MFG - Das Magazin / Ausgabe 45

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Foto (ausschnitt): Peter Böttcher. © landessammlungen niederösterreich

RUDOLF GOESSL VERwanDLUnGEn 16/02 – 12/05/2013 St. Pölten,  landeSmuSeum niederöSterreich

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26.02.13 15:48


MFG EDITORIAL

He‘s a man with a plan von Johannes Reichl

Da waren alle baff: „Hast‘ schon gehört, der Stadler

ist es geworden!“ Ich spreche hier aber nicht vom Wahlsonntag, sondern von 2004, als Matthias Stadler beim SP-Parteitag als Nachfolger von St. Pöltens Langzeitbürgermeister Willi Gruber vermeintlich aus dem Hut gezaubert wurde. Die, wie das Gros der Partei, überrumpelten Kronprinzen standen mit betretener Miene da. Die Wahl hatte man freilich perfekt getroffen, wie sich noch zeigen sollte. Denn hieß es zunächst von manch Seite ungläubig „Stadler?! Zu blaß, zu brav, zu zahm“, so legte der sich in der neuen Rolle rasch auch einen ebensolchen, bald passabel sitzenden Anzug zu und baute die Absolute der SPÖ bei den nächsten Wahlen sogar noch aus! Die Fußstapfen Grubers waren denn doch nicht zu groß, wie alle prophezeit hatten. Stadlers Bürgermeisterkür wirkte damals nach außen hin überraschend, in Wahrheit war es eine im allerengsten Kreise konzertierte Kommandoaktion, und Stadler einer, der mit Konsequenz, Ausdauer und Akribie indirekt darauf hingearbeitet hatte. Dass ihm dabei auch diverse Umbrüche auf Makroebene in die Hände spielten, beschleunigte die Sache nur. So folgte er seinem Mentor Siegfried Nasko schon 2003 direkt als Kulturstadtrat nach, selbiger wechselte in den Landtag. Ein Jahr später, Gruber hatte noch die Übergabe des Spitals ans Land abgewickelt, war Stadler Bürgermeister. Der damals unsicher-zaghafte Applaus ist in der SPÖ inzwischen ein schallender geworden, der selbstredend auch auf höheren Ebenen vernommen wurde. Stadler ist kein Horuck-Politiker, sondern einer mit langem Atem und strategischem Gespür. Auch in seiner Arbeitsweise. Ein Meister des Timings, und selbst was ihm bisweilen als Zögern, Unschlüssigkeit ausgelegt wird, trägt eher den Zug bewussten Kalküls – manches erledigt sich eben von selbst, ohne dass man sich deshalb imagemäßig negativ beschädigen oder positionieren müsste. Er macht nichts, ohne einen Fokus auf ein Ziel hin. Hat er dem Ruf der Landespartei bisher wohlweislich widerstanden – wer legt sich schon gern ein Loserimage zu – so sind jetzt auch parteintern die

Karten neu, und zu seinen Gunsten gemischt: Was vorher wohl unmöglich gewesen wäre, hat er zur persönlichen Grundbedingung gemacht: Er übernimmt zwar die Landespartei, bleibt aber zugleich Bürgermeister – und damit auch seinen Wählern im Wort. Nur Landesparteiobmann wäre auch seinem persönlichen Anspruch des Wirkens und Verwirklichens abträglich – im Land als Opposition nimmt man an den Entscheidungen ja in etwa so „aktiv“ teil, wie ein Fußballfan am Geschehen am Rasen unten. Man darf zuschauen, man darf reinschreien und seinen Unmut bekunden, aber wirklich eingreifen kann man nicht. Das Spiel machen andere. Noch. Wer Stadler kennt, weiß, dass ihm dies auf Sicht zu wenig sein wird. Und man darf bei all dem Landesanstrich seiner neuen Position auch die bundesweite Dimension nicht übersehen. Ab sofort ist er in den höchsten Bundesgremien der SPÖ vertreten, einer der neuen starken Männer der Partei mit reichlich Reifungspotential zu einem wirklich schweren Roten. Regional ist er dies ohnedies schon. In seinem Habitus mag Stadler zwar ein anderer Typ als Pröll sein – weniger polternd, diplomatischer, konzilianter. Umgekehrt hat aber auch er seinen Machiavelli gelesen, ist ein machtbewusster Politiker und versteht es – so wie Pröll auf Landesebene – das Klavier einer absoluten Mehrheit zum Leidwesen der Opposition ausgereizt zu spielen, den Überblick nicht zu verlieren, Fäden zu ziehen, Schrauben zu drehen – mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit der jeweiligen Wirkung. Und wenn die Landes-ÖVP aktuell auch hämisch und mit breitgeschwelter Brust auf die SPÖ herabblickt, wie sie da wie ein auf den Rücken gedrehter Käfer versucht, wieder auf die Beine zu kommen, bevor sie gänzlich unter der sengenden Hitze des schwarzen Sonnengottes verglüht, so mag sie den langen Atem Stadlers nicht unterschätzen: Dieser Mann hat Ambitionen. Der Landeshauptmannsessel 2023, so utopisch das heut klingen mag, könnte eine davon sein. Oder, über die Landessprosse als Zwischenstep, gleich das Bundeskanzleramt.

Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus, und Veranstaltungen. Herausgeber/Geschäftsführer: Bernard und René Voak MBA. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chef vom Dienst: Anne-Sophie Settele Redaktionsteam: Thomas Fröhlich, Gotthard Gansch, Sascha Harold, Althea Müller, Michael Käfer, Michael Müllner, Marion Pfeffer, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Anne-Sophie Settele, Beate Steiner, Katharina Vrana, Petra Wochner Kolumnisten: Herbert Binder, Thomas Fröhlich, Althea Müller, Michael Müllner, Primadonna, Rosa, Beate Steiner Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, Wolfgang Hintermeier, Michael Müllner, Kinga Pietraszewska, David Meixner, Manuel Pernsteiner, Johannes Reichl, Robert Stefan, Markus Waldbauer Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Simon Höllerschmid, Hermann Rauschmayr Coverfoto: LinieLux/Fotolia; Shitaki Art Director & Layout: Mr. Shitakii Hersteller: NÖ Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.

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Pessimist


In der seit Monaten ein Phantom sein Unwesen treibt: Der berüchtigte und gefürchtete El Milchbarto. Gnadenlos streift er durch die Stadt, und schlägt zu, wo immer sich ihm die Gelegenheit einer unbewachten Plakatwand bietet: Flugs die weiße Spraydose in Anschlag gebracht, eiskalt auf den Auslöser gedrückt und schon ziert selbst die hartgesottensten Kerle und Alphamännchen ein Milchbart! Und keiner ist vor ihm sicher, egal ob Landesvater, Onkel aus Amerika, Barockengerl oder Testimonial für Versicherungen, Energiekonzerne oder Fastfoodkette. Ja, selbst Hütten des Wirtschaftshofes, die nur unschuldigen Schotter und Gerätschaft für den Winterdienst zu bergen scheinen, (oder steckt gar mehr dahinter?!) drückt er seinen gefürchteten Stempel und Schriftzug auf. Eine Stadt in Angst und Schrecken, die unter der großen Last der Verunsicherung zusehends ihren Verstand zu verlieren droht. Da ist eine quälende Frage: Wer ist der Unbekannte? Und vor allem: Was will er? El Milchbarto, erlöse uns!

In der die Heimatliebe zum Vater(Bundes)-Land doch glatt nicht in die Herzen der Menschen geschrieben ist. Das ist das klare Ergebnis einer Feldstudie in der St. Pöltner Innenstadt. Nachdem lokale Medien und Polit-Gegner genüsslich ausgeschlachtet hatten, dass Frank Stronach beim ORF-Interview keine Zeile der Landeshymne zitieren konnte, wollten wir beweisen, dass selbstverständlich nur steirische Austro-Kanadier diese peinliche Wissenslücke in niederösterreichischer Heimatkunde haben: „Jeder normale Landeshauptstädter kann zumindest die erste Strophe der Hymne singen“, dachten wir – und liefen zur Beweisaufnahme durch die City. Und liefen eine Stunde. Und liefen zwei Stunden. Und baten um Gesangsproben. Oder Rezitation des ersten Verses unserer, ja UNSERER Landeshymne. Ohne Erfolg. Wir vernahmen irritiertes Lachen, hörten freundliche Absagen, aber keine Ansagen, die da lauteten: „Oh Heimat dich zu lieben ...“ Einer, wirklich nur einer von 30 Befragten hat mit diesen hymnischen Worten auf unsere Frage geantwortet. Furchtbar!

In der es nicht der Anrufung des Heiligen Antonius bedarf, um verlorene Gegenstände wieder zu finden. Warum? Einfach weil die Leute hierzulande schlichtweg so ehrlich sind. Ganz auf „Schlampertoni“ die 300 Euro im Bankomat vergessen – die nächste Userin des Automates läuft einem nach und sagt „Sie haben da etwas vergessen.“ Ausgestreute Handschuhe, Hauben & Co. sind sowieo Kinkerlizchen und werden prompt aufgeklaubt. Eine schöne Überraschung erlebte auch eine Redakteurin des MFG, die noch immer staunt: „Da verliert man in St. Pölten einen winzigkleinen, unscheinbaren USB-Stick, und dann wird der doch glatt nach zwei Wochen retourniert – anonym, in einem handbeschrifteten und ausreichend frankierten Kuvert!“ Der ehrliche Finder muss den Stick angesteckt, reingeschaut „und aus einem der dreihundert Word-Dokumenten darauf eine Postadresse rausgesucht haben, an die er das Fundstück zurückschicken konnte. Meine Frage: Wie lieb ist das denn?“ Tja, sehr lieb – immerhin waren auf dem Stick auch MFG-Artikel!

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Fotos: Höllerschmid, Rauschmayr, arcady31/iStockphoto.com, fotos4u/fotolia.com, zVg

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...


SHORTCUT URBAN

Vice versa

Hebi

My home is my Eggers

Fotos: Höllerschmid, Rauschmayr, arcady31/iStockphoto.com, fotos4u/fotolia.com, zVg

Das „Eggers“, seines Zeichens Lokalkonzept der gleichnamigen St. Pöltner Biermarke, nimmt immer konkretere Gestalt an und soll, so der Plan, mitten am Rathausplatz entstehen. Damit setzte die St. Pöltner Brauerei auch in der City endlich eine kräftige Duftmarke ab. „Ja es ist geplant, dass ein ‚Eggers‘ am Rathausplatz umgesetzt wird“, bestätigt Geschäftsführer Bernhard Prosser. Nachsatz: „Wenn alle Klarheiten und Unklarheiten ausgeräumt sind, dann wird es fix.“ Kurzum, ein bisschen wird es wohl noch dauern, aber man ist schon ein Stück weiter. 50 Meter weiter ist das FROG aus seinem Winterschlaf erwacht und versorgt die Stadt ab sofort wieder mit Bio Frozen Yogurt & Co. Neu ist, wie Hausbesitzer Ernst Stölner sen. verrät, „dass es erstmals auch Eis aus Bio-Milch vom Hansinger aus Kilb geben wird!“ Und noch ein heißes Eisen hat Stölner im Feuer. „Wir hätten einen erfahrenen Betreiber für ein Bier- und Weinhaus mit warmer Küche“, kurzum genau das, was am Rathausplatz noch fehlt. Allerdings hängt es aktuell vom Denkmalamt ab, ob das Projekt auch wirklich umsetzbar wird! St. Pölten drückt im kulinarischen Eigeninteresse die Daumen.

Zum Gähnen? Es wurde letzten Herbst mit Pomp und Glorie eröffnet und hat tatsächlich einen alten Schandfleck mitten in der City auf architektonisch ansprechende Weise beseitigt: das NV-Center. Nach einem guten halben Jahren melden

sich allerdings die ersten besorgten Stimmen ob eines nach wie vor gespenstischen Eindrucks beim Durchmarschieren. „Das Shopping-Center ist nach wie vor geprägt durch eine Leere, in der selbst ein Gähnen als akustischer Schock empfunden würde“, bringt es ein Flaneur blumig zum Ausdruck. Direktor Manfred Wohlmetzberger beruhigt. So seien sämtliche 30 Wohnungen bereits vermietet, vier von fünf Büros belegt, und auch in Punkto Geschäften ist er zuversichtlich, „dass die Mehrheit der Geschäftslokale in diesem Frühjahr ebenfalls noch vergeben werden kann, sodass dann ein Vermietungsgrad von etwa 95% besteht!“ Schade eigentlich – dann könnte eine der letzen Ruheoasen der City fallen.

Ältere Mitbürger dürften sich daran erinnern, dass es in Österreich einmal eine Volksbefragung gab, bei der es um eine Reform der alpenländischen Wehrmacht ging. Sie soll inzwischen in Arbeit sein. Ebenso wie seit 14 Jahren die Reform des Lehrerdienstrechtes. Und überhaupt seit Paracelsus die Umwälzung der Dienstzeiten der Spitalsärzte. Mit Hilfe von „Crowdsourcing“, auch Open Innovation genannt, sollen nun diese drei exemplarischen Projekte in einen interdisziplinären Kontext gebracht, Erfahrungen aus den einzelnen Prozessen vice versa nutzbar gemacht werden. Die Leitung liegt bei Min.Rat F.H.Orlando vom Ministerium für ministerielle Angelegenheiten. Unter Wahrung der allseits wohlerworbenen Rechte soll etwa die militärisch erprobte Gruß- und Putzpflicht auch im klinischen und im Schulbetrieb eingeführt werden. Richtlinie: Alles, was sich bewegt, wird gegrüßt. Was sich nicht bewegt, wird geputzt. Ordonnanzen und Chargen, im Spital bisher schon gruppendynamisch relevant, sollen auch offiziell installiert werden. In Analogie zu den Primarärzten werden dafür Österreichs Generäle, der Menge nach auf kontinuierliche Feindbedrohung aus allen Himmelsrichtungen oder jedenfalls auf Dauerhochwässer hin dimensioniert, jeweils ab 14 Uhr frei haben, um sich zu Hause um ihre private SecurityFirma zu kümmern. Die Lehrergewerkschaft hält die Rolle der „Funktionssoldaten“ für nicht uninteressant. Immerhin geht es darum, in Zukunft ausreichend Dienstposten für die immer noch nicht installierten Gerichtsbezirksschulinspektoren zur Verfügung zu haben. Jedenfalls die „Systemerhalter“ für die Krankenhäuser hat man inzwischen gemeinsam gefunden – es sind die Patienten.

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MFG URBAN

Politische

Stilblüten W

ir sind hier unerwünscht, weil wir politisch noch nicht stubenrein sind.“ Ein Satz der nicht etwa einem Kabarettprogramm entspringt, sondern zu Wahlkampfbeginn die Eingangstüre zum FP-Klub zierte. Gemeint waren die Grünen, ein Foto von Klubobfrau Madeleine Petrovic verdeutlichte die Botschaft. Ein deftiger Auftakt also, der die Latte für das noch Kommende bereits tief ansetzte. Die Reaktionen auf derlei Vorkommnisse sind berechenbar: Kurze öffentliche Empörung seitens der Medien, abschätzendes Kopfschütteln vom politischen Gegner und Applaus von der Klientel, die sich davon angesprochen fühlt. Der gemeine (Noch-)Wähler bleibt zurück 8

Die Schattenfigur des Landeshauptmannes und ein alternder Millionär beherrschten heuer den NÖ Wahlkampf. Mehr noch als das Ergebnis, wird der Stil, mit dem dieser Wahlkampf geführt wurde, in Erinnerung bleiben. Eine Rückschau auf der Suche nach gegenseitigem Respekt.

mit einem Gefühl der leichten Irritation. Steht dieses Beispiel repräsentativ für den allgemeinen Stil, der mittlerweile in der Politik Einzug gehalten hat, oder sind diese Aussagen in Wahlkampfzeiten relativ zu sehen? Gottfried Waldhäusl, Klubchef der niederösterreichischen FP, meint jedenfalls: „Unser Stil ändert sich nicht, nur weil Wahlkampf ist.“ Heißt also, dass die aggressive Rhetorik auch außerhalb der Wahlkampfzeiten verankert ist. Das Bewusstsein für diverse Untergriffigkeiten scheint jedenfalls vorhanden zu sein. Die Schuld liegt jedoch bei den anderen. Gegenüber ORF NÖ sprach ÖVP Geschäftsführer Gerhard Karner beispielsweise vom „schmutzigsten Wahlkampf aller Zeiten.“ SPÖ-Spit-

zenkandidat Sepp Leitner meinte im „Presse“-Chat: „Das politische Klima ist durch Landeshauptmann Pröll und mittlerweile auch Frank Stronach sehr vergiftet. Die beiden Herren unterhalten sich über die Vergangenheit kombiniert mit permanenten Untergriffen und Beschimpfungen.“ Die Einschätzungen des jeweils anderen stehen also in krassem Gegensatz zur Beschreibung des eigenen Stils, der zumeist als sachlich und konstruktiv empfunden wird. Dr. Jekyll und Mr. Hyde Wie kommt es, dass sämtliche Parteien ihren Stil im Wahlkampf nicht nur als sauber und fair bezeichnen, sondern sich auch einen ebensolchen


TEXT: SASCHA HAROLD, Michael Käfer | Fotos: franz pflügel, ORF NÖ/Gernot rohrhofer, ZVG

wünschen, gleichzeitig aber allerorts, auch von den Parteien, über das Niveau lamentiert wird? Es scheint eine erhebliche Diskrepanz zu bestehen zwischen der Fähigkeit den Gegner zu attackieren und der Fähigkeit, seinerseits Attacken auf einer sachlichen Ebene zu verarbeiten. Der Landesgeschäftsführer der SPÖ, Günter Steindl, meint jedenfalls, dass es möglich sein sollte, in einer Demokratie Fragen zu

»

stellen. Dabei bezog er sich auf die „Schattenplakate“, die den Schatten Erwin Prölls zeigten und mit der Frage „Zu viel Macht in einer Hand. Ist das gut für Niederösterreich?“ warben. Der angesprochene reagierte in Form einer Gegenaktion, geführt von der JVP. Das selbe Plakat, nur diesmal war der Inhalt gegen die SPÖ gerichtet. Markus Krempl für die Junge VP: „Die SPÖ NÖ plakatiert seit Anfang

Jänner eine Schattenfigur des Landeshauptmanns und stellt grobe Anschuldigungen in den Raum. Alles kann man nicht unkommentiert stehen lassen, das war die Retourkutsche.“ Eine Trennung zwischen sachlicher und persönlicher Kritik scheint hier nicht möglich zu sein, was auch daran liegen mag, dass gerade der niederösterreichische Wahlkampf stark auf (zwei) Personen zentriert war,

Alles eine Frage der Moral?

Ist im Wahlkampf eigentlich alles erlaubt oder gibt es auch verbindliche Spielregeln? MFG sprach mit Univ.-Prof. Herlinde Pauer-Studer, die sich in Publikationen mit Fragen der Ethik und Politischen Philosophie auseinandergesetzt hat.

Was ist politische Ethik eigentlich? Mit welchen ethischen Begriffen werden politische Debatten unserer Zeit beschrieben?

gungspflicht gegenüber der Bevölkerung.

Man unterscheidet die persönliche Ethik von der politischen

Haben Sie diverse Wahlplakate aus dem niederösterreichischen Wahlkampf gesehen, die rein auf Diffamierung des Gegners abzielen ohne konkrete Inhalte?

Ethik. Die persönliche Ethik beschäftigt sich mit korrektem Ver-

Nein, aber mir sind ähnliche Plakate aus anderen Wahlkämp-

halten und moralischen Standards für Einzelpersonen. Verhält

fen bekannt. Es ist für mich ein wesentlicher Punkt, dass in Ös-

sich jemand falsch, etwa beleidigend oder diffamierend,

terreich die hohen Kosten, die Wahlkämpfe verursachen, mit

dann muss er mit Sanktionen durch andere rechnen – etwa

öffentlichen Geldern getragen werden. Die Steuerzahler be-

Kritik oder Ablehnung. Die politische Ethik beschäftigt sich mit

zahlen die existierende Parteienvielfalt! Ich sehe das durchaus

den Grundstrukturen des Staates und der gesellschaftlichen

positiv – in den USA finanzieren oft einzelne Firmen oder Per-

Institutionen. Auf staatlicher Ebene geht es um Rechte und Ge-

sonen den Wahlkampf, in Österreich beteiligen sich alle. Da-

setze.

raus folgt aber eine Verantwortung und Rechtfertigungspflicht der politischen Parteien gegenüber der Öffentlichkeit. Polemik

Was bedeutet das für die Praxis?

ohne sachliche Information ist kein verantwortungsvoller Um-

Die politische Ethik fragt z. B. nach der Gerechtigkeit, sofern sie

gang mit Wahlkampfbudgets – die Parteien vergessen in der

öffentliche Institutionen wie Parteien betrifft. Parteien haben so-

Hitze des Wahlkampfs oft auf diese Verpflichtung. Auch der

wohl gesetzliche wie ethische Standards zu beachten, die ja

Bundespräsident hat die Parteien bereits abgemahnt.

auch im zwischenmenschlichen Bereich gelten, wie Respekt vertreten verschiedene Parteien unterschiedliche Positionen.

Kann man diese Art von Wahlkampf überhaupt noch ethisch bewerten?

Trotz unterschiedlicher politischer Ziele sollten aber gewisse

Schon im Alltag kann man reine Beleidigungen ethisch

ethische Standards eingehalten werden. Macht sollte nicht

schwer rechtfertigen, auf öffentlicher Ebene ist das noch ein-

zum Selbstzweck werden, eine gewisse Selbstkontrolle sollte

mal schwieriger. Man muss auch die Vorbildwirkung berück-

nicht von überheblich-arrogantem Wahlkampfverhalten au-

sichtigen - ein respektvolleres Niveau wäre wünschenswert.

ßer Kraft gesetzt werden.

Man sollte über Gesetze nachdenken, die gewisse Grenzen

vor der Person und den Rechten anderer. In einer Demokratie

ziehen.

Gibt es Normen und Handlungsrichtlinien, die Ethiker Politikern diesbezüglich anbieten können?

Hat diese Art der Wahlwerbung Tradition?

Manchmal täte es gut, wenn sich Österreichs führende Politi-

Nein. Es gab auch Wahlkämpfe, die mit Inhalten und Argu-

ker gemeinsam für ein Wochenende ins Waldviertel zurückzie-

menten geführt wurden. In Österreich ist das Niveau in den

hen – mit der einzigen Aufgabe zu lesen, was etwa Rousseau

letzten 20 Jahren deutlich gesunken.

oder Kant über den Gesellschaftsvertrag schreiben. Teils hagessen. Österreich ist eine Republik, in der alle gleich sind und

Warum steht die Konkurrenz zwischen Parteien im Vordergrund und nicht die Kooperation?

gemeinsam ihre politischen Vertreter wählen. Die politischen

Es geht um Machterhaltung, Wählerstimmen und Geld. Lang-

Repräsentanten haben einen Auftrag und eine Rechtferti-

fristig ist Kooperation auf privater wie auf öffentlicher Ebene

ben sie die Grundprinzipien unserer Gesellschaftsordnung ver-

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MFG URBAN

andere Themen hatten, abgesehen von den Spekulationsvorwürfen, kaum eine Chance. Die Plakatlandschaft in St. Pölten vermittelte den Eindruck, dass die beiden Hauptprotagonisten Pröll und Stronach heißen. Ein Duell, das ähnlich glaubhaft ist, wie damals Häupl gegen Strache. So meinte auch Petrovic: „Die ÖVP instrumentalisiert dieses Duell, das es in dieser Form ja gar nicht gibt, wenn man sich die Umfragewerte anschaut. Das ist Schattenfechten, machtpolitisches Kalkül steht im Vordergrund.“ Auch medial verkaufte sich dieses Duell natürlich besser. Sachthemen werden von den Medien entweder nicht aufgegriffen, oder von den Parteien nicht nachhaltig genug vertreten. In diversen Zeitungen wie der Presse, dem Format oder Standard kam in einem Atemzug mit Berichten über den Wahlkampf der Stil zur Sprache, mit dem dieser geführt wurde. Auch in der sogenannten „Elefantenrunde“ im ORF war einer der Punkte der Stil, mit dem auf Plakaten und in Zeitungen für die eigene Position geworben wurde. Angesprochen auf den von der FPÖ getätigten Vergleich zwischen Pröll und dem nordkoreanischen Dik10

tator, fand Rosenkranz nichts Verwerfliches, der Vergleich sei lediglich „zugespitzt“. Wahlkampf der Argumente Natürlich steht zur Debatte, inwiefern gerade im Wahlkampf durch sachliche Argumente beeindruckt werden kann. Plakate bieten keinen Raum für ausschweifende Diskurse und die TV Konfrontationen leben, wie man schon an ihrem Namen erkennt, von knackigen Aussagen und der künstlich herbeigeführten Duell-Situation. Doch wie sollte ein Wahlkampf geführt werden? Eine klare Trennung persönlich-emotionaler von sachlicher Kritik scheint vonnöten. Thomas Schäfer-Elmayer plädiert für eine Neuausrichtung von Stil und Anstand in der Politik [siehe Kasten]. Jedenfalls muss es möglich sein, sachliche Kritik vorzubringen ohne auf die persönliche Ebene zu gehen. Am Beispiel der Wohnbauförderungen zeigte sich dies sehr gut. Petrovic dazu: „Darauf hinzuweisen, dass durch Spekulationen in Niederösterreich Milliardenbeträge verspielt wurden, sehe ich nicht als persönlichen Angriff oder Schmutzkübelkampagne,

sondern als harten Vorwurf“. Überhaupt schienen die Spekulationsgeschäfte das einzige Sachthema zu sein, das es öffentlichkeitswirksam in die Medien schaffte. Neben dem bloßen Vorwurf braucht es natürlich auch eine entsprechende Beweislast – die mag es geben – sie schaffte es aber aus diversen Gründen nicht an die Oberfläche. Es blieb beim Vorwurf, der strategisch kalkuliert rechtzeitig zur Wahl wieder aufgewärmt wurde, wie viel davon jetzt, nach der Wahl, im tagespolitischen Geschäft behandelt wird, bleibt abzuwarten. Zugeben möchte das freilich keiner. Angesprochen auf den eigenen Wahlkampf beschreiben ihn die Parteien als durchwegs positiv und an Sachthemen orientiert. Walter Rettmoser, Pressesprecher von Team Stronach, meint: „Unser Stil orientiert sich an unseren Werten ,Wahrheit Transparenz und Fairness‘ und verpflichtet sich der Sachpolitik.“ Dem gegenüber stand ein zu 100 Prozent auf die Person Frank Stronach fokussierter Wahlkampf, dessen aufschlussreichste Erkenntnis die Entlarvung Erwin Prölls als „Schmähtandler“ zu sein schien. Diese Beispiele lassen sich


POLITISCHE STILBLÜTEN

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Ihr müssts auch einmal ein bisserl brav sein!

MFG sprach mit „Benimmpapst“ und Coach Thomas Schäfer-Elmayer über Etikette in der Politik und die Frage, ob im Wahlkampf wirklich alles erlaubt ist? Herr Schäfer-Elmayer, Sie waren vor einigen Jahren Testimonial für die Werbekampagne einer Tageszeitung. Wahlspruch war: Mehr Anstand im Land! Wurde das Ziel erreicht?

Es kommt oft viel mehr auf die Körpersprache an, als auf die

Die Kampagne war ja wie gesagt eine Werbekampagne.

schaffen einige Politiker ja erstaunlich gut. Öffentlich befetzen

Ich selbst habe nicht den Eindruck, dass in der Politik wirklich

sie sich auf das Schärfste und hinterher gehen sie auf ein Bier

mehr Anstand oder Stil eingekehrt ist. Aber ich habe durch die

miteinander und haben das gar nicht so ernst gemeint.

Worte selber. Wie jemand lächelt, schaut und sich bewegt steht im Vordergrund. Es kommt ganz stark auf die Ausstrahlung an. Den Spagat zwischen der aggressiven Rhetorik in der Diskussion und dem persönlichen Umgang miteinander

jüngsten Korruptionsfälle eine gewisse Hoffnung, dass wir dort mehr Disziplin und Zurückhaltung erleben werden.

Was ist der Grund für Untergriffigkeiten wie wir sie beispielsweise heuer in Niederösterreich erlebt haben? Im Wahlkampf, nicht nur bei uns, sondern international, sind

Stichwort Benimmtraining für Politiker, wird so etwas angeboten? Benimmtrainings gibt es ja für alle Berufsgruppen und die sind immer sehr ähnlich mit verschiedenen Schwerpunkten. Ich selbst hatte schon Politker von den unterschiedlichsten Parteien, es könnten aber natürlich noch viel mehr sein.

die Töne deutlich rauher geworden. Was ich aber bisher auf höflichkeiten, die dem anderen da vorgeworfen werden und

Wie könnte ein optimaler Wahlkampf unter Einhaltung gewisser Anstandsgrenzen aussehen?

haben daher weniger mit Etikette zu tun. Bei vielen Konfronta-

Der optimale Wahlkampf sollte sachlich, fair und konstruk-

tionen werden Untergriffe natürlich gezielt strategisch gesetzt.

tiv sein, dass man wirklich versucht Dinge zu verbessern und

Manche Wortwahl kann hier durch Etikette beeinflusst werden,

nicht anzuprangern.

den Plakaten gesehen habe, sind das nicht unbedingt Un-

das Grundprinzip wird sich aber nicht ändern lassen.

Wie sehr zählt Inhalt in der Wahlkonfrontation? Wie wichtig ist Inszenierung?

Der ideale Politiker? Sollte ein wirkliches Vorbild sein, der nicht durch persönliche oder parteiliche Interessen gesteuert ist. Ein Idealist eigentlich.

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MFG URBAN

POLITISCHE STILBLÜTEN

Two of a Kind

Michael Müllner

Foto: Tommaso Lizzul/Fotolia.com

Erwin „Allmighty“ Pröll machte nicht den Goliat, ließ sich nicht wie im Märchen von den kleinen Davids einen Kopf kürzen. Vielleicht wäre dazu auch mehr Plan und Kooperation der Gegner nötig gewesen? Die Grünen mussten jedenfalls erkennen, dass mit redlicher Politik allein bei acht Prozent Wahlschluss ist. Immerhin: Die Mühen eines echten Wahlkampfs hatten sie sich erspart. Auch die FPÖ kam nicht über acht Prozent hinaus. Mehr Potential gibt es für deren Politik nicht, wenn sie nur nach dem Reinheitsgebot des vorigen Jahrhunderts gebraut wird. Dann suchen sich die klassischen Protestwähler nämlich die nächstbeste Möglichkeit: Die etwas weniger grenzwertige Neigungsgruppe „Team Stronach“ steht bereit. Das echte Problem hat die SPÖ-NÖ. Sie schaffte das Kunsstück, mehr Prozentpunkte zu verlieren, als die von allen attackierte ÖVP. Diese sicherte sich zum dritten Mal in Folge die absolute Macht im Land. Was auch nicht wundert: mit einem strategisch perfekten Wahlkampf (unter Ausnutzung des gültigen Wahlrechts), unglaublichem (Geld-) Mitteleinsatz, totalem MitstreiterBrainwash, kaum Angriffsfläche für Kritiker ... da wird man doch wohl gewinnen dürfen? Am roten Grundproblem wird auch Matthias Stadler nichts ändern: Rote Bürgermeister werden weiterhin dem Landesfürsten für Zusammenarbeit und Landesgeld die Hand küssen – statt im Sinne der Partei­linie gegen ihn anzukämpfen. Aber vielleicht ist Stadler ja mehr als Mediator gedacht. Als St. Pöltner Bürgermeister (mit absoluter Mehrheit) regiert er im roten Rathaus die stadt nicht viel anders als Pröll im schwarzen Landhaus das Land. Two of a Kind.

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fortführen, so spricht beispielsweise Steindl: „Wir halten nichts von unsachlichen Streitereien und untergriffigen Beschimpfungen. Ein respektvoller Umgang mit politischen Mitbewerbern und Andersdenkenden ist uns wichtiger als parteipolitisches Geplänkel.“ Inszenierte Empörung Ein guter Vorsatz also, der in regelmäßigen Abständen durch die Praxis widerlegt wird. Vieles scheint gerade im Wahlkampf inszeniert. Themen werden selten um ihrer selbst Willen aufs Tapet gebracht, sondern um möglichst große öffentliche Wirkung zu erzielen. So tauchten die Spekulationsvorwürfe rund um die niederösterreichische Wohnbauförderung seit 2003 mit einer derartigen Kontinuität auf, dass es ans Absurde grenzt. Dass es ein derart wichtiges Thema nur in Wahlkampfzeiten an die Öffentlichkeit schafft, spricht für sich. Überhaupt scheint der Umgang der Parteien (und Politiker) untereinander zu größten Teilen inszeniert. Einerseits durch die Auslagerung und damit einhergehenden Professionalisierung der Wahlkampagnen, und andererseits durch diverse Rhetorikkurse der Politiker selbst.

Das führt auch dazu, dass es vor dem Wahlkampf teils nicht möglich war, Statements zum generellen Stil in der Politik zu bekommen. So ließ Martin Brandl, Pressesprecher der ÖVP Niederösterreich, wissen: „Wir stehen gerne für ein Interview nach der Wahlentscheidung am 3. März bereit. Schon jetzt Statements abzugeben, die erst nach der Wahl veröffentlicht werden und wo noch nicht einmal ein Ausgang bekannt ist, halten wir nicht für zielführend.“ Was der Ausgang der Wahl mit einem konkreten Statement zum politischen Stil währenddessen zu tun hat, bleibt unbeantwortet. Dies alles trägt dazu bei, dass Inhalt in Wahlkampfzeiten in den Hintergrund tritt. Wie es um den gegenseitigen Respekt der Politiker bestellt ist, zeigen die diversen Rhetoriken allerdings gut. Im Grunde muss es möglich sein in Wahlkampfzeiten Diskurse zu führen und den Gegner zu kritisieren, ohne dabei in einen von persönlichen und parteilichen Befindlichkeiten geprägten Stil zu verfallen. Wie der heurige Wahlkampf gezeigt hat, scheint es noch ein langer Weg zu sein, bis wir „Stubenreinheit“ auch in der Politik als Selbstverständlichkeit betrachten können.


Text: Johannes Reichl | Foto: Josef Vorlaufer

Der Ruf des Landes

Während Sepp Leitners fassungsloser Blick angesichts des desaströsen Wahlergebnisses noch über die Fernsehschirme flimmerte, wurde SP-intern bereits über die Konsequenz daraus diskutiert: Diese heißt Matthias Stadler als neuer Landesparteiobmann. Sind Sie tatsächlich ein so glänzender Taktierer? Sie haben immer betont – v. a. wenn sie Gegner ins Land wegloben wollten – sie würden Bürgermeister von St. Pölten bleiben. Nun gehen Sie tatsächlich ins Land, bleiben aber trotzdem Bürgermeister. Denken Sie in 10-Jahres-Plänen?

Ich gebe zu, dass ich jemand bin, der überlegt handelt und Strategien entwirft – das ist auch Teil unseres Erfolges in St. Pölten. Dabei denke ich aber nicht in 10-Jahres-Plänen. Die Entscheidung, den Vorsitz zu übernehmen, ist mir wirklich nicht leicht gefallen – sie wurde am Wahlsonntag zwischen 18.30 und 19.30 Uhr nach einigen intensiven Gesprächen getroffen. Diese Funktion habe ich schlussendlich übernommen, da ich auch in der politisch gesettelten Position eines Bürgermeisters in dieser schwierigen Situation den Ruf der Partei nicht ignorieren kann, sondern mithelfen muss, die Landespartei besser zu positionieren und einen ganz neuen Weg zum Wohl der Niederösterreicher einzuschlagen. Ich möchte aber auch klar sagen, dass ich den St. Pöltnern im Wort bin und daher trotz meiner neuen Aufgabe Bürgermeister der Landeshauptstadt bleibe. Diese Aufgabe für St. Pölten werde ich auch weiterhin mit ganzer Kraft wahrnehmen. Haben Sie nur auf den Moment gewartet, in dem die SPÖ so am Boden liegt, dass man quasi gar nichts mehr verlieren kann und jener, der dann kommt – in dem Fall Sie – quasi als der personifizierte Retter auftaucht?

Ich sehe mich keinesfalls als „Retter“, sondern vielmehr als Verantwortungsträger, der auch vor dieser Herausforderung nicht kneift, und

weiß, dass es in der politischen Realität keine Zäsur nach unten gibt. In dieser schwierigen Situation wurde ich vom Landesparteivorstand ersucht, mitzuhelfen, die SPÖ Niederösterreich in die Zukunft zu führen und Verantwortung für unser Land zu übernehmen. Nur mit vereinten Kräften kann eine positive Arbeit für Niederösterreich gelingen. Befürchten Sie nicht, wenn Sie auf Landesebene nun in die Oppositionsrolle zur ÖVP schlüpfen, dass die in den letzten Jahren zarten und besseren Bande zwischen schwarzem Land und roter Hauptstadt wieder reißen, St. Pölten fortan also sozusagen die Zeche

für Ihr beidseitiges Engagement zu bezahlen haben wird?

Ich hatte und habe eine gute Gesprächsbasis – daran wird sich aus meiner Sicht nichts ändern. Viele Abgeordnete im NÖ Landtag sind ebenfalls Bürgermeister und schaffen diesen Spagat. Und so wie ich die handelnden Personen der Landesregierung kennengelernt habe, werden

sie auch künftig großes Interesse an einer weiterhin so positiven Entwicklung der Landeshauptstadt haben. Die SPÖ beißt sich bislang an Erwin Pröll die Zähne aus – sie hat es mit Kuschelkurs unter Onodi versucht, mit Konfrontationskurs unter Sepp Leitner, und ist beide Male kläglich gescheitert. Welches Rezept haben sie parat?

Absolute Mehrheiten sind zu akzeptieren, die Bürgerinnen und Bürger haben entschieden. Offensichtlich stehen zunehmend Persönlichkeiten sehr stark im Vordergrund und weniger Programme und Sachthemen. Wir werden allerdings auf beides setzen und unseren eigenen Weg – fernab von „Kuschelkurs“ und „Konfrontation“ gehen.

Zurück zu den 10-Jahres-Plänen, folgendes Szenario: Der nächste SP-Landeshauptmann Stellvertreter holt sich 2018 ebenfalls noch seine Watschen gegenüber Über-

vater Pröll ab, Pröll übergibt danach alsbald an farblosen Nachfolger, Matthias Stadler führt die SPÖ 2023 auf die Siegerspur und wird erster roter Landeshauptmann Niederösterreichs?

Um das beantworten zu können, müsste ich in die Kristallkugel blicken, und daran glaube ich ehrlich gesagt nicht. MFG 03.13

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MFG URBAN

WURZER has left the building

Jahre hindurch war er DAS Gesicht der Opposition in St. Pölten. Während sich viele Politiker eher unter der Wahrnehmungsgrenze bewegten, war er einer der wenigen, die bisweilen die Zähne fletschten. Nach 17 Jahren kehrt Stadtrat Bernhard Wurzer (ÖVP) der Kommunalpolitik den Rücken. Es gibt zwei Redewendungen: Die eine besagt, „Politik verdirbt den Charakter“, die andere „Politik legt den Charakter offen“. Nach 17 Jahren Kommunalpolitik: Was halten Sie für zutreffender?

Ich glaube nicht, dass Politik den Charakter verdirbt. Zweiteres trifft wohl eher zu. In der Politik erlebt man, wie im Sport, tolle Erfolge und bittere Niederlagen. Man erlebt den Umgang mit Macht und auch Ohnmacht. Politik ist also oft ein Geschäft der Extreme. Insofern legt Politik den Charakter offen, weil man erlebt, wie ein Mensch damit umgeht. Sie galten lange als der junge Revoluzzer, wurden mitunter als Wadlbeißer bezeichnet. Haben Sie das als Angriff oder eher als Anerkennung empfunden?

Wie gesagt, Politik ist ein Geschäft der Extreme. Da werden oft Bilder erzeugt und gepflegt, die nicht das wahre Bild zeigen. Als junger Oppositionspoliti-

ker – ich habe mir mit 22 Jahren Rededuelle mit einen etablierten nahezu 60-jährigen SPÖ Vizebürgermeister Amand Kysela geliefert – wird das Revoluzzer-Image gefördert. Ich erinnere mich an die Aussage eines Journalisten: „Ich komme eigentlich nur noch wegen dir und Amand in die Gemeinderatssitzung.“ Ich denke das ist auch okay, denn manches hat sich auch in der SPÖ-Politik dadurch geändert. War Ihr Stil Trademark, Inszenierung oder authentisch – und wie sehr ist Ihnen dieser Polit-Stil abgegangen, als das Bild vom „jungen Hitzkopf“ mit den Jahresringen und der Stadtratsfunktion notgedrungen in Kollision geriet?

Das Anrennen gegen die absolute Mehrheit der SPÖ und vor allem gegen den Umgang mit dieser Macht war und ist immer authentisch. Aber zur Politik gehört auch eine gewisse Inszenierung. Jeder Politiker, der das nicht zugibt, sagt die Unwahrheit. Aber wie gesagt,

zum Teil wurde dieses Image von der Presse auch gepflegt, weil ich in ein Vakuum gestoßen bin. Dass man mit der Zeit ruhiger wird, liegt wohl auch daran, dass man manches gelassener nimmt. Daher bin ich ja froh, dass es wieder junge Menschen gibt, die sich bei uns engagieren. Gerade der letzte Landtags-Wahlkampf wurde als ziemlich deftig empfunden. Gab es für Sie in Ihrem Stil eine Schmerzgrenze – sowohl was das Austeilen, als auch das Einstecken betraf?

Meine Grenze ist, wenn es in persönliche Beleidigungen oder mein privates Umfeld und die Familie hineingeht. Ich bin bekannt für pointierte Reden und Aussagen. Ich habe mich aber immer bemüht, nicht persönlich zu werden oder jemanden zu beleidigen. Ich habe höchsten Respekt vor allen, die sich in der Kommunalpolitik engagieren. Es ist nämlich das härteste und zum Teil auch undankbarste Geschäft. Sollte sich trotzdem jemand in den letzten 17 Jahren persönlich beleidigt gefühlt haben, so war es nicht absichtlich und ich entschuldige mich auch dafür. Sie waren immer in Opposition in einer absolut regierten Stadt, hatten nie die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen. Wie oft standen Sie vor dem Punkt: „Jetzt hau ich den Hut drauf.“

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Text: Johannes REichl | Fotos: Hermann Rauschmayr, Josef Vorlaufer, zVg

Manchmal hat man den Eindruck, dass Politik ein bisschen wie eine Droge ist – wer ihr einmal verfallen ist, kommt nur schwer wieder los. Sehen Sie das ähnlich?

Ja, Politik hat einen Suchtfaktor. Wenn Sie fragen, was es ist, so kann ich keine Antwort geben. Macht kann es ja wohl nicht sein. Zumindest nicht bei einem Oppositionspolitiker. Vielleicht kann ich es nach einen Jahr „Entzug“ besser beantworten.

Was hat Ihnen den Kick verpasst, was hat Ihnen Spaß gemacht?

(lacht) Sicherlich ein paarmal. Auf die Dauer kann das sehr frustrierend sein. Das hängt auch mit der speziellen Art ab, wie die Absolute in St. Pölten von der SPÖ gelebt wird. Ich habe es in den 17 Jahren nicht einmal erlebt, dass die SPÖ einfach einem Antrag der Opposition zugestimmt hat, auch wenn oft nach den Sitzungen einzelne Gemeinderäte gekommen sind und gesagt haben, eigentlich habt's eh Recht, aber wir können nicht anders. Ich sage nur Beispiel Hallenbad. Da hat die ÖVP über ein Jahr an einem Konzept gearbeitet, einen Finanzier gebracht, einen Standort mit Parkdeck geliefert und trotzdem wurde es abgelehnt. Und solche Beispiele gibt es mehrere. Was hat Sie umgekehrt immer wieder dazu bewogen, weiter zu machen? Sind sie sich nicht wie die Danaiden vorgekommen, die ständig Wasser in ein löchriges Fass schöpfen, das nie voll wird?

Oder wie Sisyphus. Aber hat nicht Camus gesagt: „Sisyphus muss ein glücklicher Mann gewesen sein.“ Vielleicht ist es die Aufgabe eines Oppositionspolitikers immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Vielleicht war es meine Rolle. Jetzt gibt es andere und Talentierte, die diese Rolle übernehmen können. Ich bin auch überzeugt davon, dass es irgendwann gelingen wird, die Absolute zu brechen. Die Zeit ist reif, das neue Team hat das Zeug dazu.

Politik ist leider sehr oberflächlich geworden. Was zählt, ist der schnelle Punkt und nicht die Nachhaltigkeit des Tuns. Das ist auch der Grund, warum Typen wie Stronach ohne Inhalte vom Stand 10% schaffen können. Hier braucht es wieder einen politischen Grundkonsens. Was hat Spaß gemacht? Vielleicht klingt es komisch, aber das Teilhaben an der Demokratie das hat schon einen Kick, die Debatten im Gemeinderat und natürlich das Unter-den-Menschen-sein. Das eine oder andere Problem vor Ort zu lösen.

Im Blick zurück: Was waren die schönsten Momente in Ihrer politischen Karriere, was diejenigen, die wirklich – auch persönlich – geschmerzt haben?

Es gab so viele schöne Momente und auch einige bittere Enttäuschungen. Ich kann eigentlich nichts Bestimmtes herausheben. Das ist auch das Schöne an der Politik – eine ewige Achterbahn der Gefühle. Ich möchte kein einziges der 17 Jahre missen. Und ich sage es auch ganz offen: Ich verspüre schon Wehmut, wenn ich jetzt gehe. Warum gehen Sie dann?

Die Aufgabe als Mitglied des Verbandsmanagements im Hauptverband ist eine solche Herausforderung, dass sie mit der Verantwortung als Stadtrat und Klubobmann nicht vereinbar wäre. Ich habe Sesselkleber nie gemocht. So bin ich nur konsequent. Ein Bleiben wäre unfair meiner Fraktion gegenüber, aber auch unfair gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern.

BILDER EINER KARRIERE. V.o.n.u.: 1994: Feier der JVP zur EU-Abstimmung Jugend Volksbegehren der JVP 2012: in Action bei Traisenreinigung

Wie werden Sie den Entzug aushalten, oder ändert sich im Hauptverband sozusagen nur der Anzug, aber nicht das Politparkett?

Natürlich ist diese Funktion eine hochpolitische. Aber ich bin jetzt in der Situation, dass ich nicht gewählt werden muss. Ich stehe auch nicht mehr im Blickfeld der Öffentlichkeit. Das ändert schon einiges. Aber natürlich spielt Politik eine enorme Rolle. Die Sozialversicherung ist sozialpartnerschaftlich geprägt. Der Fokus ist aber nicht Parteipolitik, sondern Interessenpolitik für unsere Versicherten und MFG 03.13

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MFG URBAN

Politisch korrekt

Primadonna

Foto: Barbara Pheby/Fotolia.com

Ich darf meinen Cappuccino nicht mehr vom Kaffeehersteller mit dem „Mohrenlogo“ trinken und schon gar keinen „Mohr im Hemd“ mehr bestellen; dem Sohn um Himmels Willen nicht die „Zehn kleinen Negerlein“ vorsingen oder gar mit ihm „Wer fürchtet sich vor´m schwarzen Mann“ spielen! Und wenn schon spielen, dann natürlich nur mit Holzspielzeug von glücklichen Bäumen! Pippi Langstrumpf darf ich nur mehr mit geschwärzten Passagen vorlesen, denn da ist unter anderem tatsächlich die Rede vom „Negerkönig“! Ich darf Fisch nur von zertifizierten Händlern kaufen, die nachhaltig fischen; Thunfisch ist gaaaanz böse – da sterben ja immer auch so viele liebe Delphine in den Netzen! Das Ei gibt´s nur vom Biobauern mit Freilandhaltung, und den Schnittlauch mit Migrationshintergrund, der in Kenia gewachsen ist, werf ich mit einem lauten „Oh mein Gott!“ sofort wieder ins Kühlregal! Auf meinen Bananen klebt das „Fair Trade“ Pickerl und PETFlaschen sind sowieso tabu, wegen diesem Weichmacherzeugs. Die Bodyshop Creme ohne Tierversuche schmiere ich mir abends selbstverständlich bei Energiesparlampenbeleuchtung ins Gesicht. Ich mache keine Witze über Menschen mit besonderen Bedürfnissen (obwohl – sind wir das nicht alle?), schiebe den Gedanken daran, ob der südafrikanische Läufer bei einer Verurteilung ev. seine Haft zuhause mit Fußfesseln absitzen darf sofort wieder beiseite, und verwende natürlich in all meinen Texten auch die gegenderte Form für Sie – liebe LeserInnen! Eines aber kann ich einfach nicht lassen: Ich greife Männern einfach zu gerne auf den knackigen Po!

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NEUE AUFGABE. Wurzer wird Generaldirektor Stellvertreter in der Sozialversicherung. V.l.n.r.: GD-Stv. Wurzer, GD Josef Probst, GD-Stv. Volker Schörghofer, GD-Stv. Alexander Hagenauer

unsere Beitragszahler, es spielen eher gesellschaftspolitische Ansätze eine größere Rolle. Das macht auch den Reiz dieser Funktion aus. Der Gesundheitsbereich ist einer der fundamentalsten der Republik, im Hinblick auf Budgets und Zukunftsprognosen auch einer der forderndsten. Hat man überhaupt die Chance zu reüssieren?

Davon bin ich felsenfest überzeugt. Ich war bei den Gesundheitsreformverhandlungen ganz an vorderster Stelle mit dabei. Wir haben jetzt einen neuen Weg eingeschlagen: Weg von einem institutionenorientierten System hin zu einem partnerschaftlichen Miteinander zwischen Ländern, die für die Spitäler zuständig sind, und der Sozialversicherung. Der erste Schritt ist gemacht. Jetzt müssen wir das neue System mit Leben erfüllen. Das ist eine große Aufgabe für die nächsten Jahre. Dabei gilt es Vertrauen aufzubauen und Barrieren abzubauen. Ich bin überzeugt, dass das gelingen kann. Gibt es eine Chance, die Begehrlich- und mitunter wohl auch Befindlichkeiten der verschiedenen

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Bernhard Wurzer

Gambler überhaupt zukunftsmäßig auf Schiene zu kriegen, oder werden wir mit dem aktuellen System sozusagen einfach irgendwann absaufen?

Noch einmal, ich bin davon überzeugt, dass es gelingen kann, ja gelingen muss! Was dabei hilft ist der Finanzdruck. Wir haben uns darauf geeinigt, das Wachstum der Gesundheitsausgaben bis 2016 auf 3,6% zu drücken. Das bedeutet eine Reduktion der Kostensteigerung um 3,4 Milliarden Euro. Das kann nur gelingen, wenn alle Partner zusammenarbeiten und die Doppelgleisigkeiten abgebaut werden. Das Spannende dabei ist, dass es dadurch gelingen kann, die Qualität der Versorgung zu verbessern, und entgegen der ursprünglichen Ängste der Ärztekammer vor der Reform sehe ich gerade für den niedergelassenen Bereich die Zukunftschance. Werden Sie irgendwann ein politisches Comeback geben – dann vielleicht auf anderer Ebene?

Ich verlasse die Politik nicht, um schon über ein Comeback nachzudenken. Ich bin aber auch nicht in einem Alter, um niemals nie zu sagen.

„Ich habe Sesselkleber nie gemocht.“


MFG ADVERTORIAL

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MFG URBAN

There’s a New Guy in Town

Nach der Wahl ist vor der Wahl. MFG sprach mit Kämpfern für eine neue Politik, mit Idealisten und Leuten mit politischen Visionen. Die sich sogar auf das St. Pöltner Rathaus umlegen lassen würden – wenn sie denn nur gewählt werden würden. 18


Text: Michael Müllner | Fotos: Hermann Rauschmayr, Mediaconsult, zVg/Privat

D

ie Landtagswahl ist geschlagen, die lebensgroßen Pappnasen und unzähligen Politikerplakate verschwinden aus dem Stadtbild. Doch die wirkliche Schlacht steht im September erst bevor, wenn es um den Einzug in den Nationalrat geht. MFG fand lokale Kämpfer, deren politische Geburt meist erst ansteht. Angetreten, um das politische Spektrum zu erweitern, sind nicht nur das „Team Stronach“, das es mit seinen schier unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten schon in alle Köpfe und den Landtag geschafft hat. Auch die Piratenpartei ist nach wie vor dabei, ihr neues Politikverständnis unters Wahlvolk zu bringen. Spannend neu sind auch „NEOS – Das Neue Österreich“ und „Der Wandel“. Doch wollen diese Newcomer eigentlich auch eines Tages im St. Pöltner Rathaus mitreden? Sind da überhaupt lokale Bezugspunkte in ihren Programmen? Wir haben uns vier Vorkämpfer angesehen. Richtig angefressen Douglas Hoyos ist 22 Jahre alt – und einer von den Neuen. Ursprünglich aus dem Bezirk Krems kommend, studiert er derzeit an der Wirtschaftsuniversität Wien „Internationale Betriebswirtschaft“. Er vertritt „NEOS – Das Neue Österreich“ in Niederösterreich. Dabei hatte er sich von der Politik eigentlich bereits abgewandt: „Ich bin von der JVP Horn ausgestiegen, weil ich bei dieser Art von Politik nicht mehr mitmachen konnte. Ich war richtig angefressen auf das politische System, besonders auf Freunderlwirtschaft. Als ich dann beim Studium auf die ‚Julis‘ gestoßen bin – die ja als ‚Junge Liberale‘ eine Bewegung nur innerhalb der Hochschülerschaft sind – habe ich doch wieder einen Funken Hoffnung für die Politik gesehen.“ Daraus erwuchs ein loderndes Feuer, das nun für die NEOS brennt: „Ich habe mir ein halbes Jahr frei genommen und konzentriere mich voll und ganz auf meine ehrenamtliche Tätigkeit. Im Studium wird zwar wenig weitergehen, aber dafür merke ich, wie viel ich auf menschlicher Ebene von meiner politischen Auszeit profitiere.“

Doch wieso setzt er sich für NEOS ein? Hoyos: „Weil ich das Gefühl habe, dass ich etwas tun muss. So viele Menschen sind frustriert und raunzen. Sie wissen, dass es so nicht weitergehen kann und dass wir eine Politik brauchen, die unsere Zukunft verantwortungsvoll gestaltet. Genau das ist meine Motivation. Ich will meinen Kindern sagen können, dass ich damals erkannt habe, dass etwas falsch läuft und dass ich beim Versuch dabei war, eine bessere Politik möglich zu machen.“ Diese bessere Politik steht nun im September bundesweit zur Wahl. Jedoch wollen die NEOS „langfristig nicht nur für den Nationalrat kandidieren, sondern auch auf Landes- und Gemeindeebene. Gerade auf kommunalerer Ebene ist man ganz nah beim Bürger. Heute fehlen uns dazu noch die Ressourcen, es geht eben nur Schritt für Schritt. Laufend werden Bürger auf uns aufmerksam und zeigen Interesse, das gibt natürlich Kraft.“ Stolz ist Hoyos darauf, dass das NEOS-Programm unter breiter Mitwirkung von Bürgern (ohne Parteimitgliedschaft) gestaltet wurde. Rausgekommen ist ein Programm, das auch im europäischen Vergleich einzigartig ist. Hoyos: „Wir wollen eine Politik, die das macht, was für den Bürger am Klügsten ist. Ein zukunftsträchtiger, neuer Ansatz. Da sind keine Scheuklappen möglich.“ Respekt zwischen Parteien Ein Kernstück der NEOS-Haltung ist die absolute Transparenz. Auf ihrer Website www.neos.eu kann jeder Einsicht in die Parteifinanzen nehmen. Woher kommt das Geld? Wofür wird es ausgegeben? Alle „NEOS-Politiker in spe“ arbeiten ehrenamtlich, minimale Personalkosten laufen nur für die nötige Administration an. Diese Transparenz ist auch ihre Grundforderung an alle Politikbereiche, denn „Politiker sind gewählt, um dem Gemeinwohl zu dienen. Das braucht unbedingte Transparenz. Die Bürger sollen Entscheidungen der Politik nachvollziehen können. Das wäre auch ein Inhalt der NEOS-Politik auf Gemeinderatsebene, beispielsweise in St. Pölten.“

Es geht auch anders, es geht auch besser? NEOS – Das Neue Österreich

www.neos.eu Das Programm der NEOS umfasst eine parteifreie und vielfältige Bildungspolitik, ein klares Ja zu Europa mit mehr Bürgerbeteiligung, eine grundlegende Reform der Länder und Landtage, eine Kürzung der Parteienförderung sowie eine Stärkung des Parlaments, eine Stärkung des Personenwahlrechts statt des Parteiensystems, eine zukunftsträchtige Politik ohne neue Schulden und ohne Pensionsprivilegien, ein Bürgergeld für wirklich bedürftige und eine Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft in den Kammern.

Der Wandel

www.derwandel.at Der Wandel tritt für ein Recht „auf ein gutes Leben in einer fortschrittlichen und solidarischen Gesellschaft ein“. Jeder soll gleiche Chancen haben, weshalb der Staat gerade in der Finanz- und Steuerpolitik mehr regulieren und von oben nach unten umverteilen soll. In der Umwelt- und Wirtschaftspolitik soll ein grüner Wandel – hin zu erneuerbarer Energie – forciert werden. Die Bildungs- und Sozialpolitik soll für mehr Chancengleichheit sorgen.

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MFG URBAN

Piratenpartei

www.piratenpartei.at Das Programm der Piraten ändert sich ständig. Wirklich jeder kann mit einem Online-Abstimmungstool namens „Liquid Feedback“ laufend Anträge stellen über die dann regelmäßig abgestimmt wird – so wächst das Parteiprogramm laufend. Ein bedingungsloses Grundeinkommen, mehr Bürgerbeteiligung sowie eine userorientierte Netzpolitik sind fixe Inhalte.

Team Stronach

www.teamstronach.at In den letzten Monaten war dem „Team Stronach“ mit seiner großflächigen Werbekampagne und Medienpräsenz kein entkommen. Wahrheit, Transparenz, Fairness – das sind die Eckpfeiler, die Frank Stronach den Seinen in die Köpfe „programmiert“ hat. Während sich – nach fast schon legendären Fernsehauftritten des Parteigründers – im Nationalrat nur ehemalige FPÖ- und BZÖ-Mandatare als StronachKlub gefunden haben, sind in den hinteren Reihen auch Politiker mit anderer Parteienvergangenheit vertreten. Großteils also „alte“ Politiker, die eine neue Heimat – samt Programm – suchen.

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Eine weitere Forderung von Hoyos ist die nach Respekt im politischen Umgang: „Es ist unerträglich, dass sich Parteien gute Ideen gegenseitig schlecht machen, nur weil sie sich gegenseitig keinen Erfolg gönnen – außer es geht um sündteure Prestigeprojekte, bei denen sich alle Parteien was erhoffen, aber für die der Bürger mit seinem Steuergeld zahlen muss.“

arbeiten will.“ Gerade das Thema der Verteilungsgerechtigkeit, einer neuen Verteilung der Steuerlast, wird momentan vom „Wandel“ großgeschrieben. Wobei hier die Konzepte eher von einer linken Weltanschauung kommen, die den Staat in die Verantwortung nimmt, an den gesetzlichen Rahmenbedingungen im Sinne einer stärkeren Umverteilung zu schrauben.

Die Schnauze voll haben Auch David Zuser stört einiges. Der 28-jährige gebürtige St. Pöltner lebt mittlerweile in Wien. Über Freunde „bin ich dann immer mehr hineingeraten“. Und zwar in eine neue politische Bewegung namens „Der Wandel“. Zuser: „Ich hatte das Gefühl, dass alles den Bach runter geht, dass Politiker nur mehr falsche Baustellen beackern, dass es weder Moral noch Ethik in der Politik gibt. Rundherum sagen alle: ‚Ist eh egal.’ Aber ich wollte nicht mehr einfach dabeisitzen und nichts tun.“ Seine Motivation: „Ich möchte meinem Sohn in zehn oder zwanzig Jahren sagen, dass ich nicht nur erkannt habe, dass da was falsch läuft, sondern dass ich auch alles getan habe, um etwas zu ändern. Wenn wir nicht erfolgreich sind, wenn wirklich alles noch schlimmer wird, dann bin ich einer von denen, die wirklich das Recht haben zu sudern – weil ich probiert habe, etwas zu ändern.“ Das probiert er mit einem noch kleinen Kernteam profunder Experten (von Ökonomen bis zu Forschern), die sich ehrenamtlich engagieren. „Viele sind interessiert und überlegen einzusteigen, wenn die Nationalratswahl näher rückt. Aber es fällt uns sehr schwer außerhalb von Wien und Graz gehört zu werden.“ Ein erster Erfolg ist, dass schon bald österreichweit Plakate aufmerksam machen werden – finanziert ausschließlich über online gesammelte Kleinspenden. David Zuser: „Wir sprechen Leute an, die zwar die Schnauze voll haben, die aber an Sachargumenten interessiert sind, die Lösungsvorschläge wollen. Wir sind keine klassische Protestpartei, die nur Lärm macht, aber in Wahrheit gar nicht an Lösungen

Gläserner Staat, statt Bürger Aus heutiger Sicht geben sich die Wandel-Protagonisten bescheiden, wenn es um Kommunalpolitik geht. Der große Wurf wäre der Einzug in den Nationalrat im September, eventuell danach ein Antreten bei der nächsten Europawahl. Zuser: „Ob wir auch mal zu einer Gemeinderatswahl antreten, ist noch nicht absehbar. Wenn es die richtigen Kandidaten gibt, wäre das wünschenswert, weil man damit ganz nah am Bürger wäre. Aber unsere politischen Inhalte wie etwa Steuergerechtigkeit sind globale Themen, die naturgemäß eher auf Bundesebene zu lösen sind. Was wir aber auch auf lokaler Ebene fordern, und da sind wir auch in St. Pölten sehr engagiert, das ist der Kampf gegen die Korruptionskultur, gegen undurchsichtige Auftragsvergaben – wir verlangen einfach Transparenz in der Politik. Das Ziel darf nicht der gläserne Bürger sein, sondern ein gläserner Staat. Für St. Pölten würde ich mir auch einen ‚grünen Wandel’ hin zu erneuerbarer Energie und natürlich eine zukunftsfähige Bildungs- und Integrationspolitik wünschen. Auf lokaler Ebene gibt's da sehr viel zu erreichen.“ Nicht die Stimme abgeben Beflügelt vom Erfolg ihrer deutschen Kollegen wurde auch in Österreich die Existenz der Piratenpartei einer breiteren Öffentlichkeit bewusst. Die Piraten sind Anhänger absoluter Basisdemokratie, Entscheidungen werden „von unten nach oben“ getroffen. Jeder kann beispielsweise auf allen Ebenen Anträge stellen, was vor allem bei weiterem Wachstum der Bewegung wohl auch grundsätzliche organisatorische Fragen aufwerfen wird. Der niederösterreichische Landes-


There’s a New Guy in Town

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Interview Peter Filzmaier, Politologe

die vergleichsweisen hohen Erfolgschancen nicht etablierter

naler Ebene anzutreten? Oder sind deren Ziele und Themen zu global für eine Regionalisierung der Parteien? Macht der nötige Ressourcenaufwand für eine Regionalisierung auf Gemeindeoder Bezirksebene heute aus strategischer Sicht für eine neue Partei mit bundespolitischer Agenda überhaupt Sinn? Wäre die erhoffte regionale Verwurzelung die Mühen überhaupt wert?

Parteien. Denn beim Innenministerium sind über 900 Parteien

Das ist nur punktuell möglich. Natürlich kann man sich in der The-

registriert, von denen die wenigsten erst kürzlich gegründet

orie wünschen, dass eine Partei quasi von unten entsteht – also

wurden. Einen Boom gibt es also nicht von der Zahl der Grün-

als soziale Bewegung mit einer Basis in möglichst allen Gemein-

dungen her, sondern eher darin, dass die Sehnsucht nach Par-

den und das noch dazu überall gleichzeitig. Wahrscheinlich ist

teien, die irgendwie anders sind, so groß geworden ist. Eine

so ein Prozess freilich nicht. Umgekehrt nach einer Gründung

Erklärung dafür ist natürlich die Verdrossenheit mit etablierten

„von oben“ auf Bundesebene in den Ländern und insbeson-

Parteien aufgrund von Skandalfällen, jedoch auch der schwin-

dere Gemeinden Strukturen aufzubauen, da sind von LIF bis BZÖ

dende Glaube in die Lösungskompetenz dieser Parteien. Viele

schon viele kläglich gescheitert. Denkbar und notwendig wäre

Wählergruppen glaubten zwar nicht, dass die Neuparteien es

es auf Länderebene, in jeder Gemeinde ist aber nicht einmal

unbedingt besser könnten, doch drückt man mit einer Stimme

eine inzwischen etablierte Partei wie die Grünen präsent. Ein

für sie oft die politische Enttäuschung aus. Freilich sitzen sie da-

Grund dafür sind auch Namens- und Bürgerlisten, welche die-

bei teilweise einem Etikettenschwindel auf, denn – siehe etwa

sen Platz ohnedies oft recht erfolgreich besetzen. Wobei es da

die Mandatare des Team Stronach – oft sind die Akteure ver-

sehr verschiedene Listen gibt, von ÖVP- oder SPÖ-Abspaltungen

meintlich neuer Parteien altbekannte Gesichter mit nur geän-

über bei Gemeinderatswahlen nur aus wahltaktischen Motiven

derter (Partei-)Farbe.

heraus nicht unter dem Parteinamen antretenden Gruppen bis

In den letzten Jahren wurde Politik- und PolitikerVerdrossenheit stark thematisiert. Nun entstehen zahlreiche neue politische Bewegungen: Die „Piratenpartei“ und das „Team Stronach“, „Der Wandel“, „NEOS – Das Neue Österreich“ uvm. Wie erklärt sich der Gründungsboom? Das Neue daran sind eher die gestiegene Wahrnehmung und

hin zu wirklich unabhängigen Bewegungen.

Auf lokaler und regionaler Ebene kennt man Bürgerlisten, die oft mit ganz spezifisch regionalen Themen beim Wähler Anklang finden. Nun treten aber auf bundespolitischer Ebene neue Bewegungen an, um die globale Politik zu ändern. Welche Chancen haben diese Gruppierungen und welche strukturellen Hürden müssen sie nehmen? wenn die Partei nicht von Abgeordneten unterstützt wird – 2.600

Abgesehen von den schier unmöglichen finanziellen Mitteln des Teams Stronach sind die neuen Parteien finanziell sehr bescheiden aufgestellt. Bieten die aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen für Politik vor diesem Hintergrund ausreichend Möglichkeiten für neue Bewerber sich zu etablieren, oder bevorzugt die heutige Struktur bereits etablierte Parteien deutlich?

Unterstützungserklärungen von Bürgern erhalten. Die Zahl der

Die Höhe der Parteienförderung richtet sich – abgesehen von

notwendigen Unterschriften pro Bundesland liegt dabei je nach

einem identischen Grundbetrag für alle im Nationalrat vertre-

Größe zwischen 100 und 500. Erschwert wird die Sache, weil

tenen Parteien – im Wesentlichen nach dem

man zur Vorlage der Unterstützungserklärung persönlich vor

Ergebnis der jeweils letzten Wahl und der

der Gemeinde erscheinen muss. Trotzdem ist diese Hürde nicht

dortigen Stimmen- bzw. Mandatszahl. Je

extrem hoch, finanziell fällt pro Bundesland eine Gebühr von

stärker eine Partei also da war, desto mehr

nur ein paar hundert Euro an. Doch dadurch hat man ja noch

Geld steht ihr auch zur Verfügung. Poli-

lange nicht gute Chancen, die Mindestprozentklausel von vier

tischen Parteien, die den Parlamentseinzug

Prozent zu schaffen und ein Direktmandat in einem Wahlkreis ist

nicht schafften und trotzdem bei einer Natio-

meist sowieso unrealistisch. Denn eine neue Partei benötigt im

nalratswahl mehr als ein Prozent der gültigen

Prinzip drei Dinge, nämlich Strukturen in allen Bezirken, Geld und

Stimmen bekamen, erhalten einma-

Medienpräsenz. Frank Stronach ist insofern ein Ausnahmefall, als

lig ebenfalls eine Förderung. Diese

er das Zweite – nämlich Euros bzw. Dollars - im Überfluss hat und

wird allerdings nur einmal nach

sich dadurch das Dritte kaufen kann. Natürlich sind auch Struk-

einer Wahl gewährt, und nicht

turen mit viel Geld leichter aufzubauen. Andere Neuparteien

jährlich wie für Parlamentspar-

scheitern oft an diesen drei Faktoren.

teien. Zudem ist die Summe pro

Wer bundesweit in einer Nationalratswahl antreten will, muss –

abgegebener Stimme geringer.

Wird es für Parteien wie die NEOS oder „Der Wandel“ eines Tages auch Sinn machen auf kommu-

All das begünstigt selbstverständlich etablierte Parteien.

MFG 03.13

21


MFG URBAN

Mahlzeit!

Beate

Foto: Trueffelpix/Fotolia.com

Da werden minderwertige PferdeFlachsen quer durch Europa gefahren und verschifft, landen in wertlosem Billigst-Essen. Und was tun die Verantwortlichen dagegen? Sie wollen uns mit besserer Kennzeichnung der Fertignahrung abspeisen. Damit wir wissen, dass Pferd drin ist, wenn’s draufsteht. Bekömmlicher und g’schmackiger ist das Industriefutter trotzdem nicht, auch nicht, wenn der Fleischteig ausschließlich aus Rinder-DNA gemixt ist. Es kann doch bitteschön niemand wirklich erwarten, um 1,99 Euro handgestreicheltes Bio-Rind im frischen Lasagneblatt zu finden. Klar geht’s bei diesem Rosstäuschen um Betrug am Kunden. Auch. Aber: Die tiefere Ursache für die FleischVerschiebungen in alle Richtungen sind doch die niedrigen Transportkosten – das stinkt zum Himmel. Ohne Subventionen fürs notleidende Transportgewerbe wäre es zum Beispiel nicht möglich, dass rumänische Pferdereste in Zypern zwischenlanden und schließlich in Tschechien als schwedische Köttbullar verkauft werden. Industrielle Nahrungsmittelproduktion mit Gewinnmaximierung in Kombination mit „Gratis“-Transporten und dazu Geiz-ist-geil-Konsumenten – das bringt uns immer wieder solch perverse Skandale. Was das mit uns, mit Niederösterreich, mit St. Pölten, zu tun hat? Sehr viel. Denn Konsumenten können sich am besten gegen diese globalen Machenschaften wehren, wenn sie lokal handeln. Wenn sie ihre Lebensmittel beim Fleischhauer ums Eck oder beim Bauern am Markt kaufen. Da gibt’s appetitliche Schmankerl für hungrige Kunden, und die Waren werden ausreichend kontrolliert. Auch von den Produzenten. Die essen nämlich ihre köstlichen Produkte auch selbst und stehen persönlich für die Qualität ihrer Waren ein. Mahlzeit!

There’s a New Guy in Town

vorstand der Piraten ist Stefan Mulacz, 41 Jahre alt und in der Privatwirtschaft tätig: „Schon zur Regierungszeit von Schwarz-Blau hat man mit etwas Hausverstand gesehen, dass es etwa beim Eurofighter-Kauf offensichtlich um versteckte Parteienfinanzierung ging – aber nicht um den Volkswillen. Für uns Piraten ist relevant, dass es nicht um den Eigennutz des Politikers oder der Partei geht, sondern dass die Macht vom Volke ausgeht – und wir so etwas zum Besseren ändern. Es ist zu wenig, wenn der Bürger alle fünf Jahre seine Stimme im wahrsten Sinne des Wortes ‚abgeben’ darf – um für die restliche Zeit zu Schweigen.“ Als Mulacz eines Tages die „typische Einstellung – ‚Das ist halt so. Da kann man nix ändern.’ – zuviel wurde, habe ich mich selber engagiert. Es gibt viele Menschen, die politisch interessiert sind, aber die nicht in einem Parteiensystem hinaufdienen wollen – um dann letztlich erst nichts für die Gesellschaft verbessern zu können. Genau für solche Leute gibt es nun die Piraten.“ Wachstum braucht Zeit Gerade der basisdemokratische Ansatz lässt die Piraten auch davon träumen, eines Tages in der Kommunalpolitik mitzuspielen. Mulacz: „Natürlich wollen wir weiterhin bei Landtags- und Gemeinderatswahlen antreten, um unsere Haltung nicht nur auf der bundespolitischen Ebene zu vertreten. Tatsache ist aber auch, dass wir in Niederösterreich noch zu wenig Piraten sind. Es ist ein Wachstumsprozess, der benötigt Zeit.“ Angesprochen auf Themen, die Piraten im St. Pöltner Gemeinderat vertreten würden, ist Mulacz ehrlich: „Wir haben keine konkreten Punkte zu nennen. Tatsache ist aber, dass wir Piraten sehr grün denken, dass uns Ökologie wichtig ist. Wir verfolgen auch die kommunalen Themen in St. Pölten, ob es um die Renovierung des Freibads geht oder um die Stadtfinanzen. Da ist klar zu sagen: Wir wollen absolute Transparenz. Da gäbe es auch in St. Pölten einiges zu verbessern.“ Von einem anderen Schlag ist Helmut Nachbargauer, blickt er doch auf eine Karriere als Politiker zurück. Der

selbstständige Immobilienmakler war bis vor kurzem für die SPÖ als Gemeinderat in Neulengbach und in der Wirtschaftskammer aktiv. Seit Jänner ist er beim Team Stronach und koordinierte dort zuletzt im Landtagswahlkampf den Bezirk St. Pölten. Nachbargauer: „Mir ist der Kuschelkurs zwischen SPÖ und ÖVP in Neulengbach auf die Nerven gegangen, ich wollte mit den Schuldenmachern, Sesselklebern, Machterhaltern nichts mehr zu tun haben. Zufällig hab ich jemand vom Team Stronach kennengelernt, hab mir das Programm durchgelesen und mich entschieden mitzumachen.“ Verändern mit Frank Nach der kommenden Nationalratswahl wolle man Österreich „aus der Opposition heraus“ verändern, denn: „Wir werden wohl keine absolute Mehrheit bekommen, somit bleibt uns nur die Opposition. Mit wem sollten wir denn koalieren? Immerhin gelten unsere Grundsätze bombenfest auch nach der Wahl.“ Und da Frank Stronach eine Rolle als Berufspolitiker ausgeschlossen hat, scheint besonders relevant, wie sich seine Mitkämpfer entwickeln. Nachbargauer: „Bei uns verantwortet sich jeder vor einer Kommission, die prüft, ob unsere Grundwerte eingehalten werden. Das gilt auch für die kommunale Ebene, um die wir uns in Zukunft bemühen werden.“ Als Themen mit Bezug zu St. Pölten fallen ihm die Schaffung neuer Arbeitsplätze ein, um so den zunehmenden Pendlerverkehr einzuschränken. Auch lokale Kriminalitätsbekämpfung sei eine wichtige Aufgabe. Nicht zu vergessen die Transparenz: „Die Bevölkerung hat das Recht alles zu erfahren. Wenn die Gemeinde mit ihrem Steuergeld ein Grundstück kauft, wieso sollte die Bevölkerung dann nicht erfahren dürfen zu welchen Konditionen?“ Trotz aller Politik- und Politikerverdrossenheit zeigt sich jenseits der ausgetretenen Pfade der Parteipolitik neues Leben am Horizont. Die nächsten Monate versprechen Spannung – und eine Chance für eine echte politische Erneuerung.

22

WKN


Kabelnetz der Satellit täglich um 19:00 Uhr, auf und www.p3tv.at A1-TV

zu sehen im

Regionalfernsehen für den Zentralraum von NÖ

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02.11.12 15:31


MFG URBAN

S34

Eine Glaubens frage?

Ein bisschen fühlt man sich an den Spruch „Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“ erinnert, so sehr gehen die Aussagen über die S34 auseinander.

S

o sorgt ein neues Gutachten von Dipl.-Ing. Dr. Harald Frey von der Technischen Universität Wien zur S34 aktuell für gehörig Sprengstoff. Während nämlich die ASFINAG auf Basis ihrer Erhebungen praktisch zu dem Schluss kommt, dass dank S34 quasi alles besser wird, prophezeit Frey das glatte Gegenteil: Alles wird schlechter. Wer aber sagt die Wahrheit, wer manipuliert? 24

Tag und Nacht Tatsächlich könnten die Schlüsse aus den Studienergebnissen nicht unterschiedlicher ausfallen. So lässt Ing. Leopold Lechner, Leiter des Projekts S34 der ASFINAG wissen: „Die Erweiterung der S34 bringt eine Erhöhung der Lebensqualität für die Menschen, sowie eine Entlastung für den dortigen Verkehr“, und präzisiert auf Nachfrage: „Durch die S34 wird eine leistungsfähige und verkehrssichere Anbindung des Traisentals an die hochrangige Verkehrsverbindung A1 Westautobahn sichergestellt. Dies erhöht die Attraktivität von Betriebsstandorten südlich von St. Pölten maßgeblich. Darüber hinaus sprechen auch As-


TEXT: Petra Wochner, Johannes Reichl | Fotos: Sergey nivens/fotolia.com, ZVG

NR Anton Heinzl|SPÖ

„Die S34 Traisental-Schnellstraße ist sinnvoll, weil mit ihr die Anbindung des Traisentals an die A1 sichergestellt wird. Damit wird die Attraktivität von Betriebsstandorten südlich von St. Pölten gesteigert. Die Folge: Die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Durch die Verlagerung des Durchgangsverkehrs von den Ortschaften entlang der B20 auf die S34 können zudem etwa bestehende und künftige Belastungen der Bevölkerung, Luftschadstoffe und Lärm, deutlich reduziert werden.“ pekte des Anrainerschutzes sowie der Verkehrssicherheit für eine Umsetzung des Vorhabens: Durch die Verlagerung des Durchgangsverkehrs von den Ortschaften entlang der B20 auf die S34 können etwa bestehende und künftige Belastungen der Bevölkerung, Luftschadstoffe und Lärm, deutlich reduziert werden. Frey hingegen kommt zu einem praktisch gegenteiligen Ergebnis, gar so als sprächen die Herren von unterschiedlichen Projekten. „Die S34 bringt zusätzlichen Lärm, Abgase, mehr Unfälle auf der B20 und mehr Stau im Gesamt­ raum St. Pölten, eine Verschlechterung der Lebensqualität im gesamten Traisental und Zersiedelung. Sie bringt mittel- und langfristig nicht die prognostizierte Entlastungswirkung der B20, aber eine Steigerung des Kfz-Gesamtverkehrsaufkommens im Korridor B20+S34 von 60%, bereits

STR Hermann Nonner|FPÖ

„Die S34 bringt eine Entlastung für die südlichen Stadtteile, die sich dies schon lange verdient haben, sowie die Hoffnung auf eine Westumfahrung. Eine Entlastung der Nord – Südachse hat für St. Pölten Priorität!“

Falsche Schlüsse? Angesprochen auf seine wissenschaftliche Herangehensweise erläutert Frey: „Ich habe mir die Unterlagen und Ergebnisse der ‚Strategischen Prüfung Verkehr (SPV)‘ aus den Jahren 2005 im Auftrag des Amts der NÖ Landesregierung und 2009 im Auftrag der ASFINAG angesehen und verglichen, insbesondere die prognostizierten Verkehrsbelastungen und die Modellannahmen. Begründet wurde die Forderung des Ausbaus im Jahr 2005 ja u. a. mit dem steigenden Verkehr und den prognostizierten Entlastungswirkungen durch den Bau einer Schnellstraße.“ Nur dies, so kommt Frey auch unter Berücksichtigung aktueller Zahlen (die TU hat 2012 selbst das Verkehrsaufkommen gemessen) zum Schluss, tritt nicht so ein. Ein Umstand, den man schon anhand der Zahlen 2009 ersehen hätte können, trotzdem wurden aber die Ergebnisse 2005 als Grundlage der Einreichung gewählt. „Die Prognosewerte der strategischen Prüfung aus dem Jahr 2005 sind

Planungsprozess StraSSenbau

Anschlussstelle B1 Hafing

L5158

L5151

Nadelbach

S 34

B 1a

Traisen

Eggsdorf

Stattersdorf

Knoten A 1 / S 34

Anschlussstelle St. Pölten Süd

Schwadorf L5160

S 34

S 34

L5106

Anschlussstelle Völtendorf

B 20

L5181 geplante Anbindung B 20 (Land NÖ) Wolfenberg

Hart

Neustift

Gröben

Alt-

Wetzersdorf

Reitzing

Neu-

Steinfeld

S 34

Badendorf

Handelberg

L5116

500 m

WILHELMSBURG 1 km

Lilienfeld

S5

Krems Traismauer Herzogenburg St. Pölten

Melk

A1

B 20 0

ca. 9,0 km

Trasse in Planung Anschlussstelle Netzergänzung Landesstraßennetz

L5185 Traise n

L5185 N

L5107

Legende:

Ganzendorf

Wegbach Pömmern

Getzersdorf Schnabling

L5102

Eggendorf

Anschlussstelle Wilhelmsburg Nord (B 20) L5188

L5108

L5109

Gesamtlänge:

L5183

L5188

Harland

St. Pölten / Hafing (B 1) – Knoten St. Pölten / West (A 1) – Wilhelmsburg Nord (B 20)

am Steinfelde

Kreisberg

L5103

Brunn

S 34 Traisental Schnellstraße

-Hart

St. Georgen

Gasten

L5101

L5105

L5102

Anbindung Betriebsgebiet

S 34

L5183

A1

L5102

Völtendorf

Gattmannsdorf

Kotting Halbanschlussstelle

Wien

Knoten St. Pölten

Spratzern

B 39

B 39

L5102

Harlander Bach

A1

S 33

L5101

L5151

Pummersdorf

Linz

Krems

Anschlussstelle St. Pölten Ost

B1

B1

ST. PÖLTEN/HAFING - HART (L5181)

zu Beginn. Mittel- und langfristig bringt sie deutlich mehr Kfz-Verkehr auf der B20.“ Ein niederschmetterndes Studienergebnis, das sofort die politischen Befürworter auf den Plan gerufen hat – immerhin hat Frey seine Studie im Auftrag der zusammengeschlossenen Bürgerinitiativen gegen die S34 angefertigt – was ihm sogleich den Ruf der Befangenheit einbrachte. So meint etwa STR Hermann Nonner (FPÖ). „Gegen Studien bin ich im Grunde skeptisch, da sie im Interesse einer Gruppierung in Auftrag gegeben werden.“ Frey weist die Vorwürfe zurück und dreht den Spieß um. „Die Bürgerinitiative ist an die TU herangetreten, um von unbefangener und nicht in einem direkten Abhängigkeitsverhältnis stehender Seite eine kurze Analyse über die aktuelle Verkehrsbelastung und die Annahmen der strategischen Prüfung zu bekommen. Die Arbeiten erfolgten nach wissenschaftlichen Kriterien, dazu sind wir verpflichtet und unparteilich!“

Oberwagram

ST. PÖLTEN

Gerersdorf

HART (L5181) - WILHELMSBURG NORD (B 20)

Bevor eine Straße überhaupt gebaut wird: Im Zuge der sogenannten „Voruntersuchung“ bildet die „Strategische Prüfung Verkehr (SPV)“ die Entscheidungsgrundlage, ob eine (neue) Verbindung in den Anhang des Bundesstraßengesetzes (BStG) Eingang findet, und damit die Umsetzung beschlossen wird. Das Bundesministerium hat das Vorprojekt zur S34 nach der Strategischen Prüfung der ASFINAG im Sommer 2012 genehmigt und in das Bundesstraßengesetz aufgenommen. Aktuell läuft das Vorprojekt, im Zuge dessen die Einreichunterlagen für das UVP-Verfahren erarbeitet werden.

S1

A5

A 22

S33 Knoten Steinhäusl A1

S34 Heiligenkreuz

geplante Umfahrung Wilhelmsburg (Land NÖ)

Stockerau

Donaubrücke

A 21 Baden

Wilhelmsburg

Niederösterreich

A 23

Wien

S1

Knoten A 4 Vösendorf

A3

A2 ASFINAG 2012

MFG 03.13

25


MFG URBAN

LH Erwin PrölL |ÖVP

BGM Matthias Stadler|SPÖ

„Es geht nicht darum, ob ich persönlich für oder gegen den Bau der S 34 bin. Bei objektiver Abwägung aller Punkt ist festzustellen, dass wesentlich mehr für den Bau der S34 spricht als dagegen. Mit der S34 werden die Verkehrsströme sinnvoll gelenkt und so viel als möglich auf den öffentlichen Verkehr umgeleitet, die Stadtbevölkerung entlang der Durchzugsstraßen entlastet und für die gesamte Region eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft gewährleistet.“

deutlich überhöht und nachweislich nicht eingetreten. Sie könnten jedoch das Kriterium zur Überprüfung einer hochrangigen Bedeutung dieser Straße unterstützt haben. Auf eine nochmalige Überprüfung dieses Kriteriums wurde in der strategischen Prüfung Verkehr 2009 aber verzichtet.“ Frey ist daher überzeugt, „dass die Grundlagen ungenügend für eine Realisierung der geplanten Schnellstraße S34 sind“, ja wirft der ASFINAG Mängel in der Erhebung vor. „Die Widersprüche, die sich aus der Zusammenschau der Inhalte der beiden strategischen Prüfungen zur S34 ergeben, lassen auf die grundlegenden Mängel einer fundierten Basis zur unabhängigen Entscheidungsfindung schließen.“ Während die Szenarien der ASFINAG eine Verkehrszunahme von jährlich 1,5% bis 2025 prognostizierten, konstatiert Frey eine Stagnation des Verkehrs und sieht auf Basis der Prognosen „für das Jahr 2025 keine nennenswerten Steigerungen in der Verkehrsbelastung.“ Das heißt, nicht die Erhaltung des Status Quo, sondern erst die Realisierung der S34 führte zu einer Verkehrsexplosion. „Jedoch steigt durch den Bau der S34 die Gesamtverkehrsbelastung im Korridor, z. B. im Bereich St. Georgen, um 60%!“ Falsche Annahmen? Bemerkenswert ist, dass Frey seinerseits von den Befürwortern ebenfalls ein falsches Bezugsjahr vorgeworfen wird. So meint NR Anton Heinzl (SPÖ) „Die Studie hat die Schwäche, dass sie sich auf die ‚Strategische Prüfung Verkehr S34‘ aus dem Jahr 2009 bezieht, die nicht mehr aktuell ist. Die

Jahresdurchschnittsverkehr an allen Tagen 2000 in Kfz/24h

„Entscheidend in der Frage des Baus sind für mich die Fakten und die regional- und verkehrspolitischen Vorteile, die sich durch den Bau der S34 ergeben werden, nämlich: Die bessere Anbindung des Traisen- und Gölsentales an die A1. Dadurch Verbesserung der Standortqualität für die Wirtschaft und zusätzliche Perspektiven für den Tourismus sowie Entlastung der Bürgerinnen und Bürger an den Landesstraßen B20 und B39 vom vermeidbaren Durchzugsverkehr, dadurch Verbesserung der Lebensqualität und Sicherheit in den betroffenen Ortsdurchfahrten.“ Abnahme des Verkehrsaufkommens 2008 und 2009, das eine Folge der großen Wirtschaftskrise war, wird in der Studie zu stark gewichtet.“ Ähnlich sieht es die ASFINAG. „Also ich persönlich kenne das Gutachten von Herrn Dr. Frey gar nicht. Ich denke aber, dass es bei der Erstellung von Prognosen immer Schwankungen gibt“, erklärt Ing. Lechner vorab, und weiter. „Ich denke aber nicht, dass die Zahlen überschätzt sind, da wir nach der Wirtschaftskrise 2008/2009 dementsprechend angepasst und die Zahlen richtig prognostiziert haben. Die auf sämtlichen Bestandsstrecken dokumentierten Abnahmen des Verkehrsaufkommens 2008 und 2009 waren selbstverständlich ebenso auf das Projektgebiet schlagend wie die danach wieder einsetzende höhere Zunahmen!“ Lechner betont im Hinblick auf die SP-V 2009 zudem: „Die Höhe des Verkehrsaufkommens stellte dabei nur eine von mehreren maßgeblichen Entscheidungsgrößen für die letztendlich vom Bundesministerium festgestellte ‚Hochrangigkeit‘ der Verbindung und damit für die Beurteilung der Realisierung der S 34 dar.“ Eine Argumentation, die auch NR Heinzl oder DI Peter Beiglböck vom NÖ Straßendienst ins Spiel bringt, der für die Planung und Umsetzung der Landesstraße L5181 Spange Wörth (welche an die S34 anschließen wird) zuständig ist: „Die verkehrliche Entwicklung vermag die grundsätzliche Notwendigkeit der S34 nicht in Frage zu stellen.“ Der Vollständigkeit halber sei allerdings erwähnt, dass „Hochrangigkeit“ nur dann anerkannt wird, wenn alle dafür vorgesehenen Kriterien erfüllt sind, wie es im Leitfaden Jahresdurchschnittsverkehr an allen Tagen 2003 in Kfz/24h

Jahresdurchschnittsverkehr an allen Tagen 2005 in Kfz/24h

Jahresdurchschnittsverkehr an allen Tagen 2008 in Kfz/24h

Zählstelle

Lage/km

Quelle: Straßenverkehrszählung, Statistik Austria

Quelle: Strategische Prüfung Verkehr-Umweltbericht, Amt der NÖ Landesregierung

B20 St. Georgen/Steinfeld

km 6,5

alle Tage (AT): 16.612 werktags (WT): 19.092

AT: 17.500 (hochgerechnet) WT: 20.000 (hochg.)

-

-

B20/AUT 52 Traisen/B20

km 18,4

AT: 11.967 WT: 13.164

AT: 11.999 WT: 13.500 (hochg.)

AT: 11.857

AT: 11.831 WT: 12.897

B20 St. Pölten

km 2,2

AT: 27.434 WT: 32.810

-

AT: 28.418

AT: 27.377 WT: 32.426

26

Quelle: Straßenverkehrszählung 2010, Bmvit

Quelle: Straßenverkehrszählung Österreichische Forschungsgesellschaft Straße. Schiene.Verkehr.


S34 – EINE GLAUBENSFRAGE

STR Bernhard WURZER|ÖVP

GR Julia Schneider|Die Grünen

„Ich bin gegen den Bau der S34, weil ich für Lebensraumerhaltung bin. Insgesamt bringt die S34 einen enormen Verlust an Lebensqualität, die S34 zerstört Existenzen! Wer z. B. ein Haus in der Nähe der S34 besitzt, wird einen großen Wertverlust aufgrund der Lärmbelästigung und der Feinstaubbelastung hinnehmen müssen. Viele Bauern werden mehr oder weniger ‚zwangsenteignet‘ – manche verlieren ihre Existenzgrundlage! Das Verkehrsaufkommen wird sich erhöhen, nicht zuletzt auch wegen des Schwerverkehrs vom und zum Industrie- und Logistikzentrum in Wörth.“ zur SP-V der ASFINAG heißt: „Damit die Hochrangigkeit der vorgeschlagenen Netzveränderung angenommen werden kann, müssen alle 3 Kriterien gemäß Kapitel 4.1 des SP-V-Leitfadens erfüllt sein.“ Kurzum, das Verkehrsaufkommen ist ein essenzieller Schlüssel. Frey sieht im Übrigen keines der drei Kriterien erfüllt. Seitens der ASFINAG hat man im Hinblick auf das in Zweifel gezogene Zahlen- und Bezugsmaterial jedenfalls reagiert. So erklärt Lechner: „Die ASFINAG hat die Verkehrsuntersuchung für das aktuell in Ausarbeitung befindliche Einreichprojekt komplett neu erarbeitet. Als Basisjahr wird nun das Jahr 2011 abgebildet und für die Prognose wurde das sogenannte ‚Low-Growth-Szenario‘ mit deutlich abgeschwächten Wachstumsraten herangezogen. Dafür wurden im Jahr 2011 neben den vorhandenen Zähldaten aus den Dauerzählstellen eigens noch Verkehrsbefragungen und Zählungen durchgeführt.“ Als „Nebenschauplatz“ taucht in der wiederaufgeflammten Diskussion auch die Frage nach Alternativen zur S34 auf, selbst wenn im wahrsten Sinne des Wortes der Zug ja schon abgefahren scheint. So ist Frey überzeugt, dass die Alternativen aktuell nicht ausreichend genützt werden. „Werden die freien Kapazitäten bei Bus und Bahn herangezogen, zeigt sich, dass rund 40% des Verkehrsaufkommens der Straße im Korridor bei derzeitigen Besetzungsgrad auf die Schiene verlagert werden kann.“ Wird es aber nicht, wobei Lechner dagegenhält, dass man sämtJahresdurchschnittsverkehr an allen Tagen 2009 in Kfz/24h Quelle: Automatische Straßenverkehrszählung 2009

Verkehr am 21. Juni 2012 Quelle: TU Wien Verkehrsaufkommen B20 Untersuchung von Dipl.Ing.Dr. techn. Harald Frey

-

Jahresdurchschnittsverkehr an allen Tagen Prognose für 2025 in Kfz/24h Quelle: Strategische Prüfung Verkehr-Umweltbericht 2009, ASFINAG

AT: 16.200 (hochg.)

AT: 11.858 WT: 12.983

WT: 17.702

-

AT: 27.807 WT: 31.768

WT: 13.234

AT: 43.200 (hochg.)

„Ich persönlich bin nicht davon überzeugt, ob die Westvariante ausreichend geprüft wurde. Die Folgekosten aufgrund des Umweges, die Frage der Grundstücke. Die Anbindung des Pielachtales ist wichtig, wäre aber anders lösbar gewesen. Die Frage, die sich für mich stellt, ist, ob mit einer S34 in dieser Version und der Westumfahrung für die Stadt nicht Wachstumschancen vertan werden, denn dann ist St. Pölten vom hochrangigen Straßennetz eingekesselt. Jedenfalls muss bei allen künftigen Entscheidungen die Nachhaltigkeit Vorrang haben!“ liche Szenarien im Vorfeld durchgespielt habe: „Die ‚Strategische Prüfung Verkehr 2009‘ war verkehrsübergreifend, das heißt, es wurden mehrere Verkehrsträger untersucht. Es wurden auch Alternativen untersucht, zum Beispiel ob man das Problem mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigen könnte. Dabei hat sich die S34 als zweckmäßigste Alternative herausgestellt.“ Die nächste Etappe Das Projekt S34 geht jedenfalls in die nächste Phase „Vorprojekt“ über. Dazu Lechner: „Wir sind gerade an der Fertigstellung des Einreichprojekts zur Umweltverträglichkeitsprüfung, in diesem Zusammenhang wird auch die Verkehrsprognose als maßgebliche Grundlage für zahlreiche Auswirkungsbeurteilungen, etwa Lärm und Luft, von der UVP-Behörde und deren Sachverständigen einer strengen Prüfung unterzogen. Die Prüfung ist für Mitte 2013 geplant und erfolgt durch unabhängige Sachbearbeiter. Dauern wird das Ganze ca. ein bis eineinhalb Jahre. Die Umweltverträglichkeitsprüfung wird auch in den Gemeinden aufliegen. Das heißt, jeder kann sie einsehen.“ Frey empfiehlt freilich auch eine Überprüfung des ursprünglichen Ausgangsmaterials, das ja überhaupt erst zur Anerkennung der Hochrangigkeit führte: „Die festgestellten Mängel und Widersprüche in den Grundlagen sollten durch unabhängige Stellen in der Verwaltung und Politik wie z. B. Rechnungshof und Volksanwalt geprüft werden. Gleichzeitig sollten die Menschen wahrheitsgetreu und seriös über die Auswirkungen einer S34 informiert werden.“ Als Laie erinnert man sich jedenfalls an Fausts Wort „Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.“ Die S34 wird zur Glaubensfrage – keine gute Idee bei einem Projekt derart fundamentalen Ausmaßes! Und eines zeichnet sich noch ab. Egal welches Ergebnis, welche Studie noch vorgelegt wird, die jeweils andere Seite wird sie nicht akzeptieren. So meint etwa Gemeinderätin Julia Schneider (Die Grünen) schon jetzt kämpferisch: „Plan B wird an die Hainburger Au erinnern. Hoffen wir, dass es nicht soweit kommt.“ Vielleicht geht es aber auch Richtung Plan C, und Österreich erlebt, in Anlehnung an das Schlichtungsverfahren des Projekts „Stuttgart 21“, sein erstes „St. Pölten 34“. MFG 03.13

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MFG URBAN

Baustelle Landeshauptstadt Der subjektive Eindruck trügt nicht, St. Pölten baut auf. Überall im Stadtgebiet ragen Kräne in den Himmel, versperren Bauzäune den direkten Weg, lassen uns tiefe Gruben dank archäologischer Funde einen Blick in die Vergangenheit werfen, bevor neue architektonische Schönheiten daraus wachsen. Investoren haben mit ihren Aktivitäten manch totem Bauwerk wieder Leben eingehaucht, andere Gebäude werden gerade aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Und einige abgewohnte Häuser harren weiter ihrer zukünftigen Bestimmung. Ein Lokalaugenschein, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Fertigen Der Bahnhof. Drehscheibe im Zentrum, hat den Aufschwung St. Pöltens beschleunigt. Die schnelle Schiene von Wien bringt Wohnungssuchende, belebt den Arbeitsmarkt. Das NV Center. Jahrzehntelang düstere Passage in der City, Synonym für eine unbelebte Innenstadt. Die Niederösterreichische Versicherung hat sich um den 70er-Jahre-Bau angenommen und das ehemalige älteste Einkaufszentrum um rund 12 Millionen Euro revitalisiert. Alle 25 Wohnungen im NV Center sind bereits vermietet. Das alte Finanzamt. Das verhüllte Gebäude ist nicht mehr, dafür gibt es an dieser Stelle am Bahnhofsplatz seit Jänner neun exklusive Wohnungen – alle bereits bewohnt.

Die Werdenden Das Stadthaus LTeins: Dort, wo einst die Maderna-Villa auf Käufer wartete, am Linzertor, der südwestlichen Einfahrt zum Zentrum, entsteht LTeins, ein modernes Stadthaus mit Tiefgarage und rund 2.500 qm Nutzfläche. Die archäologischen Grabungen sind beendet, nach Abschluss der endgültigen Planungsarbeiten ist Baustart. „75 Prozent der Fläche sind bereits belegt“, erklärt Josef Weinhofer, einer der vier Eigentümer. Er wird 2015 mit seinem Möbelhaus hier einziehen, wie auch Rechtsanwalt Anton Hintermeier und Steuerberater Franz Höchtl mit ihren Kanzleien. Auch geplant, aber noch nicht ganz fix: Ein Lokal mit Schanigarten. Das Palais Wellenstein: Das denkmalgeschützte Gebäude zwischen Wiener Straße und Domplatz ist wohl eine der markantesten Baustellen in der Stadt. Seit November 2012 wurde das Palais entkernt, Giebelbau-Decken und Gewölbe freigelegt. Bis Anfang 2015 werden 14 schöne Altbau-Wohnungen entstehen, sagt Miteigentümer Michael Moser. Im Erdgeschoß entstehen gerade zwei große Lokale, eines mit riesigem Schanigarten Richtung Domplatz, das andere zur Wiener Straße hin, da, wo alteingesessene St. Pöltner sich früher ihr Fedrizzi-Eis geholt haben. „Das ist bereits an einen bekannten Gastronomen verpachtet“, verrät Moser. Die Linzerstraße: „Café Emmi“ und „Lorenz“ haben es vorgezeigt – die Linzer Straße belebt sich mit sympathischem Angebot. Das soll sich im nächsten Haus in diesem Jahr fortsetzen. Eigentümer Peter Lengersdorff möchte die eigenen Büroräume zu einem Office-Center ausbauen. Und in 28

das Erdgeschoß kommt ein „Kulturbereich und kulturelles Info-Zentrum, als Anlaufstelle für Kulturinstitutionen, aber auch mit Dauerausstellungen“, so Lengersdorff. Die Kremsergasse 39: Dort, wo jahrelang zunächst die Creditanstalt und dann die Bank Austria Geldgeschäfte tätigten, klingeln schon bald die Billa-Kassen. Der Rewe-Konzern baut die Bankfiliale zu einem Lebensmittelgeschäft um. Das Sparkassenhaus am Rathausplatz: Das Haus Ecke Rathausplatz/Rathausgasse, in dem die NÖN-Redaktion untergebracht ist, lockt St. Pöltens Paradebrauerei in die Innenstadt. „Wir sind mit dem Eigentümer Sparkasse im Gespräch“, bestätigt Egger-Geschäftsführer Bernhard Prosser. Das ehemalige Weselyhaus in der Heßstraße: Drei Szenarien werden für dieses 1.700 Quadratmeter große Haus geprüft, verrät Eigentümervertreter Martin Bosch: „Gerade in der 2. Reihe, also am Rande der A-Lagen der Innenstadt, bieten sich intelligente und kreative Entwicklungskonzepte.“ Das ehemalige Postgebäude am Bahnhof: Hier entsteht ein Parkdeck mit über 700 Stellplätzen, zudem ein ÖBB-Verwaltungsgebäude. Investitionen: 12,7 Mio. Euro.


GEN EN LT. PLANBUCH)

x/250_LT1

Text: Beate steiner | Fotos: BEATE STEINER

Die Wartenden

Vorentwurf LT1

LTeins. Dort, wo einst die Maderna-Villa jahrelang auf Käufer wartete, am Linzertor, der südwestlichen Einfahrt zum Zentrum, entsteht LTeins, ein modernes Stadthaus mit Tiefgarage und rund 2.500 Quadratmetern Nutzfläche. Die archäologischen Grabungen sind beendet, nach Abschluss der Planungsarbeiten ist Baustart. Auch geplant, aber noch nicht ganz fix im Erdgeschoß von LTeins: Ein Lokal mit Schanigarten.

PLANINHALT

Vorentwurf

PHASE

PROJEKTCODE

VORENTWURF

250.LT1

PLT: BEARBEITET

»

PLANNUMMER

12.02.2013

120_2.1

Ganz vergessen scheint die ehemalige Straßenbahnremise. Eigentümer STRABAG hat noch keine konkreten Pläne.

120_2.1.plt

GEPRÜFT

MASSSTAB

GEÄNDERT

PLANERSTELLER

-

ERSTELLT

Das Wallner Areal: Geplant sind Wohnungen, Büros, Geschäfte und eine riesige Tiefgarage. Wie und wann genau, müsste demnächst entschieden werden. Der Neugebäudeplatz: Fix ist, dass die Wohntürme heuer noch saniert werden. Eine vorgehängte Alufassade und neue Fenster machen die Hochbauten zu Niedrigenergiehäusern, bestätigt Immobilien-Profi Mario Winkler. Was mit dem ehemaligen Einkaufszentrum passiert, ist noch unklar. Laut einer EKZ-Studie verträgt die Stadtentwicklung zwar kein großes Einkaufszentrum mehr, jedoch kleinere Handelsflächen – z. B. auch an diesem Standort. Die ehemalige Bestattung am Rathausplatz: Das denkmalgeschützte Haus ist im Besitz der Stadt, die Nutzung nach wie vor offen, „auch eine eigene, magistratsinterne ist möglich“, so Bürgermeister Matthias Stadler. Das ehemalige Gebäude der Gebietskrankenkasse: Die Wr. Städtische Versicherung ist bereits ins neue Domizil in den mittleren, neu gebauten Teil gezogen, die beiden anderen Häuser stehen nach wie vor leer. Miteigentümer Peter Lengersdorff: „Wir planen eine Sanierung im kommenden Jahr, mit Wohnungen und Ärztepraxen.“ Die Ansiedlung einer Medizin-Uni ist dort ja am Veto des Landes gescheitert, Peter Lengersdorff hofft aber, dass sich der Landeshauptmann doch noch dieses Themas annehmen wird.

AWG.

Konsequentes Vorgehen im Sinne der Vision

Josef Wildburger ist Obmann der Plattform 2020, die sich seit fast 10 Jahren bemüht, das große Potential der Landeshauptstadt zu aktivieren. Mit Erfolg – und natürlich Unterstützung von Behörden und Politik.

Seit 2006 herrscht rege Bautätigkeit in St. Pölten. Was gab die Initialzündung?

konsequenten Umsetzung des Innen-

die Errichtung eines Kongresszentrums

stadt-Masterplans, der Erweiterung der

in innerstädtischer Lage würde enorm

Betriebsgebiete u.v.m.

viel bringen.

Wie wird sich St. Pölten im Jahr 2020 präsentieren?

schnelle Verbindung nach Wien. Die

Was ist der nächste Schritt? Welche wichtigen Projekte hängen in der Warteschleife?

Wohnqualität, die städtische Förderung

Über die Domplatzgestaltung müsste

tiger „Markt am Dom“, als Zentrum der

des Wohnens in der Innenstadt. Alleine

bis zum Sommer eine erste Entschei-

Genießer, als Treffpunkt der St. Pöltner,

dort wurden in den letzten Jahren 110

dung gefallen sein. Die Park&Ride-An-

als geistiges Zentrum. Der Neugebäu-

neue

394

lage am Bahnhof, die Brücke über die

deplatz ist dann attraktive Verbindung

weitere sind bereits baubewilligt. Die

B20 zum Industriezentrum NOE Central,

zwischen Regierungsviertel und Altstadt

exzellente Wirtschaftsentwicklung, unter-

die Kerntangente Nord und die West-

mit einem sanierten Wohnturm und ei-

stützt vom Wirtschaftsservice ecopoint.

verbindung im Verbund mit der S34 sind

ner offenen Erdgeschoßgestaltung. Die

Die Stadt hat 2011 um 27 Prozent Kom-

im Werden. Neben diesen Investitionen

Brunngasse wird belebte Einkaufsstraße

munalsteuer mehr lukriert als 2004. Die

in Verkehrsinfrastruktur brauchen wir

und die Linzer Straße wird gemischt ge-

positive Entwicklung beruht auf einer

Investitionen in Ausbildungsstätten, ein-

nutzt, als Wohnstraße, mit Waren für den

Summe von Maßnahmen und auf der

schließlich weiterer Hochschulen. Auch

täglichen Bedarf als auch Spezialitäten.

Konsequentes Vorgehen im Sinne der Vision seit 2004. Die exzellente Verkehrslage mit dem neuen Bahnhof und die

Wohnungen

fertiggestellt,

Der Domplatz zeigt sich als einzigar-

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MFG URBAN

Die GlockenhoseN sind auch zurückgekommen Erwin Haneder steht auf der Baustelle der neuen AK-Zentrale und scheint das Stück „Vom Winde verweht“ zu geben, so grauslich bläst der Wind an diesem Februartag. Wie im richtigen Leben hält er aber stand, auch wenn der Gegenwind noch so harsch ist. 30


TEXT: Johannes Reichl | Fotos: Simon Höllerschmid

D

a kommt einem in Haneders Fall, der aus Klein Wetzles im Waldviertel stammt, schnell das Klischee vom rauen Klima seiner Heimatregion in den Sinn, das die Leute hart und unnachgiebig macht, auch zu Einzelgängern. Aber Klischees sind bekanntlich dazu da, um gebrochen zu werden. Mit Unnachgiebigkeit im Sinne von Sturheit würde Haneder als Interessensvertreter wohl nicht weit kommen, und mit rauer Introvertiertheit schon gar nicht – wobei er ohnedies eher das Gegenteil davon zu sein scheint: Als wir in die AK-Bezirkszentrale hinterm Bahnhof zurückkommen, duzt er die Leute wie selbstverständlich „Grüß euch, wie geht’s?“, bleibt für ein kurzes Plauscherl stehen, schüttelt Hände. Und all das wirkt – im Unterschied zu manch anderem – absolut authentisch. Die Prägungen Es sind Wesenszüge, die seiner heutigen Funktion als Interessensvertreter gut anstehen und zu einem Gutteil wohl schon während seiner Kindheit geprägt wurden. So wächst Haneder in einer großen Familie auf. „Ich war das älteste von sieben Kindern!“ Von Klein auf heißt es also, sich zusammenzustreiten, zu organisieren, Kompromisse zu finden. Für Haneder kommt aber noch eine weitere Dimension hinzu. „Mein Vater ist mit 45 Jahren verstorben. Ich war damals gerade 19 Jahre alt und musste sozusagen die Vaterrolle übernehmen.“ Plötzlich lastet eine Riesenverantwortung auf seinen Schulten, das jüngste Familienmitglied ist gerade einmal sechs Jahre alt, einige Geschwister gehen noch zur Schule. „Aber gemeinsam haben wir Älteren es geschafft, konnten unserer Schwester sogar das Studium ermöglichen“, erinnert er sich zurück. Zusammenhalt, Solidarität untereinander wurden jedenfalls zu existenziellen Grundprinzipien. „Heute haben wir untereinander nach wie vor extrem feste Bande!“ Eine zweite Prägung erfährt Haneder durch die Arbeit. Würde man im Waldviertel mit einem landwirtschaftlichen Background rechnen, so

kommt er „aus einer klassischen Bauarbeiterfamilie. Mein Vater war Maurer.“ Er selbst erlernt den Beruf des Zimmermanns und muss alsbald, da der Arbeitsmarkt im Waldviertel alles andere denn rosig ist, quasi auf JobWanderschaft gehen. „Das klassische Wochenpendeln gab es auch schon damals. Mir als Junger hat das aber nichts ausgemacht, im Gegenteil. Ich bin viel herumgekommen, habe viel kennengelernt.“ Haneder landet bei Universale Bau, wo er alsbald nicht nur durch seinen Arbeitseifer, sondern auch durch seine große Klappe auffällt. Wohl weniger aus einem Sendungsbewusstsein heraus, als eher auf seinen Kindheitserfahrungen fußend macht er sich wie selbstverständlich für seine „Partie“ stark. „Da gab es ja immer etwas zu tun. Das eine Mal gings um gerechte Löhne, das andere Mal um versprochene Prämien. Ich hab halt nicht zu allem Ja und Amen gesagt.“ Dieses Engagement bleibt auch an höherer Stelle nicht verborgen, und so wird er 1984 gefragt, ob er nicht Betriebsrat werden möchte. „Das war schon eine steile Karriere – quasi aus dem Nichts zum Betriebsrat“, erinnert er sich zurück, und in der Tonart ging es weiter. 1989, im jungen Alter von 38 Jahren, folgt die „Weihe“ zum Zentralbetriebsrat – Haneder ist damit Fürsprecher für 4.000 Kollegen, als Funktionär steigt er späterhin bis zum Präsidenten der Arbeiterkammer Niederösterreich und zum Vorsitzenden des ÖGB Niederösterreich auf. Betriebsrat ist er nach wie vor, und da muss er auch schwere Zeiten durchmachen. So wird die Universale zweimal übernommen. Beim ersten Mal – durch die Alpine – wird die Zahl der Betriebsräte von der neuen Führung in Frage gestellt. Die Sache geht bis vor Gericht, die fristlose Entlassung droht. Haneder geht zuletzt als Sieger hervor, auch wenn er das nicht so martialisch formulieren würde. Seinem Ruf hat die Sache nicht geschadet – die Leute vertrauen seiner Erfahrung, seinen Beziehungen, seiner Standhaftigkeit – bei den nächsten Wahlen wird er wieder gewählt und

ist damit Vertreter für 15.000 Mitarbeiter! Mit den Vorgesetzten findet er einen modus vivendi. „Als mich der neue Chef nach der Causa getroffen hat, meinte er nur ‚Na, so arg sind sie ja gar nicht, wie alle sagen!‘“, lacht er. Sehr wohl aber konsequent, auf „seine“ Leute bedacht, wobei Haneder „immer auch das Wohlergehen der Firma wichtig ist. „Ich habe noch nie Unmögliches verlangt!“ Dabei wird die Situation nicht leichter. Im Zuge einer zweiten Übernahme geht die Alpine an den spanischen Baukonzern FCC, die Fäden werden fortan anderswo gezogen. Selbst bis in die spanische Konzernzentrale hat sich Haneders Professionalität herumgesprochen, so dass ihm unlängst die Funktion des Zentralbetriebsrates für den gesamten Konzern angeboten wurde, der 100.000 Mitarbeiter zählt. „Das ehrt mich natürlich“, gibt Haneder zu, „ob ich annehme, muss ich mir aber noch sehr genau überlegen, ob es überhaupt mit meinen anderen Aufgaben vereinbar ist.“ Aktuell beschäftigten ihn ohnedies ganz andere Sorgen. Alpine Österreich war in die Bredouille geraten und musste ums Überleben kämpfen. Haneder verhandelte deshalb an allen Fronten, war in Spanien, bei Bundeminister Hundstorfer. Nach schwierigen, nächtelangen Verhandlungen mit den Gläubigern gibt es seit 3. März wieder eine tragfähige Finanzierungsgrundlage für einen Fortbestand des Baukonzerns. „Aus derzeitiger Sicht können wir Alpine Bauarbeiter wieder etwas positiver in die Zukunft blicken“, fasst Haneder den Verhandlungserfolg zusammen. Veränderte (Arbeits)Welt Gerade an seinem eigenen Beispiel zeigt sich der Wandel der Arbeitswelt. Vieles ist internationaler geworden. „Wenn die Konzernmutter anderswo liegt, ist es sehr kompliziert, weil die Führung die Situation und Sorgen vorort nicht wirklich unmittelbar mitbekommt.“ Ist das Management in Österreich, sei es leichter Verständnis für die Anliegen zu finden. Das zeige sich auch anhand der Klein- und MFG 03.13

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MFG URBAN

Mittelbetriebe, denen Haneder Respekt und Lob zollt. „Die schauen auf ihre Arbeiter und Angestellten, wissen deren Arbeit zu würdigen!“ Freilich werden die Zeiten insgesamt nicht einfacher. Die Krise 2008, ebenso wie die nun wieder rauer werdende Situation am Arbeitsmarkt schlagen sich auf die Stimmung der Arbeitnehmer. „Es sind eigentlich immer dieselben Fragen, mit denen ich im Zuge meiner Betriebsbesuche konfrontiert werde: ‚Du Präsident, werde ich meine Arbeit behalten?‘ Dann ist Gesundheit ein Riesenthema, das Gefühl vieler, dass sie am Limit fahren, vorm Burnout stehen, und die damit zusammenhängende Frage ‚Was passiert, wenn ich krank werde?‘ Auch die Gleichstellung von Mann und Frau, der Ruf nach selber Entlohnung für selbe Arbeit wird immer lauter“, so der Präsident. Könne man die prinzipielle Angst um den Arbeitsplatz nehmen – das gibt Haneder den Arbeitgebern als Rat mit auf den Weg – dann habe man schon viel gewonnen. „Für mich ist ja immer sensationell zu beobachten, wie loyal die Leute gegenüber ihren Firmen sind. Da ist eine echte Identifikation, und gibt es Probleme, sagen viele ‚Jetzt erst recht!‘“ Diese Treue schlägt freilich in Unmut um, „wenn wie bei der AUA die Manager hohe Boni einstreifen, während gleichzeitig Leute entlassen werden.“ Dies sei für die Mitarbeiter ebenso wenig verständlich wie der Umstand,

Mr. President. AK-Präsident und ÖGB-Vor-

sitzender mit 28 Jahren Betriebsratserfahrung.

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„dass zwar in die Rettung von Investmentbanken Geld gesteckt wird, nicht aber in den direkten Erhalt von Arbeitsplätzen.“ Diesbezüglich stellt sich freilich die Frage, ob man sich aus gewissen Prozessen des globalen Arbeitsmarktes überhaupt noch entkoppeln kann. Haneder glaubt schon, bzw. ist er überzeugt, dass man Antworten darauf finden kann. Einerseits durch vorausschauendes Personalmanagement und gezielte Ausbildung – „ich muss als Betrieb heute schon wissen, was ich später brauche und danach gezielt die Leute aussuchen und ausbilden, nicht am Markt vorbei!“ –, andererseits durch gezielte Maßnahmen. So bringt ihn etwa das Lamentieren um das Halten älterer Arbeitnehmer insofern in Rage, „dass das Jammern ja nix hilft, sondern in diese Gruppe muss ich eben gezielt investieren und Anreize schaffen!“ Freilich nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern aus unternehmerischem Kalkül. „Das ist ja eine unglaubliche Zerstörung von Humankapital, eine absolute Kurzsichtigkeit der Betriebe! Mit 55 bin ich ja noch nicht so alt, dass ich keine Leistung mehr bringen könnte. Bei der Alpine etwa haben wir zwei 59-Jährige in der Lehrlingsausbildung, weil die unglaubliche Erfahrung miteinbrigen, die sie an die Jungen weitergeben können. Davon haben alle etwas: Der ältere Mitarbeiter, der Lehrling und der Konzern. Alle profitieren!“ Während die Klein- und Mittelbetriebe in Niederösterreich „die Leute nicht auf die Straße setzen, weil sie teurer sind, sondern deren Wert erkannt haben und auf die Mitarbeiter schauen“, wäre die Situation vor allem in der Industrie prekär. Hier bedürfe es ganz klarer Anreiz-, im Fall der Fälle auch Sanktionsszenarien. „Ich bin für ein Bonus/Malus System, jenem vergleichbar, wie es bereits für die Anstellung Behinderter besteht. Wer einen über 50-Jährigen beschäftigt, soll dafür auch etwas kriegen, wobei es ab einer bestimmten Größe des Betriebs, z. B. ab 250 Mitarbeitern, eine Verpflichtung zur Anstellung geben soll. Erfüllt das Unternehmen

diese nicht, muss es Abschläge zahlen, aber solche, die auch wirklich wehtun – andernfalls kaufen sich die Großen einfach frei.“ It’s all over now? Haneder ist dabei kein genereller Kulturpessimist, ja sieht das Pendel allmählich in die Gegenrichtung ausschlagen. „Ich vergleiche das mit der Mode. Die Glockenhosen sind auch zurückgekommen!“ Soll heißen, dass das System des Turbokapitalismus und der Gewinnmaximierung um jeden Preis nicht irreversibel ist. „Es gibt – und in den Klein- und Mittelbetrieben findet das ja schon längst statt – eine Entwicklung zur Menschlichkeit zurück. Nur mit Gasgeben allein, immer am Limit, wird’s nicht funktionieren – da fahren wir global betrachtet irgendwann gegen die Wand.“ Der enorm gestiegene Druck am Arbeitsplatz sei vom einzelnen auf Dauer ebensowenig auszuhalten,


Die Glockenhosen sind auch zurückgekommen

AK-Zentrale. Rund 45 Millionen Euro kostet der Neubau in der Herzogenburgerstraße. Auf ca. 20.000 qm werden 300 Bedienstete ihren Dienst versehen.

wie perverse Auswüchse des Systems, „dass wir etwa einerseits Lebensmittel weghauen, während anderswo Leute verhungern – das macht uns auf Sicht seelisch kaputt!“ Letztlich, so Haneder, werde wieder Vernunft einkehren. Einen wichtigen Angelpunkt dafür sieht er in einer dementsprechenden Managementausbildung, „in der ein neues Denken Fuß fassen muss, das die Werte wieder richtig einschätzt und den Menschen in den Vordergrund rückt.“ Ob er da nicht allzu idealistisch in die Zukunft blickt? Der Präsident schüttelt energisch den Kopf, wenn er auch einräumt „dass ich nicht weiß, ob ich das noch erlebe – aber kommen tut es bestimmt, da bin ich mir sicher!“ Schattenregierung? Interessensvertretungen wie die Arbeiterkammer spielen und spielten auf diesem Weg schon immer eine wichtige Rolle. Aus diesem Aspekt erach-

tet Haneder auch die gesetzliche Verankerung der Interessensvertretungen sowie die Pflichtmitgliedschaft selbst in Zeiten zunehmender Selbstbestimmung nicht als Anachronismus, sondern „für unbedingt notwendig! Es gibt ja immer Tendenzen von manchen Seiten, uns abzuschaffen – aber wir sind enorm wichtig für unsere Mitglieder, egal ob‘s um Steuer- und Arbeitsrecht, Konsumentenschutz oder Kollektivvertrags-Verhandlungen geht.“ Die Arbeiterkammer als Serviceeinrichtung genieße bei den Mitgliedern „sowieso höchstes Ansehen, von daher mache ich mir keine Sorgen“, zudem ist Haneder überzeugt, „dass ohne Arbeiterkammer und ÖGB die Situation trist ausschauen würde! Heute müssen wir ja immer öfter auf die Straße gehen, damit wir ernstgenommen werden“, meint er, und es klingt eher pragmatisch, denn aggressiv. Umgekehrt stellt sich dann freilich die Frage, warum

Österreich gerade im Hinblick auf die wenigen Streiks vielen noch immer als die legendäre „Insel der Seligen“ gilt, was ja zu einem Gutteil dem System der Sozialpartnerschaft geschuldet scheint. Hat dieses Brüche bekommen? „Nein, die Sozialpartnerschaft funktioniert nach wie vor sehr gut. „Sonja Zwazl [Präsidentin NÖ Wirtschaftskammer, Anm.] und ich sind zwar keine Bussi-Freunde, wir verstehen uns aber sehr gut und haben in Niederösterreich eine gelebte Sozialpartnerschaft“, zollt er seiner Kollegin Lob. Und auch wenn es bisweilen harte Verhandlungen gäbe, „so läuft das immer ohne Beleidigungen ab und man kann sich nachher in die Augen schauen.“ Dass die Krise 2008 in Österreich nicht so durchschlagend negativ ausgefallen sei wie anderswo, sei nicht zuletzt auch Mitverdienst der Sozialpartner gewesen. Der damalige Fokus auf Erhaltung der Kaufkraft habe in der nach wie vor anMFG 03.13

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gespannten Wirtschaftssituation nichts an Gültigkeit verloren. „Unser primäres Ziel muss hohe Beschäftigung sein, wobei ich von vollwertigen Arbeitsplätzen spreche, nicht geringfügigen! Nur dies sichert das Sozialsystem ab und gewährleistet zugleich den Erhalt der Kaufkraft!“ Dass der Einfluss der Sozialpartner zu groß sein könnte, deren gesetzliche Verankerung sowie intransparente vorparlamentarische Absprachen manchen von einer „Schattenregierung“ sprechen lassen, weist der Präsident kategorisch zurück: „Wir können ja nichts beschließen, wie sollen wir also eine Schattenregierung sein? Wir machen aber Vorschläge, und die Regierenden tun gut daran, diese Ernst zu nehmen, weil wir ja bei den Leuten draußen sind, sie direkt vertreten. Wir setzen das um, womit wir beauftragt werden!“ Nachsatz: „Und wir fordern nichts Unmögliches.“ Go West Nichts Unmögliches, aber von den Betroffenen nicht gerade mit Euphorie Quittiertes, fordert die Arbeiterkammer Niederöstereich nunmehr selbst von ihren Mitarbeitern: Den Umzug der Niederösterreich-Zentrale von Wien nach St. Pölten. Warum dieser überhaupt solange gedauert hat – seit der Hauptstadterhebung sind fast 27 Jahre vergangen – düfte am mangelnden ehrlichen Willen in der Vergangenheit gelegen sein. „Als ich 2009 Präsident wurde, bin ich die Übersiedlung sofort aktiv angegangen, weil es ist doch gar keine Frage, dass die Vertretung für das Bundesland in die Hauptstadt gehört!“ Haneder bat die Stadt um Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück, mit dem ehemaligen Schlachthofareal fand man schließlich „die ideale Lösung!“ Dies gilt auch für die am Areal situierten Jugendinstitutionen Steppenwolf und frei.raum. Sie werden von der AK kurzerhand komplett neu errichtet. „Unter Einbindung der Jugendlichen und Verantwortlichen der Einrichtungen selbst“, wie Haneder betont. Noch heuer werden beide Institutionen eröffnet, die AK selbst soll 34

Die Glockenhosen sind auch zurückgekommen

Aus alt mach neu. Die am Areal befindlichen Jugendinstitutionen frei.raum und Steppenwolf werden komplett neu gebaut und sollen noch heuer eröffnet werden.

2016 folgen, „wenn alles so glatt läuft wie bisher.“ Diesbezüglich streut Haneder den Behörden Rosen. „Das war wirklich ganz große Klasse bisher! Die Baubewilligung hatten wir in nur 148 Tagen – und der Bau ist ja keine Kleinigkeit.“ Mitnichten. Tatsächlich wird die AK-Zentrale, und in ihr integriert auch der ÖGB NÖ, das AMZ, das BFI oder die NÖ Gewerkschaft Bau und Holz, 20.000 qm Geschossfläche aufweisen. Im Übrigen mit Pufferzonen und Ausbaumöglichkeiten „falls sich später noch andere schlüssige Institutionen ansiedeln möchten.“ Über 300 Mitarbeiter werden in der neuen Zentrale ihren Dienst versehen, insgesamt kostet der Bau 45 Millionen Euro, „wobei uns wichtig ist, dass regionale Firmen zum Zug kommen und selbstverständlich solche, die hohe Gesundheits- und Sicherheitsstandards erfüllen“, wie in der Ausschreibung festgeschrieben. „Es wäre ja Wahnsinn, wenn gerade wir nicht darauf Wert legen!“, schmunzelt Haneder. Wert legt er auch auf die Einbindung der Mitarbeiter. „Sie können sich vorstellen, wie die reagiert haben, als ich ihnen den Umzug mitgeteilt habe.“ Eher mit Raunen, „was ja verständlich ist, weil es eine Änderung des bisher Gewohnten darstellt“, signalisiert der Präsident Verständnis, zugleich stellt

er aber klar, „dass ein halbstündiger Anfahrtsweg zum Arbeitsplatz möglich sein muss.“ Damit die Mitarbeiter „ihre“ neue Zentrale von Beginn an, wenn schon nicht lieben, so doch akzeptieren, versucht Haneder sie von Anfang an miteinzubinden „zum Teil bis hin zur Bürogestaltung – es sind ja ihre Arbeitsplätze.“ Außerdem – was einen internen Moderniniserungschub der AK bedeutet – werde man auch neue Arbeitsmodelle, wie z. B. Homeoffice, forcieren. „Ich möchte zudem, wenn dann schon mehr sichtbar ist, die Mitarbeiter auf eine Exkursion hierher mitnehmen, damit sie wissen, wo sie einmal arbeiten werden.“ Letztlich bemühe man sich – und hier schlüpft Haneder in die „andere“ Rolle, nämlich jene des Arbeitgebers – den Mitarbeitern entgegenzukommen. Diesbezüglich gäbe es auch Druck vom Zentralbetriebsrat „der ein super Betriebsrat ist“, wie Haneder schmunzelt. „Der hat schon seine konkreten Forderungen, setzt sich ein, und erreicht auch viel – auch wenn er nicht alles gewinnen wird.“ Wie das halt so ist zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Letztlich läuft alles auf einen Kompromiss hinaus, mit dem – im Idealfall – alle gut leben können. Die Arbeiterkammer stellt diesbezüglich keine Ausnahme dar.


Text: Michael Müllner | Fotos: Ingo Pertramer

Wir Staatskünstler

Als „Wir Staatskünstler“ liefern die Spaßvögel Thomas Maurer, Robert Palfrader und Florian Scheuba Quotenhits im ORF und füllen Konzerthäuser. Doch mit einem Dreh im St. Pöltner Dom haben sie bei katholischen Fundis angeeckt. Ein klassisches Stück über die Freiheit der Kunst – und die Frage, wie angerührt Gläubige sein dürfen.

A

ls das Trio im Rahmen ihrer Fernseh-Satire „Wir Staatskünstler“ einen Beitrag aus St. Pölten zuspielt, lachen in den Gebührenzahlerhaushalten viele laut auf. Die Satire zeigt drei vermummte Gestalten im St. Pöltner Dom. In Anlehnung an „Pussy Riot“ tragen sie ein „Punkgebet“ vor, beten die Himmelsmutter an und spielen mit dem – natürlich rein theoretischen – Gedanken, dass man im heiligen Land Niederösterreich ja eigentlich auch jemand anderen wählen könnte, als „den Pröll, den Erwinvater.“ Sinn macht diese Nummer erst recht, wenn man den Vorspann kennt. Darin wurde gezeigt, wie junge Frauen der Punkband „Pussy Riot“ in der „Christ-Erlöser“-Kathedrale in Moskau ihr „Punkgebet“ vortragen – um gegen Putin und die enge Verknüpfung zwischen seiner Politik und der russisch-orthodoxen Kirche zu protestieren. Doch zurück nach St. Pölten, wo BZÖ-Europaparlamentarier Ewald Stadler nach der Ausstrahlung des Beitrages die drei Künstler anzeigte – wegen „Kirchenschändung.“ Florian Scheuba bestätigt MFG, dass diese Anzeige Ende Februar eingestellt wurde: „Laut Staatsanwaltschaft Wien lag kein objektiver Tatbestand vor – was eigentlich jedem klar sein sollte, der das Video gesehen hat.“ Doch auch in der Diözese St. Pölten hatte der Dreh für Irritation gesorgt, wie Eduard Habsburg, bischöflicher Medienreferent, bestätigt: „Es gab im Vorfeld keine Anfrage für eine Drehgenehmigung. Als wir die Ausstrahlung sahen, waren wir irritiert. Die ersten Videosequenzen zeigen die Darsteller beim Beten, dem Anrufen der Himmelsmutter. Wir Katholiken sind bei der Jungfrau Maria empfindlich, so gesehen verstehe ich, wenn sich Gläubige verletzt fühlen.“

„Wenn sich ein gläubiger Mensch von diesem Beitrag beleidigt fühlt, dann hat er die Nummer nicht verstanden. Natürlich wollten wir nicht die Religion, sondern die Politik und ihre Allmacht verarschen“, kontert Scheuba. Jedoch hatte die Produktionsfirma tatsächlich keine Drehgenehmigung eingeholt: „Wir waren in St. Pölten und hatten spontan die Idee für diese Nummer. Als wir im

Dom gesehen haben, dass wir hier keine Anwesenden stören würden, haben wir rasch gedreht. Die Spontaneität ist Teil des Formats, der Überraschungseffekt ist uns wichtig.“ Mit dem Argument, dass zu bestrafen sei, wer regliöse Gefühle verletzt, schickte zuletzt die Putin-Justiz zwei junge Frauen von „Pussy Riot“ für zwei Jahre ins Arbeitslager. Unfeine Gesellschaft für Gläubige, oder? MFG 03.13

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MFG URBAN

Kleine Kinder

Althea Müller

Foto: gpalmer/Fotolia.com

Wir sind ja nun als Erwachsene nichts anderes als kleine Kinder in größeren Körpern. (Ähnlich dem Faktum, dass Katzen ja eigentlich winzige Menschen in buntem Pelz sind. Aber das ist eine andere Geschichte.) Ob wir uns selbst im Studium oder Auto beobachten, während einer Präsentation, im Job, beim Wintersale oder ziellosen Rumschlendern auf dunklen Pfaden – im Endeffekt geht es auch mit 30 noch um das, was uns schon mit drei beschäftigt hat: Die war gemein zu mir und deshalb weine ich, aber nachdem sie mir ihre Springschnur geborgt hat, ist sie doch okay. Der mag mich nicht und kommt sich gut vor, aber ich lade ihn trotzdem zur Geburtstagsparty ein. Die mit den teureren Sandkuchenformen schließen mich aus und ich fühle mich unterlegen. Und wenn ich ihn frage, ob er am Wandertag neben mir gehen will, sind die andren dann beleidigt? Kann ich auch zu dritt in der Reihe gehen? Warum erlaubt das die Frau Lehrer nicht? Mist verdammter. Und fluchen tut man nicht. So passt auch das Gespräch gut, das ich belausche zwischen einem Musikbusinessler und einer früheren Kindergärtnerin, die nun Medien studiert und meines Erachtens eine der gescheitesten und angenehmsten Frauen der Welt ist. Sie: „Ich komme nie ins Strudeln, vielleicht wegen meiner Zeit im Kindergarten.“ Er: „Glaub ich dir – in Wirklichkeit ist selbst die Chefetage eines Großunternehmens ja auch nix andres als ein Kindergarten.“ Und ich denke: Danke für die klugen Menschen in meiner, äh, Hood. Und danke, dass wir alle kleine Kinder bleiben. Die sind sowieso viel lieber als alles in dem konditionierten Schwachsinn, das sich stolz erwachsen nennt.

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Tanzparkett: Der Seniorenball im Stermann-Grissemann’schen Kakao Herr Hermes stattete dem Seniorenball einen Besuch ab und nahm die Veranstaltung in seiner Rubrik „Die unteren 10.000“ auf die Schaufel. Was die einen als köstliche Persiflage empfanden, regte andere als Verunglimpfung der älteren Mitmenschen gehörig auf. Möge sich jeder seine eigene Meinung bilden.

Politkabarett: Wahlkampf mit allen Mitteln

Der Trend im heurigen politischen Wahlkampf als klarer Gegenpol zur spirituellen Bewegung von GemeinsamStatt-Gegeneinander: Aufgegriffen von uns, kommentiert von euch. Passender Post: „Tief, tiefer, Wahlkampf“

Thank you for the comments!

Seit einigen Monaten beleben wir augenscheinlich unseren Facebook-Auftritt. Weil: Vier Printausgaben jährlich sind uns zu wenig. Wir wollen lieber laufend mit euch verbunden sein. Danke für eure zahlreichen Comments und auf ganz viel weiteres MFG Web 2.0 jetzt und in Zukunft. Aa net schlecht: Wir wollen die Koll-Schnitzelsemmel zurück Das ex Kultlokal „Koll“ ist neu eröffnet worden – und dass „Neulinger’s Kultig“ via Facebook die Nachfrage nach der traditionellen Schnitzelsemmel aufgreift, gefällt auch uns!

Fragezeichen: Nummerntafelrätselrallye

Ein wahrer Hype von Fotopostings mehr oder weniger witziger Nummerntafeln aus STP-Umgebung ging los mit der ominösen Warum?-Tafel, die wir im Winter aufschnappten und gleich mal teilen mussten. Eine Antwort auf die allumfassende Frage haben wir bis heute nicht gefunden.


SHORTCUT KULTUR

Versteckspiel

Thomas Fröhlich

Medeamorphosen Es ist eine der schlimmsten Tragödien – Medea, die aus Liebe zu Jason nicht nur zur Mörderin an Vater und Bruder wird, sondern schließlich zur Mörderin an den eigenen Kindern. „Wenn Mythen Geschichten sind, die

nie stattgefunden haben und dennoch wahr sind, dann kann man an den zahlreichen Medeamorphosen sehen, wie sehr jede Zeit ihre Wahrheit darin findet“, schwärmt Philipp Hauß über die Zeitlosigkeit des Stückes. Er wird am Landestheater „Mamma Medea“ von Tom Lanoye inszenieren, wobei ihn vor allem das Vergehen der Liebe interessiert. „Wie kommt ein Mensch mit der Kränkung zurecht, dass der Geliebte ihn verlässt, verschmäht?“ An Lanoyes Drama wiederum fasziniert ihn, „dass es in Denken und Sprache zwischen der Antike und 2013 hin und herspringt.“ Medea und Jason sind bei ihm sowohl Gestalten größer als der Mensch, zugleich menschlich-heutig. Premiere: 16. März.

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Foto: Fineas/Fotolia.com, Jasmyna Haddat, zVg

Kunstfeindlich?

Es war eine der aufgelegten Aufregungen des Wahlkampfes – die starke Künstlerpräsenz im überparteilichen Unterstützungskomitee des Landeshauptmannes. Da ergriffen Persönlichkeiten wie Deix, Nitsch, Buchbinder, Mitterer, Ott, Wurm uvm. offen Partei für Pröll, damit aber aufgrund des Wahlrechtes in NÖ, das die Stimme der Person automatisch der Partei zuordnet, auch – ob nun bewusst oder unbewusst – direkt für die ÖVP. Dass dies Kritik hervorruft, durften die Unterstützer, die sich ob der Angriffe ihrerseits über „Kunstfeindlichkeit“ mokierten, nicht verwundern. Während derlei Parteinahme bei Wirtschaftstreibenden nicht weiter aufregt, weil das Prinzip „Geben-Nehmen“ ein implizites des Wirtschaftslebens ist, so kollidiert es im Falle der Künstler mit dem – oft selbst postulierten – Ideal der Freiheit und Unbestechlickeit der Kunst. Aus Sicht der genannten Künstler ist das Engagement freilich nicht unlogisch. Da sie die Kulturförderung des Landes direkt am eigenen Leibe verspüren, wie sollten sie diese als negativ empfinden bzw. nicht umgekehrt als richtig? Ob dies ein offenes Bekenntnis zu Wahlzeiten rechtfertigt, muss jeder für selbst entscheiden – mit den erwartbaren Reaktionen muss man aber auch leben.

Kennen Sie „Hidden Town“? Nein, es handelt sich dabei nicht um eine neue TV-Mystery-Serie, sondern um ein Kunstprojekt des Linzer Fotografen Gregor Graf. Er fotografiert städtische Straßenzüge und retuschiert danach sämtliche Plakate, Logos etc. heraus – also alles, was NICHT ursächlich Architektur ist. Und siehe da: Fassaden zeigen plötzlich wieder ihr ursprüngliches Gesicht (das englische „face“ bzw. das lateinische „facies“ lassen grüßen). Vorschlag: Probieren Sie doch diese Retuschen einmal als Gedankenexperiment, wenn Sie durch St. Pöltens Straßen gehen. Und denken Sie sich die zu 99 Prozent verhunzte Auslagengestaltung der Innenstadt (später Ostblock, rostige Phase) auch gleich weg. Sie werden sich wundern, wie sich gleichsam die Lesbarkeit der Stadt ändert. Und das, was da geschrieben steht, erzählt vielleicht eine andere Geschichte als Ihnen etwa das in Permanenz armleuchtende MegaM eines übergewichtigen Clowns oder der Stuhlgang ins Stadtbild geklotzter Riesensessel weismachen wollen. Denn mit einer Penetranz, die nordkoreanische Diktatoren vor Neid erblassen lassen tät‘, verschandelt die Großmannssucht kleingeistiger Werbestrategen (und deren Auftraggeber) derzeit den öffentlichen Raum nahezu jeder Stadt auf diesem Planeten in ein mit visuellem Abfall zugemülltes, Tag und Nacht blinklichterndes Entenhausen. Von den Vororten red‘ ich gar nicht – hier regiert seit Jahren schon ausschließlich standardisierte Hässlichkeit urbi et orbi. Also: Trauen Sie sich, wenigstens in Gedanken die „versteckte Stadt“ zu betreten. Und machen Sie sich auf Überraschungen gefasst.

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MFG KULTUR

Von der Sucht Theater spielen zu müssen Etwas Bleibendes, mit Wert, vor allem künstlerischem – das wollte vor mittlerweile 30 Jahren eine Gruppe blutjunger, aber nicht minder theaterbesessener Jugendlicher rund um einen ebenso bühneninfizierten Gymnasialprofessor schaffen. Das Erstaunliche dabei, dieser damals leicht blauäugig naive Kunstwille positionierte Theater Perpetuum im Laufe der Jahrzehnte zu einem unverrückbaren Monolith in der St. Pöltner Kulturszene und sorgt jährlich für spannende und qualitativ vortreffliche Produktionen.

I

m Herbst 1983 stand die kulturelle Sonne der damals noch nicht Hauptstadt, mit wenigen Ausnahmen, überwiegend tief – so ließ sie, frei nach Karl Kraus, auch vermeintlich kulturellen Zwergen abseits der wenigen „stadtlichen“ Kulturinstitutionen lange Schatten werfen. „Damals hat´s ja nix gegeben“, formuliert es Perpetuum-Gründungsmitglied Fritz Humer, „zwei Fernsehprogramme …“ Angesteckt von der Theaterleidenschaft ihres Deutsch- und Geschichteprofessors Bernhard Paumann, der am Gymnasium seinem Hang zum Theater durch das Installieren von Schulspielgruppen nachging, nahmen Schüler der Oberstufe und ehemalige Absolventen beim internationalen Jugendtheater­ festival in Bad Radkersburg teil. „Der Berger Joschi, der Buchmayer Max, der Gerhard Egger und ich haben beim Bernhard schon in der Schule gespielt, dann beim Bundesheer ist mir der Gedanke gekommen, ob wir

nicht bei dieser Aufführung mithelfen könnten“, so Humer. Die Aufführung von Franz Hohlers „Der Zwerg und der Riese“ wurde ein Erfolg. Das lose Theaterteam, u. a. auch mit Susi (Troll) 38

Steigenberger und Heidi ScheibelreiterLeppich, hatte Lunte gerochen. Auf zur Namensfindung „Im September haben wir uns in Bernhards Wohnung in der Josefstraße getroffen, um einen Namen für unser Theaterprojekt zu finden. Lauter Blödsinn ist dabei herausgekommen“, erinnert sich Humer. Professor Paumann seinerseits weiß von einer „b´soffenen G´schicht im damaligen Gasthaus Bierbrunnen in der Wiener Straße.“ Historische Unschärfe hin oder her, nach ausgiebiger Diskussions- und Ideenfindungsarbeit stand am Schluss der Name „Perpetuum“ fest. „Das hat sicher auch damit zu tun gehabt, weil wir auf längere Zeit kulturell etwas bewegen und miteinander arbeiten wollten“, sieht Paumann die Gründungsszenerie vor drei Jahrzehnten. „Ohne Bernhard wäre das nicht gegangen“, streut Humer seinem ehemaligen Professor historische Rosen. Enthusiastisch und hochmotiviert ging man an die erste Produktion „Totentanz“ von Alois Johannes Lippl heran. Als größte Schwierigkeit zeigte sich dabei das Fehlen geeigneter Bühnenräumlichkeiten. „Wir konnten zwar im Hippolythaus proben“, so Humer, „aber sonst mussten wir bei den Aufführungsorten improvisieren.“ Ein spielstättisches Vagabundieren war in den ersten Jahren angesagt, ein Theater in Bewegung – so wurde „Totentanz“ am 16. Dezember 1983 in der Kapelle des Alumnats St. Pölten gegeben. Immer wieder durfte man zwar aufs Hippolythaus zurückgreifen,

man spielte aber auch an wahnwitzigen Orten wie den Dobelhofteich in Baden, wo man in experimenteller und anarchistischer Art und Weise Homers „Odysee“ dramatisierte. Die FABRIK, zu dieser Zeit Österreichs größte Disco war ebenso Spielstätte wie das Theater im Museum, die Bühne im Hof, der Südpark, die ehemalige Synagoge, das Gasthaus Koll, das Kulturhaus Wagram, das einstige C2-Kino und die Passage im Zentrum der Stadt, so im Sommer 2009 ein sagenhaft gelungener „macbeth“ gespielt wurde. Großer Aufwand „Im Vergleich zu heute haben wir künstlerisch seinerzeit nicht so viel Aufwand betrieben“, weiß Humer um die unzähligen Stunden, die das Team

nun für eine Produktion zu leisten hat. Aber wir sind noch in den 80er-Jahren und es galt die Produktion „Marat/ Sade“ zu besetzen. „Da hab ich die Schulspielgruppe mit Perpetuum zusammengespannt. Von diesen wollten dann einige weiter dabei bleiben, das hat sich so auf unkomplizierte Weise ergeben“, spricht Paumann über die zweite Phase „perpetuümlicher“ Entwicklung – dabei tauchten Namen wie Georg Wandl, Daniela (Panfy) Wandl oder Martin Freudenthaler auf. „Die Jungen wollten auf Augenhöhe mit den Alten spielen, da gab es nach dem Marat eine kurze Krise. Aber durch die natürliche Auslese sind nur Leute übriggeblieben, die Amateurtheater mit Anspruch machen wollten“, blickt Fritz Humer, der mit den Wandls jetzt so etwas wie die Nährzelle von Perpetuum darstellt, zurück. „Literatur, quer durch, in eine eigenständige, moderne Form bringen, das war auch meine Intention. Aus


TEXT: Andreas Reichebner | Fotos: T. Gallhuber, M. Rzepa, CH. Kellner, C. Zawadil, Seltenheim

Stückografie 1983-2013 Totentanz (1983) • Kein Platz für Idioten (1984) • Ritter Unkenstein (1984) • Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Gruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade (1985) • Die Odysee (1986) • Die Ballade vom großen Makabren (1986) • Das Wunder von Wien (1987) • Die Fliegen (1987) • Der Rest ist Schweigen (1988) • Rip van Winkle (1988) • Das Lied vom Soldaten (1989) • Die Kurve • Das Möbel + der Schalter (1989) • Bernarda Albas Haus (1989) • Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter (1990) • Liebungen (1990) • Mit der Faust ins offene Messer (1990) • SommerNacht-Traum (1991) • Michelangelos Känguruh (1991) • Frankenstein (1992) • Mitsommernachts-Sexkomödie (1993) • Aus dem Leben Hödlmosers (1994) • Kneiernzuck (1995) • Herz und Leber, Hund und Schwein (1996) • Fremde Federn. Lauter Lieder (1997) • Der Spitzel (1998) • Einen für unterwegs (1998) • Nach Moskau! B Mockby (1999)• The Black Rider (2000) • Kunst (2001) • Atemnot (2002) • Pogrom. Der Wirtschaftsthriller (2002) • Der Messias (2003) • Der Kontrabass (2004) • Dreck (2004) • In the kitchen (2004) • Hotel zu den zwei Welten (2005) • Frohes Fest (2005) • Elling (2006) • Jacobowsky und der Oberst (2006) • Der Beweis (2007) • Der Kuss der Spinnenfrau (2008) • In Memoriam George Tabori (2008) • Macbeth. Hexenfluchmörderwahn. Shakespearematerial (2009) • Perpetuum liest Weihnachten (2009) • Wir spielen ja hier keine Blockbuster (2010) • Worte.Stimmen. Das 20. Jahrhundert in Gedichten (2011) • Die Nervensäge (2012) • Sherlock Holmes und das Geheimnis des Illusionisten (2013).

diesem gemeinsamen Wunsch hat sich in der Gruppe eine tiefe Freundschaft ergeben“, so Paumann. Da waren Unstimmigkeiten, wie sie sich nach der Eigenproduktion „Frankenstein“, einem körperorientierten, experimentellen Bewegungstheater, einschlichen, nur von kurzer Dauer. Paumann legte danach die hauptsächlich von ihm geleistete Regiearbeit zurück, läutete damit aber nach zehn Jahren eine entscheidende Phase in der künstlerischen Evolution der St. Pöltner Amateurtheatergruppe ein. Von nun an führten die Ensemblemitglieder abwechselnd selbst Regie. „Aber als

Schauspieler wollte ich natürlich unbedingt dabei bleiben“, so Paumann, der Theaterspielen als „alten Sehnsuchts­ traum“ definiert. Verbindendes Element Als verbindendes Element bei Theater Perpetuum etablierte sich eindeutig die Lust am Schauspiel. „Theater kann ich aus meinem Leben nicht streichen, das Spielen nicht missen“, spricht Humer, der im Alltag einen sehr zeitverschlingenden Job ausübt, auch für seine Theaterfreunde. „Ich bin kein Kabarettist, bevorzuge das Sprechtheater und das ist im Normalfall keine Einzel-

geschichte, eher ein Konflikt zwischen handelnden Personen, und die habe ich hier gefunden.“ Auch wenn man sich über die Jahrzehnte unterschiedlich entwickelt, längst vom früheren gemeinsamen Urlaub Abstand genommen hat, „brauchen wir uns. Georg und ich etwa sind öfters unterschiedlicher Auffassung, aber als Künstler reiben wir uns positiv.“ Ohne Quotendruck zu agieren, findet Wandl „als einen Luxus. Theater Perpetuum bedeutet für mich, dass ich ohne Kompromisse das spielen kann, was ich gern am Theater machen will. Das hält auch unser Team zusamMFG 03.13

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MFG KULTUR

der Stadt St. Pölten mit dem ehemaligen Forum-Kino eine ideale Spielstätte zu Verfügung gestellt bekam. „Es ist zwar immer noch mehr oder weniger provisorisch, aber wir sind sehr froh, die Räumlichkeiten hier bespielen zu können“, so Humer und Wandl. Wie läuft das typische Prozedere einer Perpetuum-Produktion ab? „Nach einem abgespielten Stück kommt einmal die Erschöpfungsruhe, dann kommt eine neue Stückidee. Wir setzen uns zusammen, es wird demokratisch diskutiert und abgestimmt, in der Regel das Stück auch angenommen. Ein Regisseur wird bestimmt, trägt die künstlerische Produktion, da ist es dann vorbei mit der Demokratie. Thomas

men. Wir müssen uns nicht verkaufen. Eigentlich ist es ja ein Hobby unter Beteiligung der Öffentlichkeit. Wenn dann noch Leute kommen und dafür bezahlen, ist das sehr schön.“ Über die Jahre stießen immer wieder theaterinteressierte Leute dazu. „Bernhard hat daneben experimentelle Geschichten gemacht, von diesen Gruppen sind immer wieder Jüngere, wie Alex Donhofer, Raffaela Ofner oder Matthias Buchinger zu uns gekommen. Viele, die einfach gern spielen, sind zu uns gestoßen, haben uns gefragt, so wie der Huber Heimo, die Denk Susi, Daniela Freudenthaler oder der Alex Kuchar, ob sie Rollen übernehmen können. Wenn passende Rollen da sind, gibt es das jetzt noch“, erklärt Humer. Sicher ein gewichtiger Grund, warum aus einer Schülergruppe über die Jahre eine aus dem St. Pöltner Kulturgeschehen kaum wegzudenkende und vor allem Bestand habende Kunstinstitution geworden ist. 46 Produktionen mit rund 350 Vorstellungen in St. Pölten und Umgebung, 40

Gastspiele in ganz Österreich und in Deutschland zeugen davon. Ständig Qualität gesteigert „Wir haben dabei ständig unser Qualitätslevel erhöht, ein wichtiger Cut für die Gruppe war dabei The Black Rider, eine äußerst aufwändige Produktion, wahnsinnig teuer, für uns eine enorme mentale Belastung. Theater Perpetuum hat als erste freie Gruppe die Aufführungsrechte aus New York erhalten“, schildert Humer, der sich im Frühjahr 2000 oft mit dem gesamten Team die Frage stellte: „Wie soll das gehen?“ Aber es ging – die Geschichte von Robert Wilson, Tom Waits und William S. Burroughs wurde ein großer Erfolg. Danach war nichts mehr wie vorher. „Nie wieder wollten wir zurück auf ein niedrigeres Level, alles sollte ab da besser werden. Zugegeben, es ist uns nicht immer geglückt, aber wir haben unser Niveau entschieden angehoben.“ Dieses vortreffliche Niveau führte 2002 schließlich dazu, dass Theater Perpetuum von der Kulturverwaltung

Gallhuber kümmert sich in Absprache mit dem Regisseur um das Bühnenbild und die technische Ausstattung, die administrativen Aufgaben werden auf die Gruppe aufgeteilt, Kostüme, Kleinkram, Buchhaltung, Förderansuchen, Presse usw.“ Dabei erwischt es meist die üblichen Verdächtigen. Nach dem Stück hört die Diktatur wieder auf und es beginnt alles von vorne.“ An einer Theaterproduktion hängen 2000 von ca. 15 Leuten geleistete Personenstunden dran, 30 Proben werden abgehalten und gespielt wird für Gottes Lohn. „Es gibt kein Geld, daher gibt es auch keinen Streit“, für Humer ein weiteres Element für die Dauerhaftigkeit des Theaterprojektes. Als freie Gruppe definiert Abseits des Begriffes Laientheater, „da stellt es mir die Haare auf, die Landjugend macht einen Schwank, der Lehrer, der Wirt und der Pfarrer auf der Bühne …“ ist auch die Bezeichnung Amateurtheater für Perpetuum nicht annähernd ausreichend, da passt freie Gruppe


Von der Sucht Theater spielen zu müssen

schon eher. „Freie Gruppe ist ein ehrenhafter Ausdruck, aber wir können mit Amateurtheater auch leben“, gibt sich Fritz Humer bescheiden. Von der professionellen Kulturszene wird man sehr wenig oder gar nicht wahrgenommen. „Natürlich würden wir uns freuen, wenn wir da mehr Aufmerksamkeit erhalten würden – der ehemalige Intendant des Festspielhauses Michael Birkmeyer hat einmal ein Stück zur Hälfte gesehen, die frühere Landestheaterchefin Isabella Suppanz zwei. Aber geärgert hat mich das vor 20 Jahren, jetzt sind mir die Reaktionen des Publikums, und wir haben ein denkendes und reflektierendes, wichtiger!“ Mit über 1000 Zu-

schauern Jahr für Jahr hat man in St. Pölten großen Stellenwert erlangt. Premieren sind in Windeseile ausverkauft. „Wir hätten damals als 18-, 19-Jährige nie zu hoffen gewagt, dass wir 30 Jahre später so großen Beifall erleben würden und noch gemeinsam Theater auf dieser Qualitätsstufe spielen. Was uns nach so vielen Jahren noch zusammenhält, ist, dass wir uns immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Theater Perpetuum hat Eigenproduktionen, deutschsprachige Erstaufführungen und Uraufführungen gemacht, unsere neueste Produktion, der Mystery Thriller ,Sherlock Holmes und das Geheimnis des Illusionisten‘ ist ein Stück, das von Thomas Fröhlich extra

für uns geschrieben wurde, erstmals auch mit externer Regie. Was können wir für uns noch anders machen? Der Anspruch immer besser zu werden, geht irgendwann nicht mehr.“ Nur reproduzieren, was ohnehin läuft, möchte Georg Wandl aber nicht. „Ich bin unruhig, wenn wir uns pro Stück nicht wenigstens in einem Aspekt weiterentwickeln. Auf die sichere Variante zu greifen, ist nichts für mich.“ Und so wird Perpetuum weiter seinen grandiosen Weg gehen. Wie sagt Paumann so trefflich über die Befindlichkeit bei jeder neuen Premiere: „Zittern musst wie ein „Lampeschwaf“, dann der Applaus und die Sucht fängt wieder von Neuem an.“

30 Jahre Perpetuum Theater Perpetuum spielt„Sherlock Holmes und das Geheimnis des Illusionisten“ – ein Kriminalstück in drei Akten von Thomas Fröhlich. Zu sehen bis 23. März 2013, jeweils am Freitag und Samstag, 20:00 Uhr, ehemaliges Forumkino, Kranzbichlerstraße 18, 3100 St. Pölten. Zum 30-jährigen Jubiläum ist ein Theater Perpetuum Buch erschienen. www.perpetuum.at

www.landestheater.net T 02742 90 80 60-600 Österreichische Erstaufführung

von Tom Lanoye

Mamma

Medea

MIT Franziska Hackl, Sven Philipp, Moritz Vierboom als Gäste im Ensemble ab 16.3.2013 REGIE Philipp Hauß

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MFG KULTUR

Der Freche mit der geilen Stimm‘

40 Jahre dominierte der selbsternannte Rockpapst Gotthard Rieger Radiosender in Deutschland und Österreich, bevor er sich letztes Jahr in die wohlverdiente Pension verabschiedete. Bei besonderen Events macht er schon mal Pause vom Ruhestand: Im April lässt er „GRs Rockshow“ nocheinmal im St. Pöltner Warehouse aufleben.

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r stammt aus einer Zeit, in der Rockmusik noch neu war und Radio Revolution sein konnte. Deshalb weiß Gotthard Rieger auch, wovon er spricht, wenn er die heutige Radioszene in Österreich eher kritisch betrachtet: „Ein Sender kopiert den anderen: Heute gibt es im Radio nur noch die schnelle Berieselung. Sie sind zu reinen Hitsendern avanciert. Der Computer steht über dem Moderator und schlägt immer das gleiche ‚Klumpat‘ vor.“ Harte Worte findet Rieger auch für seinen früheren Arbeitgeber: „Ö3 erfüllt schon lange seinen Auftrag nicht mehr.“ Ständige Wiederholungen, fehlende Überleitungen und austauschbare Moderatoren spiegeln nicht die Radiozeit wider, die er mitgeprägt hat. Dafür, dass sich Rieger kein Blatt vor den Mund nimmt, war er immer bekannt, von der Chefetage gefürchtet und von den Fans geliebt. „‘Goschert‘ war ich schon immer. Das hat mir einen Ruf eingebracht und einen Wiedererkennungswert. Wenn ich einen ‚Grant‘ hatte, dann haben das die Zuhörer auch gemerkt“, ist er heute noch stolz auf seine Radiopersona. Dass dem gebürtigen Salzburger das nicht nur Freunde eingebracht hat, ist klar. „Der [Ernst] Grissemann hat regelmäßig getobt“, erinnert er sich an

ALTE BEKANNTE. Gotthard Rieger war mit vielen Stars auf DU und DU.

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„Heute gibt es im Radio nur noch die schnelle Berieselung.“

die vielen Klagedrohungen, die zum Glück immer gut ausgingen. „Den größten Fehler, der übrigens heute laufend passiert, macht man, wenn man nicht zulässt, dass sich die Leute entfalten können. Es braucht Persönlichkeiten und Differenzierungen“, weiß die Radio-Legende. „Es ist die große Kunst eines Moderators, Geschichten in kurzer Zeit erzählen zu können, nie zu viel zu verraten und trotzdem durch gezielte Gags zum Nachdenken anzuregen. Dann bleibt bei den Zuhörern etwas haften.“ Begonnen hat die Liebe zur Musik schon früh. Als Sohn eines Offiziers hat er Respekt gelernt, aber auch das Anlegen mit Autoritätspersonen. Mit 14 Jahren stand er bereits mit Hansi Kreuzmayr – der später als Waterloo Erfolge feierte – in Linz auf der Bühne. Nach seiner Ausbildung zum Buch-, Kunst- und Musikalienhändler hat es ihn nach Deutschland verschlagen,

wo er bald als DJ in der größten Disco Frankfurts Bekanntheitsgrad erlangte. Dort wurde er vom Hoteldirektor des „Savoy“ mit der Verdreifachung des Gehalts („Da haben meine Eltern geschaut, als ich mit meinem Jaguar E auf Besuch gekommen bin“) und dem Versprechen von jeder Menge Stewardessen abgeworben, wo er sich als österreichischer „Gschichtldrucker“ einen Namen machte. Eines Abends bekam er dann von einem „2-MeterHenker“, der „fett wie ein Radierer“ war, eine Visitenkarte in die Hand gedrückt. Darauf stand der Name eines gewissen Hans Werres, seines Zeichens Gründer des Senders Hessen3. „Meine erste Sendung bei Hessen war fürchterlich. Ich hab beim Wetter nur gestottert, mich dann aber mit einem Schmäh retten können“, gesteht Rieger. „Das Radio war damals Ende der 60er, Anfang der 70er großartig für einen Musikbegeisterten wie mich.


TEXT: MARION PFEFFER | Fotos: SIMON HÖLLERSCHMID, ZVG

Es ist gerade die Rockmusik aufgekommen, richtiger Soul und tanzbarer Blues“, schwärmt er. Das wollte er mit in seine Heimat zurückbringen. „Ernst Grissemann hat mir dann eine Chance bei Ö3 gegeben. Mein Kapital war die Erfahrung aus Deutschland und die vielen internationalen Kontakte zu Künstlern, die ich dort getroffen habe“, beschreibt der Entdecker Bilgeris seine Anfänge in Österreich. Leicht war es für den „Goscherten“ allerdings nicht. 10 Jahre hat er einen Existenzkampf geführt, in denen seine Rocksendung abgedreht werden sollte und er blockiert wurde. Trotzdem traf er alle Rockgrößen der Zeit und flog für Ö3 durch die Weltgeschichte. Daraus sind langjährige Freundschaften mit Joe Cocker oder Iron Maiden entstanden. Als dann ein gewisser Herr sich von Ö3 verabschiedet hat, hat er seine Chance bekommen: „Endlich hab ich den Wecker bekommen! Die Morgensendung ist für jedes Radio die wichtigste Show. Wenn du dort bist, hast du es geschafft.“ Und so kam es auch: „Damals war die Fernsehshow Dallas echt groß. Alle sprachen von JR. Da hat meine Frau mich auf den Spitznamen ,GR‘ gebracht. Als ich mich beim Wecker das erste Mal damit vorgestellt habe, habe ich gewusst: ‚Jetzt bist da, wo du hin willst‘. Vorher war ich der Freche mit der geilen Stimm‘ – danach hat jeder gewusst, wer das ist“, beschreibt Rieger den Moment, als ihm klar war, er gehört jetzt zur Radio-Oberliga. Sendungen wie „Hard Rock Café“ oder „Ö3 Magazin“ festigten seinen Bekanntheitsgrad. Seine Leidenschaft, Authentizität und Musik-Know-how brachten ihm sogar seine eigene TVShow ein: „Ich war der damalige Rockpapst, und Radio war ebenso eine Showbranche wie das Fernsehen. Eine eigene Rocksendung liegt da nahe.“ Und so ging Rieger 1987 das erste Mal mit „GRs Rockshow“ im ORF auf Sendung. „Wir haben echt gute Musik gespielt. Besonders wich-

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tig war es mir, gute Musikvideos zu bekommen. Das hat man so in Österreich vorher noch nicht gesehen. Außerdem wäre ich nicht ich, wenn nicht ein bissl Schmäh dazukommen soll. Ich hab im Planschbecken im Sommer moderiert, auf Sendung geraucht und getrunken und sogar einen Hechtsprung aus dem Fenster gemacht. Das wäre heute natürlich alles nicht mehr möglich. Nach zwei Jahren sind sie mir draufgekommen, was ich da eigentlich mache. Mein Budget haben sie dann der Barbara Stöckl gegeben“, zuckt er mit den Schultern. Ein stolzes Glitzern ist aber dennoch in seinen Augen zu erkennen, wenn er an seine TV-Zeit denkt. Das enfant terrible hat sich Anfang der 90er zu neuen Ufern aufgemacht und eines der ersten Privatradios, „Radio CD“, aufgebaut. Wegen des Radiomonopols wurde von Bratislava aus gesendet. „Zu der Zeit habe ich das erste Mal den langen Arm des ORF kennen gelernt. Keiner wollte uns z.B. Verkehrsmeldungen weiterleiten. Da habe ich einfach Radfahrer auf der A4 erfunden. Als die Polizei dann mit Blaulicht ausrückte, um den Radfahrer zu stoppen, hab ich halt durchgegeben, dass er die Autobahn bereits verlassen hat. Um solche Vorfälle zu vermeiden, haben sich die Polizei und die Automobilclubs dann doch überreden lassen, uns zu unterstützen“, zwinkert der Moderator. In den 90ern wagte er mehrere neue Karriereschritte. Er tourte mit den Bluesbreakers durch China, managte die Band NoBros und hatte Sendungen auf Antenne Steiermark, Antenne Wien und PL1, bevor es ihn wieder zum ORF zurück verschlug. „Dieter Dorner hat für mich eine Lanze gebrochen und mich zu Radio Niederösterreich geholt. Dort habe ich dann meine letzten 11 Jahre vor der Pension verbracht.“ Zwar auch dort nicht konfliktfrei – GR bleibt schließlich GR – aber doch sehr zufrieden. Trotz aller Kritik ist für Rieger eines

klar: „Niemand wird Ö3 und den ORF vom Thron stürzen können. Dafür ist das Informationsangebot zu gut und die Österreicher zu unflexibel – hier reflektiert man nicht auf Veränderungen“, prognostiziert der Branchenkenner. Heute schließt sich für den 66-Jährigen der Kreis. Der mittlerweile zweifach Geschiedene und doppelte Opa lebt – wie schon die letzten 20 Jahre – in einer ruhigen Ecke Pyhras und frönt seinen größten Leidenschaften: Modellbau, Flugzeuge

RÜCKZUG. Modellbau, Flugzeuge und Old-

timer zählen heute zu Riegers Leidenschaften.

und Oldtimer. Ganz nach dem Motto „Man kann den Mann aus dem Moderatorensessel nehmen, aber nicht den Moderator aus dem Mann“ gibt GR nochmal mit seiner Rockshow im Warehouse Vollgas. Dort präsentiert er gemeinsam mit den NÖN „sauguade“ Rockhits und außerdem Klaus Schuberts „Rockbunnies.“ „Die Mädels sind der absolute Hammer! Ich weiß noch nicht, wer kommen wird, aber gute Musik gibt’s in jedem Fall!“

„Als ich mich beim Wecker das erste Mal mit ‚GR‘ vorgestellt habe, habe ich gewusst: ‚Jetzt bist da, wo du hin willst.‘“ MFG 03.13

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2. Wenn Suchlauf fertig -> speichern! 3. Sender TIROL TV anwählen 4. P3tv schauen - täglich um 19:00 Uhr 5. Dienstag & Freitag neues Programm

Kabelnetz der Satellit täglich um 19:00 Uhr, auf und www.p3tv.at A1-TV

zu sehen im

Regionalfernsehen für den Zentralraum von NÖ

über über

Babenbergerstammbaum, 18. Jahrhundert, Stift Klosterneuburg © Michael Himml

1. Sendersuchlauf Ihres TV-Gerätes oder SAT-Receiver neu starten


Babenbergerstammbaum, 18. Jahrhundert, Stift Klosterneuburg Š Michael Himml Babenbergerstammbaum, 18. Jahrhundert, Stift Klosterneuburg Š Michael Himml

In Kooperation mit

HL. LEOPOLD

Mensch, Politiker, Landespatron

bis 26.1. 2014

www.landesmuseum.net


uns bereits aufgebaute Vermittlungsarbeit in St. Pölten und Umgebung weiterentwickeln“, so Joachim Schloemer, unter dessen künstlerischer Leitung das Kulturvermittlungsprogramm im Festspielhaus St. Pölten kontinuierlich ausgebaut worden ist. "alles bewegt" steht jedoch für weit mehr als nur körperliche Bewegung. Erklärtes Ziel ist es auch, den Teilnehmern bewusst zu machen, dass sie selbst eine Menge bewegen können. Die Idee des "Mikrokosmos der Gesellschaft" ist der Grundgedanke des Projekts. So wie die unterschiedlichen Menschen eine Gemeinschaft in den Communities eingehen, bilden die einzelnen Stücke in ihrer Gesamtheit am Schluss ein künstlerisches Ganzes.

In Bewegung

Eine der schönsten Formen, um in Bewegung zu bleiben, ist zweifellos, das Tanzbein zu schwingen. Das Festspielhaus öffnet seine Bühne nicht nur großen Künstlern in atemberaubenden Inszenierungen, sondern auch den Zuschauern, die unter dem klingenden Titel „alles bewegt“ zeigen, was in ihnen steckt.

E

ine Bühne ist ein Ort, der Menschen die Möglichkeit gibt, der Realität zu entfliehen und trotzdem zu begegnen, Kulturen zusammen zu führen und Horizonte zu öffnen. Diesen Auftrag nimmt das Festspielhaus St. Pölten sehr ernst und öffnet seine Türen auch zur Mitgestaltung dem Publikum. Die Kulturvermittlung hat bereits langjährige Tradition. So findet heuer unter dem einheitlichen Motto „alles bewegt“ ein CommunityDance-Projekt nach dem Vorbild von „Sum of Parts“ des Londoner Tanzhauses Sadler’s Wells statt, bei dem sich rund 140 Niederösterreicher im Alter zwischen 6 und 80 Jahren auf eine gemeinsame Aufführung vorbereiten. So sind sieben Communities entstanden, die sich aus Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Seniorinnen und Senioren unterschiedlicher Herkunft gebildet haben. „Die verschiedenen Communities haben die Möglichkeit, über ein Jahr mit renommierten österreichischen und internationalen Choreografinnen und Choreografen zu arbeiten. Wir wollen nachhaltige Prozesse starten und konsequent die von 46

Das abendfüllende Tanzstück ist auch Teil einer in Niederösterreich neuartigen und hochkarätigen Veranstaltung: So findet von 9. bis 12. Mai 2013 das erste Symposium Kulturvermittlung der NÖ Kulturwirtschaft unter dem Titel „social inclusion - participation – emotional intelligence“ statt, bei dem Kulturvermittler, Pädagogen, Studenten und Wissenschaftler, sowie Mitarbeiter von Kulturinstitutionen zusammenkommen können, um ihre Erfahrungen auszutauschen und neue Ansätze zur Kulturvermittlung zu beleuchten. Keynote Speaker wird der österreichische Genetiker Markus Hengstschläger sein, der unlängst mit seinem Buch „Die Durchschnittsfalle“ für Aufsehen sorgte.

Zurück zu den Wurzeln Abgesehen von den herausragenden Vorstößen in der Kulturvermittlung holt das Festspielhaus St. Pölten in den kommenden Monaten wieder brillante Künstler und ein vielfältiges Programm auf die Bühne. Auch hier spielt der zeitgenössische Tanz eine entscheidende Rolle und beschert den Zusehern zahlreiche Österreich-Premieren: Mit „Rian“ (9.3.) präsentiert der Choreograf Michael Keegan-Dolan ein Stück irische Heimat. Live auf der Bühne werden er und sein Fabulous Beast Dance Theatre vom erfolgreichsten irischen Folk-Rock-Musiker Liam Ó Maonlaí unterstützt. Die gefühlvolle Herangehensweise des UK Critics‘ Circle Award Gewinners entführt Tänzer wie Zuschauer gleichermaßen an weit entfernte Plätze.

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Akram Khan, der 2012 einen Teil der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele gestaltete, betreibt mit seinem

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MFG ADVERTORIAL

Stück „DESH“ (6.4.) Herkunftssuche. Der gebürtige Brite mit Wurzeln in Bangladesch entwirft ein farbenprächtiges Bild dieses Landes und erzählt die Geschichte von nationalen Gegensätzen und kultureller Annäherung. Khan gilt als Meister des traditionellen nordindischen Tanz-Stils Kathak, den er mit europäischen Tanzformen verbindet. Das Visual Design zu „DESH“ stammt von Tim Yip, der sich u.a. für die Ausstattung des Films „Tiger & Dragon“ von Ang Lee verantwortlich zeichnete.

seine Helden wie Lou Reed, Iggy Pop, The Velvet Underground, Kraftwerk und David Bowie. In der FAZ war über sein Stück zu lesen: „Der Tanz ist wieder sexy“! Die Wurzeln Ungarns werden bei „Hungaro Tune“ (19.4.) in einer raffinierten Zusammenstellung von Volksmusik, Gipsyklängen und Originalkompositionen von Mezzosopranistin Elisabeth Kulman und Mastermind Georg Breinschmid präsentiert. Unterstützt werden sie dabei vom Pianisten Antoni Donchev, dem Violinisten Benjamin Schmid sowie dem Tonkünstler-Orchester NÖ unter der Leitung von Guido Mancusi. Ein reizvoller Stilmix!

Der britische Choreograf Michael Clarke beweist mit seinem Stück „come, been and gone“ (4.5.), dass die Welten des klassischen Balletts, des Modern Dance sowie explosive Rock-Musik aufeinandertreffen und in perfekter Harmonie koexistieren können. Es ist eine Hommage an

Ein Blick ins Programm zahlt sich aus www.festspielhaus.at

FEST/SPIEL/HAUS/ ST/POELTEN KALENDARIUM MAERz bIS MAI 2013 März 2013

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Tonkünstler: Kosmos Wagner Musik/Klassik

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Michael Keegan-Dolan: Rian Tanz/Live-Musik

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Die Freckles (UA) Tanz/Magie

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Volkskultur Österreich Musik/Volksmusik

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Die Freckles Tanz/Magie

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Tonkünstler: Lebenskünstler Musik/Klassik

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Mai 2013

Akram Khan Company: DESH Tanz/Performance

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Wiener Philharmoniker Musik/Klassik

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Von Engeln und anderen illegalen Existenzen Musik/Literatur

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Kulman/Breinschmid: Hungaro Tune Musik/Vokal

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Uhlich Performance

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Maura Morales: Wunschkonzert Tanz

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Simon Mayer: Monkeymind Konzert/Performance do

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Tamburi Mundi: Das Tak und die fliegende Trommel Musik/Theater

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Tamburi Mundi: Crossing Borders Musik/Welt

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Tonkünstler: Mozart! Musik/Klassik

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Information und Karten

www.festspielhaus.at

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Kassa Festspielhaus St. Pölten Kulturbezirk 2 3100 St. Pölten T: +43 (0) 2742/90 80 80-222 F: +43 (0) 2742/90 80 80 81 M: karten@festspielhaus.at

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Michael Clark: come, been and gone Tanz

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Tonkünstler: Romantische Größe Musik/Klassik

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alles bewegt (UA) Tanz/Live-Musik

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Österreich tanzt Baby! (UA) Tanz

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Österreich tanzt Baby! Tanz

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Tonkünstler: Bilder aus Russland Musik/Klassik

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Juan Carlos Cáceres Musik/Vokal/Tango

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MFG ADVERTORIAL Förderverein KuLTURBEZIRK

Jüdische Geschichte Präsident Lothar Fiedler Der Zufall will es, dass der Förderverein Kulturbezirk heuer die Möglichkeit erhält, der jüdischen Geschichte und Gegenwart gleich auf zwei (lokalen) Ebenen nachzuspüren. Zum einen konnte ich schon im Vorjahr mit Direktorin Dr. Danielle Spera einen Besuch des Jüdischen Museums Wien vereinbaren, der diesen Mai vonstatten gehen wird. Das Jüdische Museum Wien ist, wie es im Folder des Hauses nachzulesen ist, „ein Ort der Auseinandersetzung mit der jüdischen Geschichte, Religion und Kultur, mit Gedenken und Erinnern, mit Wien und der Welt, vom Mittelalter bis zur Gegenwart.“ Dank des Stadtmuseums St. Pölten werden wir uns heuer im Herbst aber ebenso auf Spurensuche nach der St. Pöltner jüdischen Gemeinde begeben. Die wunderschöne Synagoge St. Pöltens, eine der wenigen vollständig erhaltenen und renovierten in Österreich, feiert ihr 100 jähriges Bestehen. Das Stadtmuseum widmet der wechselvollen Geschichte des Baus, insbesondere jenen Menschen, die dort wirkten, beteten und lebten, eine Sonderausstellung. Ein Ort von mehreren, der heute noch an die vertriebene und ermordete, für die Stadt verlorene jüdische Gemeinde erinnert. Ein weiterer findet sich am Jüdischen Friedhof am Städtischen Hauptfriedhof, am ursprünglichen jüdischen Friedhof am Pernerstorferplatz zeugt nur mehr ein Gedenkstein von der ehemaligen Nutzung des Areals. Der renommierte Historiker Dr. Christoph Lind, der sich seit Jahrzehnten mit der Geschichte der St. Pöltner und niederösterreichischen jüdischen Gemeinden befasst, möchte mittels eines (Kunst)Projektes den ehemaligen jüdischen Friedhof wieder „sichtbar“ machen.“ Schließlich wird dank der Stadt St. Pölten und diverser Aktionen – etwa dem Verschicken von Karten – auch das ehemalige jüdische Zwangsarbeiterlager am Viehofner See nicht vergessen werden. Eine Reise in die Vergangenheit, zugleich eine in unsere Gegenwart. Ein Gedenken und ein Kennenlernen. Besonders freut mich, dass wir dadurch auch unsere guten Kontakte zur Innenstadt, zum Stadtmuseum mit seinem Freundesvereins pflegen und intensivieren können!

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LEOPOLD

Der niederösterreichische Landespatron steht aktuell im Fokus einer aufsehenerregenden Ausstellung im Landesmuseum, welche die Mitglieder des Fördervereins Kulturbezirk unter der Führung der Kustoden schon vorab erkunden durfte. „Hl. Leopold – Mensch, Politiker, Landespatron“. Mit einem Augenzwinkern auf die bevorstehende Landtagswahl meinte Präsident Dr. Lothar Fiedler eingangs, „dass es vor der Ausstellung ja Aufregung gegeben hat, weil man nicht wusste, wer jetzt der Landesvater ist.“ Die Schau sei jedenfalls großartig gelungen und „hochinteressant, weil sie Zugänge aus so vielen verschiedenen Richtungen geschaffen hat.“ So kann man sich dem Hl. Leopold vom historischen Aspekt ebenso annäheren wie etwa über Fundstücke aus der Zeit, bauliche Manifestationen oder auch über die Auseinandersetzung zeitgenössischer Künstler. „Diese Ausstellung – und das ist keine Floskel – sollte sich kein Niederösterreicher entgehen lassen!“, so Fiedler.

Die kommenden Highlights Der Frühling bringt für die Mitglieder des Fördervereins Kulturbezirk wieder bemerkenswerte Veranstaltungen. So steht am 20. März ein Besuch von Tom Lanoyes Stück „Mamma Medea“ in der Inszenierung von Philipp Hauß im Landestheater Niederösterreich am Programm. In den Hauptrollen sind Nestroy-Preisträgerin Franziska Hackl sowie Moritz Vierboom zu sehen. Nach der Vorstellung erwartet die Mitglieder ein exklusiver Künstlerempfang im Theatercafé. Am 19. April entführt das Festspielhaus unter dem Motto „Hungaro Tune“ in die wunderbare Welt ungarischer Folklore, unter anderem mit Publikumsliebling Elisabeth Kulman

(Mezzosopran). Auch an diesem Abend darf man sich auf einen Empfang im Anschluss an die Veranstaltung freuen. Am 4. Mai wartet dann ein bemerkenswerter Vortrag von Joey Kelly, vielen noch als Mitglied der Kelly-Family ein Begriff, der sich aber auch als „Unverwüstlicher“ mit der Teilnahme an u. a. über 100 Marathons, Ultramarathons und IronMans einen Namen gemacht hat. Zudem steht eine Exkursion ins Jüdische Museum in Wien am Programm! Im Juni besucht der Förcdervrein dann die Jubiläumsausstellung „150 Jahre Landesarchiv – 200 Jahre Landesbibliothek“. Infos: www.kulturbezirk.at


EU/Nicht-EU Landwirtschaft

Mehr als nur Schokolade St. Pölten • Krems • Melk Ober-Grafendorf • Dürnstein www.tasteandbeauty.at


SHORTCUT SZENE

Biorhythmus!

Rosa

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SPOTTED

Auch in St. Pölten ist der jüngste Facebook-Hype angekommen. Die einfache Grund­idee: Wenn du mit jemandem in Kontakt kommen möchtest, dann schick eine Beschreibung dieser Person an www.facebook.com/SpottedStP. Dein Suchaufruf wird anonym gepostet, knapp 6000 Menschen können ihn dann sehen und mittels Kommentarfunktion passende Personen vorschlagen. Wird deren Facebook-Seite verlinkt, so kann man sich je nach Profileinstellungen auch gleich einen ersten Eindruck machen. Anonym bleiben dabei die Suchenden und die SeitenInhaber. Wer „gespotted“ wurde, der muss aber – sofern es ihn oder sie stört – bei den Spotted-Admins unliebsame Kommentare löschen lassen. Abgesehen davon, dass Aufrufe wie Kommentare unterhaltsam sind, gibt es auch Erfolgsgeschichten zu berichten: „Wir freuen uns, dass sich gute Freunde nach langer Zeit über uns wiedergefunden haben. Damit wir rascher auf die zahlreichen Anfragen reagieren können, haben wir das ehrenamtliche Spotted-Team sogar erweitert“, so die Macher von SpottedStP. Und welch Wunder: Bis dato sind diese sogar noch ganz anonym geblieben, quasi unspotted!

Masters of Dirt Weils auch wirklich so schön war ... Im Vorjahr bescherten die Masters of Dirt der Eventarena Sportwelt NÖ, formerly known as Tennisstadion, eine (zumindest kurzfristige) Wiederbelebung. Und was für eine: Bei den Stunts

der, wie es von Veranstalterseite heißt, „verrücktesten Freestyler“ (womit man wohl nicht ganz falsch liegt), hielt es kaum jemand auf den Sitzen. Für Veranstalter Norbert Bauer war es jedenfalls ein guter Einstieg, weshalb er die Show – im Unterschied zu anderen Veranstaltungsorten in St. Pölten als Open-Air-Format – wieder back in town bringt. „Mit St. Pölten wurde der perfekte Austragungsort für das Masters of Dirt Open Air gefunden! Die optimale Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz und ausreichend Parkplätze vor Ort garantieren eine stressfreie Anreise und einen spannenden Abend für die Besucher.“ Übrigens liebe Kinder: Die Stunts sind nicht zum Nachmachen geeignet!

Foto: littleny/Fotolia.com, Aaron Amat/Fotolia.com, zVg

Seit ein paar Monaten fährt Rosa regelmäßig zweimal wöchentlich zu Arbeitszwecken in die big city – auch Wien genannt. Und das tut sie mit dem Zug. Ja, unglaublich, aber wahr. Jetzt, wo St. Pölten nur noch 25 Minuten von den Toren der Bundeshauptstadt entfernt liegt – kann man hier noch von fern sprechen? – oder besser gesagt, in die Nähe gerückt ist, kann Rosa schon mal auf diesen Zug aufspringen. Dieses konsequente Zugfahren ist ja eigentlich nur eine jener Schienen, die sich dem neuen Biorhythmus meiner Generation anpasst. Ich mein das so: Es ist echt spannend, wie bei manchen von Rosas Freunden der Ruf nach Selbstverwirklichung und bewusstem Sein so laut wurde, dass sie ihr Leben soweit wie möglich umkrempelten und nun das machen, wofür ihre Freizeit ausreicht oder ihr Leben es zulässt. Es ist echt aufregend mitzuerleben, wie Freundinnen sich und anderen Kleider nähen und dicke Wollhauben stricken (juhu und danke an dieser Stelle) und freiwillig in Mutter Erde buddeln, quasi in Konkurrenz zum Regenwurm und Maulwurf. Jungmamis der fortgeschrittenen Generation plötzlich meinen, rein biologisch und makrobiotisch kochen, essen, leben und lieben (ja, das geht angeblich) zu müssen. Andere wieder glauben, mit ihrem neu erworbenen Gartenhäuschen auch gleich das persönliche Paradies auf Erden gekauft zu haben. Mit Siegel und Stempel, notariell beglaubigt. Abgesegnet von oben sozusagen. Die einen suchen das Glück auf dem Rücken der Pferde, die anderen im Gatsch. Hm, nur Rosa ist noch nicht ganz überzeugt davon. Vielleicht fährt ja das Glück das nächste Mal auch Zug und macht Station bei Rosa. Ohne Umleitung und Verspätung. Das wäre gar nicht schlecht für meinen persönlichen Biorhythmus, der momentan noch Winterschlaf hält.

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MFG SZENE

DER CLOU

Manchmal trägt dich das Leben in die weite Welt hinaus, um dich – wenn du schon glaubst anderswo für den Rest deines Lebens angekommen zu sein – unerwartet zurück in die Heimat zu führen. Johannes Neulinger und seiner Gattin ist es so ergangen – mit der Eröffnung des „Kultig“ schlagen sie zuhause wieder Wurzeln.

A

ls wir uns Richtung „Neulingers Kultig“, formerly known as „Koll“ und zuletzt als „Akiwi“ geführt, aufmachen, ist eine gewisse (hohe) Erwartungshaltung nicht zu verleugnen. Immerhin hat Johannes Neulinger ja angekündigt „den Charakter des Lokals erhalten zu wollen“. Und auch wenn dieser zuletzt – elegant formuliert – „urig-morbid“ daherkam, so war er eben doch das, was der Neowirt auch gleich im Namen festgeschrieben hat: Kult! Während vorne die neue Fassade aufgeputzt in die Nacht hinausglänzt und Zeugnis großer Renovierungsarbeiten ablegt, nehmen wir – Tradition ist nun mal Tradition – den Hintereingang und parken im Bereich meines Lieblings-Parkverbotsschildes ein. Das gilt nämlich skurrilerweise exakt nur für den Standort des Schildes selbst, einen Anfang oder Ende-Zusatz sucht man vergeblich. Wir gehen durch den kleinen Hof zwischen kleinem und großem Garten

(wobei es der große mit den herrlichen Apfel- und Nussbäumen sein wird, der im Sommer eine Wiederauferstehung als Gastgarten erfahren soll) die paar Stufen ins Lokal, dessen Holztür uns im gewohnten Dunkelgrün begrüßt. Weil es sozusagen am Weg liegt, machen wir auch gleich den ersten wirklichen Stresstest und werfen einen Blick ins Pissoir ... Tatsächlich haben sich schon die ersten Klopoeten mit gewohnt deftigen Sprüchen an der Wand „verewigt“, die etwa den ehemaligen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger zu zweifelhaften Ehren kommen lassen. Ob sich der Neowirt darüber freut, mag dahingestellt sein, aber, um es frei nach Erich Fried zu formulieren: „Es ist was es ist!“ – und auch in diesem Fall tatsächlich so etwas wie eine Liebeserklärung der vermeintlichen „Vandalen“. Beim Weitergehen werfen wir einen verstohlenen Blick in die komplett neue Küche – die strahlt im neuen

AUFPOLIERT. Das Kultlokal hinter dem St. Pöltner Alpenbahnhof erstrahlt in neuem Glanz. Das Interieur, wie etwa die legendären Schilder, hat großteils wieder einen alten Platz gefunden.

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Nierostglanz, schließlich – „Augen zu und durch (die Schwingtür)“ – wagen wir den Schritt in den Schankraum. Augen wieder auf und ... Überraschung: Wir sind wieder „zuhause“! Auch hier begrüßt den Gast die altehrwürdige dunkelgrüne Holzverkleidung, die legendären Schilder hängen wieder an ihrem Platz, und dass etwa die Puppe fehlt, ist bestenfalls eine Angelegenheit für „religiöse“ Eiferer. Die Bar ist neu, kleiner, und alles wirkt noch recht aufgeräumt. Das Licht ist einen Tick zu hell, aber das ist schon unangebrachte i-Tüpferlreiterei! Immerhin geht’s ja nicht um eine Kopie ... andererseits doch um einen gelungene „Wiederbelebung“! Selbst der wuchtige eckige Stammtisch steht am Stammplatz und beherbergt an diesem Abend einen bemerkenswerten Gast, als stünde der ad personam für eine Art Gütesiegel nach dem Reinheitsgebot: Leo Koll sitzt dort im Kreise der Familie. Wir machen es uns nach einem klei-


TEXT: JOHANNES REICHL | Fotos: HERMANN RAUSCHMAYR

Wobei die Baustelle bzw. die anschließende Neueröffnung auch schöne Metaphern für Neulingers eigenes Leben sind. Denn der Schritt nach St. Pölten bedeutet mit seinen knapp 50 Lenzen auch einen persönlichen Neuanfang. Gründe dafür gibt es verschiedene, die unter die Kategorie „privat“ fallen, nach 25 Jahren Hotellerie „ist das Ganze aber einfach auch schon ein bissl fad geworden.“ Zudem ist dem Beruf auch ein ungesundes Burn-Out-Potential nicht abzusprechen.„Du arbeitest im Hotel sieben Tage die Woche 14 Stunden am Tag. Das geht vier, fünf Monate so durch, dann hast du einen Monat frei.“ Nicht gerade das, was sich

nen Rundgang im mittleren Raum gemütlich, wo als Novum sofort das Pianino ins Auge sticht. Kein Dekostück, sondern fortan allwöchentlicher „Arbeitsplatz“ von Harry Gansberger, der sich auch an diesem Donnerstag ans Instrument setzt und bezeichnenderweise mit „The Clou“ eröffnet. Heimkehrer Ein Clou wie der Kauf des ehemaligen „Koll“, der Neulinger nach 25 Jahren Südtirol zurück in die Heimat führen sollte. Dabei war St. Pölten als neuer Lebensmittelpunkt alles andere denn eine ausgemachte Sache, wie er uns verrät: „Wir haben uns eigentlich überall umgeschaut, auch sehr intensiv in Tirol.“ Das St. Pöltner Lokal sei sogar eines der letzten Objekt gewesen, der Tipp dazu kam vom befreundeten St. Pöltner Busunternehmers Franz Datzinger. „Meine Frau war sofort angetan. Ich hab zunächst eher die viele Renovierungsarbeit gesehen – und da habe ich mich nicht getäuscht,“ lacht Neulinger. Aber wie

das im Leben und in Ehen so ist, mit der Gattin Begeisterung für das Lokal war die Sache sozusagen auch schon entschieden. „Ingrid hat gemeint, wenn wir schon wo neu anfangen, warum dann nicht in der Heimat?“ Tja, wo sie recht hat, hat sie recht, muss man – als zugegeben befangener „Kollianer“ – beipflichten. Und so wagte sich Neulinger an seine mittlerweile fünfte Baustelle im Leben heran, von der er aber hofft, „dass es die letzte sein wird!“ Eine, die auch die befürchtete Arbeit (und Kosten nebstbei erwähnt) bedeutete, denn so „erhalten“ das „Kultig“ auch aussieht, so ist es in seiner Substanz in Wahrheit fast komplett neu – von der Küche über die Toiletteanlagen bis hin zur Fassade. Selbst der Boden in der Schankstube, der so wunderbar „alt“ daherkommt, ist in Wahrheit nur ein Beweis für Neulingers Liebe zum Detail – kurzum ebenfalls komplett neu, aber dem alten fast perfekt nachempfunden!

AUFGESPIELT. Ein Novum im „Kultig“ ist das Pianino. Es wird nun jede Woche von Harry Gansberger bespielt.

Neulinger für den Rest seines Lebens vorstellte, das er eher unter das Motto „einen Gang zurückschalten“ stellen möchte. Mit der neuen Lebenssituation erhofft er sich mehr Freizeit für sich und seine Familie, „ich möchte das Leben ein bisserl mehr und bewusster genießen, wobei das Lokal natürlich eine völlig neue Herausforderung darstellt.“ Denn Hotelier und Wirt sind zwei verschiedene Paar Schuhe, wobei ihm das neue bislang sehr gut gefällt. „Es macht mir enorm viel Spaß. MFG 03.13

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MFG SZENE

DER CLOU

Ich fühle mich einfach wohl in der neuen Rolle“, bekennt er. Insbesondere der Kontakt zu den Leuten hätte schon etwas, wobei Neulinger „sicher kein Wirt wird, der an der Bar mitsauft.“ Dazu sei er zu alt und – so darf man hinzufügen – zu reif. „Als Junger habe ich noch Gas gegeben“, erinnert er sich schmunzelnd zurück, um dann die Stirn in Falten zu legen „mit dem Endergebnis, dass ich dann derjenige war, der die Sauerei weggewischt hat.“ Und in Tirol „ist sicher ein Drittel derjenigen, die mit mir begonnen hatten, schon verstorben. Die Arbeit und das Schnapssaufen, das geht sich auf Dauer nicht aus – da geht’s irgendwann Ratzvaz.“ Neulingers primäres „Revier“ im „Kultig“ ist ohnedies die Küche. „Ich

koche selbst“, betont er, und zwar „bodenständige Kost mit guter Qualität.“ Was er unter guter Qualität – heutzutage ja ein gern gebrauchter Allerweltsslogan – genau versteht: „Gute Qualität heißt, dass wir alles selbst kochen, von der Suppe bis zur Nachspeis!“ Mit Überzeugung vorgebrachter Nachsatz „Sonst bräuchte ich ja kein Wirt und Koch sein!“ Dabei, so betont Neulinger, versteht er das „Kultig“ (das auch Mittagsmenüs bietet) gar nicht in erster Linie als Speiserestaurant „Essen und Trinken kannst du ja überall, das soll den Besuch abrunden. Wichtig ist hingegen, was sich sonst noch abspielt.“ Und diesbezüglich hat Neulinger schon konkrete Pläne, die ebenfalls an vergangene „Glory Days“ anschließen sollen.

Krems 25/04/13-04/05/13 Krems/Austria

PERFORMANCE

Vielfalt Ein Kabarett und Theater sollen einkehren, selbstredend Musik. Selbst legendäre Formate wie der „Weihnachtskoll“, wenngleich dann unter neuem Brand, möchte Neulinger gerne wiederbeleben. „Ich möchte vor allem auch jungen Künstlern eine Plattform bieten!“ Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass er das Kultig als „Jugendlokal“ positionieren möchte. „Ganz und gar nicht. Wichtig ist eine gute Durchmischung. Jung und Alt, von Hakler bis Schickimicki! Ich möchte einen Ort und eine Atmosphäre schaffen, wo sich die Leute wohlfühlen, miteinander diskutieren, Musik hören, essen.“ Das Wirtshaus als idealistischer Ort gesellschaftlicher Durchdringung und Nivellierungsmaschinerie von Standesdünkeln. Das scheint schon jetzt ganz gut zu gelingen, das „Kultig“ ist gut gefüllt an diesem Abend, und Neulinger gibt offen zu „dass der Andrang meine Erwartungen übertroffen hat. Bis jetzt bin ich sehr zufrieden.“ Ebenso wie viele ehemalige „Kollianer“ vom „Kultig“ einen passablen Ersteindruck mit nach Hause nehmen. Und gibt es etwas, das die „Wiederkehrer“ bislang vermehrt vermissen? Da muss Neulinger lachen, weil er weiß, worauf ich hinausmöchte: „Jaja, die Schnitzelsemmel“ … Aber selbst diese könnte ein Comeback feiern, immerhin hat der Wirt via facebook eine Befragung dazu initiiert. Bei Redaktionsschluss lag der Wunsch nach Wiedereinführung bereits bei 168 likes!

ART/INSTALLATION

MUSIC/SOUNDART

FILM

!!! BEAK> DARKSTAR DEATH GRIPS GIRLS AGAINST BOYS FEAT. DAVID YOW LAUREL HALO HOW TO DRESS WELL ROBERT HOOD MICHAEL ROTHER SIMIAN MOBILE DISCO DJ-SET ANDY STOTT SUUNS OMAR SOULEYMAN THE GASLAMP KILLER Programm und Tickets: www.donaufestival.at oder +43 (0) 2732 / 90 80 33

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POCKET ROCKET CD RELEASE

16.03.

Die Lokalheroen von Pocket Rocket feiern am 16. März das Erscheinen ihres neuen und vierten Albums „Goodbye Suburbia“ – mit dabei sind Special Guests wie Vanilla Sky aus Italien, Thirteen Days und Simple Target. Bei der Aftershowparty wird dann nochmal von und mit Bruce Wayne aufs Gaspedal gedrückt.

REVIVAL OF THE GOOD OLD TIMES

08.03. TOASTED

HIGH MAINTENANCE

Zur inoffiziellen Frühlings-Eröffnung im März laden die Jungs von TOASTED! niemand Geringeren als HIGH MAINTENANCE aus dem Hause Audioporn ins Warehouse St. Pölten ein, um die Bässe ordentlich wummern zu lassen.

31.03.

So wie auch der Osterhase geben sich die Veteranen Schratti, Hubsi und Pauli einmal jährlich am Ostersonntag die Ehre, um sich an die guten alten Zeiten zu erinnern und diese zu feiern. Wir schwelgen in Gedanken in Rapoltendorf, dem blauen Keller, Jesters uvm.

web / www.w-house.at FACEBOOK / www.facebook.com/warehouseSTP

PROGRAMM MÄRZ FR 08.03. TOASTED!

SA 09.03. SHAKE YOUR A$$

FR 15.03. CRAZY DJ NIGHT

SA 16.03. POCKET ROCKET

FR 22.03. SAMSARA

SA 23.03. PEOPLES CHOICE #3

DO 28.03. HEINEKEN NIGHT

FR 29.03. WICKED AUSWÄRTSSPIEL

SA 30.03. SUPREME STYLEZ

The Garage

Warehouse

The Garage

The Garage

Warehouse + The Garage

Warehouse + The Garage

The Garage

The Garage

The Garage

SO 31.03. REVIVAL OF THE GOOD OLD TIMES Warehouse + The Garage

MFG 03.13

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MFG SZENE

That’s LIFE

Draußen jagen Autos den Schießstattring hinunter, die Hesserkaserne wirft ihre grauen Schatten herüber und der Fastfood-Chinese am Eck stülpt sein nüchternes Inneres im Neonlichterglanz nach außen, als hätte er die Hosen heruntergelassen. Ab und an rast ein Rettungswagen mit Blaulicht und Trara aus der benachbarten Rot-Kreuz-Zentrale vorbei, um im Dunkel der Nacht zu verhallen. Im Frank’s – mittendrin in diesem Gewühl – bekommt man davon nichts mit!

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chon beim Eintreten schmiegt sich der Swing wie ein flauschiger Bademantel um die Seele, als wäre Frank Sinatras „I’ve got you under my skin“, das gerade läuft, wörtlich zu verstehen. Zwei große Kristallluster tauchen das kleine, aber feine, in Braun- und Beigetönen gehaltene Ambiente in mildes Licht. Die schnöde hektische Außenwelt hat man kurzerhand durch schwere, bodenlange Vorhänge verbannt, als existierte sie gar nicht. Das Frank’s ist ein Kosmos für sich, in dem eine Sitzgarnitur, und

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selbstverständlich ein Klavier – doch davon später mehr – um die zentral situierte elegante Bar zu kreisen scheinen. Hinter dieser steht nicht der Wirt – das würde es nicht exakt treffen – als vielmehr der Gastgeber des Abends, Reini Dorsch. In elegantem Jackett, penibel gefaltetem Stecktuch in der Brusttasche, gestreiftem Hemd, begrüßt er die Gäste höchstpersönlich per Handschlag. „Im Grunde genommen ist das Lokal genauso geworden, wie ich es mir vorgestellt habe“, freut er sich über das kleine Wunder – denn die Ver-

wandlung von „Leo’s Nachtcafé“ in Dorschs „Frank’s“ dauerte gerade einmal sechs Wochen! Sechs Wochen, die das berühmt-berüchtigte Vorgängerlokal gänzlich verschwinden ließen. „Leo und mich verbindet eine 30jährige Freundschaft. Ich hab ihm damals gesagt, dass es komplett anders werden wird“, was Zandt nicht weiter Kopfzerbrechen bereitet. Mittlerweile ist er selbst Stammgast im Frank’s. „Er wohnt ja im selben Haus und schätzt einfach, dass er jetzt in eine Bar gehen kann, die nicht seine eigene ist“, lacht Dorsch. Auch mit einem besonderen Geschenk brachte sich der Vorgänger ein: Ein selbst gemaltes Portrait von Frank Sinatra, das einen Ehrenplatz im Lokal genießt und gut mit den großformatigen Portraits von Cleo Ruisz harmoniert: Dass diese aktuell Edith Piaf, Charles Aznavour und Reini Dorsch himself zeigen „hat nichts mit Eitelkeit zu tun“, wie Dorsch betont, „sondern weil die Portraits des Rat Pack noch nicht fertig sind.“


Text: JOHANNES REICHL | Fotos: HERMANN RAUSCHMAYR

Dass Dorsch, den meisten als Frontman des Reini Dorsch Trios bekannt, in seinem Lokal dem Rat Pack „huldigt“, scheint aufgelegt: „Immerhin besteht unser Repertoire zu etwa 70% aus Songs des Rat Pack.“ Sein größter Hero ist allerdings gar nicht so sehr Frankyboy, sondern „ich bin bedingungsloser Sammy-Fan. ,Sammy’s‘ als Lokalname schien uns aber nicht perfekt, ‚Dinos’ gibt es bereits in Wien, daher wurde es letztlich ‚Frank’s‘! Wobei“, wie Dorsch lachend hinzufügt „das nichts mit Frank Stronach zu tun hat – das wurde ich nämlich öfter gefragt!“ Auch Swing als Leitthema war anfangs gar keine so ausgemachte Sache. Kurzfristig spielte Dorsch nämlich mit dem Gedanken, das Lokal inhaltlich unter den Leitstern seiner zweiten großen Musikliebe

zu stellen: Oper! „Ich war ja als Kind Wiener Sängerknabe!“, verweist er auf eine diesbezügliche Frühprägung. Das Witzige daran ist, dass gerade die Sängerknaben ihn indirekt mit Swing in Kontakt brachten. Freilich nicht etwa, weil ein fortschrittlicher Lehrer die Buben diese Art der Musik gelehrt hätte, sondern weil Dorsch im Zuge einer USA-Tournee der Sängerknaben 1975 erstmals mit dem Swing nachhaltig in Berührung kam. „Swing, die Songs des Rat Pack, liefen dort in jeder Hotellobby, im Radio, im Taxi, praktisch überall!“ Zurück in Österreich kaufte er sich sofort seine erste Swingplatte, der Beginn einer großen Liebe mit Langzeitfolgen: 10 Jahre später, 1985, gründete er das Reini Dorsch-Trio „gemeinsam mit Peter Pansky, der damals gerade mit der Popband ‚Peter Pan‘

in den Charts war.“ Kein Grund, deshalb nicht auch Swing zu machen, wenngleich Freunde diesem, und damit der Band, keine lange Lebensdauer prophezeiten. „Heute sind wir mit 28 Jahren am Buckel wohl die dienstälteste Band der Stadt“, schmunzelt Dorsch.

VERWANDLUNG. Innerhalb von sechs Wochen verzauberte Reini Dorsch das Vorgängerlokal "Leo's Nachtcafé" in "Frank's". Der Swing ist nicht nur musikalisch betrachtet das bestimmende Leitthema in dem neuen Lokal. Gastmusiker werden regelmäßig im "Frank's" aufspielen, ebenso der Gastgeber selbst mit seiner Reini Dorsch Band. Und dazwischen trifft man den leidenschaftlichen Musiker schon mal mit einem Mikrofon bewaffnet durch das Lokal flanierend an, während er live zu Playbackversionen seiner Lieblingskünstler singt.

Auch im Hinblick auf den Style des „Frank’s“, seine Grundphilosophie wenn man so möchte, spielten die USA keine unwesentliche Rolle. Weniger die Sängerknaben-Tournee, als vielmehr ein sechswöchige Los Angeles Trip mit seiner Band Mitte der 90’er Jahre hinterließen bei Reini Dorsch bleibenden Eindruck. „Wir spielten im Alpine Village, einem deutschen Club in L.A. Nicht etwa Swing, sondern v.a. deutschsprachige Klassiker bis hin zum Kufstein-Lied“, erinnert er sich lächelnd zurück. „Wir mussten dafür extra ein eigenes Repertoire erarbeiten!“ Das tat seiner Begeisterung aber keinen Abbruch

– dem Erstkontakt folgten bis dato 29 weitere Reisen in die Stadt der Engel! „Ich habe mittlerweile viele Freunde dort, kenne L.A. sehr gut – das ist ja eine unglaublich vielfältige Stadt“, schwärmt Dorsch, ebenso wie vom nahen Las Vegas, wo das Rat Pack seine legendären Shows ablieferte und die großen Entertainer zuhause sind. Für einen Swingmusiker wie Dorsch ein ohne jeden Zweifel inspirierendes Ambiente, das wohl – ob nun bewusst oder unbewusst – auch ins Frank‘s miteingeflossen ist. Vor allem der explizite Ansatz, dass der Wirt zum Gastgeber wird, ja als Unterhalter seiner Gäste fungiert, kommt Dorschs musikalischem Naturell perfekt entgegen. „Aktuell mache ich noch auf Franco Adolfo für Arme“, lacht er, und meint damit, dass er mitunter mit Mikrofon bewaffnet durchs Lokal flaniert und zu Playbackversionen seiner Lieblingskünstler live singt. Selbstredend wird Dorsch aber auch

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MFG SZENE

mit seiner Band musizieren und selbst in die Tasten greifen – das Klavier steht immerhin nicht zum Spaß im Lokal. Außerdem treten Gastmusiker im Frank’s auf, wobei der Swing die große einigende Klammer bleibt. Dass es Dorsch quasi zur Lebensmitte überhaupt noch einmal in ein völlig neues Betätigungsfeld verschlägt, mag man Schicksal, Zufall oder auch Konsequenz nennen. Die vage Idee vom eigenen Lokal köchelte immer wieder in ihm auf, andererseits ließ die Leitung des familieneigenen Großmaschinenhandels eine ernsthafte Verfolgung des Gedankens ohnedies nicht zu. „Ursprünglich wollte ich ja Musik studieren und Berufsmusiker werden. Doch als mein Bruder 1979 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, hieß es ‚du musst den Betrieb einmal übernehmen’!“ 10 Jahre später, 1989, wurde das ‚Müssen‘ zur Realität, wobei es Dorsch

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THAT'S LIFE

heute ohne Bitterkeit sieht: „Das brachte auch neue Chancen, und Musik machte ich ja trotzdem!“ Bis 2010 führte er das 1919 gegründete Unternehmen, zuletzt hatte er 15 Mitarbeiter. „Dann habe ich es an einen Lieferanten verkauft und beschlossen, nur mehr als Musiker mein Dasein zu fristen.“ So die Theorie. Die Praxis zeigte Dorsch dann aber „dass mir die viele Freizeit zu fad ist. Ich dachte mir, fürs Nichtstun bin ich noch zu jung!“ Nachdem Dorsch kurzfristig sogar mit einem Comeback in seiner ursprünglichen Branche liebäugelte, lief ihm sodann quasi die Pension von Leo Zandt und das Schließen seines „Nachtcafés“ gerade richtig über den Weg. Zufall? Schicksal? Oder halt einfach nur das Leben, wie es Frankyboy besingt, als wir uns aus dem Kosmos Frank’s wieder in die naßkalte Wirklichkeit draußen begeben, aber den Swing im Herzen mitnehmen: „That’s life!“

VIELFALT. Der Neo-Wirt und Musiker Reini

Dorsch, auf den die Beschreibung „Gastgeber“ passender ist, legt großen Wert auf ein besonderes Getränke-Sortiment in seinem "Frank's". Die Karte umfasst Champagner, Cocktails und das "Übliche" sowie eine reiche Palettte an anti-alkoholischen Getränken – vom alkoholfreien Prosecco bis zum alkoholfreien Aperol. Kleine Snacks runden das gastronomische Angebot ab.


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FH ST. PÖLTEN

Finde dein Traumstudium Medien, Informatik, Verkehr, Gesundheit oder Soziales, die FH St. Pölten deckt alle Interessensbereiche ab. Bei einer Fernsehproduktion dabei sein? Sich einmal als Hacker versuchen? Kein Problem! Bei den Tagen der offenen Tür am 15. und 16. März können sich Besucher Labors und Hörsäle genau ansehen und mit Studierenden sowie Dozenten sprechen, um einen Einblick in den Studienalltag zu bekommen. Wolltest du schon immer einmal wissen, wie es ist, einen Zug zu fahren? Am Führerstand-Simulator kannst du einen Zug quer durch Österreich steuern. Oder interessierst du dich mehr für Computer? Bei einem Workshop erfährst du mehr über deren Sicherheitslücken und kannst versuchen, dich in andere Systeme zu hacken. Interessierst du dich für Sport, Ernährung und Gesundheit? Die PhysiotherapeutInnen, DiätologInnen und Studierenden der Sozialen Arbeit wer-

den viele spannende Präsentationen und Spiele anbieten. Wolltest du schon immer bei einer Fernsehproduktion mitwirken? Im modern ausgestatteten HD-Videostudio kannst du dich vor und hinter der Kamera versuchen. Interessierst du dich für Musik? Im FH-Tonstudio hast du die Möglichkeit, deinen Song mit Gitarre, Bass und Schlagzeug einzuspielen und die gemasterte Audiodatei mit nach Hause zu nehmen. Auch Sängerinnen und Sänger sind willkommen. Und wenn du einmal in einer Radiosendung sprechen möchtest, dann lädt dich die FH ein, im hauseigenen CampusradioStudio vorbeizuschauen und mit der Moderatorin Anna Michalski live on air zu gehen. Informiere dich auf der Facebookseite der Fachhochschule unter www. facebook.com/fhstp. Dort werden regelmäßig neue Projekte vorgestellt,

die man sich an den Tagen der offenen Tür ansehen kann. Als Fachhochschule mit einem großen Medienzweig und einer optimalen Verkehrsanbindung (25 Minuten mit dem Zug nach Wien) ist die FH St. Pölten ein sehr attraktiver Ort zum Studieren. Aufgrund der praxisnahen Ausbildung sind die AbsolventInnen auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt und gefragte ExpertInnen. Ein Studium an der FH St. Pölten ist der erste Schritt in eine erfolgreiche Zukunft.

INFOS

www.fhstp.ac.at

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MFG SZENE

Ein Selbstversuch

Alles neu

Im Frühling darf so manches frisch aufblühen, Altes geht, Neues kommt. Grund genug für einen mfg-Selbstversuch in Echtzeit. Und wer Bock hat: Bitte zuhause nachmachen – auf eigene Gefahr der positiven Veränderung...

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ngesaugt mit Wissen aus Zeitschriften, Büchern und Ratschlägen des persönlichen Umfelds möchte ich jetzt sofort damit beginnen, mich aus der bequem gewordenen Haut der letzten Jahre zu schälen. Und ein Stückchen neu zu werden. Böser Ist-Zustand: so schaut’s aus Wer bereit ist, neue Ufer anzuschiffen (haha, das liest sich jetzt – wurscht, lass ma’s so), fragt sich zuerst, wo er jetzt steht. Was passt nicht oder nicht mehr? Ich schreibe also meine Ist-Zustand-Liste mit allem, was mir grad nicht mehr taugt an meinem Leben und mir. Sie ist weniger lang, als befürchtet. Gelobter Soll-Zustand: viele bunte Ziele Am Anfang der Veränderung steht das Ziel, der Soll-Zustand. Ein Tipp: Nicht zu hoch pokern! Klingt einfach. Ist es nicht. Am liebsten wollen wir doch immer von Null auf Hundert, um drei Kleidergrößen runter und so weiter. Un60

mögliches schaffen halt. Große Ziele in viele kleine herunter zu brechen hilft dabei, realistisch zu bleiben. Und: Die Ziele müssen konkret und positiv formuliert sein. Dann erreicht man sie eher. Der Weg vom IST zum SOLL Laut meinen gescheiten weisen Müllhalden soll dieser • zeitlich begrenzt und • abgesteckt mit Kraftsprüchen und Belohnungen sein, weil Menschen faule Hund’ sind und gaaanz viel Streicheleinheiten brauchen, um etwas durchzuhalten. Wir gewöhnen uns etwas an, weil es uns einen gewissen Kick verschafft. Wollen wir uns dieses Etwas wieder abgewöhnen, hilft es, ein Ersatz-Etwas zu finden, das uns denselben Kick verschafft. Wir rauchen, um uns zu beruhigen, liegen sinnentleert und faul auf der Couch, weil es kuschelig ist, oder saufen drei Liter Kaffee, um wach zu bleiben. Aber: Es gibt andres, das uns beruhigt, andres, das uns Geborgenheit vermittelt, andres, das uns wachhält. Find the, äh,


Text: Althea Müller | Fotos: ZVG

Kick, quasi. Gefällt mir. Ich muss das sofort auf Facebook posten. Mein persönliches Experiment Die Challenge, der ich für diesen mfg–Artikel ins Auge sehe, beschränkt sich auf zwei Sachen: Erstens will ich meiner zeit- und nervenraubenden Facebook-Sucht entgegentreten, zweitens will ich mehr Bewegung machen. Es kann nicht sein, dass ich im zweiten Stock zu schnaufen anfange wie ein Tanklaster. Konkret und positiv formuliert bedeutet das: Ich verbringe nicht mehr als eine Stunde täglich auf Facebook und gewinne dadurch wertvolle Zeit, die ich produktiver nutzen kann. Und ich benutze ab jetzt für alle vorbeikommenden Stufen und Wege (exklusive Autobahn) die Füße. Die Ziele sind gesteckt Ich habe also mein Ist und mein Soll. Jetzt fehlt mir noch die Strecke dazwischen: In meinem Fall sind das 21 Tage. Solange nämlich habe ich Zeit von jetzt grad bis zum mfgRedaktionsschluss. Ich war schon immer ein Freund pragmatischer Maßnahmen. Woche 1: Liebes Tagebuch der Veränderung! Leck mich. War heute zu Fuß einkaufen und bin mit vollem Rucksack plus Korb in den zweiten Stock hinaufgekräut, obwohl mir der Lift verführerisch zugewinkt hat. Finde es erschreckend, wie sehr meine Lunge pfeift. Wollte das gleich auf FB posten, gemeinsam mit einem Foto der Katzen (keine Ahnung warum, aber es wäre lustig gewesen) – durfte ich aber nicht, weil mein FB-Stundenkontingent bereits verbraucht war für den Tag. Das mit dem Autostehenlassen und Stiegensteigen geht ja noch, aber so wenig zu facebooken, obwohl ich meine halbe Lebenszeit vorm Computer verbringe, macht mich leicht depressiv. Was tue ich? Ah ja – Ersatzkick suchen!

ich müde und gelangweilt bin, plus Foto von einer meiner Pflanzen (keine Ahnung warum, aber es wäre lustig gewesen). Habe es jedoch gelassen, weil es eh keine Sau interessiert, mein Kontingent verfallen lassen und stattdessen meine Lieblingsfreundin C angerufen. Zum Tratschen. War schön. Jetzt gehe ich laufen. Einfach, weil ich es kann. Ich habe zwei Füße und ich bin gewillt, sie zu benutzen, die zwei Deppen. Woche 3: Liebes Tagebuch der Veränderung! Ich bin der König der Welt. War bereits dreimal freiwillig laufen und bin nicht gestorben. Über die Stiegen in den zweiten Stock hüpfe ich mittlerweile – jawoll: ich hüpfe! Weiters bemerke ich, dass ich plötzlich meine Deadlines einhalte. Eventuell liegt das daran, dass ich nicht mehr ständig die Statusmeldungen meiner 666 Freunde beobachte und zwanghaft kommentiere. Oder auch am Frühling, der mir das Tauwetter auf die Mütze tropfen lässt, während ich ohne Autodach über dem Schädel von A nach B wandere. Kann es wirklich so einfach sein? Wenn ja, dann gewöhne ich mir als nächstes das Rauchen ab. Vielleicht aber erst 2014. Wie gesagt: Nicht zu große Ziele auf einmal stecken. DAS poste ich jetzt aber. Und vielleicht fahre ich nächsten Monat sogar mal mit dem Lift. Einmal rauf und wieder runter. Nur um mir zu beweisen, wie blöd das ist.

Probier doch mal was Neues aus!

Ok, warum hänge ich auf FB rum? Ich lenke mich ab, vom Alleinsein, von der Buchhaltung, von einer unangenehmen Begegnung, von mir. Oje. Hallo Psychiater. Was könnte ich stattdessen tun? Zum einen trete ich in direkteren Kontakt zu meinen Mitmenschen, und zwar via Telefon und face to face. Das ist für mich eine große Überwindung, aber ich tue es. Zum anderen gehe ich jetzt sofort mal baden. Und hänge anstatt im virtuellen Wirtshaus allein in der Wanne rum. Thinking about me. Der Kater kommt rein, pritschelt mit dem Wasser – will ihn fotografieren, für FB. Lasse es. Woche 2: Liebes Tagebuch der Veränderung! Du nervst. Mittlerweile schnaufe ich aber nicht mehr, wenn ich bei der Wohnung oben bin. Habe mich dabei ertappt, die Nachbarn, die unseren Lift benutzen, mit hochgezogener Augenbraue zu strafen (nicht, dass sie es bemerken würden). Und gerade eben wollte ich im Rahmen des täglichen Stundenkontingents auf Facebook posten, dass

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MFG SZENE

NDU for you Die New Design University steht in St. Pölten, das wissen noch die Meisten. Doch was machen deren Studenten genau? Anlässlich des bevorstehenden Tages der offenen Tür blickten wir bereits vorab hinter die studentischen Kulissen.

Studienangebot DER NDU Bachelor Grafikdesign & mediale Gestaltung, BA Event Engineering, BEng Innenarchitektur & 3D Gestaltung, BA Manual & Material Culture, BA* Master E-Mobility & Energy Management, MSc Innenarchitektur & 3D Gestaltung, MA IPR & Innovations , MSc* Strategic Management, Entrepreneurship &Innovation , MSc* *in Akkreditierung befindlich

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irekt neben dem WIFI St. Pölten, das bislang die NDU beherbergt, sind bereits die Bagger angerollt, um das „Technikzentrum St. Pölten“ zu errichten. In naher Zukunft soll damit das aus allen Nähten platzende Hauptgebäude entlastet werden, auch die NDU wird dort eine neue Heimat finden. Bereits verwirklicht als Open Space der Universität ist die NDU-Fabrik, eine adaptierte Fabrikshalle am Gelände der ehemaligen Glanzstoff. Die „Factory“ soll den direkten Austausch unter den Studenten sowie transdisziplinäre Projekte fördern. Ein Beispiel ist das Projekt „Leseumwelten“, das durch das sogenannte FutureLab zustande kam, eine Schnittstelle zwischen der Universität und der Wirtschaft. Aufgabe war in Zusammenarbeit mit externen Architekten ein Möbelstück zur Aufbewahrung von Büchern für

die NÖ-Bibliotheken zu entwickeln, wie Benedikt und Manuel, Studenten im 6. Semester Innenarchitektur, erklären. „Wir konnten jeden Schritt des Projekts kennen lernen und angreifen“, zeigt sich Benedikt begeistert. „Viele unserer Projekte haben einen großen Realitätsbezug. Angesagte Themen in der Architektur und Design wie zum Beispiel Nachhaltigkeit, Recycling oder Re-Use werden behandelt.“ Das Wichtigste sei aber sich selbst zu entfalten, wie Manuel betont: „Egal ob das eigene Projekt realitätsbezogen oder schräg ist, man muss nur argumentieren, warum man es so verwirklichen will.“ Die Universität biete eine dementsprechende Grundlage: „Sie vermittelt konträre Eindrücke – gerade im kreativen Bereich ist es wichtig, nicht nur einer Einbahn zu folgen.“ Benedikt studierte vorher an der TU Wien, fand es aber zu wenig


TEXT: Gotthard Gansch | Fotos: Simon Höllerschmid

künstlerisch und dynamisch. Manuel stellt übrigens als gebürtiger St. Pöltener „eine klassische Minderheit“ an der NDU dar. Benedikt wiederum lebt zwar in Wien, mittlerweile ist es aber zur Tradition geworden, auch des Öfteren in der Traisenstadt fortzugehen. P(y)ro und Contra Waren die beiden für die Gestaltung des Möbelstücks zuständig, zeichnete sich der Studiengang „Grafikdesign“ für das Corporate Design verantwortlich. „Es war ein motivierendes und antreibendes Arbeitsumfeld“, blickt Corinna, ebenfalls im 6. Semester, zurück. Sie absolvierte bereits den Bachelorstudiengang Medientechnik an der FH St. Pölten, bereut aber nicht, sich jetzt noch zusätzlich für die NDU entschieden zu haben: „Die Uni schafft es, sämtliche Aspekte des Grafikdesigns tiefer zu behandeln, nicht nur oberflächlich“, schwärmt sie. Während des FH-Studiums war die aus Mistelbach Stammende mehr in St. Pölten verwurzelt, spielte etwa in Oberwölbling in einer Volleyball-Mannschaft, mittlerweile lebt sie jedoch in einer WG in Wien und pendelt. Die ihres Erachtens schlechten LUP-Busverbindungen trüben ihr sonst positives Bild: „Ich habe das Gefühl, mich für höchste Qualität entschieden zu haben.“ Auch Benno vom Studiengang Event Engineering ist vom Studium angetan. Der Praxisbezug und das gute Verhältnis zu den Vortragenden sowie spezielle Zusatzausbildungen im Rahmen des Studiums wie etwa die Ausbildung zum Pyrotechniker seien besonders. „Veranstalter haben normalerweise ja wenig Technikwissen, wir bekommen es hier häppchenweise serviert“, freut er sich. Eines wundert ihn aber: „Dafür, dass hier 300 Leute studieren, kennt man sich relativ wenig untereinander.“ Das soll sich mit der neuen NDUFabrik aber radikal ändern.

Spielwiese Factory „Die Räumlichkeiten fördern Zusammenarbeit, sind identitätsstiftend und haben Vielfalt geweckt“, ist sich Benedikt bezüglich der NDU Factory sicher. Auch Manuel begrüßt den Umstand, dass man hier studiengangsübergreifend arbeitet und sich trifft. In dieselbe Kerbe schlägt Corinna: „Es taugt mir, dass wir jetzt mit den Architekten zusammen kommen!“ Bei Gastvorträgen oder ähnlichen Veranstaltungen wird die Technik meist vom Studiengang Event Engineering bereitgestellt, wie Benno berichtet. Geplant sei zudem eine Kleinkunstbühne, quasi ein Eventlabor. In der Stadt wurden schon einige Projekte wie ein Leitsystem mittels farbiger Fäden beim Höfefest („Anbandeln“) oder eine Ausstellung im ehemaligen Autohaus in der Hessstraße 12 realisiert, wie der angehende Innenarchitekt Benedikt noch ergänzt. Und Manuel spricht ein schönes Schlusswort: „St. Pölten steht bei uns oft im Zentrum, wird wie eine Spielwiese betrachtet, ein lebendes Anschauungsobjekt. Es wirkt unberührt und übersichtlich. Man ist der einzige Koch, der mitwirkt.“

Eine Vision, die WIrklichkeit wird Der frische Wind ist unverkennbar – mit seinem neuen Rektor Stephan Schmidt-Wulffen hat die NDU eine weitere Öffnung und Internationalisierung erfahren. Und der Rektor hat eine klare Vision „Zu Beginn der Industrialisierung wurde in Weimar das sogenannte Bauhaus gegründet, eine Kunstschule, deren Ziel es war, das Gestalten auf die Industrieprozesse abzustimmen“, erzählt er von einer Art großem Vorbild. Diese Vision vom Großen im Kleinen transferiert er nach St. Pölten und fragt: „Was habt ihr bitte mit Wien und Berlin?“Kurzum, nicht auf die Größe kommt es an, sondern auf die Kreativität und Originalität, auf die richtigen Antworten in veränderten Zeiten. „Wir kommen aktuell in eine andere Form der Produktion. Es gibt keine Serienproduktion mehr und sie ist auch nicht mehr arbeitsteilig“, so Schmidt-Wulffen. Bei neuen Produktionstechniken übernimmt das Gestalten nicht mehr ein Künstler oder ein Designer, sondern das verwendete Material bestimmt die Gestalt. Die Trias „Gestalten – Technik – Management“ stehe hierbei im Mittelpunkt, wobei Management als neuer Faktor in der Lehre der NDU St. Pölten eingeführt wurde. Damit repliziert man auf die US-amerikanische Denkweise, dass Management ein Beruf so gestaltend und visionär ist, wie der des Designers. Open House: 19. April 2013

INFOS

www.ndu.ac.at

MFG 03.13

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MFG SZENE

Behind the scene beim Beatpatrol:

Improvisation ist alles! Ein Festival zu organisieren ist eine Riesensache. Aber wie sieht es hinter den Kulissen aus? Wie schafft man es, alle Künstler ausreichend zu versorgen? MFG fragte bei den Machern des Beatpatrol nach: Wie kommt der Künstler überhaupt auf ein Festival? Von B wie Buchung bis W wie Wartezeit Damit ein Künstler über­ haupt zum Beatpatrol kommt, muss man ihn zuerst buchen. „Sobald das Festival vorbei ist, denkst du eigent­ lich schon ans nächste Jahr und über­ legst, wen du buchen kannst oder wer im nächsten Jahr bekannt werden könnte“, gibt Michael Kietreiber vom Booking Auskunft. Danach beginnt ein langwieriger Prozess. Denn praktisch alles muss schon vor dem Festival verhandelt werden, allem voran die Gage des Künstlers. Der Preis für einen Künst­ ler ist dabei je nach Bekanntheitsgrad variabel. „Einen fixen Betrag gibt es da nicht, es muss stets eigens verhan­ delt werden, die Gage ist von Künstler zu Künstler verschieden“, weiß Mi­ chael Kietreiber. Kurzum, es bedarf verhandlungstechnisch guter Argu­ mente für die Künstlerpräsenz gerade auf diesem Festival sowie bisweilen eines langen Atems. „Oft geht es ganz schnell, dass man innerhalb einer Wo­ che Bescheid bekommt und manch­ mal kann es auch passieren, dass man bis zu zwei oder drei Monate wartet“, erklärt Kietreiber. Wettbewerb der Festivals „Na­ türlich stimmt das Management oder die Agentur auch ab, ob das Beatpa­ trol in den Terminkalender passt, wo der Künstler im Zeitraum des Beat­ patrols sonst noch spielt und welches Festival ins Konzept passt. Der Kon­ kurrenzdruck ist daher groß, weil, vor allem im Sommer, unzählige Festivals auf der ganzen Welt stattfinden. In Wahrheit hat der Künstler insgesamt nur zwei bis drei Monate beziehungs­ weise acht bis zwölf Wochenenden Zeit, dann ist die Festivalsaison schon wieder vorbei“, schildert Kietreiber 64

das Griss um die besten Acts. In Öster­ reich sind die stärksten Konkurrenten des Beatpatrol zurzeit das Frequency Festival, das Urban Art Forms Festi­ val und das Electronic Love Festival in Salzburg, die die gleichen Musik­ richtungen abdecken. Stellt sich weiters die Frage, auf wel­ cher Bühne welcher Künstler spielt. Auch darauf weiß Kietreiber die Ant­ wort: „Das ist verschieden, aber im Großen und Ganzen bestimmen wir das. Es gibt von uns einen Grundplan, je nach Bekanntheit und Musikstil werden dann die Künstler zugeteilt. Große Künstler wie Justice oder Boys Noize stellt man eher auf die ‚Mains­

ALLES FÜR DIE KÜNSTLER. Michael Kietreiber und Julita Fryn managen die Stars.

tage‘. Manchmal fordert das Manage­ ment aber explizit, dass der Künstler nur kommt, wenn er auf der Haupt­ bühne spielen kann.“ Oft suchen sich die Headliner aber auch die Bühne aus, auf der sie spielen möchten. Pro­ blematisch wird es, wenn eine Bühne bereits voll ist, „aber man kann in der Regel dann schon mit den Künstlern verhandeln.“ Aber selbst das ist ver­ schieden. Manche lassen mit sich ver­ handeln, manche nicht. Der Künstler ist gebucht – was nun? Wenn der Künstler zusagt, kann es losgehen. Trifft der Künstler in Ös­ terreich ein, kommt Julita Fryn vom ,Artist Care‘ ins Spiel. „Der Flug wird

im Vorfeld gebucht. Im besten Fall er­ fahren wir die Ankunft des Künstlers früh genug, im schlechtesten erst einen Tag vor dem Festival. Bei Künstlern, die mit Privatjets anreisen, erhält man die Information zumeist überhaupt erst am selben Tag.“ Im Anschluss wird der Künstler vom Flughafen ab­ geholt. „Meistens ist es so, dass sich die großen Künstler die Automarke aussuchen, mit denen sie abgeholt werden möchten. Danach bringt man sie ins Hotel, entweder direkt nach St. Pölten oder auch nach Wien, je nach­ dem, wie es vorher vereinbart wurde.“ Hotel ist natürlich nicht Hotel, auch diesbezüglich gibt es oft ganz genaue Vorstellungen! „Wir haben Leute, die sich nur darum kümmern, die Fah­ rer untereinander zu koordinieren, die die Transfers vom Flughafen zum Hotel durchführen“, fügt Kietrei­ ber hinzu. „Wir versuchen jedoch die Künstler davon zu überzeugen, dass es einfacher zu handhaben ist, wenn sie direkt in einem Hotel in St. Pölten logieren. Abschließend bringt ein Shuttle den Künstler direkt aufs Festival-Gelände und auch wieder re­ tour. Wir haben auch zwei ,GeländeFahrer‘, die nur zwischen dem Hotel und dem Festival-Gelände unterwegs sind, weil man nicht genau vorher sa­ gen kann, wann die Künstler zurück ins Hotel gebracht werden wollen“, veranschaulicht Fryn die Schwierig­ keit, im Vorfeld bereits alles richtig zu timen. Manche Künstler suchen nach dem Gig Ruhe, andere feiern noch weiter auf dem Gelände mit, tauchen ab und an auch bei Gigs befreundeter DJ’s wieder auf der Bühne auf. Der Transport ist jedenfalls eine große lo­ gistische Herausforderung. Eine Liste an Sonderwünschen Die Anforderungen und Wünsche der Künstler sind im sogenannten ‚rider‘ festgehalten. So findet man im ‚techni­ cal rider‘ alles rund um die technische Ausstattung, wie z. B. das benötigte Equipement, Bühnengröße, LED-Wall etc. Im ‚catering rider‘ wiederum steht genau, was welcher Künstler trinken und essen will, ob er beispielsweise Vegetarier ist, ob das Essen ins Ho­


TEXT: PETRA WOCHNER | Fotos: HELGE WÖLL, ZVG

der gerade auf dem Weg zur Bühne ist, muss enttäuscht werden. Bereits vor Beginn des Festivals werden die Schleichwege für die Artists akribisch geplant. Auf die Mainstage werden die Künstler sogar per Auto direkt hinter die Bühne gebracht. „Das ‚Artist Care Team‘ kümmert sich ausschließlich um die Künstler. Im besten Fall ist es so, dass jedem Künstler zwei Personen zugewiesen werden, die ihn vor Ort betreuen. Diese sind dann für den Künstler ver­ TORTENSCHLACHT. Steve Aoki ist der Meister der Sonderwünsche beim Beatpatrol. Auch im Vorjahr bestellte er sich wieder eine Torte, um sie jemandem von der Bühne aus ins Geschicht zu schmeißen.

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telzimmer gebracht werden soll und ähnliches. Der Meister der Sonderwünsche ist laut Julita Fryn übrigens Steve Aoki: „Meistens braucht er eine Torte, die er jemandem ins Gesicht schmeißen kann. Einmal musste ,Autoerotique – turn up the volume‘ darauf stehen. Neben Socken und Unterhosen will er außerdem eine Konfetti-Kanone, die er sich umhängen will, sowie ein Schlauchboot, um durch das Publi­ kum zu ,surfen‘! Die Shows entschä­ digen dafür aber super, denn all diese Dinge verwendet er zur Belustigung des Publikums! Ein anderer Künstler wollte zur Fussball WM 2010 in Ös­ terreich ein österreichisches National­ teamtrikot.“ Der Anforderungskatalog sagt aber noch lange nicht aus, dass der Künst­ ler dann auch alle Dinge wirklich verwendet: „Oft ist es so“, lacht Kie­ treiber, „dass der Künstler vor Ort gar nicht mehr weiß, was alles in seinem ‚rider‘ steht.“ Wichtig sei daher, dass man improvisiert, oft tauchen Wün­ sche erst vor Ort auf. „Wir hatten

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einmal einen Künstler, der unbedingt ein bestimmtes Bier wollte. Als er an­ gekommen ist, haben wir ihm stolz gesagt, sein Bier sei schon gekühlt. Daraufhin meinte er nur, dass er Bier hasst und noch nie welches getrunken hat“, schmunzelt Fryn. Schleichwege inklusive Wer hofft, auf einen Künstler zu treffen,

antwortlich und führen ihn auch zur Bühne“, erklärt Kietreiber. Letztendlich müsse man sich beim Artist Care aber ohnedies bewusst sein, „dass immer irgendetwas Uner­ wartetes geschehen kann“, wie Fryn betont. Was auch immer passiert, das Motto lautet stets: Cool bleiben und The Beat Goes On! MFG 03.13

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MFG SZENE

Texte: SASCHA HAROLD | Foto: ZVG

Voll auf die Ohren! Die St.Pöltner Musikerszene gibt 2013 wieder ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Von Pocket Rocket über Chill-Ill bis Ben Martin gibt es jede Menge neue Veröffentlichungen.

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s war einmal vor langer Zeit eine St. Pöltner Band, die mit dem Ohrwurm „Mein Herz lacht sich zu Kohle“ noch heute gerne in einigen Clubs gespielt wird. Gemeint ist die ehemalige Band Faust mit ihrem Lead-Sänger Markus Sis. Der hat jetzt ein neues Album am Start. „Behind the moon“, gemeinsam mit dem Oberösterreicher Boerni_K produziert, ist anders als seine bisherigen Projekte. „Das neue Album ist ein

Elektro-Album“, so Sis. Voraussichtlich erscheinen wird es im April 2013, und nur digital oder als CD im Eigenvertrieb unter die Leute gebracht. Mit „Sisnation“ wird er am 14. April im Musikcafé EGON spielen. Musikalisch in eine andere Richtung schlägt der St. Pöltner Hip-Hop Artist Chill-Ill. Neben ihm selbst bekommt man auf dem neuen Album „Aus Aundara Aunsicht“ auch einige Größen aus der österreichischen Hip Hop Szene zu hören. Der wohl größte Unterschied zu seinem ersten Album ist der Wechsel vom Hochdeutschen in die Mundart. Chill-Ill: „Es gibt sowohl beim Sound als auch bei den Raps neue Facetten von mir, und die Veränderung und den Fortschritt hört man auch. Aus Aundara Aunsicht eben!“ The endless stream of everything Ben Martin, bekannt unter anderem durch Bandprojekte wie „I am Cereals“ oder „The Black Riders“, veröffentlicht Ende März sein mittlerweile sechstes Soloalbum. „The endless stream of everything“ soll es heißen, und wie der Titel schon suggeriert, ist es für ihn Abschluss und Neuanfang zugleich. „Ausnahmslos allen Songs dieses Albums liegt ein Gefühl von Wärme zugrunde, sei es der liebevolle Umgang mit eigenen Schwächen und Fehlern, eine Liebeserklärung an meine Frau, meine Freunde oder meine Familie oder einfach nur die Freude über die Schönheit unserer Welt“, erläutert Martin. Auch die Band Pocket Rocket wartet 2013 mit ihrem mittlerweile vierten Album auf. Der Stil ist bekannt vielseitig – eingängige Rhythmen, fetzige Gitarrensoli und spritziger, ausgeprägter Gesang werden abgerundet mit dem einen oder anderen Special-Effect. Wer die Jungs live erleben will, hat am 16. März bei der Release Party im Warehouse Gelegenheit dazu. Gemeinsam mit anderen Bands wie Vanilla Sky werden dort die neuen Tracks zum Besten gegeben. Last but not least haben auch Bauchklang mit „Akusmatik“ ein neues Album auf ihrem neu gegründeten eigenen Label „Bauchklang Records“ herausgebracht. Produziert wurde es von niemand Geringerem als Patrick Pulsinger – nicht zufällig geht die Band doch noch stärker Richtung Electronic – freilich wie gehabt ausschließlich über ihre Stimme! Reizvoll und vielfältig, wie die gesamte St. Pöltner Musikszene!


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TEXT: Gotthard Gansch | Fotos: zVg

nie wollten wir aber nur zeigen, dass auch abseits der Arbeit ein starker Teamgeist und jede Menge Spaß vorhanden sind“, ergänzt Stefan. Dieser Spaßfaktor und die Kameradschaft sind mit ein Grund, warum er freiwillig Hilfe leistet: „Die Mitarbeiter beim ASBÖ St. Pölten sind zum größten Teil nicht nur meine Kollegen, sondern auch meine Freunde.“ Außerdem sei es eine facettenreiche Arbeit, die nicht nur wegen eines Videodrehs Abwechslung biete. „Die Arbeit beim ASBÖ ist kein gewöhnliches Hobby. Ständig wird man mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Faszinierend finde ich die Kombination von Spaß und Ernsthaftigkeit“, führt Stefan weiter aus. Die Arbeit spiegelt sich somit in gewisser Weise selbst im Video wider.

Zivis als Filmstars

Viel nackte Haut und komische Szenen sind wohl die perfekten Zutaten für einen potentiellen Youtube-Hit. Hat ein Video des ASBÖ St. Pölten das Zeug dazu? Ein Blick hinter die Filmkulissen.

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ie Cheerleader der American Football Mannschaft „Miami Dolphins“ erstellten ein Video zum allseits bekannten Lied „Call Me Maybe“ von Carly Rae Jepsen. Hierbei versuchen sie vor allem eines: gut auszusehen. Der Arbeitersamariterbund St. Pölten nahm sich dieses Video zum Vorbild und transferierte die „Handlung“ in sein angestammtes Milieu: Nebst den sich räkelnden Cheerleadern verblassen die heimischen Helferlein in roten Uniformen keineswegs, statt nackter Haut brillieren sie mit witziger Schauspielerei. Der YoutubeUser „NocSang“ fasst die Szenerie treffend zusammen: „genius, dont know where to look at, hot girls in the lower left, ahh shit i missed something

of the funny dudes“. Selbst Armin Wolf teilte das Video auf Facebook und Twitter mit seiner Fangemeinde mit den Worten „Schau an, der Samariterbund St. Pölten kann auch was.“ Spaß an der Sache Entstanden ist das Video nicht bloß aus Jux und Tollerei, sondern als kreativer Beitrag für die interne Jahresabschlussfeier. „Eine Diashow gibt es bei jedem Vereinsfest oder Event“, erzählt Stefan Umgeher, treibende Kraft sowie Regisseur, Schauspieler und Choreograph in Personalunion. Das Video verbreitete sich schnell, und so erkannten die Samariter, dass man es „durchaus nett zur Promotion“ verwenden kann. „In erster Li-

Zählbares Die meisten Akteure des hiesigen Videos sind Zivildiener, wo die Mehrheit auch bereits freiwillig Dienste übernimmt. Vier gänzlich Freiwillige waren auch daran beteiligt. Gedreht wurde fast alles innerhalb einer einzelnen Nacht. Nach zehnstündigem Schnittmarathon wurde das Video schließlich veröffentlicht und binnen zehn Stunden fast 7.000 mal aufgerufen, nach drei Wochen stehen nun über 45.000 Views und 800 positive Bewertungen zu Buche. Dies mag auch manch internen Kritikern zum Verstummen bringen: Bessere Werbung gibt es nicht für den ASBÖ. Das muss das Rote Kreuz erst einmal nachmachen!

NACHTSCHICHT. Der Youtube-Hit wurde fast innerhalb nur einer Nacht gedreht.

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Schifoahn is des Leiwaundste…

Die Affinität zum Wintersport ist in Österreich nicht erst seit Wolfgang Ambros‘ Kulthymne gegeben, vielmehr blickt man auf eine lange Tradition zurück. Zwei Stätten des Nationalsports liegen in unmittelbarer Nähe zu Wien, Graz oder St. Pölten: Göstling am Hochkar und Lackenhof am Ötscher.

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ie Ausläufer der Alpen haben dennoch beachtliche Größen: So ist der Ötscher mit 1.893m Höhe bis nach St. Pölten zu sehen, das Hochkar mit 1.808m steht ihm dabei um wenig nach. Beide vermitteln für niederösterreichische Verhältnisse hochalpinen Charakter in nächster Nähe der Ostregion, klimatisch sind die beiden Gebiete gar mit 1.800-2.500 Metern vergleichbar. Ende Februar dieses Jahres hatte man am Hochkar etwa noch dreieinhalb Meter Schnee, aufgrund dieses sprichwörtlichen „Schneelochs“ ist man auch in Zukunft gut aufgestellt. Beide Gebiete stehen unter der Schirmherrschaft der Schröcksnadel-Gruppe. Im Herbst des vergangenen Jahres erst wanderte das Hochkar unter die gemeinsamen Fittiche des Familienun72

ternehmens des ÖSV-Präsidenten und des Landes NÖ. Familiär. Die beiden Geschäftsführer, Marc Schönfeld (Ötscherlifte) und Rainer Rohregger (Hochkar Bergbahnen) versprechen sich dadurch Synergieeffekte. Abgesehen vom Knowhow der Unternehmensgruppe sollen auch die Gäste selbst profitieren: Neben den bereits existierenden, für beide Gebiete gültigen, Mehrtages- und Saisonkarten sollen ab nächster Saison auch die Tages- und Kurzzeittickets den Genuss beider Regionen ermöglichen. Geplant sind auch flexible Stundenkartenmodelle. „Der Benefit ist, dass es nun nicht zwei kleine Schigebiete sind, sondern ein mittleres“, wie Rohregger betont. Diese mittlere Schigebietsgröße cha-

rakterisiert sich etwa durch rund 40 Pistenkilometer, jeweils etwa 20 pro Gebiet, passend für einen Kurzurlaub wie auch für 4-5-Tagesschiurlaube, so Rohregger: „Für die Ostalpen haben wir eine schöne Größe. Die gute Erreichbarkeit ist ein großer Vorteil.“ Zwar sei man noch nicht ganz selbstbewusst, man bewege sich aber in die Richtung, in die sich auch der Markt verändert. Für jeden Schi-Typ ist hier etwas dabei: So ist das höher gelegene Hochkar-Schigebiet für sportliche und ambitionierte Wintersportler zu empfehlen, der Ötscher wiederum besticht durch familiären Charme. Die amikale Atmosphäre herrscht in beiden Regionen, sowohl in Göstling als auch in Lackenhof, nicht zuletzt aufgrund der vielen Familienbetriebe, egal ob Hotels oder Pensionen mit zahlreichen Stammgästen. Außerdem gibt es am Ötscher für die Jüngsten die sogenannte Schneemannkarte, die für Kinder bis zu zehn Jahren in Begleitung eines Elternteils nur zwei


Euro pro Tag kostet. Im nächsten Jahr wird diese auch am Hochkar eingeführt. „Den Reiz des Hochkars macht aus, dass alles knapp beisammen liegt. Es gibt oben einen Kessel, wo man immer wieder zurück kommt. Außerdem ist viel Platz neben der Piste“, schwärmt Rohregger. In dieselbe Kerbe schlägt Schönfeld: „Der Ötscher und die Ötschergräben sind nicht bloß ein Mittelgebirgsmassiv, sondern eine Attraktion und ein abwechslungsreiches Bergerlebnis. Im Sommer ideal für Bergsteiger und Wanderer.“ Im Winter besteche der Ötscher mit kurzen fußläufigen Distanzen, man könne vom Bett direkt auf die Piste kommen: „Es gibt neben der Kartause Gaming die meisten weiteren Betten großteils direkt im ‚Ötscherdorf‘ Lackenhof.“

Vision für die Region. Rohregger kommt ursprünglich aus einem Tal, wo Abwanderung ein starkes Thema ist. So ist es ihm auch aus persönlicher Erfahrung ein Anliegen, die Region mitzugestalten und sich zu engagieren: „Wir glauben aus ganzem Herzen an die Region und den Wintersport. Der Leitbetrieb ist klar der Tourismus, es geht aber nicht nur um den Lift. Es herrscht eine Aufbruchsstimmung, und man kann eine Vision für junge Übernehmer bieten, die den Betrieb der Eltern weiterführen.“ So sagt auch Schönfeld, dass der Gast immer gute Qualität erwarte, und daher parallel zum Lift auch die Infrastruktur von Betten bis Einkaufen mitentwickelt werden muss: „Es geht zwar primär um den Lift, es sind aber in Wirklichkeit alle betroffen. Wir wollen eine Perspektive bieten.“ So

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Ötscher

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Veranstaltungstipp

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Liftpreise & Aktionen

Hochkar: Erwachsene EUR 34,50, Kinder EUR 17,50 Ötscher: Erwachsene EUR 34, Kinder EUR 19, TIPP: Kinder bis 10 Jahre bezahlen in Begleitung eines Erwachsenen nur die Schneemannkarte für EUR 2

Top-Angebot

Unvergessliche Skitage in den Mostviertler Alpen, 3 Übernachtungen mit Frühstück oder Halbpension in Lackenhof-Ötscher oder Göstling-Hochkar, 3 Tage NÖ-Wintercard (3x Skipass, 3x Leihausrüstung) gibt es bereits ab EUR 166 Buchung: Mostviertel Tourismus GmbH 3250 Wieselburg T 07416/521 91; E office@most4tel.com www.mostviertel.info/winter

DYNAMISCHES DUO. Marc Schönfeld und Rainer Rohregger beleben die Region.

gibt es innovative Überlegungen, wie man weiter in Richtung Zukunft gehen will. Investiert wurde und wird auf jeden Fall sehr viel. „Mit dem Hochkar ist das aber unser erster Winter, somit müssen wir unsere Erfahrungen und die der Partner am Berg evaluieren und einen Masterplan anfertigen. Wir sind intensiv in Gesprächen.“ Eine Tendenz sei aber dennoch zu erkennen, so Rohregger weiter: „Die Gäste wollen immer mehr Inszenierung. Selbst alltägliche Dinge wie das Einkaufen werden zum Shopping-Erlebnis. Es ist nicht mehr nur ein Lift am Berg, es wird ein inszeniertes Ausflugserlebnis für den Gast.“ Toller Sommer. Zwar werde ein überwiegender Teil des Umsatzes im Winter generiert, der Sommer sei aber enorm im Zunehmen. Im Sommer kommen jene, die sich ein Bergerlebnis erfüllen wollen. „Dieses Erlebnis gilt es weiter zu entwicklen“, ist sich Rohregger bewusst. „Wir haben zwei schöne Bergerlebnisarenen. Der Ötscher ist oft der Einstieg und das Tor Richtung Mariazell für Wanderer und Bergsteiger. Die Ötschergräben und Höhlen sind quasi der ‚Grand Canyon‘ Österreichs“, schmunzelt Schönfeld. Man wisse, dass der im Sommer Begeisterte auch wieder Gast im Winter sein kann. Der Ötscherlift feiere diesen Sommer und Herbst außerdem sein fünfzigjähriges Bestehen, so werde es bis Winter etwa eine Ausstellung geben. Damit schließt sich wieder der Kreis der vier Jahreszeiten: vom Winter über den Frühling bis zum Sommer und den Herbst ist die Region Ötscher und Hochkar allemal eine Reise wert! MFG 03.13

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Fitness am See

Seit ihrem 17. Lebensjahr ist Milena Reisner in der Fitness-Aerobic-Branche tätig, nun hat sie sich einen Traum erfüllt und ihr eigenes Studio mit umfassendem Kurs-Angebot für Jung und Alt eröffnet.

Im September 2012 erblickte „mein Seestudio“ das Licht der Welt. Direkt neben dem Ratzersdorfer Badesee und der Cybersport-Arena Lasertron im Norden St. Pöltens gelegen, bietet Milena gemeinsam mit anderen Trainern

spannende Kurse für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Pensionisten. Ein moderner, neu renovierter Saal mit Blick auf den See schafft dafür das passende Ambiente. „meinSeestudio“ hat sich dabei vor allem auf neue Trends

spezialisiert und bietet ein abwechslungsreiches und effektives Spaßtraining an. Ob Problemzonentraining, Rückentraining und Yoga bis zu ZUMBA® Fitness – für jeden Geschmack und Typ ist das ideale Fitnessprogramm dabei:

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ZUMBATOMIC Früh übt sich! Das speziell entwickelte Zumbatomic-Programm ist perfekt für Kinder von 4 bis 12 Jahren. Kinderfreundliche Choreografien und Musik, die die Kinder lieben, machen nicht nur Spaß, sondern fördern Konzentration und Selbstbewusstsein, regen den Stoffwechsel an und verbessern die Kondition.

Yoga Es ist weder Sport noch Religion, sondern ein körperliches und geistiges Training, bei dem das Körperbewusstsein geschult wird. Spezielle Körperhaltungen („Asanas“) verbunden mit Atemübungen schaffen innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Yoga bedeutet Eins werden mit sich und seinem Körper!

PILOXING® Das Workout verbindet effektive Übungen aus Pilates und Boxen. Die Box-Elemente fördern Beweglichkeit, Flexibilität, Gleichgewicht und Ausdauer. Der Einfluss aus dem Pilates sorgt dafür, dass beim PILOXING® auch tiefer liegende Muskelgruppen gekräftigt werden und sich insgesamt die Körperhaltung verbessert.

FLEXI-BAR® Lasset die Muskeln schwingen! Dieses Programm stärkt speziell die Tiefenmuskulatur. Bereits leichte Bewegungen der FLEXI-BAR®, eine Art „Swingstick“, bewirken eine tiefgehende Reaktion im Körper, wodurch Stoffwechsel und Herzfrequenz gesteigert werden. Ein effektives Mittel gegen Rückenprobleme.

Bokwa® Fitness Tänzerische Elemente u. a. des „Kwaito“, einem afrikanischen Tanzstil, werden mit Boxtechniken kombiniert. In Form von Buchstaben und Zahlen nach Zeichensprache wird eine vielseitige Choreographie zu aktuellen Chart-Songs getanzt und dabei das Herz-Kreislaufsystem, die Koordination und Beweglichkeit trainiert.

Balance Swing® Trampolin-Springen mit Fitness verbinden – das schafft das neue, effektive Komplett-Workout auf dem Mini-Trampolin. Das Ganzkörpertraining kräftigt Beckenboden, Bauch und Rücken. Es hält ganzheitlich gesund, macht schön und bringt vor allem gute Laune!

Neugierig geworden?

meinSeestudio, Bimbo Binder Promenade 15, 3100 St. Pölten, www.meinseestudio.at, 0676 / 971 6 651

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MFG KRITIKEN

ZUM HÖREN

Manshee, mikeSnare, Thomas Fröhlich, Dr. Schramek, Rob.STP, Jaxon (von links nach rechts)

Das Album der Band mit Wurzeln aus der St. Pöltner Umgebung klingt beim ersten Hören wie eine Mischung aus The Notwist und Elliott, durch mehrmaliges Anhören erkennt man erst die Schönheit und Vielzahl an Instrumenten. Rika verwandeln fast jeden ihrer Songs von einem einfach gestrickten Anfang zu einem langsam ansteigenden Sonnenaufgang bis hin zu einer Erwartungshaltung, die man zu Beginn nie für möglich hielt. Ein grandioses Frühlingserwachen in musikalischer Form.

HEINO

Mit freundlichen Grüssen Hat er sich nur einen Spaß erlaubt, ist es Rache? Wie auch immer: Heinos Interpretationen deutscher Popsongs sind ein großer Wurf, da kann manch Rockstar noch so seine Nase rümpfen. V. a. entlarvt er eines, was sonst gerne seinem Genre vorgeworfen wird: Eine gewisse Plattheit der Texte, von der Intoleranz der angeblich so offenen Popbranche ganz zu schweigen. Dabei geht es doch nur um Unterhaltung, oder, wie Roberto Blanco weiß: „Ein bisschen Spaß muss sein!“

ZUM SCHAUEN

Manshee, Kinga Handlhofer

AUTECHRE Exai

Die Elf also. XI. „Exai“. Sean Booth und Rob Brown melden sich mit einer bis an den Rand vollgestopfen Zaubertüte an Tracks – und ihrem stärksten Album seit den 90ern – zurück. Die irgendwo im eigens für Acts wie Autechre geschaffenen „Electronica“Leo angesiedelten Sounds und Beats flirten wie immer kaum mit aktuellen Trends. Zerlegt, zusammengebaut, gestreckt, gestaucht, Autechre’s Musik klingt verlässlich, wie frisch aus dem Baukasten – und strotzt vor Schaffenskraft!

Fourward aftermath ep

Das österreichische Quartett hat sich mit einer beachtlichen Zahl an Releases auf den Labels Audioporn und Mainframe zu einem Garant für regelmäßigen, qualitativ höchstwertigen Nachschub von DJ–Futter gemacht. So auch die neue EP. Besonders beeindruckend ist die stets hohe Produktionsqualität und die kompromisslose Herangehensweise, die sich nie dem Zeitgeist anbiedert, trotzdem aber immer fresh und up-todate klingt. Hoffentlich gibt’s bald mehr davon.

ZUM SPIELEN Markus Waldbauer

Neil Young & ... Psychedelic Pill

... Crazy Horse. Wenn Neil Young, die Legende, wieder mit seiner nicht minder legendären Band „Crazy Horse“ antritt, dann ist der Titel „Psychedelic Pill“ natürlich auch wortwörtliches Programm: knackige, abgespacede und wunderschön überlang zelebrierte Hippieträume vom Altmeister und seiner kongenialen Band. Krachig, melancholisch, zartbitter, lebensfroh und fast möchte man meinen, ein bissl eing‘raucht: Blumenkraft für den kommenden Frühling! Dig it, Dude!

DAVID BOWIE THE NEXT DAY

Wenn Musiklegende David Bowie nach zehn Jahren Studiopause nun sein 30. Studioalbum präsentiert, dann geht das schlicht und einfach nicht ohne Superlative. Dass Bowie als Künstler und Kunstfigur in den letzten Jahren wenig präsent war, gab viel Raum für Spekulationen über seine Zukunft. Die Antwort gibt der Meister nun mit dem in New York von seinem langjährigen Studiopartner Tony Visconti produzierten Album. Die erste Single fragt dazu passend: „Where Are We Now?“

ZUM LESEN

H. Fahrngruber, W. Hintermeier

HYDE PARK AM HUDSON

Dead Space 3

Blaine Harden

US-Präsident Franklin D. Roosevelt und seine Gattin Eleanor erwarten Besuch auf ihrem Landsitz Hyde Park am Hudson: Die britischen Monarchen King George VI und seine Gemahlin Queen Elizabeth. Weiterer Gast: Margaret ‚Daisy’ Suckley, mit der der Präsident eine Liebesaffäre unterhält. Es bahnt sich ein stürmisches Wochenende an, das die Befürchtungen aller Beteiligten weit übertreffen wird…

Der Gruselklassiker im Weltall kommt in der dritten Auflage daher und betritt damit neues Terrain. Isaak Clarke, der Held der Geschichte, reist durch das All, um nach der Quelle des Nekromorph-Ausbruchs zu suchen. Mittlerweile ist er aber nicht mehr der stille, schreckhafte Techniker wie noch in Teil 1. Mit der Zeit ist er immer mehr zum Actionhelden mutiert – sehr zum Leidwesen der zahlreichen Fans des Survival-Horror Genres.

Shin Dong-hyuk wird in einem nordkoreanischen Gefangenenlager geboren. In der Barbarei des Lagers vegetiert das Kind dahin, isoliert von der Außenwelt, unter bestialischen Lagersitten und der Tyrannei erbarmungsloser Wärter ausgeliefert. Durch einen Mitgefangenen erfährt es, dass es eine andere Welt draußen gibt, und es gelingt ihm die Flucht aus der Hölle der weltweit letzten kommunistischen Diktatur.

FAST & FURIOUS 6

World of Goo

Wolf SChreiner

Nach ihrem großen Rio-Coup haben sich Dominic Toretto (Vin Diesel), Brian O‘Conner (Paul Walker) und ihre Crew auf der ganzen Welt zerstreut. Durch die 100 Millionen Dollar sind sie zwar reich, leben jedoch auf der Flucht. An eine Rückkehr in ihre Heimat ist nicht zu denken ... Wen bereits Teil 1 bis 5 begeistert hat, wird hier nicht enttäuscht. Es gibt wieder sexy Schauspieler, schnelle Autos und heiße Mädels.

Der vielprämierte Klassiker für PC und Mac findet nun auch auf Smartphones seinen verdienten Stammplatz. Das Puzzlespiel besticht durch ein innovatives Spielprinzip und durch die witzige Darstellung der Levels. Es geht einfach gesagt darum, mit den „Goos“ – das sind kleine Bällchen – nicht weniger zu tun, als der Physik zu trotzen! So arbeitet man sich von einem Level zum anderen hoch. Apropos! Suchtfaktor: Sehr hoch.

Was macht ein bayerischer Pfarrer, der bei einem seiner Ministranten einen wertvollen alten Rosenkranz findet? Baltasar jedenfalls forscht natürlich nach und gräbt dabei an einem Ackerrain ein menschliches Skelett aus. Kein Zweifel, die Nachbarn sind über diese Art der „Einmischung“ alles andere als erfreut, aber der Pfarrer lässt sich nicht einschüchtern – und klärt einen Mord an einer jungen Frau auf.

Roger Michell

JUSTIN LIN

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Visceral Games

2D Boy

Flucht aus Lager 14

stossgebete

Fotos: zVg

RIKA

How To Draw A River...


MFG VERANSTALTUNGEN

HIGHLIGHt VAZ St. Pölten

ALL YOU NEED IS LOVE Das Beatles-Musical „all you need is love!” erzählt in einer mitreißenden Biografie die bedeutendsten Stationen der erfolgreichsten Band aller Zeiten auf ihrem Weg zum Weltruhm: Von den ersten Auftritten im Hamburger Star-Club bis hin zu ihrem letzten gemeinsamen Konzert auf dem Dach eines Londoner Bürogebäudes. Mit Songs wie „Help“, „Love me do“, „Yesterday“ oder „Hey Jude“ bringt die amerikanische Band „Twist & Shout“ die legendären Pilzköpfe musikalisch und optisch verblüffend authentisch auf die Bühne zurück. Ein Muss für jeden Beatles-Fan! 21. März 2013

10.03.

GROSSE GEFÜHLE

Liebe, Freude, Zorn oder Trauer – Gefühle sind lebensbestimmende, komplex-dynamische Prozesse, deren Äußerungen kulturell geformt und sozial erlernt werden. Die Ausstellung „Große Gefühle“ setzt sich mit den unterschiedlichen Ausformungen von Emotionen und ihrer Veränderung in den historischen Kontexten von Kunstwerken auseinander. AUSSTELLUNG

09.04.

KUNSTHALLE KREMS

MEISTERKONZERT

Berühmt sind die russischen Top-Pianisten vor allem für ihre Virtuosität und Strahlkraft. Sergey Zagadkin ist ein solcher Prototyp und ein wichtiger Vertreter dieser Interpreten-Elite. Auf der ganzen Welt konzertierend, ist er darüber hinaus auch sowohl in Russland als auch in Japan als Professor tätig und wurde als „Künstler Russlands“ ausgezeichnet. KLAVIERABEND

GROSSER STADTSAAL

22.03.

OVER AT THE STARS

Der Sound seiner Platten wärmt und klingt verträumt, spielt aber auch mit Chaos und Verwirrung: Das ist „Wandl“. Nach gemeinsamer Kindheit haben sich die Köpfe hinter „over at the stars“ nach vielen Jahren in Wien wiedergefunden, um Musik zu machen. „Wandl“ und „over at the stars“ sind mit Raino Spahn & Lichtfels an den Plattentellern zu sehen. KONZERT/PARTY

CAFÉ PUBLIK

11.-14.04.

WISA 2013

Niederösterreichs größte Bau- und Wohn-Messe findet zum bereits 31. Mal in der Landeshauptstadt St. Pölten statt. 48.000 Besucher Jahr für Jahr können einfach nicht irren – die WISA St. Pölten ist der größte Impulsgeber für die heimische Wirtschaft in Niederrösterreich. Mehr als 500 Aussteller präsentieren dann auf 65.000 Quadratmetern ihre Neuheiten. MESSE

VAZ ST. PÖLTEN

CRO

30.11. MITTELALTERSPEKTAKEL

Plötzlich war er da und ist seitdem nicht mehr aus der Hip-Hop/Pop-Szene wegzudenken – CRO, der Rapper mit der Pandamaske! Ob Indie, Hip Hop, oder Pop – Cro fühlt sich scheinbar in allen Genres wohl, die Mischung aus Rap und Pop bezeichnet er Raop. Dieses Wort ist auch der Titel seines im Juli 2012 erschienenen Debütalbums. Open Air auf der Festwiese!

Am ersten Adventwochenende 2013 wird St. Pölten zur mittelalterlichen Spektakelstadt. Ritter werden ihr Können im Schaukampf beweisen, Schauhandwerker und Händler werden ihre Waren feilbieten und Mittelaltermusiker werden die Besucher auf eine Zeitreise mitnehmen. Es wird das größte IndoorMittelalterspektakel Österreichs, wenn nicht sogar Europas.

31.08.

KONZERT

DONAUINSEL

FEST

22. & 23.03.

EGON WIRD ELF

EGON wird ELF – und das wird gefeiert! Gleich an zwei Tagen gibts Live-Musik, Dj´s & big Party – und das bei freiem Eintritt! Tag 1 beginnt mit der „Fabio Biggie´s Brazilian Groove Night“ – eine Mischung aus Samba, Funk & Soul. Danach geht’s grooovig weiter mit DJ Oliver. Am zweiten Tag geht die Party mit DJ Bubikocho & Friends weiter. Let’s celebrate! JAHRESFEST

MUSIKCAFE EGON

PERKUSSIV

06.04.

Rhythmus hören und tanzen – 14 Musiker aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz laden mit Conga, Buk, Tschanggo, Gong, Tambourim, Kleinperkussion, Saxophon, Caisa, Flöte, Stimme, Körper ein zu einer schwingenden Rhythmusreise. Eine Reise zum Lauschen, Tanzen oder sich vom Rhythmus tragen zu lassen! BENEFIZ

SCHLOSS POTTENBRUNN

VaZ St. PÖlten

KONZERTE | EVENTS | MESSEN | KONGRESSE

DO 26.04. // 20.00

ANDY LEE LANG & BAND THE ELVIS PRESLEY STORY

SA 27.04. // 16.00 Kinderliedermacher

Bernhard FiBich SA 27.04. // 20.00

die StehauFmandln MO 29.04. // 20.00

UWE KRÖGER & PIA DOUWES DIE GRÖSSTEN MUSICALHITS tickets im VaZ St. Pölten, ticket@nxp.at, www.vaz.at, 02742/71 400, in allen Raiffeisenbanken und oeticket-Geschäftsstellen, 01/96 0 69

VAZ ST. PÖLTEN

MFG 03.13

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REICH(L)EBNERS PANOPTIKUM

GENREFRAGE GEKLÄRT. VOR der Wahl wähnten wir uns im Mantel- und Degenfilm „Alle gegen einen. Einer für uns“, oder im Western „Erwin Pröll! Sei ein Mann und kein Feigling!“, doch NACH der Wahl wissen wir, dass ein Homerischer Hymnus gegeben wird: „Denken und nimmer vergessen Apollons will ich, des Schützen, den zum Palaste des Zeus eingehend die Unsterblichen fürchten ...“

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WOHNEN SCHÖNES

MIT DER WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT ST. PÖLTEN SEIT 90 JAHREN

• Optimales Preis-Leistungsverhältnis • Individuelle Finanzierungen • Beste Lagen • Zukunftsweisende Niedrigenergiebauweise • Freundliche und kompetente Beratung

Tel.: 02742/77288-0 Fax: 02742/73458 wohnungsberatung@wohnungsgen.at www.wohnungsgen.at Allgemeine gemeinnützige WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT e.Gen.m.b.H. in St.Pölten

Unsere aktuellen Projekte finden Sie unter www.wohnungsgen.at

Josefstraße 70/72 3100 St.Pölten

Beste Qualität, beste Lagen: Die Wohnungsgenossenschaft St. Pölten schafft in ganz NÖ zukunftsweisende Wohnprojekte.


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