im Vergleich zu Erwachsenen unterschiedliche Wahrnehmung der äußeren Welt.

schwierige Weg des Erwachsenwerdens Kinder und Jugendlicher heute, fragt Schmoll (2002), unterfordert, in der Freizeit dafür so überfordert sind, dass ihnen kaum noch Zeit zum eigentlichen Spielen bleibt. Worin liegt die Herausforderung jugendlicher Entwicklung, wenn Kinder ihre Eltern als ebenso suchend-verunsichert erfahren wie sie sich selbst?“ Eine Annäherung an die Lebens- und Wahrnehmungswelten Jugendlicher stellen ihre Texte, Phantasien, Wünsche und Inszenierungen dar. Tagebücher wurden durch elektronische Medien wie Twitter, Internetseiten und einen eigenen Blog ersetzt. Einen besonderen Stellenwert nehmen Mode, äußere Attraktivität, Gruppennormen und –erwartungen ein. Jedoch ist die Vielfältigkeit und Palette der jeweiligen Orientierungen und Haltungen enorm: Sie reicht von Punk- und Gothic-Anhängern über die Rave- und Clubkultur bis hin zu einem angepassten Leistungs- und Karrieredenken – von homogener Jugendkultur kann nicht gesprochen werden. Allerdings sind ästhetische Inszenierungen dieser Altersgruppe zentral wichtig – the body is the message –, so dass es nahe liegt und lohnend erscheint, sich der speziellen Selbst- und Fremdwahrnehmung in der Adoleszenz zuzuwenden. Wie erleben sich Jugendliche, wie wollen sie wirken, welches Bild von sich ihrer Umgebung vermitteln, welchen Stellenwert räumen sie tradierten Sichtweisen ein, wie reagieren sie darauf, modifizieren sie oder lehnen sie ab? Und was fließt davon in die Erwachsenenwelt zurück, beeinflusst deren Vorstellungen und verändert gewohnte Einstellungs- und Erwartungsmuster? Gelingt es, mit Jugendlichen über ihre Einstellungen ins Gespräch zu kommen, sich z.B. über ihre Rezeption und Wahrnehmung von mittelalterlicher bis Gegenwartskunst auszutauschen und darüber in einen Dialog zu treten, dann ermöglicht ein solcher Prozess ihnen und uns nicht selten einen neuen Blick und ein tieferes Verständnis für die damit verbundenen Themen. Dieser Zugang soll beispielhaft an Museums- und Kunstprojektarbeiten verdeutlicht werden, die im Rahmen der ambulanten und stationären Therapie mit psychisch erkrankten Jugendlichen durchgeführt wurden.

HIOB & ICH Schüler der Johann-Christoph-Winters-Schule, der städtischen Schule für Kranke an den Universi-

Neuere Ergebnisse des amerikanischen Psychologen Steinberg widersprechen der verbreiteten

tätskliniken Köln, setzten sich über mehrere Monate mit dem mittelalterlichen Hiob-Altar, der sich

Meinung, in Teenagergehirnen herrsche das reine Chaos. V. Lutterotti (2009) fasst die empirischen

im Wallraf-Richartz-Museum befindet, auseinander und verarbeiteten ihre Eindrücke und Gefühle

Ergebnisse folgendermaßen zusammen: „So verfüge man in der Pubertät über die höchste Aktivi-

anschließend in eigenen Fotografien, Zeichnungen und Kollagen. Die Arbeiten der Schüler wurden

tät des Nervenstoffs Dopamin, ein auch Gefühle wie Glück und Euphorie – etwa auch den „Kick“

im Museum ausgestellt und regten nicht nur den Betrachter an, das Thema tiefer zu begreifen und

im Zusammenhang mit riskanten Aktionen – vermittelndes Signalmolekül im Gehirn. Außerdem

es stärker in unsere Zeit zu rücken, sondern diese intensive Arbeit half ihnen auch, sich mit ihrem

sei der für Impulskontrolle zuständige vordere Stirnlappen noch nicht vollständig ausgereift. Ob

eigenen schweren individuellen Schicksal auseinanderzusetzen.

und wie gut man das eigene Ego zurückzustellen und weitsichtig zu agieren vermag, scheint www.artes.uni-koeln.de

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Die Resonanz auf die Ausstellung war beträchtlich und die Rückmeldung für die beteiligten Jugendlichen eine wichtige Bestätigung: Ihre Gedanken, Fotos, Leporellos und Objekte wurden wahrgenommen, diskutiert und sie stellten eine für sie wichtige und neue Kommunikati96

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onsmöglichkeit dar (s. Abb. 1, Abb. 2). Doch dazu brauchte es einer intensiven Vorbereitung und es gelang den beteiligten Lehrern unter Federführung von Frau Müller-Rösler und Herrn Oelsner, Interesse und Begeisterung bei den Jugendlichen für dieses Projekt zu gewinnen. Sie konnten so ihre Themen „abarbeiten“ und sichtbar machen, was ihnen sonst in dieser Intensität kaum gelungen wäre. Und es gelang ihnen, über das Thema neue über das aktuelle Leben hinausreichende Bezüge herzustellen und zu verknüpfen. Über die Figur des Hiob stellten sie sich die Frage, wie Menschen intensiv Leid erfahren und ertragen können, was Leid überhaupt bedeutet, welchen Sinn es macht und wie Trost möglich ist: - „Wenn ich Hiob wäre, würde ich mich ungerecht behandelt fühlen und mich fragen, warum mir das alles passiert. Ich würde versuchen, etwas zu ändern, um meinem Leben wieder einen Sinn zu geben.“ Leon B., 17 Jahre

Abb. 1: „Blick in den Hiob-Saal des Wallraf-Richartz-Museum mit Arbeiten von Jugendlichen“ Quelle: Rheinisches Bildarchiv

- „Wenn ich Hiob wäre, würde ich Gott verabscheuen und meinen Glauben an ihn verlieren.“ Marco T., 18 Jahre - „Wenn ich Hiob wäre, dann hätte ich die Hoffnung schon aufgegeben. Ich glaube auch nicht, dass ich das alles aushalten könnte oder würde.“ Jana Sch., 18 Jahre - „Wenn ich Hiob wäre, dann würde ich mich hintergangen fühlen und Gott nicht länger treu sein. Spätestens an dem Punkt, wo meine Kinder sterben müssten, hätte ich keinen Bock mehr auf mein Leben. Annuschka J., 18 Jahre - „Hey Hiob! Wenn Du Dich aussprechen willst oder ein Anliegen hast, kannst Du Dich ruhig an mich wenden, ich höre Dir zu. Dann wirst Du Ruhe finden.“ - „Hiob, mein lieber Freund, jeder war mal am Boden, aber man kann auch wieder da rauskommen. Streck den Kopf nicht in den Sand. Ich bin für Dich da und helfe Dir.“ www.artes.uni-koeln.de

Abb. 2: (Quelle: Kölner Stadtanzeiger, 27./28. Februar 2010, S. 9, Bild Max Grönert)

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Worte zu finden, diese in Bilder umzusetzen und sie so mit Distanz betrachten zu können, ist eine

Jugendliche mit Essstörungen vermögen oft mit Texten und Bildern ihre Situation ein-drucks-

heilsame Erfahrung, die Selbstsicherheit und Selbstkompetenz stärkt. Damit verbunden stellte die

voll darzustellen. Sie wissen zwar um ihre Problematik, nehmen sich selbst aber als zu dick

künstlerische Gestaltung ein ganz neues Medium und einen ungewohnten Zugang dar, sich mit

wahr, obwohl sie objektiv untergewichtig sind. Eine 16-jährige Patientin gab ihrem Ekel vor

sich und der Welt zu beschäftigen.

dem Essen Ausdruck in einem „Suppenbild“, das viele nicht essbare Objekte enthält und symbolisch darauf hinweist, wie sie sich beim Essen beobachtet fühlt (Abb. 4, Abb. 5).

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„Mach mich schön!“ Aus Entchen werden Schwäne: „Reality-Shows perfektionieren den Menschen und spielen Gott“ (v. Rohr 2004). Es geht um Perfektionismus, Körperinszenierungen und den Anspruch, einem Schönheitsideal gerecht zu werden, das sich sowohl an eigenen Vorstellungen und Normen als auch an denen der Gesellschaft sowie an Rückmeldungen durch die Umwelt orientiert. Eines der Kardinalsymptome bei der Magersucht besteht in Körperwahrnehmungsstörungen. Hierbei handelt es sich um Veränderungen und Verzerrungen der affektiven und viszeralen Reize sowie um ein alles durchdringendes Gefühl der Inef-fektivität. Insbesondere das Gefühl der fehlenden Kontrolle über die eigenen körperlichen Funktionen und Wahrnehmungen steht für Bruch (1973) in einem engen Zusammenhang mit dem Erleben der Selbstunsicherheit und einem mangelnden Bewusstsein, das eigene Leben gestalten zu können. Speziell auf den längerfristigen Verlauf wirken sich anhaltende Body-Image-Störungen prognostisch negativ aus. Körperwahrnehmungsstörungen zeigen sich z.B. in der Überschätzung bestimmter Körperpartien, wie Bauch oder Oberschenkel, in selbstgesetzten Normen, so dass sich z.B. beim Stehen die Oberschenkel nicht berühren dürfen oder die flache Hand in der Bauchkuhle verschwinden muss (Meermann 1991). Weitere Anorexie-spezifische Symptome bestehen in angstbesetzten Gedanken bezüglich Nahrung und einem ausgeprägten Schlankheitsideal mit Einhalten extremer Diäten. In dem Maße, wie in den westlichen industrialisierten Ländern bereits im Kindesalter Schlankheit mit Kompetenz, Selbstvertrauen und Erfolg gleichgesetzt wird, kann sich eine frühe Fixierung auf Barbie-Maße, Diätverhalten und Schönheitskult einstellen. Tagespresse, Werbeindustrie, Fernsehserien unterstützen einen Trend, dem junge Mädchen trotz größter Be-mühungen nicht mehr entsprechen können: Kyoko-Date ist in Japan ein Superstar, jung, perfekt, eine ideale Traumfrau, jedoch virtuell dem Computer entsprungen. Die „Schönheitsfolter“ (Vogel 1996) wird einerseits durch Diätpläne, Kalorientabellen und Modetrends unterhalten, andererseits regen Kochbücher und –sendungen zum Gaumenkitzel an. Genuss, Lustprinzip und Hedonismus stehen Askese und Selbstdisziplinierung gegenüber, so dass die Dynamik von Genuss und Versagung, von Konsum und Verzicht die komplizierten Interaktionen zwischen biologischen, psychologischen und soziokulturellen Faktoren bei der Entstehung und Erhaltung von Körperschemastörungen häufig in Gang setzt und aufrechterhält.

„Suppen- und Nachtisch“ Bild einer jugendlichen Patientin mit Anorexia nervosa

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Eine andere Patientin malte sich selber als ein Monster-ähnliches Ungewiß, hässlich und ab-

Körperschemastörungen werden durch viele Faktoren beeinflusst. Stimmungen, körperlichen

stoßend, das sich orientierungslos eingesperrt fühlt.

Faktoren, soziokulturellen Einflüssen, Beziehungserfahrungen, Kommentaren der Umgebung kommt eine wichtige Bedeutung für die Auslösung von Essstörungen zu. Ha-ben die Jugendlichen aber erst einmal Gewicht abgenommen und weisen einen geringeren Body-Maß-Index auf, dann führt dies zu Veränderungen im Zentralnervensystem, speziell in den Regionen, die vorrangig für die visuelle Verarbeitung von menschlichen Körpern zuständig sind, und zwar

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der Extrastriate Body Area und dem hinteren Teil des Schläfenlappens (Suchan et al. 2009). Diese Befunde regen dazu an, dem Zusammenhang zwischen Erlebens- und Verhaltensweisen mit neurowissenschaftlichen Befunden weiter nachzugehen. Leib und Seele – Hiob und Ich – „Wir – und ihr. Jugendreport 09“ (Focus 2009) – Eine Annäherung an diese Phänomene setzt Offenheit und neugieriges Kennenlernen voraus, um all die positiven und negativen Faktoren analysieren und integrieren zu können. Ein solcher Prozess ist anregend, lohnend und herausfordernd, wenn er sich nicht von vornherein Sokrates‘ Meinung zu eigen macht: „Die Jugend liebt den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor Älteren und schwatzt, wo sie arbeiten sollte“.

Literatur Bruch, H., Eating disorders. New York: Basic books, 1973. Wir – und ihr. Jugendreport 09. Focus 16 (2009), 138-150. Ewald, Th., So brav war Jugend nie. FAZ 303, 2010. Das Ungewiß

Er fürchtet sich vor Mensch und Tier, obwohl er wohnt dicht unter Dir, ein Hobbit kann schlecht alleine sein, dies wäre für ihn die größte Pein. So leiste ihm doch bloß Gesellschaft und Du verleihst ihm durch diese Freundschaft Kraft, denn an und für sich ist er recht schwächlich und gilt sogar bei Zwergen als zerbrechlich.“ (Gedicht „Hobbit“)

Flammer, A., Zentrale Entwicklungsprozesse in der Adoleszenz. Psychotherapie im Dialog 4 (2002), 318-323. Flammer, A., Alsaker, F.D., Entwicklungspsychologie der Adoleszenz. Die Erschließung innerer und äußerer Welten im Jugendalter. Huber, Bern 2002. Meermann, R., Body-image-Störungen bei Anorexia und Bulimia nervosa und ihre Rele-vanz für die Therapie. In: Jacobi, C., Paul, Th. (Hrsg.), Bulimia und Anorexia nervosa. Ursachen und Therapie. Springer, Berlin 1991. Schmoll, H., Erwachsene Jugendliche. FAZ 195, 2002. Streeck-Fischer, Editorial. Psychotherapie im Dialog, 4 (2002), 315-317 Suchan, B., Busch, M., Schulte, D., Grönemeyer, D., Herpertz, St., Vocks, S.: Reduction of gray matter density in the extrastriate body area in women with anorexia nervosa. In: Be-havioral Brain Research, doi: 10.1016/j.bbr.2009.08.035 Vogel, S., Sag’ ja zum Pickel. Tagesspiegel 22.11.1996, S. 25. v. Lutterotti, N., Jugendliche sind keine Verrückten. FAZ 286, 2009. v. Rohr, M., Mach mich schön! DIE ZEIT 32, 29.7.2004, 35 Zauner; J.: Abschied von der Jugend. Prax. Psychother. Psychosom., 24, 91-97 (1979) Zauner, J.: Stufen der Adoleszenz – Modifikationen des therapeutischen Zuganges. In: Lempp, R. (Hg.): Adoleszenz. Huber, Bern, S. 84-97 (1981)

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a.r.t.e.s.

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Forschung

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Doktorandinnen und Doktoranden

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Anna Andreeva

Luca Benelli

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 3)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 1)

Forschungsvorhaben über die „Oden“ von Sappho

Arbeitstitel: Metaphorische Interpretation ethnischer Konflikte (kognitiv-linguistische Analyse anhand der modernen deutschen Presse) 106

(Betreuer Prof. Dr. Jürgen Hammerstaedt)

(Betreuerin Prof. Dr. Claudia Riehl)

Judith Bihr

Dominik Baumgarten (a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 2)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 4)

Arbeitstitel: Ästhetische Transfers zwischen Literatur und Werbung

Repräsentationen interkultureller Kunst. Die Funktion des Ornaments zwischen Orient und Okzident

(Betreuer PD Dr. Bernd Hamacher)

(Betreuerin Prof. Dr. Ursula Frohne)

Elisa Bazzechi (a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 1)

Arbeitstitel: Kultur, Gesellschaft und Stadtentwicklung im Spätantiken Athen

Christian Blum (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5)

Gemeinwohl - Bestimmung eines Problembegriffs der politischen Philosophie

(Betreuer Prof. Dr. Dietrich Boschung)

(Betreuer Prof. Dr. Michael Quante)

Anja Katharina Becker

Martin Böke

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 3)

Arbeitstitel: Weibliche Autonomie, Identität und Modernität bei den pastoralen Pokot Kenias (Betreuer Prof. Dr. Michael Bollig)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 5) Arbeitstitel: Wandel und Persistenz indigener Krankheitskonzepte in China unter besonderer Berücksichtigung von Emotionen als pathogene Faktoren (Betreuer Prof. Dr. Michael J. Casimir)

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Stefanie Bölts

Jennifer Crowley

(a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 4)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5)

Arbeitstitel: Das Verhältnis von Medizin und Literatur um 1800 unter gattungsspezifischen Aspekten

Bilder vom Menschen. Konstruktionen von Menschenbildern in fotografischen Portraits in der Landschaft

(Betreuer Prof. Dr. Walter Pape)

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(Betreuerin Prof. Dr. Ursula Frohne)

Jin Cui

Lara Brück-Pamplona

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 3)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 4)

Definitheit als pragmatisches Universal in kultureller Kommunikation

Identitätsdiskurse aus dem Volksmund: Mündliche Literatur und die Konstruktion des „Nationalen“ in Deutschland und Brasilien

(Betreuerin Prof. Dr. Beatrice Primus)

(Betreuer Prof. Dr. Claudius Armbruster)

Konstantin Butz

Elisa Dal-Chiele

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 2)

a.r.t.e.s. -Jg.2010 / Klasse 1

The Californian Body in Rebellion. An intersectional Analysis of Skateboarding and Hardcore Punk

Arbeitstitel: Augustin, Sermo de providentia dei. Text, Übersetzung und Kommentar

(Betreuer Prof. Dr. Hanjo Berressem)

(Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer)

Emanuele Caminada

Marcel Danner

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5) Die intersubjektive Konstitution des Habitus. Untersuchung eines Grundbegriffes der Sozialphänomenologie (Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer)

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(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 1) Arbeitstitel: Wohnkultur im Spätantiken Ostia (Betreuer Prof. Dr. Michael Heinzelmann)

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Anne-Maria Fehn

Tobias Davids (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 3)

Untersuchungen zur Tierseele bei Thomas von Aquin

Arbeitstitel: Dokumentation der Sprache-mit-Gesten Interaktion im Ts‘ixa (Zentralkoisan, Botswana)

(Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer)

(Betreuer Prof. Dr. Bernd Heine)

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Eva Demel

Sebastian Goth

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 2)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 2)

Arbeitstitel: Die Lobby - Erlebnisarchitektur als Imagestrategie für Unternehmenssitze im späten 20. Jahrhundert

Arbeitstitel: Figurationen des Anfangs: Das Problem des Anfang(en)s in der Moderne

(Betreuer Prof. Dr. Norbert Nußbaum)

(Betreuer Prof. Dr. Günter Blamberger)

Diana Di Segni a.r.t.e.s. -Jg. 2010 / Klasse 1 Arbeitstitel: Moses Maimonides, Dux Neutrorum in the Latin Middle Ages

Anna Grumblies (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 4) Arbeitstitel: Perception, Epistemology and Transformation of Local Ecological Knowledge: Bridging the Gap between Local and Global Knowledge

(Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer)

(Betreuer Prof. Dr. Martin Rössler)

Christiane Elster

Kieu Phuong Ha

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 1)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 3)

Liturgische Textilien aus päpstlichen Schenkungen des späten Mittelalters – Studien zu Kontext, Funktion und Medialität am Beispiel der von Bonifaz VIII. an die Kathedrale Anagni geschenkten Paramente

Prosody of Vietnamese - a Study of Vietnamese Intonation in Conversation (Betreuerin Prof. Dr. Martine Grice)

(Betreuerin Prof. Dr. Susanne Wittekind)

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Anne-Kathrin Horstmann

Ulrike Haase

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(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 1)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 4)

Die matronalen Sitzstatuen aus dem Heiligtum vom Fondo Patturelli - Studie zum Phänomen der Akkulturation in antiken italischen Kulturen

Arbeitstitel: „Kolonialwissenschaftliches Kolloquium für Hörer aller Fakultäten“ - Wissensproduktion und koloniale Herrschaftslegitimation an den Kölner Hochschulen im Kolonialismus und Kolonialrevisionismus

(Betreuer Prof. Dr. Dietrich Boschung)

(Betreuerin Prof. Dr. Marianne Bechhaus-Gerst)

Falk Hamann

Stefanie Jacob

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 5)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 1) Adressatenwandel in der misogamen Literatur der Theophrastum sequentes: Untersuchungen zu Walter Maps Epistel dissuasio Valerii und zum Traktat An uxor viro sapienti sit ducenda Albrechts von Eyb

Arbeitstitel: Gemeinschaft und Person. (Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer)

Felix Hedderich (a.r.t.e.s. -Jg. 2010 / Klasse 2)

(Betreuer Prof. Dr. Udo Kindermann)

Christopher Knäbel (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 5)

Arbeitstitel: James Tenneys elektronisches Oeuvre

Arbeitstitel: Expertenphilosophie. Möglichkeiten philosophischer Expertise

(Betreuer Prof. Dr. Christoph von Blumröder)

(Betreuer Prof. Dr. Thomas Grundmann)

Felix Heinert

Marta Kondracka

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 2) Topographien jüdischer Verortungen im lokalen Raum Rigas, 18421915 (Betreuer Prof. Dr. Christoph Schmidt)

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(a.r.t.e.s. -Jg.2010 / Klasse 3) Arbeitstitel: Evidentialität als Widerspiegelung der menschlichen Kognition: eine Untersuchung anhand natürlich sprachlicher Daten (Betreuerin Prof. Dr. Claudia Riehl)

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Cornelia Kratz

Simone Kügeler

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 2)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 1) Frauenmystik in a European Context - “The Book of Margery Kempe” and the tradition of female mystical literature of the 14th century

Kunst nach Sebald - Korrespondenzen zwischen W.G. Sebalds Werk und der bildenden Kunst (Betreuer Prof. Dr. Günter Blamberger)

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(Betreuerin Prof. Dr. Ursula Peters)

Markus Kremer

Corinna Kühn

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 3)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 2)

Arbeitstitel: Geschlechtsspezifisches Dialogverhalten in den Artusepen Hartmanns von Aue und Wolframs von Eschenbach

Arbeitstitel: Das subversive Potential des agierenden Körpers. Medialisierte Performances und Aktionen der Neoavantgarde(n) Ostmitteleuropas von 1960 bis 1989

(Betreuer Prof. Dr. Hans-Joachim Ziegeler)

(Betreuerin Prof. Dr. Ursula Frohne)

Marianne Kreuls (a.r.t.e.s. -Jg. 2010 / Klasse 5) Arbeitstitel: Wesen und Bedeutung der Sterblichkeit für das Leben der Person (Betreuer Prof. Dr. Thomas Grundmann)

Kristina Lahl (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 4) Arbeitstitel: Das Subjekt im Spannungsfeld zwischen Individuum und Kollektiv. Identitätsproblematik in der deutschsprachigen Prager Literatur der Ersten Tschechoslowakischen Republik 1918-1938 (Betreuer Prof. Dr. Walter Pape)

David Kröll

Asuman Lätzer-Lasar

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 1)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 1)

Arbeitstitel: Autonomie, Fiktionalität und Gattung zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Ein Vergleich von Paul Fleming und Oswald von Wolkenstein

Arbeitstitel: Studien zur pergamenischen Importkeramik in Ephesos. Transformationsparameter eines Akkulturationsprozesses zwischen zwei Hochkulturen in West-Kleinasien

(Betreuerin Prof. Dr. Ursula Peters)

(Betreuer Prof. Dr. Thomas Fischer)

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Jahrbuch 03/2010 bis 02/2011

115


Thomas Lienkamp

Reinhard Messerschmidt

a.r.t.e.s.-Jg.2010 / Klasse 4

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 5)

Die Fotoproduktion der Propagandakompanien der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

Arbeitstitel: Demodystopien in deutschen wissenschaftlichen und massenmedialen Diskursen des beginnenden 21. Jahrhunderts

(Betreuer PD Dr. Jens Jäger)

(Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer)

116

Susanne Militzer

Svenja Lindemann

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 3)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 2) Arbeitstitel: (Inter-)Mediale Passion - Visualisierung und Vergegenwärtigung der Passion Christi in den Medien Geistliches Spiel, Vision und Film

Mouth Actions in Sign Languages - A Cross-Linguistic Study (Betreuerin PD Dr. Silvia Kutscher)

(Betreuer Prof. Dr. Hans-Joachim Ziegeler)

Andreas Maier

Michael Müller

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5)

a.r.t.e.s. -Jg. 2010 / Klasse 1

Von der Einheit zur Vielfalt: Territorialität, Innovation und Tradition eiszeitlicher Jäger des Magdalénien in Mitteleuropa zwischen 14.000 und 12.000 v. Chr.

Arbeitstitel: Tod und Auferstehung Christi im Bibelepos des Iuvencus (IV 570-812)

(Betreuer Prof. Dr. Jürgen Richter)

Sarah Maupeu (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 4) Die wissenschaftliche Rezeption ‚primitiver‘ Kunst in Kunstgeschichte und Ethnologie (Betreuer Prof. Dr. Stefan Grohé)

www.artes.uni-koeln.de

(Betreuer Prof. Dr. Jürgen Hammerstaedt)

Claes Neuefeind (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 3) Prozesse der Musterbildung und Bedeutungskonstitution in natürlichsprachlichen Daten (Betreuer Prof. Dr. Jürgen Rolshoven)

Jahrbuch 03/2010 bis 02/2011

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Stefan Niklas

Johannes Rauwald

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 2)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 2) Arbeitstitel: Institution Literatur – Cornelius Castoriadis und das Imaginäre in der Literaturwissenschaft

Arbeitstitel: „Kopfhören. Portable Musik als ästhetische Erfahrung und als Artikulationsform“.

(Betreuer Prof. Dr. Erich Kleinschmidt)

(Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer) 118

119

Andrés Otálvaro

Martin Reilich

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5)

Die ‚bolivarianischen‘ Missionen in Venezuela: eine neue Sozialpolitik im Mittelpunkt eines historischen Wandlungsprozesses?

„Er aber legte seine Rechte auf mich“ (Offb 1,17) biblische Impulse einer Theologie der Berührung

(Betreuer Prof. Dr. Michael Zeuske)

Florian Petersen (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 4) Konstruktion und Repräsentation einer guatemaltekischen Nation in staatlichen Feierlichkeiten nach der „Liberalen Revolution“ von 1871 (Betreuerin Prof. Dr. Barbara Potthast)

(Betreuer Prof. Dr. Andreas Michel)

Gregor Reimann (a.r.t.e.s. Jg. 2010 / Klasse 5) Arbeitstitel: Gottes Erkenntnis. Eine religionsphilosophische Untersuchung zur epistemischen Relation von Gott und Mensch anhand des Dilemmas von Allwissenheit und Freiheit (Betreuer Prof. Dr. Hans-Joachim Höhn)

Christine Radtki (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 1) Arbeitstitel: Restauration und nationale Rückbesinnung im 6. Jahrhundert n. Chr. - die Rolle der römischen Senatsaristokratie während der Herrschaft der Gotenkönige in Italien (Betreuer Prof. Dr. Peter F. Mittag)

www.artes.uni-koeln.de

Kathrin Reinert (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 4) Sich (s)ein Bild von Südamerika machen. Erkenntnis und Imagination in den Fotografien deutscher Forscher (1868-1933) (Betreuerin Prof. Dr. Barbara Potthast)

Jahrbuch 03/2010 bis 02/2011


120

Uta Reinöhl

Katrin Schaumburg

a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 3

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5)

Arbeitstitel: Die Entstehung phrasaler Strukturen im Indoarischen Konfigurationalität als emergentes Phänomen

To Marry or Not to Marry – Nuptiality and Marriage Decisions in the Township of Mamelodi, South Africa

(Betreuer Prof. Dr. Nikolaus P. Himmelmann)

(Betreuer Prof. Dr. Michael Bollig)

Julia Rettig

Frauke Scheffler

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 2)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 4)

Arbeitstitel: Die Inszenierung des Barock auf der „Bühne“ der Moderne. Untersuchungen zu Conrad Ferdinand Meyer und Hugo von Hofmannsthal

Arbeitstitel: Race, Nature and the Body in United States Imperialism, 1898-1917 (Betreuer Prof. Dr. Norbert Finzsch)

(Betreuer Prof. Dr. Erich Kleinschmidt)

Jan Roloff

Gerardo Esteban Scheige

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 3)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 2)

Arbeitstitel: Laut - Klang - Poesie. Ästhetik der Stimme in der akustischen Literatur

Arbeitstitel: Requiem aeternam? Kompositorische Reflexionen des Todes in der Neuen Musik

(Betreuer Prof. Dr. Rudolf Drux)

(Betreuer Prof. Dr. Christoph von Blumröder)

Jule Schaffer a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 2

Arbeitstitel: Konzepte von Sakralität und Heiligkeit in der Fotografie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Betreuer Prof. Dr. Stefan Grohé)

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Alexander Scheufens

(a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 1) Arbeitstitel: Interaktion und Interrelation von Personen, Gruppen und Gesellschaft im altsächsischen Heliand (Betreuer Prof. Dr. Hans-Joachim Ziegeler)

Jahrbuch 03/2010 bis 02/2011

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Herve de Paul Tamko Kuate

Pascal Schillings

(a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 3)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 4) Arbeitstitel: Das Ende des letzten Fleckens auf der Landkarte. Europäische Antarktisexploration und -vorstellungen 1772-1916

Arbeitstitel: Sprachgebrauch in mehrsprachigen Familien. Eine exemplarische Darstellung am Beispiel von Kamerunischen Migrantenfamilien in Deutschland

(Betreuer Prof. Dr. Jakob Vogel)

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(Betreuerin Prof. Dr. Claudia M. Riehl)

Björn Schmidt

Britta Tewordt

(a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 4)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 4)

Arbeitstitel: Die Angst vor der „gelben Rasse“- Yellow Peril und Migration im US-amerikanischen Film zwischen den beiden Weltkriegen

„Het gaat er Spaans toe“; Entstehung, Funktion und Wandel spanischer und niederländischer Stereotypen in den Bildmedien der Zeit des Achtzigjährigen Krieges (1568-1648)

(Betreuer Prof. Dr. Norbert Finzsch)

(Betreuer Prof. Dr. Stefan Grohé)

Judith Schulte

Eva-Maria Tönnies

(a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 4)

(a.r.t.e.s. -Jg. 2010 / Klasse 1)

Arbeitstitel: Massenmediale Bildstrategien fotografischer Kriegsdarstellung seit dem Vietnamkrieg

Arbeitstitel: Lautspiel und Präsenzeffekte. Der „Vogel“ als Paradigma für Ästhetik, musikalische Performanz und Klangsemiosen der deutschen und französischen Liedlyrik des Mittelalters

(Betreuerin PD Dr. Ekaterini Kepetzis)

(Betreuerin Prof. Dr. Ursula Peters)

Björn Sommersacher

Michael Trappe

(a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 2)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 5)

Arbeitstitel: Zur Problematik des Subjekts in Moderne und Postmoderne. Am Beispiel von Franz Kafka und Christoph Ransmayr

Arbeitstitel: Die Lebensform der Menschen: Eine Analyse ihrer Grundstrukturen

(Betreuerin Prof. Dr. Claudia Liebrand)

(Betreuer Prof. Dr. Dieter Lohmar)

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Martin Zingsheim

Francesca Valentini

(a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 2)

(a.r.t.e.s. -Jg. 2010 / Klasse 2) Arbeitstitel: Reading Contemporary Arts: Photography in Art Books

Arbeitstitel: Intuition und Innovation - Karlheinz Stockhausens Intuitive Musik

(Betreuerin Prof. Dr. Ursula Frohne)

(Betreuer Prof. Dr. Christoph von Blumröder)

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Katarina Wagner

Sophie zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg

(a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 3)

(a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 1)

Arbeitstitel: Mehrsprachige peer-Interaktion im Kindergarten. Eine multimodale Analyse

Mythologische Darstellungen in der Spätantike. Die „Terra Sigillata Chiara C“ (Betreuer Prof. Dr. Dietrich Boschung)

(Betreuerin Prof. Dr. Claudia Riehl)

Valerie M. Wolf (a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 1) Arbeitstitel: Edition und Kommentierung der einstimmigen Lieder Oswalds von Wolkenstein (Betreuer Prof. Dr. Hans-Joachim Ziegeler)

Constanze Zürn (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 3) Geordnetes Chaos: Die Bedeutung und Interpretation von Kompositastrukturen (Arbeitstitel) (Betreuerin Prof. Dr. Claudia M. Riehl)

Andrea Wolvers (a.r.t.e.s. -Jg. 2010 / Klasse 3) Arbeitstitel: Through the Middle Passage: the Transfer of cultural concepts from Africa to Jamaica from a linguistic perspective (Betreuerin Prof. Dr. Anne Storch)

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Vortr채ge der Doktorandinnen und Doktoranden

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Dominik Baumgarten „Zur Semiotik von Bild und Text in Werbeanzeigen: Wo genau liegt der Werbetext?“ (Vortrag im Rahmen der III. Österreichischen Studierendenkonferenz der Linguistik, Universität Salzburg, 03.- 05.12.2010)

Konstantin Butz

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„Intersectionally Considered: The Californian Skatepunk Body“ (Vortrag im Rahmen der Konferenz „theory/practice“ des Department of Comparative Literature, University of California, Irvine, 12.03.2010)

Emanuele Caminada „Joining the Background: Habitual Sentiments behind We-Intentionality“ (Vortrag im Rahmen der Tagung "Collective Intentionality VII: Perspectives in Social Ontology", Universität Basel, 23.-26.08.2010)

Jin Cui „Eine kontrastive Forschung über Definitheit im indirekt-anaphorischen Gebrauch“ (Vortrag im Rahmen der Tagung „Semantik und Pragmatik im Südwesten (SPSW)“ - Göttingen, 28.-29.5.2010)

Marcel Danner „Die spätantiken domus von Ostia. Versuch einer sozialen Stratifizierung ihrer Bewohner.“ (Vortrag im Rahmen der Tagung des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung; 25.-29.05.2010 in Nürnberg / Arbeitsgemeinschaft „Römische Archäologie“)

Tobias Davids „Anthropologische Demarkationen. Zur methodischen Funktion des Tiervergleich bei Thomas von Aquin“ (Vortrag im Rahmen der Doktorandentagung Philosophie der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hauptstadt-Repräsentanz der Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin, 20.02.2010)

Diana Di Segni „Sowing the Seeds of Doubt: Moses Maimonides’ Cosmogony-Prophetology Puzzle” (Vortrag im Rahmen der Scuola Superiore ISUFI – Università del Salento, Lecce, 21.01.2011)

Christiane Elster „Die Paramente aus Schenkungen Papst Bonifaz‘ VIII. im Schatz der Kathedrale von Anagni – Ergebnisse und Probleme der Bestandsaufnahme am Beispiel der ehemaligen Dalmatika mit Nikolaus-Szenen in ‚opus anglicanum‘“ (Vortrag im Rahmen des 1. Berner Studiencamps zu den Angewandten Künsten; Universität Bern, www.artes.uni-koeln.de

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Institut für Kunstgeschichte, Abteilung für Geschichte der textilen Künste, 24./25.02.2011) „Ehre, Loyalität und Erinnerung - Überlegungen zu Funktion, Verwendung und Rezeption liturgischer Textilien aus päpstlichen Schenkungen des späten Mittelalters“ (Werkstattgespräch an der Bibliotheca Hertziana/Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom, 15.03.2010, 18.00 Uhr, Spiegelsaal der Fotothek) 130

Anne-Maria Fehn (mit M. Thanassoula): „Wahrnehmungsverben im Zentralkhoisan“ (Vortrag im Rahmen der 3. Kölner Afrikawissenschaftlichen Nachwuchstagung (KANT III), 5.7.11.2010) „Documenting speech-with-gesture in a Central Khoisan language: A description of Ts‘ixa with a focus on deictic expressions and motion events“ (Vortrag im Rahmen des International Workshop on Speech Acts and Speech Events in African Languages, Institut für Afrikastudien, Universität Bayreuth, 9.-11.12. 2010)

(Vortrag im Rahmen des Studientages des Fachbereichs Osteuropa an der Universität Basel; „Räume und Kulturelle Topographien“, 26.03.2010) „Topographien jüdischer Selbstverortungen im lokalen Raum Rigas vor 1914“ (Vortrag im Rahmen des Doktoranden-Forums Geschichte der Studienstiftung des deutschen Volkes, Göttingen, 09.04.2010) „Riga and the invention of German Jewry“ (Vortrag im Rahmen des Leo Baeck Fellowship Workshop der Studienstiftung des deutschen Volkes und des Leo Baeck Institute London, Kleinich/Hunsrück, 03.06.2010) „Topographien jüdischer Selbstverortungen im lokalen Raum Rigas vor 1914“ (Vortrag im Kolloquium für Osteuropäische Geschichte am Institut für Geschichte der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg, 30.06.2010) „Riga transimperial. Topographien jüdischer Selbstverortungen im lokalen Raum vor 1914“ (Vortrag beim 3. ZEUS-Doktorandentag zum Thema „Ein Europa der Imperien?“ am Zentrum für vergleichende europäische Studien an der Universität zu Köln, 09.07.2010)

(mit M. Brenzinger): „Perception and knowledge in Central Khoisan languages“ (Vortrag im Rahmen der Tagung „Perception and Cognition - a cross-linguistic investigation“, Institut für Afrikanistik, Universität zu Köln, 26.-28.11.2010)

„Riga and the invention of German Jewry“ (Vortrag im Rahmen von Max and Hilde Kochmann Summer School for PhD-Students in Modern European-Jewish History and Culture an der University of Sussex, Brighton, 14.07.2010)

Anna Grumblies

„Topographien jüdischer Selbstverortungen im lokalen Raum Rigas vor 1914“ (Vortrag im Rahmen des Oberseminars der Abteilung für Osteurop. Geschichte des Instituts für Geschichtswissenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 26.10.2010)

„Colonial Interest in Indigenous Ecological Knowledge: Scientific Endeavors, Developments and Processes of Scientisation (16th-18th century)“ (Vortrag im Rahmen des ZEUS-Journée d‘étude zum Thema „Europa und das koloniale Wissen 1500-1850, Universität zu Köln, 18.06.2010)

„The Riga Jewish community in the Late Russian Empire: A counter-narrative approach“ (Vortrag im Graduate Seminar am Hebrew and Jewish Studies Department / University College London, 01.12.2010)

Kieu Phuong Ha

Anne-Kathrin Horstmann

„Modelling the Interaction of Intonation and Lexical Tone in Vietnamese“ (Vortrag im Rahmen der internationalen Konferenz Speech Prosody in Chicago 11.-14.05.2010)

„Nie noch hat akademische Bildung einem geborenen Kolonisator geschadet“; Die Kölner Hochschulen und das koloniale Projekt“ (Vortrag im Rahmen der 3. Kölner Afrikawissenschaftlichen Nachwuchstagung (KANT III), 5.11.2010)

„Linguistic and affective meanings of one-word utterances in Northern Vietnamese“ (Vortrag im Rahmen des Third Cologne-Nijmegen Prosody Meeting, Radboud Universiteit, Nijmegen, 11.02.2011)

Felix Hedderich „Éliane Radigue: Eine kleine Werkeinführung“ (Vortrag und Moderation im Rahmen des Konzertes „Sonic Objects #8: Kasper T. Toeplitz & M. Holterbach vs. Éliane Radigue“; Kulturbunker Mülheim, Köln, 19.01.2011)

Felix Heinert „Topographien jüdischer (Selbst-)Verortungen im lokalen Raum Rigas vor 1914: Werkstattbericht und konzeptionelle Selbstverortung“ www.artes.uni-koeln.de

„Projektionsfläche Afrika - Kontinuitäten kolonialer Wahrnehmungsmuster des „Eigenen“ und des „Fremden“ (Vortrag im Rahmen der Kult41 Busreise „Freiräumen“, Bonn/Kult41, 20.11.2010) (zus. mit Kathrin Reinert und Hinnerk Onken): Organsiation und Projektvorstellung beim Workshop „Intellektueller Imperialismus Europas? Das Beispiel deutscher Forschungen zu Afrika und Lateinamerika im 19. und 20. Jahrhundert.“ Zentrum für Vergleichende Europäische Studien, Universität zu Köln, 21.01.2011. „Wozu postkolonialer Aktivismus in Deutschland? Die Auseinandersetzung mit kolonialen Kontinuitäten in deutschen Städten“. (Vortrag im Rahmen der Gesprächsrunde in der Galerie KUB in Leipzig. Eine Veranstaltung der „AG Postkolonial“ des Vereins „Engagierte Wissenschaft e.V.“, 24.02.2011)

Jahrbuch 03/2010 bis 02/2011

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Simone Kügeler „Sacred Paths, Soulful Journeys - Images of Travel and Pilgrimage in Female Mysticism" (Vortrag im Rahmen des International Medieval Congress in Leeds, 13.07.2010)

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Michael Müller „Die Darstellung des Judas bei Iuvencus und Sedulius - (auch) eine Frage der Gattung?“ (Vortrag im Rahmen des Jahrestreffens der klassischen Philologen an den Universitäten in NRW, „Ianualia“, Universität Wuppertal, 10.01.2011)

Asuman Lätzer-Lasar „Die sozialen, kulturellen und territorialen Grenzen der Ephesier am Beispiel der pergamenischen Importkeramik“ (Vortrag im Rahmen der Tagung des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung/ Arbeitsgemeinschaft „Römische Archäologie“, Nürnberg, 25.-29.05.2010) „Nets working for Ephesos during the roman occupation“ (Vortrag im Rahmen der internationalen Konferenz „Networks in the hellenistic World. According to the pottery in the Eastern Mediterranean and beyond“; Universitäten Köln und Bonn, 23.-26. Februar 2011)

Kristina Lahl „Böhmische Literatur in der Zwischenkriegszeit“ (Vortrag beim 3. ZEUS-Doktorandentag zum Thema „Ein Europa der Imperien?“ am Zentrum für vergleichende europäische Studien an der Universität zu Köln, 09.07.2010 )

Sophie Löwenstein „Der Achilleszyklus in der Terra Sigillata C4“ (Vortrag im Rahmen des Kolloquiums am Institut für Archäologische Wissenschaften der GoetheUniversität Frankfurt am Main, 10.05.2010)

Claes Neuefeind „Stai si, defenda, Romontsch, tiu vegl lungatg“ - Digitalisierung als Mittel kultureller Selbstermächtigung kleinerer Sprachgemeinschaften (Vortrag im Rahmen der Graduiertenkonferenz „Languagetalks 2011 – Über Grenzen sprechen“; LMU München, 16.-18.02.2011) „Digitale Rätoromanische Chrestomathie“ – Werkzeuge und Verfahren für die kollaborative Volltexterschließung digitaler Sammlungen (Posterpräsentation zus. mit Fabian Steeg im Rahmen der Postersession der Sektion Computerlinguistik bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS); Göttingen, 23.-25.02.2011)

Stefan Niklas „Mobile Musik als ästhetische Verzauberung des Alltags?“ (Vortrag im Rahmen der Nachwuchstagung „Junge Philosophie - II. Darmstädter Nachwuchstagung für Studierende und Doktoranden/-innen zum Thema „Die Wiederverzauberung der Welt? Technik zwischen Aufklärung, Fortschritt, Mythos und Magie“; TU Darmstadt, 20.08.2010) „John Dewey und Ernst Cassirer über Kunst und Mensch“ (Vortrag im Rahmen des Workshops „Laboratorium Mensch. Aufklärung – Anthropologie – Ästhetik“, Friedrich-Schiller-Universität Jena, 22.-23.10.2010)

Sarah Maupeu

Andrés Otálvaro

„Die Sequenz als Instrument der Wissenschaftsgeschichte“ (Vortrag im Rahmen der Tagung „Die Entgrenzung der Kunstgeschichte“, Kölnischer Kunstverein, 07.-09.05.2010)

„Venezuela, Misiones, Bewegungen und Klassenkampf“ (Vortrag im Rahmen des 5. Treffens deutschsprachiger Südamerika- und KaribikforscherInnen, Marburg, 29.9.–03.10.2010)

Susanne Militzer

Johannes Rauwald

„The correlation between mouth actions and word class in Irish Sign Language (ISL)“ (Vortrag im Rahmen der Konferenz ‚Theoretical Issues in Sign Language Research (TISLR) 10‘, Purdue University, West Lafayette, Indiana, USA, 30.09.-02.10.2010)

„‚Zum größeren Teil ist er eine dichterische Phantasie‘ – Robert Walsers Roman Jakob von Gunten und das ‚Imaginäre‘ nach Cornelius Castoriadis“ (Vortrag im Rahmen der Deutsch-Amerikanischen Tagung „Turns und Trends der Literaturwissenschaft. Literatur, Kultur und Wissenschaft zwischen 1848 und 1914 im Fokus aktueller Theoriebildung“, Bremen, 02.-03.07.2010)

„Poster: Puzzles of cross-modal language contract: code-mixing, mode-mixing, borrowing or language change? The case of Irish Sign Language“ & „Mouth actions and morphological complexity of verbs in Irish Sign Language (ISL)“ (Vortrag auf der 9th High Desert Linguistic Society Conference (HDLS 9), Albuquerque, NM, USA, 04.-07.11.2010) „Spreading of mouth actions in Irish Sign Language. A case of prosodic binding?“ (Vortrag im Forschungskolloquium des IfL Phonetik, Universität zu Köln, 31.01.2011) www.artes.uni-koeln.de

Kathrin Reinert „Visual fantasies on Latin America: Casta painting, costumbrismo and ‘type’ photography“ (Vortrag im Rahmen des ZEUS-Journée d‘étude zum Thema „Europa und das koloniale Wissen 1500-1850, Universität zu Köln, 18.06.2010)

Jahrbuch 03/2010 bis 02/2011

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„Las fuentes visuales en la discusión metodológica de la historiografía alemana actual” (Vortrag in der Sektion „Debate sobre las presentaciones y análisis de documentos fotográficos”; Sektionsleitung mit Barbara Potthast, beim Taller multidisciplinario Internacional „’Al pueblo argentino de 2010’, Culturas en movimiento en el Río de La Plata”, Sektion Universidad Nacional de San Martín - Instituto de Altos Estudios Sociales (IDAES), Buenos Aires, 26., 28.-29.10.2010.) 134

(zus. mit Anne-Kathrin Horstmann und Hinnerk Onken): Organsiation und Projektvorstellung beim Workshop „Intellektueller Imperialismus Europas? Das Beispiel deutscher Forschungen zu Afrika und Lateinamerika im 19. und 20. Jahrhundert.“ Zentrum für Vergleichende Europäische Studien, Universität zu Köln, 21.01.2011.

Katrin Schaumburg „When you have a profession, a man will never frustrate you“ - the influence of work on female independence and decision-making among single women in a South African township“ (Vortrag im Rahmen des IGK Work and Human Lifecycle in Global History, Summer Academy 2010, Point Sud - Center for Research on Local Knowledge, Bamako, Mali, 05.11.2010)

Frauke Scheffler „Race-, Gender- und Körperdiskurse in Reiseberichten von Amerikanerinnen in den Philippinen, 1900-1914“ (Vortrag im Rahmen des Interdisziplinären Kolloquiums anlässlich des 5-jährigen Jubiläums des CePoG (Centrum für Postcolonial und Gender Studies) an der Universität Trier, 09.07.2010)

Gerardo Scheige „Der Aspekt des Sepulkralen in Karlheinz Stockhausens KATHINKAs GESANG als LUZIFERs REQUIEM“ (Vortrag im Rahmen der Tagung „Musik - Tod - Alltag“; Robert Schumann Hochschule Düsseldorf, 23.-25.9.2010)

Pascal Schillings „Resisting Representation? The Polar Regions and British Colonial Knowledge, 1770-1850“ (Vortrag im Rahmen des Workshops „Europe and Colonial Knowledge 1500-1850“, Zentrum für Vergleichende Europäische Studien (ZEUS) der Universität zu Köln, 18.06.2010) „Die Antarktis im europäischen Blick, 1902-1914“ (Vortrag im Rahmen der Übung „Plus ultra! Forschungs- und Entdeckungsreisen im Kontext von Technikgeschichte, Geographie und Politik“, RWTH Aachen, 09.07.2010)

(Vortrag im Rahmen der Konferenz „Kultur und Kulturpolitik in den Städten der Bundesrepublik 1945-2010“, Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster, 07.-09.10.2010)

Britta Tewordt „Houdt op in mijn tuin te wroeten, Spaanse varkens!“ - Das Bild der Spanier in den Niederlanden (Vortrag im Rahmen der ANKK Jahrestagung (Arbeitskreis Niederländische Kunst- und Kulturgeschichte), Dresden, 18.-20.06.2010)

Katarina Wagner Zwei Elternseminare „Mehrsprachige Erziehung“ (Vortrag zus. mit Leonie Teubler anlässlich des Aktionstages für Mehrsprachigkeit im Spanischen Bau des Rathauses, Köln, 12.06.2010) „‚Sprich mit mir!‘ Wie Eltern den Spracherwerb ihres Kindes unterstützen können“ (Vortrag zus. mit Riccarda Fasanella, Remscheid, 17.06.2010) „Mehrsprachige Erziehung“ (Workshop für die Elternakademie der Föderation türkischer Elternvereine in NRW e.V. in Düsseldorf, 18.09.2010)

Valerie M. Wolf „Edition und Kommentierung der einstimmigen Lieder Oswalds von Wolkenstein“ (Vortrag im Rahmen des Altgermanistischen Forschungskolloquium Köln-Bonn-Siegen, Universität zu Köln, Juni 2010) „Edition und Kommentierung der einstimmigen Lieder Oswalds von Wolkenstein“ ((Vortrag im Rahmen des Nachwuchskolloquium des Zentrums für Mittelalterstudien, Universität zu Köln, Juli 2010) „Überlegungen zu einer zeitgemäßen Edition der Lieder Oswalds von Wolkenstein“ (Mediävistisches Kolloquium Rostock, Januar 2011) „Musikwissenschaftliches Edieren im 21. Jahrhundert“ (Musikwissenschaftliches Doktorandenkolloquium Köln-Hamburg, Februar 2011)

Andrea Wolvers „Twa Pa? Slang in Zimbabwe“ (Vortrag im Rahmen Kölner Afrikawissenschaftliche Nachwuchstagung KANT III, 07.11.2010)

Martin Zingsheim

„Die Exotisierung der Antarktis“ (Vortrag im Rahmen des 5. Studientages „Literatur und Wissenschaftsgeschichte“, Max-PlanckInstitut für Wissenschaftsgeschichte Berlin, 10.07.2010)

„sonic objects # 7 - C. Spencer Yeh/Okkyung Lee + Z‘EV Vs. Harry Partch“ („Konzerteinführungsvortrag über den Komponisten Harry Partch“ im Kulturbunker Köln-Mülheim e.V., 21.10.2010)

„Antarctica as a European Project, 1897-1917“ (Vortrag im Rahmen der Summerschool „Transnational Actors – Actors of Transnationalisation“, Universität Leipzig, 20.-23.09.2010)

Constanze Zürn

„Die vorgestellte Gemeinschaft. Der Kölner Karneval im Nachkriegsdeutschland, 1945-1960“ www.artes.uni-koeln.de

„Eichhörnchentanne und Kellnerpalme - Bedeutung und Interpretation nominaler Komposita“ (Vortrag im Rahmen des LAK, Universität zu Köln, 07.07.2010) Jahrbuch 03/2010 bis 02/2011

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Verรถffentlichungen der Doktorandinnen und Doktoranden

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Jahrbuch 03/2010 bis 02/2011

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Martin Böke • Rezension zu: Yan Yunxiang: The Individualization of Chinese Society. Asien 2010 (116).

• Sammeln, Systematisieren, Bewahren – Aneignungen wissenschaftlicher Weltentwürfe, in: Larger Than Life – Stranger Than Fiction. 11. Triennale Kleinplastik. Ausst.kat.: Fellbach (Alte Kelter) 2010, S. 72-75.

• In Vorbereitung: Traditional Chinese Medicine and German Cultural Anthropology – a Forgotten approach.

• Lutz Fritsch. Eis Zeit Raum, in: Weiss – Ice/White, Ausst.kat. Untergröningen (Kunstverein KISS Kunst im Schloss) 2010, S. 30f.

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Lara Brück-Pamplona • Der Einfluss der Brüder Grimm auf die brasilianische Folkloreforschung und Kinder- und Jugendliteratur: Eine Untersuchung am Beispiel der Märchensammlungen von Monteiro Lobato, Sílvio Romero und Luís da Câmara Cascudo “, in interjuli – Internationale Kinder- und Jugendliteraturforschung, Ausgabe 02/2010, S. 27-43. • A contribuição dos Irmãos Grimm para os estudos folclóricos e a literatura infantil no Brasil: os exemplos de Monteiro Lobato, Sílvio Romero e Luís da Câmara Cascudo“,im Rahmen des Sammelbandes zur Sektion 5 des 8. Deutschen Lusitanistentages (Kinder- und Jugendliteratur in portugiesischer Sprache: Schreiben – Forschen – Illustrieren). Im Druck. • „Mündliche Literatur und Folklore“, im Rahmen des Sammelbandes zur Sektion 11 des 8. Deutschen Lusitanistentages. Schriftenreihe Publikationen zur Portugiesischsprachigen Welt. Hamburg: Dr. Kovač. Im Druck.

• Walker Evans, in: Weltsichten. Landschaft in der Kunst seit dem 17. Jahrhundert. Ausst.kat.: Bochum et al. (Stiftung Situation Kunst) 2010, S. 297. • Bernd und Hilla Becher, in: Weltsichten. Landschaft in der Kunst seit dem 17. Jahrhundert. Ausst. kat.: Bochum et al. (Stiftung Situation Kunst) 2010, S. 287. • A.R.T.e.s. Galerie (Hg.): Charlotte Warsen. If I touched the earth. Ausst.kat. Köln (A.R.T.e.s. Galerie) 2010. • A.R.T.e.s. Galerie (Hg.): Christina Kramer. Präposition. Ausst.kat. Köln (A.R.T.e.s. Galerie) 2010. • Sabine Becker, Jennifer Crowley, Sandra Dichtl, Andrea Günther, Sarah Sonderkamp (Hg.): Der Blitz schlägt nie zweimal am selben Ort ein. Ausst.kat.: Köln (Temporary Gallery) 2010.

Tobias Davids

• „Literatura de cordel: as raízes ibéricas da poesia popular brasileira“, im Rahmen der Schriftenreihe Publikationen zur Portugiesischsprachigen Welt. Hamburg: Dr. Kovač. Voraussichtliche Veröffentlichung: 1. Semester 2011.

• „Kinder im Paradies. Bemerkungen zu einem Gedankenexperiment bei Thomas von Aquin“, Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie, 57, 1 (2010), 12-23.

• „Contos de fada: literatura infantil e folclore na Alemanha e no Brasil“, im Rahmen der Schriften zur Sektion 5 am 8. Deutschen Lusitanistentag. Voraussichtliche Veröffentlichung in Portugal: 1. Semester 2011.

Sebastian Goth Kleist in den USA. Ein Forschungsbericht. In: Kleist-Jahrbuch 2010, S. 145-169.

Emanuele Caminada

Kieu-Phuong Ha

• Max Scheler; Emanuele Caminada (Hg.), Modelli e capi, FrancoAngeli, Milano 2011. Italienische Übersetzung von Max Scheler, Vorbilder und Führer, in GW X S. 257-344. Übersetzung, Einführung und kritischer Apparat von Emanuele Caminada.

• Prosody of Vietnamese from an interactional perspective: á» , ừ and vâng in backchannels and requests for information. Journal of the Southeast Asian Linguistics Society 3.1 (2010), 56-76.

• „Husserls intentionale Soziologie“ in Verena Mayer; Cristopher Erhard; Marisa Scherini (Hgg.), Die Aktualität Edmund Husserls, Alber-Verlag, Reihe Phänomenologie, Freiburg 2011. • „Higher order Persons: An ontological Challenge?” in Phenomenology and Mind. The On Line Journal of Centre in Phenomenology and Sciences of the Person 1 (2011).

• (zus. mit Martine Grice): Modelling the interaction of intonation and lexical tone in Vietnamese. Speech Prosody 2010, 100042:1-4.

Felix Heinert • Rezension zu: Hundert, Gershon David (Hrsg.): The YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe. New Haven 2008, in: H-Soz-u-Kult, 28.10.2010

Jennifer Crowley • Analogien im abstrakten Werk von Pidder Auberger, in: Museum Folkwang (Hg.): Pidder Auberger. Fotografien und Holzschnitte. Ausst.kat. Essen (Museum Folkwang) 2011, S. 86-97 (Konzeption des Katalogs zus. mit Ute Eskildsen). • Sabine Hornig. Schichten des Raums, in: Sabine Becker, Jennifer Crowley, Sandra Dichtl, Andrea Günther, Sarah Sonderkamp (Hg.): Der Blitz schlägt nie zweimal am selben Ort ein. Ausst.kat.: Köln (Temporary Gallery) 2010, S. 22. www.artes.uni-koeln.de

• Rezension zu: Horowitz, Brian: Jewish Philanthropy and Enlightenment in Late-Tsarist Russia. Seattle 2009, in: Neue Politische Literatur. Berichte über das internationale Schrifttum, Jg. 55 (2010), S. 313-315. • Rezension zu: Horowitz, Brian: Empire Jews: Jewish Nationalism and Acculturation in 19th and Early 20th-Century Russia. Bloomington 2009, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas (erscheint 2011). Jahrbuch 03/2010 bis 02/2011

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• (Re-)Locating Jewishness and representing local Jewry in the urban space of Riga: Urban elites, local politics and cultural self-representations before and after 1905, in: Rethinking the Russian Revolution of 1905: Crisis, Context, Comparisons. Festschrift für Heinz-Dietrich Löwe, hg. v. Frank Grüner, Raphael Utz und Felicitas Fischer von Weikersthal (in Vorbereitung).

Marianne Kreuels 140

Andrea Wolvers • Sounds of Resistance: African Identity in Jamaican Music from a Postcolonial Perspective. Saarbrücken: VDM (2010). • Rezension: Senft, Gunter & Ellen B. Basso. Ritual Communication. Oxford: Berg 2007. In: Orientalistische Literaturzeitung (forthcoming). 141

Kontingente und notwendige Unsterblichkeit. Einige begriffliche Präzisierungen zur MakropulosDebatte. Zeitschrift für philosophische Forschung 64/2 (2010), 246-259.

Kristina Lahl • Wielands Pandora-Adaptionen. Die Aporien des Mythos und die Rolle der Frau. In: Heinz-Peter Preußer, Françoise Rétif (Hrsg.): Pandora und die mythische Genealogie der Frau. N.N.: 2010. • Marquise von O… / Die Verlobung in St. Domingo. In: Marion Bönnighausen /Jochen Vogt (Hrsg.): Literatur für die Schule. Paderborn: W. Fink 2011. (mit Ingo Breuer).

Sarah Maupeu • Die Rezeption ‚primitiver‘ Kunst in der Kunstwissenschaft um 1900, in: Ursel Berger, Christiane Wanken (Hg.): Wilde Welten. Aneignung des Fremden in der Moderne. Berlin: Koehler & Amelang Verlag, 2010, S. 97-108. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung im Georg-KolbeMuseum Berlin, 24.2. bis 5.4.2010.

Susanne Militzer Puzzles of cross-modal language contact: code-mixing, mode-mixing, borrowing or language change? The case of Irish Sign Language (in Vorbereitung).

Kathrin Reinert • „Vernetzung durch Visualisierung? Wissenschaftliche Fotografie bei Max Uhle und Robert Lehmann-Nitsche (1892-1933).“ Bremer, Thomas/ Schütz, Susanne/ Bender, Martina (Hg.) GILCALArbeitspapiere zur Iberoromanischen Literatur- und Kulturwissenschaft. Vol. 9 [2011]. • Barbara Potthast / Kathrin Reinert, Visiones y Visualizaciones de América del Sur, in Chicote, Gloria / Göbel, Barbara (Hg.), Ideas viajeras y sus objetos: El intercambio científico entre Alemania y América austral, Berlín, Iberoamericana / Vervuert, [2011].

Gerardo E. Scheige Bericht über den Internationalen Musikwissenschaftlichen Kongress Stockhausen 2010 am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität zu Köln vom 27. bis zum 30. Januar 2010, in: Die Musikforschung LXIII, Heft 3, Juli-September 2010, S. 280f.

Britta Tewordt Rezension zu: Schulze Schneider, Ingrid: La leyenda negra de España. Propaganda en la Guerra de Flandes (1566­-1584). Madrid 2008, in: H-Soz-u-Kult, 10.11.2010: http://hsozkult.geschichte. hu-berlin.de/rezensionen/2010-4-103. www.artes.uni-koeln.de

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Die a.r.t.e.s.

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Kommission

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Prof. Dr. Michael Bollig

Prof. Dr. Andreas Hüttemann

Universität zu Köln Institut für Ethnologie

Universität zu Köln Philosophisches Seminar

Forschungsschwerpunkte

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Wirtschaftsethnologie,Kulturökologie, Konfliktethnologie, Netzwerkanalyse, Interdisziplinäre Forschungsansätze

Forschungsschwerpunkte

Prof. Dr. Rudolf Drux

Prof. Dr. René Nünlist

Universität zu Köln Institut für deutsche Sprache und Literatur I

Universität zu Köln Institut für Altertumskunde

Wissenschaftstheorie Philosophie des Geistes Metaphysik Frühe Neuzeit

Forschungsschwerpunkte Forschungsschwerpunkte

Deutsche Dichtung von der Frühen Neuzeit bis zum Vormärz; Literatur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts; Motiv- und Stoffgeschichte; historische Metaphorik; Gattungspoetik; Intermedialität

Homer (Mitbegründer des Basler Homerkommentars), Frühgriechische Dichtung, Antike und moderne Literaturwissenschaft, Papyrologie (insbes. Menander)

Prof. Dr. Stefan Grohé Prof. Dr. Claudia M. Riehl

Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut

Universität zu Köln Institut für deutsche Sprache und Literatur I Forschungsschwerpunkte Kulturspezifik von Texten und Diskursen; Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit; Mehrsprachigkeitsdidaktik; Textlinguistik und Pragmatik (v.a. Textproduktion und Textrezeption, auch sprachgeschichtlich); Minderheitensprachen; Regionalsprachen; Spracheinstellungen (soziolinguistische und psycholinguistische Ansätze)

Forschungsschwerpunkte Niederländische Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts Malerei und Skulptur des 19. Jahrhunderts

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Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer

Prof. Dr. Jakob Vogel

Universität zu Köln Philosophisches Seminar / Thomas-Institut

Universität zu Köln Historisches Institut

Forschungsschwerpunkte

Forschungsschwerpunkte

Geschichte der Wissenschaften und der Philosophie, insbes. im Mittelalter; Geschichte der Epistemologie und Wissenschaftstheorie; Philosophie und Weisheit; der Theologiediskurs im Schnittfeld von Philosophie und Religion; Ästhetik und Kunstwissenschaft: Mittelalter und Gegenwart

Europäische Geschichte (18.-20. Jahrhundert) Kolonialgeschichte Wissensgeschichte Geschichte der Nation und des Nationalismus Kulturgeschichte des Wirtschaftens

Prof. Dr. Wolfram Steinbeck

Prof. Dr. Susanne Wittekind

Universität zu Köln Musikwissenschaftliches Institut

Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut

Forschungsschwerpunkte Europäische Kompositionsgeschichte des 17. bis 20. Jahrhunderts; Musik der Aufklärung und der Wiener Klassik; Probleme der Gattungsgeschichte; Musikalische Romantik und Moderne Symphonik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts; Rezeptionsgeschichte des 19. Jahrhunderts; Musikalische Analyse und Hermeneutik

Forschungsschwerpunkte Text-Bild-Forschung (Mittelalterliche Buchmalerei) Kunst, Liturgie und Heiligenverehrung (Mittelalterliche Schatzkunst) Deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts

Prof. Dr. Anne Storch Universität zu Köln Institut für Afrikanistik Forschungsschwerpunkte Benue-Congo (v.a. Jukun); Atlantisch; West-Nilotisch; Linguistische Anthropologie: Sprachideologien, manipulierte Sprachen; Phraseologie; Sprache und Sozialgeschichte; kulinarische Kommunikation; Grammatik der Sinne; Vergleichende Linguistik und Typologie; Sprachdokumentation

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Wissenschaftliche Betreuerinnen und Betreuer

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Prof. Dr. Claudia Albert Freie Universität Berlin Institut für Deutsche und Niederländische Philologie / Neuere deutsche Literatur

Prof. Dr. Anne-Marie Bonnet Rheinische Friedrichs-Wilhelm-Universität Bonn Institut für Kunstgeschichte und Archäologie

Prof. Dr. Claudius Armbruster Universität zu Köln Lehr- und Forschungszentrum für Lateinamerika

Prof. Dr. Birgitt Borkopp-Restle Universität Bern Institut für Kunstgeschichte / Abt. Geschichte der textilen Künste

Prof. Dr. Marianne Bechhaus-Gerst Universität zu Köln Institut für Afrikanistik

Prof. Dr. Dietrich Boschung Universität zu Köln Archäologisches Institut / Internationales Kolleg Morphomata

Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur II

Prof. Dr. Marc Brunelle University of Ottawa Department of Linguistics

PD Dr. Leila Behrens Universität zu Köln Institut für Linguistik, Abt. Allgemeine Sprachwissenschaft

Prof. Dr. Michael J. Casimir Universität zu Köln Institut für Ethnologie

Prof. Dr. Hanjo Berressem Universität zu Köln Englisches Seminar I

Prof. Dr. Rudolf Drux Universität zu Köln Institut für deutsche Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Günter Blamberger Universität zu Köln Institut für deutsche Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Norbert Finzsch Universität zu Köln Historisches Seminar / Anglo-Amerikanische Abteilung

Prof. Dr. Marita Blattmann Universität zu Köln Historisches Seminar I / Mittlere und Neuere Geschichte

Prof. Dr. Thomas Fischer Universität zu Köln Archäologisches Institut

Prof. Dr. Christoph von Blumröder Universität zu Köln Musikwissenschaftliches Institut

Prof. Dr. Jürgen Friedrichs Universität zu Köln WISO-Fakultät / Forschungsinstitut für Soziologie

Prof. Dr. Michael Bollig Universität zu Köln Institut für Ethnologie

Prof. Dr. Ursula Frohne Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut

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Prof. Dr. Josef Früchtl Universiteit van Amsterdam Amsterdam School for Cultural Analysis

Prof Dr. Bernd Heine Universität zu Köln Institut für Afrikanistik

Prof. Dr. Martine Grice Universität zu Köln Institut für Linguistik / Phonetik

Prof. Dr. Michael Heinzelmann Universität zu Köln Institut für Klassische Archäologie

Prof. Dr. Stefan Grohé Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut

Prof. Dr. Nikolaus Himmelmann Universität zu Köln VW Schwerpunktprogramm „Dokumentation bedrohter Sprachen“

PD Dr. Andreas Grüner Ludwig-Maximilians- Universität München Institut für Klassische Archäologie

Prof Dr. Hans-Joachim Höhn Universität zu Köln Institut für Katholische Theologie

Prof. Dr. Thomas Grundmann Universität zu Köln Philosophisches Seminar

PD Dr. Jens Jäger Universität zu Köln Historisches Seminar I / Neuere Geschichte

Prof. Dr. Torsten Hahn FernUniversität in Hagen Neuer deutsche Literaturwissenschaft und Medienästhetik

Prof. Dr. Ralph Jessen Universität zu Köln Historisches Seminar I / Neuere Geschichte

PD Dr. Bernd Hamacher Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur I

PD Dr. Ekaterini Kepetzis Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut

Prof. Dr. Jürgen Hammerstaedt Universität zu Köln Institut für Altertumskunde / Klassische Philologie

Prof. Dr. Udo Kindermann Universität zu Köln Institut für Altertumskunde / Mittellateinische Abteilung

Prof. Dr. Michaela Hampf Freie Universität Berlin John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien

Prof. Dr. Erich Kleinschmidt Universität zu Köln Institut für deutsche Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Heiner Hastedt Universität Rostock Institut für Philosophie

Prof. Dr. Doris Kolesch Freie Universität Berlin Institut für Theaterwissenschaft Prof. Dr. Frauke Kraas Universität zu Köln Geographisches Institut

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PD Dr. Silvia Kutscher Universität zu Köln Institut für Linguistik / Abt. Allgemeine Sprachwissenschaft

Prof. Dr. Roberta De Monticelli Istituto Italiano di Scienze Umane, Mailand Laboratorio di Fenomenologia e Scienze della Persona

Dr. Lorraine Leeson Trinity College Dublin, Irland Centre for Deaf Studies - School of Linguistic, Speech and Communication Sciences

Prof. Dr. Katharina Niemeyer Universität zu Köln Romanisches Seminar

Apl. Prof. Dr. Stefanie Lieb Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut

Prof. Dr. Norbert Nußbaum Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut / Abt. Architekturgeschichte

Prof. Dr. Claudia Liebrand Universität zu Köln Institut für Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Jan Opsomer Universität zu Köln Philosophisches Seminar

Prof. Dr. Elisabeth Löbel Universität Stuttgart / Universität zu Köln Institut für Linguistik / Germanistik

Prof. Dr. Peter Orth Universität zu Köln Institut für Altertumskunde / Mittellateinische Abteilung

Prof. Dr. Dieter Lohmar Universität zu Köln Philosophisches Seminar / Husserl-Archiv

Prof. Dr. Walter Pape Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Horst Lohnstein Universität zu Köln Institut für deutsche Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Ursula Peters Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Andreas Michel Universität zu Köln Institut für Katholische Theologie

Prof. Dr. Barbara Potthast Universität zu Köln Historisches Seminar I / Abt. für iberische und lateinamerikanische Geschichte

Prof. Dr. Nine Miedema Universität Duisburg-Essen Fachgebiet Ältere deutsche Literaturwissenschaft

Prof. Dr. Beatrice Primus Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Peter F. Mittag Universität zu Köln Historisches Seminar I Lehr- und Forschungszentrum für die antiken Kulturen des Mittelmeerraumes

Prof. Dr. Michael Quante Westfälische Wilhelms-Universität Münster Philosophisches Seminar

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Prof. Dr. Jürgen Richter Universität zu Köln Institut für Ur- und Frühgeschichte

Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke Universität Trier Kunsthistorisches Institut

Prof. Dr. Claudia M. Riehl Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Helmholt Vittinghoff Universität zu Köln Ostasiatisches Seminar

Prof. Dr. Martin Rössler Universität zu Köln Institut für Ethnologie

Prof. Dr. Jakob Vogel Universität zu Köln Historisches Seminar I

Prof. Dr. Jürgen Rolshoven Universität zu Köln Institut für Linguistik, Abt. Sprachliche Informationsverarbeitung

Prof. Dr. Kai Vogeley Universität zu Köln Klinik für Psychiatrie

Prof. Dr. Magali dos Santos Moura Universidade do Estado do Rio de Janeiro (UERJ) Instituto de Letras

PD Dr. Hillard von Thiessen Universität zu Köln Historisches Seminar I

Prof. Dr. Christoph Schmidt Universität zu Köln Historisches Seminar I / Abt. für iberische und lateinamerikanische Geschichte

Prof. Dr. Susanne Wittekind Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut / Abt. Allgemeine Kunstgeschichte

Prof. Dr. Klaus Schneider Universität zu Köln Ethnologisches Institut / Rautenstrauch-Joest Museum

Prof. Dr. Bodo Zelinsky Universität zu Köln Slavisches Institut

Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer Universität zu Köln Philosophisches Seminar / Thomas-Institut

Prof. Dr. Michael Zeuske Universität zu Köln Historisches Seminar I / Abt. für iberische und lateinamerikanische Geschichte

Prof. Dr. Wolfram Steinbeck Universität zu Köln Musikwissenschaftliches Institut

Prof. Dr. Hans-Joachim Ziegeler Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Anne Storch Universität zu Köln Institut für Afrikanistik

Prof. Dr. Andreas Zimmermann Universität zu Köln Institut für Ur- und Frühgeschichte

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Beteiligte Institutionen

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EGSAMP - European Graduate School for Ancient and Medieval Philosophy http://www.egsamp.uni-koeln.de/wp/ Internationales Kolleg Morphomata http://www.ik-morphomata.uni-koeln.de/ 160

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Lehr- und Forschungszentrum Lateinamerika http://www.lateinamerika.uni-koeln.de Zentrum für die antiken Kulturen des Mittelmeerraums http://www.archaeologie.uni-koeln.de/zentrum/ Zentrum für Inter- und Transkulturelle Studien (CITS) http://www.uni-koeln.de/phil-fak/cits/ Zentrum für Medienwissenschaften http://www.zfmk.uni-koeln.de/ Zentrum für Mittelalterstudien http://www.zfms.uni-koeln.de/ Zentrum für Moderneforschung http://www.zfmod.uni-koeln.de/ Zentrum für Osteuropa http://www.uni-koeln.de/phil-fak/zoe/ Centre of Quaternary Science and Geoarchaeology http://www.qsga.de/ Zentrum für Sprachenvielfalt und Mehrsprachigkeit http://www.zsm.uni-koeln.de/ Zentrum für vergleichende europäische Studien http://www.zeus.phil-fak.uni-koeln.de/ Cologne African Studies Centre http://www.casc.uni-koeln.de/

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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der a.r.t.e.s. Forschungsschule

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Dr. Sabine Folger-Fonfara

Prof. Dr. Andreas Speer

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Sprecher

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a.r.t.e.s. Forschungsschule Aachener Str. 217, D-50931 Kรถln Tel.: +49 221 / 470-2309, Fax: +49 221 / 4701964 andreas.speer@uni-koeln.de

Aiko Wolter, M.A. Wissenschaftlicher Mitarbeiter Projektassistent a.r.t.e.s. international

Dr. Artemis Klidis-Honecker Koordinatorin a.r.t.e.s. Forschungsschule Aachener Str. 217, D-50931 Kรถln

Daniel Austerfield

Tel.: +49 221 / 470-1963, Fax: +49 221 / 4701964

Wissenschaftliche Hilfskraft

artemis.klidis-honecker@uni-koeln.de

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Dominik Baumgarten, M.A.

Johannes Bergmann

Wissenschaftliche Hilfskraft

Studentische Hilfskraft

Lara Br端ck-Pamplona, M.A.

Isa-Lou Sander

Wissenschaftliche Hilfskraft

Studentische Hilfskraft

Dr. des. Christoph Dittrich

Yana Tumakova

Wissenschaftliche Hilfskraft

Studentische Hilfskraft

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Patrick Howe Studentische Hilfskraft

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Christine Lorig Studentische Hilfskraft

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Impressum Herausgeber: a.r.t.e.s. Forschungsschule Universität zu Köln | Albertus-Magnus-Platz | 50923 Köln Redaktion: Andreas Speer | Artemis Klidis-Honecker | Sabine Folger-Fonfara Gestaltungskonzept: Ulrike Kersting Layout: Sabine Folger-Fonfara Abbildungen: zweimalig Dirsing Schorn | Roman Oranski | Emanuele Caminada u.a. Druck: www.flyeralarm.de Stand: April 2011 www.artes.uni-koeln.de

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anthropologie rezeption transkulturation episteme sprache Sprecher | Spokesperson Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer Universität zu Köln | Albertus-Magnus-Platz | D-50923 Köln Tel.: +49 221 470-2309 | Fax: +49 221 470-5011 andreas.speer@uni-koeln.de

Koordinatorin | Coordinator Dr. Artemis Klidis-Honecker Universität zu Köln | Albertus-Magnus-Platz | D-50923 Köln Tel.: +49 221 / 470-1963 | Fax: +49 221 / 470-1964 artemis.klidis-honecker@uni-koeln.de

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