MFG - Das Magazin / Ausgabe 62

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STADT.LAND 2.0 P.b.b. Verlagspostamt 3100 St. Pรถlten, 04Z035974M, 06/17, EURO1,50

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MFG EDITORIAL

STADT.LAND 2.0 von Johannes Reichl

Eigentlich hätte man eine Jubelfanfare erwartet, einen feierlichen Marsch, zumindest Standing Ovations, irgendetwas, das dem Anlass entsprechend gewesen wäre. Immerhin wurde im Gemeindedrat ein Grundsatzbeschluss hinsichtlich der Kooperation zwischen Stadt und Land gefasst, wie es ihn in dieser Substanz seit der Landeshauptstadterhebung nicht mehr gegeben hat. Stattdessen verliefen sich die politischen Vertreter einmal mehr in kleingeistigen Sticheleien, weil sie offensichtlich die historische Dimension dieses Beschlusses nicht begriffen. Ich kann mich noch gut erinnern, dass bereits während meines Studiums am Institut für Geographie und Regionalforschung Mitte der 90er die Benachteiligung St. Pöltens – u. a. auf Basis des Regionalisierungsgesetzes – wissenschaftlich Thema war. Dieses Gesetz hatte einst die SPÖ Niederösterreich als rechtliches Pendant und Kompensation zum Landeshauptstadterhebungsgesetz durchgesetzt – nach St. Pölten würden durch die Umsiedlung der Landesregierung von Wien in die neue Hauptstadt Milliarden an Landesgeldern fließen (zunächst aber „nur“ in die Gebäude), die Kommune würde also – so die Lesart – überproportional von der Hauptstadt profitieren. Damit sich kein Wasserkopf bildet, der alle Ressourcen aus dem ländlichen Raum abzieht, sollte sichergestellt werden, dass auch die anderen Regionen berücksichtigt werden. Politisch war das nachvollziehbar. Weniger nachvollziehbar war dahingegen der generelle Ausschluss St. Pöltens aus einer Reihe von Landes-Fördertöpfen, die – wenn man so will – nicht unmittelbar mit der Hauptstadt, als vielmehr mit dem allgemeinen Gedeihen einer Kommune an sich zu tun haben und Bereiche wie Bildung, Wirtschaftsförderung, Messeförderung etc. betrafen. In vielen Segmenten wurde dadurch eine unfaire Marktsituation, ja eine gesetzlich konditionierte Wettbewerbsverzerrung geschaffen. Kritik daran wurde stets mit dem Hinweis auf den „Hauptstadtbonus“ abgeschmettert. Es entbehrt keiner gewissen Ironie, dass gerade diese Sichtweise indirekt Keim des nunmehrigen Paktes

ist. So musste die Hauptstadt für das Landesklinikum im Vergleich zu anderen Krankenhauskommunen überproportional für einen „Standortvorteil“ bezahlen. Zuviel, wie der Verfassungsgerichtshof bestätigte. Die Folge war ein Vergleich zwischen Stadt und Land in Höhe von rund 35 Millionen Euro, die zugrundeliegende Verschubmaße des nunmehrigen Deals. Mancher mag nun einwerfen „Na dann bekommt St. Pölten ja sowieso nur zurück, was es bislang zu viel einbezahlt hat.“ Nur, das ist eindeutig zu kurz gegriffen, denn was jetzt angestoßen und vor allem geöffnet wird, geht weit darüber hinaus. Hinter diese Wegmarke, einmal überschritten, wird man nicht mehr (und will hoffentlich auch nicht mehr) zurück können, es sei denn, man setzt seine politische Glaubwürdigkeit aufs Spiel. So wird St. Pölten – das umgekehrt seinen Beitrag für Institutionen wie Festspielhaus, Bühne im Hof oder Landestheater erhöhen muss – erstmals Bedarfszuweisungen seitens des Landes erhalten! Weiters – was eine Studie „evaluieren“ soll, aber ein seriöses Ergebnis kann nur positiv ausfallen – wird es über kurz oder lang auch aus Mitteln der ecoplus, der Wirtschaftsagentur des Landes, gefördert werden. Außerdem steigt das Land u. a. in die FH ein. Mag sein, dass das alles auf den ersten Blick hin gar nicht so spektakulär klingt, tatsächlich ist es aber ein Meilenstein, der St. Pölten nachhaltig voranbringen wird. Auch „sphärisch“, denn de facto bedeutet dieser Pakt einen absoluten Paradigmenwechsel, wie das Land seine Hauptstadt wahrnimmt und in Hinkunft mit ihr umzugehen gedenkt. Er ist ein offensives, eindeutiges Bekenntnis beider Seiten zum Miteinander. Es war ein langer Weg bis hierher – 31 Jahre! Ab jetzt geht man ihn aber noch intensiver gemeinsam – und wer weiß, vielleicht führt er (Stichwort Kulturhauptstadt) sogar bis nach Europa? Eines ist er in jedem Fall: historisch! Und in Zeiten überbordender parteipolitischer Polemik und gegenseitigen Misstrauens zudem ein starkes Zeichen politischer Konstruktivität – denn ja, die gibt es noch! Allein das verdient Standing Ovations!

Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus, und Veranstaltungen. Herausgeber/Geschäftsführer: Bernard und René Voak. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chef vom Dienst: Christina Bauer Redaktionsteam: Christina Bauer, Thomas Fröhlich, Gotthard Gansch, Sascha Harold, Dominik Leitner, Michael Müllner, Michael Reibnagel, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kolumnisten: Herbert Binder, Thomas Fröhlich, Dominik Leitner, Michael Müllner, Tina Reichl, Roul Starka, Beate Steiner Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, Wolfgang Hintermeier, David Meixner, Clemens Schumacher, Manuel Pernsteiner, Michael Reibnagel, Johannes Reichl, Robert Stefan, Markus Waldbauer Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Elias Kaltenberger, Matthias Köstler, Cover-Montage: Mr. Shitaki, Wappen NÖ, St. Pölten public domain Art Director & Layout: Mr. Shitakii Korrektur: Anne-Sophie Müllner Hersteller: NÖ Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.


INHALT

Urban 7

KULTUR 38

SZENE 56

SPORT 70

URBAN 8 16 20 26 32 36

warum? EIne Frage der Ethik der binder braustadt st. pölten taxi, danke! vielfältig und bunt

KULTUR

40 sackpfeifer und psycho-BAder 44 für visionen bereit?

46 Wir packen es an!

SZENE

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get funky, baby! futter in form schau.spiel in st. pölten

SPORT

70 überleben am luggauerweg 9 72 SKn Lehrjahre

6 IN WAS FÜR EINER STADT 7 SHORTCUTS URBAN 38 SHORTCUTS KULTUR 56 SHORTCUTS SZENE 50 SOMMERTHEATERGUIDE 60 SOMMERFESTIVALGUIDE

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SPIELZEIT 2017/18 Dantons Tod Georg Büchner Die Geggis Mira Lobe Romeo und Julia William Shakespeare Die kleine Hexe Otfried Preußler Times Are Changing Ein Klassenzimmerstück über das Leben und die Musik von Bob Dylan Die Marquise von O. / Auf der Suche nach dem „Ach“ Heinrich von Kleist u.a. Ein Theaterprojekt von Árpád Schilling Anders Andreas Steinhöfel Die Flucht ohne Ende Joseph Roth Mother Song Mokhallad Rasem Der Zerrissene Johann Nepomuk Nestroy Das Gewinnerstück des Peter-Turrini-DramatikerInnenstipendiums Der Revisor Nikolaj Gogol Bürgertheater internationale Gastspiele Lesungen und vieles mehr.

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… in der sich derzeit zahlreiche „Staatsverweigerer“ verantworten müssen. Was beim ersten Hinsehen mit etwas gutem Willen womöglich als romantisch-rebellische Widerborstigkeit gegen das oft gescholtene „System“ durchgeht, stellt sich in Realität als durchgeknallte Lebenseinstellung dar. Gemein ist den jüngst am St. Pöltner Landesgericht Verurteilten, dass sie sich mit Schriftstücken an Behörden wenden. An Sachbearbeiter, die Verwaltungsstrafen bearbeiten. An Gemeindeangestellte, die die periodische Überprüfung einer Ölheizung einmahnen. All diesen „Rechtsbrechern“ wird lautstark gedroht: „Wenn Sie weiterhin unerlaubt meinen Namen nutzen, verklage ich Sie auf 3 Millionen Euro – in Silberunzen.“ Um der Fantasieforderung Nachdruck zu verleihen wird angedroht, diese in ein ausländisches Schuldenregister einzutragen. Spezialisierte Inkassoinstitute könnten dann die zu Unrecht Eingetragenen drangsalieren. Wenn wir freiwillig hier leben, können wir uns nicht einseitig der hier gültigen Rechtsstaatlichkeit entziehen. Und spätestens, wenn man seit 13 Jahren Witwerpension und Notstand vom Staat Österreich bezieht, ist es einfach lächerlich, diesen vor Gericht dann zu „verleugnen“.

… in der nun also doch der LUP Sonnund Feiertagsverkehr kommt. Während des Wahlkampfes noch heiß umstritten, ist er mittlerweile politischer Konsens. Die ÖVP erinnerte im Gemeinedrat per alten Wahlplakaten daran, wer die Forderung gestellt hatte und beanspruchte „die Vaterschaft“ für die nunmehrige Realisierung für sich. Markus Hippman „konterte“, indem er die die „alten“ Grünen als ursprünglich Befruchtende des Stadtbussystems heraufbeschwor, und der Bürgermeister verwies auf Altbürgermeister Willi Grubers Geburtshilfe. Wie auch immer – der Sonn- und Feiertagsverkehr kommt auf den Linien 1, 5 und 6 und soll laut ÖVP, wider den im Wahlkampf geschätzten 200.000 Euro, der Stadt unter Berücksichtigung der Drittelfinanzierung nur mehr rund 31.000 Euro pro Jahr kosten. Einen Vorbehalt aus dem Wahlkampf wiederholte der Bürgermeister: Erst die Auslastung werde zeigen, ob der Betrieb an Sonn- und Feiertagen gerechtfertigt ist. Kurzum: Jetzt seid ihr gefordert, liebe Stammtisch-LupFahrer, die diesen Servie eingefordert haben. Versucht, wie es in der LUP-Werbung so schön heißt „den mobilen Seitensprung!“ Vaterschaftstest muss dafür keiner erbracht werden!

… in der in der Katholischen Kirche, vielfach ja bezweifelt, doch noch Zeichen und Wunder geschehen. So hat der Katholische Pressverein, der 26% am Niederösterreichischen Pressehaus hält, im 144. Jahr seines Bestehens zum ersten Mal nicht nur NICHT einen Geistlichen an die Spitze gewählt, sondern eine Frau! Gundula Walterskirchen. Die gebürtige St. Pöltnerin ist damit die erste Herausgeberin in der Geschichte der NÖN (nebstbei auch der BVZ). Walterskirchen, vielen als Autorin sowie PresseKolumnistin bekannt, könnte die richtige Frau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein – das Pressehaus ist mitten im Strudel einer sich verändernden Medienlandschaft. Die Druckerei steht dem Vernehmen nach vorm Verkauf, und die NÖN sind mitten im Selbstfindungsprozess und versuchen, den Turnaround zu schaffen. Walterskirchens in den NÖN formuliertes Journalistik-Verständnis mutet jedenfalls ambitioniert an und klingt wie eine Kampfansage an Boulevard und Fake-News-Produzenten jeder Art: „Wir erleben Zeiten, in denen Medien eine besondere Verantwortung für Qualität, Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit tragen, auch in demokratiepolitischer Hinsicht.“

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In was für einer Stadt leben wir eigentlich...


SHORTCUT URBAN

Greisengymnastik

Hebi

Anfangsverdacht

Gut ein Jahr, nachdem die St. Pöltner ÖVP eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht hatte, eröffnete die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft nun ein Ermittlungsverfahren in der SWAP-Causa um schiefgegangene Spekulationsgeschäfte. Konkret prüfen die Ermittler den Vorwurf, ob zwei Beschuldigte unter Ausnützung ihrer Amtsstellung Untreue im Zeitraum von 2005 bis Ende 2007 begangen haben. Dabei könnten Vorgaben umgangen und wesentliche Informationen dem Finanzausschuss vorenthalten worden sein. In der Mai-Gemeinderatssitzung brachte die ÖVP eine Anfrage zum Status der Untersuchungen ein. SPÖ-Bürgermeister Matthias Stadler sagte eine schriftliche Beantwortung zu. „Wir wollen wissen, ob alles korrekt abgelaufen ist“, betonte die ÖVP. Der Bürgermeister sieht hingegen „und jetzt spreche ich als Privatperson, einen Versuch der Skandalisierung.“ Den Ermittlungen sehe er gelassen entgegen: „Ich habe ein reines Gewissen!“ Informationen erhielt die ÖVP übrigens dann doch noch – in der nichtöffentlichen Sitzung.

Sie hob‘n a Haus baut ... ... besang Arik Brauer in den 70ern eher protesthaft eine neue, die Sicht verstellende Nachbarschaft. In St. Pölten möchte man erwidern „Was heißt eines, Hunderte!“ Freilich schränken diese die Sicht nicht ein, sondern erweitern St. Pöltens Perspektive als Wohn-

stadt. Aktuell befinden sich 1.107 Wohnungen in Bau, weitere 3.632 sind in Planung. Zuletzt präsentierte etwa die Alpenland in Kooperation mit WET das „Wohnquartier Mühlbach Ost“, das im Endausbau 330 Wohnungen bieten soll. Äußerst aktiv sind zudem die BWSG, die NV, manch Private – und die Allgemeine Wohnungsgenossenschaft hält es als STP Urgestein ohnedies seit 100 Jahren mit dem Duracell-Häschen und baut und baut und baut. Die Stadt erhält durch diese geballten Aktivitäten eine neue Silhouette, weshalb zuletzt der Ruf laut wurde, nicht nur auf die Quantität, sondern auch die Qualität und Optik zu achten, auf dass St. Pölten seine Urbanisierung „cool“ im Antlitz trägt.

Wenn einer so in die Jahre gekommen ist wie ihr Kolumnist, dann erscheint es für ihn höchst angemessen, nun doch nachzudenken über so was wie mentale Greisengymnastik. Nicht über das Animieren des Trizeps oder das Diminuieren des Gössermuskels, sondern über eine Umstellung der Lebenskultur ad ultimos annos. „Statuspassage“ nennen das die Gerontologen, Übergang vom „Noch-immer-guterhalten-Sein“ in die soziologische Kategorie der Seneszenz. Spätestens jetzt ist es somit angebracht, sich etwas zurück zu lehnen aus der inzwischen allenfalls schon leicht lächerlichen Muppet-Position über der Rampe, die Halswirbelsäule zu trainieren durch vermehrtes, mildes Nein-Sagen, ruhigen Atem zu genießen, weil man ja schließlich nicht mehr allem und jedem hinterher rennen muss. Und wenn mir schon etwas über die Leber läuft, dann soll’s kein Ärger sein sondern lieber eine Cuvée aus dem Mittelburgenland. Als bissiger Kolumnist hatte man so seine Lieblings-Playgrounds, wenn es um die Interaktion Land-Hauptstadt ging, um die Performance von Mutter Kirche, um Ambivalenzen im Kulturbetrieb. Aber was soll‘s, das Land beteiligt sich jetzt an der St. Pöltner FH, die Stadt wieder am Landestheater. Vielleicht kriegen wir ab 2018 sogar regionale Bedarfszuweisungen, schließlich sind wir als NÖ zentral ja inzwischen des Landes 5. Viertel. Und ein Haus der Geschichte kriegen wir auch, rechtzeitig vor der Wahl noch dazu. Es eröffnet wider Erwarten nicht mit Plachuttas „Rindfleisch-Sammlung“ (inklusive Kaisers Barthaar), sondern traut sich gar über die Zwischenkriegszeit. Freundinnen und Freunde, es hat sich schon einiges getan in jenen 12 Jahren, die wir in dieser Kolumne zusammen sind. Ich dank euch für eure Treue! Adieu!

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WARUM? Der Ausgang des türkischen Verfassungsreferendums, im Zuge dessen in Österreich prozentuell mehr wahlberechtigte Türken mit Ja gestimmt haben als in der Türkei selbst, hat zu einer gewissen Irritation geführt und die Frage aufgeworfen, warum Erdogan auch hierzulande so erfolgreich ist. Wir sprachen diesbezüglich mit dem St. Pöltner Gemeinderat Ali Firat, der als so etwas wie das Sprachrohr der Community gilt, sowie mit Tuncer Cinkaya, der es mit seinem „Liebesbrief an Österreich“ (s. Kasten) sogar bis in den Ö3 Wecker schaffte.

M

ehrmals im Gespräch kann Tuncer Cinkaya ein Seufzen nicht unterdrücken und schüttelt verärgert bis ratlos den Kopf. Wendungen wie „Das ist krank“, „das ist schrecklich“ oder gegen Ende ein fast resignatives „Ich fühl mich alleingelassen“ kommen dann über seine Lippen, ehe er nach kurzem Innehalten wieder ein kämpferisches Leuchten in den Augen bekommt: „Da muss man doch etwas tun!“ Der Mann leidet, ganz offensichtlich, und seit dem Referendum, im Zuge dessen rund 70% der wahlberechtigten Türken in Österreich für Erdogans Verfassungsreform gestimmt haben, hat sich dieses Leid noch potenziert. Es ist ein Leiden mit 8

und an seinem Volk, an seiner Kultur, seiner Religion. Ebenso an einer chauvinistischen Grundeinstellung, die er bei vielen seiner „Mitbrüder und Mitschwestern“ ortet, der er selbst aber nichts mehr abgewinnen kann, weil sie in seinen Augen zu einer immer stärkeren Entfremdung zwischen Türken und Österreichern führt. Menschen wie Cinkaya, in deren Brust zwei Herzen schlagen, die eigentlich nur eins sein wollen, werden in diesem von innen wie von außen hereingetragenen Zwiespalt aufgerieben. „Ich seh mich als Türke, das kann ich ja nicht ändern und möchte ich auch nicht ändern. So bin ich. Ich bin aber auch österreichisch und demokratisch.“

Wir sitzen in der Kaffeeküche im 2. Stock des WIFI zusammen, wo mir Cinkaya einen Nespresso runterlässt. Seit vier Jahren arbeitet er hier als Standortleiter der „Überbetrieblichen Ausbildung“. In jeder Talkshow würde er als Paradebeispiel gelungener Integration „durchgehen“, wie sie dieser Tage aber oft in Zweifel gezogen wird – nur vom Scheitern ist die Rede. Nachher zeigt er mir ein Foto des gesamten Teams und schwärmt: „Das sind alles so großartige Menschen, so hilfsbereit – meine Kolleginnen etwa engagieren sich für Asylwerber, von sich aus, freiwillig!“ Deswegen kann er das Gerede vom alles durchdringenden Ausländerhass der Österreicher, der


TEXT: johannes Reichl | Fotos: Elias Kaltenberger, Matthias Köstler

reflexhaft wie ein Totschlagargument hervorgezaubert wird, wenn man die türkische Community kritisiert, nicht mehr hören. „Sicher hat mich früher auch schon jemand ‚Du deppada Türk‘ geschimpft, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Das war für mich aber bestenfalls Ansporn.“ Das Gros der Personen begegne ihm aber mit Respekt. „Es ist jedenfalls überhaupt nicht so, dass wir – wie immer lamentiert wird – nur als Ausländer wahrgenommen werden, sondern wir selbst sind es doch, die unentwegt in diese Rolle schlüpfen und uns als Opfer darstellen, weil das halt auch oft sehr bequem ist, die Schuld für eigenes Unvermögen bei den anderen zu suchen.“ Die Österreicher nimmt er als „sehr tolerant und gemäßigt wahr. Ich wundere mich ja, was ihr euch noch alles gefallen lässt. Wenn Österreicher in der Türkei so abgestimmt hätten, wie viele Türken jetzt in Österreich anlässlich Erdogans Referendum, hätte man sie am nächsten Tag in den Allerwertesten getreten, sie als Verräter bezeichnet und ihnen die Hölle heiß gemacht.“ Erdogans Trumpf. Womit wir bei einer Kernfrage sind, die viele dieser Tage beschäftigt. Warum konnte Erdogan so sehr mit seinem antidemokratischen Kurs punkten, auch in Teilen der österreichischen Community? „Ganz ehrlich, vor zwei Jahre, hätte ich diesen Mann noch selbst verteidigt. Für mich war er immer so etwas wie ein Moslemdemokrat, so wie es auch Christdemokraten gibt – einer der zu seinem Glauben steht, ebenso aber auch die Demokratie hochhält. Aber, wie es scheint, hat er alle nur getäuscht, und spätestens nachdem er die Europäer als Rassisten, als Nazis bezeichnet hat und sie mit dem türkischen, umgangssprachlichen Schimpfwort „cavur“ – ungläubiger Abschaum – beschimpft hat, ist auch der letzte Funken Hoffnung in mir gestorben“, kann Cinkaya seine Enttäuschung nicht verbergen. Auch nicht jene über das Verhalten

mancher Austrotürken: „Keiner von uns hier hat gesagt, das ist Blödsinn. Im Gegenteil, viele bejahen Erdogans Politik.“ Um das zu begreifen, müsse man freilich v.a. einen Blick in die Türkei selbst werfen: „Ein Beispiel: Als ich vor einem Jahr meine Heimatstadt Denizli besucht habe, dachte ich im ersten Moment, ich hätte mich verfahren – überall neue Straßen, Autobahnen, Unterführungen, Straßenbeleuchtung und so weiter, wo vorher nur Staub und Dreck waren. Der Fortschritt auf dieser Ebene ist allerorten unübersehbar, vieles hat sich zum Positiven unter Erdogan verändert – das ist sein Trumpf.“ Gleich geblieben sei hingegen ein religiöser Chauvinismus und Nationalismus, der von Erdogan bewusst befeuert wird. „Es gibt ein Sprichwort bei uns: Du kannst einem Esel einen goldenen Sattel umschnallen, er bleibt trotzdem ein Esel.“ Und so gehe man in der sich zuvor säkular entwickelnden Türkei nun wieder der Gleichsetzung von Religion und Staat auf den Leim. „Erdogan inszeniert sich als der Übervater: ‚Ihr könnt zu mir kommen. Egal was ihr macht, ob ihr etwas leistet oder nicht …‘“ „Umdenken ist notwendig!“ Auch in Österreich ortet Cinkaya dieses Muster, das er, wenn man es richtig interpretiert, als einen der größten strukturellen Integrationshemmer wahrnimmt. „Um mich nicht falsch zu verstehen – ich habe nichts gegen Religion. Jeder soll seinen Glauben frei entfalten können, so wie es den demokratischen Werten entspricht. Er wird aber dann zum Problem, wenn er zum einzigen Lebensinhalt wird, wenn er bis auf die kleinste Ebene des privaten Lebens Einfluss nimmt und wenn er zu einer Abschottung gegenüber anderen führt.“ In Österreich, auch auf Ebene der Kulturvereine, sei dies vielfach passiert. „Tatsächlich war die erste Generation der Türken etwa im Hinblick auf Integration auf einem sehr guten Weg, ganz einfach, weil es all diese

Die Österreicher sind sehr tolerant und gemäßigt. Tuncer Cinkaya

Liebes Österreich! Mit 3 Jahren hat mich und meine Familie das Schicksal zu dir geführt. Meine spätere Kindheit ist nicht gerade rosig verlaufen. Mit 7 Jahren habe ich eine sehr große Operation gehabt. Durch die tollen Ärzte und das liebevolle Krankenhauspersonal im Wiener AKH habe ich damals das Gefühl der unendlichen Geborgenheit gespürt. Heute bin ich als Chef von 21 wundervollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern tätig und versuche, Jugendlichen bessere Perspektiven bei der Auswahl ihrer Berufsausbildung zu vermitteln. Du, liebes Österreich, hast mir bis auf ein paar dunkle Wolken nur sonnige Tage und ebenso sonnige Menschen über den Weg laufen lassen. Und davon hast du mehr als genug! Auch wenn in diesen letzten Tagen und Wochen viele meiner Landsleute das Gegenteil behaupten, ich weiß, dass du kein schlechtes Wort verdient hast! Denn das Wort „-reich“ in deinem Namen, steht für reich an Freiheit, reich an Möglichkeiten und reich an Frieden! Und diesen Frieden wünsche ich, und wann ihr a woits a ganz alla: from Turkey to Austria... :-) In diesem Sinne und für ein friedliches Miteinander, Tuncer Cinkaya

Strukturen damals noch gar nicht gab – man war viel mehr angewiesen, mit der ansässigen Bevölkerung zu interagieren.“ Heute hingegen spiele sich das Leben vielfach nur mehr unter seinesgleichen ab, wobei das Phänomen noch durch eine Art türkischen Chauvinismus verschärft wird. „Die Türken glauben vielfach sie seien etwas Besseres. Hier wir, die Türken, die Moslems, dort die anderen, die AndersgläuMFG 06.17

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Rollenwechsel. Tuncer Cinkaya hat von stereotypen Rollenbildern die Nase voll. Teile der türkischen Community fordert er auf, ihre Opfer-

rolle abzulegen und stattdessen aktiver zu werden – er selbst versucht dies etwa mit seiner Facebook-Seite „Zeit, Verantwortung zu übernehmen!“

bigen. Damit wird jeder Fortschritt, auch jeder Vorteil, den man durch andere erfährt, quasi zur Selbstverständlichkeit.“ Zudem hemme es den eigenen Ehrgeiz und fördere das Sichgefallen in einer Opferrolle. „Nehmen wir die Arbeitswelt und schauen uns diese mal nüchtern an. Die ersten Türken haben schwer gearbeitet, mit ihrer Körperkraft, und das hat gereicht. Die Arbeitswelt hat sich aber geändert, und wer sich dann nicht um Spracherwerb bemüht hat, wer sich nicht weitergebildet hat, der ist einfach abgehängt worden. Dann hat es geheißen, die Österreicher sind so böse, wir werden benachteiligt – und in der Gemeinschaft kann man sich das halt gut einreden, weil wer ist schon gern allein ein Koffer. Nur, den minderausgebildeten Österreichern ergeht es ja nicht anders, das hat also nichts mit Ausländerhass zu tun, sondern mit persönlicher Bildung und persönlichem Engagement. Und wenn wir, wie wir glauben, angeblich so Übermenschen sind, warum machen wir dann nichts aktiv, um weiterzukommen? Wer hindert uns daran, 10

uns weiterzubilden, die Sprache zu lernen, uns anzustrengen? Doch nur wir selbst, unsere Bequemlichkeit!“ Wer nun den Eindruck gewinnt, Cinkaya betreibe irgendeine Art von Türken-Bashing, liegt falsch. Er wünscht sich nur ein „Umdenken“, mehr „Bewusstsein“, weil er umgekehrt die Befürchtung hegt, dass man den rechten Kräften in die Hände spielt: „Ich habe die Angst, wenn wir uns nicht verändern, dass die Österreicher irgendwann sagen: ‚So, jetzt reichts!‘ Und dann wählen sie die Blauen – Hofer hatte ja schon bei den letzten Päsidentenwahlen fast 50%. Menschen wie ich, die Türken, werden dann vielleicht das Land verlassen müssen, die Österreicher aber bleiben ja, und die haben dann die Rechten am Hals, weil die wird man so schnell nicht mehr loswerden. Und was die tun, kann man aktuell ja in einigen Staaten beobachten, und das ist eine Tragödie, weil es dann mit den vielfach blutig erkämpften Errungenschaften wie Freiheit, Gleichheit, Toleranz und Demokratie schneller vorbei sein kann als man denkt.“

„Wir sind dran!“ Cinkaya macht für den Rechtsruck also die türkische Community unmittelbar mitverantwortlich, weshalb sie gefordert sei, im eigenen Interesse wie auch im Gesamt­ interesse des Landes aktiv dagegen anzukämpfen. Deswegen reagiert er auch fast unwirsch auf die Frage, wie die Österreicher auf diesem Weg den Türken entgegenkommen könnten. „Nicht die Österreicher! Die haben schon so viel getan! Jetzt sind endlich einmal wir dran, diesem Land etwas zurückzugeben.“ Den Verweis auf erfolgreiche türkische Unternehmen lässt er nicht gelten. „Meinen Sie die Dönerbuden, manches Geschäft? Das ist doch bitte alles zum Eigennutz. In Wahrheit haben wir in 50 Jahren, seitdem die ersten von uns kamen, nichts Nachhaltiges für die Gesellschaft geleistet – wo sind unsere Beiträge in der Wissenschaft, in der Forschung, in der Kultur?“ Auch, dass die türkischen Gastarbeiter nachhaltig zum allgemeinen Wohlstand Österreichs beigetragen hätten, hält Cinkaya für übertrieben. „Da wird ja so getan, als ob Österreich


WARUM?

Jetzt sind endlich einmal wir dran, diesem Land, diesem Staat etwas zurückzugeben! Tuncer Cinkaya ohne die Türken ein Entwicklungsland wäre. Ja, manche von uns meinen, die Österreicher sollen sich bei uns bedanken, weil Österreich quasi nur wegen den Türken so gut dasteht – und die glauben das wirklich! Das ist ja schrecklich! Keine Rede davon, was dieses Land umgekehrt für uns getan hat. In Wahrheit sind wir vor 50 Jahren aus meistens sehr schlechten Verhältnissen hierher gekommen, denn in der Türkei war damals nichts – keine Straßen, keine Infrastruktur, keine ordentlichen und sicheren Arbeitsplätze. Alle, die nach Österreich gekommen sind, haben davon profitiert. Diesen Standard, wie wir ihn hier genießen, hätten wir in der Türkei mit demselben Einsatz unser Leben lang nie erreicht – dort hat man gerade noch überlebt. Daher verstehe ich diese Undankbarkeit nicht, oder dass man so tut, als sei das alles selbstverständlich.“ Für Cinkaya ist es das nicht, weshalb er schon im November vorigen Jahres die Facebook-Seite „Zeit, Verantwortung zu übernehmen“ ins Leben gerufen hat, samt türkischsprachigem Ableger „für jene, die nicht so gut Deutsch können und sich genieren würden, in gebrochenem Deutsch zu posten.“ Die Resonanz ist durchwachsen. „Als ich auf Ö3 war und ein Interview im Kurier hatte, haben mir zahlreiche Leute gratuliert – aber das waren mehrheitlich Österreicher.“ In der türkischen Community hingegen „fühle ich mich oft alleingelassen.“ Das ist freilich überspitzt, denn immerhin hat die Facebook-Seite mittlerweile schon rund 400 Mitglieder, wobei Cinkaya sie vor allem zum Gedankenaustausch und als eine Art Ideenbörse betreibt, „da kann auch hart und kontrovers diskutiert werden, Hauptsache es wird diskutiert! Und es geht darum herauszufinden, was wir als Türken für die Gesellschaft machen können – ganz konkret!“ Cinkaya selbst geht schon mit einigen Ideen schwanger, so könnte er sich etwa eine Spendenaktion in

Kooperation mit Ö3 vorstellen, „wo aber eben nur Türken spenden, und wenn es nur 10 Euro pro Person sind.“ Das aufgestellte Geld könne man dann etwa dem Staat geben, um damit z. B. etwas mehr für obdachlose Menschen der hiesigen Gesellschaft zu unternehmen, oder man könnte es dem Roten Kreuz spenden. „Es geht einfach darum, eine Geste der Loyalität zu setzen und sich zu dem Land zu bekennen, in welchem man über 90% seines Lebens verbringt. Nach dem Motto: Wir lieben dieses Land und wir leisten unseren Beitrag!“ Oder, wie er es auf seiner persönlichen Facebook-Seite am Profilbild fordert: „Opferrolle ablegen! Verantwortung übernehmen! Mensch sein!“ MITEINANDER LEBEN. Tags darauf finde ich mich im SPÖ Besprechungszimmer im ersten Stock des Rathauses wieder. Mir gegenüber sitzt, unter dem Konterfei des jüdischstämmigen Bruno Kreisky, der alevitischstämmige Ali Firat – beide Österreicher. Fast 1.000 Vorzugsstimmen holte der 28-jährige Firat bei den letzten Gemeinderatswahlen, die zweitmeisten von allen

Kandidaten nach dem Bürgermeister, und zog damit einmal mehr in den Gemeinderat für die SPÖ ein. Die meisten Stimmen kamen, so liegt nahe, aus der türkischen Community, weshalb Firat als so etwas wie ihr Sprachrohr in der Stadt angesehen wird – und das ist er auch. Wie es einen guten Gemeinderat ausmacht, ist er viel und unermüdlich unterwegs, holt die Anliegen sozusagen direkt an der Basis ein, „nicht selten auf Hochzeiten“, lacht er. Wenig verwunderlich, immerhin hat er dort gleich zahlreiche Schäfchen auf einem Haufen beinander – türkische Hochzeiten können schon einmal die 1.000 Gäste-Marke knacken. Für ihn sind sie auch ein Indikator für das funktionierende Zusammenleben der türkischen Community in St. Pölten „die sich v.a. aus Sunniten, Aleviten und Kurden zusammensetzt, die sich bei den Hochzeiten oft treffen.“ Bislang hätten Spannungen in der Türkei nicht ebensolche innerhalb der hiesigen türkischen Community zur Folge gehabt, wenngleich das Referendum natürlich ein großes Thema war. „Es gab solche, die sich über den Ausgang gefreut haben, und solche, für die das glatte Gegenteil der Fall ist.“ Prinzipiell müsse man aber die durch die Medien geisternden Zahlen relativieren, „weil ja so getan wird, als hätten 70% der Türken in Österreich mit Ja ge-

Starke STimme. Fast 1.000 Vorzugsstimmen holte Ali Firat bei den Gemeinderatswahlen, die zweitmeisten nach dem Bürgermeister. Er gilt u.a. als Stimme der türkischen Community.

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MFG URBAN

stimmt – das stimmt aber nicht! In Österreich leben 108.561 Türken, die wahlberechtigt waren. Von diesen sind nur 48% zur Wahl gegangen, und von diesen wiederum haben 38.215 mit Ja gestimmt, 13.972 mit nein.“ Für St. Pölten (wo aktuell 1.308 türkische Staatsbürger leben) gibt es keine Detailergebnisse über Wahlbeteiligung und Stimmverhalten. Auf Österreich insgesamt gemünzt will Firat aber jedenfalls im Umkehrschluss festhalten, „dass 52%, also über die Hälfte der Wahlberechtigten, gar nicht erst zur Wahl gegangen ist – das ist ein klares Statement gegen Erdogan!“ Warum Erdogan mit seinem antidemokratischen Kurs dennoch österreichweit 38.000 Ja-Stimmen einfahren konnte, führt Firat auf verschiedene Aspekte zurück. „Zunächst gibt es keine objektive Berichterstattung mehr. Wenn ein Türke hier in Österreich einen türkischen Fernsehkanal aufdreht, so findet er nur Erdogan-Propaganda. Man muss sich vorstellen, dass unter Erdogan bisher über 160 TV-Sender geschlossen wurden, kritische Journalisten sind ins Gefängnis gewandert. Das würde übrigens wohl auch uns beiden wegen ‚Volksverhetzung‘ passieren, wenn wir dieses Gespräch in der Türkei führten.“ Zum anderen habe Erdogan für stabile Verhältnisse in der Türkei gesorgt, die es zuvor so nicht gegeben hat, und könne, allen voran, auf einen Wirtschaftsaufschwung verweisen. „Auch wenn er den, was viele nicht wahrnehmen, hauptsächlich über die Privatisierung öffentlicher Einrichtungen herbeiführte, also mittels Einmaleffekten. Aber die sichtbaren Fortschritte machen ihn sehr anziehend.“ Nicht zuletzt spiele Erdogan die religiöse Karte „das heißt, was vorher strikt getrennt war, Staat und Religion, wird unter ihm wieder mehr vermischt“, und bediene – wie die Zusammenarbeit mit der MHP zeige – nationalistische Gefühle. „Und dennoch wollen viele Türken, wie vielfach untergeht, keinen autoritären Staat. Man muss

Vernunft statt Emotion. In zahlreichen aktuellen Debatten wie etwa jene um das Kopftuch oder jene um Doppelstaatsbürgerschaften wünscht sich Firat mehr Nüchternheit.

schon anerkennen, dass trotz der unglaublichen Propagandakeule, trotz Desinformations- und Repressionspolitik in der Türkei fast 50% Nein zur Verfassungsänderung gesagt haben! Etwa in den großen Städten Ankara oder Istanbul, wo Erdogan ja ehemals selbst Bürgermeister gewesen ist.“ Generationenphänomen. Dass auch hierzulande die Religion zusehends instrumentalisiert wird oder gar Druck ausübt, nimmt Firat nicht wahr.

Ein solches Gespräch könnten wir in der Türkei nicht führen. ALI FIRAT 12

„Jeder Mensch ist frei. Wenn jemand das Bedürfnis hat, seinen Glauben zu leben, geht er in die Moschee, wenn nicht, dann eben nicht.“ Diesbezüglich würden – teils von rechten Kreisen bewusst gestreut – viele Vorurteile herumgeistern, der Islam oft schlecht geredet, obwohl keine Substanz hinter den Behauptungen stünde. „Die Moscheen etwa machen jedes Jahr Tage der Offenen Tür. Da kann wirklich jeder hingehen und sich vorort ein Bild machen, was dort passiert.“ Hinkommen müsse man aber schon selbst – es gehe also auch um die Bereitschaft, sich darauf einzulassen. Nicht Hingehen und sich dann alles Mögliche zu-


WARUM?

52% der wahlberechtigten Türken in Österreich sind gar nicht zur Wahl gegangen – ein klares Statement gegen Erdogan! Ali Firat sammenzureimen sei hingegen billig, wenngleich Firat auf die Integrationsfrage angesprochen generell Luft nach oben sieht – von allen Seiten. „Vielleicht müssten wir das einfach noch öfter machen, solche Tage der Offenen Tür, auch mehr gemeinschaftliche Projekte und Veranstaltungen wie das Fest der Begegnung, wo man direkt zusammenkommt. Das sind tolle Sachen, die Vorurteile abbauen, weil man sich persönlich kennenlernt.“ Auch eine angebliche Integrationsunwilligkeit, wie bisweilen suggeriert, stellt Firat ganz klar in Abrede. „Da brauche ich mir nur die Deutschkurse anzuschauen, welche etwa die Stadt anbietet. Die sind völlig überlaufen, die Leute wollen also Deutsch lernen!“ Freilich, und damit kommt man eher auf eine rein menschliche und emotionale, denn kulturell aufgeladene Ebene, oft gehe schlicht Scham einher, die vieles verhindere. „Viele Türken – vor allem die Älteren – genieren sich einfach, dass sie so schlecht Deutsch sprechen und so viele Rechtschreibfehler machen.“ Das habe auch mit einer historischen Fehleinschätzung der ersten Generationen zu tun. „Meine Großeltern kamen 1964 und sprechen kaum Deutsch, und auch meine Mutter habe ich gefragt: ‚Warum sprichst du eigentlich so schlecht Deutsch?‘ Das Problem – die ersten Türken dachten, dass sie sowieso nur vorrübergehend hier arbeiten, tatsächlich sind dann aber die meisten geblieben.“ Das heißt, der Spracherwerb stand für diese Generationen gar nicht im Fokus, „es gab aus demselben Grund umgekehrt auch kaum öffentliche Angebote.“ Heute sehe die Sache jedoch anders aus „und in 20/30 Jahren werden alle Türken zweisprachig sein!“ Bildung sei jedenfalls der Grundschlüssel der Integration schlechthin „deshalb ist es so wichtig und gut, dass die Kinder schon im Kindergarten die Sprache erlernen. Und das sage ich jedem, auch den Alten: ‚Lernt die Sprache, denn nur so

könnt ihr euch verständigen.‘“ Dass dies nicht immer ausreicht, es trotzdem Diskriminierungen gegen Türken gibt, sei aber ebenso eine Tatsache. „Keiner soll mir zum Beispiel sagen, es ist Zufall, dass man im La Boom nicht reinkommt, wenn man nicht wie ein Inländer aussieht. Ich habe das am eigenen Leib erfahren – und geklagt.“ Alltagsdiskriminierung finde bisweilen auch am Arbeitsplatz statt „wenn man gemobbt wird, etwa keiner mit dir redet, weil du ein Ausländer bist.“ Ebenso wisse er, dass viele türkischstämmige Jugendliche auf Bewerbungen fast ausschließlich negative Antworten bekommen – so sie überhaupt welche erhalten. „Da genügt der fremdklingende Name. Die fühlen sich dann natürlich ausgegrenzt und benachteiligt.“ Firat gibt den Jungen aber den Rat, sich deswegen nicht hängen zu lassen, sondern im Gegenteil „sich noch mehr anzustrengen. Ich sag ihnen klipp und klar: ‚Lass dich weiterbilden, du hast die Möglichkeiten dazu – nutze sie! “ Unübersehbar verstärkt habe sich auch der offen artikulierte Fremdenhass in den sozialen Netzwerken, weshalb Firat fordert, „dass man diesbezüglich die Gesetze an das 21. Jahrhundert anpasst, weil es entweder noch gar keine Strafen oder viel zu milde für Hetze gibt!“ Weniger Emotion, mehr Vernunft. Bei vielen Themen würde er sich generell weniger Emotion wünschen. Im Hinblick auf etwaige unerlaubte Doppelstaatsbürgerschaften, die zuletzt in den Fokus rückten, hält Firat etwa von Strafen oder Aberkennungen gar nichts, „weil man aufpassen muss, dass man dann nicht auch Unschuldige trifft, die gar nicht wussten, dass sie auf den Wählerlisten stehen.“ Allerdings müssten jene, die zweigleisig gefahren sind, sich klar entscheiden „ob sie türkischer oder österreichischer Staatsbürger sein möchten – beides

geht nicht!“ Auch die Kopftuchdebatte sieht Firat künstlich aufgebauscht. In der Community selbst könne er etwa nicht feststellen, „dass Druck auf Frauen ausgeübt wird, Kopftuch zu tragen. Die entscheiden das schon selbst für sich.“ Deshalb hält er auch nichts von einem generellen Kopftuchverbot in der Öffentlichkeit. Während der Ruf danach an Gerichten nachvollziehbar sei, beim dortigen Personal aber ohnedies schon längst gelebte Realität darstellte, findet er eine Ausweitung etwa auf Schulen problematisch. „Denn wenn man sich zu einem solchen Gesetz entschließt, müsste man eine einheitliche Regelung für alle religiösen Symbole finden.“ Kurzum, neben dem Kopftuch etwa auch das Kreuz oder andere religiöse Kopfbedeckungen wie die Kipa aus dem Klassenzimmer verbannen. „Eine Lex Kopftuch wäre hingegen rein diskriminierend und ist daher abzulehnen.“ Was ihm, wie vielen, allerdings befremdlich anmutet, ist das Phänomen, wenn schon kleine Kinder zum Kopftuchtragen angehalten werden. Zwar ist Firat auch diesbezüglich gegen Verbote „aber man sollte jedenfalls die Eltern in die Schule bitten und mit ihnen ein klärendes Gespräch führen, um diese für das Thema zu sensibilisieren.“ Wie Firat überhaupt für noch mehr Gespräche, noch mehr gemeinsame Aktionen plädiert, weil nur im direkten Kontakt viele Missverständnisse ausgeräumt werden können. Zudem müsse man – die eine wie die andere Seite – mehr differenzieren, dürfe „nicht alle in einen Topf werfen.“ Und es gelte im Zeitalter neuer Medien und dem damit heute viel leichterem Verbreiten sogenannter Fake-News, viele angebliche Fakten kritisch zu hinterfragen bzw. sich aus seriösen Quellen zu informieren. Prinzipiell funktioniere das Zusammenleben zwischen Türken und Österreichern in St. Pölten aber sehr geht, daher ist Firat auch für die Zukunft zuversichtlich: „Wenn sich jeder Mensch, und zwar wirklich jeder einzelne, für das Zusammenleben zu 100% einsetzt, dann ist ein friedliches Miteinander gewährleistet!“ MFG 06.17

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MFG ADVERTORIAL

Kommen Sie, Kommen Sie! Mit der Integration des Street Food Festivals erfährt das St. Pöltner Volksfest die größte Veränderung und Blutauffrischung seit Jahren. Wir sprachen mit Mastermind Michael Bachel vom städtischen Veranstaltungsservice über Hintergründe sowie die Rolle des „Rummlers“ in Zeiten digitaler Konkurrenz. Der Rummler hat eine gewisse romantische Patina – Ringelspiel, Zuckerwatte und & Co. haben immer eine Faszination ausgeübt. Wieviel ist davon in einer digitalisierten Welt noch über. Hat der Rummler noch Seele? Ich glaube vor allem bei Kindern und Jugendlichen ist die Faszination ungebrochen. Nach wie vor sind Karussellplätze beim Feuerwehrauto, dem Motorrad oder dem Pferdchen sehr begehrt. „Treffpunkte“ wie Autodrom oder Tagada sind für die Generation bis 20 immer noch die gleichen wie zu meiner Jugendzeit, und das ist doch schon eine Zeit lang her. Die Digitalisierung hat aber sicher auch ihren Einfluss – das Taschengeld, welches früher extra für den Rummler zur Seite gelegt wurde, wird im Zeitalter von Handy, Internet & Co. sicher auch anders investiert. Was hat sich gegenüber, sagen wir zum Beispiel vor 20, 30 Jahren geändert? Es ist für die Schausteller schwieriger geworden. Die Fixkosten wie z.B. Diesel und Strom sind enorm gestiegen, Road-Pricing wurde eingeführt. Kosten, welche verhältnismäßig nicht mehr an den Endkunden weitergegeben werden können. Auf der Strecke bleiben daher Investitionen in neue Attraktionen – wurde früher noch jedes Jahr oder jedes zweite ein neues Geschäft gekauft, so dauert es heute eher fünf bis zehn Jahre. Wir haben aber das Glück, dass wir vor allem mit der Firma Rieger einen Partner haben, welcher die schönsten und attraktivsten Geschäfte nach St. Pölten bringt und uns seit Jahrzehnten die Treue hält. Apropos Erneuerungen – wie sieht‘s diesbezüglich heuer aus? Heuer ist es unserem Team gelungen, auf allen Ebenen Akzente zu setzen. Mit dem Kinder Halli-Galli konnten wir ein neues Geschäft für die kleinsten Gäste nach St. Pölten lotsen, und auf mutige Besucher wartet erstmals der Sky-Flyer. Die größte Neuerung ist aber sicherlich der gemeinsame Auftritt mit dem European Street Food Festival. Nach dem Motto „Genuss aus aller Welt“ werden zahlreiche Trucks, Busse und Stände unseren Besuchern eine vielseitige Auswahl an Köstlichkeiten rund um den Globus kredenzen. Aber auch musikalisch halten wir das Niveau hoch. Die BacchushainBühne wird täglich in den Abendstunden bespielt, wobei wir hier vor allem auf in St. Pölten beliebte Bands setzen, u.a. etwa die Legendary Daltons am Eröffnungstag, Reini Dorsch oder die Egon Backstage Band. Im Festzelt wiederum sind die Edlseer zu Gast und im Sky Floor stehen beliebte DJ’s wie Rene Rodrigezz oder DJane Victoria Kern an den Turntables. Das Volksfest war früher am Gelände der ehemaligen Rennbahn situiert, die ebenfalls schon jahrelange aktuelle Heimat ist das VAZ-Gelände. Bisweilen tauchen auch Ideen für einen neuen Standort auf – wie ist diesbezüglich der Status Quo? In der Veranstaltungsbranche, vor allem bei Großveranstaltungen, 14

musst du dir immer Gedanken machen. Das tun wir aber nicht nur in Sachen Volksfest, sondern für alle Veranstaltungen. Solche Änderungen müssen gut durchdacht sein, das Konzept muss fertig sein, bevor man es präsentiert.

Welche Animationssprüche sind Ihre Lieblingssprüche bei den Fahrgeschäften – meiner ist z.B. „Hoits eich am Bankerl, sunst foits vom Stangerl“. Es gibt hunderte gute Sprüche, die meisten sind aber nicht druckreif! Aber damit ich auch einen nenne: „Liebe Leute, das Geld nicht versaufen – Fahrkarten kaufen!“

Volksfest St. Pölten

2. – 10. Juni, VAZ St. Pölten www.veranstaltungsservice-stp.at


egger-bier.at

facebook.com/eggerbier


MFG URBAN

Eine Frage der

Ethik

Journalismus konnte noch nie garantieren, die „Wahrheit“ zu publizieren. Jan Krone

Journalismus steht derzeit aus verschiedenen Ecken unter Beschuss. „Fake-News“ Vorwürfe machte zuletzt die niederösterreichische ÖVP dem Falter-Journalisten Florian Klenk und auch der US-Präsident verunglimpft Journalisten beinahe wöchentlich. Was sind die Ursachen für diese Vorwürfe, und haben sich durch Digitalisierung und die Vervielfältigung medialer Kanäle, Bedingungen für guten Journalismus geändert?

D

ie Entwertung von Kapital und Produktionsmitteln hat für die klassischen Medien eine dramatische Folge: Sie haben ihren Status als Gatekeeper verloren, die den Zugang zur Öffentlichkeit regulieren.“ So fasst der Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung, Eric Gujer, das moderne Drama der Medien zusammen. Die Digitalisierung spielt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle. Ein professionell wirkender Blog ist mit wenigen Klicks und um vergleichsweise wenig Geld zu haben 16

– für qualitativ hochwertige Inhalte bürgt das freilich nicht. Im Besonderen spielen die Sozialen Medien hier eine Rolle, die es mit geringem Aufwand ermöglichen, eine große Anzahl von Menschen zu erreichen. Die Frage, wovon sich diese Inhalte von seriösem Journalismus unterscheiden, gewinnt vor diesem Hintergrund an Bedeutung. Arena Öffentlichkeit. Gerade im politischen Nahbereich wird versucht, durch oft objektiv anmutende Nachrichtenblogs Themen zu plat-

zieren. Unzensuriert, Kontrast-Blog oder politik-news sind Beispiele für solche Seiten. Journalistischen Richtlinien folgen sie nur in den wenigsten Fällen. Das Problem dieser Blogs sind nicht nur Falschmeldungen, vielmehr ist es die tendenzielle Berichterstattung in Verbindung mit dem Anspruch, eine objektive Sichtweise auf politische Themen liefern zu wollen. Letztlich versuchen diese Medien Politik zu machen, dabei aber den Anschein der Objektivität zu wahren. Ein anderes Beispiel für die Profes-


TEXT: SASCHA HAROLD | Fotos: Bounlow-Fotolia.com, Josef Vorlaufer, Lielacher ZVG, sAscha Harold

Kommunikation. Martin Koutny ist Chefredakteur von „St. Pölten konkret“.

sionalisierung (politischer) Kommunikation ist die Öffentlichkeitsarbeit diverser Institutionen und Körperschaften. Die Stadt St. Pölten etwa kommuniziert auf mehreren Kanälen mit der interessierten Öffentlichkeit, großteils gebündelt über „St. Pölten konkret“. Martin Koutny ist Leiter des Medienservice der Stadt und gleichzeitig Chefredakteur des konkret, das sowohl als Printausgabe, als auch online Auskunft über Aktivtitäten der Stadt und in der Stadt gibt. Auch Presseaussendungen werden über das hauseigene System an Medienvertreter und Bürger verteilt. „Es besteht eine Informationspflicht der Stadt, der wir hier nachkommen“, erklärt Koutny. Neben aktuellen Aussendungen spiele auch die Archivierung eine wesentliche Rolle, die zudem für Transparenz und Offenheit sorge. Was einerseits eine Serviceleistung darstellt, führt bei fehlenden Ressourcen aufseiten der Medien rasch zu einem Abhängigkeitsverhältnis. Denn Kritik an politischen Entscheidungen wird die Stadt nur in Ausnahmefällen in ihren hauseigenen Medien kommunizieren – hier ist der Journalismus gefragt. Fehlen dort die Ressourcen, dann besteht die Gefahr, dass die Themensetzung nicht mehr nach journalistischen Kriterien passiert, sondern den Presseaussendungen politischer Kommunikatoren folgen.

Rahmenbedingungen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzen den Journalismus zusätzlich unter Druck. Jan Krone, Professor für Medienwirtschaft an der FH St. Pölten, fasst die Lage zusammen: „Derzeit ist der Berufsstand in weiten Teilen durch ökonomische Zwangslagen geprägt, was zu dysfunktionalen Kompromissen führen kann.“ Als Beispiel können teils prekäre Anstellungsverhältnisse gesehen werden, die parallele Tätigkeiten in Public Relations oder Content Marketing zur Folge haben. In diesen Konstellationen kann es zu Interessenkonflikten kommen, die nicht mehr mit objektiver Berichterstattung vereinbar sind. Dass der Druck in den letzten Jahren zugenommen hat, darüber scheint in der Branche relative Einigkeit zu herrschen. Besonders spürt man das in den Boulevardmedien. Joachim Lielacher, Chefredakteur von Heute NÖ, ist bereits seit 20 Jahren im Journalismus tätig und hat vor allem in den letzten fünf Jahren starke Veränderungen erlebt. Durch die OnlineVerbreitung von Nachrichten hat die Geschwindigkeit an Bedeutung gewonnen: „Ich hab durchgehend Bereitschaft, man muss sieben Tage die Woche Habt-Acht stehen“, erzählt Lielacher vom Redaktionsalltag. Das Handy wird laufend gecheckt – auch am Wochenende und im Urlaub. Die Grenzen zwischen Beruf und Freizeit verschwimmen dadurch. Lielacher zum neuen Arbeitsalltag: „Ich sehe das positiv, man hat dadurch auch viele neue Möglichkeiten. Wer sich dagegen stellt, bleibt halt über.“ Ob bei der erhöhten Geschwindigkeit die Qualität auf der Strecke bleibt? „Bei den wirklich wichtigen Geschichten nehm‘ ich mir die Zeit, für kleinere ist dann weniger Zeit oder sie werden fallen gelassen. Der Druck ist auf jeden Fall mehr.“ Technische Weiterentwicklungen wie Smartphones oder eben Soziale Medien spielten dabei eine große Rolle. Dem schließt sich Johannes Weichhart, Journalist beim Kurier, an: „Die Sozialen Medien spielen eine enorm

wichtige Rolle. Sie sind zum einen Informationsquelle, zum anderen kann ich über sie meine Reichweite, die ich im Printbereich vielleicht nicht habe, erheblich vergrößern.“ Gleichzeitig hat sich durch die Online-Kanäle der Drang zur Aktualität erhöht, was mehr Ressourcen und höheren Arbeitseinsatz erfordert. „Fake-News?“ Dass angesichts dieses Drucks auch Fehler passieren, ist unbestritten, dazu noch einmal Krone: „Journalismus konnte noch nie garantieren, die ‚Wahrheit‘ zu publizieren. Solch absolutistische Ansätze widersprechen zudem einem auf Vielfalt angelegten Journalismuskonzept. Zu unterscheiden ist allerdings zwischen Arglist und handwerklichem Unvermögen sowie Zeitknappheit.“ Die arglistige Lüge stellt dabei in Medien, die an journalistischer Ethik orientiert arbeiten, die Ausnahme dar. Der Vorwurf der Falschmeldungen im engeren Sinn geht vielfach ins Leere. Ein Beispiel lieferte die Nieder­ österreichische Volkspartei, als sie den Falter Chefredakteur Florian Klenk Anfang des Jahres wegen seines Berichts zur Erwin Pröll Privatstiftung der Lüge bezichtigte. Als „Falter-Fake-News“ bezeichnete der Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner die Story damals, ohne dabei genauer auf den Inhalt der an-

HABT-ACHT! „Immer in Bereitschaft“ ist Joachim Lielacher, Heute NÖ.

MFG 06.17

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MFG URBAN

Jan Krone

Züge einer Besoffenheit Jan Krone ist Professor am Institut für Medienwirtschaft an der FH St. Pölten und beschäftigt sich unter anderem mit den ökonomischen Zwängen des Mediensystems. Wir sprachen mit ihm über aktuelle Trends. Die Digitalisierung betrifft auch den Beruf des Journalisten. Welche großen Umwälzungen sehen Sie in den nächsten Jahren auf die Branche zukommen? Die Antwort auf Ihre Frage muss mehrere Ebenen umfassen. In der Ausbildung wird es die Erweiterung des journalistischen Handwerks um digitale Fertigkeiten sowie die klar ersichtliche Trennung der Genres brauchen. Zudem eine Schärfung des journalistischen Selbstverständnisses als unabhängige und objektivierende Individuen für den Stakeholder „Gesellschaft“. Journalismus ist als Aktivität zu begreifen und weniger als Erfüllungsmechanismus ökonomischer Interessen. Derzeit ist der Berufsstand in weiten Teilen durch ökonomische Zwangslagen geprägt, was zu dysfunktionalen Kompromissen im Sinne des Anspruchs an Journalismus führen kann. Parallele Tätigkeiten in den Public Relations sowie Content Marketing können die eigene Profilbildung und damit die Glaubwürdigkeit gegenüber der Gesellschaft unterminieren. Die sozialen Medien verleiten zur Bildung von Echokammern – denen das Publikum nicht zwangsläufig zu folgen bereit sein muss – sowie zur mutmaßlichen Sichtbarkeit des Publikums. Die Folge können schwerwiegende Trugschlüsse auf Kosten der Intention von Journalismus sein.

Das Vertrauen in klassische Medien erodiert nicht zuletzt auch durch den einfachen Zugang zu einer Vielfalt von Informationen, Wie kann der Journalismus hier gegensteuern? Das ist zunächst einmal Ihre Behauptung. Solch absolutistische Ansätze widersprechen zudem einem auf Vielfalt angelegten Journalismuskonzept. Zu unterscheiden ist allerdings zwischen Arglist und handwerklichem Unvermögen sowie Zeitknappheit. Ein Gegensteuern funktioniert mit Geduld, Transparenz, publizistischem Wettbewerb sowie Trägerorganisationen von Journalismus, die darauf Wert legen.

Die meisten öffentlichen Stellen setzen inzwischen auf professionalisierte Kommunikation, die sich direkt an die Bürger richtet, um dort relevante Themen zu platzieren. Welche Chancen und Gefahren sehen Sie dabei? Ich sehe weder besondere Chancen noch Gefahren in dieser Art der digitalen Kommunikation, solange ein unabhängiger Journalismus stattfinden kann. Die Medienkompetenz des Publikums, also die Fähigkeit zur Differenzierung, baut sich mit der allgemeinen Lebenserfahrung oder mit gezielten Studien auf. Letzteres sollte einen höheren Stellenwert in der Bildungspolitik erfahren und zudem mit fachlich geschultem Personal ausgestattet werden. Dafür gibt es die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Sich auf das Lehramt hin qualifizierende Studierende sind mir in mehr als 20 Jahren Ausbildung und Lehre noch nicht begegnet.

Wie hat sich das Beziehungsverhältnis zum Leser durch die Digitalisierung des Journalismus verändert? Ich halte mich zum Abschluss des Interviews kurz: Das Verhältnis zeigt, bei einer Hervorhebung sozialer Medien für das Selbstverständnis, Züge einer Besoffenheit von der vermeintlichen Sichtbarkeit eines Publikums, das in der Regel nichts weiter ist als ein irrelevanter Bruchteil der gesamten Bezugsgruppe.

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geblichen Lüge hinzuweisen. Inzwischen soll die Stiftung aufgelöst werden, weil der Hauptzweck der Stiftung „mittelfristig nicht realisierbar“ sei. Doch auch ohne absichtliche Falschmeldungen passieren immer wieder Fehler in der medialen Berichterstattung. Zum einem kommt die Recherche durch die Erhöhung der Geschwindigkeit oft zu kurz, zum anderen ist der Umgang mit Fehlern in vielen Fällen ausbaufähig. Daniel Lohninger hat in den 90ern begonnen als Journalist zu arbeiten. Seit fünf Jahren ist er Chefredakteur der St. Pöltner Ausgabe der Nieder­ österreichischen Nachrichten. Mit ihren Regionalausgaben ist die NÖN sehr nah an der Bevölkerung und bekommt Reaktionen auf falsche Berichterstattung oft unmittelbar mit. Darauf hatte auch die Digitalisierung keinen Einfluss. „Wir haben dadurch, dass die Leser die Wahrheit, oder vermeintliche Wahrheit, in ihrer Umgebung ohnehin einschätzen können, immer schon zu unseren Fehlern stehen müssen“, so Lohninger. Im Internet sieht er zwar einerseits Möglichkeiten zur Erleichterung der Recherche, die Vervielfältigung möglicher Quellen erfordert auf der anderen Seite aber auch mehr Zeit in der Überprüfung. Die derzeitigen Entwicklungen in der Medienbranche sieht er nicht nur positiv: „Die Gefahr die ich sehe ist, dass Geschwindigkeit mehr zählt als Wahrheit.“ Ethische Fragen würden so zunehmend relevant, meint Lohninger und weiter: „Journalismus wird zunehmend die Debatte führen müssen, welche Werte vertreten werden sollen.“ Ausbildungsfrage. Um Fragen des journalistischen Handwerks kümmert sich der Masterstudiengang für Qualitätsjournalismus an der Donau Universität Krems. Den Grundsätzen journalistischer Arbeit treu zu bleiben und gleichzeitig auf Veränderungen zu reagieren ist dabei die Herausforderung: „Um am Puls der Zeit zu bleiben, haben wir


Eine frage der ethik

WIE VERDÄCHTIG

Michael Müllner

österrerischen Nachrichten.

im vergangenen halben Jahr unsere Curricula einem intensiven Evaluierungsprozess unterzogen“, erklärt Julia Juster, Leiterin des Lehrgangs für Qualitätsjournalismus. Schwerpunkte auf die Erfordernisse digitaler Entwicklungen ergänzen nun die Vermittlung des klassischen journalistischen Handwerks. „Bei uns gibt es kein ‚entweder-oder‘, sondern eine Kombination von Bewährtem und Neuem“, so Juster. Die Zukunft des Journalismus liegt in der Qualität, darüber herrscht in der Branche weitgehende Einigkeit. Ethische Richtlinien sollten dabei unabhängig von der Form des Journalismus Geltung haben. Durch die verstärkte Partizipation des Lesers in Sozialen Medien, erfährt das Handwerk neue Bedeutung. „Für Nutzerinnen und Nutzer wird es immer schwieriger seriöse Nachrichten von lancierten Falschmeldungen zu unterscheiden. Daher gilt es für Journalisten umso mehr sich auf klassische Qualitätskriterien zu entsinnen, sogenannte Fake News zu entlarven, die richtigen Fragen zu stellen und Informationen zielgruppenadäquat aufzubereiten“, fasst Juster die Stoßrichtung eines qualitätsbewussten Journalismus zusammen. Qualitätsjournalismus ist derzeit von mehreren Seiten unter Druck.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen erschweren die Arbeit, während sich die Geschwindigkeit in der Produktion erhöht – was nicht zuletzt auf Kosten der Qualität geht. Letztlich wird es aber dieser Qualitätsanspruch sein, der journalistisch arbeitende Quellen von anderer Information unterscheidet. Die „Wertigkeit der Information“ müsse bei journalistisch geprüften und bearbeiteten Quellen eine höhere sein, ist auch Lohninger überzeugt. Auch die Transparenz in Entstehung einer Reportage, wie es derzeit „Die Zeit“ versucht, ist ein Versuch, Vertrauen bei den Lesern zu gewinnen. Herbert Binder, ehemaliger Chef des Pressehauses und Präsident des Österreichischen Herausgeberverbandes, sieht die Zukunft des Printjournalimus dennoch nicht so düster, ja, er sieht sogar Chancen. „Wenn es, wie kolportiert, stimmt, dass das Lokale angesichts der Globalisierung als letzter überschaubarer Raum vor einer Renaissance steht, dann haben etwa Regionalmedien durch ihr Korrespondentensystem durchaus Chancen zu bestehen – wie man das kommerziell hebt, ist ein anderes Thema. Aber gut gemacht, davon bin ich überzeugt, werden Menschen auch in Zukunft für guten Journalismus bezahlen.“

MFG 06.17

Foto: Falko Matte – Fotolia.com

LOKAL. Daniel Lohninger ist seit fünf Jahren Chefredakteur der St. Pölten Ausgabe der Nieder­

Die St. Pöltner SWAP-Causa beschäftigte die „Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption“ (WKStA) seit mehr als einem Jahr. Als Reaktion auf den zwischen Stadt und Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien geschlossenen Vergleich im Vorjahr brachte die ÖVP eine Sachverhaltsdarstellung ein. In einer aufwändigen Vorprüfung unter Beiziehung eines Wirtschaftsexperten wurde der Akt des Zivilverfahrens am Handelsgericht durchgeackert. Gerade im parteipolitischen Umfeld ist es nicht ungewöhnlich, dass man den Konkurrenten anschüttet. Von den meisten Anzeigen bleibt oft nicht viel übrig, es fehlt aus strafrechtlicher Sicht ein hinreichender Anfangsverdacht. Diese Hürde nahm die WKStA nun. Ein genauer Blick lohnt sich also. Doch dieser muss sachlich bleiben. Was wissen wir? Nach einjähriger Vorprüfung beginnen die Ermittlungen nun formal. Ermittler beschlagnahmen Computer, nehmen Akteneinsicht. Sie beginnen bei Untreue unter Ausnutzung einer Amtsstellung, es gibt zwei Beschuldigte, bis zu 15 Jahre Haft gäbe das Gesetz theoretisch her. Aus dem Sachverhalt wird klar: Derzeit wird nicht gegen Vertreter der Bank ermittelt, es dürfte sich bei den zwei um Bürgermeister Stadler und den ehemaligen Finanzdirektor handeln. Im weiteren Verlauf kann noch viel ans Tageslicht der Ermittler kommen. Weitere Personen könnten das Interesse der Ermittler wecken, andere Delikte könnten greifbar werden. Aber es könnte sich auch alles in Luft auflösen. Denn nur ein Viertel der staatsanwaltschaftlichen „Erledigungen“ münden auch tatsächlich in einer Anklage. Angeklagt wird übrigens nur, wenn sich der Staatsanwalt sicher ist, dass eine Verurteilung wahrscheinlicher ist, als ein Freispruch. Und wichtig ist: Mit gutem Recht gilt für alle Beteiligten bis zu ihrer rechtskräftigen Verurteilung, dass sie unschuldig sind.

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MFG URBAN

„Nicht, dass mir das ein Nachruf wird“, ermahnt mich Herbert Binder schon im Vorfeld (!) des Gesprächs. Und okay, zugegeben, vermeintlich anlassbezogene Ereignisse wie Binders 80er bergen selbstredend die Gefahr journalistischer Verklärung. Andererseits hat der Gute nun einmal eine verdammt bemerkenswerte Vita auf dem Buckel, und die wurde bislang hier im MFG nur deshalb nicht erzählt, weil Binder als Redaktionsmitglied (siehe Seite 6) quasi von der Berichterstattung ausgeschlossen war. Nun zieht sich der Hebi aber zurück, für die „Jüngeren“, wie er kokettiert, und wir können seine Geschichte erzählen. 20


TEXT: johannes Reichl | Fotos: matthias köstler, Privatarchiv herbert Binder

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ie beginnt man vielleicht am besten mit dem Hinweis auf ein seltenes Phänomen. Binder ist nämlich den einen der Herbert, den MFG-Fans der Hebi, ganz vielen aber „DER Binder“. Selbst seine Gattin Hermine tituliert ihn derart in Gesprächen, auch in denen, wo er zugegen ist. Einen solchen Artikel vorm Namen, der wie ein Adelsprädikat wirkt, muss man sich freilich erst erarbeiten – man erinnert sich an große Diven wie DIE Monroe, DIE Dietrich. Und während es jüngeres Gemüse von KHG über Kurz und Kern nur mittels aufgepumpter Marketingmaterial-Schlachten schafft, eine eigene „Marke“ zu werden, ist dies Persönlichkeiten vom Kaliber eines Binders noch ausschließlich kraft ihrer Ausstrahlung, ihrer Autorität und ihren Taten gelungen – und da auch nur den allerwenigsten. Die beraubte Generation. Doch beginnen wir ganz von vorne, als DER Binder noch der kleine Herbert aus der Vorstadt ist. 1937 wird er geboren, die Mama ist Hausfrau, der Papa „war ein kleiner Verkäufer von Konfektionsware.“ Wobei die Erinnerungen an den Vater nur rudimentär sind. „Ich habe ihn eigentlich nicht wirklich kennengelernt. Als ich zwei war, wurde er eingezogen, 1943 ist er gefallen. Dazwischen war er zweimal auf Heimaturlaub.“ Konkrete Erinnerungen hat Binder deshalb nur ganz wenige „und bei manchen weiß ich nicht, ob ich sie wirklich selbst erlebt habe oder mir nur aus Erzählungen angeeignet habe.“ Binder ist damit unfreiwilliger Repräsentant einer beraubten Generation, die vielfach ohne Vater und andere Männerfiguren aufwachsen musste. „Als ich maturiert hab, waren fünf von insgesamt fünfzehn Absolventen Halbwaisen!“ Dem absenten Vater standen vielfach übergroße Mütter, Kriegswitwen gegenüber „und das waren ja nicht, wie man sich heute eine Witwe vorstellt, alte Damen, sondern Frauen in den Dreißigern“ – die zu ihren Kindern vielfach ganz intensive Beziehungen entwickelten, die für die Heranwachsenden mitunter auch eine Belastung insofern darstellen konnten, dass sie

mit enorm hohem Erwartungs-, Erfüllungs-, Nicht-Enttäuschen-WollenDrucks einhergingen. „Für meine Mutter war ich der Lebensinhalt.“ Dies vielleicht in Binders Fall noch dadurch potenziert, dass er als Kind oft und v.a. schwer krank ist. „Ich kann mich noch erinnern, wie sie mich im Leiterwagerl durch den Kaiserwald gezogen hat, weil ich zu schwach zum Gehen war. Ich war ja ein richtiges Zarterl.“ Scharlach, Lunge, Diphterie, Nierenleiden drücken den Buben nieder. „Einmal war ich ein halbes Jahr lang im Krankenhaus und hab fast das ganze Schuljahr versäumt.“ Erst – was für eine Symbolik – mit dem Einmarsch der Russen 1945, mit Kriegsende, erfängt sich auch der Bub und steht, wie ein ganzes Land, am Beginn einer neuen Zeitrechnung. Die letzten grausamen Zuckungen des Krieges bekommt der fast 8-jährige Knabe freilich noch unmittelbar mit. „Wir waren ausgebombt und kamen in einem Haus in Viehofen unter. Dort, rund um das Schloss Viehofen, wo die SS einquartiert war, spielten sich in den letzten Kriegstagen wahre Horrorkämpfe ab.“ Binder erinnert sich an in den Bäumen aufgehängte SS-Offiziere, „oder an ein volksdeutsches Paar, das vor unserer Kellertür liquidiert wurde.“ Vor allem erinnert er sich aber an die ganz eigene Aura der Wiederaufbauzeit und einen gesellschaftlichen Zusammenhalt, den man nur wenige Jahre zuvor für unmöglich gehalten hätte: „Was die sauber nach Quellen arbeitenden nachgeborenen Wissenschaftler nämlich oft nicht wahrnehmen – das ist aber die wahre Leistung der Wiederaufbaugeneration – ist der Umstand, dass diese Menschen nur elf Jahre, nachdem sie sich 1934 noch blutig die Schädel eingeschlagen hatten, etwa die Schutzbündler Alois Rauchenberger und Johann Hoys, mit Straßen in unserem Viertel bedacht, hingerichtet worden waren, gemeinsam den Staat wiederaufgebaut haben, ja überhaupt zur Zusammenarbeit fähig waren.“

Amalgam der Vorstadt Die Gründe für diesen Brückenschlag ehemals verfeindeter Lager sieht Binder nicht zuletzt auch darin begraben, dass diese Jahre „so wie ich sie erlebt habe, keinesfalls so schwarz-weiß und eindimensional waren, wie das heute gerne dargestellt wird.“ Es herrschte vielmehr eine Mischkulanz aus Katholizismus und Sozialismus, aus Kirche und Politik, die Binder als „ganz eigenes Amalgam“ bezeichnet. „Unser Nachbar etwa war ein überzeugter Kommunist und hat jeden Sonntag die Volksstimme ausgetragen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie er immer völlig durchgeschwitzt von seiner Tour zurückgekommen ist, um ja nicht die 9 Uhr Messe zu versäumen.“ Zum Himmelfahrtskommando wurde regelmäßig auch die Fronleichnamsprozession, die Binder als Ministrant hautnah miterlebte. „Nachdem man die Altäre für die Prozession in Vergangenheit immer geklaut hatte, wurde schließlich ein mobiler Altar auf einem LKW montiert, der dann – unter Polizeischutz – vor der Prozession einher fuhr. Begleitet wurde das Ganze von vielfältiger Radiomusik, weil die eingefleischten Sozialisten ihre Radios auf die Fensterbretter gestellt und auf volle Lautstärke gedreht hatten, um so die Prozession zu sabotieren und die himmlische Musik, welche die rote Eisenbahnermusikkapelle in der frommen Schar beisteuerte, zu übertönen“, erzählt Binder schmunzelnd. Es herrschte also, auf gut österreichisch, ein wunderbares entweder UND oder. Binder ist jedenfalls überzeugt, „dass mich dieses Klima im Arbeiterviertel nachhaltig geprägt hat“, ebenso – fern des Politischen – auch der Umstand, dass sich damals 67 Kinder im Hof tummelten „Das war in Sachen Sozialisierung die hohe Schule des Lebens“, die auch mit einem großen Quantum Freiheit einherging „weil der Begriff von Ob- und Fürsorge damals ein ganz anderer war als heute. Es war etwa völlig normal, dass die Eltern NICHT wussten,

Für meine Mutter war ich der Lebensinhalt. HERBERT BINDER MFG 06.17

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MFG URBAN

wo sich ihr achtjähriger Filius den ganzen Nachmittag über herumtreibt. Hauptsache man war am Abend pünktlich zuhause.“ Das Draußensein war zum einen den beengten Wohnverhältnissen geschuldet, „ich bin in einer 36m² Wohnung groß geworden“, zum anderen aber auch dem allgemeinen Umfeld. „Man muss sich das anders vorstellen als heute – wir waren damals ja noch Herren über ein ganzes Viertel. Es gab kaum Verkehr, große Baulücken und hinter uns im Süden war sowieso nichts mehr außer Felder und die nahe Traisenau. Wir hatten auch noch nicht diese Kommunikations- und Entertainmentdichte wie heute – wir durften uns noch selbst unterhalten!“ Etwa beim Fischen in der Au, beim Fußballspielen auf der Gstetten oder beim Sammeln, „denn damals gabs ja kaum ein Kind zwischen 10 bis 12, das nicht irgendetwas gesammelt hätte.“ Im Falle Binders waren es vorrangig Käfer. Mutig in die neuen Zeiten. Binder zählt auch zur ersten Generation, die – unbewusst verstrickt – ins sich abzeichnende Wirtschaftswunder hineinwächst, das man selbst aber noch aus bitterer Armut in Angriff nimmt. „Die Kinder sollen es einmal besser haben als wir“, lautet das Credo der Eltern, und dies gelingt auch häufig. Binder etwa, für ein Kind aus ärmlichen Verhältnissen in den 50er– und 60er–Jahren beileibe keine Selbstverständlichkeit, geht aufs Gymnasium und studiert später in Wien Welthandel. All das geht mit zahlreichen Entbehrungen einher – für die Mutter ebenso wie für den Sohnemann. Was den Buben dabei antreibt, ist auch eine Art „Arme-LeuteStolz“, denn Jugendlichen wie Binder wird nichts geschenkt, wenngleich sie gerade umgekehrt im wörtlichen Sinne sehr wohl auf „Geschenke“ angewiesen sind. „Mein Gewand kam von der Caritas.“ Und während Kids aus besseren Kreisen ihren Wohlstand bekleidungstechnisch offen zur Schau stellen, „wie etwa Semesterkollege Hannes Androsch, der damals auf der Wirtschaftsuni mit blütenweißer Kleidung und Tennisracket eintrickste, trug ich noch amerikanische Glockenhosen, die 22

längst passé waren.“ Binder entwickelt daraus aber „eine Art Überlebensstrategie.“ Der erzwungene shabby-Look mutiert zusehends zum ganz bewussten Statement, zum Bekenntnis zur eigenen Herkunft und Vita, zur vermeintlich unterprivilegierten Klasse, die sich ihren Erfolg eben selbst erarbeitet hat und daher auf Äußerlichkeiten verzichten kann. Wenig verwunderlich, dass Standesdünkel Binder sein Leben lang zuwider sind. Als er späterhin, dann schon als Geschäftsführer des Nieder­ österreichischen Pressehauses selbst Teil der vermeintlich besseren Gesellschaft, sich im St. Pöltner Parkclub zum Tennis einschreiben möchte und aufgefordert wird, zwei Bürgen vorzuweisen, „hab ich auf der Stelle kehrt gemacht und mir gedacht ‚Na dann halt nicht!‘“ Für Binder ist es jedenfalls unumgänglich, sich während des Studiums Geld dazuzuverdienen. Zwar bekommt er kleine Stipendien „für die du dich jeweils einzeln bewerben musstest und was mitunter mit sehr demütigenden Erfahrungen einherging“, aber die Unterstützung allein reicht nicht aus. So verdingt er sich in verschie-

densten Jobs, vom Kreuzträger am Zentralfriedhof „wo ich zehn Schilling pro Begräbnis bekommen hab“ bis hin zum Bauhilfsarbeiter, der 1954 an der Traisenbrücke mitbaut. Und dann schreibt er auch noch für die St. Pöltner Zeitung „auf Zeilenhonor“. Der Medienmacher. Dass er selbst es sein wird, der von der St. Pöltner Zeitung ausgehend ein Medienimperium aufbauen wird, kann der Jung­ spund damals noch nicht erahnen. Im Nachhinein erweist sich „meine journalistische Fronterfahrung von damals aber als enorm wertvoll, weil ich dadurch Einblick und Verständnis in die Arbeit und Anliegen der schreibenden Zunft gewonnen habe – keine Selbstverständlichkeit für einen Verleger.“ Als Binder 1960 als 23-Jähriger vom katholischen Pressverein zum Direktionsassistenten bestellt wird, hat das damals noch in der Linzerstraße situierte Unternehmen gerade einmal sieben Zeitungstitel im Portefeuille. Der Buchverlag gibt einen einzigen hochdramatischen Titel, nämlich „das Diözesangebetsbuch heraus und in der gewerblichen Druckerei stand eine 30

Die Zeiten damals waren keinesfalls so schwarz-weiß und eindimensional, wie das heute gerne dargestellt wird. HERBERT BINDER


DER Binder

Neugierde halte ich für eine der wichtigsten Tugenden eines alternden Menschen überhaupt. HERBERT BINDER Jahre alte Druckmaschine!“ 42 Jahre später, die Binder als Verlagsleiter ab 1963 sowie schließlich als für alle Bereiche zuständiger Geschäftsführer des Pressehauses ab 1970 federführend mitprägt, übergibt er 2002 eines der größten Medienunternehmen Österreichs mit 480 Mitarbeitern an seinen Nachfolger. Die NÖN sind aufgrund sukzessiver Aufkäufe anderer Titel zu DEM Leitmedium des Bundeslandes geworden , „weil Chefredakteur Hans Ströbitzer, Ingfried Huber und ich an ein Massenmedium fürs flache Land glaubten, und weil mir klar war, dass wir die Zeitung nur finanzieren können, wenn wir ein geschlossenes Vertriebsgebiet aufbauen, um auch überregionale Werbekunden zu gewinnen.“ Die Druckerei entwickelt sich unter Binders Ära zu einer der größten Industriedruckereien der Republik, und auch der Buchverlag verlässt die rein religiösen Sphären und bringt zur Hoch-Zeit jährlich an die 50 Titel heraus, die insbesondere dem Sachbuch- und Kinderbuchsegment zuzuordnen sind. Kurzum, das Pressehaus wird zu einer Erfolgsgeschichte, die nicht zuletzt auch Binders Führungsstil geschuldet ist. „Ein Grundprinzip von mir war immer, mich mit Leuten zu umgeben, von denen ich überzeugt war, dass sie auf ihrem Gebiet besser sind als ich und sich auch trauen, mir als Chef ihre Bedenken bis hin zum etwaigen Widerstand zu artikulieren.“ Dass im scharfen Wind einer sich weltweit im Umbruch befindlichen Medienlandschaft vieles von dem, was Binder über Jahrzehnte aufbaute, nach seinem Abgang wieder zerbröckelte, kommentiert der ehemalige Boss nicht weiter. Über sein Pressehaus würde er ohnedies nie ein abfälliges Wort verlieren, dazu hat es ihn viel zu sehr erfüllt. „Das Reizvolle an meinem Beruf war ja diese Parallelität von Zeitungsmachen, Buchverlag und Industriedruckerei, das kam meinen persönlichen Interessen sehr entgegen! Und ich

durfte unglaublich viele großartige und interessante Menschen kennenlernen“, blickt er gerne und im Guten zurück. Der Nimmermüde. Wobei das Zurückblicken ohnedies nie Binders Sache war – dazu ist er von zu großem Gestaltungswillen beseelt. Schon als Jugendlicher gründet er etwa den ersten St. Pöltner Basketballverein „in einer Zeit, als Basketball in etwa so exotisch war wie heute Landhockey.“ Regelmäßig holt er damals, ein zweites Fahrrad mitführend, einen Wiener Schiedsrichter vom St. Pöltner Bahnhof ab, der auf dem zweiten Drahtesel Platz nimmt. Sein Name: Franz Vranitzky. „Der verdiente sich damals mit dem Schiedsrichtern Geld zum Studium dazu. Als er dann später Kanzler war und ich als österreichischer Zeitungspräsident Termine bei ihm hatte, verrollte sein Sekretär immer die Augen, weil wir über alte Basketball-Zeiten palaverten anstatt zur Medienpolitik zu kommen.“ Seit seiner Teenager-Zeit engagiert er sich auch in der Katholischen Kirche. Leitfiguren waren damals „hochintellektuelle, liberale Priesterpersönlichkeiten wie etwa ein Prälat Triebl oder später Otto Mauer und Karl Strobl. Noch als Gymnasiasten tauschten wir Zeitschriften wie ‚Hochland‘, ‚Wort und Wahrheit‘, alte Hefte der ‚Fackel‘.“ Autoren wie Camus und Sartre standen ebenso auf der Tagesordnung wie „aufmüpfige Theologen. Einer davon hieß Ratzinger, dem das vorkonziliare theologische Establishment bei seiner Habil Schwierigkeiten machte.“ In der Katholischen Hochschulgemeinde in Wien gab‘s nächtelange Diskussionen mit Leuten wie Friedrich Heer, Fritz Wotruba, H. C. Artmann, Arnulf Rainer & Co. „Mit 20 war ich Diözesanverantwortlicher der Katholischen Hochschuljugend, in den 80er-Jahren dann Präsident des Katholischen Akademikerverbandes.“ Aber irgendwann „bin ich dem kirchlichen Betrieb – nicht der Kirche an sich und

hoffentlich auch nicht dem lieben Gott – abhanden gekommen.“ Es war, glaubt Binder, „wahrscheinlich die Kleruskirche, die mich an den Rand getrieben hat. Am unangenehmsten sind die Möchtegernkleriker unter den Laien!“ Die Kirche beschäftige sich zunehmend nur mehr mit sich selbst. Die Welt und die Menschen seien kaum mehr Mittelpunkt des Sendungsauftrages. Um genau diese, die Menschen, ist es Binder aber immer gegangen. Ein besonderes Herzensanliegen ist ihm dabei die Hospizbewegung. „Früher war Sterbebegleitung ja noch eher eine Fleißaufgabe, lief im Spital irgendwie mit – ein Sterben in Würde wurde damit fast verunmöglicht.“ Binder hebt deshalb Ende der 90er die „Plattform Hospiz“ aus der Taufe, um die Notwendigkeit professioneller Sterbebegleitung – von der Ausbildung bis hin zur Implementierung der Palliativmedizin im Krankenhaus – „über alle religiösen und weltanschaulichen Ansätze hinweg“ bewusst zu machen. Tatsächlich gelingt es ihm, sämtliche relevanten Gambler zu vereinen, „wobei ich, um quasi Druck aufzubauen, das Bestehen des Vereines mit drei Jahren festgesetzt habe – bis dahin mussten wir Ergebnisse liefern.“ Und das gelingt tatsächlich, „nicht zuletzt auch dank des politischen Verständnisses einer Liese Prokop und des heutigen MFG 06.17

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1. Eines der seltenen Bilder (im Alter von zwei Jahren) mit dem 1943 gefallenen Papa. 2. Mama Binder zieht den Sohn in der St. Pöltner Vorstadt alleine auf. „Ich war ihr Lebensinhalt.“ 3. Neugierde hat Binder nicht nur als Jugendlichen, sondern sein ganzes Leben lang ausgezeichnet. 4. Binder der Manager. Das NÖ Pressehaus führt er wirtschaftlich in lichte Höhen. 5. Auch die obligatorische Gautschfeier darf nicht fehlen – „baden“ geht Binder aber nur selten.6. Vertrautes Bild beim LionsFlohmarkt: Bücherwurm Binder als „Buchhändler“, eines von zahlreichen sozialen Engagements. 7. Der Vielgeehrte, der mit praktisch allen Bundespräsidenten, Kanzlern und niederösterreichischen Landeshauptleuten seiner Zeit in Kontakt stand.

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DER Binder

Innenministers, Wolfgang Sobotka“, wie Binder betont. Am Ende seiner Bemühungen steht die Gründung des Landesverbandes Hospiz. Seine Finger im Spiel hat Binder aber ebenso bei der Gründung der FH St. Pölten, für deren Realisierung er sich als Obmann des Fördervereins Fachhochschule St. Pölten stark macht, er ist einer von vier elderly Business-Men, welche die Umsetzung der städtischen Wirtschaftsservicestelle ecopoint antauchen, und gründet den Förderverein Kulturbezirk, im Zuge dessen er sich nicht nur um die Integration der damals neuen Landeskultureinrichtungen in der Hauptstadt verdient macht, sondern insbesondere auch einen „damals längst überfälligen“ sphärischen Brückenschlag zwischen Stadt und Land auf den Weg bringt. Bildungsbürger. Kultur war und ist neben seiner Familie (mit Gattin Hermine ist er 55 Jahre verheiratet, er ist Vater von vier Töchtern und Großvater von sieben Enkelkindern) überhaupt eine von Binders großen Lieben. „Ohne Musik etwa könnte ich mir mein Leben nicht vorstellen“, auch wenn der Einstieg holprig ist. „Als Kind hab ich Geige gelernt, das war eine Zumutung“, lacht er, dabei kann er so schlecht nicht gespielt haben, bringt er es doch immerhin bis zum 2. Geiger im St. Pöltner Musikverein „aber auch nur, weil es für das damals walzerselige Repertoire gerade noch ausgereicht hat.“ Als Zuhörer steht er da schon auf anspruchsvollere Kost, zieht sich nicht die Klassiker rein, sondern hat „auch vor zeitgenössischen Komponisten wie etwa Ligeti, Nono oder Glass keine Angst.“ Unübersehbar ist auch Binders Liebe zum geschriebenen Wort. Bei einem Besuch seiner Altbauwohnung beschleicht einem im ersten Moment die Vermutung, man hätte sich vielleicht in der Adresse geirrt und sei stattdessen in einer Bibliothek gelandet – an die 20 Laufmeter Buch-Regale ziehen sich durch die Zimmer. „Ich bin ein notorischer Vielleser“, gesteht er sodenn, der sich deshalb auch nicht – wie andere Altersgenossen – über die sich

Neugierde halte ich für eine der wichtigsten Tugenden eines alternden Menschen überhaupt. HERBERT BINDER allmählich einschleichende senile Bettflucht beklagt, sondern aus dieser Not eine Tugend gemacht hat. „Dadurch habe ich jetzt noch mehr Zeit zum Lesen, jede Nacht mindestens eineinhalb Stunden.“ Das Interesse geht dabei querbeet, wobei Binder einerseits vor allem Sachbücher (aktuell etwa Rudolf Taschners „Woran glauben“ oder Ernst Trosts Buch über die Donau) liest, sich andererseits aber auch der Lyrik hingibt. „Da hole ich mir dann jede Nacht einen anderen Freund oder eine andere Freundin ins Bett, je nach Lust und Laune“, flunkert er über seine Dichter-Liaisonen, um den Romanciers einen brüsken Korb zu geben. „Ein Romanleser war ich nie!“ Dafür einer, der selbst „mein ganzes Leben lang nebenbei geschrieben hat.“ Zeugnis seiner Autorschaft legen unzählige Artikel und Beiträge in diversen Anthologien, Zeitschriften, Bildbänden und Co. ab. Sehr zu unserer Freude und Ehre adelte er als Hebi auch das MFGMagazin mit seinen witzig-scharfsinnigen Beobachtungen über seine Heimatstadt St. Pölten, die er mitunter als „spröde Geliebte“ bezeichnet. „Ein eigenes Buch habe ich allerdings nur ein einziges geschrieben: ‚Zwischen Gipfel und Abgrund‘.“ Was wie ein aktueller Polit-Thriller über „Raise and fall of Django Mitterlehner“ klingt, ist in Binders Falle wörtlich zu nehmen, handelt das Buch doch von seiner Leidenschaft fürs Bergsteigen und Wandern. Gemeinsam mit seiner Hermine macht er bis heute diverse Berge unsicher. „Wir sind etwa in 60 Tagen von Hainburg bis Bregenz marschiert und haben dabei 67.000 Höhenmeter überwunden! Zum 70er wiederum wünschte sich meine Frau 70 Gipfel in einem Jahr!“ Nicht gerade ein konventionelles Geschenk, aber jedenfalls eines mit hohem Erinnerungspotential. Dabei geht es Binder vordergründig nicht ums Gipfelstürmen an sich, „als vielmehr um die Wirkung, ja die Wirklichkeit der Natur. Nach spätestens einer hal-

ben Stunde Wandern wird nämlich fast alles, was dir als Problem erschienen ist, relativ. Außerdem bist du fast ausschließlich mit positiven mitmenschlichen Erfahrungen konfrontiert.“ Für immer jung. Dass die Gipfel mit zunehmendem Alter nolens volens allmählich weniger und niedriger werden, nimmt Binder mit Gelassenheit, wie er überhaupt seinen Fokus auf das Unmittelbare austariert hat. „Ich nehme mir vor, die vermeintlich großen Dinge etwas gelassener zu nehmen, die vermeintlich kleineren dafür liebevoller zu betrachten.“ Was er damit meint? „Die kleinen Sachen können Begegnungen mit Menschen sein oder das Schauspiel der Natur, das ich nun oft bewusster wahrnehme. Und die Großen – da ist es einfach so, dass zunehmend Abschiede jedweder Art erfolgen und ich mir wünsche, diese – wenn schon nicht ganz ohne Wehmut – so doch mit einem Lächeln anzunehmen.“ Bevor jetzt jemand Einspruch erhebt (gar Binder selbst) und ausruft: „Ha, jetzt ist das also doch ein Nachruf geworden“, den darf ich getrost beruhigen. Da macht uns der liebe Herbert schon selbst einen Strich durch die Rechnung, denn bei aller Altersweisheit (die ihm schon von Jugend an anheimgegeben scheint), hat er sich bis heute seine unbändige Neugierde erhalten: „Neugierde halte ich für eine der wichtigsten Tugenden eines alternden Menschen überhaupt – wenn du die verlierst, dann bist du nicht nur wirklich alt, sondern dann verlierst du auch an Dimension.“ Darum braucht man sich in Binders Fall nun wirklich keine Sorgen zu machen. Seine Dimension, sein Horizont, seine Tiefe suchen ihresgleichen in dieser Stadt, und auch wenn er physisch 80 Lenze vorzuweisen hat, ist er einer von der Sorte „für immer jung“, wie es weiland Heller und Ambros besungen haben. Eine absolute Ausnahmeerscheinung – DER Binder eben. MFG 06.17

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MFG URBAN

Es braut sich was zusammen …

Braustadt St. Pölten Durchschnittlich über 100 Liter Bier rinnen jährlich in Österreichs durstige Kehlen, damit ist man Vizeweltmeister hinter Tschechien. Mittlerweile wird das flüssige Gold aber immer trendiger, immer hipper – und die Zahl der Brauereien steigt kontinuierlich. Wir haben mit den in St. Pölten präsenten Bierbrauern gesprochen.

I

n den letzten Jahren ist die Auswahl an Bieren stetig größer geworden. Gab es etwa 1980 und 1990 in Österreich nur mehr um die 60 Braustätten, so übersprang man um die Jahrtausendwende bereits die Hundertermarke. 2015 kam man bereits auf über 200 Braustätten, mittlerweile ist man bereits bei einer Zahl knapp unter 250 angekommen. Meistens handelt es sich hierbei um Kleinst- und Kleinbrauereien, Gasthaus- und Hausbrauereien, die nur geringe Mengen an Bier produzieren. Es werden dann auch Spezialbiere gebraut, eine Nische gesucht – Craft Beer ist wohl vielen schon ein Begriff.

Der Platzhirsch. Auch in und um St. Pölten wird eifrig gebraut. Der städtische Branchenprimus ist dabei klar die Privatbrauerei Egger. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, zur größten Privatbrauerei Österreichs aufzusteigen. Und mittlerweile wird auch der Heimatort um- und beworben, wie auch Geschäftsführer Bernhard Prosser bestätigt: „Es gibt nun ein Näheverhältnis zur Stadt. Das war früher so nie ausgeprägt. Es entwickelte sich erst unter Bürgermeister Stadler.“ Dadurch sei man jetzt auch Imageträger für die Stadt, denn 300 Millionen Mal würde man die Stadt mit Bier und Genuss verbinden. „Wir wollen in St. Pölten präsenter sein“, erzählt er weiter: Der Egger-Steher neben der Autobahn, der Sudkessel beim Kreisverkehr in der Nähe des Stadions und nun der Deal mit den städtischen Veranstaltungen wie etwa dem Sommerfestival, wo in Zukunft Egger Bier ausgeschenkt wird, zeugen vom klaren Bekenntnis der Brauerei zu ihrer Heimatstadt. „Das hat mir schon 26

auch immer weh getan, dass wir in die ganze Welt verkaufen, aber vor der Haustür wird ein anderes Bier getrunken.“ In der Stadt wird auch weiterhin investiert, so wird der Standort erweitert, weil man an die Kapazitätsgrenzen stoße. „Wir wollen von St. Pölten aus die Welt erobern!“, lacht Prosser.

Panta rhei. Prosser sieht dabei eine sich im Wandel befindliche Branche: „Der Trend geht hin zu alkoholärmeren Bieren, wir produzieren auch immer mehr alkoholfreies Bier.“ Die Gesellschaft wandle sich, man lebe eben immer gesundheitsbewusster. „Aber auch die Damenwelt trinkt vermehrt Bier. Es gibt jetzt auch trendige ‚Glasl‘ – es muss nicht mehr der

SELBSTGEBRAUTES. Familie Willach betreibt eine der regionalen Kleinbrauereien. Auch am St. Pöltner Markt bieten sie ihre Waren feil.


TEXT: Gotthard Gansch | FotoS : Elias Kaltenberger, ZVG/BÄrnstein

Kleiner BIERATLAS Brauereien Bezirk St. Pölten Stadt • Egger Privatbrauerei egger-bier.at • Spitzenbier

Brauereien Bezirk St. Pölten Land • Bahnhofsbräu, Obergrafendorf www.bahnhofsbräu.com • Dunkelsteiner Bräu www.schaubing.at • Gablitzer Privatbrauerei www.gablitzer.at • Kastner Bier, Kasten www.kastnerbier.at

Brauereien Bezirk Lilienfeld • Hainfelder www.brauerei-hainfeld.at • Linko Bräu Traisen www.linko.at • Petri Bräu, St. Veit www.bierfisch.at

Brauereien Bezirk Melk • Geroldinger Brauhaus www.geroldinger-brauhaus.at • HaselBräu, Wirtshausbrauerei Haselböck www.wirtshausbrauerei.at

Sekt sein.“ Immer mehr Menschen legen zudem Wert auf Regionalität. „Von St. Pöltner Gastronomen, aber auch von der Bevölkerung spüren wir das Bekenntnis zur heimischen Wirtschaft, das merkt aber die gesamte Lebensmittelbranche“, führt Prosser aus. Davon profitieren auch die kleinen lokalen Brauereien, die Prosser toll findet: „Die Kleinen bereichern die Bierkultur, sie ergänzen das Sortiment. Das hilft der gesamten Branche!“ Man stehe nicht in Konkurrenz zueinander. „Wir können das gar nicht produzieren!“, so Prosser, der gesteht: „Dass Bier als Genussmittel gesehen wird, dazu helfen auch Craft-Biere. Und auch ich trinke gern mal ein anderes Bier, das taugt mir selber!“ Alles für die Fische. Eine dieser kleineren Brauereien ist das Petri Bräu der Familie Sigl. Obgleich man aus St. Veit stammt, ist man mit Bier

und Fisch am St. Pöltner Markt präsent. Dort war man vor sieben Jahren auch die erste Brauerei, der Bier-Seidl verkaufte, wie Florian Sigl, verantwortlich für die Beschickung der Märkte, stolz erzählt. Über die Fischzucht kam überhaupt erst die Idee zum Brauen: „Wir müssen wegen der Fischzucht immer wieder Wasserproben nehmen. Und einmal wurde uns gesagt, dass das Wasser die perfekte Qualität zum Bierbrauen habe.“ So begann die Familie vor sieben Jahren klein mit einer 50-Liter-Brauanlage, mittlerweile hat man selbst mit der 200-Liter-Anlage den Plafond erreicht, weshalb Florian Sigl aktuell plant, eine größere Anlage selbst zu bauen. Das Bier ist dabei komplett naturbelassen, es wird auch keine Kohlensäure zugesetzt. „Da gibt es schon einen Geschmacksunterschied, das schätzen die Leute.“ Eine geringere Haltbarkeit ist der Preis des Ganzen. Die St. Pöltner Marktbe-

sucher sind und waren vor allem zu Beginn etwas skeptisch: „Es dauert seine Zeit, bis etwas anrennt. Aber wenn mal wer bei mir ein Seidl trinkt, dann kommt er wieder!“, so Sigl, der vor Ideen nur so sprudelt. Man darf sich etwa auf Fischleberkäs und – natürlich – Bierleberkäs freuen. Und das alles vom Familienbetrieb – Kathi Sigl ist die Braumeisterin, Dominik Sigl der Wirt, Florian der besagte Marktfahrer. In cervisia veritas. Ebenso am St. Pöltner Markt vertreten ist das Geroldinger Brauhaus. Familie Willach steckt hinter den Biererzeugnissen, die nur regional im Umkreis von 30 bis 40 Kilometern vertrieben werden. „Bierbrauen war und ist das Hobby meiner Frau Nadine“, skizziert Friedrich Willach die Beweggründe des Einstiegs ins Brauen: „Wir haben dann das Hobby zum Beruf gemacht!“ Seit 2013 produzieren sie MFG 06.17

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MFG URBAN

Braustadt St. Pölten

mit Spass dabei. Florian Sigl hat offensichtlich Spaß an seiner Arbeit. Da trinkt man gern

noch ein Seidl!

ihr Bier, bereits 25 verschiedene Sorten haben sie gebraut, dürfen sich auch Staatsmeister nennen. Das handwerklich gebraute Bier werde von den Kunden geschätzt. Es handle sich eben um ein Naturprodukt, es wird weder gefiltert noch pasteurisiert. Auch Willach registriert Veränderungen: „In Österreich trinkt man immer noch bevorzugt Helles, aber alles andere wird immer mehr.“ Und er sieht eine Parallele in der Geschichte: „Das ist wie beim Wein vor 30 Jahren. Dass Qualität etwas mehr kostet, dass die handwerklich gebrauten Biere preislich nicht mit den industriellen Großbrauereien konkurrieren können, das wird nun vielen klar. Es ist da grad erst etwas im Entstehen.“ Die Vielfalt, die Regionalität, die besonderen Sorten – das sind die Nischen, die man als kleine Brauerei eben bedienen muss. Ante Portas. Vor den Toren St. Pöltens braut Familie Diesmayr ihr Dunkelsteiner Bräu: In Schaubing liegt ihr „Kürbishof“, ein schöner Betrieb und ein gemütliches Lokal, wo sich alles rund ums Bier und um den Kürbis dreht. So ist etwa das Kürbisfest im August ein wichtiger Termin und sicher dem einen oder anderen geläufig. Neben der Landwirtschaft wollte die Familie noch ein zweites Stand28

bein, man suchte nach einer Nische. Durch einen steirischen Bekannten, der ebenso Kürbisbier herstellt, kam man vor mittlerweile neun Jahren auf die Idee, Bier zu brauen. Erich Diesmayr bemerkt ebenso, dass die Leute momentan generell gern zu selbstgebrauten Bieren greifen. „Ich möchte mein Bier da jetzt gar nicht explizit rausstellen, das betrifft alle.“ In einem Zug. An der Mariazeller Bahn gelegen liegt in Ober Grafendorf das Bahnhofsbräu. Im Jahre 2013 kaufte Wolfgang Stix den Bahnhof, es entstand die nach eigenen Angaben „erste Bahnhofsbrauerei Österreichs“. Zur Revitalisierung des Bahnhofs habe das Bierbrauen gut gepasst, „und als Naturkosmetikund Bio-Schokoladenerzeuger ist Bier für uns ebenso ein natürliches Produkt, da hat es einfach ins Konzept gepasst“, verlautet man vonseiten des Bahnhofsbräus. „Der Trend geht eindeutig in Richtung Kleinbrauereien, da subjektiv betrachtet durch die Zusammenschlüsse und Aufkäufe von großen Brauereien weltweit die Sehnsucht nach ursprünglichen Bieren stark gestiegen ist“, ist Pressesprecher Michael Drobil überzeugt. Der Newcomer. Die städtische Palette wird seit neuestem auch durch

Stefan Sodek ergänzt, der am Gelände der ehemaligen Spitzenfabrik in Viehofen im Norden der Stadt (wo jetzt die ‚Living City‘ besteht) sein danach benanntes Spitzenbier brauen will. Sodek ist Mitglied im seit vier Jahren bestehenden Bierbrauverein ‚Flüssiges Gold‘ und Obmann der St. Pöltner Bierbraugenossenschaft. Im Zuge dessen hat er auch seinen Braumeister kennen gelernt. Das Bier soll im Kaffeehaus der Living City ausgeschenkt und auch verkauft werden. Die Auswahl an regionalen Bieren in St. Pölten ist also wunderbar gegeben. Zahlreiche Brauereien versorgen die durstigen Kehlen mit bestem Selbstgebrautem. Da kann man nur jedem ans Herz legen: Durchkosten! Prost!

Bärnstein - Bärenstark! Zwar kein Bier, aber von einem St. Pöltner Trio (Martin Paul, Lukas Renz und Maximilian Grandl) erdacht und hergestellt. Bärnstein ist mittlerweile zum In-Getränk avanciert. Auch hier wird der Fokus auf Regionalität gelegt: Traisentaler Holunderblüten, Pielachtaler Dirndln, saure Trauben aus dem Kamptal und Grüner Kaffee stehen auf der Zutatenliste. Lukas Renz hat damals von einem Urlaub Grünen Kaffee mitgenommen. Gemeinsam mit dem Gastronomen Martin Paul (Vagötz God) wollte man mit dem Mitbringsel ein „charakterstarkes, eigenwilliges Getränk“ entwerfen, und nicht wieder ein „0815--Teil“. Mit ihrem Getränk betreten sie Neuland, sie bedienen damit keinen klar definierten Getränkesektor. „Damit können wir uns aber auch nicht falsch positionieren“, so Renz.

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Sommer, Sonne, Sonnenschein Für kein anderes Festival der Stadt trifft dies wohl mehr zu als für das Sommerfestival, wobei man dazu – im Gegensatz zum gleichnamigen Lied – nicht ab in den Süden muss, sondern einfach nur auf den Rathausplatz, oder – wie es Projektleiter Thomas Baumgartner vom Veranstaltungsservice der Stadt formuliert – ins Wohnzimmer der Stadt. Der Rathausplatz als solcher hat ja gastronomisch in dieser Zeit enorm aufgeholt, heute gibt es viele Gastronomen am Platz – wie werden diese eingebunden? Wir sehen es als Selbstverständlichkeit an, mit den ansässigen Gastronomen zu kooperieren. Die Schanigärten sind ein wichtiger Bestandteil der Veranstaltung sowie des gesamten Rathausplatzes, und so soll es auch den Gästen vermittelt werden. Was macht, auch aus Ihrer persönlichenSicht, das besondere Flair des Festivals aus? Man trifft sich um einen Arbeitstag gemütlich ausklingen zu lassen, neue Leute kennenzulernen, oder mit dem Partner einen netten Abend zu verbringen. Mittlerweile hat sich das Sommerfestival zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt entwickelt, wo man „nebenbei“ auch ein gutes Glaserl Wein, ein kühles Bier trinkt oder einen Cocktail genießt und ein paar Schmankerln probieren kann. Und das alles im „Wohnzimmer“ der Stadt. Letztlich macht die Kombination Musik, Kino und Kulinarik im herrlichen Ambiente die gelungene Mischung aus. Gibt es Neuerungen? Die Privatbrauerei Egger und die Stadt St. Pölten haben sich auf eine noch engere Zusammenarbeit geeinigt. Egger hat ein großartiges Biersortiment, von dem sich die Gastronomen bei einer Betriebsbesichtigung bereits überzeugen konnten. Wir sind überzeugt, dass auch die Besucher von der Qualität begeistert sein werden. Bei der Platzgestaltung werden wir punktuelle Adaptierungen vornehmen.

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In den Anfängen gab es viele Streitereien zwischen externer und interner Gastronomie, letztere sah sich zu wenig repräsentiert – wie sieht der Mix heute aus? Von den elf teilnehmenden Gastronomen kommen zehn aus St. Pölten und Umgebung, lediglich einer kommt aus dem schönen Salzkammergut. Wenn man so viele tolle Gastronomen in der Stadt hat, sollte, nein muss man diese auch vor den Vorhang bitten! Interessante Anfragen von außerhalb gibt es immer.

Was war das Exotischste, was Sie je am Festival gegessen haben? Das waren ganz klar das gegrillte Krokodil und die gegrillte Schlange. Als Beilage gab es damals frittierte Heuschrecken mit Grillgemüse!

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Foto: zVg

Das Sommerfestival feiert heuer seine 20. Auflage, wurde 1998 als „Film- und Kulturfestival“ aus der Taufe gehoben. Wie erklären Sie sich diese Beständigkeit? Wir arbeiten ständig an unseren Konzepten. Manchmal sind es nur kleine Schrauben, die wir drehen, gelegentlich musst du aber auch mal ein neues Rad montieren. Die gemütliche Atmosphäre, die lauen Sommerabende, die entspannte Stimmung bei den Besuchern – all das macht das Festival einzigartig.


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ZWISCHEN WIEN UND GRÜN

Heute barocke Altstadt, morgen ein Spaziergang am See. Heute ins Kino nebenan, morgen in die Wiener Oper. Heute das Jungsein leben, morgen das Älterwerden genießen. St. Pölten: die Stadt der kurzen Wege und der großen Möglichkeiten. Wohnen Sie besser. Wohnen Sie, wie Sie wollen // Infos: wohnen@st-poelten.gv.at

uiii, es ist schon wieder soweit.

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Taxi, danke!

Serif Zeybek und Manfred Joichel fahren Taxi, ihr Beruf ist es Leute von A nach B zu bringen. So einfach erklärt sind ihre Geschichten aber nicht. Eine Reportage, über die Nacht eines Taxifahrers mit all seinen Problemen und Begegnungen.

F

ür Serif Zeybek endet sein Arbeitstag um 5 Uhr morgens. Noch schnell Auto putzen und den übrigen Papierkram erledigen – dank der Registrierkasse hat Serif als Taxifahrer unwahrscheinlich viel mit Papier zu tun. Danach kann er nach Hause fahren, frühstücken und sich neben seiner Frau im Bett die sechs bis sieben Stunden Schlaf holen, die er braucht, um beim nächsten Dienst nicht in den Sekundenschlaf zu fallen. Das bleibt von Mittwoch bis Sonntag gleich. Was Serif die Nacht über gesehen und gehört hat, ist spätestens jetzt raus aus seinem Kopf. Wenn er jedes Mal über die Sachen, die in seiner Dienstzeit passieren, weiter nachdenken würde, könnte er irgendwann nicht mehr aufstehen. Was sich viele nicht vorstellen können, ist für Serif „einfach Gewöhnungssache.“ Zeitsprung: Samstag, 22 Uhr. Serif ist schon seit fünf Stunden unterwegs, so richtig begonnen hat sein Abend aber noch nicht. Die anstrengenden Fahrten kommen erst ab Mitternacht,

wenn die Kunden nicht mehr nach zu viel Parfum riechen, sondern nach Aschenbecher und Alkohol – tagsüber und unter der Woche ist nur wenig los. Serif weiß das: Seit 24 Jahren sitzt er für das Taxiunternehmen Rittner hinterm Steuer und ist damit der älteste Nachtfahrer der Firma, als Taxilenker sogar schon von St. Pölten nach Brüssel gefahren. Mit Mitte Zwanzig verlor der türkische Migrant seinen Beruf als Tischler und wurde Taxifahrer, damals noch ohne die technischen Vorzüge, die er jetzt genießt, dafür mit Landkarte. Gebrochene Knochen. Das Orientieren fällt Serif heute nicht mehr schwer, der Beruf als Taxifahrer aber fordert mehr, als Leute von A nach B zu bringen. Serif holt sein Tastenhandy aus der Jackentasche und zeigt ein zwei Jahre altes Bild von sich: „So hab ich ausgeschaut, nachdem mir ein Kunde wegen einer Vier-Euro-Rechnung ins Gesicht geschlagen hat, gebrochenes Jochbein und geschwollene

in the heat of the night. „Ich könnte ein Buch schreiben“, meint Serif Zeybek über seinen Arbeitsalltag. Seit 24 Jahren fährt er als Nachtfahrer für Branchenprimus „Rittner Taxi“.

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Lippe.“ Serif erzählt das fast so kühl, als wären solche Ereignisse für ihn schon Routine. Tatsächlich war das bei weitem nicht der einzige Schlag, den er während seiner Dienstzeit einstecken musste. Kein Chauffeur weiß, wen er als nächstes mitnehmen wird, denn im Taxi mitfahren können alle Menschen, auch die gewalttätigen. „Thomas, ich könnte ein Buch schreiben!“ beginnt Serif diese Nacht seine Anekdoten gerne. Nach 24 Jahren Dienst klingt das nicht einfach so dahergeredet. Seine Geschichten handeln allerdings nicht nur von Betrunkenen, die sich im Auto übergeben oder Männern, die nach dem aufrisslosen LaBoom-Besuch ins Puff fahren. Letztere gibt’s übrigens im Überfluss, auch diesen Samstagabend. Nein, über manche seiner Erlebnisse möchte Serif erst gar nicht sprechen: „Als Taxifahrer musst du lernen Sachen zu verdrängen, sonst machst du den Beruf irgendwann nicht mehr.“ So schlimm sie sind, solche Geschichten bleiben


TEXT: Thomas Winkelmüller | Foto : Elias kaltenberger

die Ausnahmen. Serif fügt seinen Anekdoten deshalb meistens mildernde Schlussätze hinzu: „Ich möchte Taxifahren jetzt nicht schlecht reden, der Großteil unserer Kunden ist nett. Ich mach den Job ja wirklich gerne.“ Die Axt. „Nett“ alleine verrät aber nicht alles. „Ich habe das Taxifahren studiert“, meint Serif und das gehe Hand in Hand mit einer ordentlichen Portion Menschenkenntnis. Nur reicht die alleine nicht, um in die Personen hineinzuschauen. Vor etwa vier Monaten brachte er einen jungen Mann von Herzogenburg nach Oberwölbling. Der Bursche war höflich, er hat sogar sieben Euro Trinkgeld gegeben, bei sich hatte er einen schwarzen Rucksack. Abgesehen von seiner spendablen Ader ein völlig unauffälliger Mensch. Nachdem er aus Serifs Taxi stieg, ermordete er seinen Vater mit 27 Axthieben. Die Waffe hatte der junge Mann die gesamte Fahrt über in seinem schwarzen Rucksack verborgen.

How to Taxi in St. Pölten. Das Klientel der Taxifahrer und ihr Verhalten im Fahrzeug werden sich nicht einschneidend ändern. Jeder nimmt manchmal das Taxi, auch mitunter auch die aggressiven Alkoholiker oder sogar Verbrecher unter den Menschen. Das bedeutet aber nicht, dass den Lenkern, auch denen in St. Pölten, ihr Dienst nicht durchaus angenehmer gemacht werden könnte. Die Situation ist verbesserungswürdig und vor allem verbesserungsfähig. Abgesehen von den niedrigen Kollektivverträgen, kämpfen die Taxifahrer der Stadt etwa mit einer Parkplatznot am Bahnhof. Manfred Joichel kennt die nur allzu gut. Anfang des Jahres hat sich der Pensionist selbstständig gemacht und tourt seitdem als Ein-Mann-Unternehmen „Taxi James“ durch St. Pölten. „Ich glaube der Grund für die wenigen Parkplätze ist die Planung des neuen Hauptbahnhofes, bei der sie die Taxifahrer platztechnisch etwas übersehen haben“,

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mutmaßt Manfred, während er bei der Taxihaltestelle neben der Post Rauchpause macht. Er drückt seine Zigarette aus und fügt hinzu: „Hier finden die Leute uns Taxler ja noch, aber auf der Nordseite musst du wissen, dass die Taxis um die Ecke stehen oder zumindest ganz genau schauen!“ Selbst ist der Taxler. Manfred Joichel ist nicht immer hinter dem Steuer eines St. Pöltner Taxis gesessen. Er war Buschauffeur, hat am Westbahnhof beim Verschub gearbeitet und war in Wien auch schon als Taxilenker unterwegs. Als Selbstständiger muss er schauen, wie er Gewinn machen kann, um seine Investitionen rein zu bekommen. Diesbezüglich verhält es sich bei den Taxlern wie in allen Branchen: umso besser und umfassender der Service, umso eher hat man Chancen auf Erfolg. Dabei erschöpft sich Taxifahren längst nicht mehr in der einzigen Dienstleistung, jemanden von A nach B zu kutschieren. Wirft man etwa einen Blick auf Manfreds Visitenkarte, dann springen einem da unter „Ihr James“ auch „Sonderfahrten“ ins Auge. Dabei handelt es sich z.B. um Ausflugsfahrten, die der Taxifahrer mit seinen Gästen unternimmt. Da kann es dann schon einmal zum Beispiel in die Wachau, nach Mariazell oder wohin immer es die Gäste zieht, gehen. „Man

muss mit der Zeit gehen“, ist Manfred überzeugt. Deshalb bietet er für die Pedalfetischisten auch Radtransfers an. Freilich kommt es auch vor, dass St. Pöltens Taxler ganz ohne Gast unterwegs sind – und trotzdem im Dienst. „Oft ruft jemand an, dem man einfach nur etwas besorgen und nachhause bringen soll“, verweist Manfred auf diverse Botendienste und schmunzelt. „Da sind mitunter ausgefallene Wünsche dabei.“ Welche genau, verrät er gentleman-like leider nicht. Umgekehrt ist ebenso möglich, dass man eine Nacht lang fast nur einen einzigen Gast durch die Gegend kutschiert, etwa wenn ein junger Don Juan in ein einschlägiges Etablissement möchte, ihn vorm Eingang aber der Mut verlässt und es schließlich wieder retour in die Stadt geht. „Da kommen dann schon einige Kilometer zusammen“, lacht Manfred. Ob die Gäste immer brav zahlen? „In der Regel schon“, so Manfred, es sei aber auch schon vorgekommen, dass er die Poizei rufen musste. Dann zahlen die Taxi-Kunden die Fahrtkosten, inklusive Strafe an die Polizei. Einen „Luxus“ genießt Manfred als sein „eigener“ Herr: Wenn es zu mühsam wird – was laut Taxlern v.a. in Vollmondnächten der Fall sein kann – oder wenn er müde wird (was dank seiner Kaffeekanne neben dem Schaltknüppel aber selten passiert),

Cab Driver. Als „Taxi James“ hat sich Manfred Joichel selbständig gemacht, ein Name der Programm ist. Taxifahren verlangt heute mehr als nur Personen von A nach B zu bringen.

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fährt er einfach heim zu seiner Frau. Doch Zurück zum Standort-Problem am Bahnhof: Auf der Südseite des St. Pöltner Bahnhofs gibt es offiziell zwei Taxiparkplätze, das sind fünfmal weniger als es Taxiunternehmen in der Stadt gibt. Die restlichen Taxifahrer stehen unerlaubt mit ihren Autos dort und werden regelmäßig von der Polizei bestraft oder des Platzes verwiesen. Auf der Nordseite liegen circa 15 Taxiparkplätze in der DoktorHöfinger-Gasse, gekennzeichnet durch ein Hinweisschild. 2010 einigten sich Magistrat, Wirtschaftskammer und die Taxifirmen der Stadt St. Pölten auf die heutige Konstellation der Taxiparkplätze. Für Ernst Schwarzmüller, Leiter des Verkehrs- und Strafamtes, war das angesichts des verfügbaren Raumes die bestmögliche Umsetzung: „Bei so vielen Interessensgruppen ist es nie möglich, es jedem komplett recht zu machen.“ Michael Steinparzer von der Wirtschaftskammer Niederösterreich spricht sich nach wie vor für eine neue Lösung aus: „Wir suchen noch nach verwirklichbaren Verbesserungsmöglichkeiten und wollen die dann zur Diskussion stellen.“ Wie du Taxi, so Taxi dir. Zeitsprung: Samstag, 24 Uhr. Serif sitzt jetzt schon seit sieben Stunden hinter dem Lenkrad seines Autos und hat den ersten Kaffee intus, mehr als zwei trinkt er nie. „Sonst kann ich nicht einschlafen“, erklärt er mit einem Grinsen im Gesicht. Die Taxihaltestellen am Bahnhof wirken schon leerer, dort wird Serif aber nicht stehen bleiben. Als Sammeltaxi muss er gerade jemanden vom Bahnhof abholen und in diese Funktion, laut Gesetz, beim Busstopp halten, wo auch die Kunden warten. Unglücklicher Weise parken am Wochenende dort um diese Uhrzeit Privatfahrzeuge, gewohnheitslegal, geklärt ob das erlaubt ist, hat noch niemand so genau. Heute findet Serif noch eine Parklücke. Taxi Rittner und das Magistrat der Stadt wollen dieses Problem nun in ihrer nächsten Sitzung diskutieren. Lösungsvorschlag: Ein Teil der Bushaltestellen beim BahnhofSüd sollte nachts nur für Taxifahrer


Taxi, danke!

Verbesserungsfähig. Die Rahmenbedingungen für die Taxler sind seit der Renovierung des Bahnhofs suboptimal. „Ich glaube, die haben in der Planung die Taxifahrer übersehen.“

Platz und die guten Stellen bei den Busstopps gibt es nach dem Motto: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Serif und seinen Kollegen wäre damit geholfen.

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freigehalten werden, vielleicht durch ein Straßenschild und eine Bodenmarkierung gekennzeichnet. Das tut niemanden weh, auf dem Park & Ride hinter dem Bahnhof findet jeder einen

Es geht um Respekt. Am Ende seines Samstagabends möchte er im Namen aller Taxifahrer noch einen letzten Wunsch an seine Kunden äußern: „Wenn ihr ein Taxi bestellt und dann doch nicht mitfahren wollt: Bitte ruft rechtzeitig an und storniert es!“ Allein diesen Abend hatte Serif drei Leerfahrten. Das bedeutet, die Leute tauchen einfach nicht auf, oder meinen, sie brauchen es jetzt doch nicht. Das ist Serif in Ober-Grafendorf passiert, worauf er die Freude hatte wieder zurück nach St. Pölten zu fahren. Ohne Kundin, dafür mit den halben Fahrtkosten – zehn Euro mitgegeben hat sie ihm unter Protest doch noch. Ob sich irgendetwas an der Situation St. Pöltens Taxifahrer ändern wird? Das kann noch keiner genau sagen. Sicher ist, dass Serif und Manfred weiterhin Fahrgäste von A nach B bringen werden und – bei Pech – vor Schlägen und Beleidigungen nicht gefeit sind. Dafür haben die Taxler der Stadt v.a. eines verdient: Respekt.

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ie Volkschule mit 161 Schülerinnen und Schülern hat nicht nur einen Musikschwerpunkt, sondern setzt mit sogenannten „Schulqualitätsentwicklungsprogrammen“ künstlerische Projekte um, die den Kindern mit unterschiedlichsten Ethnien die Integration erleichtern sollen. Eines davon ist das Projekt „Hand in Hand in einem demokratischen Land“, einer Keramikwand, welche Anfang Juni feierlich eröffnet werden wird. Hand in Hand in der Schule Die Direktorin der Schule, Frau Ulrike Ströbitzer, scheint in ihrem zehnten Jahr an oberster Position immer noch voller Elan zu sein. Sie war es, welche den international angesehenen Keramikkünstler Edgar Tezak angefragt hat. Der geborene Grazer, der sich über viele Jahre hinweg vorwiegend in New York aufhielt und nun wieder in Österreich lebt, hatte u. a. einen Lehrauftrag in der Meisterklasse von. Christian Ludwig Attersee oder lehrte an der Akademie Geras. Ebenda liefen sich Ströbitzer und Tezak erstmals über den Weg: „Wir sind ins Gespräch gekommen und er war so nett und begeistert von unserer Schule – so hat sich das entwickelt“, erzählt Ströbitzer stolz. Das Thema für die Keramikwand sei bei der ständigen Auseinandersetzung mit dem Thema Integration entstanden. Das Lehrerteam wollte damit aufzeigen „dass die Demokratieförderung schon von klein an beginnen soll“. Doch um das Thema ausreichend zu besprechen, floss es in viele verschiedene Unterrichtsfächer ein: „Eine erste Klasse hat z.B. den Gordischen Knoten in Turnen durchgenommen, in Musik wurden Lieder erarbeitet und natürlich auch im Sachunterricht darüber gesprochen.“ Die Kinder haben gemeinsam mit den Lehrern erste Vorarbeiten auf Papier gezeichnet. „Manche Kinder haben wirklich aus ihrer Fantasie gearbeitet, andere wiederum arbeiteten mit Vorlagen. Die Kinder sind ja doch alle verschieden – die Hauptsache ist, dass es ihnen Spaß macht.“ 36

Vielfältig und bunt

Schülerinnen und Schüler mit 24 verschiedenen Muttersprachen und 22 Staatsbürgerschaften: Viele würden die Daniel-Gran-IVolkschule vermutlich als Brennpunktschule bezeichnen. Dabei ist sie ein Paradebeispiel, wie Integration funktionieren kann.

St. Pölten hilft zusammen Auch wenn nicht jedes Kind eine Fliese bemalt hat (bzw. bemalen wollte), so sind doch alle am Gesamtprojekt beteiligt. Zur „Krönung“, also zur feierlichen Enthüllung der neuen Keramikwand im Eingangsbereich der Schule, werden alle Schüler die neue es unter anderem auch eine musikalische Unterhaltung geben. Im Gespräch betont Direktorin Ströbitzer stets alle Personen, Vereine und Unternehmen, welche an der Umsetzung des Projektes beteiligt waren bzw. finanziell überhaupt ermöglicht haben. Die größte Summe kommt dabei vom Lions Club, der

für die kompletten technischen Kosten aufkommt. Neben dem Kulturamt St. Pölten, den Musikschullehrerin, dem Künstlerbund, der NÖ Versicherung, der Sparkasse, der Initative „Jugend musiziert für Jugend“ und dem Privatsponsor Prälat Johannes Oppolzer kommt Unterstützung von überraschender Seite. Denn die Pizzeria Maradonna ermöglicht mit der Spende zahlreicher Pizzaschachteln, dass die bemalten Fliesen erfolgreich einzeln zum Brennen und wieder zurück transportiert werden können. Schulalltag – Vielfältig und bunt


TEXT: Dominik Leitner | Foto : Matthias Köstler

Schülerinnen und Schüler, welche aus verschiedensten Ländern stammen und unterschiedliche Religionsbekenntnisse haben, sind da Konflikte nicht vorprogrammiert? Die Direktorin erklärt, dass Derartiges nur sehr selten vorkommt. „Die Kinder machen keinen Unterschied untereinander, das muss man ehrlich sagen. Aber wenn einmal etwas vorkommt, dann hören sie das von Erwachsenen. Kinder können hingegen die Integration wirklich leben. Bei uns ist der Alltag vielfältig und bunt.“ Im weiteren Verlauf des Gesprächs bedankt sich die Direktorin bei ihren Lehrerinnen und Lehrern: „Sie sehen das Positive an unserer Schule, auch wenn es manchmal natürlich auch etwas mühsam ist, weil man zusätzliche Aufgaben hat, die in einer herkömmlichen Schule nicht auftau-

Deutsch als Notwendigkeit Während manch politische Kräfte regelmäßig von einer Deutschpflicht in der Schule und am Schulhof fordern, so würde das in der Daniel Gran ISchule auf taube Ohren stoßen: Denn hier spricht man untereinander stets Deutsch. Bei 24 unterschiedlichen Muttersprachen ist Deutsch dabei das Verbindende, das die Kommunikation untereinander ermöglicht. Aber natürlich kann es auch manchmal vorkommen, dass Kinder kurz in ihrer Muttersprache reden. „Das ist auch menschlich. Weil Gefühle können in der eigenen Sprache besser ausgedrückt werden.“, zeigt Ströbitzer Verständnis. Nicht zu selten hört man Bedenken von Eltern, die ihr Kind nicht in einer Schule mit derart hohem Migrationsanteil anmelden wollen. Darauf angesprochen, findet Ströbitzer klare Worte: „Es gibt leider Menschen, die urteilen oft über etwas, das sie nicht kennen. Man sollte sich ein Bild machen und sich überzeugen und wird dann vermutlich seine Meinungen überdenken“. Gleich darauf hält sie ein Plädoyer für ein gemeinsames Miteinander: „Was Kinder betrifft, betrifft die Menschheit. Das ist eine Aussage von Maria Montessori. Deshalb ist uns die gelebte Integration und diese Demokratieerziehung sehr wichtig. Dass man eben, auch wenn man verschiedene Meinungen hat, lernt, miteinander umzugehen und zusammenzuleben.“ Am 8. Juni wird die 2,5 x 2,5 Meter große Keramikfliesenmosaik feierlich eröffnet und damit die bereits bestehende Keramikwand erweitert. Und solange es weiter Spaß macht, möchte Ulrike Ströbitzer noch weiterdenken: „Vielleicht gibt es im kommenden Jahr noch eine Fortsetzung.“

Was Kinder betrifft, betrifft die Menschheit!

Are you ready?

Tina Reichl Es ist mein freier Tag. Alles ist möglich. Ich könnte etwas Hausarbeit machen, den Rasen mähen und mich dann, wenn alles fertig ist, in den Liegestuhl legen. Ich könnte dann die letzten zehn Ausgaben der Woman lesen oder, wenn ich angeben will, der Zeit. Ich könnte mir´s so richtig gemütlich machen. Vielleicht häng ich sogar die Hängematte auf und mach ein Vormittagsnickerchen. Wenn alles fertig ist. Eine Kolumne sollt ich ja auch noch schreiben. Und die Gartenhütte aufräumen. Und wenn unsere Terrasse dann fertig verlegt ist, lade ich alle meine Freunde zum Grillen ein. Aber zuerst muss es perfekt sein, ich will noch die Gräser neben den Pool setzen und der Lavendel sollte blühen. Und nach zwei Jahren Umbau wird dann auch das Haus fertig sein. Ich muss mich nicht mehr darum kümmern, ob und wann die Bauleute kommen, welche der zehn Probeplatten die optimale Farbe und Struktur hat, ob der Starkstromanschluss für die Gerätschaft ausreicht, wie der feststeckende Kranwagen wieder frei kommt oder welches Weiß die Fassade haben soll. Ich muss keine Entscheidungen mehr treffen, nie wieder. Niemand wird mich mehr fragen, wie viele Steckdosen ich in der Küche denn brauche, ob ich den Schlafzimmerkasten in weiß matt oder glänzend wähle oder ob die Kühlschranktür nach links oder rechts aufgehen soll. Ich werde meine sämtlichen Baumarktklubkarten zurückgeben und alle Newsletter kündigen. Es gibt immer was zu tun? Von wegen. Ich haben fertig! Ich möchte jetzt mal in den „Ich-geh-in-den-Garten-und-genieße-das-Leben-Modus“ wechseln. „Wenn dann alles fertig ist, dann wirst schon sehen, dann kommt das nächste Projekt,“ sagt meine Freundin. Also eigentlich hat sie gesagt: „Wer noch nie ein Haus besaß, der was an Schaß!“ Ich geh jetzt mal Rasen mähen.

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Foto: Butch – Fotolia.com

chen. Man braucht schon die richtige Einstellung dazu, und dann funktioniert es. Und das strahlt, wie ich finde, auch auf die Kinder ab.“

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SHORTCUT KULTUR

Mitternachtskino mit Schnaps

Thomas Fröhlich

Fotos: zerbor – Fotolia.com, Angelo Kaunat, zVg

Ist es Ihnen vielleicht schon aufgefallen? Kino ist so spannend wie schon lange nimmer. Nein, ich red‘ jetzt nicht vom gefühlten 10.000. marvellösen SuperheldenBlockbuster für Kostümfetischisten oder der Millionsten französischen Feelgood-Multikulti-Komödie für die selbstzufriedenen und -ernannten Guten im Lande. Nein, hier geht’s um Filme, die beglücken, verstören, mit Verve zwischen allen Stühlen sitzen und sich nichts pfeifen. Die weder dem politisch korrekten, brav gegenderten filmischen Malen-nach-Zahlen-Neo-Biedermeier noch der seelenlosen, ausschließlich den Investoren geschuldeten More-of-the-same-Reboot-Mania huldigen, sondern Schönheit im Schrecken, Weisheit im Wahnsinn und Tränen im Gelächter offenbaren: der US-amerikanische „A Cure For Wellness“ etwa, einer der besten unheimlichen „Heimatfilme“ seit „Twin Peaks“; „Die Taschendiebin“, ein knapp an der Pornografie vorbeischrammendes, hochmoralisches, historisch aufgeladenes Vexierspiel aus Korea; oder das sogar auf dem Cover des Cinema Paradiso-Programmheftes beworbene Horrormärchen „7 Minuten nach Mitternacht“ des spanischen Genreregisseurs J. A. Bayona, in dem Rührung und Grusel so nah beieinander liegen wie schon lange nicht mehr (Tipp: Nehmen Sie Taschentücher mit ins Kino!). Herzblutig & fantastisch – mehr davon! Und wer da immer noch nicht genug hat, möge doch zu „Lesestoff und Schnaps“ ins EGON eilen, wo Marlies Eder eine im besten Sinne barrierefreie Literaturparty eingerichtet hat, bei der die Grenzen zwischen Fiktion und Realität, Berufsschriftsteller und Hobbyautor gerne verschwimmen dürfen und sollen. Darauf einen Obstler!

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Feiern

Im Grunde ist es ja nicht so einfach, weil diverse Institutionen neuerdings nicht nur mehr Dezennien oder Vierteljahrhundert-Jubiläen zelebrieren, sondern es – freilich nicht als Versmaß – mit Pentametern halten. So durften wir bereits vor fünf Jahren anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Festspielhauses St. Pölten gratulieren und jubilieren, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, weil dieses Haus nicht nur architektonisch, sondern auch inhaltlich, ja seelisch ein Gedicht ist. Nur fünf Jahre später feiert man nun also den 20. Geburtstag – und wir können eigentlich nicht viel Neues hinzufügen, was in diesem Fall absolut positiv zu betrachten ist: Nach wie vor ist das Haus eine absolute Trademark in der Kulturlandschaft. Okay, eines ist doch neu, und zwar die Art, wie man feiert. Nicht mit „offiziösem“ Pomp & Gloria Festakt im Festspielhaus, sondern am 9. Juni ab 17 Uhr vorm Haus mit Outdoor Lounge samt Pop Up Garten, Fotoinstallation & Musik. Alles Gute, junges Haus!

Barock it So lautete in grauer Vorzeit einmal ein Slogan, mit dem sich St. Pölten einen hippen Anstrich geben wollte. Der Slogan ist passé, weil möglicherweise zu platt, aber der Ansatz, das große barocke Erbe der Stadt mit zeitgenössicher

Luft zu durchfluten, hat sich auf besondere Weise durchgesetzt: beim Barockfestival St. Pölten. Dieses findet heuer bereits zum 12. Mal statt und besticht einmal mehr nicht nur durch ausgefallene, teils „identische“ Aufführungsorte, sondern vor allem auch durch einen künstlerischen Bogen, der Barock & Gegenwart spannend miteinander verknüpft. Die heurige Palette „verbindet“ etwa anlässlich des Reformationsjahres Bach mit Luther, reicht von Flamenco bis Orgel, kredenzt Film ebenso wie barocke Wirtshausmusik. Künstler sind u. a. Weltstar Michel Godard, Flamencotänzer Elias Morales Perez, Soqquadro Italiano, die Tandler, Zeitgeist uvm. www.barockfestival.at


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Andreas Adam ist Arzt für psychotherapeutische Medizin, praktischer Arzt, Musiker, Lehrender, Autor, Sammler von Musikinstrumenten, Reisender und Genießer. Mit dem Renaissance--und-darüber-hinaus-Quartett „Die Tandler“ bespielt er im Rahmen des St. Pöltner Barock-Festivals am 15. Juni unter dem Titel „Bauernhöfe, Tanzböden, Hafenkneipen“ mit Musik aus vier Jahrhunderten das Vinzenz Pauli. Genug Gründe für Thomas Fröhlich, den Vielseitigen in dessen Wohnung aufzusuchen.

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etritt man Andreas Adams Wohnung in der Wiener Straße, fällt einiges sofort in Auge und Nase: wunderschönes Mobiliar, zum Teil von ihm selbst getischlert, der wohlige Geruch von Holz und eine nicht geringe Anzahl an Musikinstrumenten, von der Ziehharmonika bis zur Viola d‘amore in Regalen, auf dem Boden und anderswo. Ein paar der Fenster geben den Blick auf einen pittoresk anmutenden Innenhof frei, den schon so mancher HöfefestBesucher kennen lernen durfte, da Adam seine Privaträumlichkeiten regelmäßig für Lesungen und Konzerte zur Verfügung stellt (und die teilnehmenden Künstler auch noch ausgiebig bewirtet). An den Wänden hängen Plakate seiner Auftritte mit diversen Musikgruppen, auf den Tischen liegen Donald Duck-Comics (dem Begriff Quacksalber ist er selbst durchaus gewogen): nicht unbedingt die Atmosphäre, die man bei einem Psychiater erwartet. „Ich bin auch kein Psychiater, sondern Arzt für psychotherapeutische Medizin“, korrigiert der Hausherr sogleich. Nebst vielem anderem, wie der Schreiber dieser Zeilen im Geiste ergänzt. Wir kennen einander ja schon länger – nach einer im wahrsten Sinne einschneidenden OP bat ich ihn vor etwa zwei Jahren in seiner Funktion als Psycho-Doc für ein paar Wochen um seinen Beistand als Coach. Und wurde Zeuge seiner therapeutischen Philosophie: „Katalyse statt Analyse!“ Wie das zu verstehen sei? „Ich halte nichts vom ewigen Herumkrab-

beln in der Vergangenheit. Shit has happened. Ist so. Es kommt drauf an, was ich im Hier und Jetzt damit tu‘.“ Etwas drastischer formuliert: „Die Scheiße der Vergangenheit kann dann auch zum Dünger der Zukunft werden.“ Man merkt, er ist keiner, der sich hinter unverständlichen Fachausdrücken oder schwammigem Ärzte-Speech versteckt. Adam ist Freund und Verfechter einer klaren Sprache, die ruhig einmal deftig daherkommen darf: „Obwohl man das natürlich auch lernen muss.“ Er erinnert sich an seine frühen Jahre als Arzt: „Da hab‘ ich einmal in einer Balintgruppe, einer berufsfokussierten Selbsterfahrung, angefangen, ebenso geschwollen daherzureden wie die anderen. Da meinte eine Kollegin, ‚gestern sitzen wir noch hüllenlos am Ratzersdorfer See mit einer Flasche Wein … und heut‘ red‘st so deppat!‘ Das hat gesessen.“ Probleme, Sachverhalte, Inhalte solle man gedanklich gleichsam in eine Destillationsbirne füllen – daraus ergebe sich dann die Essenz und die bedinge eben auch eine klare Sprache. „Aber das ist halt ein Lernprozess. Ich lerne immer noch.“ Apropos „Flasche“: Er kredenzt ein Achtel eines samtigen Roten. Das Interview fängt fein an. Das Lernen sah bei Adam immer schon etwas anders aus: Der St. Pöltner ist seit seiner Geburt im Jahre 1959 zu 90 Prozent sehbehindert. „Was ich nicht sehen kann, kann ich mir vorstellen und so anderen ganz gut verklickern.“ Das sei in seinem Beruf kein Nachteil. „Einer mei-

Der ist z’wenig z’weit z’Fuaß gangen.

ANDREAS ADAM

Aussichtssache. Inspirierende Momente im Schatten des Doms

ner Augenärzte meinte, als ich noch klein war, zu meinem Vater, der sich verständlicher Weise Sorgen machte, wie‘s mit mir weitergehen sollte und schon alles Mögliche plante, ‚lassen Sie ihn seinen Weg selber suchen – er wird ihn finden.‘“ Adam, der aufgrund seiner Behinderung keinen Führerschein (dafür aber den Hochsee-Skipperschein für Segelschiffe) besitzt, geht seitdem im wahrsten Sinne des Wortes seinen Weg, nicht nur als begeisterter Fußgänger. „Es gibt im Ausseerland für Leute, die nix weiterbringen, den Spruch ‚Der is‘ z‘wenig z‘weit Z‘Fuaß ‚gangen‘.“ Im Gehen entdecke man sehr viel, auch über sich selbst. „Es entmüllt das Gehirn. Nach einem längeren Marsch hab‘ ich schon so manches Problem lösen können.“ Sein Weg führte ihn erst einmal nach Wien, wo er Medizin studierte. Er erlebte 1990 seine Approbation zum Arzt für Allgemeinmedizin, 1997 zum Arzt für psychosomatische und psychotherapeutische Medizin und 1998 zum Notarzt. Viele Zusatzqualifikationen sollten noch dazu kommen, deren Auflistung hier MFG 06.17

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MFG KULTUR

wohl den Rahmen etwas sprengen würde. Seit 1993 ist er Arzt für Psychotherapie und Psychosomatik in freier Praxis in St. Pölten mit Arbeitsschwerpunkten wie Depression, sexueller Missbrauch, Supervision oder Musiktherapie. Davor verbrachte er famulierender Weise einige Auslandsaufenthalte im Ospedale Civico Lugano im Schweizer Tessin. „Tessin – ein Sehnsuchtsort! Da war mein Vater auf Herrmann Hesses Spurensuche mit schuld. Ich war noch jung – und es kannte mich dort auch keiner: Da war ich nicht einfach der seltsam Sehende mit den dicken Brillen und diversen Altlasten wie hierzulande.” Die Liebe zum Italienischen wurde dort mitentfacht und hält bis heute. Natürlich gab es auch immer Menschen, die ihm halfen und ihn unterstützten, und der Erfindung der Kontaktlinse ist er auch nicht undankbar, „aber wollen musst Du schon selber!” Adam, der seit 26 Jahren in Lebensgemeinschaft mit der Psychotherapeutin Karin Ohrenberger lebt, spricht mehrere Sprachen („mehr oder weniger”), und spielt noch mehr Musikinstrumente,

DRAuf Gepfiffen. Adam spielt die lombardische Sackpfeife.

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angesammelt. Nicht einmal Andreas Adam weiß, wie viele Instrumente er inzwischen sein Eigen nennt..

(„mehr oder weniger”): „Allerdings rein autodidaktisch. Ich kann ja die Noten nicht einmal wirklich sehen.” Zuhören, lernen und erfinden ist die Devise. „Musik ist ja Ausdruck der Seele. Ich ‚spiele‘ Musik. Und ich mag analoge Instrumente, die man riechen kann.” Musik sei eine Ressource, in der man Dinge direkt sagen könne, anders als mit Worten. Und ist deshalb auch in der Therapie hochwillkommen. Zu seiner Instrumentensammlung war’s dann auch nicht mehr weit: „Manche lasse ich mir bauen, manche restauriere ich. Das ist jetzt keine akademische Beschäftigung – einfach kindliche Freude!” Handwerk schärfe den Blick für die kleinen Dinge: „Das Glück liegt dann buchstäblich vor dir, wenn du etwas gestaltest.” Und Holz sei eben ein wunderbarer Werkstoff. Die Welt des (nicht immer freiwilligen) Autodidaktentums nicht als Stigma, sondern lustvoll zu erleben, war und ist erklärtes Ziel. Vor Kurzem erst ließ er sich eine Piva Bergamasca, eine Sackpfeife aus der Lombardei, bauen. Nachdem er sie in Italien abgeholt hatte, wanderte er mit selbiger dann den Comer-See entlang und gelangte sogar zu Strassenmusiker-Ehren. „Ich hab’ da mit einem zusammen gespielt, dem das Instrument offenbar gefallen hat, er

auf der diatonischen Knöpferlharmonika, ich auf der Sackpfeife. Das war völlig improvisiert – aber es hat funktioniert.” Wie viele Instrumente er schon besitzt? „Keine Ahnung – ich bin kein Erbsenzähler.” Sackpfeifen finden unter anderem auch bei den Auftritten der Musikgruppe „Die Tandler” Verwendung. „‘Die Tandler‘ sind kein akademisches Originalklangensemble, wir folgen vielmehr der autodidaktisch-musikantischen Tradition der früheren Spielleute und deren in steter Veränderung begriffenen Interpretation“, erklärt er. Adam switcht manchmal sehr bewusst und mit einem unnachahmlichen Grinser im Gesicht zwischen Direktheit und fortgeschrittenem Dozieren: „Auf gut Deutsch: Es klingt immer anders. Einige der Instrumente wurden daher folgerichtig vornehmlich im Wirtshaus erlernt.“ Was ihm besonders sympathisch sei. „Bei dem Auftritt im Vinzenz Pauli bringen wir auch Texte von Carl Michael Bellmann zu Gehör. Der war verhinderter Pastor, heiliger Trinker und Ordensbegründer.“ Adam selbst ist ebenfalls kein Kind von Traurigkeit. Auch Literatur dürfe ruhig anzüglich sein, lästerlich, die Dinge unverblümt beim Namen nennend. Vor allem, wenn er selbst zur Feder (oder zum Laptop) greift


Sackpfeifer und Psycho-Bader

Die Scheiße der Vergangenheit kann der Dünger der Zukunft sein. ANDREAS ADAM und mit der Sprache ähnlich wie mit Instrumenten spielt: „Das nennt man Leben.“ Rimbaud statt Ringel? Er grinst: „Wahrscheinlich bin ich ein bissl der Hofnarr der Szene, der Dinge ausspricht, welche sich andere zwar denken, aber nicht auszusprechen getrauen.“ Dennoch werden Adams Vorträge und Publikationen vom Fachpublikum geschätzt. Vergleiche mit dem Soziologen Roland Girtler sind nicht ganz falsch. Zudem ist Adam auch immer wieder im Rahmen seiner regelmäßigen Tätigkeit als Rettungsarzt mit schweren Lebenskrisen und Tod konfrontiert: „Wer Menschen bei solchen Dingen zur Seite steht, der muss selbst zuvor gelebt haben, muss leben und hinsichtlich der Zukunft einen gewissen

versöhnlichen Optimismus hegen.“ Apropos Leben. Es ist 19 Uhr und das Café Schubert ruft. Ein Bier und eine Pfeife im Raucherbereich tun nach einem Arbeitstag Not. Zwischen zwei Tabakzügen meint er dort dann: „Eine sehr kranke Patientin sagte einmal sinngemäß zu mir, ‚einen Teil meiner Lebenskraft beziehe ich daraus, meine Schwäche einzugestehen‘. Das ist für mich ein großartiges Motto.“ Und obgleich der St. Pöltner „Bader“ Andreas Adam zu Beginn etwas skeptisch bezüglich dieses MFG-Beitrags war, meint er abschließend: „Wenn die Story den Sinn hat, den Lesern begreiflich zu machen, dass ein Leben mit Defizit auch eine Chance ist, dann druckt’s es halt!“ Gut. Machen wir. Und gehen dann zu Fuß nach Haus. Versprochen.

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MFG Kultur

Für Visionen bereit?

Bei einem ersten Workshop im Bundeskanzleramt zum Thema „Europäische Kulturhauptstadt“ war auch eine Abordnung der Stadt St. Pölten zugegen. Offensichtlich ist also durchaus Interesse an einer Bewerbung vorhanden. So ja, sollte man möglichen Überlegungen bald Taten folgen lassen, denn die Zeit drängt.

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abei treten alte Polit-Mechanismen zu Tage. Während die Stadtverantwortlichen auf ein deutliches Zeichen, respektive eine Förderzusage der neuen Landeshauptfrau warten, spielt das Land den Ball zurück und erhofft sich im Vorfeld ein durchdachtes Konzept der Stadt. Obwohl neben den vier Vertretern aus der Stadt - Kulturamtsleiter Thomas Karl, Stadtmuseumsdirektor Thomas Pulle, Jugendkulturkoordinator Wolfgang Matzl und Musikschuldirektor Alfred Kellner - mit dem Geschäftsführer des Festspielhauses und der Bühne im Hof, Thomas Gludovatz von der NÖKU, quasi auch ein Apologet der kulturellen Strukturen des Landes im Bundeskanzleramt bei der Erstinformation dabei war, scheint es eine Art Lauerstellung zwischen den Protago44

nisten im Kulturhauptstadt-Bewerbungsspiel zu geben. „Ein Riesenthema mit großen Chancen“, zeigt sich Gludovatz von der Idee der Bewerbung sehr angetan, „wir wären mit unseren Häusern gerne dabei. Auf jeden Fall gehört ein Schulterschluss zwischen den Institutionen dazu, aber schlussendlich ist es eine politische Entscheidung.“ Ebenfalls positiv sieht Thomas Pulle die Vision einer Kulturhauptstadt St. Pölten: „Schon die Überlegung bringt wahnsinnig viel in Bewegung, allein der Prozess ist sehr heilsam. Wir haben am Standort großes Potenzial, es sollte allerdings ein breiter

Konsens darüber herrschen.“ Falls es zur Bewerbung kommt, fordert er größtmögliche Professionalität und volle Kraft. Im jetzigen Stadium gibt er sich aber genauso bedeckt wie der oberste städtische Kulturbeamte Thomas Karl, der aber wie Pulle an eine nahe Unterredung zwischen Bürgermeister Stadler und Landeshauptfrau Mikl-Leitner und „an eine baldige Entscheidung glaubt“. Währenddessen geht das Prozedere zur Kulturhauptstadt 2024 im Bundesministerium für Kunst und Kultur weiter. Am 8. und 9. Juni findet das nächste Meeting statt. Der 8. Juni ist dabei ein offenes Forum, zu dem auch freie Kulturgruppen Zugang haben, der Tag darauf ist eine geschlossene Veranstaltung mit Vertretern aus Brüssel und einigen Kuratoren, ebenso werden dann auch wieder die interessierten Gemeinden dabei sein. Schlüssige Basiskonzepte schon dort zu präsentieren, wäre nach Anga-

Was zählt ist die nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität der in der Stadt Lebenden. Manfred Gaulhofer, EU-Jurymitglied,


TEXT: Andreas Reichebner | Foto: Donfiore, Rostislav sedlacek-Fotolia.com

ben von Jurymitgliedern, die schlussendlich die Entscheidung treffen, welche Stadt das Rennen macht, ein gewisser Start- bzw. Wettbewerbsvorteil. Wenn sich St. Pölten doch demnächst aufmacht, sich offiziell zu bewerben (Einreichfrist ist Ende 2018), wird man vermutlich das Murtal, das Rheintal etwa mit Hohenems oder Bregenz, das Salzkammergut oder die Regionen um Wels und Baden als Konkurrenten antreffen. Während sich die Politik also bis Redaktionsschluss noch bedeckt hielt, bemüht sich die kulturelle Bürgerinitiative „KulturhauptSTART“ recht rührig, in diese Sache Bewegung und einen aktiven Diskurs zu bringen. Proponenten rund um Michaela Steiner oder Klaus-Michael Urban sehen sich als Initiative, die direkt aus der Bevölkerung eine Bewerbung vorantreiben will. Mit einem Brief an die Politik will man Dynamik in dem Prozess einfordern, denn ohne politische Verantwortungsträger läuft man leere Kilometer. „Eine Riesenchance für unsere Stadt, unsere Region und unser zukünftiges kulturelles – und somit auch unser soziales – Miteinander“, sollte nicht ungenützt bleiben. In Arbeitskreisen, für die sich Kulturinteressierte aus den verschiedensten Sparten engagieren, wird an Grundsätzlichem zum Thema Kulturhauptstadt gearbeitet, und einmal im Monat wird zum Jour fixe geladen. Der letzte fand im Bürgertheaterzelt des Landestheaters statt. Von einer „kulturellen Kraft“, die dem, das schon da war, „die Krone aufsetzte“ sprach etwa Theaterintendantin Maria Rötzer über ihre Erlebnisse im Jahr 2003 rund um Graz als europäische Kulturhauptstadt. Besonders interessant war der Reisebericht des „Doyens der Hauptstadtplanung“, Norbert Steiner, der gemeinsam mit seiner Frau Michaela die heurige Kulturhauptstadt Aarhus besuchte. Schon

allein das von Steiner berichtete Faktum, dass die schwedische Stadt mit über 250.000 Einwohnern Autos rigoros aus dem Zentrum entfernt hat, zeigt, dass beim Thema Kulturhauptstadt grundsätzlich viel weitgefasster gedacht werden muss. Kurzfristige Kleinkrämerei, etwa bei der Diskussion um Parkplätze am Domplatz, dass hier in St. Pölten noch Potenzial an visionären Lösungen zu finden wäre. Allein dieser Diskurs nährt die Frage, ob die Stadt reif für neugedachte Visionen ist. Wie formuliert es das EU-Jurymitglied, Geschäftsführer der Graz 2003 GmbH, Manfred Gaulhofer: „Was zählt ist die nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität der in der Stadt Lebenden.“ Und auf die Frage, welche Art von Kulturbegriff eine Initiative Kulturhauptstadt 2024 überhaupt verfolgen sollte, gibt er zu bedenken: „Einen möglichst weit gefassten, der Kultur nicht als elitäres Kunstgeschehen für Illuminati, sondern als elementaren Lebensbaustein aller Menschen bzw. Grundnahrungsmittel für uns alle versteht.“ Kann und will sich St. Pölten Fragen zu zukünftigen Stadtentwicklungen stellen? Eine Bewerbung könnte ein Schritt in einen nachhaltigen Diskurs sein, wie Stadt in Zukunft funktionieren kann, und ein mutiges Aufzeigen in Richtung einer Vision des kulturellen und sozialen Miteinanders. Jetzt wäre die Möglichkeit, eine seltene Chance zu nutzen, „das Miteinander vieler kleiner, eigenständiger Kulturräume, die sich um St. Pölten als geographischen Mittelpunkt einer vielfältigen Kunstund Kulturregion …“, scharen, „völlig neu zu denken und zu entwickeln“, wie es auf der Homepage der Plattform heißt. Das wird seinen Preis haben, aber viel Geld kosten auch die jährlichen Landesausstellungen samt Infrastrukturmahnahmen, lautet ein Grundtenor. Die Zeit drängt.

MAMA-LOS

Beate Steiner Anna liebt ihren Job. Und: Anna freut sich auf ihr ungeborenes Kind. Schön, nicht? Nix da, sagt der Gesetzgeber. Doppelt gefreut ist einmal zu viel. Entweder schwanger sein oder arbeiten gehen, das steht dir zu als Frau, konkret an Sonn- und Feiertagen. Denn an diesen Tagen darf eine werdende Mutter nicht ihrem Beruf nachgehen, sagt das Gesetz. Weil aber Annas Führungsposition nur mit Sonntagsarbeit möglich ist, muss sie diese und meist auch die dazugehörige Bezahlung abgeben, sobald der Arbeitgeber von ihrer Schwangerschaft erfährt. Nein, Anna muss keine schweren Kisten schleppen, sie muss kein Flugzeug vorm Absturz bewahren, sie muss ganz einfach ihr Wissen auf den Bildschirm bringen. Das schadet dem Ungeborenen sicher nicht und ist, no na, körperlich weniger anstrengend als z. B. die Zubereitung des Mittagsmenüs für die ganze Familie. Kochen und servieren darf sie, dafür hat sie ja jetzt Zeit, das erlaubt ihr der zwangsbeglückende Gesetzgeber. Weil: Genau am Sonntag muss die kerngesunde Schwangere frei haben, Dienstag oder Mittwoch als Ersatz-Relax-Tage sind laut Arbeitszeitgesetz nicht gestattet. Wetten: Das kann einem gesunden Mann nicht passieren, dass er arbeiten will und nicht darf. Na, und wem werden Arbeitgeber wohl eher den Top-Job geben? Dem Mannderl oder dem Weiberl, das ein Kind kriegen könnte und schon in der Schwangerschaft nicht mehr voll einsatzfähig sein darf? Ja eh, es gibt emanzipierte Männer, die in Karenz gehen, die Windeln wechseln statt Termine wahrzunehmen. Unsere Politikerinnen sind mächtig stolz darauf, dass das ein Schritt Richtung Halbe-Halbe bei der Kinderbetreuung ist. Aber der PapaMonat nimmt sich schon sehr putzig aus angesichts der Tatsache, dass die Karriere von Mamas schon vor der Geburt eingebremst wird.

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Foto: Rostislav Sedlacek – Fotolia.com

Aarhus, die diesjährige Kulturhauptstadt, hat radikal die Autos aus dem Zentrum entfernt. Norbert Steiner

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MFG KULTUR

ISMA FORGHANI

Wir packen es an! Die Bahá‘í sind die jüngste Weltreligion. Am 27. September feiert die hiesige Gemeinde den 200. Geburtstag ihres Religionsstifters Baha’u’llah im Festspielhaus St. Pölten. Grund genug, mit Festorganisatorin Isma Forghani über die noch eher unbekannte Religion zu plaudern. Bringt man in einer Runde das Gespräch auf die Bahá'í, so erntet man vielfach fragende Blicke. Ja das stimmt, die Bahá‘í Religion ist nicht sehr bekannt. Das hat vielleicht damit zu tun, weil wir nicht missionieren. Wie alle Religionen hat auch die Bahá‘í Religion ihren Ursprung im Nahen Osten. Bahá’u’lláh lebte von 1817 bis 1892. Geboren in Persien wurde er auf Grund seiner Lehren und des großen Zulaufs in der Bevölkerung aus seiner Heimat verbannt. Zunächst nach Bagdad, danach über Konstantinopel und Adrianopel nach Akka, wo er nach 40 Jahren Gefangenschaft verstarb.

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In Europa machte ihn v.a. Gobineuas Buch „Les religions et les philosophies dans l‘Asie centrale” bekannt. Ja, 1865 erschien der Bestseller, wo er über den jungen Glauben schrieb. Das hatte zur Folge, dass Baha’u’llah und sein Vorläufer Bab zum Gesprächsstoff in den Pariser Salons wurden. Paris war damals ja nicht nur Hauptstadt Frankreichs, sondern der kulturelle Impulsgeber für ganz Europa und Nordamerika. Viele angesagte Künstler waren von Bahá’u’lláh inspiriert und haben in ihren Werken Zeugnis davon abgelegt. Der österreichische Diplo-

mat Graf Prokesch von Osten etwa schrieb: „Alles ist faszinierend an der Geschichte dieses historischen und menschenfreundlichen Phänomens, sogar die Tatsache der Unkenntnis Europas in einer Sache von so kolossaler Bedeutung-“ Wieviele Anhänger gibt es heute in Österreich, wieviele weltweit?


TEXT: Johannes Reichl | Fotos: zvg/Isma Forghani

Heute leben ca. 1.200 Bahá‘ís in Österreich. Der erste österreichische Bahá‘í ist Franz Pöllinger. Über sein Leben wird nächstes Jahr in St. Pölten ein Theaterstück uraufgeführt. Weltweit sind es ca. sieben Millionen. Religionsstifter ist Bahá´u´lláh. Was war das für ein Mensch? Bahá‘u‘lláh wurde 1817 in Persien in eine Adelsfamilie geboren. Doch Reichtum und das höfische Leben interessierten ihn nicht. Vielmehr widmete er sich den Armen und Obdachlosen, weshalb er bald als „Vater der Armen“ bekannt wurde. Um ihn vorzustellen, möchte ich einen neutralen Augenzeugen zitieren: Der britische Orientalist, Professor Edward G. Browne von der Universität in Cambridge, besuchte Bahá‘u‘lláh im Jahre 1890 in Bahjí und schrieb seine Eindrücke wie folgt nieder: „Eine milde, würdevolle Stimme bat mich, Platz zu nehmen, und sprach sodann: ‚... Du bist gekommen, um einen Gefangenen und Verbannten zu sehen ... Wir wünschen nur das Wohl der Welt und das Glück der

Völker; dennoch hält man uns für Anstifter von Streit und Aufruhr, die Gefangenschaft und Verbannung verdienen ... Wir wünschen, daß alle Völker in einem Glauben vereint und alle Menschen Brüder werden; daß das Band der Liebe und Einigkeit zwischen den Menschenkindern gestärkt werde; daß Religionsverschiedenheit aufhöre und die Unterschiede, welche zwischen den Rassen gemacht werden, aufhören – was ist nun Schlimmes hieran? ... Aber dennoch sehen wir eure Könige und Regenten die Schätze ihrer Länder mehr auf die Zerstörung der menschlichen Rasse verschwenden als darauf, was zum Glück der Menschheit führen würde ... Diese Kämpfe, dieses Blutvergießen und diese Zwietracht müssen aufhören, alle Menschen müssen sein, also ob sie einem Geschlecht und einer Familie angehörten. Es rühme sich kein Mensch dessen, daß er sein Land liebt, sondern eher dessen, daß er das ganze Menschengeschlecht liebt ...‘ Solcher Art waren … die Worte, die ich von Bahá‘u‘lláh hörte. Mögen die, die sie lesen, sie gut

daraufhin ansehen, ob solche Lehren Tod und Ketten verdienen, und ob die Welt von ihrer Verbreitung nicht vielleicht mehr gewinnen als verlieren würde.“ Gibt es so etwas wie eine Quintessenz des Glaubens? Mein Schlüsselwort ist: Güte für die ganze Menschheit als Lebensweise! Bahá’u’lláh gibt uns eine Fülle von ethischen Prinzipien, wie alle anderen Religionsstifter: Wahrhaftigkeit, Liebe, Güte, Gerechtigkeit, Vertrauenswürdigkeit … Häufig wird den Bahá’ís vorgeworfen, sie seien Utopisten, weil sie zu fröhlich in die Zukunft schauen. Aber das Gegenteil ist der Fall: Wir sind höchst realistisch! Weil die Not in der Welt so groß ist und es so viel Ungerechtigkeit, Verwirrung und Misstrauen gibt, packen wir es an! Häufig müssen wir gegen den Strom schwimmen, weil es heute leider komisch ist, über Tugend oder Güte zu sprechen oder einfach freundlich zu sein. Es wird als Schwäche ausgelegt oder man stvermutet dahinter eine andere Absicht!

Grundsätze der Bahá’í 1. Die ganze Menschheit ist als Einheit zu betrachten. 2. Menschen müssen die Wahrheit selbstständig erforschen. 3. Religionen haben eine gemeinsame Grundlage. 4. Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein. 5. Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen. 6. Mann und Frau haben gleiche Rechte. 7. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden. 8. Weltfrieden muss verwirklicht werden. 9. Beide Geschlechter müssen die beste geistige und sittliche Bildung und Erziehung erfahren. 10. Die soziale Frage muss gelöst werden. 11. Es muss eine Welthilfssprache und eine Einheitsschrift eingeführt werden. 12. Es muss ein Weltschiedsgerichtshof eingesetzt werden.

Hommage für BahÁ‘U‘LLÁH, 27.9., 19 uhr, Festspielhaus. Mit Dorothy Khadem-Missagh (Klavier) / Fritz Humer (Lesung Texte von Bahá´u´lláh) / Königsbrunner Kammerchor (Leitung: Cornelia Ruppert) / Sopran Martina Daxböck / Volkmusikgruppe Terz Sterz Eintritt frei, Platzreservierung unter 27.september2017@gmail.com

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MFG KULTUR

Wir packen es an!

Tatsächlich mutet der Glaube an das unmittelbar bevorstehende „Goldene Zeitalter” angesichts allerorts wieder aufflammender Konflikte gar zu zuversichtlich an? Das Goldene Zeitalter steht als Synonym für eine Welt ohne Krieg, wo alle Menschen wie eine Familie leben. In allen Offenbarungsreligionen finden wir Verheißungen auf ein Zeitalter des Friedens wo „Schwerter zu Pflugscharen verwandelt werden“ und „kein Volk gegen das andere ein Schwert aufheben, und werden hinfort nicht mehr kriegen lernen“. Ähnliche Beschreibungen finden sich auch im Koran. Bahá’u’lláh spricht von der „Einheit der Menschheit in der Vielfalt“ und er beschreibt, im 19. Jahrhundert!, dass die Menschheit an der Schwelle zu ihrer Reife steht und der nächste Schritt in ihrer Entwicklungsstufe der „Größte Frieden“ ist. „Die Wohlfahrt der Menschheit, ihr Friede und ihre Sicherheit sind un-

erreichbar, wenn und ehe nicht ihre Einheit fest begründet ist.“ Die Geschichte der Bahá’í ist auch eine politische. Von Beginn an wurde die Glaubensgemeinschaft in Persien verfolgt. Wie ist die aktuelle Situation im Iran? Obwohl sich Bahá’ís, entsprechend ihren Glaubenssätze, niemals in die Tagespolitik einmischen oder Partei ergreifen und stets loyal zur Regierung des jeweiligen Landes sind, wird die Bahá’í-Gemeinde in der Islamischen Republik Iran scharf verfolgt. Leider hat sich ihre Situation auch in den letzten Jahren nicht verändert, wie im jährlichen Bericht des UN–Menschenrechtsrats nachzulesen ist. Die sieben Personen, über die MFG bereits 2010 geschrieben hat, sitzen nun seit neun Jahren im Gefängnis. Eine von ihnen, Frau Mahvash Sabet, wurde im November 2016 zum Ehrenmitglied des Österreichischen PEN Clubs ernannt,

Rainhard Fendrich live im Stift Göttweig, 6. August Rainhard Fendrich ist Kult!

Seit 37 Jahren begeistert er seine Fans mit tiefgründigen und unterhaltsamen Songs. Mit seinem aktuellen Album „SCHWARZODERWEISS“ ist die Austropop-Ikone samt Band am Sonntag, 6. August live im Stift Göttweig nahe Krems zu erleben. Bei dem Open-Air im Stiftshof wird Rainhard Fendrich neben den neuen Songs natürlich auch alte Favoriten wie die unsterblichen Partyhits „Macho, Macho“ oder „Es lebe der Sport“ und seine Balladen wie „I Am From Austria“ oder „Weus‘d a Herz hast wia a Bergwerk“ im Gepäck haben.

Advertorial

Der Liedermacher Fendrich ist ein Vollblut-Musiker und der geborene Live-Entertainer – stets glaubwürdig und authentisch, dabei immer unterhaltsam und mitreißend. Und das merkt man bei jedem seiner Auftritte. Tickets gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen und online z.B. via www.oeticket.com.

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ihre im Gefängnis geschriebenen Gedichte wurden übersetzt und als Buch herausgebracht. Erst vor wenigen Wochen wurden auch im Jemen dutzende Bahá’ís mit der Erklärung „showing kindness and displaying rectitude of conduct “ – kein Scherz! – inhaftiert. Die Situation ist in vielen Ländern der Gegend ähnlich besorgniserregend. In St. Pölten feiern Sie den Geburtstag des Religionsstifters mit einer künstlerischen Hommage. Was kann man sich da vorstellen? Es ist keine religiöse, sondern eine kulturelle Veranstaltung. Es erwartet uns ein Klavierkonzert mit einer Lesung aus den Schriften Bahá‘u‘lláhs, dazu Lieder und Chorgesang. Es ist unser Wunsch, dass die St. Pöltner von Bahá’u’lláh hören und mit seinen Schriften in Kontakt kommen und vielleicht darüber reflektieren. Weil seine Botschaft für unsere Welt so aktuell ist wie nie zuvor.


MFG ADVERTORIAL

Freunde der Kultur St. Pölten

Unser neuer Auftritt Nun haben wir unsere Metamorphose also auch in einem neuen Corporte Design „verewigt“, wobei es ja eigentlich keine Verwandlung als vielmehr eine Weiterentwicklung darstellt: Vom ehemaligen Förderverein Kulturbezirk hin zum Verein „Freunde der Kultur St. Pölten“. Worum es geht, und warum mir dieser Schritt so wichtig war, lässt sich am Slogan des neuen Logos ablesen: „Vom Kulturbezirk bis zur Innenstadt.“ Damit tragen wir allen unseren Institutionen Rechnung, ebenso dem Grundgedanken unseres Vereines und worum es uns seit jeher geht: die Förderung der St. Pöltner Kulturszene. Der blaugehaltene Ton des Logos soll dabei noch etwas anderes vermitteln: Frische und Dynamik, wie sie unseren Verein seit jeher auszeichnen. Die Freunde der Kultur St. Pölten bleiben nicht stehen, sondern sind offen und neugierig auf

Claudia Wagner-Wallner wird ab Juli unser Sekretariat betreuen!

all die spannenden Entwicklungen in der St. Pöltner Kulturszene – und wir fördern unsere Institutionen aktiv, wo es uns sinnvoll erscheint. Die ungebrochene Dynamik lässt sich auch am Umstand ablesen, dass wir uns nach wie vor laufend über neue Mitglieder freuen dürfen. Neuerungen gibt es freilich nicht nur im äußeren Erscheinungsbild des Vereins, sondern auch in den internen Strukturen. So wird uns Simsek Gülcan, unsere Özlem, in Hinkunft leider nicht mehr zur Verfügung stehen können, was wir zum einen mit einem weinenden Auge zur Kenntnis nehmen, zum anderen aber auch mit einem lachenden, weil Özlem nach erfolgreich absolvierter Weiterbildung im Festspielhaus sozusagen für noch höhere Aufgaben und Herausforderungen gebraucht wird. Dazu gratulieren wir ganz herzlich und wünschen dir alles Gute Özlem, zugleich bedanken wir uns aber v.a. für deine umsichtige und stets sympathische Arbeit für unseren Verein. Neu an Bord heißen wir dafür Claudia Wagner-Wallner willkommen, die ab Juli das Sekretariat der Freunde der Kultur St. Pölten übernehmen wird. Für den Verein bedeutet das auch eine „Heimkehr“ ins Museum Niederösterreich, wo bereits in den ersten Jahren des ehemaligen Fördervereins Kulturbezirk das Sekretariat situiert war. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit – auch mit Julia Rafeseder

vom Kartenbüro, die in bewährter Weise den Kontakt zu unseren Mitgliedern halten wird. Kurzum – wir sind bestens aufgestellt, und ich freue mich schon auf die kommenden Aufgaben, Herausforderungen und Veranstaltungen unseres Vereines. Ihr

Lothar Fiedler

(Präsident Freunde der Kultur St. Pölten)

#sindimgarten Das Festspielhaus feiert am 9. Juni ab 17 Uhr unter dem Motto #sindimgarten mit einer einzigartigen sommerlichen Outdoor Lounge seinen 20. Geburtstag! US-Fotokünstler David Michalek wird nach Einbruch der Dunkelheit mit der Installation „Slow Dancing“ auf der Festspielhaus-Fassade begeistern, Top-DJ The Scumfrog und Cellist Jeffrey Zeigler werden für coole Sounds sorgen. Der Eintritt ist frei. Als Mitglied der Freunde der Kultur St. Pölten erhalten Sie vorort einen Getränkegutschein im Wert von drei Euro sowie einen Gastronomiegutschein im Wert von fünf Euro.

Mitglied werden und die zahlreichen Vereinsvorteile (Exklusivveranstaltungen, Previews, Künstlertreffen, Exkursionen, Ermäßigungen uvm.) genießen. Anmeldung und Infos unter karten@noeku.at, T: +43 2742 90 80 80 600

iNFORMATIONEN

www.kulturbezirk.at, Tel.: 02742/908080-600

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MFG SOMMERFESTIVAL/SommertheaterGUIDE 2017

Der HiMmel voller Geigen Während zahlreiche Theaterbühnen und Konzerthäuser in Kürze ihre Pforten schließen, um ihre wohlverdiente Sommerpause anzutreten, stehen die diversen Theater- und Sommerfestivals sozusagen bereits Gewähr bei Fuß, um ja keine Lücke im kulturellen Kalender aufkommen zu lassen. Das Angebot ist auch heuer wieder hochkarätigst und deckt alles ab, was das kunstsinnige Herz erfreut – von Theater und Lesungen über Oper, Operette und Musical bis hin zu feinsten Jazzklängen. Allein das Theaterfest Niederösterreich wartet mit 22 Spielorten und 27 Produktionen auf! Die Besucher haben also die – absolut schöne – Qual der Wahl. MFG präsentiert eine kleine Auswahl an Highlights und wünscht schon jetzt allen einen wolkenlosen Himmel voller Geigen sowie spannende und vergnügliche Stunden. 13. Juli – 30. Juli

CIRQUE éLOIZE Cirque Éloize gilt als Paradebeispiel des modernen kanadischen Zirkus. Mit umwerfender Akrobatik, atemberaubenden Stunts, versiertem Seiltanz und verblüffender Reifenakrobatik ziehen sie das Publikum in ihren Bann. Ein bezauberndes und eindrucksvolles Bühnenerlebnis für die ganze Familie.

20. Juli – 13. August

KLASSIK & OPER KIRCHSTETTEN Belcanto hautnah! Donizettis „Regimentstochter“ ist das Herzstück des Festivals von Schloss Kirchstetten im Weinviertel. Davor widmet „Klassik unter Sternen VIII“ russischen Komponisten eine „Russische Nacht“, bei „Symphonic Rock“ erklingen Welthits völlig neu.

www.landestheater-Linz.at/Musiktheater

www.schloss-kirchstetten.at

18. Juli. – 10. September

GRAFENEGG FESTIVAL Das Grafenegg Festival bringt einmal mehr internationale Orchester, Solisten und Dirigenten. Heuer u. a. mit dem Shanghai Symphony Orchestra, Pittsburgh Symphony Orchestra, St. Petersburger Philharmoniker, London Symphony Orchestra, Wiener Philharmoniker, Münchner Philharmoniker ... www.grafenegg.com

8. Juli – 4. August

Federspiel Federspiel Federspiel AA| AHelge | Helge | Helge Schneider Schneider Schneider – –240 –240 240 Years Years Years of ofof Singende Singende Singende HerrenHerrenHerrentorte! torte! torte! DD| Hiromi D| Hiromi | Hiromi Duet Duet Duet feat. feat. feat. Edmar Edmar Edmar Castañeda Castañeda Castañeda J/COL J/COL J/COL | AKA | AKA | AKA Trio Trio Trio – –Antonio –Antonio Antonio Forcione, Forcione, Forcione, Seckou Seckou Seckou Keita, Keita, Keita, AdrianO AdrianO AdrianO Adewale Adewale Adewale I/SEN/BRA I/SEN/BRA I/SEN/BRA | Fendika | Fendika | Fendika ETH ETH ETH || | Juan Juan Juan Pablo Pablo Pablo Villa Villa Villa &&Friends &Friends Friends NZ/BRA/A NZ/BRA/A NZ/BRA/A | Kurt | Kurt | Kurt Rosenwinkel Rosenwinkel Rosenwinkel Caipi Caipi Caipi Band Band Band USA/BRA USA/BRA USA/BRA | Bareto | Bareto | Bareto PER PER PER | Sam | Sam | Sam Amidon Amidon Amidon Trio Trio Trio feat. feat. feat. Shahzad Shahzad Shahzad Ismaily Ismaily Ismaily und und und Ben Ben Ben Goldberg Goldberg Goldberg USA USA USA | Donny | Donny | Donny McCaslin McCaslin McCaslin Group Group Group USA USA USA | Ranky | Ranky | Ranky Tanky Tanky Tanky USA USA USA | Blick | Blick | Blick Bassy Bassy Bassy CMR CMR CMR | Idris | Idris | Idris Ackamoor Ackamoor Ackamoor &&The &The The Pyramids Pyramids Pyramids MLI MLI MLI | Salif | Salif | Salif Keita Keita Keita MLI MLI MLI | UVM. | UVM. | UVM.

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Anlässlich 20 Jahre Intendanz Michael Garschall beschenkt er sein Publikum mit einer Spezialität der Extraklasse: „Le Comte Ory“. Gioachino Rossinis komische Oper gilt als ein musikalisches Meisterwerk, reich an Witz, Sinnlichkeit und Situationskomik. Ein Opernspaß für die gesamte Familie! www.operklosterneuburg.at

Fotos: Stefan Häusler, zVg

Oper Klosterneuburg


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24. Juni – 29. Juli

NESTROY-SPIELE SCHWECHAT „Weder Lorbeerbaum noch Bettelstab“ ist Nestroys brillante theatralische Replik auf die oft arrogante und abschätzige Behandlung, die er als Autor durch Gönner und Kritiker erfuhr. Eine lustvolle satirische Abrechnung mit der selbstgefälligen Borniertheit der bürgerlichen Kulturschickeria, aber auch mit den eigenen Schwächen und Verquertheiten, mit seiner ambivalenten Rolle als Mensch, Künstler und Enfant terrible in der Wiener Gesellschaft. www.nestroy.at

12. Juli - 19. August

13. Juli – 5. August

OPER IM STEINBRUCH

OPER burg Gars

Heuer steht im Steinbruch St. Margarethen eine der beliebtesten Opern Giuseppe Verdis auf dem Spielplan: „Rigoletto“ feiert am 12. Juli auf der eindrucksvollsten Freilichtbühne Premiere. Eine atemberaubende Kulisse für herrliche Musik, allen voran dem Klassiker „La donna è mobile“!

Sie gilt als eines der größten Werke der Operntradition: „Die Zauberflöte“. 2017 ist die Oper Burg Gars Schauplatz dieses Meisterwerkes von Wolfgang Amadeus Mozart - auch ein Statement für die Gesellschaft Europas. Intendant Dr. Johannes Wildner sorgt für eine internationale Top-Besetzung.

www.arenaria.at

jazz 2017jazz 2017 im hof hof im

www.operburggars.at

Mittwoch,16.16.August August/ 19.30 / 19.30Uhr Uhr Mittwoch, „INTOTHE THEMYSTIC“ MYSTIC“ „INTO David Hellböck Trio David Helbock - Piano / Raphael Preuschl - Bassukulele / Reinhold Schmölzer - Drums

HERBERTJOOS JOOSTRIO TRIO HERBERT anlässlich Ehrenpreisverleihung sein Lebenswerk anlässlich derder Ehrenpreisverleihung fürfür sein Lebenswerk Herbert Joos -Trumpet / Patrick Bebelaar - Piano / Frank Kroll - Saxophon Herbert Joos -Trumpet / Patrick Bebelaar - Piano / Frank Kroll - Saxophon

Donnerstag,17.17.August August/ 19.30 / 19.30Uhr Uhr Donnerstag, „THINKBACH BACHOP2.“ OP2.“ „THINK Edouard Ferlet - Piano Edouard Ferlet - Piano

LUISRIBEIRO RIBEIROPROJECT PROJECT LUIS Maria Rerych - Vocals / Fagner Wesley - Keys / Robert Riegler - Bass / Luis Ribeiro - Percussions, Comp. Maria Rerych - Vocals / Fagner Wesley - Keys / Robert Riegler - Bass / Luis Ribeiro - Percussions, Comp.

Freitag,18.August 18.August/ 19.30 / 19.30Uhr Uhr Freitag, „SILVERAND ANDBLACK“ BLACK“ „SILVER Jean-Louis Matinier - Akkordeon / Michael Riessler - Bassklarinette Jean-Louis Matinier - Akkordeon / Michael Riessler - Bassklarinette

GAVINOMURGIA MURGIAMATTANZA MATTANZATRIO TRIO GAVINO Gavino Murgia - Sax, Voice / Michel Godard - Tuba, Electric Bass, Serpent / Patrice Heral - Drums & Electronic Gavino Murgia - Sax, Voice / Michel Godard - Tuba, Electric Bass, Serpent / Patrice Heral - Drums & Electronic

Samstag,19.19.August August/ 19.30 / 19.30Uhr Uhr Samstag, TRIO ELF TRIO ELF feat. Matthias Schriefel feat. Matthias Schriefel Walter Lang - Piano / Gerwin Eisenhauer - Drums / Peter Cudek - Bass / Matthias Schriefel - Trumpet Walter Lang - Piano / Gerwin Eisenhauer - Drums / Peter Cudek - Bass / Matthias Schriefel - Trumpet

“TRUESTORIES” STORIES” “TRUE Jazz Band Graz / Directed Heinrich von Kalnein & Horst-Michael Schaffer Jazz BigBig Band Graz / Directed byby Heinrich von Kalnein & Horst-Michael Schaffer

16.17.18.19.AUGUST AUGUST 16.17.18.19. BarockgartenimimStadtmuseum StadtmuseumSt.St.Pölten Pölten Barockgarten

Tickets und „Jazz-Pass“ erhältlich in der Buchhandlung Schubert Pölten oder über www.oeticket.com Tickets und „Jazz-Pass“ erhältlich in der Buchhandlung Schubert St.St. Pölten oder über www.oeticket.com Info: jazzimhof@gmx.at / www.stpoelten.gv.at / Tel: 02741-3332601 Info: jazzimhof@gmx.at / www.stpoelten.gv.at / Tel: 02741-3332601 Regenlocation: „Freiraum“ Pölten, Herzogenburger Straße Regenlocation: „Freiraum“ St.St. Pölten, Herzogenburger Straße 12 12


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Ewald Sacher

Unsere Basisarbeit Das NÖ Kulturforum ist seit bald 45 Jahren als Kulturvermittler, Förderer und Impulsgeber im Land NÖ an der Basis tätig. Viele namhafte niederösterreichische Initiativen sowie Künstlerinnen und Künstler haben in diesen Jahren mit uns zusammengearbeitet, konnten von uns präsentiert und gefördert werden. Bis heute. Einige Beispiele: Florian Jakowitsch, dem mittlerweile hochbetagten, wohl als Doyen der zeitgenössischen Künstler des Landes zu bezeichnenden Zeichner und Maler, wurden durch das Kulturforum zuletzt Ausstellungen in NÖ, Wien und Leoben und ein Katalog gewidmet. Gotthard Fellerer – der „künstlerische Motor“ des NÖ Kulturforums – ist als Herausgeber der Kulturzeitschrift „BravDa“ ein Botschafter gegen „Kulturdiktat und intellektuelle Einebnung“, wie er es formuliert. Ihm verdankt das NÖ Kulturforum die Idee der Herausgabe einer Edition unter dem Motto „Aus Freude – Impulse zur Kreativität“, die bereits NÖ Künstler wie Florian Jakowitsch, Lisa Wolf, Johann Berger, Franz Baldauf, Karl Schlager oder die ESV-Fotokünstler vorgestellt hat. Ein wichtiges Anliegen dieser Serie ist es, Menschen zu animieren, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und im besten Sinne des „Dillettare“ aktiv zu werden. Das NÖ Kulturforum unterstützt sie dabei! Wenden Sie sich an kulturforum@aon.at – hier können Sie auch unsere Publikationen beziehen.

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Haus der Begegnung, Heimstätte der Basiskultur Das KS-KulturSozialZentrum Krems Lerchenfeld kämpft um den Erhalt So unterschiedliche Stellenwerte sind leider im aktuellen Kulturbetrieb des Landes die Realität: Während im Westen der Stadt Krems, in einer gigantischen Baustelle an der Kunstmeile in Stein, aktuell an die 30 Millionen Euro in die künftige Landesgalerie gepumpt werden, worüber die Kulturszene des Landes und die Stadt jubeln können, schaut es im Osten der Stadt bezüglich der Förderung von Einrichtungen der Basiskultur eher trist aus. Bei den für die Kulturpolitik in der Stadt Verantwortlichen – seit Jahrzehnten ein ÖVPRessort – existiert das KS-Zentrum Volkshaus Lerchenfeld offensichtlich nicht. Dort besteht das Kultur-Sozial-Zentrum am Lerchenfelder Platz. Aus einem „Arbeiterheim“, das Mitte der Fünfzigerjahre von Freiwilligen in ungezählten Arbeitsstunden errichtet wurde, ist immerhin ein „Volkshaus“, ein Haus der Begegnung geworden. 1999 nahezu aus eigener Kraft des Vereins Volkshaus Lerchenfeld erweitert und erneuert – abgesehen von einer Förderung des Landes NÖ unter dem Titel Kulturwerkstatt – muss es sich zur

Gänze selbst erhalten. „Wir schauen Monat für Monat, wie wir uns über Wasser halten können“ seufzen die Vereinsverantwortlichen. Und dabei ist es wahrscheinlich die letzte Lokalität in der Bildungs- und Kulturstadt Krems, die für alle einen leistbaren Ort der Begegnung darstellt. Mit einem Saal für rund 250 Personen, wohl dem letzten dieser Kategorie in Krems, und Nebenräumlichkeiten, wo zum Selbstkostenpreis Veranstaltungen kultureller,

Zuletzt wurde im KS-Zentrum die Ausstellung von Wolfgang Peranek (2.v.l.) präsentiert.


Kultur vor der Haustür – NÖ Kulturforum

sozialer oder gesellschaftlicher Art abgehalten werden können. Dort finden nicht nur die Kultur-Sektionen des WSV voestalpine Krems eine Unterkunft, wie die Werkskapelle oder die Schach- und die Go-Sektion, sondern auch die Jugendbeschäftigungskurse des AMS über das BFI NÖ, die Kinder- und Jugendangebote der Kinderfreunde und die Senioren. Eine ganz wichtige Rolle spielt das KS-Zentrum Volkshaus für die Basiskultur in der Stadt

und der Region. Dank einer über Jahre andauernden Kooperation mit dem NÖ Kulturforum werden laufend Ausstellungen gezeigt und Kulturveranstaltungen angeboten. „Ohne die Zusammenarbeit mit dem Kulturforum und seinen ehrenamtlichen Mitstreitern wäre ein Betrieb wohl nur mehr schwer möglich“, betont der Vereinsobmann Prof. Ewald Sacher. Zuletzt wurden in Ausstellungen Karikaturen von Wolfgang Peranek und Fotos von Josef

Jahrmann präsentiert. Dieser Betrieb hängt aber immer wieder an einem seidenen Faden: Dem der nicht gesicherten längerfristigen Finanzierung. Nur ein paar Promille der Investitionen in die Kunstmeile würden Häuser der Begegnung wie dieses, Heimstätten der Basiskultur, offen für alle und jeden, absichern. Aber das scheint ins Reich der Phantasie zu gehören. Oder vielleicht doch nicht?

BILDBAND „Erlebnis Czernowitz – Auf den Spuren von Paul Celan“

„Wenn es so etwas gäbe wie eine Liste von Wallfahrtsorten der wieder erstandenen Hoffnung in Städten, in denen die Barbarei tobte, dann müsste Czernowitz ganz oben auf dieser stehen. Die Stadt ist mit ihrem kulturellen Erbe ein historisches Juwel, das einen Mikrokosmos an Vielfalt in sich birgt“, schreibt Helmuth A. Niederle in seinem Vorwort zum neuesten,

prächtigen Bildband von Ulrich Gansert, erschienen bei Erhard Löcker, Wien. Die Stadt Czernowitz war bis zum Ende des Ersten Weltkrieges die Hauptstadt der Bukowina, des östlichsten Kronlandes der Monarchie. Das kostbare Bild dieser Stadt wurde in der Zeit der k.u.k. Monarchie geprägt von signifikant österreichischer Architektur, dem klassizistisch geprägten österreichischen Historismus und dem Wiener Jugendstil. Neben Paul Celan stößt man in den Straßen der Stadt auf viele Hinweise auf hervorragende Schriftstellerinnen, Künstler und Wissenschaftler, die aus der multikulturellen Bevölkerung der Stadt hervorgegangen sind. Hier haben einst die Volksgruppen der Österreicher, der Juden, der Polen, der Rumänen und der Ukrainer zusammengelebt. Als geistesgeschichtlicher Hintergrund der

eigentümlichen religiösen und poetischen Kreativität dieses Landes ist die faszinierende Reformbewegung des Chassidismus ebenfalls ein Thema des Autors und Fotografen Ulrich Gansert, der die Stadt Czernowitz und die umgebende Bukowina bereist und in faszinierenden Bildern festgehalten hat. Zum Erlebniskreis der Fahrten Ganserts gehört auch die Schönheit der bäuerlichen Kultur, der Anblick der traditionellen Bauernhäuser und Gärten und die unabsehbare Weite des Landes. Das NÖ Kulturforum unterstützte die Herausgabe dieses großartigen Werkes – es ist übrigens zweisprachig, deutsch und ukrainisch – über einen Abschnitt Alt-Österreichs und seiner Geschichte. Eine Präsentation und Ausstellung werden demnächst in KS-Zentrum in Krems stattfinden. Der Termin folgt auf unserer Homepage!

Siegfried Nasko

Karl Renner. Zu Unrecht umstritten? Dr. Siegfried Nasko, einer der renommiertesten Renner-Forscher, hat sein neuestes Buch über den bedeutenden österreichischen Staatsmann Dr. Karl Renner herausgegeben. Unter dem Titel „Karl Renner. Zu Unrecht umstritten? Eine Wahrheitssuche.“ beschäftigt sich der Autor mit der Person des zweimaligen Staatsgründers Österreichs und erstem Bundespräsidenten der II. Republik. Das NÖ Kulturforum hat die Herausgabe dieses Werkes maßgeblich gefördert. In einer Veranstaltung im Parlament wurde es im Beisein von Bundespräsident a. D. Dr. Heinz Fischer der Öffentlichkeit präsentiert.

In den Räumlichkeiten des Parlaments, eine der wichtigsten Wirkungsstätten Karl Renners, präsentierte Siegfried Nasko (2.v.l.) sein neues Buch über den Staatsmann vor viel Prominenz.

MFG 06.17

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MFG ADVERTORIAL

I’ve got the Blues BABY Jedes Jahr im Sommer bekommt St. Pölten den Blues. Allerdings nicht jenen der depressiven Art, sondern cool-chilligen im Rahmen des Summerblues Festivals. Wir sprachen mit zwei der drei „Bluesmen“, Programm-Master Charlie Furthner und Karl Berner vom Veranstaltungsservice der Stadt.

Hat es über die Jahre Veränderungen/Anpassungen gegeben? Charlie: Natürlich. Bereits 2005 holte ich mir meinen Freund und Musikerkollegen Mika Stokkinen ins Boot. Er hat viele der administrativen Aufgaben übernommen. Auch bei den Sponsoren hatte er gute Kontakte, das hat uns sehr geholfen. Abgesehen davon spielt er eine erstklassige Bluesgitarre und ist seit 2005 wie auch die Mojo Blues Band ein Fixpunkt. Karl: 2006 übersiedelte das Festival an den Ratzersdorfer See, und seit 2007 sind wir ein Team. Diese Kooperation wurde damals mit der Büro V GmbH vereinbart und wird nun durch die Marketing St. Pölten GmbH weitergeführt. An den handelnden Personen hat sich aber nicht viel geändert. Jeder hat seinen Aufgabenbereich, alles hat sich super eingespielt. 2013 gründeten wir gemeinsam den Verein zur Förderung der Blueskultur in St. Pölten. 54

Nicht drei Damen vom Grill, sondern drei Männer in Sachen Blues – Charlie Furthner, Karl Berner und Mika Stokkinen. Neu ist heuer auch erstmals – bereits am Tag vorm Bluesfestival – der Rock‘n‘Roll-Day, den wir in Kooperation mit bestmanagement, René Grohs und Mika Stokkinen umsetzen.

Worauf gilt es im Rahmen der Organisation des Bluesfestivals zu achten? Charlie: Die Planung läuft für mich eigentlich das ganze Jahr. Da ich ja fürs Booking zuständig bin, bekomme ich natürlich laufend Anfragen von Bands. Würde ich alle berücksichtigen, hätten wir schon ein Programm bis 2040. Karl: Wir beginnen bereits einige Monate im Vorfeld wichtige Eckpunkte wie z.B. Bühnenaufbau, Catering, Wasserrettung und vieles mehr zu organisieren. Auch Werbestrategien und Marketingmaßnahmen sind ein wichtiger Aufgabenbereich. Die ordnungsgemäße Anmeldung, Einhaltung der behördlichen Auflagen sowie der Auf- und Abbau direkt vorort gehören auch zu unseren Tätigkeiten. Worauf legt man musikalisch den Fokus? Charlie: Der Hauptfokus wird immer Blues sein. Wir haben schon einiges ausprobiert. Ein bisschen Funk, etwas Rock. Aber am besten wird noch immer der traditionelle Blues angenommen. Heuer freut es uns besonders, dass

wir Gisele Jackson aus New York für St. Pölten gewinnen konnten. Und natürlich ist auch die Mojo Blues Band wieder mit an Bord. Ohne die Mojo Blues Band wäre das Event sicher nicht jenes, das es heute ist. Heuer feiern wir bereits unsere 10-jährige Zusammenarbeit und 40 Jahre Mojo Blues Band! Wir dürfen uns jedenfalls wieder auf eine großartige Bluesnacht freuen!

Was löst Bluesmusik in dir aus? Charlie: Blues ist ein Lebensgefühl. Viele glauben ja, dass Blues eine traurige Musik ist. Ganz im Gegenteil. Blues war von jeher schon eine Partymusik zu der in den „Juke Joints“ der 40er und 50er Jahre getanzt wurde. So gesehen gibt‘s für jede Stimmung den passenden Song. Die Musik kann dich auch inspirieren. Eben geht‘s dir noch schlecht – du hörst die richtigen Songs – und schon ist die Stimmung besser. Das betrifft natürlich nicht „nur“ die Blues Musik.

Summerbluesfestival 2017

29. Juli, Ratzersdorfer See www.veranstaltungsservice-stp.at

Foto: zVg

Das Bluesfestival hat sich zu einer fixen Institution entwickelt – worauf führen Sie diese positive Entwicklung zurück? Charlie: Gut Ding braucht Weile. Ich war immer der Ansicht, dass etwas langsam wachsen muss, um gesund zu bleiben. In dieser schnelllebigen Zeit, wo alles immer immens gepuscht wird und jeder gleich zum Megastar erhoben wird, wollten wir das langsam angehen. So nach dem Motto: Schauen wir mal, wie die St. Pöltner den „Blues“ annehmen. Es ging ja auch gar nicht anders, weil die Mittel nicht vorhanden waren und ich damals das Festival auf eigenes Risiko veranstaltete. Darum begann alles 2004 im kleinen Rahmen mit zwei Bands im Gastgarten des Hammerparkstüberls. Immerhin kamen trotz Regens ca. 200 Personen. Also haben wir es „wachsen“ lassen. Und jedes Jahr kamen mehr Bluesfans. Gäste aus ganz Österreich, Holland und Deutschland besuchten uns schon.


Fotocredit: Sebastian Konopix

Die neuen SuperStarS Der Magie!

28.08. 29.08.

Grafenegg, Wolkenturm Grafenegg, Wolkenturm

01.02. 02.02. 11.02. 16.02. 24.02. 25.02.

St. Pölten, VAZ Wr. Neustadt, Arena Nova Eisenstadt, Kongress Zentrum Grafenegg, Auditorium Wien, Wiener Stadthalle Linz, Brucknerhaus

www.theclairvoyants.com tickets im VaZ St. pölten, www.nxp.at, 02742 / 71400 raiffeisenbanken, www.oeticket.com, www.noen.at/ticketshop

Veranstalter: NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, A-3100 St. Pölten, Kelsengasse 9, www.vaz.at, www.nxp.at

Sa., 10. 6.

Femina Sacra Michel Godard, Linda Bsiri, Lee Santana

So., 11. 6.

Bach meets Luther #1 capella incognita, Ensemble Sonocto, Marcus Hufnagl

Do., 15. 6.

Bauernhöfe, Tanzböden, Hafenkneipen Die Tandler, Christina Scherrer

Fr., 16. 6.

Fiesta Española Les Accords Extraordinaires, Elías Morales Pérez

Sa., 17. 6.

Vater und Sohn Ensemble zeitgeist

So., 18. 6.

Bach meets Luther #2 Domchor St. Pölten und Domorchester, Otto Kargl

Do., 22. 6.

Inventio Jean-Louis Matinier, Marco Ambrosini

Fr., 23. 6.

Orgel plus Wein Ludwig Lusser, Caroline Berchotteau, Vinothek Haydn

Sa., 24. 6.

From Monteverdi to Mina Soqquadro Italiano

So., 11. 6.

Frühstück und Film


SHORTCUT SZENE

Mit Sicherheit

Dominik Leitner

Fotos: Thomas Unterberger, Invaderz, zVg

St. Pölten hat seit Anfang Mai einen neuen Sicherheitsbeauftragten. Der SPÖ-Politiker Ewald Buschenreiter hat diese Aufgabe übernommen – und diese neue Position sei auch unbedingt notwendig, wie der Kurier schreibt: „Durch den Ausbau der Infrastruktur und den Bevölkerungszuwachs ist auch die Kriminalität gestiegen.“ Diese Zeile hat mich etwas stutzig gemacht: Zugegeben, von 2015 auf 2016 gab es in Niederösterreich bei den Anzeigen eine Zunahme von 0,4 Prozent (bzw. 306). Geht man aber nur ein paar Jahre mehr zurück, so zeigt sich ein deutlicher Rückgang. 2004 wurden in Niederösterreich noch 94.664 Anzeigen gezählt, 2016 waren es 76.079 – ein Rückgang von rund 20 Prozent. Und das, während zwischen 2001 und 2016 die Bevölkerung um rund 100.000 Bewohner gewachsen ist. In St. Pölten hingegen gab es von 2015 auf 2016 ein Plus von 16,4 Prozent bei den angezeigten Straftaten. Vergleichszahlen aus den Jahren zuvor sind hingegen schwer zu finden. Im März haben SPÖ, ÖVP und Grüne einer Initiative von FPÖ-Obmann Otzelberger zugestimmt. Dieser feiert nun, dass endlich seine jahrelange Forderung umgesetzt wird. Doch die ersten Worte von Buschenreiter zeigen, dass offenbar doch alles schlimmer anmutet, als es wirklich ist. Bei einer Zählung von Bettlern in der Stadt lag der Durchschnitt bei vier bis fünf. Für eine Landeshauptstadt eigentlich ein vernachlässigbares Problem. Das Interview beendet er mit den Worten „St. Pölten ist eine sichere Stadt.“ So sehr also manche Politiker versuchen, Angst zu schüren und das subjektive Sicherheitsgefühl zu schwächen – die Realität sieht oftmals anders aus. Und, machen wir uns da nichts vor: Die vollkommene Sicherheit wird es auch mit vier „Sicherheitsgipfeln“ pro Jahr nicht geben.

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Mosaik

Camo & Krooked gehören zweifelsohne zu den bekanntesten Acts der internationalen Drum & Bass Szene. Seit mittlerweile zehn Jahren sind Reini und Markus, wie die beiden mit bürgerlichem Namen heißen, bereits unterwegs und können auf eine beachtliche Erfolgsgeschichte zurückblicken: drei Alben, über 50 Singles, Welttourneen, die größten Festivals des Genres. Am 23. Juni folgt mit „Mosaik“ Album Nummer vier – das bisher überraschendste und detaillierteste, wie die beiden versprechen. „Mosaik ist ein Schlüsseldokument, das unsere kreativen Referenzen sowie Visionen und Methoden auf ein neues Level hebt!“ Neben Drum & Bass fließen auch Elemente ein, die sich in keine Schublade stecken lassen. Ein Novum ist zudem, dass Markus (alias Krooked) erstmals bei einem Track selbst zum Mikrofon greift. Wer jetzt Blut geleckt hat, dem sei die Single „Like I Do“ (feat. James Hersey) ans Herz gelegt, die gerade durch die Decke geht. Als Appetizer fürs Album!

Invaderz Festival Durchs Reden kommen bekanntlich die Leute zusammen, und wenn das zwischen kreativen Köpfen wie Katja Pandora von Switch! und Steve Ponta vom Warehouse passiert, kommt etwas „Geiles“ raus! Katja hat in Wien

bereits zahlreiche coole Events auf die Beine gestellt, so dass die Mannen vom belgischen DnB-Festivalformat Invaderz auf sie aufmerksam wurden. Nur, wo und wie sollte man das hochkarätige Teil umsetzen? Hier kommt Steve ins Spiel, der mit Katja ein schlüssiges Konzept und Umfeld entwickelte für das international reüssierende Invaderz-Format. Tja, und so dürfen sich alle DnB-Afficionados am 29. Juli am VAZ-Gelände auf das erstmals in Österreich stattfindende Invaderz Festival freuen. Nachmittags bedienen internationale DJs die Turntables, anschließend geht’s bei der Afterparty powered by Switch! und Fasten Your Seatbelts im Warehouse munter weiter bis in die Morgenstunden.


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Solange der Vorrat reicht. Impressum: Medieninhaber: Zentrale Raiffeisenwerbung, 1030 Wien; Stand: Februar 2017

Unbenannt-1 1

20.04.17 14:20

rock

´n´

roll day

28. Juli

summer

blues festival

29. Juli

St. Pölten Ratzersdorfer See ®

Wutzl Gastro e.U. 3100 St. Pölten - Kelsengasse 9 www.wutzl.net


MFG SZENE

Wie seid ihr eigentlich zum Produzieren gekommen? Rene: Ich hab ein Videospiel programmiert und wollte Hintergrundmusik für den Titelbildschirm. Ich hab aber nichts Leiwandes gefunden und deshalb angefangen, irgendwelche Loops aus dem Internet runterzuladen, mit denen ich mir dann selbst was zusammengestellt hab. Das hat mir eigentlich mehr Spaß gemacht als das Programmieren selbst, und so bin ich beim Mucke machen geblieben. Benni: Ich mach Musik eigentlich seit ich auf der Welt bin. Zuerst Schlagzeug, dann hab ich Gitarre gelernt, und mit 14 bin ich über meinen Bruder, der damals so Trance und House Sachen gemacht hat, zum Produzieren gekommen. Glücklicherweise war das zum selben Zeitpunkt, an dem ich Drum and Bass zu hören begonnen hab. Euch als Einzel-DJs gibt es ja schon länger als Dossa & Locuzzed im Gesamtpaket. Rene, du hast deine erste Single 2012 als Locust veröffentlicht. Wie seid ihr eigentlich auf eure Namen gekommen?

Rene: Das passiert einfach, wenn man Musik rausbringen möchte und dann auf einmal einen Künstlernamen braucht. Irgendwie bin ich dann auf Locust gekommen, nur wenn du Locust im Internet eingibst, findest du alles außer meiner Musik. Deshalb hab ich mir gedacht: „Ich schreibs einmal ein bisschen leiwander.“ Benni: Bei mir hat auch irgendwann ein DJ-Name her müssen. Nachdem mich meine Schwester stets liebevoll ‚Penner‘ nennt, hab ich im Internet geschaut, was Penner auf Englisch heißt – und das ist ‚Dosser‘. Wie der Rene hab ich das dann in eine coolere Schreibweise umgewandelt.

Seit 2015 seid ihr im Doppelpack unterwegs. Wie kam es dazu? Benni: Das hat sich von selbst ergeben, weil wir beide damals schon auf Mainframe Recordings released haben. Irgendwann haben wir beschlossen gemeinsam eine Collaboration zu machen, und das wurde ‚Friday‘. Ab da wars eigentlich für uns klar, dass wir das jetzt so weiter machen.

Get funky, baby!

Internationale DnB-Produzenten supporten sie, am letzten Beatpatrol hat Mainact Andy C fünf Stunden nach ihrem eigenen Set ihren Track ‚Shag‘ gespielt. Seit 2016 sind sie exklusiv bei Viper Recordings unter Vertrag und gaben zuletzt ihre UKPremiere: Dossa (Benedikt Dengler) & Locuzzed (Rene Maierhofer).


TEXT: Thomas Winkelmüller | Fotos: samuel colombo, elias kaltenberger

Eure eigentlichen Idole sind aber gar nicht DJs und Producer, sondern viel mehr Funk-Legenden wie Herbie Hancock. Woher kommt die Liebe zum Funk? Benni: Die war schon immer da. Wenn ich einen Film geschaut hab und da kam ein Track, der so richtig weggefunkt ist, war das immer das Coolste. Im Laufe des Studiums bin ich dann draufgekommen, wer die jeweiligen Artists von dem einen oder anderen Lied sind und hab mir langsam alles zusammengetragen. Was ist denn das verrückteste Sample, das ihr je verwendet habt? Rene: Eigentlich das von ‚Larry‘. Sowohl die Gitarre als auch das ‚Yeah Baby!‘ stammen aus einem 90er-Jahre-Computerspiel mit Namen ‚Larry‘. In einem Sidegame von dem Spiel musst du den Dildo im Bild finden, und wenn du das geschafft hast, kommt ein Jingle mit diesem ‚Yeah Baby!‘. Den haben wir genommen und in Drum and Bass verpackt.

BENEDIKT DENGLER AKA DOSSa

Ihr vermischt ja viele Genres in eurer Musik und lasst euch keiner echten DnB-Schiene einordnen. Wie würdet ihr eure Musikrichtung beschreiben? Rene: Hashtag Funky DnB – ich glaub‘, das triffts gut! Benni, du hast einen DJ Workshop gemacht. Erzähl ein bisschen davon. Benni: Also ich hab da nur unterrichtet, organisiert hat ihn der Sonnenpark. Zweck war es Jugendlichen ab 12 ein bisschen zu zeigen, dass man Musik auch angreifen kann, dass eine Kunstform dahinter steckt. DJ und Producer sind aber nicht eure einzigen Jobs. Benni du bist ja auch Lektor auf der FH-St. Pölten? Benni: Ja genau, und ich mach noch verschiedene Musikgeschichten nebenbei. Rene: Ich arbeite bei einem Versicherungsunternehmen im Kundenbüro. Der Kontrast zwischen den beiden Berufen ist vielleicht das, was es leiwand macht! Rene, du hast eine Obsession mit Faultieren, oder? Rene: Mit Faultieren und Burgern (zeigt auf sein Shirt, das ein Faultier auf einem Burger zeigt)! Mein Leiberl beschreibt ziemlich genau die beiden Sachen, die ich am leiwandsten finde, ganz einfach weil mir der Lifestyle von Faultieren sehr imponiert. Seit Februar habt ihre eine eigene Website und ‚The Friday Funk Show‘. Erzählt einmal davon. Benni: Es gibt einfach so viel geile Mucke und wir können nicht alles bei unseren Gigs spielen, weil wir erstens eigent-

lich nur DnB auflegen und zweitens, weil wir gar nicht so viele Gigs spielen. Wir haben uns dann gedacht: „Ok, wir brauchen eine Plattform für das!“ Rene: Es geht auch darum den Leuten zu zeigen, woher unser Sound kommt. Wir haben jeden Monat einen anderen DJ dabei, der sagt, was sein Lieblings-Funk-Track ist. Das waren bis jetzt Leute wie Futurebound (Viper-Labelchef), Camo & Krooked oder Fourward. Ihr macht relativ wenige Collabs, warum eigentlich? Rene: Es macht in unseren Augen keinen Sinn eine Collab zu erzwingen, das muss sich ergeben. Wir haben jetzt zwei Tracks mit BMotion gemacht, mit Dorian einen Tune. Benni: Wir sind wirtschaftlich wirklich schlecht! Wir denken uns bei Tracks nicht, wie gut sich der verkaufen könnte, sondern ob der Vibe mit unserem Collab-Partner passt und das Ganze auch Spaß macht. Was kommt als nächstes auf euch zu? Rene: Wir sind gerade dabei, unsere neue EP zu finalisieren. Sie wird den Dossa & Locuzzed-Stil behalten, aber soundtechnisch auf die nächste Stufe gehoben. Wir wollten diesmal ein größeres Projekt als eine Single auf die Beine stellen – und das ist die erste EP auf Viper geworden. Benni: Wir warten noch auf die Absegnung vom Label, aber wir haben vor, das Ding im Juli rauszubringen. Wie wird die EP klingen? Rene: Alle vier Tracks sind verschieden! Wir wollen keinen neuen ‚Shag‘ oder ‚Himalaya‘ machen, sondern immer was Neues probieren. Hat man die Tracks schon bei euren Shows gehört? Benni: Ja. Die Tracks werden bei uns in der Regel schon gespielt, bevor sie ein Intro haben. Hihats am Anfang zum Beatmatchen, und das geht schon! So finden wir auch heraus, ob den Leuten die Nummern gefallen. Wir haben schon Lieder verworfen, weil die Idee einfach nicht aufgegangen ist. Was ist euer Lieblingstrack auf der EP? Benni: ‚Stella‘! Eine Hommage an die 90er-Disco-Welle mit Vocals von Pat Fulgoni. RENE MAIERHOFER AKA LOCUZZED

Gespannt sein ist also erlaubt, aber nicht nur auf die kommende EP: In Bennis Kopf schwirrt zudem die Idee, eine Funk-Band zu gründen, wo er – dann nicht nur mehr auf den Tracks von Dossa & Locuzzed - Gitarre spielt. Eins ist fix: Von den Jungs darf man noch einiges erwarten! www.dossalocuzzed.com MFG 06.17

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MFG FESTIVALGUIDE 2017

Voll DAs Leben! „Ach mein Schatz, wie schaust du denn wieder aus? Ist das denn notwendig?!“ Mag sein, dass euch manch besorgte Mutti nach einem Festival mit diesen Worten begrüßt, unsere Antwort ist dann - mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen – immer dieselbe: „Ja, es muss sein!“ Und zwar unbedingt, denn Festivals sind nicht einfach schnöde Daten, sondern ein Lebensgefühl, das man nur begreifen kann, wenn man es erlebt hat! Gute Mucke, abtanzen, chillen und feiern, und zwar das Leben und die Lebenslust selbst, mit Freunden – alten wie neuen. Wie wissen die Toten Hosen: „An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit. An Tagen wie diesen haben wir noch ewig Zeit!“ MFG präsentiert euch eine Auswahl der kommenden Festival-Highlights und wünscht euch schon jetzt Sommer, Sonne, Sonnenschein und Erinnerungen für die Ewigkeit! 15. bis 17. August

FM4 FREQUENCY FESTIVAL 2017 Von 15. – 17. August startet das Frequency 2017 in die nächste Runde. Im Day Park sind bereits Acts wie Mumford & Sons, Billy Talent, Rise Against, Moderat, Wanda, Bilderbuch uvm. fixiert. Der Night Park hingegen wird mit Künstlern wie Foreign Beggars, Sub Focus, The Bloody Beetroots (live) oder Dope D.O.D versorgt. Nach 2-jähriger Pause gibts auch wieder die LOL Stage mit Thommy Ten & Amélie Van Tass, maschek und Die Tagespresse! www.frequency.at

22. Juli

HOLI FESTIVAL DER FARBEN 2017 Am 22. Juli kommt das Fest der Farben wieder ins VAZ St. Pölten. Bereits über eine Million Menschen besuchten in den letzten Jahren HOLI Festivals in Europa. Wir freuen uns auf viele lachende, glückliche Gesichter, die zu cooler Mucke unter freiem Himmel das wunderschöne Farbenfest feiern.

29. Juli

INVADERZ FESTIVAL ENDLICH!!! Die JumpUp-Eventreihe Switch! bringt erstmals das legendäre belgische Invaderz-Festivalevent nach Österreich, ins VAZ! Outdoor werken von 14 bis 22 Uhr internationale DJs an den Decks, um 22 Uhr folgt die Afterparty im Warehouse von Switch! & Fasten Your Seatbelts. Ab die Post! www.invaderz.be

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Fotos: Elias Kaltenberger, Helge Wöll, Invaderz, zVg

www.holiopenair.at


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14. bis15. Juli

Rock im Dorf Festival Zum zwölften Mal findet heuer das Rock Im Dorf Festival am 14. und 15. Juli in Schlierbach (Oberösterreich) statt. Nach dem ausverkauften letzten Jahr kommt auch heuer wieder die Elite der österreichischen Musiklandschaft ins Kremstal, u.a. Texta, Nino aus Wien, Austrofred und Leyya. www.rockimdorf.at

15. bis 16. Juli

Nordkette Wetterleuchten FESTIVAL Im Juli wird es für die Tiroler Festivalfans wieder Zeit, die Bergwelt hoch über den Dächern von Innsbruck unsicher zu machen. Anlass ist das Nordkette Wetterleuchten Festival – das höchstgelegene Festival Europas, das wie bereits in den letzten Jahren auf der Innsbrucker Seegrube stattfindet. www.wetterleuchten.at

25. bis 27. August

Outback Festival Hier treffen sich Freunde des Rock, Bike-Fans, Rider und Partyfreaks an einer der großartigsten Locations in Podersdorf am See. Pferdestuntshow, Bogenschießen, coole Rockmusik und Arm-Wrestling garantieren vor der atemberaubenden Kulisse des Seewinkels ein actionreiches Festival. www.outbackfestival.at

25. Oktober

BEATPATROL FESTIVAL Wummernde Bässe, hämmernde Beats, extrovertierte bis extravagante Bühnenshows – willkommen beim Kronehit Beatpatrol Festival powered by Raiffeisen Club 2017! Österreichs coolstes durchgehendes Electronic Music Festival geht in die bereits 9. Runde! www.beatpatrol.at

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PERFEKT FÜR KIDS & FAMILIEN! HAPPY BOWLING-TARIF. Unschlagbare 2,00 Euro (vor 18:00 Uhr) oder 3,00 Euro (nach 18:00 Uhr) pro Bowlingspiel! Mit dem Happy Bowling-Tarif sparen Schüler, Lehrlinge, Studenten, Präsenz- und Zivildiener von Montag bis Mittwoch (ausgenommen an und vor Feiertagen).

UNSERE APPETIT-ANREGER!

FAMILY SUNDAY. Sonntags gibt‘s für Kinder bis 14 Jahre ein familienfreundliches Special: Zahlen auf einer Bahn zwei Erwachsene den regulären Preis, so bowlen bis zu vier Kinder um 2,00 Euro pro Spiel und Kind!

Genießen Sie bei NXP Bowling täglich, auch in den Nachtstunden, köstliche Burger und vielfältiges Fingerfood. Bei NXP Bowling bieten wir täglich ab 14:00 Uhr Bowling- und Billard-Action sowie eine umfangreiche Speisekarte an.

KINDERGEBURTSTAGSPARTY NXP Bowling bietet für Kinder bis 14 Jahre eigene Kindergeburtstagspackages mit Bowling, Schuhen, Getränken und Snacks an. Details zur Reservierung erfährst du auf www. nxp-bowling.at oder ab 14 Uhr unter 02742/78899. Happy Birthday!

NIEDERÖSTERREICH CARD

KÖSTLICHE BURGER-VIELFALT Erstklassige Burger sind unser Aushängeschild. Neben unseren Klassikern mit Rind, dem „Mega Strike“ und „Beef & Bacon“, empfehlen wir euch unseren „Pulled Pork“. Völlig vegan – aber auch von Fleischessern geliebt – ist der „Vegan Delicious“!

Inhaber einer Niederösterreich Card erhalten ein Bowlingspiel gratis! Wir kooperieren auch in der Saison bis 31. März 2018 wieder mit der Niederösterreich Card. Bitte beachten Sie, dass pro korrekt eingelöster Karte nur ein Spiel gratis ist. Weitere Spiele werden zum regulären Tarif berechnet. Die Leihgebühr für Bowlingschuhe beträgt 2,50 Euro.

PARTY BOWLING PACKAGE! Mit diesem Package ganz einfach zu PartyAction! Unser Tipp für jeden Anlass: Zwei Stunden VIP-Bowling auf einer Bahn für bis zu acht Personen inklusive Leihgebühr für Bowlingschuhe, einer exklusiven „Grand Fingerfood Bowl“ und wahlweise einer Flasche Prosecco oder eine Bierwanne mit sieben Flaschen Bier. Pauschalpreis 99 Euro, täglich buchbar! Bei acht Spielern macht das nur 12,38 Euro pro Person. Strike up your life!

Da für Kinder unter sechs Jahren keine Niederösterreich Card erworben werden kann, bieten wir pro eingelöster Karte ein Freispiel für ein Kind bis zu 5 Jahren an. Bitte beachten Sie, dass bei der Einlösung der Niederösterreich Card ein gültiger Lichtbildausweis vorzuweisen ist. Informationen zur Karte finden Sie auf www.niederoesterreich-card.at!

Öffnungszeiten Täglich geöffnet ab 14:00 Uhr! Montag bis Mittwoch: 14:00 bis 23:30 Uhr Donnerstag: 14:00 bis 00:30 Uhr Freitag: 14:00 bis 02:00 Uhr Samstag: 14:00 bis 02:00 Uhr Sonntag: 14:00 bis 23:00 Uhr Vor Feiertagen bis 02:00 Uhr geöffnet!

Sparen mit der Sparkasse Tipp: Kunden der Sparkasse NÖ Mitte West AG sparen von MO bis MI gegen Vorlage Ihrer Kontokarte die Schuhgebühr im Wert von 2,50 Euro!

www.nxp-bowling.at


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FacHhochschule ST. PÖLTEN

Studienplatz sichern Die Fachhochschule St. Pölten steht für eine praxisbezogene Hochschulausbildung und wissenschaftliche Expertise. Für das Studienjahr 2017/18 gibt es in den folgenden Studiengängen noch die Möglichkeit sich zu bewerben.

Ihre Zukunft in der Technik. Mit dem Bachelor Studiengang Bahntechnologie und Mobilität und dem Masterstudium Bahntechnologie und Management von Bahnsystemen bildet die FH St. Pölten exzellent ausgebildete Fachkräfte und ManagerInnen für das Verkehrsmittel der Zukunft – die Eisenbahn – aus. Diese in Österreich einzigartige Ausbildung weist einen hohen Praxisbezug durch Übungen im ÖBB-Bildungszentrum Wörth oder im eigenen Labor „raiLAB“ auf. Das duale Bachelorstudium Smart Engineering

of Production and Processes verbindet moderne industrielle Produktion mit technischen Prozessen unter Berücksichtigung des wichtigsten Faktors – des Menschen. Die duale Organisationsform bindet Praxis- und Ausbildungsblöcke in kooperierenden Unternehmen in den Studienplan fix ein. Der berufsfreundlich organisierte Master Studiengang Digitale Medientechnologie richtet sich an Bachelor AbsolventInnen und bietet ab Herbst neben Audio Design, Experimentelle Medien, Grafik Design, Mobiles Internet, Postproduktion und TV- und Videoproduktion die neue Masterklasse „Augmented & Virtual Reality“ an. Gesundheit studieren. Im Bereich der Gesundheit bereitet das Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege Studierende auf die komplexen Aufgaben des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege vor. Ergän-

zend zum Studium können Studierende im Rahmen eines akademischen Lehrgangs die Ausbildung zum/r Rettungs-/NotfallsanitäterIn gemäß Sanitätergesetz absolvieren. Der berufsbegleitende Master Studiengang „Digital Healthcare“ verbindet IT und Gesundheitskompetenzen. Studierende aus Gesundheitswissenschaften und Technologie entwickeln Lösungen für das digitale Gesundheitswesen.

Bewerbungsfristen Master Digitale Medientechnologien 05. Juni ; Bachelor Bahntechnologie & Mobilität 15. Juni; Bachelor Smart Engineering - 15. Juni; Master Bahntechnologie & Management von Bahnsystemen 18.Juni; Master Digital Healthcare 23. Juni; Bachelor Gesundheits- & Krankenpflege 29. Juni; Infos: fhstp.ac.at

Nähere Informationen: fhstp.ac.at/info

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MFG SZENE

Futter in Form

St. Pรถlten hat ab Herbst, was auch in Paris und Mailand trendig ist: Die akademische Ausbildung zum Food-Designer.

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TEXT: beate steiner | Foto : Stummerer/Hablesreiter/Koeb/Akita, NDU/ZVG, TMS/ZVG

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chuld ist die Kaisersemmel. Sie hat fünf Teile, man kann sie nie in zwei Hälften brechen. Warum das so ist, darüber haben sich Martin Hablesreiter und Sonja Stummerer schon vor 20 Jahren Gedanken gemacht. Ein einjähriger Arbeitsaufenthalt in Japan hat dann dazu geführt, dass sich das Architektenduo seither verstärkt mit „Essen“ beschäftigt, beziehungsweise mit der Gestaltung von Essen. „Dann begannen wir zu recherchieren, als Hobby zunächst, und publizierten 2005 dann das erste kleine Buch zum Thema“, erzählt Martin Hablesreiter. Diese Publikation war sofort erfolgreich, es folgten eine Ausstellung im Wiener Museumsquartier, ein Dokumentationsfilm, ein weiteres Buch, „und dann kam eben eins zum andern.“ Seit mehr als zehn Jahren erforschen Hablesreiter und Stummerer jetzt schon, was, wie und womit Menschen essen, und welche Form der Mensch seiner Nahrung gibt. Sie sind dabei Vorreiter, haben mit wenigen anderen Designern weltweit einen Trend gesetzt. Sie machen uns bewusst, dass Fischstäbchen eckig sind, weil so leichter stapelbar und nicht sofort als totes Tier zu identifizieren, und auch, dass Toblerone-Ecken leicht zu knacken sind, weil der Mensch gerne teilt. Oder dass industriell vorgefertigte Supermarktnahrung im Bausteinsystem verkauft wird: Die Toastscheiben haben die gleichen Maße wie Käse- und Pressschinken-Scheiben, die darauf platziert werden. Ab dem nächsten Wintersemester leiten die beiden den ersten akademischen Food-Design-Lehrgang im deutschsprachigen Raum – womit St. Pöltens NDU lockt, gibt es sonst nur in Mailand, Paris und Eindhoven. Die berufsbegleitende Ausbildung zum akademischen Food-Designer befasst sich mit dem nachhaltigen Ablauf von Food-Design-Prozessen und setzt sich kritisch und experimentell mit den unterschiedlichen Disziplinen auseinander. „Mit welchen Designmitteln können wir arbeiten, um den Akt des Essens positiv zu verändern? Das ist die zentrale Frage, die wir uns stel-

Innovation auch für die TMS Die TMS, die Tourismusschule des Wifi NÖ, kooperiert mit der NDU beim Food-DesignLehrgang. TMS-Direktorin Sissy Nitsche-Altendorfer initiierte die einzigartige Ausbildung. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, den akademischen Lehrgang Food-Design anzuregen? Ich bin immer auf der Suche nach neuen Ideen und als kreativer Mensch, den auch Kunst schon ein ganzes Leben lang begleitet, wurde ich bereits vor Jahren auf diesen Designtrend aufmerksam. Eigentlich ursprünglich durch meine Affinität zu Italien, denn dort gibt es in der „Scuola Politecnica di Design“ in Mailand den Zweig „Food Design“. Auf der Suche nach österreichischen Protagonisten entdeckte ich Sonja Stummerer und Martin Hablesreiter, die auf diesem Gebiet europa- und weltweit neue Maßstäbe setzen! Durch die Synergien zwischen der TMS und New Design University wurde der Plan konkret, und wir konnten schlussendlich wirklich DIE europäischen Food Designer für unsere Ideen gewinnen: Für das Wintersemester 2017/2018 gibt es bereits die ersten Anmeldungen für „Food Design“ an der NDU, ab dem Schuljahr 2018/2019 beginnt dann an der TMS der neue Zweig: „Food Design und Bar Entertainment“.

Was erwarten Sie sich als Benefit für die TMS? Neben der sehr breit gefächerten Ausbildung an der TMS, sowohl praktisch als auch theoretisch, sind Innovationen immer gefragt, um neue Interessenten und Interessentinnen anzusprechen. Die Food Design Ausbildung, wie wir sie anbieten, ist im deutschen Sprachraum einzigartig. Somit wird sie ein weiteres Alleinstellungsmerkmal unserer Schule, neben dem Flair Bartending.

Was fasziniert Sie persönlich am Food-Design? Food Design ist für mich nicht nur Kunst und die Auseinandersetzung mit unserer Essenskultur, sondern beinhaltet viele interessante und wichtige Aspekte unserer Zeit, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit und Regionalität.

len“, erklärt Hablesreiter. Essen ist Kultur. Food-Design ist also nicht nur leichte Kost. Denn Essen als Teil der Kultur des Menschen ist fast immer mit moralischen Vorstellungen verknüpft. Jede Gesellschaft, jede Kultur wählt ihre Nahrungsmittel nach moralischen Regeln aus, gestaltet ihre essbaren Produkte nach rituellen Ideen und Ordnungssystemen und verzehrt die Nahrung nach definierten Vorgaben innerhalb ihrer Gemeinschaft. Chinesen, zum Beispiel, ist es unbegreiflich, dass wir süße kleine Kaninchen panieren und essen. Uns schüttelt’s bei dem Gedanken, dass in Südamerika Meerschweinchen gern verzehrt werden. Und Insekten kommen uns auch nicht auf den Teller – weil wir das nicht gewohnt sind. Denn

Geschmack ist erlernt – was wir gerne essen, hängt nicht zuletzt von der Kultur ab, in der wir aufwachsen. Unser Essen sagt also sehr viel aus über unsere Traditionen und über die Gesellschaft, in der wir leben. Und weil essen als alltäglicher kultureller Akt aktuellen Wertevorstellungen folgt, hat jede Veränderung des Essverhaltens auch Auswirkungen auf die Wirtschaft und auf das Ökosystem. „Es macht einen Unterschied, ob sich eine Gesellschaft für eine monotone, zentralisierte, industrialisierte oder aber für eine biodiverse, vielfältige, nachhaltige Nahrungsmittelversorgung entscheidet“, erklärt Martin Hablesreiter: Was wir wann wie und warum essen, kann unwürdige Arbeitsbedingungen in Spanien, Bodenerosion in Zentralafrika oder brennende MFG 06.17

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MFG SZENE

Geduld

Futter in Form

NDU = jung, kreativ, zukunftszugewandt Die New Design University hat einen neuen Rektor. Wirtschaftsprofessor Herbert Grüner zog es von der Hochschule für Künste in Bremen nach St. Pölten. Was reizt einen Professor für Wirtschaftswissenschaften an Kunst und Design, noch dazu in St. Pölten?

Roul Starka

Foto: stochphoto-graf - Fotolia.com

Realität ist, dass keiner von uns seit den Flüchtlingsproblemen auch nur einen einzigen Euro weniger verdient oder einen Knödel weniger zum Schweinsbraten hat. Ich lese auf Facebook luftschnappende Hysterien über Kopftücher, Menschen befetzen sich in den Kommentaren, dass einem nur so graust. Binnen kürzester Zeit geht es nicht mehr um die Sache, sondern darum, seinem eitlen Ego Genüge zu tun, teilweise verletzend wie beleidigte Kindergartenkinder, so: „Bei deiner Nasn kein Wunder, was du für einen Blödsinn schreibst!“ Oder: „Hab mir Ihr Profilbild angesehen, na, das erklärt ja alles!“ Die Menschen, die Leute – das sind nicht die da draußen, diese „bösen, bösen, bösen“ – das sind wir alle, beim BILLA oder beim Hofer, auf einem Markt in Istanbul, auf einem Reisfeld in China, oder hier herinnen, vor unseren Laptops und Semmelbröckerln. Hast du heute schon gegessen? Ja? Dann gehörst du zu den zehn Prozent der reichsten Menschen der Welt. Denke bei jedem Wort daran, dass andere jetzt gerade versuchen, einer Bombe zu entkommen – und gerade jetzt keine Zeit haben, Blumen zu posten. Aber liebe deine Blumen und streichle sie. So streichle auch deine Sätze, so lange, bis das aufstampfende Ego rausgestreichelt ist – und nur mehr deine sachliche Meinung bleibt. Es braucht kein Sprachtalent, es braucht nur eines: Geduld. Geduld mit dir selbst, Geduld mit deinen Worten und Sätzen. Geduld ist nicht lustig, es ist das Anstrengendste und Unwitzigste überhaupt. Aber: Geduld ist gratis und macht glücklich. Geduld ist der einzige Weg für jedes Kunstwerk. Der Weltfriede wäre unser größtes Kunstwerk. Behalte den Pinsel in der Hand, lass uns gemeinsam einen Regenbogen malen. Euer Roul

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New Design University steht für jung, kreativ und zukunftszugewandt. Daraus ergibt sich für mich der besondere Reiz der NDU. Zudem hat die NDU als Privatuniversität Möglichkeiten zu experimentieren, die staatliche Hochschulen so nicht haben. Ich beschäftige mich als Professor außerdem vor allem mit Fragen der beruflichen Selbstständigkeit von Kreativen.

Was sind die Stärken der NDU? Kreativ zu studieren, um nach dem Studium kreativ arbeiten zu können, halte ich für die große Stärke der NDU. Unsere Studierenden besitzen Freiräume, um sich auszuprobieren und können dennoch auf die Betreuung und Expertise ihrer Lehrenden zu jeder Zeit zurückgreifen – das ist wirklich besonders! Auch die Anbindung der NDU an die Wirtschaftskammer ist ein wertvolles Gut. In welche Richtung soll,wird sich die NDU entwickeln? Es muss unser Ziel sein, akademischer Partner für Studieninteressenten zu sein, die eine qualifizierte, kreative universitäre Ausbildung wollen, die ihnen Zugang zu den kreativen Beschäftigungsmärkten eröffnet.

Werden Sie die Zusammenarbeit der NDU mit der Stadt St. Pölten forcieren? NDU und Stadt sind füreinander ein echter Gewinn. Das werde ich versuchen deutlich zu machen. Gemeinsame Projekte sind mir wichtig. Möglicherweise wäre „St. Pölten – Kulturhauptstadt Europas“ eine tolle Chance für Kooperation.

Amazonasflächen auslösen. „Jeder Biss ist Kultur. Jedes Schlucken ist Politik!“ Das Nahrungsversorgungssystem in den westlichen Industrieländern mit Monokulturen, Massenproduktion und Sortimentssupermärkten, zum Beispiel, widerspricht der Biodiversität, der Nachhaltigkeit und der Verantwortung gegenüber künftigen Generationen, sind Hablesreiter und Stummerer überzeugt. Aber Regeln rund ums Essen sind weder von der Natur noch von der Wirtschaft vorgegeben, sondern veränderbar. „Essen bringt Leben. Essen bringt Emotion. Essen macht Kultur“, sagen die Food-Designer, und: „Wir wollen das Essen als essentielles politisches Thema in der Mitte der

Gesellschaft positionieren, weil die Aufnahme der alltäglichen Kalorien nicht nur eine Frage von Genuss und Geschmack, sondern auch der Lebenseinstellung und Denkweise einer Gesellschaft ist.“ Der Lehrgang in St. Pölten soll diese kulturellen und sozialen Aspekte unseres Essverhaltens vermitteln, was Hablesreiter und Stummerer aber durchaus wirtschaftsorientiert sehen. „Gutes Essen allein reicht heute nicht mehr aus, um in der Gastronomie dauerhaft erfolgreich zu sein. Wir beschäftigen uns deshalb mit der Gesamtbreite des Essens und stellen die Nachhaltigkeit bei der Beschaffung, Zubereitung und Präsentation in den Vordergrund.“

Jeder Biss ist Kultur. Jedes Schlucken ist Politik. Martin Hablesreiter



MFG KULTUR

Kremser Schau.Spiel in St. Pölten

An der Ecke Rathausplatz-Rathausgasse 21 erwartet die Bevölkerung ab Herbst ein wahres „Schau. Spiel“. Dahinter steckt der Kremser Gastronom Otto Raimitz, der in seiner Heimatstadt bereits mit Lokalen wie „Wellen.Spiel“ oder „Genuss.Spiel“ für Furore gesorgt hat – nun möchte er die Landeshauptstadt erobern. Ihnen geht ein guter Ruf voraus: Was können sich die Gäste denn vom geplanten Schau.Spiel erwarten? Ich will für die St. Pöltner ein Lokal eröffnen mit einem internationalen trendigen Lokalkonzept, wo es vollkommen klar ist, dass wir keine Konditorei, kein Kaffeehaus, keine Vinothek und auch keine Bar sind. Sondern ein besonderer Mix daraus. Unser Konzept gibt es derzeit in St. Pölten noch nicht. Was waren die Beweggründe, über eine Expansion Ihres Unternehmens nach St. Pölten nachzudenken - und warum gerade jetzt? Seit Jahren hatte ich schon einen extremen Aufschwung der Stadt St. Pölten wahrgenommen. Das ist so eine wirtschaftlich impulsive Stadt, das merke ich als Unternehmer. Bei den Leuten, die hier agieren, merkt man, dass es ihnen ein Bedürfnis ist, die Stadt nach vorne zu bringen. Das war für mich ein Grund, warum ich jetzt nach St. Pölten expandiere. Meine Mutter hat mir gestern übrigens ein altes Foto gezeigt: Da sieht man meine Großeltern mit dem Herrn Makeser, der hier genau an dieser Stelle am Rathausplatz in Vergangenheit bereits ein Kaffeehaus betrieben hatte. Sie wollten damals also bereits hier in St. Pölten Fuß fassen und eine Café-Konditorei eröffnen. Warum es dann nichts wurde, weiß ich nicht – aber jetzt wird es was! Warum haben Sie sich für den Namen „Schau.Spiel“ entschieden? Ich habe es ja mit dem „Spiel“. Als ich vor einem Jahr, als der Plan erstmals fixiert wurde, am Rathausplatz saß, sah ich die Menschen aus 68

Warum es damals bei meinen Großeltern in St. Pölten nichts geworden ist, weiß ich nicht, aber jetzt wird es was! Otto raimitz dem Theater kommen. Namen wie „Theater.Spiel“, „Klang.Spiel“ oder „Barock.Spiel“ gingen mir durch den Kopf – geworden ist es dann das „Schau.Spiel“. Mit dem Slogan: „Weil das Leben eine Bühne ist“. Können Sie bereits abschätzen,

wann das Schau.Spiel eröffnen wird? Das ganze Lokal wird jetzt enträumt und die Wände weggerissen, damit dieses wunderbare Gewölbe besser zur Geltung kommt. Ich muss ja sagen, diese Räumlichkeiten sind eine Wucht! Wir haben vor, in der letzten


TEXT: Dominik Leitner | Foto: matthias köstler

Augustwoche mit einem Pre-Opening zu starten. In der zweiten Oktoberwoche, rund um die Nationalratswahl, werden wir wahrscheinlich dann voll starten. Wie wollen Sie sich von der alteingesessenen Konkurrenz abheben? Wer unsere Konzepte kennt, weiß, dass sie sehr speziell sind. Unsere Betriebe haben von der Früh bis in die Nacht offen, weil bei uns so viele verschiedene einzelne Gastronomiesäulen zusammenkommen. Abheben will ich mich aber überhaupt nicht, ich möchte für meine Kollegen eigentlich eine zusätzliche Bereicherung sein. Es gibt viele Kollegen, die das hier am Rathausplatz und in der Stadt bereits sehr toll betreiben. Die Stadt verträgt natürlich noch mehr Gastronomie bei den vielen Einwohnern. Sie haben bereits den Wandel

der Stadt angesprochen – wie würden Sie ihn beschreiben? St. Pölten war immer schon speziell. Irgendwelche präpotenten Kremser haben früher gemeint, St. Pölten sei die Arbeiterstadt und Krems die bürgerliche Stadt. Das hab ich noch nie so gesehen und empfinde es jetzt schon gar nicht mehr so. Natürlich fehlt ihr etwas der Charme, aber die Weitläufigkeit der Stadt sind hingegen ihre deutlichen Vorzüge. Und: Es gibt hier wirklich ein Team von richtig guten Menschen, die sich vorgenommen haben, in der Stadt aufzuräumen und einen Schritt nach vorne zu gehen. Und es wird auch vom Land endlich erkannt, dass man ein bisserl mehr in die Stadt investieren muss. Was hat St. Pölten, was in Krems fehlt? In Krems ist immer nur auf die Schönheit geschaut worden, aber nie zehn, zwanzig Jahre nach vorn in der

Gastronom mit Pfiff Der 51-jährige gelernte Konditormeister gehört zur fünften Generation der mit Konditoreien bekannt gewordenen Familie Raimitz. Bevor er vor zwölf Jahren sein erstes eigenes Kaffeehaus in Krems/Stein eröffnete, absolvierte Otto Raimitz eine fundierte Gastronomieausbildung und arbeitete sich u. a. im Wiener Rathauskeller hoch sowie durch mehrere große Hotels der Bundeshauptstadt. Die Liebe hat ihn schließlich wieder zurück nach Krems gebracht. Nach Kaffeehaus in Stein, dem Wellen.Spiel an der Donau und dem Genuss.Spiel im Einkaufszentrum Mariandl steht nun St. Pölten auf dem Plan.

Stadtentwicklung. Genau das macht St. Pölten meiner Meinung nach hervorragend, hier wird die Stadtentwicklung gescheit geplant. Sowas bräuchten wir auch in Krems. Ich spüre in dieser Stadt einfach einen unheimlich pulsierenden Wirtschaftsgedanken – die Stadt ist nach vorne orientiert.

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MFG SPORT

Überleben am Luggauerweg 9 Samstag Abstiegskampf mit Harland, Sonntag Aufstiegskampf mit Wolfratshausen. Das Tennisleben des viertbesten Niederösterreichers Markus Sedletzky – nur die Gebrüder Melzer und Lucas Miedler rangieren vor ihm – ist kein Honigschlecken.

VOLLER EINSATZ. Markus Sedletzky malträtiert die Bälle im Training.

K

önnen wir es bitte im Schatten machen“, schnauft der frisch geduschte Markus Sedletzky. Der 29-Jährige schnappt sich einen Gartensessel, kippt dabei fast um und setzt sich unter einem kleinen Partyzelt gleich neben dem Zweier-Platz des TC Harland am Luggauerweg 9 nieder und ist bereit für das Gespräch mit dem MFG. Von den knapp 100 Zuschauern ist eine halbe Stunde nach Spielende noch ein knappes Dutzend anwesend (Familienangehörige ausgenommen). Das Bundesliga-Heimspiel gegen den TC 70

Scheibbs – mit vier Legionären, einem Tiroler und einem Oberösterreicher in seinen Reihen - ist unglücklich gelaufen. Harlands Kapitän Sedletzky und Co. verlieren 2:7. Eine 3:6-Niederlage wäre schon hilfreich gewesen, denn da hätten sie wenigstens einen Punkt für die Meisterschaftstabelle mitgenommen, so keinen. Die Frage nach dem Empfinden nach der Niederlage im Einser-Doppel an der Seite von Marek Jaloviec (TCH) mit 14:16 im entscheidenden Tie-Break beantwortet der St. Pöltner so: „Nein. Das kannst nicht drucken.“

Sedletzky war der bessere Spieler im sogenannten „Einser-Doppel“, Jaloviec hat die entscheidende Vorhand im Tie-Break knapp hinter dem Netz stehend versemmelt. „Die, die am meisten kriegen, haben meistens die schwerste Hand“, stellte jemand aus dem Publikum fest. Harland hat alle drei Doppel knapp verloren. „Wir haben uns tapfer geschlagen“, analysiert Sedletzky nach einem Schluck vom wohlverdienten Radler einwandfrei druckreif, während die anderen Spieler bereits Spaghetti essen, „und kämpfen munter weiter.“ Für Harland geht es als Aufsteiger ausschließlich um den Klassenerhalt, oder, wie Sedletzky es formuliert „ums Überleben“. Papa Dietmar hat neun Legionäre gekeilt, von denen in aller Regel zwei einlaufen. Je nachdem, wer gerade Zeit hat. Es kann also beispielsweise sein, dass ein Georgier am Donnerstag in der Qualifikation der French Open in Paris scheitert und am Samstag für Harland das Racket schwingt. Sedletzky – der in der Österreichischen Rangliste auf Platz 16 liegt – läuft meist als Dritter ein. Hinter ihm dann nur mehr junge Österreicher und gelegentlich mit DoppelSpezialist Alexander Bilcik (31 Jahre) noch ein St. Pöltner. Stolz ist Sedletzky Junior vor allem auf Bernie Schranz (18), den er seit zwei Monaten selbst betreut: „Er entwickelt sich enorm.“ Am liebsten trainiert er aber „motivierte Kinder.“ Selbst sollte er derzeit wegen eines überdehnten Syndesmosebands im linken Knöchel gar nicht spielen: „Eine lange Pause ist aber derzeit keine Option.“ Während Papa Dietmar (Obmann), Mama Gertrude und Freundin Nicole schon mit den Aufräumarbeiten beschäftigt sind, Grillmeister Martin Biber (Kassier-Stellvertreter) die Schürze ablegt und die zahlreichen anderen freiwilligen Helfer ans Nachhausefahren denken, denkt Sedletzky schon an die nächste Partie: „Ich muss jetzt gleich nach Bayern fahren.“ Samstags spielt er für Harland, Sonntags


TEXT: Thomas Schöpf | Foto: TC HarlAnd/ZVG

BUNDESLIGA. Harlands Bundesliga-Mannschaft vor der ersten Partie in Klosterneuburg:

Ricardo Belotti (ITA), Lukas Jastraunig, David Simon, Alex Bilcik (hinten von links nach rechts), Vaclav Safranek (TCH), Markus Sedletzky, Bernie Schranz und Paul Holzinger (vorne von links nach rechts) mit Mastermind Dietmar Sedletzky

Kulthit s &dasBeste Heute

96,5 MHz (Mostviertel), 107,7 MHz (St. Pölten), 99,4 MHz (Tulln), 107,1 MHz (Krems), 107,3 MHz (Waidhofen / Ybbs)

www.arabella.at/niederoesterreich

für Wolfratshausen. „Da geht es um den Aufstieg in die Regionalliga.“ Was ihm lieber ist? „Es ist beides sehr schön. Mit dem Herz bin ich natürlich hier, aber dort kann ich entspannt Tennis spielen. Hier bin ich Kapitän und schau auch so immer etwas darauf, dass alles passt. Dort brauch’ ich mich um nichts kümmern. Wenn ich das Frühstück im Hotel gegessen habe, gibt’s nur mehr eines zu erledigen, Tennis zu spielen.“ Wir verabschieden uns und Nicole freut sich sichtlich, dass sie ihren Freund an diesem Wochenende auch noch einige Minuten für sich hat, ehe jener mit Schranz nach Deutschland weiter düst. Dort feierte das österreichische Legionärsduo dann einen 5:4-Auswärtssieg bei GW Luitpoldpark München und erobert mit dem TC Wolfratshausen die Tabellenführung in der Bayern-Liga. Sedletzky gewann im Einzel und im Doppel. ÖTV-Turniere spielt er erst wieder in einigen Wochen. Wenn es das Syndesmoseband zulässt.


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Ramponiert mit Happy End durchs erste Lehrjahr Mit Ruhm bekleckert hat sich der SKN St. Pölten in seinem ersten Bundesliga-Jahr nicht, wäre als erster Aufsteiger seit Vorwärts Steyr 2000 fast abgestiegen. Aber eben nur fast. Und nächstes Jahr wird alles leichter.

I

ch bin froh, dass ich die ‚Mission Impossible’ wieder hingekriegt habe“, strahlte SKN-Trainer Jochen Fallmann nach der 1:2-Niederlage bei Rapid am letzten Spieltag. Und bedankte sich danach gleich artig beim SV Mattersburg, der zeitgleich in Ried 3:2 gewann und die Innviertler in die Erste Liga stürzte. Der ehemalige SKN-Trainer Gerald Baumgartner hatte die Burgenländer, für die es sportlich um nichts mehr ging, perfekt eingestellt. Im Frühjahr fuhr der Trainer, den SKN-Obmann Gottfried Tröstl 2014 in Eigenregie an die Austria verkaufte, hinter Salzburg und vor Austria die zweitmeisten Punkte in der Bundesliga ein (29). Fallmann (19) ließ in der Wertung zumindest Ried (15) und Altach (11) unter Martin Scherb hinter sich. Rapid zog im direkten Duell noch am SKN vorbei.

Mission impossible Leicht hatte es Fallmann nicht. Die Art und Weise und vor allem Dauer bis zu seiner Nominierung war schon etwas peinlich. Als Interimstrainer hatte er mit Co-Trainer Thomas Nentwich die ramponierten Wölfe nach zwölf Runden mit nur sieben Punkten übernommen („ein schwerer Rucksack“), bis zur Winterpause in acht Runden elf Punkte geholt, dazu Sturm Graz im ÖFB-Cup eliminiert und musste bis einen Tag vor Weihnachten auf seine Fix-Bestellung warten. Wenig später schrieb der SKN auch noch weltweit (Sport-)Schlagzeilen mit der Rauferei um einen Elfmeter zwischen Daniel Lucas Segovia und Alhassane Keita bei einem Testspiel gegen Mannsdorf. Ein derart großes mediales Echo hatte die österreichische Bundesliga seit dem Zusammenbruch des betrun72

ERSTKLASSIG. Auch nächstes Jahr dürfen die Wölfe wieder gegen die Großen ran, wie z.B. die Austria. In Heimpartien hat man Luft nach oben – nur fünf Partien wurden gewonnen.

kenen Austria-Maskottchens „Super Leo“ nicht mehr. Von Fallbeilen und anderen Absurditäten Überhaupt ließ der SKN in seinem ersten Lehrjahr in der Bundesliga kaum ein Fettnäpfchen aus. Trainer Karl Daxbacher, der mit einer verschworenen Einheit in der Ersten Liga mit Punkterekord Meister wurde, musste mit Daniel Beichler und Tomasz Wisio zwei Spieler am Profi-Training teilnehmen lassen, die er nicht einsetzen durfte. Rausgeworfen wurde Daxbacher, weil Sportdirektor Frenkie Schinkels glaubte, dass jener die Mannschaft nicht mehr erreiche und

der extra aus Deutschland eingeflogene Sportpsychologe Dr. Andreas Marlovits das sprichwörtliche Fallbeil dann auch bediente. Drei Wochen später folgte Daxbacher der schriftlichen Einladung des Vereins, am FanStammtisch teilzunehmen und plauderte auf Nachfrage aus: „Ich musste gehen, weil damit der Kopf eines anderen Funktionärs gerettet wurde.“ Verkorkste Transferpolitik Schinkels hat nach dem Aufstieg einen Transfer nach dem anderen versemmelt, insbesondere bei „seinen“ Niederländern. Abwehrspieler Kai Heerings und Mittelfeldspieler Jeroen Lumu bekamen Dreijahresverträge


TEXT: Thomas Schöpf | Foto: SKN/Bernhard Herzberger

und durften schon im Winter gehen. Heerings schaffte im Frühjahr mit dem FC Homburg 08 gerade noch den Klassenerhalt in der Regionalliga Süd in Deutschland. Lumu blieb mit Samsunspor in der zweiten türkischen Liga, steuerte selbst keinen einzigen Treffer dazu bei. In den Niederlanden genießt Lumu seit Jahren zweifelhaften Ruhm, da er als 19-jähriger Nachwuchs-Teamspieler auf Instagram postete, wie er seinen Audi mit 250km/h über die Autobahn jagte. Schinkels wiederum schafft es dank „Heute“ in die niederländischen Schlagzeilen. „Ich selbst habe gedopt. Ein Mal. In meiner Zeit bei Alkmaar gab mir ein Mitspieler vor dem Spiel gegen PSV ein rotes Kügelchen. Ich schluckte es, war körperlich stark wie nie, lief und lief und lief. Aber der Ball ging nicht dorthin, wo ich hinwollte“, schrieb der SKN-Sportdirektor in seiner Kolumne im Juli 2016 über ein Spiel im November 1983. Von seinen drei „Landsleuten“ ist Kevin

Luckassen nach wie vor an Bord. Er hatte die beste Saison seines Lebens, traf für den SKN vier Mal. Zuvor hatte er es in fünf Jahren für Slovan Liberec (SLK), Ross County (SCO) und Alkmaar auf insgesamt vier Tore gebracht. Für Schinkels stand er knapp vor dem Durchbruch. Im Winter revidierte er seine Meinung wohl etwas und holte mit Lonsana Doumbouya vom schottischen Tabellenletzten Inverness CT einen Stoßstürmer. Doumbouyas Trefferausbeute: Drei Tore – alle aus Elfmetern. Ohne Keilerei. Dazu lieh Schinkels noch Maximilian Entrup von Rapid, der nie fit wurde. Die hinausgeworfenen Segovia und Keita setzten sich übrigens bei Neftci Baku (ASE) und CS Maritimo (POR) durch. Keita schoss die „GrünRoten“ mit vier Treffern gegen teils direkte Konkurrenten sogar in die Europa League. Ohne Elfmeter. Neue Saison, neues Glück Daxbacher und Fallmann setzten 31

Spieler ein. 38 Akteure standen insgesamt im Profi-Kader des BeinaheAbsteigers. Beim Tabellenachten WAC waren es fünf weniger, beim Siebenten Mattersburg acht weniger. Im Meisterjahr – bevor bei Schinkels die Transferwut so richtig ausbrach – brauchte Daxbacher 26 Spieler. Immerhin schaffte es der SKN im zweiten Anlauf Dressen in den richtigen Heimfarben (blau-gelb wie das Land NÖ) zu bekommen. Vielleicht wird ja das zweite Jahr in der Bundesliga besser. 2017/2018 spielt nur der Letzte Relegation gegen den Dritten oder Vierten der Ersten Liga (je nachdem wo Red Bull Salzburgs „U-Boot“ Liefering landet, das nicht aufsteigen darf). 2018/2019 startet die Zwölferliga. Bei der Verkündung selbiger war der SKN dafür einmal Erster. Tröstl twitterte es schon eine halbe Stunde vor Ablauf der Nachrichtensperre. Einer wird nicht mehr mit an Bord sein beim SKN: Frenkie Schinkels muss Markus Schupp weichen.

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MFG KRITIKEN

ZUM HÖREN

Manshee, mikeSnare, Thomas Fröhlich, Dr. Schramek, Rob.STP, Dr. Ray B. (von links nach rechts)

At The Drive-In

Ganze 17 Jahre gab es das Quintett aus El Paso eigentlich nicht mehr. Nur ein Jahr nach ihrem besten Album, „Relationship Of Command“ trennte sich die Band im Streit. Nun sind die Post-HardcoreHelden mit „in•ter a•li•a“ zurück und knüpfen damit nahtlos an den Vorgänger an. Veränderungen bleiben also bis auf einige wenige Momente vollständig aus, doch letztendlich vereint das neue alternative Hardcore-Album die verschiedenen Qualitäten des Fünfers.

Closer to the ... Tanita tikaram

Tanita Tikaram ist eine von der Sorte Künstler, wo man fragt: „Was wurde eigentlich aus …?“ Das liegt wohl an den langen Pausen zwischen ihren Alben – aber wenn sie eines vorlegt, stellt man beruhigt fest: Sie hats noch immer drauf. Zwar konnte sie an ihren Welterfolg „Twist In My Sobriety“ nie wieder anschließen, muss aber auch nicht sein. Tanita macht nach wie vor wunderbar jazzig -soulige Musik mit dieser herrlich dunkel-samtnen Stimme, die unter die Haut geht.

ZUM SCHAUEN

Manshee, C. Schuhmacher

Die Migrantigen

Panic!

Gudrun von Laxenburg Wow! Die „Gudrun“ aus Wien haben die Bestandteile des französischen ElektronikZaubertranks (es grüßen Justice, Cassius, Daftt Punk) fein isoliert – um sie noch mit ordentlich Tempo, Rhythmus und technischen Finessen anzureichern. Das Debüt-Album mit seinen 10 Songs u.a. mit „Revolution“, „Moving Water“ und „Just Can’t Get Enough“ lässt nebst Trommelfellen sämtliche Gliedmaßen ekstatisch zucken. Da versteh‘ ich nur Panisch!

Mandala

Camo & Krooked & Mefjus Österreichs Superproducer Camo & Krooked haben sich für die letzte Single Auskoppelung vor ihrem mit Hochspannung erwarteten Album mit einem anderen Superschwergewicht der Szene zusammengetan: Mefjus. Raus gekommen ist ein wirklich origineller Tune, der zwar sehr nach Camo & Krooked klingt, aber doch eindeutig Insignien des Linzer Godfather of Neurofunk in sich trägt. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass das volle Album Ende Juni rauskommt.

ZUM SPIELEN Christoph Schipp

Infinite deep purple

Die Urgesteine des Hard Rock geben sich, passend zur „The Long Goodbye“-Tournee, wieder einmal die Ehre. Und so knackig und frisch klangen sie schon lange nicht mehr. Beseelte Riffs, immer noch sensationelle Vocals von Ian Gillan & als Draufgabe ein wunderschönes Doors-Cover. Wahrscheinlich hat die Welt (außerhalb von 50+) darauf nicht gewartet – aber wurscht: Regler rauf und den Rock’n’Roll seine Arbeit tun lassen! Ein Naturereignis!

In da finstan gravögl

Mit „In da Finstan“ liegt aktuell das erste Album der Lilienfelder Band „Gravögl“ vor. Darauf zu hören sind elf wunderbare folkig, bluesige Nummern, welche die gesamte Bandbreite von melancholisch bis spaßig abdecken. Immerzu ehrlich und überzeugend von Thomas Gravogl und seinen drei Mitstreitern im Mostviertler Dialekt und größtenteils akustisch dargeboten. Unter anderem findet sich auf „In da Finstan“ auch eine Liebeserklärung an den „Mucknkoglansasessllift“.

ZUM LESEN

H. Fahrngruber, W. Hintermeier

Arman T. Riahi

Bethesda Softworks

PREY

Die Welt von gestern

Marko und Benny sind beste Haberer und coole Hipster. Die zwei Wiener mit sogenanntem „Migrationshintergrund“ sind vollständig integriert, werden kaum noch als fremd wahrgenommen. Wäre da nicht das Aussehen des einen. Als die beiden für eine Serie als „waschechte“ Migranten engagiert werden, müssen sie zum Coach in Sachen „Ich bin ka Tschusch, aber ich kann einer werden“.

Mit Prey liefert Arkane Studios einen Titel ab, der wirklich perfekt ist. Ein packendes Sci-Fi-Abenteuer für Entdecker! Das Gameplay ist dank einer ausgeklügelten Charakterentwicklung und einem cleveren Leveldesign höchst abwechslungsreich. Die Spielwelt punktet mit einem offenen, über viele Routen verfügenden Design. Wer auch nur entfernt etwas mit dem Genre und Setting anfangen kann, wird mit Prey sehr viel Spaß haben.

Sprachlich ein Genuss sind Stefan Zweigs Erinnerungen an die Endzeit der k.u.k. Monarchie. Er blickt wehmütig auf seine großbürgerlich geprägte Jugend in Wien zurück. Kulturell erlebt die Stadt eine späte Blüte, die mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ihr jähes Ende findet. Es folgen politisch turbulente Jahre und eine immer rüder werdende Gesellschaft, in der er keine Heimat mehr findet.

PIRATES OF THE CARIBBEAN 5

Stefan Zweig

Espen Sandberg, Joachim Rønning

Warner Bros. Interactive Entertainment

INJUSTICE 2

Lost in Fuseta

Captain Jack Sparrow ist in Bedrängnis: Sein alter Erzfeind Captain Salazar jagt ihn über die Meere. Jacks einzige Chance besteht darin, den legendären „Dreizack des Poseidon“ zu finden. Todesmutig stürzt sich Captain Jack in den stürmischen Kampf gegen den mächtigsten und wohl auch bösartigsten Feind, dem er sich je stellen musste. Eine Story mit Special-Effects, viel Action und Humor.

Schon das erste „Injustice“ war gut, der Nachfolger aber ist noch besser: Die Entwickler bauen die positiven Aspekte des Vorgängers aus und bieten diesmal deutlich mehr Abwechslung. Neulinge wie Fortgeschrittene können dank verschiedener Schwierigkeitsgrade die Story in ihrem ganz eigenen Tempo genießen. Die Mehrspieler-Modi sorgen dafür, dass man den Controller so schnell nicht aus der Hand legt.

Leander Lost, ein deutscher Kommissar im Austauschprogramm, ermittelt gemeinsam mit seinen portugiesischen Kolleginnen und Kollegen an der Algarve. Das wäre wahrscheinlich nichts Besonderes, käme nicht zu der deutschen Korrektheit Leanders Autismus, der es ihm unmöglich macht, kleine ermittlungstechnische Notlügen durchzuziehen. Sehr einfühlsam und dennoch spannend erzählt!

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Gil Ribeiro

Fotos: Shannen Bamford, Zeininger, Florian Schulte, Barbara Elser, zVg

in•ter a•li•a


MFG VERANSTALTUNGEN

HIGHLIGHT VAZ St. Pölten

32. Oldtimer– & Teilemarkt Der Oldtimer– und Teilemarkt bietet für Suchende die Chance das heiß begehrte Stück zu ergattern, und ist deshalb zu einer der größten und renommiertesten Veranstaltungen seiner Art in Europa geworden. Im Angebot: Autos, Motorräder, Nutzfahrzeuge, Zubehör, etc. aus allen Epochen. Als besonderes Highlight wird heuer der Dienstwagen des ehemaligen Außenministers und Landeshauptmanns von Niederösterreich Leopold Figl präsentiert. Ab 10. September 2017 kann man dieses „Vitrinenstück“ dann auch im Museum Niederösterreich betrachten. 5. August 2017

14.06.

RADPARADE

Mitte Juni jährt sich zum 200sten Mal die Jungfernfahrt des Karl Freiherr von Drais mit seiner von ihm 1817 konstruierten „Laufmaschine“, dem Vorläufer des heutigen Fahrrades. Die Radlobby St. Pölten und die Radlselbsthilfewerkstatt St. Pölten veranstalten zu Ehren dieses Jubiläums eine Radparade durch St. Pölten sowie einen Draisinenbau-Workshop. Radparade

19.07.

bis Okt.

23.06. Nachtwächterführung

14. –16.-07.

Nach dem erfolgreichen letzten Mal geht das neue Seniorenfloor AFTER WORK Clubbing auf der Sonnenterrasse am Schloss Viehofen in die nächste Runde! Mit Blick auf die Stadt St. Pölten kann man noch die letzten Sonnenstrahlen auf der Sonnenterasse genießen. Eine gemütliche Lounge Musik sorgt für einen schönen Ausklang des Abends.

Eine Tour durch die reizvolle Altstadt von Krems ist an sich schon ein Erlebnis. Eine außergewöhnliche Perspektive bietet sich beim nächtlichen Spaziergang. Begleiten Sie den Nachtwächter auf seinem Rundgang durch die Stadt und erfahren Sie dabei Wissenswertes über das mittelalterliche Leben. Die weiteren Termine sind 14. Juli und 18. August.

In Krems dreht sich Mitte Juli alles um die goldene Frucht. Von Freitag, 14. bis Sonntag, 16. Juli, geht in der Kremser Altstadt das alljährliche Marillenfest über die Bühne. Geboten werden allerlei Schmankerln und Attraktionen rund um die Marille. Dazu gibt es ein buntes Unterhaltungsprogramm mit verschiedensten Musikgruppen, Volkstänzen und Kunsthandwerk.

Clubbing

Kulinarium Kuefstein

Jamie Lidell

bis Okt.

Musikalische Innenstadt

WUK Wien

Peter Minich

Die Präsentation vieler persönlicher Erinnerungsstücke machen in der Ausstellung die besondere Wirkung des Künstlers auf sein Publikum eindrucksvoll nachvollziehbar. Die einmalige künstlerische Erfolgsstory kann bei der Sonderaustellung erzählt werden – vom kleinen Wirtssohn aus Harland, der die Bühne und das Publikum im Sturm erobern konnte! austellung

Seniorenfloor

St. Pölten

In den letzten 15 Jahren hat sich der britischer Musiker und Sänger Jamie Lidell einen Ruf als Künstler, der nicht leicht zu kategorisieren ist, aufgebaut – und dieser ruhelose Geist des britischen PolyGenre-Zauberers findet sich auch in „Building a Beginning“ wieder, seinem sechsten Studioalbum und dem Follow-Up zu seinem gleichnamigen Meisterwerk von 2013. Konzert

21.06.

Stadtmuseum

Führung

Krems

FEST

Alles Marille

Krems

Die 10. Auflage der beliebten AfterWork-Veranstaltung ist bis Oktober jeden Freitag in einem Lokal zu Gast. Unter dem Titel „Musikalische Innenstadt“ lädt die Innenstadt St. Pölten ihre Gäste bei entspanntem Lounge- und Chill-out-Sound in die zahlreichen Schanigärten. Neben den kulinarischen Schmankerln erklingt erfrischender Background-Musik. after work

16. – 19.08.

st. pölten

Jazzfestival

Während im Süden der Stadt beim Frequency abgeshaked wird, ist der Barockgarten im Stadtmuseum wieder fest in Jazz-Hand und lädt zu chilligen Sommerabenden mit Musik vom Feinsten: Heuer spielen u.a. das David Helbock Trio, das Herbert Joos Trio, die Jazz Big Band Graz, das Gavino Murgia Mattanza Trio, das Luis Ribeiro Project uvm. konzert

stadtmuseum

MFG 06.17

75


MFG

Fotos: Luiza PUIU, Hanna Partaj

AUSSENSICHT

DIE MAUERN NIEDER – mehr Gerechtigkeit für St. Pölten? GEORG RENNER

Aufgewachsen in St. Pölten, emigriert nach Wien, Redakteur beim „profil“.

Wie eng Pragmatik und Absurdität in der Kommunalpolitik zusammenliegen.

Unter Stadler und Mikl-Leitner heißt es nun: Stadt, Land, Liebe!

Wenn in der Politik die Rede von „Kooperation“ zwischen zwei Ebenen ist, geht es grundsätzlich v. a. einmal um Geld. Um viel Geld meistens, aus Steuern, natürlich. Das ist bei der „neuen Zusammenarbeit“ zwischen Land und Landeshauptstadt, die die neue Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und gerade nicht mehr-Landes-SPÖChef Matthias Stadler vor kurzem präsentiert haben, nicht anders: Niederösterreich beteiligt sich an Landestheater und FH, lässt Geld für die Erneuerung von Domplatz, Sommerbad und VAZ springen und die Wirtschaftsagentur des Landes soll künftig auch in St. Pölten tätig werden dürfen – insgesamt geht es um zweistellige Millionenbeträge. Dazu kommen 3,5 Millionen Euro, die das Land St. Pölten als „Bedarfszuweisungen“ zur Verfügung stellt – eine Arbeitsgruppe soll klären, welche Projekte davon profitieren. Das ganze Paket zeigt ziemlich gut, zwischen welchen Extremen Landes- und Kommunalpolitik schwanken: Viele der Maßnahmen sind grundvernünftig, etwa die ecoplus-Zuständigkeit. Dass Niederösterreichs Standortmarketing gerade die Landeshauptstadt mit ihrer herausragenden Infrastruktur nicht vermarktet hat, war, wie viele andere Nachteile, die St. Pölten zum Ausgleich für die Vorteile durch die Landeshauptstadtwerdung bekommen hat, schlicht absurd: Ein gesundes Verhältnis zwischen Stadt und Land muss heißen, dass nach klaren Kriterien gefördert wird – Hauptstadt hin oder her. Genau dem läuft dagegen die Idee zuwider, dass das Land St. Pölten nun bereits im Voraus ein „Kontingent“ an Bedarfszuweisungen zusichert. Diese wären eigentlich dazu gedacht, Gemeinden bei der Verwirklichung sinnvoller Projekte zu unterstützen – und idealerweise einen „Wettbewerb“ um die Gelder zu entfachen, wer die sinnvollsten Vorhaben einreicht. Genau das wird ad absurdum geführt, wenn eine Gemeinde von vornherein eine fixe Summe zugesagt bekommt, für die sie erst Inhalte finden muss. Schade, dass man den „Neuanfang“ nicht genutzt hat, um das Verhältnis von Land und Hauptstadt zu normalisieren – und statt Geschenken transparente Kriterien für alle Förderungen anzulegen. 76

JAKOB WINTER

Der Wilhelmsburger ist ab Juli Journalist bei „Quo vadis veritas“.

Matthias Stadler und Johanna Mikl-Leitner sind einander ähnlicher, als beiden lieb ist: Der Bürgermeister und die Landeshauptfrau regieren Stadt und Land mit absoluten Mehrheiten, die es im Rest Österreichs längst nicht mehr gibt. Sie müssen nicht nächtelang um Kompromisse mit dem Koalitionspartner ringen, denn ihr Koalitionspartner sind sie selbst. Sie trommeln im Wahlkampf für „klare Verhältnisse“ – und solange sie bei Wahlen Erfolge einfahren, folgen ihnen ihre Parteien bedingungslos. Trotz des weiträumigen Gestaltungsspielraums und trotz ihrer politischen Differenzen wissen beide: Sie brauchen einander – wenn es etwa um finanzintensive Großprojekte geht oder um die engere Verbindung von Landeshauptstadt und Peripherie. Was liegt, das pickt. Wenn sich zwei Quasi-Alleinregenten etwas ausschnapsen, können sie auf die Handschlagqualität ihres Gegenübers vertrauen. Wer sollte denn motzen? Die Stadtschwarzen gegen die eigene Landeshauptfrau, die Landhausroten gegen ihren Stadtchef? Wohl kaum. Zwar war schon das Verhältnis zwischen Erwin Pröll und dem Bürgermeister gut gewesen – doch unter Stadler und Mikl-Leitner heißt es nun: Stadt, Land, Liebe. Der Pakt ist ein starkes Indiz dafür – und schwer vernünftig. Mikl-Leitner war unter Zugzwang, hat sie doch im Frühjahr ihre erste Landtagswahl zu schlagen. Entsprechend gut war die Verhandlungsposition des Bürgermeisters, wie sonst hätte er für die Stadt Landesgelder in Millionenhöhe ausverhandelt. Um den Preis freilich, dass das Land nun auch an der Fachhochschule beteiligt ist und dort mehr mitzureden hat. Mikl-Leitner wiederum hat sich als Landeshauptfrau mit Macherqualitäten präsentiert, die nicht auf die Hauptstadt vergisst – eine win-win-Situation also. Dass dem Traisen-Tandem nach dem Wahlgang ein Ende droht, ist unwahrscheinlich. Mikl-Leitner, im Gegensatz zu Pröll deutlich urbaner sozialisiert, lebt seit Jahrzenten in einer Stadt: in Klosterneuburg. Und Stadler ist die rote Landespartei, deren Chef er bis vor wenigen Wochen war, rechtzeitig vor den Landtagswahlen losgeworden. Damit kommt es nicht zum direkten Duell der beiden.


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Die Geschichte von Hanni & Hias. Es war einmal ... und mit Vater Erwins Segen, welcher noch einen soliden Heiratsvertrag ausgehandelt hatte, enteilten die Hanni und der Hias den alten Zwängen und Rivalitäten ihrer Vorfahren und liefen einer glücklichen Zukunft entgegen, die beiden Häusern und all ihren Nachkommen zum Vorteil gereichen und alsbald als blaugelber St. Pöltner Bund für die Ewigkeit in die Geschichtsbücher eingehen sollte.

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