MFG - Das Magazin / Ausgabe 35

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EDITORIAL NEUE ÖFFNUNGSZEITEN von Johannes Reichl

Die „Verbotene Stadt“ im Festspiel-

Eine Öffnung ganz anderer Art und mit noch viel weitrei-

haus – für viele als „tote Stadt“ wahr-

chenderer Dimension ist mit dem neuen Bahnhof gelungen.

genommen – wurde dieser Tage abge-

Nicht nur, dass sich die Stadt damit eines ihrer schlimmsten

baut. Was in seinem Ansatz bewusst als urban, verstörend,

Image-Killers der letzten Jahrzehnte entledigt hat und nun

Neugierde weckend angelegt war, dem wurde mehrheitlich

endlich nicht mehr vor den Bahnhofsumfragen bangen muss,

mit Unverständnis und offener Ablehnung begegnet, so dass

die zumeist den wenig schmeichelhaften Titel „hässlichster

der Zaunverbau letztlich durch den Handstreich des Konven-

Bahnhof Österreichs“ bescherten, hat man damit auch ein

tionellen gefallen ist. Das ist an sich nicht weiter tragisch,

Statement abgegeben. Das, was vorher klein, finster, muffig,

denn der künstlerische Output der verbotenen Stadt war en-

ja schlichtweg abgefuckt und peinlich war, ist jetzt luftig, hell

denwollend. Die hochgelegte Latte, kreativen Raum, den sich

und einladend. Welch unterschiedliche Wahrnehmung geht

etwa die hiesige Jugend selbst erobert, zu schaffen, konnte

damit einher, nicht nur des Bahnhofs selbst, sondern der ge-

nie übersprungen werden. Und auch von innen, vom Fest-

samten Stadt. Früher trat man mit einem beklemmenden, ja

spielhaus heraus wusste man kaum etwas mit der freien Flä-

angeekelten Gefühl aus dem Gebäude heraus, was unwei-

che anzufangen. Da war viel zu wenig Inhalt bei viel zu viel

gerlich auch auf die Stadt abfärbte: Dieses kleine, schirche

Leere. Dennoch schaffte der Leiter des Festspielhauses Joa-

Kaff – und mochte es 100mal anders sein – kann mir gestoh-

chim Schloemer eines: Aufsehen, ja mehr noch, Aufregung

len bleiben. Der Ersteindruck ist stets der bleibendste. Jetzt

zu erzeugen – und das ist gar nicht wenig. Das Festspielhaus

muss man beim Heraustreten, beim Blick in das neue, fast

fand dadurch auch in die Diskussion jener Eingang, die mit

an einen Mini-Boulvard erinnernde Stück Fußgängerzone

dem Haus ansonsten gar nichts anzufangen wissen. Das ist

– auch diese Lösung ist äußerst gelungen – unweigerlich

ein Mehrwert, den man der Aktion nicht absprechen kann.

lächeln, atmet frei durch und begegnet der Stadt mit einer

Nun hat Schloemer, für die NÖN fototechnisch in Szene ge-

gewissen Sympathie. „Gar nicht so übel dieses Städtchen!“

setzt, symbolisch selbst Hand angelegt, um das teure Spiel-

Das ist ein Paradigmenwechsel. Offensichtlich hat man end-

zeug nach nur einem Jahr wieder zu demontieren. Über den

lich die richtige Balance für St. Pölten gefunden, die nicht ins

Umgang mit Steuergeld mag man in diesem Kontext streiten,

konservativ Provinzielle einerseits, aber auch nicht ins über-

was subventionierte Kunst sich „leisten“ darf und was nicht.

kompensatorisch Gigantomanische (und damit erst wieder

Schloemer selbst hat mit dem Abbau aber im doppelten

ins Provinzielle) abgleitet. Möge man dieses neue Fingerspit-

Sinne ein Zeichen gesetzt. Einerseits gibt er dem Druck der

zengefühl auch bei anstehenden Zukunftsprojekten wie der

Öffentlichkeit nach, das aber nicht im Sinne einer Kapitula-

Domplatzneugestaltung beweisen!

tion, sondern im Sinne eines Schrittes auf die Leute zu. „Be-

Wie man sich überhaupt diesen neuen Geist der Offenheit

gleitet mich, und ich komm euch auch ein Stück entgegen.“

erhalten möge, der sich auf vielerlei Weise manifestiert, etwa

Das ist ein starkes Signal an die Stammklientel. Andererseits

in belebten Plätzen nach innen oder über die vielbeachteten

hat er das, was nun als offizielle Lesart des Festspielhauses

Festivals nach außen. Und wenn jetzt auch noch die Par-

propagiert und im Nachhinein als eleganteste Rechtfertigung

teien, bei allen ideologischen Auffassungsunterschieden, zu

eingeschrieben wurde, geschafft: Eine symbolische Öffnung!

einem seriösen Modus vivendi, zumindest was den verbalen

Ein Niederreißen von Trennendem. Das, was kurzerhand ver-

Umgang miteinander betrifft, kommen – dann braucht uns

steckt war, wird nun wieder sichtbar. Das erinnert an Christo.

vor einer „toten Stadt“ nicht zu bangen. Weiten wir also die

Wir werden uns der Schätze, wie das Festspielhaus einen

Öffnungszeiten exzessiv aus, und nehmen wir uns ein Bei-

darstellt, erst bewusst, wenn sie quasi nicht mehr da sind.

spiel an Schloemer: „Mauern-Einreißen“ ist nicht verboten in

Das weckt auch bei den Nichtstammkunden Interesse.

dieser Stadt! Im Gegenteil! Es ist sogar sehr erwünscht!

IMPRESSUM Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten Herausgeber: Bernard und René Voak Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chef vom Dienst: Anne-Sophie Settele Redaktionsteam: Thomas Fröhlich, Gotthard Gansch, Sascha Harold, Althea Müller, Michael Müllner, Marion Pfeffer, Patricia Rauscher, Michael Reibnagel, Ruth Riel, Eva Seidl, Anne-Sophie Settele, Katharina Vrana. Kolumnisten: Herbert Binder, Thomas Fröhlich, Judith Goritschnig, Althea Müller, Michael Müllner, Primadonna, Rosa Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Judith Goritschnig, Wolfgang Hintermeier, Dali Koljanin, David Meixner, Manuel Pernsteiner, Anne-Sophie Settele, Robert Stefan, Markus Waldbauer Leiter der Bildredaktion: Hermann Rauschmayr Art Director & Layout: REBELTECH Hersteller: NÖ Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich. Internet: http://www.dasmfg.at Offenlegung nach § 25 Medien-Gesetz: Medieninhaber: NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen. Geschäftsführer: Bernard und René Voak MBA. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in NÖ.


IN DIESER AUSGABE URBAN

6

URBAN

8 14 18 24 28 32

STALINGRAD BRIEFE AUS DEM LAGER IM SITZUNGSSAAL... DER ÖVP DER ZUG FÄHRT AB NOCH KEINESWEGS GESÄTTIGT CSI ST. PÖLTEN

KULTUR 38 42 44

36

KULTUR

MUSIC WAS MY FIRST LOVE BRIGITTE SCHLÖGEL STILL GOT THE BLUES

SZENE 54 58 62 68 70

PUNK‘S NOT DEAD! REAL 66 STP - DIE ELECTROCITY CLEMENS HAIPL SUCHT DAS GLÜCK STP‘S HARD BOYS

SPORT

52

SZENE

76

CURLING-ELITE IN ST. PÖLTEN

6 7 36 52 78 79

IN WAS FÜR EINER STADT SHORTCUTS URBAN SHORTCUTS KULTUR SHORTCUTS SZENE KRITIKEN VERANSTALTUNGEN

COVER Stalingrad-Feldf asche von Franz Schweiger

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iN WAS fÜR eiNeR STADT leBeN WiR eiGeNTliCH...

der der „Rothe Krebs“ seine Pforten ge-

In

der

zuletzt

Botschaften

wie

„Freie

In

der eine Politikerin über die Campinggeg-

schlossen hat. Damit verliert St. Pölten eines

Arztwahl!“,„OP Termine sofort!“ oder „Klasse-

ner in Sachen Festivals meinte „Ihren Unmut

seiner ohnedies schon äußerst rar gesäten

Betten für alle!“ unkommentiert auf Plakatflä-

zu artikulieren ist demokratisches Recht!“

Lokale mit besonderem Flair. Café, Wein oder

chen prangten und den Ruf nach Verteilungs-

Absolut richtig! Wenn man allerdings bereits

Cocktails schlürfen inmitten einer Bibliothek,

gerechtigkeit für ein Gesundheitssystem, das

eine Stunde nach dem offiziellen Festivalende

während im Hintergrund Jazzmusik läuft – das

sukzessive ausgehöht und zur Zwei-Klassen-

mit Fotoapparat bewaffnet durchs Gelände

hatte schon was, und wird sich so schnell

Medizin umgemodelt wird, suggerierten. Bravo,

hirscht, um die „Müllsituation zu dokumentie-

wohl nicht wieder finden. Denn anstatt dieses

wollte man ausrufen, und fragte sich, wer der-

ren“, muss man sich den Vorwurf von Queru-

Kleinod und sein einzigartiges Interieur zu er-

lei fordert: Eine Partei? Das Gesundheitsmini-

lantentum gefallen lassen. (Müllweg)Beamen

halten und mit einem neuen Pächter durch-

sterium? Die Antwort war ernüchternd: Als

wurde noch nicht erfunden! Wenn man eine

zustarten, wird in die Lokalität das x-te aus-

Absender outete sich in einer zweiten Welle

Katastrophe wie Duisburg vorschiebt, um für

tauschbare Modegeschäft einziehen.

der Kampagne eine Versicherungsgesellschaft,

die hiesigen Festivals unzulässige Paralellen

Als Gründe für diesen Schritt werden das

womit die Slogans ad absurdum geführt wer-

und Sicherheitslücken zu suggerieren, ist dies

neue Rauchergesetz genannt, weshalb man

den: Freie Arztwahl – ja, aber nur für jene, die

schlichtweg geschmacklos. Wenn man lan-

es ab Juli als Nichtraucherlokal führte (aber

es sich leisten können. OP Termine sofort – ja,

ciert, dass der Campingbereich quasi behörd-

stelle sich jemand Hemingway seinen Cock-

aber nur wenn man zum erlauchten, privat-

liches Niemandsland sei, obwohl es eine be-

tail schlürfend vor OHNE an einer Zigarre zu

versicherten VIP-Klub gehört. Klasse-Betten

hördliche Abnahme gibt, ist das schlichtweg

nuckeln) sowie eine gewisse Provinzialität der

für alle – ja, aber nur für jene, die sich in die 1.

falsch. Der Kampf ist legitim. Aber ob die Art

Bevölkerung, die für eine derartige kosmopoli-

Klasse eingekauft haben. Die anderen dürfen

und Weise, wie er geführt wird, seriös ist, darf

tische Bar (noch) nicht bereit gewesen sei. Wie

sich ruhig mit dem Bett am Gang begnügen –

bezweifelt werden. Oder finden Sie auch, dass

auch immer. Der Rothe Krebs wird abgehen!

sofern sie überhaupt eins ergattern.

St. Pölten jetzt eine „Stadt an der Kloake“ ist?

Liebe Kinder und Jugendliche!

Den revolutionären Herzschlag der späten 60er haben vermutlich nicht mal mehr eure Eltern am eigenen Leibe erfahren, sie selbst sind wahrscheinlich schon seit sie denken können zum Konsum des Konsums des Konsums... gezwungen. Ihr könnt sozusagen eigentlich gar nichts dafür, dass ihr euren Kopf nicht frei bekommen könnt, weil er muttermilchmäßig schon mit Elektrosmog und Werbungsgelee in Bild und Ton verstopft ist. Nun die gute Nachricht: die Revolution ist in vollem Gange – und ihr seid mittendrin! Jetzt, da die Schule wieder beginnt, könnt ihr aus der Position, die einzig realistische Betrachtungsperspektive in dieser unleidlichen Bildungsdiskussion inne zu haben, zum erneuten Schlag ausholen! Mein Tipp: Fragt! Fragt euren Lehrern Löcher in den Bauch, fragt euren Eltern Löcher in den Bauch! Nein, ihr braucht nicht zu rebellieren und schon gar nicht zu resignieren. Fragt einfach unaufhörlich und hört niemals damit auf! Mit revoluzzerischen Grüßen Erato

An Aufgeklärte Jugend Hier und überall auf der Welt

Foto: fotolia, Vorlaufer, Settele, zVg

In


URBAN SHORTCUTS

Piazza protza von Hebi Ein paar Wochen noch, und wir werden mitten in der Stadt einen haarnagelneuen Platz haben. Anstelle der bisherigen, in Würde gealterten, Grünfläche entsteht derzeit vor dem Landesgericht ein Betonforum ministerieller Großmannssucht. Eine weißgelbe Agora des rechten Winkels. Ein Justiz-Appellplatz. Die plakatierten Entwürfe der Architekten verheißen uns als Wille und Vorstellung just an der lautesten Durchfahrtsstraße der Landeshauptstadt auch noch lustwandelnde Bürger unter coolem Lichtdesign - wie

St. Pöltner Blut

wichtig vor einem Gerichtsgebäude, das im

Auf die FPÖ ist Verlass. Brav zur Wien-Wahl präsentierte man – welch Überraschung – ein

mit urbanem Grünzeug. Gegenüber dieser

wenig originelles, ausländerfeindliches Plakat-Sujet. „Mehr Mut für unser Wiener Blut! Zu

optischen Naherwartung spielt es sich im

Prinzip ab 15 Uhr zusperrt. Dazwischen massenhaft gewaltig kubisches Betonmobiliar

viel Fremdes tut niemandem gut“. Abgesehen davon, dass einen diese Hirnrissigkeiten mittlerweile einfach nur nerven und ein müdes Gähnen entlocken, zeugt es auch vom beschränkten Horizont der Partei und nicht unbedingt historischer Sattelfestigkeit. Denn just das Wiener Blut vor Fremden schützen zu wollen, ist an Absurdität kaum zu überbieten, wo doch dieses wahrscheinlich das meist vermischte ganz Europas ist. Gerade deshalb eine gediegene Wiener Melange! Mit dem St. Pöltner Blut verhält es sich nicht viel anders, wie das halt so Transiträume an sich haben, wo über Jahrtausende hinweg die Völker durchmarschierten. Aktuell leben etwa in der Stadt neben Österreichern Menschen aus 97 verschiedenen Staaten, darunter Exoten wie Burkina Faso, Ecuador, Guinea, Malaysia, Venezuela.

Mauerfall!

einst vielgeschmähten Regierungsviertel inIm Eingangsbereich des Glanzstoff-

zwischen ja geradezu kuschelig ab.

Areals wurden einige Hallen abgerissen. Kommt gar Be-

Dass es auch anders geht, beweist die Platz-

wegung in die Frage der weiteren Verwertung des ehema-

gestaltung rund um den neuen Bahnhof:

ligen Fabriksgeländes? Eine Hoffnung, die rasch zerstreut

Ruhige Ingenieur-Architektur, „form follows

wird! „Das Gebäude war in einem schlechten Zustand, da-

function“, Raum der Begegnung. Früher Ru-

her mussten wir es aus sicherheitstechnischen Gründen

bikon zwischen „besserem“ Süden und Sub-

abreißen, bevor etwas passiert. Es werden in nächster

standard-Norden, verbindet die nunmehrige

Zeit noch weitere Gebäude weggerissen“, heißt es seitens

Lösung trotz, ja wegen der verlegten Durch-

der Glanzstoff. Was stattdessen kommt? „Es gibt noch

fahrt die beiden Stadthälften. Auch so kann

nichts Konkretes, nicht mal im Ansatz.“

man also mit öffentlichem Raum umgehen.

Foto: fotolia, Vorlaufer, Settele, zVg

Jetzt sollte es der Gemeinde nur mehr gelin-

RIP Ein Schmunzeln kann man sich ob mancher Aussen-

gen, die Immobilienspekulanten vor Ort wie

dung des städtischen Medienservices nicht verkneifen. So

Dass architektonische Scheußlichkeiten (im

wurden wir unlängst mit der Meldung „Neuer Grabbagger

Unterschied wohl zum neuen Justiz-Appell-

für den Friedhof“ beglückt, worin man uns wissen lässt:

platz) auch wieder verschwinden können,

„Die Stadt St. Pölten sorgt regelmäßig mit der Anschaffung

stimmt den aufmüpfigen Bürger tröstlich: In

der entsprechenden Ausstattung dafür, dass die Mitarbei-

diesen Tagen wird

terInnen der Bestattung und der Friedhofsverwaltung St.

der unsägliche, völlig funktionslose Bret-

Pölten ihrer schwierigen Aufgabe nachkommen können

terverschlag, die so genannte “Verbotene

und die Hinterbliebenen bei der Durchführung der Trauer-

Stadt“, abgetragen. Architektur von interna-

freier bestmöglich betreuen können.“ Danke!

tionalem Format hat endlich wieder ihren

auch immer zur Räson zu bringen.

Platz an der Sonne! –7 – MFG

vor dem Festspielhaus


STALINGRAD

TEXT: Johannes Reichl Foto: Franz Schweiger, Hermann Rauschmayr

„Warum ich diese (handschriftlich) 127 Seiten geschrieben habe: Weil ich jener glücklichen Generation, die keinen Krieg miterleben mußte, vor Augen führen möchte, wie sinnlos es ist, einen Krieg zu führen, denn es gibt letztlich keinen Sieger und keinen Verlierer. Es gibt nur Blut und Tränen, hüben und drüben, Schmerzen und unsägliches Leid, hüben und drüben, verbrannte Erde und bitterste Not, hüben und drüben. Wenn du mich nach dem Rezept fragst, wie man das vermeiden könne? Es wären zwei Worte: Liebe und Glaube!“ Mit diesen Worten beginnt und endet eines der

chronik und – unter dem Titel „Was ich noch sa-

erinnerungen Schweigers umfassen soviele

ernüchterndsten und in seiner Klarheit erschüt-

gen wollte“ – eine Autobiographie, welche sein

Seiten wie die restlichen fast 80 Jahre zusam-

terndsten Bücher, die ich jemals gelesen habe:

restliches, mittlerweile fast neun Jahrzehnte

mengenommen.

Franz Schweigers Kriegserinnerungen „Stalin-

währendes Leben umfasst. „Die Kriegsjahre

grad. Meine ‚feld‘-grauen Jahre“, die der heute

habe ich darin ausgelassen, weil ich sie ja schon

88jährige Eschenauer 1992 im Alter von 70 Jah-

eigens verarbeitet hatte.“ Das entbehrt keiner

Was hat sie eigentlich bewogen, Ihre Kriegserinnerungen niederzulegen?

ren, also fast 50 Jahre nach dem Krieg, nieder-

gewissen Symbolik. Die Kriegsjahre waren in ih-

Im Hinterkopf hatte ich schon länger vorge-

schrieb. Was Schweiger in seiner „Vorstellung

rer Schrecklichkeit und Monströsität so singulär,

habt, meine Erinnerungen aufzuschreiben, vor

auf vielleicht 30 handschriftliche Seiten angelegt

in ihrer Fülle so überwältigend, dass sie einer

allem um meinen Enkeln zu erzählen, wie das

hatte“, mutierte zu einem genauen, über 80

eigenen Aufarbeitung bedurften.

damals gewesen ist, was ihr Großvater erlebt

Schreibmaschineseiten starken Auf-, Abarbeiten

Auch der Umfang der beiden Erinnerungsbücher

hat. Außerdem hatte ich schon immer eine ge-

der Kriegsjahre, in welchem der Kriegsteilneh-

bringt die Singularität der Kriegsjahre zum Aus-

wisse Neigung zum Schreiben. Das Schwierige

mer in nüchternem Berichtton seine Erlebnisse

druck: Die gut sechs Jahre umfassenden Kriegs-

war die erste und die letzte Seite, dazwischen

von damals unpathetisch wiedergibt. Erlebnisse, die – ein Wort, das mehrmals in unserem Gespräch fallen wird – einfach nur „schreckbar waren.“ Später hat Franz Schweiger noch weitere Bücher verfasst. Eine Familienchronik, eine Jagd-

„Nun sind wir die Gejagten. Hunger und Müdigkeit, aber auch Munitionsmangel machen uns zu schaffen. Ich erlebe, dass es möglich ist, im Gehen zu schlafen, man ahnt seinen Vordermann, und die Beine bewegen sich völlig automatisch.“ –8 – MFG


MFG URBAN

Insgesamt kamen in der Schlacht um Stalingrad in der Zeit von 13. September 1942 bis 2. Februar 1943 nach Schätzungen über 1.000.000 Menschen ums Leben,darunter auch Tausende sowjetische Zivilisten. Am 22. November wurde die 6. Deutsche Armee von der Sowjetarmee völlig eingekesselt. Von über 107.000 in Gefangenschaft geratenen Soldaten der Deutschen Wehrmacht kehrten nur ca. 6.000 zurück. des Oberstleutnants den Tod fand, wurde ich

der Seele geschrieben, und es ist doch so: Wenn

Nach Schätzungen sind mindestens 700.000 Soldaten gefallen! War das Überleben Glück? Zufall? Ein Wunder?

man sich öffnet, wenn man darüber spricht oder

Ich habe Mitte der 70’er Jahre recherchiert, wer

mit musste ich für lange Zeit nicht mehr radfah-

schreibt, dann wird es leichter. Ich wollte auch

von meiner urpsrünglichen Einheit überlebt hat.

ren oder marschieren, und hatte sozusagen ein

festhalten, wie unsinnig Krieg ist. Immer diese

Es waren sieben weitere Kameraden, von ur-

festes Dach über dem Kopf. Das wog die nega-

eine Frage: Warum? Warum? Warum?

sprünglich 27!

tiven Seiten, dass ich etwa rund um die Uhr auf

Ein Wunder im Krieg war sicher, dass eine Gra-

Abruf bereit sein musste und daher in Schuhen

Über Stalingrad haben nur wenige Soldaten geschrieben. Die meisten verfielen eher, wie es schien, in Schweigen, waren ob der erlebten Greuel im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Andererseits wurde die Schlacht um Stalingrad zum Mythos stilisiert, zu einer Art Archetypus der schrecklichen Schlacht an sich und fand so auch künstlerische Stilisierung.

nate wenige Meter vor mir zum Liegen kam und

und Uniform schlief, auf.

ist es herausgeflossen. Für mich war das letztlich wie eine Befreiung. Ich habe mir so viel von

sein Nachfolger, weil ich der einzige in meiner Kompanie mit einem Zivilführerschein war! Da-

nicht explodierte. Zuvor waren alle zu kurz ge-

Als Glück erwies sich auch die Rettung meines

Auch dem Einschluss in den Kessel sind Sie haarscharf, indirekt ebenfalls aufgrund Ihrer Fahrertätigkeit, entronnen?

Kameraden Hans Riegler. Zu dritt hatten wir uns

Tatsächlich stellte es sich im Nachhinein als

geschworen, dass wir uns nie im Stich lassen.

Glück heraus, dass wir Fahrer beauftragt wur-

Als er im Gefecht verwundet wurde, habe ich

den, die Fahrzeuge zur Reparatur nach Kalatsch

ihn, am Rücken tragend, zum Verbandsplatz

hinter die Front zu bringen. Dort weilten wir fast

Es sollten nur Menschen darüber Zeugnis able-

hinter der Linie gebracht. In der Zwischenzeit

einen Monat. Unser Kommandant hatte es zum

gen, die es erlebt haben. Stalingrad, den Krieg

wurde die Front völlig überrannt. Das hat mir

Glück nicht sonderlich eilig, zurück an die Front

kann keiner begreifen, der nicht dort war. Der

wohl das Leben gerettet.

zu kommen. Einen Tag vor der Rückfahrt wurde

flogen und detoniert, just jene, die weit genug geflogen kam, war ein Blindgänger!

Kalatsch angegriffen. Die Russen waren durch-

Schriftsteller Heinz Konsalik etwa, der nie in

gebrochen. Wir wurden von den Jägern zu den

geschrieben namens ‚Der Arzt von Stalingrad‘,

Sie sprechen mehrmals im Buch auch vom „Unwahrscheinlichen“.

und er hat das mit einer romantischen Liebesge-

Da gab es mehrere Momente. Dazu gehörte

um Stalingrad. Zu unserer Einheit in Stalingrad

schichte verwoben. Das ist wie eine Verhöhnung

etwa, dass ich während meiner ersten Front-

konnten wir nie wieder durchdringen – was sich

der Soldaten, die dort gekämpft haben.

zeit Cheffahrer wurde. Nachdem der Fahrer

im Nachhinein als Glück herausstellte.

Stalingrad gewesen ist, hat einmal einen Roman

–9 – MFG

Gejagten. Bald darauf schloss sich der Kessel


DAS BUCH

Franz Schweiger: „Stalingrad. Meine „feld“-grauen Jahre.“ - Eigenverlag 1992 Erhältlich im Gasthof Pils, A-3153 Eschenau, Rotheau 6. Telefon 02762/68613


„Statt der versprochenen Eisernen Kreuze gab es Birkenkreuze. Gefallen für Heimat und Vaterland! Unsere Heimat ist 3000km westlich von hier, wir stehen hier im Vaterland des Feindes!“

Der Tod ist ein steter Kriegsbegleiter, Sie schildern zahlreiche Augenblicke, wo Sie dem Tod um ein Haar entronnen sind. Zugleich galt dieser aber auch als eine Art letzter „Verbündeter“.

lich Wut auf jene, die ihnen das sozusagen eingebrockt hatten? Sie glorifizieren den Krieg ja niemals.

Ein Held ist einer, der sein eigenes Leben fast

In meinen Augen ist der einzige gerechtfertigte

Ich war sicher kein Held. Ich habe mich nie zu ei-

Grund, zur Waffe zu greifen, jener, seine Heimat

ner Mission freiwillig gemeldet. Das ist meistens

Es gab Situationen, da haben wir auf das Ende

zu verteidigen. Dafür kann man auch sein Leben

nicht gut ausgegangen. Wenn ich allerdings ei-

gewartet. Es war schreckbar. Wir waren völlig

lassen. Aber nicht für andere, die einen in einen

nen Befehl hatte, dann habe ich ihn ausgeführt.

hilflos. Hatten nichts mehr zum Beißen, keine

wahnsinnigen Krieg irgendwo hinführen. Wir

Und dass man fürs Töten ausgezeichnet wird,

Munition mehr. Alles schien hoffnungslos. In

kämpften 3.000 Kilometer von zuhause entfernt

das war mir immer zuwider. Jemanden im Krieg

meiner Manteltasche hatte ich – wie die mei-

– im Vaterland des Feindes.

zu töten, das hat nichts mit Mut zu tun. Dafür

sten meiner Kameraden – immer eine Eierhand-

Wir einfachen Soldaten empfanden Wut. Bis hi-

hat man keine Auszeichnung verdient – da geht

granate mit dabei. Mir war klar, wenn ich einmal

nunter zum Unteroffizier haben wir alle Oberen

es rein ums eigene Überleben. Ich hab später

hier verwundet werde und nicht mehr weg-

gehasst. Natürlich muss es welche geben, die

auch nie meine Auszeichnungen getragen. Als

komme, dann lege ich sie mir unter den Kopf

Order geben, koordinieren – aber einen Offizier

einzige das Silberne Verwundungszeichen bei

und spreng mich in die Luft. In die Hände der

haben wir selten bei uns im Schützengraben ge-

Treffen des Kameradschaftsbundes.

Russen zu fallen war keine Option.

sehen. Die haben nur Befehle gegeben, waren in festen Bunkern weit hinter der Front in Sicher-

Diesen Extremsituationen völliger Verzweiflung stehen als Pendant wenige Momente unbeschreiblichen Glück gegenüber, wenn man sich gerettet fühlte. Wie zuvor besprochen, waren wir absolut am Ende. Unter Dauerbeschuss. Dann tauchten Pan-

heit, und bekamen Ritterkreuz und Diamantenschwert.

wegschmeißt für die anderen. Das waren etwa jene, die Haftladungen an Panzer anbrachten.

Wie ist man damit fertig geworden, dass man töten musste, um zu überleben. Sie schildern selbst einige Erlebnisse. Ich hab das einmal Aug in Auge erlebt. Ich sehe

Sie relativieren den Begriff „Heldentum“ in Ihrem Buch, gerade auch die Auszeichnungen. Wer war ein Held aus Ihrer Sicht?

noch heute das Bild des Russen, wie seine braune Pelzmütze hinterm Schnee auftaucht, mit dem Sowjetstern darauf, wie er sein Gewehr

zer auf. Wir dachten, jetzt ist es endgültig aus. Doch als diese schwenkten, erblickten wir das Balkenkreuz der deutschen Wehrmacht. Wir waren gerettet. Das sind Sekunden, die vergisst man in 100 Jahren nicht mehr. Dann haben wir mit der Panzerdivision eine Zigarette geraucht. Ich war nie ein starker Raucher, aber in diesem Moment war es einfach herrlich.

Gab es im Laufe der Frontjahre – in Ihrem Buch klingt das bisweilen durch – eigent-

„In etwa der Hälfte meiner Strecke höre ich den Anflug einer Granate und liege flach, auf den Einschlag wartend. Stattdessen höre ich ein metallisch knirschendes Geräusch, die Granate schlägt wenige Meter vor mir auf der Straße auf, kollert, sich ständig überschlagend, über die Wiese und bleibt schließlich in 20 m Entfernung liegen – ein Blindgänger. Ich betrachte das auch heute noch als ein wirkliches Wunder, dem ich begegnet bin, denn nach sicher 30 Granaten, die allesamt zu kurz flogen, ist gerade jene, die weit genug vordrang, nicht explodiert.“ – 11 – MFG


Rieglers sind ge„Die Kameraden in meinem Loch sowie im Loch der Russe drinfallen, sie wurden herausgeworfen, statt ihrer liegt ndet in der Wiese nen, jener aus dem dritten Loch liegt schwer verwu ten sich retten, und schreit um Hilfe. Die zwei vom Bunker konn beiden ist der beste im Bunker sitzt ebenfalls der „Iwan“. Einer der will ihn holen, doch Freund des Armen da draußen in der Wiese. Er rd. Da schreit der der Leutnant verbietet es, es wäre reiner Selbstmo gstens!“, und das hält Verwundete herüber: „Erschießt mich doch weni und läuft im Zickzack sein Freund nicht mehr aus, er wirft alles weg en aber die Feindstelhinaus. Wir schießen, was das Zeug hält, könn en, packt ihn und lung nicht einsehen. Er erreicht seinen Kamerad Garbe aus einer MP.“ kommt noch fünf Meter, dann erfasst ihn eine in Anschlag bringt. Ich war eine Sekunde schnel-

Hoffnung auf einen sogenannten „Heimat-

ler. Nachher hab ich ihn nicht mehr gesehen.

schuss“, dass man also verwundet wird und so

welch unglaubliches Gefühl das war – „der schönste Tag“ schreiben sie da!

Wahrscheinlich ist er nach hinten gestürzt. Er

von der Front wegkommt, zurück in die Heimat.

Briefe waren extrem wichtig. Sie waren ein

könnte auch geflüchtet sein... aber das ist un-

Einen Bauchschuss hingegen hat man gefürch-

Stück Heimat. Einmal habe ich zwei gleichzeitig

wahrscheinlich. Das werde ich mein Leben lang

tet, er bedeutete ein Todesurteil. Dass man völ-

bekommen. Die habe ich dann nicht auf einmal

nicht mehr loswerden. Davon träume ich heute

lig unversehrt aus dem Krieg zurückkommt, die-

gelesen, sondern einzeln hintereinander, jeden

noch! Auch er war ein normaler Bürger, hatte

ser Illusion gab sich keiner von uns hin.

Tag einen. Ein andermal bekamen wir ein Paket.

wahrscheinlich Kinder, Familie. Aber man wägt

Darin waren selbstgestrickte Socken und Hand-

Sie selbst haben verschiedenste Verletzungen davon getragen. Beeinträchtigten diese Ihr späteres Leben?

schuhe eines Mädchens, das ein paar Zeilen

Eigentlich nicht. Die drei Zehen, die mir abgefro-

zu bereiten. Bleibe gesund und viele Grüße von

Gab es nachher Ressentiments gegen die „Feinde“?

ren sind, habe ich eigentlich vergessen. Und die

der Heimat, Maria!“ Das war so berührend, dass

Knieverletzung, wodurch das eine Bein kürzer

mir die Tränen gekommen sind. In solchen Mo-

Nein. Jeder Mensch ist ein Mensch – egal ob Ös-

als das andere ist, kann ebenfalls mit orthopä-

menten war man für einen Moment ganz da-

terreicher, Russe oder Schwede. Sie haben ihre

dischen Schuhen gut ausgeglichen werden.

heim. Und auch der Mond war für mich wie eine

nicht ab in diesem Moment. Du hast keine Zeit. Die Frage ist nur: er oder ich. Wer ist schneller. Da ist der Überlebenstrieb stärker.

Eines hat der Krieg jedenfalls gezeigt: Der Mensch hält viel mehr aus, als man glaubt. Man erträgt die Schmerzen leichter.

Für uns Nachgeborene schier unvorstellbar ist die Vorstellung, dass sich Soldaten eine Verwundung regelrecht wünschten. Als Soldat an der Front hatte man immer die

Maria, bin 12 Jahre und hoffe, dir damit Freude

Brücke in die Heimat. Da dachte ich mir, jetzt

Heimat verteidigt.

Es klingt vielleicht dumm – aber lernt man durch den Krieg etwas über sich selbst?

dazugeschrieben hat. „Lieber Soldat! Ich heiße

Welche Rolle spielte die Post? Sie berichten von der 1. Post, die sie bekamen,

schauen auch meine Liebsten zuhause gerade hinauf und denken an mich.

„Ich blicke nach links und erkenne, dass der Zug, in dem sich unser Leutnant befindet, zurückbleibt. Da ertönt von unserem Btl.Kommandanten, der vom Straßengraben aus den Angriff verfolgt, die unverkennbare preußische Stimme: „So etwas von Feigheit vor dem Feind!“ Und er faselt was vom Kriegsgericht. Aber was ich nun erlebe, lässt mir das Blut in den Adern stocken: Der Leutnant kniet sich auf, setzt sich seine Pistole an die Schläfe und drückt ab.“ – 12 – MFG


„Was ist mit meiner Einheit? Sind sie restlos gefallen, verwundet oder in Gefangenschaft? Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich mit der Rettung meines Freundes auch wahrscheinlich mein Leben gerettet habe.“

wir für uns von Michael Müllner

Sie schreiben weiters, dass im Krieg zuletzt im übertragenen Sinne nur mehr der Glaube bleibt und dass das ‚Vater Unser‘ für Sie besondere Bedeutung bekam.

Bei allem Wahnsinn der Kriegserfahrung, kann man dem im Nachhinein dennoch irgendeine Bedeutung zuschreiben?!

Der Kreis prominenter St. Pöltner ist über-

Es gibt zwei, drei positive Aspekte, die ich er-

wartet. Da tut es gut, wenn neue Gesichter

Ja. „Gib uns unser täglich Brot“ – das war ein-

lebte.

auftauchen. Besonders viel Spaß macht es,

fach so! Ein Stück Brot war ein Heiligtum! Wir

Das eine war die Kameradschaft auf Leben und

wenn die Neuen auch polarisieren. Zwei

haben oft Hunger gelitten. Viele sind an Er-

Tod. Das kann man mit nichts vergleichen. Das

Geschenke des Himmels sind diesbezüg-

schöpfung gestorben. Deshalb bin ich später

gibt es nur im Krieg. Und diese Kameradschaft

lich diesen Sommer über uns hereingebro-

fast zornig geworden, wenn ich gesehen hab,

verband dich auch mit jenen, die du nur beim

chen: Frau Bettina Wagner und Frau Klein-

wenn ein Enkerl von einem Brot abgebissen und

Patrouillenwechsel getroffen hast.

Kysela.

es anschließend achtlos weggelegt hat. Wenn

Das zweite Glück waren meine Erfrierungen

Ja, genau. Die beiden – wie soll man

man das mitgemacht hat, den Hunger erlebt hat,

und dass der Arzt, der den Platz im Lazarett zu-

sie bezeichnen? – „Protagonistinnen“...

dann sieht man die Dinge natürlich anders.

hause – das war in der Grillparzer Volksschule

„Sprecherinnen“...

Auch „Herr dein Wille geschehe“ war einfach so.

– zuwies, mein Hausarzt war. Dadurch wurde ich

der sogenannten „Plattform“ ‚Wir für St.

Man war ja in gewisser Weise völlig ausgeliefert,

nicht im Feldlazarett operiert, wo man mir wohl

und in der Gefangenschaft war das noch schlim-

den Fuß bis zur Ferse amputiert hätte, sondern

mer, da warst du völlig von anderen abhängig.

konnte nachhause. Der Arzt amputierte nicht,

Schon beim Marsch ins Lager sind viele, die äl-

sondern ließ die gefrorenen Zehenteile einfach

teren, zusammengebrochen und haben gesagt:

abfallen. So blieb der Fuß großteils erhalten.

Lasst mich liegen. Ich kann nicht mehr. Das wa-

Nach dem Lazarettaufenthalt kam ich nach Zipf,

ren zu 90% Todeskandidaten. Das war schreck-

wo in den Stollen Anlagen für den Betrieb der

bar – und man konnte nichts dagegen tun.

V1 und V2 Raketen entwickelt wurden – das war

schaubar. Jede Woche melden die gleichen Gesichter, was man ohnehin von ihnen er-

„Aushängeschilder“...

alles streng geheim. Wir durften uns nicht wei-

Sie erzählen auch von einem Weihnachtsfest an der Front, dass abgebrochene Zweige im Bunker ein wenig Heimat vermitteln sollten - und von einem Schwur.

ter als 10 km von dort entfernen und mussten absolutes Stillschweigen bewahren. Dort war in

Pölten‘. Nicht, dass man die unterschied-

der Nähe ein Bauernhof, wo ich meine spätere

lichen Meinungen „der Anrainer“ in eine

Frau Paula kennenlernte. Der Funke ist sofort

Organisation gepackt hätte für die man

Ich habe mir damals geschworen, wenn ich

übergesprungen. Ohne Krieg hätte ich sie nie

nun transparenterweise auch sprechen

Weihnachten jemals wieder zuhause bei meinen

kennengelernt, und nun sind wir schon seit 61

könnte, aber dennoch greifen wir Medien

Lieben feiern sollte, dann werde ich an diesem

Jahren verheiratet!

dankbar zu – wann hat man das schon, dass sich jemand kein Blatt vor den Mund

Tag zu mittags immer nur Kartoffelsuppe essen.

nimmt? Dass nach den Anstrengungen

einen Fasttag und esse mittags nur die Kartof-

Sind Sie eigentlich jemals wieder zurückgekehrt nach dem Krieg?

felsuppe mit Schwammerln. Danach gehe ich zu

Nach Stalingrad? Nein, niemals. Ich will es nicht

in Folge des Frequency-Festivals nicht zur

Fuß in die Nachmittagsmette nach Eschenau.

mehr sehen!

Kloake verkommen ist, hindert die Damen

Das mache ich bis heute so. Bis 18 Uhr halte ich

des diesjährigen Müllkonzepts die Traisen

natürlich nicht daran in bester Weltuntergangsprophetenmanier selbiges zu behaupten – und die gottfürchterliche Rache der Bürgerinnen und Bürger am Wahltag zu verkünden. So weit, so legitim. Aber: Ist es nicht erschreckend, was Menschen antreibt? Okay, keine neue Erkenntnis... Natürlich ist es das gute Recht des Bürgers sich über jene Dinge zu echauffieren, die ihn berühren. Was für mich nichtig, ist für dich relevant. Aber wenn Dinge wie die zeitweilige Verunreinigung eines Ortsgebietes (ja, der Marketingbegriff ‚Naherholungsgebiet‘ liegt einfach im Ortsgebiet, nicht im Naturschutzgebiet, wie man anhand der Aufregung einzelner fast meinen könnte) schon solche Wellen machen, warum ist uns dann eigentlich wirklich Substanzielles so scheissegal? – 13 – MFG


Greta und Olga Balog ca. 1940

DIE BRIEFE DER TOTEN KINDER

TEXT: MANFRED WIENINGER FOTOS: ZVG

Den Tod oder die Verschleppung nach Mauthausen vor Augen verabschie-

ger mitten in der Viehofener Au besteht seit Juli 1944. Die Internierten,

den sich Anfang April 1945 alle zwölf Kinder der informellen Schule des

darunter viele alte Menschen, müssen Tag für Tag schwere Zwangsar-

Lagers für ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter im St. Pöltner Viehofen von

beit am Ufer der nahen Traisen leisten, in dem sie den mäandernden, zu

ihrer Lehrerin Greta Balog. Sie tun dies auch schriftlich, schreiben mit dem

Hochwässern neigenden Fluss in ein gerades Bett zu zwingen haben. „Ich

einzigen vorhandenen Schreibgerät, einem Bleistift, in stammbuchartiger

war mit meinen Eltern gemeinsam in Viehofen. Zusammengepfercht in ei-

Form auf ungarisch in ein kleines Notizbuch ihrer Lehrerin, die mit 16 Jah-

ner Holzbaracke, in der Mitte eines Waldes. Von dort aus gingen wir auf

ren nicht viel älter ist als sie selbst. Im Nachlass von Greta Balog, die Ende

zwei Holzbrettern ohne Geländer über den Fluss Traisen. Dann verluden

vorigen Jahres in Israel verstorben ist, sind die Grußbotschaften ihrer ein-

wir Schienen, hackten mit Pickeln und verlegten Rasenziegel. Die vielen

stigen Schülerinnen und Schüler nun aufgetaucht.

„Für Greti! Wenn ich dann anstatt der Hacke und der Schaufel wieder Buch und Stift in die Hand nehmen darf, werde ich mich gerne an diese „Lehrerin“ zurückerinnern, die uns mit Kleinigkeiten vergessen ließ, dass wir aus der menschlichen Gemeinschaft gefallen waren. Mit Liebe Könyvesi Judith Szeged, Viehofen, 7.4. 1945 (Internierungslager) Das aus drei Baracken sowie einigen kleineren Nebengebäuden wie etwa einem Bunker für die Wachmannschaft bestehende La-


MFG URBAN traurigen Erinnerungen sind in mir sehr lebendig“, erinnert sich die damals 24-jährige Rózsi Wolf aus Szeged, die ihre Befreiung im KZ Mauthausen erVerpf egung für die schwer schuftenden lebte. Die Verpfl Zwangsarbeiter ist mangelhaft, besteht Tag für Tag nur aus 18 Broten für 180 (!) Menschen. Acht alte Insassen erliegen der Erschöpfung und dem ständigen Hunger und sterben im Lager. Die Lagerkinder mussten zwar nicht an der Traisen Schotter schaufeln, aber Arbeiten innerhalb des Lagers verrichten. Die zwölfjährige Olga Balog etwa hat gemeinsam mit einem Buben den ganzen Tag lang Holzklötze zu zersägen, mit einer für die beiden viel zu großen Doppelsäge für Erwachsene. Trotzdem fürchtet der „Lagerführer“ Kubitschek - ein älterer Mann, den man mit zwei Kollegen namens Seif und Losleben aus der Pension zurückgeholt und als Wachpersonal in Dienst gestellt hat - , dass bei einer der häuf gen, scharfen Kontrollen der SS im Lager unbeschäftigte Kinder vorgefunden würden und richtet daher in einer der Baracken eine Art Lagerschule ein. Zur

Viele der Kinder träumen von der Rückkehr in ein Zuhause, das es in den

Lehrerin und Aufsichtsperson bestimmt er die halbwüchsige Greta Balog.

meisten Fällen wohl nicht mehr gibt.

„1945, IV. 7. Samstag Teure Grete! Niemals im Leben werde ich deine Lehrstunden und Betreuung hier im Lager vergessen. Das werde ich niemals vergessen. Viel Liebe, deine Schülerin Seidner Anni Kecel

„Teure Grete! Wenn ich nach Hause komme, werde ich mich gerne deiner erinnern und dankbar daran denken, wie du unsere Eintönigkeit belebt hast. Herzlichst deine Schülern Szabolcs Olga Geträumt wird auch vom Besuch einer richtigen Schule.

Anfang April nähert sich die Front von Osten her der „Gauwirtschafts-

„An Greti zur Erinnerung! Wenn ich dann unter ordentlichen Umständen in die Schule gehen werde, werde ich meine lagerinterne Lehrerin Greti Balog auch nicht vergessen. Katz Edit

hauptstadt“ St. Pölten, der Geschützlärm ist auch im Lager zu hören. Viele der erwachsenen Insassen glauben aber nicht mehr an eine Befreiung und rechnen damit, noch im letzten Moment von der SS liquidiert zu werden. „Ich war sieben Jahre alt. Wir haben in der Austraße gewohnt bei den Großeltern. Im 44er Jahr, wie die Bombardierung begonnen hat, sind wir dort [in die Viehofener Au in die Nähe des Lagers; M. W.] immer hin. In die Stauden sind wir hin mit dem Großvater und haben uns dort ver-

Greta Balog (erste von links) ca. Anfang 1944 in ihrer Heimatstadt Subotica.

steckt, immer wenn es gebüht hat [wenn Sirenen zu hören waren; M. W.]. So haben wir die Juden getroffen. Die haben sich auch dort versteckt bei Bombenangriffen. Es waren da drei Baracken. Hie und da waren Aufsichtspersonen da, Soldaten. Die Juden, das waren eher ältere Personen, mussten Schotter herausgraben aus der Au. Der Schotter wurde in die Böschung [des Traisenf usses; M. W.] eingearbeitet. [..]. Meine Großeltern haben viel geredet mit den Juden, weil wie die Russen gekommen sind, haben die Juden immer gewusst, wo sie sind. Die Juden haben immer gesagt: „Die putzen uns weg.“ Gemeint haben sie die SS. Die Juden haben meinen Großeltern sogar eine Tuchent geschenkt, weil sie gesagt haben „Wir leben eh nicht mehr lang“, erinnert sich heute ein Zeitzeuge aus St. Pölten-Viehofen. Im Gegensatz dazu ist in den Kindern noch Hoffnung.

„Teure Grete! Wir stehen nahe unserer Befreiungsstunde. Und wie es eben im Leben ist, werde ich niemals die Bemühungen vergessen, die du uns entgegengebracht hast. In Liebe Kohn Györgyi Kecel, 1945. IV. 8., St. Pölten Viehofen – 15 – MFG


ben. Nicht allen gelingt das. Die fünfköpf ge Familie des Lagerarztes Dr. Ernst Balog, darunter die ‚Lehrerin‘ Greta und ihre vier Jahre jüngere Schwester Olga Balog, werden im nahen Krankenhaus St. Pölten von dem Chirurgen Dr. Weber und der geistlichen Krankenschwester Ursula Skafar – vulgo Schwester Andrea bis zur Eroberung St. Pöltens durch die Rote Armee am 13. April 1945 versteckt und so vor dem Tod gerettet. Die Budapesterin Klara Kraus f ieht mit ihrem wenige Monate alten Baby Paul und ihrem zweijährigen Sohn Peter in Richtung Hauptkampf inie – und überlebt wie durch ein Wunder mitsamt ihren Kleinkindern. Edi Weizenhoffer und seine Mutter, die akzentlos Ungarisch sprechen können, trennen die Judensterne von ihrer Kleidung ab und schließen sich ungarischen Flüchtlingen in den Wäldern und Fluren rund um St. Pölten an. Die misstrauischen Ungarn wundern sich zwar, dass die Weizenhoffers völlig ohne Hab und Gut unterwegs sind und nicht einmal Nur in der Eintragung eines Buben scheint eine Vorausahnung des tra-

Leintücher haben, lassen sich aber schließlich durch Ausreden beruhi-

gischen Kommenden vorhanden zu sein.

gen. Gemeinsam mit anderen ungarischen Flüchtlingsbuben bricht Edi während der häuf gen Bombenalarme in Häuser ein und stiehlt Essen,

„Zur Erinnerung. Ob man bedauert, ob man sich gehen lässt,das Leben ist eben nur vorübergehend. Freundlichst gewidmet der Grete Seidner György

um nicht zu verhungern. Irgendwann am 9. April 1945 rückt die SS, die im nahen Schloss Viehofen westlich des Lagers bzw. am Schlossberg eine letzte Verteidigungslinie aufgebaut und die Lagerinsassen schon in den Tagen zuvor immer

In der Nacht von 8. auf den 9. April 1945 desertieren die drei Wachen

wieder zum Bau von Panzergräben geholt hat, in die Viehofener Au ein,

Kubitschek, Losleben und Seif und lassen die Lagerinsassen in Angst und

erschießt alle kranken und schwachen Lagerinsassen und treibt die üb-

Verzweif ung zurück. Am nächsten Morgen verlassen einige wenige Fa-

rigen in einem grausamen Todesmarsch in Richtung KZ Mauthausen. Be-

milien das Lager und versuchen, sich auf eigene Faust durch die Haupt-

sonders Kinder und ältere Menschen sind diesen Anstrengungen nicht

kampf inie östlich von St. Pölten zu schlagen oder sonst wie zu überle-

gewachsen und f nden bereits am Weg den Tod.

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– 16 – MFG


MFG URBAN

Vergessene Geschichte

TEXT: Sascha Harold Foto: Hermann Rauschmayr

Außer einigen Anrainer wissen wohl die wenigsten über den alten jüdischen Friedhof in der Pernerstorferstraße in St. Pölten Bescheid. Bis auf einen kleinen Gedenkstein weist auch nichts auf die frühere Funktion der schön gepflegten Grünfläche im Süden der Stadt hin. Das Institut für historische Intervention hat es sich nun zur Aufgabe ge-

um den Boden zu untersuchen, kostet 5.000 Euro. Die Stadt steht dem

macht, dieses verloren gegangene Stück Geschichte wieder sichtbar zu

Projekt sehr positiv gegenüber, allerdings warten wir seit einigen Mona-

machen. Der Friedhof selbst wurde 1904 aufgelassen. Da jüdische Fried-

ten auf die finanzielle Unterstützung.“ Da die Untersuchungen essenziell

höfe allerdings „unauflösbar“ sind, blieb das Areal weiter bestehen. Im

für das weitere Vorgehen sind, liegt es laut Lind nun an der Stadt eine

Zuge des Anschlusses wurde das Gelände dann „arisiert“ und die Grab-

möglichst schnelle Umsetzung des Vorhabens zu gewährleisten. „Wich-

steine entfernt.

tig ist, dass die Position der Gräber und die Gehwege dargestellt wer-

583 verstorbene Mitmenschen.

den! Wie das im Detail passiert, liegt an den einzelnen künstlerischen Ziel der Neugestaltung ist, wie

Christoph Lind vom Institut für historische Intervention erklärt: „eine

Umsetzungen“, so Lind zum Ablauf.

Öffnung des Areals, allerdings immer unter dem Gesichtspunkt, dass es

Verborgenes sichtbar machen. Am

sich bei dem Ort um einen Friedhof handelt.“ Beteiligt sind an dem Pro-

Friedhof mehrere Funktionen erfüllen: Einerseits soll das Gedenken an

jekt die Stadt St.Pölten, das Kulturforum Niederösterreich und die Israe-

Hinterbliebene ermöglicht werden, andererseits sollen durch die Öff-

litische Kultusgemeinde Wien, die auch Grundbesitzer ist.

nung Grünfläche und öffentlicher Raum geschaffen werden. „Spannend

Die Neugestaltung soll in mehreren Phasen erfolgen. Erst wird über Ge-

wird vor allem die Präsentation des Projektes vor den Anrainern. Da die

oradar- und Bodenvermessungen die Position der Gräber rekonstruiert,

Grünfläche keine Benutzerspuren aufweist, ist fraglich, ob überhaupt

dann soll eine Ausschreibung zur freien künstlerischen Gestaltung der

alle Anrainer wissen, um was für einen Ort es sich hier handelt“, spricht

Fläche aufrufen. Sicher ist bereits eine Gedenktafel, auf der die Namen

Lind die Unscheinbarkeit des Areals an.

der 583 Toten verewigt werden. „Die Zuordnung der Namen zu den

Interessant ist das Projekt auch für die Stadt, da es sich hier zumindest

jeweiligen Gräbern ist leider nicht mehr möglich, daher die Form der

österreichweit um ein einzigartiges Vorhaben handelt und dementspre-

Gedenktafel. Hier ist aber besonders wichtig, dass es eine klare Unter-

chende Aufmerksamkeit sicher ist. Außerdem ist der alte jüdische Fried-

scheidung zu den Opfern des Holocaust gibt“, so Lind.

hof in St.Pölten der älteste noch bestehende Österreichs! Für Lind ist

Probleme gibt es noch bei der Finanzierung: „Die Methode, welche von

die Neugestaltung eine Selbstverständlichkeit: „Es ist unsere Verpflich-

der Zentral Anstalt für Meteorologie und Geodynamik verwendet wird,

tung den verstorbenen Bürgern der Stadt gegenüber.“

– 17 – MFG

Ende des Projekts soll der


MFG URBAN

Im Sitzungssaal... der ÖVP

TEXT: Johannes Reichl Fotos: Hermann Rauschmayr

Die Wahlen stehen ante portas. Zwar dauert es noch gut ein Jahr, bis sich die St. Pöltner Wähler wieder zu den Urnen begeben, um ihr Kreuzerl am überdimensionierten Stimmzettel anzubringen, aber die Parteien bringen sich schon jetzt unübersehbar in Stellung und befinden sich in der Aufwärmphase zum großen Showdown im Herbst 2011. Aus diesem Anlass wird MFG ab sofort in jeder Ausgabe in die Schaltzentralen der Parteien vordringen. Diesmal in jene der ÖVP.

Die

ÖVP Zentrale am Schießstattring. Hier tagt der 36 Personen starke

Dieses positive Klima ist enorm wichtig, weil die an sich schon anstren-

Stadtparteivorstand, und zerbricht sich den Kopf über die Geschicke St.

gende und aufreibende Situation als Oppositionspartei nicht auch noch

Pöltens. Es ist ein geradezu allegorischer Raum, in den das Gebäude ein-

durch interne Zwistigkeiten verschärft wird, wie das früher der Fall war.

gebettet liegt. So muss es für die ÖVP wie eine Provokation wirken, dass tei so massiv bekämpfte und doch nicht verhindern konnte, tagtäglich

Opposition als „Situation“– das klingt interessant. Was ist das Aufreibende daran?

ins schadenfrohe Antlitz blicken muss. Synonym für eine bittere Pille, die

Mit der Oppositionsrolle hat man in gewisser Weise die Arschkarte gezo-

man als Oppositionspartei oft zu schlucken bekommt: Ohnmacht.

gen. Du kannst auf den ersten Blick hin nichts tun. Egal was du einbringst,

Neben der Aquacity – womit eine andere Spielart der (Oppositions-)Politik

deine Ideen werden aus Prinzip von der Regierung abgelehnt, ohne dass

manifest wird, nämlich jene der Polemik – liegt der kleine Park mit den

sie ernsthaft darüber nachdenkt. Das ist frustrierend und in etwa so, wie

berühmten drei Blutbuchen, deren nahes Ende Gemeinderat Bernhard

wenn du ein Haus baust, und bei jedem Ziegelstein, den du vorschlägst,

Wurzer durch den Hallenbadbau anno dazumal unter dem Schlachtruf

dir das Gegenüber sagt, wie schirch das ist.

„Baummord“ heraufdämmern sah, um in diesem aussichtslosen Kampf

Eine absolute Regierung hat ja prinzipiell zwei Strategien, um die Oppo-

vielleicht doch noch mit der opportunistischen Umweltkarte zu punkten.

sition in Zaum zu halten. Die eine ist, ich binde sie total in die Arbeit mit

Geholfen hat auch das nichts, die Aquacity steht, und auch die altehr-

ein, weil dann fällt es ihr schwer, kritisch zu sein auf breiter Front.

würdigen Blutbuchen wiegen sich bis heute gemächlich im Wind und

Die andere ist, dass ich ihr überhaupt keine Luft zum Atmen und keinen

erfreuen sich bester Gesundheit sowie guter nachbarschaftlicher Verhält-

Spielraum lasse, bis ihre Vertreter frustriert das Handtuch werfen. Diese

nisse zum Hallenbad. Der damalige Gemeinderat ist mittlerweile Stadt-

Variante erleben wir in St. Pölten.

sie just der Aquacity, jenem Prestigeprojekt der SPÖ, das die Volkspar-

rat, und aus dem Revoluzzer von einst wurde zwar vielleicht noch kein

Wie ist die aktuelle Befindlichkeit der ÖVP St. Pölten?

Das klingt fatalistisch. Es fällt überhaupt auf, dass manche Oppositionspolitiker fast ausschließlich lamentieren, wie böse nicht die absolute Regierung sei und man eh nichts machen könne. Ist das nicht der Zeitpunkt, mit der Politik aufzuhören? Absolute Verhältnisse sind ja nicht in Stein gemeißelt.

In meiner mittlerweile fast 16 jährigen ÖVP-Erfahrung war das Klima in-

Natürlich ist es unsere Aufgabe, uns immer wieder selbst beim Schopf zu

nerparteilich noch nie so offen und ehrlich. Die Kritikfähigkeit ist gewach-

packen und herauszuziehen aus dem Frust, immer wieder einen neuen

sen. Das war nicht immer so.

Anlauf zu nehmen, aufs Neue mit Vollgas gegen die Wand zu fahren – das

elderly statesman, aber doch ein Herr Klubobmann, mit dem wir über die ÖVP, ihre Rolle als Oppositionspartei, das Spiel mit den Medien, Wadlbeißerei und den Fetisch „Bürgermeisterjob“ plauderten.

ist ein Bohren an harten Brettern. Aber es gibt halt Phasen, in denen man sich leer fühlt und fragt: ‚Warum tu ich mir das eigentlich an?‘ Der Regierung wird es da bisweilen nicht anders gehen, wenn sie dauernd nur kritisiert wird. Und natürlich ist eine Absolute nicht in Stein gemeißelt. Diesbezüglich ist zum Glück ganz allgemein Bewegung zu spüren.

Inwiefern? Früher waren 90% der Stimmen praktisch fix vergeben. Der Verlust von 3, 4% für eine Partei war eine Katastrophe, während heute solche Verlustzahlen schon als Erfolg verkauft werden. Ich halte es jedenfalls für nicht unrealistisch, dass die SPÖ bei der nächsten Wahl die Absolute verliert. Das ist unser Ziel! Absolute Mehrheiten sind nicht mehr zeitgemäß.

Es gibt aber auch absolute Verhältnisse, wo man mitregiert, es einem aber dennoch nicht unbedingt besser geht, wenn man an die SPÖ unter der ÖVP Absoluten auf Landesebene denkt. Trotzdem ist dort die Zusammenarbeit anders, weil im Land durch die Proporzregierung eben andere Parteien direkt in die Regierungsarbeit miteingebunden sind. Sie haben daher mehr Spielraum, ihre Bereiche. – 18 – MFG


„Mittlerweile gibt es wohl die Einsicht, dass ich doch nicht der komplette Volltrottel bin.“ Die über die Hintertür unterwandert werden. Trotzdem ventilieren Sie die Idee amtsführender Stadträte.

Von derlei Kooperationen scheint man in St. Pölten meilenweit entfernt. Da hat man eher den Eindruck: Rien ne va plus!

Ich bin überzeugt, das würde die Arbeit für die Stadt erleichtern. Und

Das stimmt insofern nicht, weil – wie auch der Bürgermeister immer wie-

auch dem Bürgermeister würde es guttun, wenn nicht alles allein auf sei-

der betont – ja 80% der Anträge im Gemeinderat einstimmig beschlos-

nen Schultern lastet. Außerdem müssten sich dann die anderen einmal

sen werden. Wir betreiben also sicher keine Fundamentalopposition: Und

beweisen, ob sie es wirklich besser machen können. Aber vielleicht hat

wenn man will, geht es ja auch gemeinsam bei großen Projekten – ich

man ja gerade davor Angst?

denke da an Ausgliederungen wie die Immo, den Bahnhofsvorplatz, den Fernwärmedeal mit der EVN, Baurechtsgründe, VAZ Sanierung etc.

Das Stadtrechtsorganisationsgesetz sieht amtsführende Stadträte aber gar nicht vor. Per definitionem, also im Hinblick auf Budgetverantwortung oder Wei-

Aber warum kommt das Gemeinsame dann so wenig durch – liegts an den Medien?

sungsfreiheit nicht, das stimmt. Das wäre natürlich der Idealtypus. Aber

Es gibt sicher ein gewisses Medieninteresse an Konflikten – die sind of-

‚amtsführende‘, also ressortzuständige Stadträte gibt es sehr wohl in Nie-

fensichtlich spannender als über Zusammenarbeit zu berichten. Aber ich

derösterreich, etwa in Krems oder Wr. Neustadt – dort im Übrigen trotz

gebe zu: Wenn ein Konflikt einmal entzündet ist, wirds oft sehr emotional.

absoluter SPÖ-Mehrheit! Zwar sind die Mandatare dem Bürgermeister

Letztlich ist es ein Teufelskreislauf. Wenn du als Opposition dauernd ge-

gegenüber weisungsgebunden, aber das ist dann eine Frage des Stils, ob

gen die Wand rennst, verringert sich irgendwann die Bereitschaft, aufein-

er sie nur Jausendirektoren spielen lässt, oder ob sie relativ frei agieren

anderzuzugehen, ebenso, wenn du als Regierung nur kritisiert wirst. Das

können. In Wiener Neustadt hat man erkannt, dass es für die Stadt nichts

ist das alte Henne–Ei Problem. Wenn man es seriös betrachtet, sind beide

bringt, wenn alle gegeneinander arbeiten.

Seiten Schuld an diesem Umstand. Zum Streiten gehören immer zwei! – 19 – MFG


Zum Versöhnen genügt aber auch die Erstinitiative von einem. Das ist aber bitteschön eine Frage des Führungsstils im Gemeinderat, das kann ich dem Bürgermeister nicht abnehmen. Will ich jemanden ehrlich einbinden oder nicht. Da gibt es einen sehr grundlegenden Unterschied zwischen ehrlicher Kooperation und dem Versuch des Einlullens, wo ich nur versuche, das Gegenüber auf einem Nebengleis abzustellen. Diesbezüglich betreibt die SPÖ ein Doppelspiel. Wir werden ja nur bei heiklen Sachen miteingebunden, wo man sich unsicher ist, die vielleicht nicht so gut ankommen bei der Bevölkerung, wo es um Landessachen geht oder der Bürgermeister auch parteiintern auf Gegenwind stößt. Da möchte man plötzlich den breiten Konsens, um nachher sagen zu können: Aber das haben ja alle Parteien mitgetragen! Aber das genügt nicht. Wenn der Bürgermeister das will, muss er bitteschön auch bei den anderen Fragen auf uns zukommen.

Ist in Landessachen die ÖVP wirklich der ideale Lobbying-Partner? Man hat bisweilen den Eindruck, dass die ÖVP St. Pölten bei der eigenen Landespartei nicht hoch im Kurs steht. Man darf Regierungsarbeit nicht mit Parteiarbeit verwechseln. Wenn der Landeshauptmann etwas mit der Stadt ausmacht, dann ist sein An-

die anderen machen es also schlecht.“ Wenn ich dann gesagt habe, ich

sprechpartner natürlich der Bürgermeister und nicht die ÖVP St. Pölten.

würde es eben anders machen, stand am nächsten Tag in der Zeitung

Das heißt aber nicht, dass wir nicht gut zusammenarbeiten.

„Wurzer greift Bürgermeister an“ – die Sache als solche ist völlig unterge-

Wahrscheinlich schleppen wir historisch betrachtet auch noch eine Alt-

gangen, es wurde immer der Konflikt in den Vordergrund gedrängt. Man

last mit, weil wir in den Augen der Landespartei immer ein zerstrittener

muss einfach höllisch aufpassen, dass das Kritisieren nicht zum Selbst-

Haufen waren. Es gab kaum einen Obmannwechsel, der friktionsfrei ab-

zweck wird, sondern es muss immer um die Sache gehen. Da muss man

lief. Dabei hat sich die Ortspartei aufgerieben. Das ist Hannes Sassmanns

sich immer wieder selbst hinterfragen.

großes Verdienst, dass er diese Konflikte beendet hat.

Hinterfragen ist ja eher eine reife Angelegenheit. Das passt wohl nicht mehr zum Jungpolitikerimage, das Ihnen noch mit 30 Jahren anhaftete?

Ich bin mir jedenfalls sicher, wenn die Absolute fällt, werden wir uns vor Unterstützung durch das Land gar nicht erwehren können. Und das wird gut für die Stadt sein.

Ja, das hat sich lange gehalten, wohl bis ich die ersten grauen Haare an

„Mit der Oppositionsrolle hat man in gewisser Weise die Arschkarte gezogen.“

den Schläfen bekommen habe. Heute bin ich in manchem sicher gelassener und ruhiger als früher. Ein bissl ist glaub ich auch die SPÖ indirekt mitverantwortlich. Ich habe den Eindruck, dass ich heute akzeptierter

ÖVP Chef Hannes Sassmann scheint jeglicher Eitelkeit zu entbehren. Umgekehrt wird er dann gleich mit dem Etikett „farblos“ versehen. Geht’s medial heute ohne Show nicht mehr?

bin. Früher gab es Mandatare, die haben die Straße gewechselt, wenn

Das ist wirklich eine sehr schwierige Gratwanderung. Mach ich mich in

Das mag auch mit meiner Funktion als Klubobmann zu tun haben. In der

der Öffentlichkeit sozusagen zum Kasperl, oder hältst du dich dezent zu-

Phase des Jungpolitikers hatte ich ausschließlich die Rolle des Angreifers.

rück, auf die Gefahr hin, nicht wahrgenommen zu werden. Es ist auch

Durch den Klubobmann kommt man mehr ins Gespräch, lernt sich besser

schwierig im Hinblick auf die Erwartungshaltung, wenn du einmal auf

kennen. Und da weiß man, dass man sich auf mich verlassen kann, dass

eine Rolle festgenagelt bist. Es gab Zeiten, da haben mich Journalisten,

das, was hinter verschlossenen Türen ausgemacht wird, auch hält.

sie mich kommen sahen. Mittlerweile gibt es einen gewissen Respekt, und wohl die Einsicht, dass ich doch nicht der komplette Volltrottel bin.

noch bevor sie mir eine Frage stellten, aufgefordert: „Du, da brauchen wir einen gscheiten Sager von dir.“

Obwohl Sie schon 36 Lenze zählen, sind Sie trotzdem noch immer der zweitjüngste Mandatar im Gemeinderat.

Sie deuten damit ihr Image als „Wadlbeißer“ und Scharfmacher an – ist das ein Stempel, den man aufgedrückt bekommt, oder haben Sie sich den Ruf sozusagen hart erarbeitet?

Ja, zugleich aber auch einer der längstdienenden! Wenn Silvia Buschen-

Es wäre lächerlich zu sagen, die Medien sind schuld. Das ist schon auch

Gemeinderat im Sinne von längst dienender übersetzt – ergäbe sich das

reiter aufhört und Hermann Nonner eventuell nicht mehr den Einzug schafft, wäre ich sogar der älteste. Nach dem Statut – wenn man ältester

mein Naturell. Ich bin halt – ich würd jetzt nicht sagen ein „Häferl“ – aber

„Will ich jemanden ehrlich einbinden oder nicht. Da gibt es einen sehr grundlegenden Unterschied. Diesbezüglich betreibt die SPÖ ein Doppelspiel.“

doch ein sehr emotionaler Mensch. Sicher kein Diplomat. Das Bild vom Revoluzzer hat sich wohl einfach entwickelt. Ich war damals, als ich in den Gemeinderat kam, der 22jährige Jungspund, der sich mit dem 60jährigen Vizebürgermeister Amand Kysela gematcht hat. Das hatte schon einen Spaßfaktor für die Leute, auch ich habs eine Zeitlang genossen – das muss ich ehrlich zugeben. Andererseits wird man in eine Rolle natürlich auch gedrängt und kommt

Kuriosum, dass ich als „Ältester“ den Vorsitz bei der Bürgermeisterwahl

dann wieder schwer weg davon. So war es für mich eine Zeitlang un-

leiten würde. Damit wäre ich sozusagen für einen kurzen Moment Bür-

möglich, ein Thema zu positionieren. Da war sofort die Frage „Das heißt,

germeister!

– 20 – MFG


MFG URBAN

Die Erfüllung Ihres Wunschtraumes? Würden Ihnen das gefallen, einmal Bürgermeister zu werden?

Ja, das ist demokratiepolitisch problematisch, weil sich die Partei eines

(lacht) Das müssen Sie meine Frau fragen. Nein, es wäre gelogen, wenn

gleichgewicht in der politischen Auseinandersetzung entsteht. Es kann

das kein Wunsch ist. Aber die Bürgermeisterfrage ist, um es terminator-

z.B. nicht sein, wie etwa unlängst passiert, dass im Fall der Ausgrabungen

mäßig zu formulieren, sicher keine Primärfrage mehr für mich. Wahr-

am Domplatz ein Mandatar einen Vorschlag einbringt und dann via Zei-

scheinlich bin ich schon zulange dabei, um den Machtfaktor noch sexy zu

tung drei Beamte – nicht etwa Politiker – das ins Lächerliche ziehen. Oder

„Es gibt sicher ein gewisses Medieninteresse an Konflikten – die sind offensichtlich spannender als über Zusammenarbeit zu berichten.“

in der Frage der Tiefgarage vor dem Bahnhof: Man kann diesen Vorschlag

Apparats bemächtigt, der ihr eigentlich nicht zusteht und dadurch ein Un-

politisch für Blödsinn halten und ihn als Politiker dementsprechend kommentieren – aber nicht als Beamter! Da muss sich der Bürgermeister bitte schon selbst hinstellen und darf nicht Beamte vorschicken, um in der öffentlichen Meinung den Eindruck von „unabhängigen“ Experten zu erwecken.

finden. Es geht eher darum, nach 15 Jahren harter Arbeit, vielen Vorschlä-

Umgekehrt hat man den Eindruck, dass es Erfolge über die Hintertür gibt – sie haben die Umweltinitiative gestartet, plötzlich wurde seitens der Stadt ein Energiebeauftragter aus dem Hut gezaubert. Ulli Nesslingers Innenstadtkonzerte kommen gut an – die SPÖ hat eine Schanigartenaktion ins Leben gerufen.

gen, ständigen Rangeleien, viel Einsatz und Herzblut endlich mitbestimmen und umsetzen zu können. Das Ziel muss daher sein, die Regierung zur Kooperation zu zwingen, also die Absolute zu brechen.

„Sexy“ muss aber auch das Angebot sein. Man hat den Eindruck, dass die ÖVP konkrete Konzepte schuldig bleibt, oder kommt man mit den Themen nicht durch?

Das sind Erfolge, an denen man sich aufbauen kann. Da gibt es viele Initiativen, die halt dann erst später Früchte tragen und leicht abgewandelt von der Mehrheitspartei als ihre Idee verkauft werden.

Natürlich gibt es Konzepte. Aber es ist eine Strategiefrage, wie du deine Ideen lancierst. Als Oppositionspartei ist es halt wahnsinnig schwierig

„Man muss einfach höllisch aufpassen, dass das Kritisieren nicht zum Selbstzweck wird.“

über positive Themen zu spielen. Da hat die Regierung immer einen Vorteil. Wenn der Bürgermeister etwas präsentiert, dann ist das sozusagen beschlossene Sache und nur er wird dazu befragt. Wenn wir etwas präsentieren, dann wird auch der Bürgermeister dazu befragt und darf es

Dem kann man auf zweierlei Arten begegnen: Entweder man ist fru-

zerpflücken, weil das kommt ja von der Opposition, der Partei, und nicht

striert, weil es nicht gemacht wurde, als man es selbst vorschlug. Oder

von der „Stadt“. Das ist ein Dilemma!

man freut sich, dass man letztlich doch Erfolg gehabt hat. Oppositionsarbeit wirkt halt sehr unterschwellig, aber sie wirkt. So leicht-

Aber es gibt ja nicht nur Medien, um die Leute zu erreichen.

sinnig, wie die SPÖ-Regierung etwa früher Sachen umgesetzt hat – das

Unser Vorteil ist, dass wir in der direkten Kommunikation, vor allem in

ist mittlerweile einer gewissen Sorgfalt gewichen, weil man weiß, wenn

den Katastralgemeinden, gut aufgestellt sind. Im Stadt- und Ballungs-

man so agiert, haut uns die ÖVP wieder eine vor den Latz.

gebiet ist dies natürlich schwieriger. Da müssen wir unsere Kommuni-

Als Opposition kannst du also sehr wohl agieren und verbessern, oder zu-

kationsstrategien sicher verbessern, wobei es halt die normative Kraft

mindest Verschlechterungen verhindern. Die Opposition ist das wichtige

des Machbaren gibt, kurzum wir haben budgetär nur beschränkte Mög-

Korrektiv, sonst würde die Regierung ja nur mehr machen, was sie will.

lichkeiten. Wir als kleine Fraktion brauchen für jeden Kilometer, den wir

Man muss die Kritik allerdings so formulieren, dass sie das Gegenüber

laufen, ja wesentlich mehr Sprit, als wenn du als Regierungspartei einen

auch ernst nimmt. Wenn man nur destruktiv ist, nur reinhaut, dann wird

1000 Leute Apparat hinter dir hast, der für dich läuft.

es schnell – und zurecht – heißen: Die sind sowieso immer dagegen, da brauchen wir sie gleich gar nicht fragen. Du hast schon auch Verantwor-

Sie meinen damit die Verquickung von Verwaltung und Politik?

tung als Opposition, und die läuft sich nicht im blinden Schreien tot.

– 21 – MFG


mFg urBan gehört die thermische Sanierung von Stadtgebäuden weiter fortgesetzt. Auch die Idee, die Stadtverwaltung an einem neuen Standort zu konzentrieren, ist nicht so dumm. Das Rathaus könnte dann als Repräsentationsraum fungieren, in den anderen Gebäuden könnten u. a. Wohneinheiten entstehen. Das ist natürlich Zukunftsmusik, weil das aktuell nicht leistbar ist, aber ich rede da von einem Horizont auf 20 Jahre hinaus. Damit sind wir bei der Finanzfrage, die uns weiter beschäftigen wird. Alles zusammengerechnet hat die Stadt rund 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten und ist damit eine der meistverschuldeten Österreichs. Das wird ein Kraftakt, diese Situation in den Griff zu bekommen. Das wird nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen, weil damit auch unangenehme Entscheidungen verbunden sein werden.

Sie meinen damit Steuer- und Abgabenerhöhungen? Nicht nur. Man wird sich prinzipiell die Frage stellen müssen, ob man den Gemeinden wirklich alle Leistungen zumuten kann, die man heute von ihnen erwartet. Als Stadt nur nach dem Bund zu rufen wird jedenfalls zu wenig sein. Schließlich ist ein Kernthema noch die Stadtentwicklung in der Peripherie und der Verkehr. Die aktuelle Politik – da ein Fachmarktzentrum, dort ein Baurechtsgrund, da eine Betriebsansiedlung – dieser Fleckerlteppich ist nicht nachhaltig. Das gehört akkordiert.

Sie haben unangenehme Entscheidungen angesprochen. Politiker haben aber selten den Mut, den Leuten Wahrheiten ins Gesicht zu sagen, obwohl sich die Menschen solche Persönlichkeiten durchaus wünschen würden. Eine gewisse Plattheit der Politik auf allen Ebenen, in ganz Europa, ist nicht zu übersehen. Die meisten Politiker sind zu sehr an Show orientiert. Da ist vordergründig immer die Frage, „Wie verkaufe ich mich? Wie weiche ich wahren Themen aus, um die Bevölkerung nicht vor den Kopf zu stoßen.“ Jeder Politiker ist vorsichtig, überlegt sich dreimal, was er sagt. Umgekehrt ist es eine stete Gradwanderung. Denn die Medien, die Bevölkerung müssten dann schon auch tolerieren, dass er vielleicht Fehler macht, und dürften ihn nicht gleich fertigmachen. Diesbezüglich – um auch einmal einen Vorteil zu nennen – hast du es als Opposition natürlich leichter, weil du ja nicht die Verantwortung übernehmen musst.

„Ich halte eS nIcht Für unrealIStISch, DaSS DIe SPÖ BeI Der nÄchSten wahl DIe aBSolute VerlIert.“

Weil Sie Fehler angesprochen haben. Es fällt auf, dass es kaum Politiker gibt, die Fehler eingestehen. Machen die einfach keine?

Aus Sicht der ÖVP: Was sind die Kernthemen für St. Pölten in den nächsten Jahren?

ich mich schon gegen den Vorwurf wehre, es war eine bewusst demago-

Zunächst die begleitende Stadtentwicklung, insbesondere die Innenstadt.

Statements in ihrer Außenwirkung waren, wäre es wohl besser gewe-

Nur wenn wir es schaffen, Innenstadtwohnen attraktiv zu machen, Wohn-

sen, die Diskussion – gemeinsam mit Anrainervertretern, Politikern und

bevölkerung reinzubringen, wird die Entwicklung nachhaltig sein. Die

Veranstalter – hinter verschlossenen Türen zu führen. Die Leute sind im

Innenstadt als reines Dienstleistungs- und Schanigartenmuseum ist der

Gemeinderat extrem aufgestachelt worden, das war mir nicht bewusst.

falsche Ansatz.

Und auch nicht, dass ich falsche Erwartungen geweckt habe – auch wenn

Ein weiteres Kernthema ist die Energiefrage. Hier setzen wir auf Sicht

ich mehrmals betont habe, dass wir nicht gegen das Festival an sich sind!

darauf, dass St. Pölten energieautark wird. Der Fernwärmedeal mit der

Andererseits hatte man heuer die Müllproblematik eindeutig besser im

EVN ist zwar gut, aber nicht das allein Seligmachende. Bei neuen Stadt-

Griff, was umgekehrt bestätigt, dass sie im Vorjahr eben nicht ideal funk-

gebieten, neuen Siedlungen, neuen Betriebsansiedlungsgebieten etc.

tioniert hat.

sollten wir uns um eine dezentrale Versorgung bemühen. Unser Nachbar-

Und natürlich denkt man sich bisweilen, wenn man dann die Kommen-

bezirk Lilienfeld ist der waldreichste Niederösterreichs. Ein Ansatz wäre

tare liest, die Karikaturen sieht, dass man das eine oder andere besser

also, auf Hackschnitzel umzustellen, kleine Fernheizkraftwerke für 50, 60

formulieren hätte können. Es ist ohne Zweifel wichtig, dass man sich als

Einheiten zu schaffen. Damit bleibt auch das Geld in der Region. Ebenso

Poltiker, ja überhaupt als Mensch, immer wieder hinterfragt.

Um bei mir selbst zu bleiben: Es gibt sicher Dinge, die ich heute anders machen würde. Ein Klassiker etwa war die Frequency-Diskussion, wobei gisch geführte. Aber im Nachhinein, wissend, wie emotionalisierend die

– 22 – MFG


Aufschieben gilt nicht! Jetzt mit Raiffeisenfonds eines von 50 iPads gewinnen.

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Der Zug fährt ab!

TEXT: Johannes Reichl, Sascha Harold, Mathias Kirner, Ruth Riehl, Eva Seidl, Anne-Sophie Settele Fotos: Hermann Rauschmayr, Josef Vorlaufer, ZVG

– 24 – MFG


MFG URBAN Während sich aktuell Stadt und ÖBB angesichts des gelungenen Bahnhofsumbaus sowie ebensolcher Vorplatzgestaltung selbst feiern und Rathaus-Pressesprecher Martin Koutny völlig zurecht konstatiert „St. Pölten ist ein eigenständiges und absolut herzeigbares Projekt“, scheint auf einer anderen „Bahnlinie“ noch nicht alles auf Schiene zu sein. Und zwar im Hinblick auf das viel weitreichendere Vorhaben „Neue West-

Berlin als Hauptstadt ist umgeben vom Bundesland Brandenburg. Von Pots-

bahn.“ Nach ihrer Fertigstellung 2012 wird man in 25 Minuten von St. Pöl-

dam, der Hauptstadt Brandenburgs, ist man mit der Schnellbahn in weni-

ten nach Wien gelangen. Für Raum- und Verkehrsplaner Reinhold Deußner,

ger als 30 Minuten in Berlin. Wir treffen bei dieser Reise mit zahlreichen

Vorstandsobmann des Österreichischen Instituts für Raumplanung, „ein

Experten zusammen. Mit Ministerpräsident Platzeck sowie Unternehmern

Meilenstein in der St. Pöltner Stadtentwicklung, da St. Pölten nunmehr zu

aus Brandenburg werden wir über die ‚Chancen zweier Landeshauptstädte

einem Vorort von Wien wird!“ Und das bringt aus Sicht des Experten aus-

im Windschatten zweier Weltstädte‘ diskutieren.“

schließlich Vorteile. „Einerseits erreichen die Pendler durch die Halbierung der Fahrtzeit schneller Wien, andererseits wird auch für St. Pölten ein größeres Arbeitsmarktpotential erschlossen, da der hiesige Arbeitsmarkt nun auch für Wiener reizvoller wird. Dies führt zu einer Standortaufwertung, die Stadt wird auch für neue Betriebsansiedlungen interessanter. Die Region St. Pölten wird zudem als Woh-

„Die Fahrtzeitverkürzung von Wien nach St. Pölten kann als Meilenstein in der St. Pöltner Stadtentwicklung betrachtet werden.“ Reinhard DeuSSner, ÖIR

Im Warteraum.

Auch andere Institutionen

bleiben im Vagen. Wirtschaftskammer-Bezirksobmann Norbert Fidler etwa freut sich über die Fahrtzeitverkürzung „die vor allem große Vorteile für die Arbeitnehmer, die nach Wien auspendeln, bringt. Es ist zu erwarten, dass diese Zahl steigen wird“ Zudem führt er aus, „werde für Geschäftsleute die Benützung der

nungsstandort für Wiener attraktiv werden, was allerdings auch vom

Bahn attraktiver!“, um abschließend seiner Hoffnung Ausdruck zu verlei-

Grundstücksangebot abhängt.

hen, „dass der Standort St. Pölten durch diese Neuerungen generell an

Schließlich wird der Dienstleistungssektor eine enorme Aufwertung erfah-

Attraktivität für Wirtschaftstreibende gewinnt.“ Was die Kammer dazu kon-

ren, da für diesen die Verbindung der Bahn relativ wichtiger ist als für In-

kret beitragen möchte, gerade auch im Hinblick auf die neue Verkehrssitu-

dustriebetriebe!“

ation, erfährt man nicht.

HeiSSer Dampf. Das klingt nach Goldenen Zeiten. Zwar weiß man auch

Gleich überhaupt keinen Handlungsbedarf sieht die Arbeiterkammer – nebstbei als eine der letzten großen Institutionen nach über 20 Jahren

seitens der Stadt um diese Chancen, aber das scheint sich aktuell eher

Hauptstadt noch immer nicht mit ihrer Landeszentrale vorort. So meint Be-

im passiven Artikulieren von Selbstverständlichkeiten, denn im offensiven

zirksstellenleiter Andreas Windl: „Wir treffen speziell keine Vorbereitungen.

Setzen konkreter Planungs-, oder gar Handlungsschritte zu manifestieren.

Die Pendler werden halt besser heraus kommen, aber ich glaube nicht,

Klopft man etwa beim Stadtmarketing oder der Stadtplanung an, wird man schnell an die Pressestelle weiterverwiesen, die einen mit stereotypen

CHRISTOPH SCHWARZ

Allerwelts-Floskeln abspeist á la: „Zweifellos wird der Bau der Hochleistungsstrecke mehr Lebensqualität und eine entscheidende Verbesserung

Leiter ecopoint Wirtschaftsservicestelle

der Infrastruktur bringen. Durch den Umstand, dass St. Pölten dann ‚näher an Wien heranrückt‘ und durch den Vorteil, dass St. Pölten damit von der

Natürlich

Zugehörigkeit zu Österreichs einziger Metropolregion noch mehr profitie-

große Chance zu sehen. St. Pölten liegt ja als ein-

ren wird, ist mit einem beständigen Bevölkerungszuwachs zu rechnen“.

zige Landeshauptstadt Österreichs in der Metro-

ist die neue Westbahn-Verbindung als

Und weiter heißt es im Sonntagsredenjargon: „Es gibt aber viel mehr, das

polregion Wien und rückt durch die rasche Zugver-

St. Pölten so anziehend macht: beste Lebensqualität, tolle Infrastruktur,

bindung somit noch näher an die Weltstadt Wien heran. Wir haben

hochwertiges und abwechslungsreiches Kultur- und Freizeitangebot...“,

künftig zwei attraktive Zugverbindungen nach Wien, sowie drei

bla, bla, bla.

hochrangige Autoverbindungen in die Hauptstadt.

Nicht, dass dies nicht alles zutreffen würde. Nur, wie man sich eben kon-

Ich bin überzeugt, dass St. Pölten künftig für Wiener ein attraktiver

kret verkauft, welche Tools man anwendet, um etwa Wiener zu erreichen

Wohnraum wird. Die Anreise von St. Pölten zum Arbeitsplatz nach

oder St. Pöltner zu halten, wie die Auswirkungen der Westbahn in Raum-

Wien wird teilweise rascher funktionieren als von einem Randbezirk

planung, Bevölkerungsprognosen, Wohnraumangebot & Co. einfließen, er-

in Wien selbst! St. Pölten hat genügend Baulandreserven und ist

fährt man nicht – wohl weil es diesbezügliche konkrete Planungen (noch)

diesen Herausforderungen sicherlich gewachsen.

gar nicht gibt.

Auch in wirtschaftlicher Hinsicht sehe ich Chancen für St. Pölten.

Geradezu grotesk wird es, wenn man abschließend bemerkt: „Grund-

Ich merke jetzt bereits bei der Betriebsansiedlung, dass viele Un-

sätzlich ist die Entwicklung der Stadt im Visionsprozess 2020 und im

ternehmer lieber in einem überschaubaren Umfeld ihren Betrieb

Masterplan von Bürgermeister Mag. Matthias Stadler klar definiert.“ Im

ansiedeln und nur bei Bedarf nach Wien fahren. Für Klein- und Mit-

mitgeschickten Konvolut findet sich außer Überschriften, vagen Absichts-

telunternehmen ist es in St. Pölten bei weitem einfacher ein Netz-

erklärungen und der Zusammenfassung bereits angebahnter oder beste-

werk aufzubauen als in einer Großstadt. Wer nicht täglich mit den

hender Entwicklungen absolut nichts an Substanz.

Konzernzentralen zu tun hat, bzw. mehrmals wöchentlich in den

Einzig Christoph Schwarz von ecopoint, der Wirtschaftsservicestelle der

Flieger steigen muss, für den überwiegen sicherlich die Vorzüge St.

Stadt St. Pölten, scheint sich so seine Gedanken zu machen. „Wir versu-

Pöltens. Nicht zuletzt ist es ja auch eine finanzielle Frage, und da

chen uns auf die neuen Chancen vorzubereiten. So wird Bürgermeister

liegen wir bei Grundstückspreisen schon noch deutlich unter Wie-

Stadler gemeinsam mit St. Pöltner Unternehmern im Oktober nach Pots-

ner Niveau!

dam und Berlin reisen. Dort sind die Gegebenheiten ähnlich wie bei uns: – 25 – MFG


Norbert Steiner

Projektleiter Skylink Wien Was bringt die neue Westbahn der Stadt? Gemeinsam mit dem Ausbau der Schnellstraßen ist das ein ziemlicher Bedeutungssprung. Nur, von selbst wird sich nichts tun.

Was wird dazu notwendig sein? Es bedarf eines geförderten Wohnungsausbaus in verschiedenen Bereichen St. Pöltens. Im Moment gibt es alle zehn Jahre das Zittern, ob die 50.000 Einwohnermarke erreicht wird. Der öffentliche Verkehr wird in der Mobilität an Bedeutung gewinnen. Man muss also die Fantasie entwickeln, wer

DAS

die Bevölkerung sein könnte, die sich in St. Pölten ansiedelt. Durch attraktive Wohnmöglichkeiten könnten Leute, die nun z. B. von Neu-

15

lengbach nach Wien pendeln, nach St. Pölten ziehen und von hier direkt nach Wien fahren.

Wie könnte man Ansiedlung erreichen? Ich würde mir wünschen, dass die neue Verbindung einen Qualitätshupfer auslöst. Wien wächst stetig, bis jetzt allerdings immer nur bis Neulengbach. Durch die neuen Bahn- und Straßenverbindungen könnte auch St. Pölten vom Wachstum Wiens profitieren. Die Glanzstoff ist gemeistert, die Struktur stimmt, die Bildungsvoraussetzungen stimmen. Von der Straßenverbindung her habe ich in St. Pölten, so wie in Wien, die Möglichkeit in alle Richtungen zu fahren. Ich sehe große Chancen, nur von alleine passiert in der Stadtentwicklung nichts.

– 26 – MFG

15


MFG URBAN

GEORG EDLAUER

Bahnhof St. Pölten – NEU

Gesamtinvestition: 208 Millionen Euro Bauzeit: 4 Jahre Betriebe: BAWAG, OKAY-Lebensmittelhandel, Trafik, Zeitschriften, McDonald´s,Blumen, Bäckerei, Telefonie/Internet/Handy, Gastrobetrieb, ÖBB Reisecenter) Infrastruktur: 4 Aufzüge ■ 5 Rolltreppen ■ 260 überdachte Fahrradabstellplätze

Obmann nö. Immobilientreuhänder Wie wird sich die neue Bahnstrecke auf den Immobilienmarkt auswirken? Es ist zu erwarten, dass St. Pölten in den Kreis der Alternativen zu Wohnorten wie Stockerau, Bisamberg, Eichgraben, Mödling „aufrücken“ wird. Es ist zu hoffen, dass es uns gelingt, St.

Neubaustrecke Wien – St. Pölten

Pölten bei den „neuen Interessenten“ als das zu positionieren, was es ist: keine übelriechende kleinkarierte Provinzstadt, sondern eine

■ Fertigstellung: 2012 ■ Gesamtinvestition: 1,6 Milliarden Euro ■ Streckenlänge: 44 km ■ Fahrtzeit: 25 Minuten / bis 250 km/h Fahrtgeschwindigkeit ■ Kunstbauten: 4 Tunnel in bergmännischer Bauweise, 3 Tunnel in offener Bauweise, 29 Brückenobjekte für Bahn, Straßen und Wege bzw. Wildwechsel, Regionalbahnhof Tullnerfeld

lebenswerte kleine Stadt, die Infrastruktur und Freizeitangebote, also höchste Wohnqualität, bietet, die andere Städte teilweise nicht annähernd aufweisen können.

Ist mit Preissteigerungen zu rechnen? Die Immobilienpreise in St. Pölten sind, euphemistisch formuliert, seit Jahrzehnten nicht von Überteuerung geprägt. Wir sind, was die Preise von Eigentums-

dass dies große Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in St. Pölten haben wird. Ich habe keine großen Erwartungen.“

Schublok gefordert.

und Mietwohnungen betrifft, sogar die billigste Landeshauptstadt.

Menschen an der Leine

Auch bei den Preisen für Baugründe ist noch eine erhebliche Attraktivität für die Käufer gegeben. Nach Jahren des Rückganges

Wie man an die Sache herangehen müsste,

das vermitteln wahre Profis, die nicht nur konkrete Antworten geben und sinnvolle (Planungs)Fragestellungen in den Raum stellen, sondern – wohl eingedenk des bisweilen beobachtbaren St. Pöltner Schlendrians bei der aktiven Nutzung sich auftuender Chancen – auch alle Protagonisten zum konkreten Handeln auffordern. So meint etwa Immobilienprofi Georg Ed-

bzw. der Stagnation ist seit einiger Zeit ein leichtes Anziehen der Preise festzustellen. Hier sehe ich für St. Pölten noch viel Potenzial.

Natürlich ist schon jetzt vorausschauendes Planen und Gestalten in Bezug auf Schaffung von Wohnraum gefragt. Nicht nur seitens der

Wirtschaft und der genossenschaftlichen Wohnbauträger, sondern auch der Politik und der gewerblichen Bauträger.

lauer im Hinblick auf die zahlreichen tollen Skills, die St. Pölten bietet, die

Welche Wohnarten werden nachgefragt werden? Wohnen

aber eben auch dementsprechend kommuniziert gehören. „Klar muss uns

ist insbesondere für die junge Generation ein zentrales Thema ge-

sein: Diese Änderung der Wahrnehmung wird ein Prozess sein, der nicht

worden. Diese Gruppe ist auch bereit, für Wohnen mehr als noch

von heute auf morgen stattfinden wird, und der unser aller Anstrengung

ihre Eltern auszugeben. Der Trend geht zu 3 bis 4-Zimmer-Woh-

bedarf, diese Botschaft zu transportieren.“

nungen. Die Lieblings-Wohnform bleibt das eigene Einfamilienhaus.

Und der ehemalige Chef der NÖPLAN Norbert Steiner appelliert: „Von

Aber auch der Trend zum urbanen Wohnen nimmt deutlich zu. Al-

selbst wird sich nichts tun. Man muss die Chance nutzen!“

lerdings müssen hier die Parameter stimmen: gute Ausstattung,

Ansonsten könnte sich Geschichte wiederholen. So schreibt Thomas

Parkmöglichkeiten, Verkehrsanbindung, Einkaufsmöglichkeiten und

Pulle über die Eröffnung der Kaiserin Elisabeth Westbahn 1858. „St. Pölten

natürlich die Nähe zu Kindergärten und Schulen. In diesem Zusam-

wurde durch den Bahnbau an eine Verkehrsverbindung von europäischer

menhang ist anzudenken, den Dachgeschoßausbau zu forcieren,

Dimension angeschlossen, eine Entwicklungschance, deren Bedeutung in

z.B. durch Förderungsmaßnahmen der öffentlichen Hand oder son-

DIE LIEBE BLEIBT-

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den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts noch gar nicht abzusehen war.“ Diesmal sollten wir die Chancen erkennen und umgehend sowie offensiv nutzen!

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Ein

Studentenjob als Tennislehrer verschlug

stant weiter, aus einem einfachen Grund: „Zum

ich hellhörig geworden, habe mich informiert

Wolfgang Mangold ins Tiroler Ischgl, wo er

Leben war’s zu wenig, zum Sterben zu viel.

und ein Konzept vorgestellt. Danach ging alles

seine spätere Frau Brigitte kennenlernte. Fünf

Darum haben wir uns entschlossen das Risiko

rasch.“ Dabei ist das „Hotelprojekt Stadtsäle“

Jahre war er als Sport- und Geschichte-Lehrer

eines Ausbaus zu wagen. Anfang der 90er ha-

seit Jahren ein heiß diskutierter Punkt auf der

an der HTL St. Pölten aktiv, dann

ben wir auf 70 Betten aufgestockt,

städtischen Agenda.

zog es ihn mit seiner Frau aber

auf Halbpension umgestellt und

Stadler hatte sich schon öfters fragen lassen

fix nach Tirol: „Natürlich hatte ich

somit das ‚Hotel Brigitte‘ als Win-

müssen, was denn aus „seinem“ angekündig-

auch Heimweh, aber ihres war grö-

tersaisonbetrieb aufgebaut. Heute

ten zweiten Vier-Sterne-Hotel geworden sei.

ßer. Ich glaub man zieht leichter

sind‘s 140 Betten auf 4-Sterne-

Viel Geheimnis wurde um die Ausschreibung

vom Flachland in die Berge, als von

Niveau – viele Gäste begleiten uns

gemacht, angeblich hätten sich große Hotel-

den Bergen ins Flache.“

seit Jahren und gehören fast zur

ketten für St. Pölten interessiert, seien abge-

Als Mangold in Ischgl keinen pas-

Familie.“

sprungen oder hätten zu hohe Auflagen an

senden Job als Lehrer findet ent-

Zu seiner Mutter, die am Eisberg

die Stadt gestellt. Auch das Hereinbrechen der

schließt die junge Familie 1987 ein

lebt, und zu Freunden hält Man-

Wirtschaftskrise wird wohl eine Rolle gespielt

gold ständig Kontakt: „Ich war

haben, weshalb lange nichts weiterging. Eine

gründen – in Form einer Frühstückspension mit

sicher einmal im Monat in St. Pölten und hab

Investition in dieser Größenordnung ist da na-

38 Betten. „Es ist uns ganz einfach nichts an-

immer mitbekommen, was hier läuft. Als ich

türlich ein willkommener Punkt auf Stadlers

deres übrig geblieben“, lacht Mangold. Das Un-

im März 2009 mit einem Freund in der Wachau

Erfolgsbilanz. Die Stadtsäle liegen direkt am

ternehmen entwickelt sich über die Jahre kon-

sitze, erzählt er mir vom Hotelprojekt. Da bin

Herzen der Innenstadt, neben dem heiß disku-

gemeinsames

Unternehmen

Wolfgang Mangold

zu

Noch keineswegs gesättigt

TEXT: Michael Müllner Fotos: Hermann Rauschmayr, Cityhotel D&C

Der Plural von Mangold ist „Mangolde“. Mangolde sind spinatähnliche Kohlgewächse, aus denen man vorzügliche Gemüsegerichte kochen kann. Für St. Pölten gilt aber: Der Plural von Mangold ist die Familie Brigitte und Wolfgang Mangold. Eine Familie, die St. Pöltens Stadtentwicklung nachhaltig beeinflussen könnte: Herr Mangold und sein Plan für St. Pöltens neues Vier-Sterne-Hotel.

Bürgermeister Matthias


MFG URBAN tierten städtischen Hallenbad. Seit Jahrzehnten

sich viele Synergien, da macht eine gemein-

genmittel auf. Insgesamt sind 14 Millionen für

waren die Stadtsäle fixer Bestandteil des St.

same Nutzung Sinn. Auch die Renovierung des

das Hotel veranschlagt. Wie das denn geht in

Pöltner Freizeitgeschehens, unzählige Schü-

erhaltenswerten Gebäudes wird in einem Bau-

dieser Zeit? Mangold: „Naja, ein Teil ist über

ler-Bälle wurden hier abgefeiert, zahlreiche

vorgang durch uns erfolgen“, erzählt Mangold.

Banken finanziert, aber der Großteil ist von

Vereine und wohltätige Veranstal-

Und weiter: „Wir haben von Anfang

uns. Das heißt wir stecken hier unser privates

tungen wurden in den Stadtsälen –

an gesagt, dass die Stadt das Pro-

Vermögen rein und das würden wir nicht tun,

die bis dato im Eigentum der Stadt

jekt unterstützen muss, sonst wird

wenn wir nicht an das Projekt glauben.“

standen – abgehalten.

es nicht gehen. Konkret beteiligt

Warum kommt man überhaupt, wenn man ei-

Doch die Bausubstanz verfiel, in-

sich die Stadt mit zwei Millionen

nen gutgehenden Hotelbetrieb in Tirol hat, auf

vestiert wurde kaum und auch

Euro an dem Projekt und gibt ein

die Idee nach St. Pölten zu gehen? Auch hier

der Erfolg der gastronomischen

günstiges Darlehen – oder sagen

hat Mangold eine ehrliche – und sympathische

Betreiber blieb, freundlich ausge-

wir, das Darlehen ist derzeit markt-

Antwort. „Schauen Sie, wir haben zwei Söhne.

drückt, überschaubar. Heute ist

konform. Als Gegenleistung kann

Einer ist 26 Jahre und arbeitet im Betrieb mit,

die Stadtsäle eine seit Jahren ge-

die Stadt die Räumlichkeiten für

der andere ist 23 und studiert noch. Wir wollten

Veranstaltungen teilweise kosten-

uns erweitern und haben bei der aktuellen

Hotelbetreiber in das Gesamtkonzept integriert

los nutzen – und hat den Erhalt der denkmalge-

Wirtschaftslage nach einer vernünftigen Anla-

wurde. „Die Stadtsäle alleine kann man sicher

schützten Stadtsäle sichergestellt.“

gemöglichkeit gesucht. Das ist vielleicht auch

nicht wirtschaftlich führen, darum gibt es ja die

Zur Finanzierung des Projektes bringt Mangold

ein Grund, warum wir den Zuschlag erhalten

Integration in das Hotelkonzept. Dabei ergeben

gemeinsam mit seiner Ehefrau beachtliche Ei-

haben. Der Bürgermeister kann sicher sein,

schlossene Bruchbude, die vom

Walter Jahn

Wir hauen nicht nach drei Jahren den Hut drauf! Wolfgang Mangold, Hotelier


Cityhotel D&C

Stadtsäle, Eröffnung Mai 2011 www.cityhotel-dc.at ■ Charme? Denkmalgeschützte, barocke Bausubstanz (Stadtsäle) trifft auf trendigen Zimmerbereich (Neubau). ■ 136 Vier-Sterne-Zimmer, davon 16 barrierefrei. Parkgarage, Wellness & Fitness. Restaurant „Mangold’s“ mit rund 50 Sitzplätzen – auch für Nicht-Hotelgäste mit Gastgarten. Kreative, heimische Küche. ■ Trendige Tages- und Abendbar mit Wein- und Sektlounge, Schwerpunkt auf österreichischen Weinen. ■ Für Veranstaltungen stehen der „Stadtsaal“ für bis zu 1000 Personen sowie der „Grüne Saal“ für bis zu 80 Personen sowie Seminarräume zur Verfügung. dass wir es ernst meinen. Wir hauen nicht nach

fahrene Hoteldirektor war zuletzt für eine Reihe

eingang’ erhalten, damit Nicht-Hotelgäste eben

drei Jahren den Hut drauf! Wenn sie eine inter-

Wiener Privathotels zuständig, heute freut

nicht erst durch die Lobby zur Bar oder zum

nationale Kette holen, dann setzt die sich für

er sich über seine Aufgabe in St. Pölten. „Ich

Restaurant gehen müssen. Wir setzen auf ös-

drei Jahre her und schaut was passiert. Wenn

habe lange bei den Rosenberger-Restaurants

terreichische Küche und heimische Weine. Wir

denen was nicht passt, sind sie weg. Mit uns

gearbeitet, war dann im Ausland und zuletzt

wollen möglichst viele Zutaten aus der Region

wird das nicht passieren.“

in Wien. Mit St. Pölten verbinden mich noch

kaufen, möglichst viel frisch zubereiten, auch

Auf St. Pölten hält der Wahl-Tiroler jedenfalls

immer Freunde von früher. Jetzt habe ich die

Zwischenprodukte. Ein nachhaltiges Konzept

große Stücke und meint gar die niederöster-

einmalige Chance ein völlig neues Hotel vom

sozusagen, das man an der Qualität schmeckt

reichische Landeshauptstadt sei die „meistun-

Anfang an mitzugestalten. Herr Mangold und

und das die ganze Region spürt.“

terschätzte Stadt Österreichs“. Insbesondere

ich sind auf einer Wellenlänge!“

Vier Seminarräume decken den Businessbe-

was sich am Stadtrand an Wirtschaftskraft tut,

Wir wollen ein Hotel für die ganze City sein!

schätze er und: „Es gibt bisher nur ein VierSterne-Hotel, der Markt ist keineswegs gesättigt. Wenn ich da etwa nach Wien schaue, dort

Walter Jahn, Direktor

kämpfen die Hotels um jeden Gast.“

reich ab, die zwei (Stadt-)Säle sollen für größere Feiern herhalten, „für die wir schon Anfragen entgegennehmen.“ Ob auch ein Schülerball-Revival ansteht? Jahn: „Denkbar ist alles, aber: Ab sechs Uhr früh wollen unsere Hotelgäste früh-

Ein Kampf, der vom „Cityhotel D&C“ ab Mai

Wohin die Reise geht lässt sich heute schon gut

stücken, da muss alles ordentlich sein. Mal se-

2011 aufgenommen wird. Pünktlich zum Städ-

erahnen. Der Name ist Programm, ein Hotel für

hen, wie weit das – auch in Sachen Lärm – mit

tetag will der Bürgermeister im Wahljahr in

die ganze City soll es sein. Jahn: „Wir wollen das

Veranstaltungen vereinbar ist.“ Ein spannendes

„seinem“ Prestigeprojekt die Gäste hofieren.

Hotel für die St. Pöltnerinnen und St. Pöltner in-

Szenario wäre es: Wenn Jahrzehnte später Herr

Der Hotelier hat dafür bereits Walter Jahn an-

teressant machen. Sie sollen an der Bar sitzen

(Ex-)Lehrer Mangold in seinem Hotel, wenige

geheuert, der schon jetzt im „Baustellenbüro“

und sich im Restaurant verwöhnen lassen. Wir

Meter von der HTL, an der er früher unterrich-

die Geschicke des Hotels verantwortet. Der er-

haben darum auch ganz bewusst den ‚Straßen-

tete, die Bälle und Puppen tanzen lässt!

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MFG URBAN

TAKE ME TO THE MATADOR

TEXT: Mathias kirner Fotos: Hermann Rauschmayr

Matador – die Bauklötze aus Holz sind wohlbekannt. Ist aber genauso bekannt, dass es die Marke seit 1903 gibt, dass sie zwischenzeitlich dem Täglich Alles-Gründer Kurt Falk gehörte und dass sie mittlerweile in St. Pölten ansässig ist? Michael Tobias wirkt wie ein sehr ruhiger und

von einem Tag auf den anderen zugesperrt“,

Michael Tobias. Das verwendete Buchenholz

gesetzter Mensch. Strikt chronologisch und

erzählt Michael Tobias. Vor dem Kauf der Ma-

muss vor der Verarbeitung drei Jahre gela-

sachlich erzählt er davon, wie er gemeinsam

schinen im Jahr 1997 hatte die Familie Tobias

gert werden, die Klötzchen müssen dann „auf

mit seiner Frau Claudia die vom Markt ver-

die Markenrechte an Matador erworben. Das

500stel Millimeter genau produziert werden“.

schwunden geglaubte Marke Matador gekauft

war 1996. „Zu einem fairen Preis“, gibt er sich

Schließlich kaufte die Familie den alten Ma-

und wieder aufgebaut hat. Erst wenn Tobias

zugeknöpft über die Höhe des Kaufpreises.

schinenpark an, modernisierte diesen und fand in Waidhofen an der Thaya einen Partnerbe-

von seinem Enkelkind erzählt, sieht man Emotion, ja beinahe ein Funkeln in seinen Augen.

Doch wie kam es zu dieser Idee? „Wir haben

trieb, der nun Matador produziert. Der Absatz

Und somit liegt die Antwort auf die Frage, was

damals für unsere eigenen Kinder Matador in

im ersten Jahr betrug 8.000 Baukästen. Mehr

das Ehepaar motiviert hat, viel Zeit und Geld in

den Geschäften gesucht und nicht gefunden“,

als sich das Unternehmerpaar erwartet hatte.

eine daniederliegende Spielzeugmarke zu investieren, auf der Hand: Das Faszinierende an Matador sei die Begeisterung der Kinder beim Spielen, die Möglichkeit, mit Holzklötzchen, Stäbchen und Hammer unendlich viele Kombinationen zu bauen und dabei auch ein kleiner Handwerker zu sein.

Rückblick. Die Ursprünge von Matador gehen weit zurück. Bereits 1903 ließ sich Johann

„matador ist der inbegriff des pädagogisch wertvollen spielzeugs.“

Ausblick.

Heute verkauft Matador 40.000

Baukästen pro Jahr. Was das an Umsatz bedeutet, auch darüber möchte Michael Tobias keine genauen Angaben machen: Dass es knapp eine Million Euro sind, können wir ihm dennoch entlocken. Er schränkt aber sofort ein, dass man „von einem derzeit sehr begrenzten Markt“ spreche. Denn: „Der Export steckt nach wie vor in den Kinderschuhen.“ Man liefere zwar weltweit, aber nicht flächendeckend. So

Korbuly, Ingenieur und in Wien als siebentes von 18 Kindern eines Kaufmanns geboren, die

klärt er auf. Schließlich recherchierte man über

gäbe es zwar Export in die EU, in die USA, nach

Holzklötzchen patentieren. 1906 eröffnete das

den Verbleib der Marke und fand dabei heraus,

China, Australien usw., aber noch jede Menge

erste Geschäft am Wiener Graben. 1978 wurde

dass sie nach wie vor im Besitz von Falk stand,

Wachstumspotential. „Unsere Produktionska-

Matador an Kurt Falk verkauft, der zwar in die

der sein Glück zu diesem Zeitpunkt schon mit

pazität ist für das Fünf- bis Zehnfache ausge-

Marke investierte, aber damit nicht erfolgreich

„Täglich Alles“ versuchte.

legt.“ Derzeit kann der Jahresabsatz innerhalb

war und schließlich 1987 die Produktion still-

Nach dem Erwerb der Marke versuchte die

von zwei Monaten im Einschichtbetrieb pro-

legte. Das Ehepaar Tobias sollte zehn Jahre

Familie zuerst in Tschechien von einem Lohn-

duziert werden. Dass sich das ändern wird,

später - als es die alten Maschinen kaufte –

fertiger produzieren zu lassen, stellte aber bald

davon ist Michael Tobias überzeugt, schließ-

noch Becher mit eingetrockneten Kaffeeresten

fest, dass die Qualität nicht stimmte. „Matador

lich sei Matador der Inbegriff des pädagogisch

an den Maschinen vorfinden. „Kurt Falk hat

ist in der Produktion extrem heikel“, präzisiert

wertvollen Spielzeugs.

– 31– MFG


CSI St. Pölten

TEXT: Johannes Reichl Fotos: Hermann Rauschmayr

Domplatz. 9 Uhr morgens. Es ist frisch an diesem Augustmorgen, was gut 12 Leute nicht davon abhält, mit festem Schuhwerk sowie Krampen, Schaufeln, Spachteln und weiterem leichten Gerät ausgestattet, am Boden zu knien und – wie es für Laien vielleicht auf den ersten Eindruck wirkt – wahllos im Boden zu wühlen. Das Wühlen hat allerdings Methode, und was sie hier treiben sind keine postadoleszenten Sandkastenspiele, sondern „Front-Geschichtsforschung“, vulgo Archäologie. Möglich

BUNTER HAUFEN.

Der Zeitdruck erfordert

Reise nach Griechenland unternommen und

der Domplatz neu gestaltet werden soll und

auch viel Personal. Risys Team ist dabei ein

uns die historischen Stätten Athen, Delphi, Ko-

man zwecks dieses Unterfangens auch den

bunter Haufen. Mit an Bord sind zwei Anthropo-

rinth angesehen. Das hat mich sehr fasziniert.

Untergrund neu befestigen muss. DIE Chance

logen von der Uni Wien, die die Knochenfunde

Auch auf der Maturareise nach Sizilien gehörte

für die Archäologen. „Die Leute glauben ja oft,

untersuchen „wobei sie nicht rund um die Uhr

ich zu jenen, die sich lieber die Ausgrabungen

wir sagen einfach, wir wollen hier oder dort

vorort sind, sondern auch vieles in Wien vorm

anschauten als zu baden.“ Im Anschluss stu-

graben“, schmunzelt Ausgrabungsleiter Ronald

Computer erledigen – alles wird heute ja schon

dierte er an der Uni, machte das Doktorat und

Risy, der mich mit einem festen Händedruck,

digital dokumentiert und ausgewertet.“ Weiters

arbeitete über zwei Jahrzehnte beim Österrei-

sympathischem Lächeln und neugierigen Au-

hat man von einer Grabungsfirma zwei Spezia-

chischen Archäologischen Institut. Über dieses

gen, die hinter seinen Brillen hervorblitzen,

listen geleast, fünf Studenten aus Graz packen

kam er auch mit St. Pölten in Kontakt, wo er

begrüßt. Die Realität sieht freilich anders aus.

ebenso mit an wie vier Langzeitarbeitslose vom

seit zwei Jahrzehnten der hiesigen Historie auf

Die Archäologen spielen eher eine Art History-

Kremser Projekt ‚ASINOE‘, die wieder an einen

der Spur ist und zuletzt von der Stadt als offizi-

Feuerwehr, soll heißen: Wenn bei historisch re-

festen Arbeitsprozess herangeführt werden

eller Stadtarchäologe angestellt wurde. „Ich bin

levanten Stätten neue Bauvorhaben anstehen,

sollen. Last but not least verstärkt aktuell eine

froh, dass ich hier tätig sein kann!“, verweist

die in die Tiefe, also in die Vergangenheit vor-

Voluntärin aus der Slowakei das insgesamt 15

der Wiener auf seine emotionale Bindung zur

dringen, dann sieht der Gesetzgeber „Rettungs-

köpfige Team!

niederösterreichischen Hauptstadt „Immerhin

grabungen“ vor. Und dann rücken sie aus, die

Der Chef selbst, Ronald Risy, ist studierter

habe ich hier beruflich schon mehr oder we-

Altertumsforscher, um in einem zumeist relativ

Archäologe und Historiker. Infiziert mit dem

niger 20 Jahre meines Lebens verbracht.“ Das

kurzen Zeitraum (bis zum Baubeginn) soviel zu

Archäologievirus wurde er während seiner

mehr oder weniger bezieht sich dabei auf die

bergen und zu erforschen wie möglich.

Internatszeit. „In der 7. Klasse haben wir eine

konkreten Grabungen. Wenn wieder einmal

geworden ist die die Grabung, weil

– 32 – MFG


MFG URBAN ein Open Window aufgeht und gegraben wird, fokussiert sich fast alles auf den Job. „Aktuell

Am Domplatz befand sich vom 11. bis ins 18. Jahrhundert der Friedhof der Stadt.

stehe ich in der Früh um fünf Uhr auf. Um sieben Uhr bin ich dann heraußen in St. Pölten, um 18.30 Uhr geht’s wieder heimwärts nach Wien. Aber damit ist der Arbeitstag noch nicht vorbei, weil es gehört ja auch alles dokumentiert, ich muss für die Öffentlichkeitsarbeit sorgen, nehme Interviewtermine wahr, bereite Vorträge vor und dergleichen mehr.“ Auch an Urlaub ist in der heißen Phase nicht zu denken. „Wir müssen die Zeit, die wir zur Verfügung haben, vollends nützen. Da ist kein Urlaub drin!“

Immer wenn er Krimis gräbt.

Kurzum,

ein Fulltimejob „den man sicher nicht wegen des Geldes macht, sondern rein aus Interesse.“ Dabei ist Archäologe nicht gleich Archäologe. „Im Grunde genommen gibt es verschiedene Typen. Manche Kollegen sind eher ‚Schreibtischtäter‘, da geht es mehr ins Kunsthistorische, andere wiederum, so wie ich, sind sogenannte Feldarchäologen.“ Kurzum, Männer und Frauen an der Front, die mit eigenen Händen im Staub und der Erde wühlen, wo Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes be-greifbar wird. Und was ist mit dem Typus á la Indiana Jones,

wie ihn uns Hollywood vermittelt. Da muss Risy

ins Schwärmen und fügt lachend hinzu. „Das ist

herzhaft lachen. „Den gibt es nicht! Vielleicht

ein bisschen wie CSI!“

früher einmal, im 19. Jahrhundert, aber das waren auch mehr Abenteurer und Schatzsu-

Mit Pinsel und Pinzette. Und so falsch ist

cher denn richtige Archäologen“, verbannt er

der Vergleich tatsächlich nicht, wenn man dem

das Klischeebild ins Reich der Fantasie. Den-

Team bei der Arbeit zusieht. Eine Studentin

noch ist ein gewisses Spannungselement auch

etwa legt gerade mit einem Gips-Stuckatur-

seiner heutigen Tätigkeit nicht abzusprechen,

Werkzeug ein Skelett frei, unschwer erkennbar

und gerade dieses Faible fürs Detektivische,

von einem Menschen. „Ist das ohne Kopf?“,

das sich beim 45Jährigen auch in seiner Lei-

fragt Risy. „Nein, der liegt wohl noch in der

denschaft für Krimis niederschlägt, scheint für

Erde“, verweist die Mitarbeiterin auf die Liege-

ihn den gewissen Kick des Jobs auszumachen.

richtung des Körpers. Um die Pietät der sterb-

„Für mich ist Archäologie wie ein Kriminalrät-

lichen Überreste zu gewährleisten, werden die

sel. Anfangs gibt es nur Spuren, und man fragt

Knochen nach der Untersuchung durch die An-

sich, warum sie überhaupt da sind, wie sie ent-

thropologen einzeln, also individuell verpackt

standen sind, was sie aussagen? Ein Riesen-

und am Friedhof beerdigt. „Es gibt ja Leute, die

puzzlespiel, und du versuchst soviele Steine

unsere Arbeit ablehnen, uns als Grabschänder

wie möglich freizulegen, denn je mehr Steine

bezeichnen, sich über die damit verbundenen

du zusammenfügen kannst, ein umso schlüs-

Unannehmlichkeiten – etwa wegfallende Park-

sigeres und richtiges Bild ergibt sich!“, gerät er

plätze – und ähnliches aufregen“, führt Risy

– 33 – MFG


R w b

aus. Bei dieser Ausgrabung war das bislang allerdings noch nicht der Fall, wohl auch deshalb, weil das Interesse die Unbill bei weitem überwiegt. Immer wieder bleiben Passanten stehen und lugen durch den Zaun, um den Archäologen bei der Arbeit zuzusehen. Und interessant, vor allem historisch relevant, sind die Ausgrabungen allemal. Der Platz war immer ein Hotspot. Schon die römische Besiedlung von Aelium Cetium lässt sich am Domplatz nachweisen, im Mittelalter reichte nicht nur die Stiftskirche bis hinaus auf den Platz, was die Forscher – als erste Überraschung im Zuge der aktuellen Grabungen – durch freigelegtes Mauerwerk beweisen können, sondern ab Mitte des 11. Jahrhunderts befand sich hier auch der städtische Friedhof, der erst 1779 aufgelöst

Eine erste Überraschung erlebten die Forscher, als sie bislang unbekannte Mauerreste des ehemaligen Klosters freilegten.

und vor die Tore der damaligen Stadt (heutiger Europaplatz) verlegt wurde. Weiters nahmen die 1133 eingeweihte Stadtpfarrkirche sowie eine Doppelkapelle große Teile des Platzes ein. Beide bestanden bis ins 17. Jahrhundert hinein

über mehrere Jahrhunderte bestand, können

Baumes der Zeitmesser. „Jeder Eingriff, der ge-

„dann wurde die Kirche, die aufgrund eines

wir dadurch Schlüsse auf die Entwicklung der

macht wurde, zeichnet sich im Boden ab. Und

Brandes sehr baufällig war, geschleift und die

Bevölkerung und ihre Lebensweise in diesem

all diese Information bekommt man, wenn man

benachbarte Stiftskirche auch zur Pfarrkirche.“

Raum ziehen!“, zeigt sich Risy begeistert. Stieg

sich in die Tiefe vorarbeitet, sozusagen wieder

Selbst in archäologiegeschichtlicher Hinsicht

etwa das Lebensalter über die Jahrhunderte,

heraus“, erklärt Risy.

per se ist diese Ausgrabung einzigartig, wie

wie veränderte sich die Ernährung, wurden die

Insgesamt wird sein Team wohl gute zwei

Risy hervorstreicht. „Es ist weltweit einmalig

Menschen größer etc.

Jahre zur Verfügung haben, um den Domplatz

– zumindest ist mir aus der Literatur kein ver-

Insgesamt schätzen die Forscher, dass rund

zu erforschen. Dann wird sich die Oberfläche

gleichbarer Fall bekannt – dass ein Friedhof in

30.000 Skelette unter der Erde liegen. Schicht

wieder schließen und die jahrtausendealte Hi-

seiner Gesamtheit und in einer solchen Dimen-

für Schicht arbeiten sie sich in den Untergrund

storie der Stadt unter einem dünnen Mantel

sion archäologisch freigelegt wird!“ Anhand

vor, immer nur in kleinen Abschnitten, um et-

aus Pflasterstein und Schotter verbergen. Wird

der Knochenfunde können die Forscher Alter,

waige Fundsachen auch der jeweiligen Bo-

wenigstens, um einen kleinen Blick ins histo-

Geschlecht, Krankheitsbilder u. ä. für jedes In-

denschicht exakt zuzuordnen können. Denn

rische Vermächtnis werfen zu können, eine

dividuum bestimmen. „Nachdem der Friedhof

die Bodenschicht ist quasi wie die Ringe eines

Art Sichtfenster freibleiben, wie man es etwa vom Wiener Michaelaplatz kennt? „Von uns Archäologen wird das natürlich in die Diskussion miteingebracht und propagiert“, so Risy „Das ist allerdings eine politische Entscheidung. Und ein derartiges Unterfangen macht auch nur Sinn, wenn es in einen Kontext gestellt und erklärt wird.“ Damit kommen wir zuletzt noch

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zu jenem Punkt, der Risy in seiner Arbeit am allerwichtigsten ist. Geschichte muss vermitteln. Muss öffentlich sein. „Es hilft ja nichts, wenn ich um die Geschichte weiß, es aber nicht weitergebe.“ Geschichte weitergeben, das heißt in diesem Sinne auch, den Menschen ein Stück ihrer eigenen Historie, ihrer Identität zurückzugeben, oder, wie es der deutsche Theologe Hans von Keler formuliert hat und wie es gerade für Archäologie im doppelten Sinne zutreffend scheint: „Geschichte ist nicht nur Geschehenes, sondern Geschichtetes – also der Boden, auf dem wir stehen und bauen.“

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eine Führung durch die Ausgrabung am Domplatz statt! – 34 – MFG

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KULTUR SHORTCUTS

Hundstage von Thomas Fröhlich

LOLITA verstorben Diesen Sommer ist die gebür-

katalanischen

tige St. Pöltnerin Dita Zuser,

30.000-Seelen-Städtchen Sitges findet all-

alias Lolita, verstorben. Über-

jährlich Europas größtes und schönstes Fan-

regionale

tastik-Filmfestival, das „Festival Internacional

erregte die damals 26 jährige

de Cinema de Catalunya“, statt. Zudem steht

Kindergärtnerin, die in St. Pöl-

auf Hundescheiße auf Gehsteig, Straße oder

ten schon bei diversen Mati-

öffentlichen Grünflächen die Pönal-Zahlung

neen im Parkkino aufgefallen

von 750 (!) Euro pro Haufen.

war, erstmals mit dem Schla-

Was ich damit sagen will? Zweierlei.

ger „Weißer Holunder“, der

Dass man nämlich dort auch mit gutem

ihr 1957 einen Plattenvertrag

Schuhwerk über abendliche Straßen lust-

bei Polydor bescherte. „Mit

wandeln kann, ohne dauernd „ins Glück“

dem Lied ‚Seemann‘ gelang

zu steigen – im Gegensatz zum völlig zu ge-

Lolita, die zuvor noch nie das

In

dem

bezaubernden

Aufmerksamkeit

Meer gesehen hatte, aber der endgültige Durchbruch“, wie Kulturamtsleiter Thomas Karl weiß. So eroberte die Sängerin über 20 Jahre vor FALCO die USA und landete auf Platz 5 der Billboard Charts! Damit schrieb sie Geschichte, ebenso wie an einer anderen Front. „Unterm Strich verkaufte die Polydor insgesamt mehr als zwei Millionen Tonträger. Lolita war damit die erste Sängerin, die für eine Million verkaufter Schallplatten in Deutschland eine goldene Schallplatte erhielt. Diese Auszeichnung war bislang nur ihren männlichen Kollegen vorbehalten!“, so Hans-Jürgen Finger vom SWR. Insgesamt verkaufte sie im Laufe ihrer Karriere über 20 Millionen Tonträger! schissenen St. Pölten. Und dass es doch auch hier möglich sein müsste, ein g’scheites Filmfestival/eine feine

FALCO Ein neues Buch spürt FALCO dem Dichter nach.

Retrospektive aufzuziehen (so wunderbar

Was als Fan und St. Pöltner freut: Erschienen ist „Falco’s

auch das Rathausplatz-Open Air und Film am

many languages“ im hier situierten Residenz Verlag, der

Dom sind). Denn dank Beatpatrol, Frequency

sich somit Meriten um das Erbe des Falken verdient hat

und diverser Barockkonzert-Reihen spielen

ebenso wie die St. Pöltner Sprachwissenschaftlerin Chris-

wir eh schon in der Klassik- und Pop-Europa-

tiane M. Pabst, die den Artikel „Ein Mann von Welt in der

meisterschaft mit: Da täten ein paar zusätz-

Sprache“ beigesteuert hat. Falcos Angst, als Musiker

liche Tage cineastischen Genusses abseits

nichts Bleibendes abgeliefert zu haben, widerspricht sie

maingestreamter Trampelpfade und ohne Be-

am Ende ihres Beitrages posthum: „Heute können wir sa-

rührungsängste auch abweichlerischer Kost

gen: Aber nein, Falco, das war’s noch lang nicht...“

würden sich ja wohl finden lassen. Das wäre – nicht zuletzt im Hinblick auf den dräuenden

PORTRAIT „Künstler porträtieren sich immer wieder

dritten Kinosaal des Cinema Paradiso – ein

selbst, und wenn sie andere Künstler porträtieren, geben

durchaus inständiger Wunsch.

sie wiederum viel von sich selbst preis“, erzählt Presse-

Und ein weiterer geht in Richtung derer, für

sprecher Gerhard Hintringer vom Niederösterreichischen

die der öffentliche Raum immer noch das

Landesmuseum im Hinblick auf die neue Herbstausstel-

ganz private Klo ihrer dummen Kläffer dar-

lung „Ich ist ein anderer“. Im Zuge dieser werden ab 25.

stellt: Ihr gehört zur Kasse gebeten. Und zwar

September rund 350 Werke von 80 Künstlern aus den

gründlich. Zero tolerance. Damit ihr’s euch

Eigenbeständen des Hauses zum Thema Künstler(selbst)

merkt. Oder, noch besser, mit Verlaub: Geht’s

porträt präsentiert, die die vielen Zugänge, auch das Spie-

ihr doch bitte sch…!

geln des Ich im anderen, veranschaulichen.

Aber zuhause. Danke! – 36 – MFG

Foto: fotolia, Stadtarchiv, Residenz Verlag, Böttcher

gegenüber ganz gut. Ausrichtung und Thema


„Ich ist ein anderer“ Die Kunst der Selbstdarstellung

Christian Skrein: „Attersee“, 1968, Silbergelatine/Barytpapier, 50 x 40 cm, Inv.-Nr. 10663/4

25. September 2010 26. April 2011

Nimm aktiv an der Ausstellung teil! Schick uns Porträts/Selbstporträts (Fotos, Zeichnungen, Skulpturen etc. bis zu einer Größe von max. A4 sind willkommen). Die besten werden auf Facebook, www.landesmuseum.net und im Foyer des Landesmuseums präsentiert. Alle Infos unter www.landesmuseum.net Einsendeschluss ist der 30. Dez. 2010.


Music was mY first love

Robert Lehrbaumer ist ein vielbeschäftigter Mann. Unseren Termin konnte er gerade noch irgendwie reinzwicken. Heuer gab er schon Konzerte in Beirut, Paris, Los Angeles, Marroko, Kanada, Senegal, Japan und – selbstredend – Österreich. „Zuletzt spielte ich innerhalb von 14 Tagen 13 Konzerte! Und im Sommer gebe ich immer Meisterkurse.“ Über ein Musikerleben.

TEXT: Johannes Reichl Fotos: Hermann Rauschmayr, ZVG


MFG Kultur Bevor wir uns im „Schubert“ auf ein Plauscherl

mann die Schallplatten des Vaters, hört „von

junge Mann später, damals musikalisch schon

zusammensetzen, steht noch ein Fotoshooting

Beethoven bis Marschmusik, alles bunt durch-

voll eingedeckt, zu studieren. „Aber ich hab

im Dom an. Domorganist Ludwig Lusser gelei-

einander“, und auf einem Foto sieht man den

dann bald gespürt, wenn du jetzt nicht auf-

tet uns hinauf auf den Chor, wo Lehrbaumer an

zweijährigen Knirps vorm Radio stehen und

passt, dann verzettelst du dich. Dann wirst du

der Orgel im wahrsten Sinne des Wortes, wenn

dirigieren. „So mit vier Jahren, wenn andere

ein Dilettant, der nicht mit der Spitze mithalten

nicht alle, so doch einige Register seines Kön-

Kinder Berufswünsche wie Feuerwehrmann,

kann, sondern nur Mittelmaß bleibt.“

nens zieht. Im Anschluss, Lusser hat sich mitt-

Polizist etc. äußern, sagte ich schon: Ich werde

Daher rekalibriert er seinen Fokus wieder aus-

lerweile verabschiedet, bringt uns Lehrbaumer

Musiker.“

schließlich auf die Musik – und das im großen

wieder raus, öffnet wie selbstverständlich den

Stil! Manchmal sitzt Lehrbaumer acht bis zehn

Zählerkasten und schaltet das Licht aus, gelei-

Multitalent. Ein Kind ein Wort. Irgendwie ist

tet uns durch das vermeintliche Labyrinth der

da etwas in ihm, ein Talent, eine Leidenschaft,

der Matura, da hab ich wie ein Wahnsinniger

Kirche hinunter – der Mann kennt sich hier

ein Zug zur Musik, der sich unaufhaltsam Bahn

geübt. Mein Tag bestand aus essen, üben,

definitv aus! Die Domorgel ist ihm vertraut, auf

bricht. Lehrbaumer entdeckt das Klavier für

schlafen“, erinnert er sich. Nicht unbedingt

ihr gibt er heuer im Rahmen der Meisterkon-

sich, erlernt es spielend leicht, und mit seiner

gesellschaftsfördernd, „aber die Freunde, die

zerte ein Konzert. Da sind ganz offensichtlich

Stimme bringt er die Herzen der Zuhörer zum

diese Phase mit mir durchgemacht haben, sind

Bande zu St. Pölten, so starke, „dass viele glau-

Schmelzen, so dass er von neun bis dreizehn

die wahren!“, meint er anerkennend. „Die ha-

ben, ich sei St. Pöltner. Das empfinde ich als

bei den Mozart Sängerknaben landet.

ben mich, auch wenn ich zum xten Mal kurzfri-

großes Kompliment! Es ist doch schön, wenn

Im Nachhinein betrachtet wohl der Ausgangs-

stig abgesagt habe, trotzdem wieder zur näch-

man einem Ort zugeordnet wird, obwohl man

punkt seiner Karriere, denn alsbald wird Lehr-

sten Party eingeladen“.

gar nicht hier lebt.“

baumer – publikumswirksam in Frack und Mo-

Stunden am Tag vorm Klavier. „Das war nach

zartperrücke gesteckt – als Solist eingesetzt

Karriere.

und als „Wunderkind“ verkauft, das er auch

ning bezahlt. Nicht nur, dass Lehrbaumer in

zur Region ist ihm quasi in die Wiege gelegt.

ist. „Mit den Sängerknaben reiste ich durch die

diesen Jahren eine breite Basis seiner Klavier-

“Mein Vater stammt aus Wilhelmsburg, meine

ganze Welt. Ich sang solo vor ausverkauften

fertigkeit schafft, die ihm bis heute zugute-

Mutter aus Aschbach bei Amstetten.“ Zwar

Häusern und spielte auch solo am Klavier im

kommt, führt sie ihn auch zu weiteren Höhen-

lebt die Familie in Wien, „aber wir sind jede

Rahmen der Konzerte. Damals gewöhnte ich

flügen. Ganz oben angelangt scheint er mit 25

freie Minute hinaus aufs Land gefahren. Das

mich wohl daran, vor großem Publikum aufzu-

Jahren zu sein, als er in Wien triumphiert. „Im

war eine fantastische Zeit für uns Kinder!“

treten.“

Wiener Konzerthaus war der Zyklus ‚Meiste-

Und nicht etwa im großen Wien, sondern in

Dabei hat der Bub zu dieser Zeit auch schon

rinterpreten‘, da haben Künstler wie Abado,

der kleinen Provinzstadt St. Pölten findet – so

andere Talente aufblitzen lassen. So spielt

Sinopoli, Cabalé, Brendel gastiert – und der

grotesk es klingen mag – die erste Konzertso-

Klein-Robert im Alter von neun Jahren an der

kleine Lehrbaumer hat einen Orgel-Soloabend

zialisierung Lehrbaumers statt. „St. Pölten war

Seite Fritz Muliars im Film „Der Gürtel des Na-

gegeben! Jetzt hab ich gedacht, ich habs ge-

Bezugspunkt von Wilhelmsburg aus betrachtet.

manjuk“, wo er neben seiner Unbekümmert-

schafft!“ Und das hat er auch. Aber Erfolg zieht

Wir sind in jedes Hochamt im St. Pöltner Dom

heit auch durch sein Mundwerk auffällt. „Der

auch Neider nach sich, die gegen ihn unter

gefahren.“ Profaner geht es im Wirtshaus des

Regisseur hat schließlich gemeint: ‘Also Robert,

dem Motto „warum er und nicht ich?“ intrigie-

Großvaters in Wilhelmsburg zu. „Beim ‚Lehr-

wenn du nicht gerade spielst, dann setzt dich

ren, und das übliche österreichische Karussell

baumer‘, wie die Leute sagten, probte die

einfach hierher neben mich in den Stuhl und

vom Propheten im eigenen Land, der nichts

Stadtmusikkapelle, da hab ich oft zugehört.“

sag mir immer, was du dir denkst.‘ Er hat mich

zählt, beginnt sich zu drehen. „Man hat mir in

sozusagen als Regieassistent engagiert“, muss

Folge ans Herz gelegt: Lehrbaumer, gehen Sie

Wichtigstes Musikbiotop ist aber natürlich das

Lehrbaumer noch heute darüber schmunzeln.

ins Ausland, erobern sie die Welt, und wenn

elterliche Zuhause in Wien, wo der kleine Bub

Später sollte er auch noch in anderen Filmen

sie zurückkommen, sind sie ein gemachter

schon sehr früh – und das ist euphemistisch

mitwirken, etwa in „Mozart und Da Ponte“, in

Mann.“ Für den jungen Mann ein völlig wider-

ausgedrückt – seine Liebe zur Musik entdeckt.

dem er einen Pianisten und Organisten mimt,

sinniger Gedanke. „Ich habe geantwortet: Alle

„Ich komme aus einem sehr musikliebha-

oder – nicht auf der Mattscheibe sicht-, aber

benden Haushalt“, verweist Lehrbaumer auf

sehr wohl hörbar – in Fritz Lehners Schubert-

den Umstand, dass zuhause etwa diverse

film. „Da habe ich sämtliche Klavierszenen am

Instrumente zu finden waren. „Mein Vater

Hammerflügel synchronisiert!“

Mostviertel-Connection. Die Beziehung

spielte Klavier, Gitarre, Ziehharmoniker und noch so einiges, meine Mutter Zither“, erzählt

Irgendwie scheint Lehrbaumer alles mit einer

er. Außerdem wurde im Hause Lehrbaumer

gewissen Leichtigkeit zuzufliegen. „Ich habe

„gesungen, gesungen und gesungen. Ununter-

komponiert, da hat der Lehrer gesagt – Robert,

brochen! Und zu jedem Anlass. Das hat Riesen-

du musst Komponist werden. Ich habe Violone

spaß gemacht!“

gespielt, da hat der Lehrer gesagt – Robert, du

Schon als kleiner Bub krallt sich der Sohne-

musst Geiger werden.“ Selbst Jus beginnt der

„So mit vier, wenn andere Berufswünsche wie Feuerwehrmann, Polizist etc. äuSSern, sagte ich schon: Ich werde Musiker.“ – 39 – MFG

Dafür macht sich das harte Trai-


„meine Individualität war mir immer wichtig, und je älter ich werde, desto mehr fühle ich mich darin bestätigt. Man muss sich treu bleiben!“ wollen nach Wien, das ist die Musikhauptstadt

kult ermöglicht – das ist nicht meine Sache“,

Meisterkursen weiter. „Ich versuche den Stu-

der Welt, und ich soll weg?!“ Er weigert sich,

aber substanziell bleibt er seinem Talent nichts

denten Wegweiser zu zeigen, damit sie Abkür-

und bleibt. „Ich habe mich nicht korrumpieren

schuldig. Hat er schon zahlreiche Preise ab-

zer nehmen können und sich unnötige Wege

lassen. Aber es ist wirklich eigenartig, eine zu-

gestaubt, etwa 1985 beim Internationalen

ersparen.“ Das klingt weniger nach Musik, als

tiefst österreichische Mentalität: In Deutsch-

Musikwettbewerb Genf, spielt er im Laufe der

nach Lebensschule, und tatsächlich möchte

land fördern sie die Deutschen. In Holland die

Jahre auf den größten Musikfestivals, in den

Lehrbaumer seinen Eleven ein gewisses philo-

Holländer, nur bei uns ist es eine regelrechte

bedeutendsten Konzerthäusern, mit den be-

sophisches Rüstzeug mit auf den Weg geben.

Tugend, dass jeder deutsche Burgtheaterdi-

rühmtesten Orchestern und unter den renom-

„Manche Lehrer lassen sich ja gerne anbeten,

rektor, jeder ausländische Staatsoperndirektor

miertesten Dirigenten der Welt! Noch heute

als Stars feiern. Das kann und will ich nicht.

scheinbar ‚besser‘ ist als die heimische Alter-

zeigt er gerne ein Dankschreiben von Gottfried

Im Gegenteil: Ich möchte den Leuten bewusst

native.“ Verweigerung, das muss Lehrbaumer

von Einem her, dessen Klavierkonzerte er ein-

machen: ‚Schaff dir keine Gurus. All dein Talent

in dieser Zeit erfahren, hat ihren Preis. „Wenn

spielte, oder ein Empfehlungsschreiben Clau-

steckt in dir selbst. Bleib dir treu!‘ Das ist die

man das Spiel nicht mitspielt, muss man zur

dio Abados, der ihn als exzellenten Pianisten

Message!“

Kenntnis nehmen, dass man dann letztlich

und Organisten bezeichnet.

nicht immer dort mitschwimmt, wo man mit-

Lehrbaumer – und das ist seine ganz persön-

Balance.

schwimmen könnte“, meint er nachdenklich,

liche Note – „verkommt“ dabei aber nicht zum

auch selbst lebt und zu seinen Grundsätzen

fügt aber voll Überzeugung hinzu: „Aber meine

Spezialisten,

„der nach 20 Jahren leer ist“,

zählt, ebenso wie Inspiration und Balance. „In-

Individualität war mir immer wichtig, und je äl-

sondern bleibt, wie es seinem Naturell ent-

spiration ist eine der wichtigsten Dinge über-

ter ich werde, desto mehr fühle ich mich darin

spricht, breit aufgestellt. Er reüssiert interna-

haupt. Sie steht für die Faszination des Lebens,

bestätigt. Man muss sich treu bleiben!“

tional als Pianist und zugleich – eine absolute

wobei es nicht nur darum geht, inspiriert zu

Karriere macht der Künstler trotzdem. Viel-

Ausnahme im Musikbetrieb – als Solo-Organist.

werden, sondern auch zu inspirieren!“ Gerade

leicht nicht mit soviel Glamour und Schein-

Er dirigiert, er tritt als künstlerischer Leiter di-

diese Wechselseitigkeit, dieses Ausgleichende

werferlicht, „weil ich nicht der Typ dafür bin.

verser Festivals in Erscheinung und, eine ganz

scheint in Lehrbaumers Leben das übergeord-

Die Menschen brauchen ihre Idole, da bedarf

große Leidenschaft, wie man herauszuhören

nete Prinzip schlechthin zu sein. „Es geht um

es einer gewissen Eitelkeit, die erst den Star-

vermeint, er gibt sein Wissen als Lehrer in

Balance! Du kannst nicht nur geben, ebenso-

– 40 – MFG

Eine Botschaft, die Lehrbaumer


MfG Kultur

MeisterKonZerte st. PÖlten 2010/2011 verdienste

hat sich Robert Lehrbaumer auch als Programmchef er-

ten, eine blutige Nase geholt. Aber man muss sich einfühlen, muss

worben, auch in St. Pölten. Seit nunmehr 20 Jahren versorgt er als

wissen, für wen man das Programm macht.“ Dabei meint Lehrbaumer

künstlerischer Leiter die Stadt mit den „Meisterkonzerten“, ein For-

aber kein Anbiedern, so dass man sich im musikalischen Mainstream

mat der städtischen Kulturverwaltung. „Ich war St. Pölten immer stark

verlieren würde, sondern „die Balance muss stimmen. Ich versuche,

verbunden. Als es Hauptstadt wurde, dachte ich mir: Da stimmt etwas

die Leute abzuholen, wo sie sind, sie dann aber auch wohin zu führen.

nicht – da gastieren Tonkünstler als Gastorchester, es gibt bisweilen

Und das funktioniert, auch bei ‚schwierigen‘ Stücken. Da ist Vertrauen

Einzelkonzerte, und im Rahmen der Festwochen kommt die heimische

entstanden!“, freut er sich, ebenso wie über die zahlreichen Stars von

Künstlerschaft zum Zug, aber es gibt nichts aus der großen Welt der

Weltruf, die schon im Rahmen der Meisterkonzerte gastierten, wie

Musik. Da muss man etwas tun.“ Das „man“ war dann er selbst – die

z. B. Angelika Kirchschlager, Rudolf Buchbinder, Walter Berry, Hermann

Meisterkonzerte (vormals Galakonzerte) wurden aus der Taufe geho-

Prey, Christa Ludwig, Mara Zampieri, das Küchl Quartett, Heinrich Schiff

ben. In ihrer Programmatik und Schlagrichtung sind sie bis heute ein-

u.v.m. „Die Künstler sagen: ‚Wow, soetwas habt ihr in einer 50.000 Ein-

zigartig. „Die Konzerte sind fast immer etwas Spezifisches, etwas ei-

wohnerstadt?!‘ Die St. Pöltner können wirklich stolz sein, was die Stadt

gens für St. Pölten Kreiertes – und ich glaube, das spüren die Leute!“,

da leistet, wie überhaupt die gesamte Entwicklung im Kulturbereich

erklärt Lehrbaumer. „Ich wollte nie irgendetwas irgendwo einkaufen

beachtlich ist. Ich freue mich, meinen Beitrag dazu beitragen zu kön-

und einfach hier ‚auch‘ präsentieren – damit haben sich in Anfangs-

nen!“ Freuen dürfen sich auch die Besucher der Meisterkonzerte wie-

zeiten schon Festspielhausintendanten, die sicher tolle Visionen hat-

der auf ein spannendes und abwechslungsreiches Programm:

Mittwoch, 3. November 2010

Dienstag, 18. Jänner

MICHAEL SÜSSMANN Violine

19.30 Uhr, Dom St. Pölten

19.30 Uhr , Bühne im Hof

(Bergen/Norwegen)

in Kooperation mit „Orgel Plus“

FASCHINGSKONZERT

BERTRANDE GIRAUD Klavier (Paris)

KLAVIER-ORGEL-SOLOABEND ROBERT LEHRBAUMER

WIENER VIRTUOSEN HEINZ ZEDNIK Tenor

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Montag, 14. März

19.30 Uhr , Kulturhaus Wagram

19.30 Uhr , Fachhochschule St. Pölten

MUSICAL-OPERETTE „WAITING FOR ROMANCE“

Festsaal

ROMANTISCHE VIOLINE

5. Konzert, Zeit & Ort noch offen LIEDERABEND ANGELIKA KIRCHSCHLAGER Mezzosopran ROBERT LEHRBAUMER Klavier Infos: www.musique.at/meisterkonzerte

wenig kannst du nur empfangen. Da muss ein

vielleicht sogar manches erzwingen, von dem

einfach so ergeben. Mein Leben ist unglaub-

Ausgleich stattfinden. Wenn du etwa als Leh-

man sich einbildet, es muss so sein – aber ob

lich spannend, ich habe eine Riesenfreude an

rer dein Wissen nur weitergibst, selbst aber

der darauf fußende Erfolg wirklich zum Glück

all den Dingen, die ich machen darf, und ich

stehen bleibst und dich nicht mehr weiterent-

und zur Zufriedenheit führt, das ist die Frage.“

habe eine Frau, die unglaublich verständnisvoll

wickelst, wirst du schnell vertrotteln. Nur die

Dass sein Leben ausgefüllt und glücklich ist,

ist. Wenn ich mir wünschen dürfte, wie es sein

Balance, die Inspiration lassen dich lebendig

daran lässt er keinen Zweifel. „Vieles hat sich

sollte – dann genau so!“

bleiben!“ Diese Lebendigkeit spürt man regelrecht, und sie geht mit einer dritten, unausgesprochenen Eigenschaft einher: Gelassenheit. Das widerspricht nicht dem Umstand, dass Lehrbaumer sich 100%ig ins Zeug hängt und vor manch Auftritt so angespannt und konzentriert ist „dass ich weder links noch rechts schaue, was manche mir schon fälschlicherweise als Arroganz ausgelegt haben.“ Aber Gelassenheit ist eine Tugend, die er sich selbst erst über die Jahre, durch das Leben selbst angeeignet hat. „Man kann nichts erzwingen, bzw. man kann

„es ist doch schÖn, wenn Man eineM ort ZuGeordnet wird, oBwohl Man Gar nicht hier leBt“


„Ich habe ein Perpetuum Mobile in mir“

Was möchten Sie denn gerne von mir wissen?“ Brigitte Schlögl fackelt nicht lange. Als promovierte Politikwissenschafterin und Publizistin, die ihre ersten Sporen bei der Salzburger Volkszeitung verdiente, kann man der 48-Jährigen beim Interview nichts vormachen. Schlögl nimmt das Gespräch gleich in die Hand, genauso wie ihre Karriere: „Das hat sich bei mir immer alles ergeben. Und zu ihrer Frage, die sie gerade stellen wollten: Nein, ich bin nicht vergeben, das hat sich nicht ergeben“, umschreibt sie kurz ihren Lebenslauf. Ein Prinzip von ihr ist es, nichts auszuschließen und die Möglichkeiten beim Schopf zu packen: „Mich treibt meine Neugier an und der Spaß, den ich an der Arbeit habe!“

Halb Österreich hat die Kärntnerin Brigitte Schlögl berufsmäßig durchquert, bevor sie im Mai in der niederösterreichischen Museumslandschaft das Ruder übernommen hat. Ein Gespräch über das Landesmuseum, Kitsch und die Niederösterreicher.

Schlögl ist seit Mai Geschäftsführerin der Museums Betriebs GmbH kurz MBG. Was sie an dem Job fasziniert hat: „Erstens hab ich in der Branche noch nicht gearbeitet und zweitens ist bei mir ein absolutes Interesse an Kultur da. Ich könnte nie etwas machen, das mich nicht interessiert.“ Hinter dem Begriff MBG versteckt sich nicht nur das Landesmuseum, sondern auch der Klangturm, die Artothek NÖ, das Museum Gugging und der Kunstraum Niederösterreich. Eine große Aufgabe. „Ja sicher die größte Aufgabe bisher. Allerdings muss ich gestehen, ich bin noch nie so entspannt einen Job angegangen wie diesen. Ich habe ein tolles Vermächtnis übernommen und einzelne funktionierende Bausteine. Es besteht ein großes Spielfeld und viel Platz für meine eigene Handschrift“, so Schlögl über ihr neues Projekt. Der Tatendrang ist groß. Mit ihrem Tempo mitzuhalten, gibt sie zu, ist nicht immer ganz leicht. Als Chefin verlangt sie schon Einiges von ihren Mitarbeitern. Dafür ist sie für jede Kritik offen und immer gesprächsbereit. „Ich habe das Glück mit einem tollen Team zu arbeiten. Für die Ausstellungen habe ich ja die Kuratoren und künstlerischen Leiter und ich habe eine super Partnerin in der Geschäftsführung, Cornelia Lamprechter, die mir das Controlling abnimmt. Das bedeutet, ich kann mich voll und ganz darauf konzentrieren, gute

TEXT: Marion Pfeffer Fotos: andreas bruckner, hertha hurnaus

Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Konzepte funktionieren.“ – 42 – MFG


MFG Kultur

Politisch gut ausgedrückt, aber was dürfen wir nun konkret von Brigitte

Tatsächlich hat ihr Weg bis nach St. Pölten „48 Jahre gedauert“. Die ge-

Schlögl erwarten? „Ich komme aus dem Tourismus, das bedeutet ich bin

bürtige Klagenfurterin hat es zunächst zum Studium ins schöne Salzbur-

eine Dienstleisterin. Uns muss klar sein, dass wir die wichtigste Zeit der

gerland verschlagen, wo sie ganze 13 Jahre „hängen geblieben“ ist. Im

Leute gestalten – ihre Freizeit. Mein Ziel muss es sein, dass jeder etwas

Seilbahngeschäft hat sie das Management von der Pike auf gelernt. Dort

mit nach Hause nehmen kann. Mein Fokus ist ganz klar der Mensch.“

hat sie sich zunächst als junge Uni-Absolventin als Assistentin des Direk-

Was die Menschen wirklich wollen, erfährt Schlögl in langen Gesprächen.

tors behauptet und später die Leitung des Marketings, dann der Öffent-

„Ich bin momentan in der Phase, in der ich mich umhöre, mit Leuten

lichkeitsarbeit und zuletzt der Gastronomiebetriebe der Seilbahnen AG

rede, meine Mitarbeiter kennenlerne und auslote, wie der Hase läuft

übernommen. In der damals doch recht männerdominierten Branche hat

und wo man Dinge verbessern kann.“ Deshalb gibt es jetzt im Landes-

sich Schlögl allerdings als Frau nie im Abseits gefühlt: „Diese ganze Män-

museum bei den Bienenstöcken ein Stockerl, damit auch die ganz Klei-

ner/Frauen Debatte hab ich nie so richtig verstanden. Ich habe mich nie

nen bestaunen können, wie es im Stock schwirrt. „Müssen Sie sich vor-

anders behandelt gefühlt oder hätte es härter gehabt als ein Mann. Es ist

stellen: Vor kurzem kommt ein älterer Herr ins Museum und beklagt sich,

sicher so, dass Frauen zu vielen Themen der Arbeitswelt einen anderen

dass er seinen Schirm abgeben muss. Schirme sind bei uns nicht erlaubt,

„Uns muss klar sein, dass wir die wichtigste Zeit der Leute gestalten – ihre Freizeit. Mein fokus ist ganz klar der mensch!“

weil die Spitzen den Boden beschädigen und die Feuchtigkeit schlecht für die Ausstellungsstücke sind. Der Arme hat den Schirm aber als Gehhilfe benutzt. Daher haben wir jetzt auch Leih-Gehhilfen im Museum. So eine Kleinigkeit soll doch niemanden von Kultur abhalten!“

Zugang haben. Meiner Erfahrung nach war das allerdings immer positiv Mittlerweile ist Schlögl seit acht Jahren in Langenlois zu Hause, da be-

und habe ich mich deshalb nicht weniger durchsetzen können. Ganz im

kommt man sicher einen Eindruck von den Niederösterreichern. Wie

Gegenteil.“ Gemacht hat sie auch stets nur das, was ihr Spaß gemacht

ticken wir eigentlich? „Südländer sind sie keine, das muss man ehrlich

hat und solange sie das Gefühl hatte, dass sie noch einen Auftrag hat.

sagen. Sie lassen sich zwar hinter dem Ofen leicht hervor locken, aber zu sich rein lassen sie einen nicht so schnell. Dafür habe ich selten so viele

Und so trieb sie die Neugier 2002 in die Weinstadt Langenlois. Im Loisium

Menschen mit Handschlagqualität kennengelernt. Auf die Niederösterrei-

konnte Schlögl ihre Vinophilie mit ihrem Beruf verbinden und im wei-

cher kann man sich verlassen!“

testen Sinne in die Fußstapfen des Großvaters – eines Winzers – treten. Als Geschäftsführerin der Loisium Kellerwelt gewann sie zwei Tourismusstaatspreise und zog 2007 in den Gartenbereich weiter. Drei Jahre lang kümmerte sie sich um das Gartenfestival 2010 in der Thermenregion und unterrichtete nebenbei in Krems an der Tourismusschule. „Ich habe, glaube ich, so ein Perpetuum Mobile in mir, das mich dauernd am Laufen hält. Nichtstun ist nichts für mich. Sogar im Urlaub bin ich aktiv. Mich interessiert so viel und für das, was ich will, setze ich mich ein. Mittlerweile erkenne ich aber auch schon die Zeichen, wenn mein Körper einfach mal eine Pause braucht.“ Dann packt sie sich zusammen und fährt nach Bad Waltersdorf zum Batterien aufladen. Das Alter spielt bei ihr allerdings keine Rolle, dafür lebt sie zu sehr im Moment. Was früher war, ist vorbei. Was in ein paar Jahren ist, kann niemand vorher sagen. Wichtig ist, was gerade ansteht und das ist spannend. Frei nach ihrem Lebensmotto: Love it, change it or leave it … – 43 – MFG


Still Got The

Blues

■ ■ TEXT: Thomas Fröhlich ■ ■ Foto: HERMANN RAUSCHMAYR – 44 – MFG


MFG KULTUR St. Pölten liegt definitiv nicht am Mississippi. Und auch die Anzahl der Baumwollfelder hält sich in überschaubaren Grenzen. Dennoch ist St. Pölten ein ausgezeichnetes Blues-Biotop. Was nicht zuletzt Tom Hornek zu verdanken ist. Er hat nämlich den Blues. Seit genau 40 Jahren. „The sky is crying, look at the tears roll down the street. / The sky is crying, look at he tears roll down the street. / I‘m wading in tears looking for my baby, / And I wonder, where can she be?” Elmore James ■

folgte sein erster Auftritt mit dem damaligen

lent, das ich aber eh nicht hab.“ Und, nein, vom

Boogieweltmeister Hannes Jaric. 1988 sollte

Musik Machen alleine leben könne er nicht. Da-

Hornek dann richtig durchstarten: unter ande-

zwischen wird gekellnert, aber „optimal ist das

rem bei der Mojo Bluesband, der Mika Stokkinen

nicht.“ Doch seine Lebensgefährtin Ines halte zu

Band, aber auch mit Reggae-Partien wie Roots

ihm – da seien dann auch manche Entbehrungen

Vibration. 2002 gründet er die Austrian Blues

bewältigbar. „Aber Musik ist halt tatsächlich

Natürlich muss es regnen, wenn man über den

Unit. Daneben kooperiert er auch regelmäßig mit

mein Leben, so kitschig sich das anhört,“ setzt

Blues reden will. Am Rathausplatz nieselt‘s ohne

Schriftstellern, wie etwa bei der sommernächt-

er noch nach. „Blues, das ist halt auch so was

Unterlass. Doch unterm Baldachin der Holly-

lichen Thriller-Lesung Off Season mit Texten des

wie gelebte Melancholie – aber wenn ein guter

woodschaukel im Schanigarten des Cinema

Horrorautors – und Bluesfans – Jack Ketchum

Groove hinzu kommt, kannst du dazu tanzen.“

Paradiso ist‘s angenehm trocken. Und so sitzen

voriges Jahr in der Seedose. Hornek hält nicht

Und das habe für ihn halt mehr Wert als der

Tom Hornek und der Schreiber dieser Zeilen ei-

viel von Purismus. „Obwohl das prinzipiell nichts

Nine-to-five-(Alb-)Traum. Er fühle sich dafür „dem

nander wippend gegenüber, um dem Phänomen

Schlechtes ist. Es schadet nichts, sich eine Zeit

Ganzen näher“, so esoterisch das vielleicht auch

Blues und dessen Gedeihen in der Traisenmetro-

lang ausschließlich mit einer Ausrichtung allein

klingen möge. Wobei der direkte Kontakt zum

pole ein wenig auf die Spur zu kommen. Hornek

zu beschäftigen. Aber schau Dir zum Beispiel

Publikum oberste Priorität habe. „Es geht nichts

selbst, der mit seinem Boheme-Kapperl und

die Band von Elvis an: Die hatte Blues, Country,

über ein gutes Live-Konzert. Und da kommt‘s gar

seinem sympathisch dreckigen Grinsen durch-

Rock‘n‘Roll, alles mögliche drauf. Drum waren

nicht auf die Anzahl der Personen im Publikum

aus einem Musikbeisl im Greenwich Village der

die auch so gut.“ Hornek macht einen tiefen Zug:

an, sondern auf‘s Feeling.“ Nachsatz: „Aber fein

60ies entsprungen sein könnte, darf man ja ohne

„Ein Initialerlebnis war da auch die Begegnung

ist‘s halt schon, wenn‘s vielen taugt.“

Übertreibung als einen der St. Pöltner Bluesman

mit dem großen US-Blueser Phil Guy, der mir da-

schlechthin bezeichnen. In unzähligen Forma-

mals ein Mixtape schenkte. Und da war herrlich

„Get rhythm ... when you get the blues!“

tionen tätig und auch als Veranstalter einschlä-

kitschiger Soul drauf. Da ist mir klar geworden,

giger Events umtriebig, feiert er dieser Tage sei-

warum der so spielt wie er spielt, mit ganzem

nen 40. Geburtstag. Ansehen tut man ihm das

Herzen und voller Inbrunst.“ Und auch Horneks

In die Richtung zielt auch sein neues Band-Pro-

nicht – und auch wenn Hornek sicher nicht als

Vorbilder umfassen amtliche Bluesgrößen wie

jekt The Bluesmopolitans. Erstmals geraten da

Blaupause für gesundes Leben durchgeht, gibt

Mose Allison genauso wie die Soul-Ikone James

in erster Linie eigene Kompositionen ins Ram-

man ihm grad einmal 35. Wenn überhaupt. Wie

Brown, den Latin-Gitarrezauberer Carlos San-

penlicht, eine mitreißende Mischung aus Funk,

zur Bekräftigung dessen zündet er sich eine Ziga-

tana, Prince und, natürlich den King, Elvis.

Soul, Reggae, abgeschmeckt mit jeder Menge

rette an und inhaliert genüsslich. „St. Pölten ist

Nebenbei organisierte Hornek Veranstaltungen.

bluesigem Groove. Man darf ruhig auch Pop dazu

ein gutes Pflaster für den Blues,“ meint er und

Er war in den 90ern Sessionleiter im Drunter

sagen. An einem Demotape wird grad gearbeitet

gemeinsam erinnern wir uns an seinen ersten,

und Drüber, Initiator der ersten beiden St. Pölt-

– weitere Livekonzerte lassen sicher nicht mehr

erfolgreichen Auftritt mit eigenen Songs und der

ner Bluesfestivals ab 2004 und Mastermind beim

lange auf sich warten.

Band Bluesmopolitans am Bayou der Viehofner

Sound‘n‘Roots Festival, das ihn wirtschaftlich

Seen im vergangenen Mai.

allerdings beinahe an den Ruin brachte. Lange

Doch seine Beschäftigung mit Blues und all sei-

Zeit tourte er auch durch Deutschland und die

nen Spielarten geht viel weiter zurück ...

Niederlande, und „ohne das Cinema Paradiso hätte ich sicher nicht so leicht den Weg nach St.

„I often think of the life I‘ve had / And, ah, it‘s a wonder I ain‘t dead. / Dining and gambling, staying out all night / Living in a Mose Allison ■ fools‘s paradise.“

Pölten zurück gefunden.“ Das habe ihn nachhal-

„Das ist immer eine Minderheitenmusik gewe-

„I saw my baby one morning, and she was walking on down the street. / I saw my baby one morning, and she was walking on down the street. / Made me feel so good, / Until my poor heart would skip a Elmore James ■ beat.“

Johnny Cash ■

„Worked all the summer, worked all the fall, / Had to take Christmas, in an overall. / But now she‘s gone, and I don‘t worry / Sitting on top of the world“ Howlin‘ Wolf ■

tig unterstützt – und mit der Cinema Paradiso

Nun, on top of the world sitzt der inzwischen

Stageband sollte der Name gleichsam Programm

auch RadioKulturHaus erprobte Kaffee- und Ta-

werden.

bak-Liebhaber vielleicht noch nicht. Einstweilen sitzt er in der Hollywoodschaukel des Cinema

sen – und von klein auf hab‘ ich was über gehabt für Minderheiten,“ meint der in Lilienfeld geborene Hornek. „In meiner Familie haben bis auf meine Eltern alle Musik gemacht, Volksmusik, klar, aber eben auch Jazz, Swing und Blues.“

Paradiso. Tom Hornek hat sich auf jeden Fall einen Fixplatz in der an guten Leuten nicht armen österreichischen Bluesszene geschaffen. Nicht zuletzt, indem er in seiner Musik auf die wesentlichen Dinge hinweist: a life, a song, a cigarette, wie es andernorts heißt. Oder, um es in seinen eigenen Worten auszudrücken:

In der Hauptschule landete er dadurch postwendend in der Rolle des Außenseiters. In der Ho-

Und wie sieht‘s in Horneks Privatleben aus? Sex,

telfachschule in Krems war er immerhin schon

Drugs & Rock‘n‘Roll und busweise Groupies, so

„Troubles, troubles, troubles!“

einer von fünf, die dafür Interesse zeigten. Einer

wie sich‘s für einen richtigen Bluesman gehört?

der anderen vier war Erwin „Seedose“ Nolz –

Er winkt ab: „Seit mein jetzt sechsjähriger Sohn

eine Freundschaft, die jetzt noch besteht. 1984

Jan auf der Welt ist, ist sowieso alles anders. Mit

Und wer kann da schon ernsthaft was dagegen

begann Hornek Mundharmonika zu spielen, 1985

Kind brauchst Du ein großes Organisationsta-

sagen?

– 45 – MFG

The Bluesmopolitans ■


MFG ADVERTORIAL

BRÜCKEN

Es gibt die allgemeine Aussage, dass Kultur Brücken

MITGLIED WERDEN! Genießen Sie unsere exklusiven Vorteile (Ermäßigungen

in den Institutionen des Kulturbezirks sowie den Partnerhäusern, Previews, Künstlertreffs, Ausflüge etc.), egal ob als Privatpersonen, Firma, Familie oder Jugendlicher. Nähere Information: Tel. 02742 / 908080-812, www.kulturbezirk.at

schafft. Brücken zwischen Außen-

und

Innenwahr-

nehmung, zwischen verschiedenen Denkmustern, zwischen Menschen - ja ganzen Völkern. Mag sein, dass dieses Verdikt bisweilen oberf ächlich wirkt, denn nicht immer hat die Kunst das Brückenbauende, das Konstruktive im Sinne, sondern versucht Erkenntnis auch bisweilen über den Weg des „Konf ikts“, der „Provokation“ zu erreichen. Im Falle des Fördervereins Kulturbezirk trifft der Anspruch als Brückenbauer zu 100% zu! Dies ist eines unserer Grundanliegen! In den ersten Jahren ging es neben der Bewusstmachung der grandiosen Angebote des Kulturbezirks v. a. darum, Brücken zwischen Stadt und Land zu schaffen, zwischen Regierungsviertel und City, zwischen den Menschen. Dazu mus-

KULTUR UND WIRTSCHAFT

Voller Tatendrang startet der Förderverein Kulturbezirk in die neue Saison - traditionsgemäß

sten eingefahrene Denkmuster und Vorurteile

gemeinsam mit dem Festspielhaus St. Pölten (25. September), wo Joachim Schloemers „Engel

eingerissen werden: Der Kulturbezirk ist für

der Verzweif ung“ Uraufführung feiert, u.a. mit Mezzosopran Christina Zavalloni (s. Bild)!

alle, nicht nur für eine Kultur-Elite. Stadt und

Aber auch die Sommermonate wurden intensiv genutzt, um die Kontakte mit verschiedenen

Land sind nichts Oppositionelles, sondern et-

städtischen Einrichtungen zu intensivieren. So fand u.a. ein konstruktives Gespräch mit dem

was Symbiotisches. Das Regierungsviertel ist

Leiter der Wirtschaftsservice-Stelle „ecopoint“ der Stadt St. Pölten Christoph Schwarz statt, im

Teil der Stadt, nicht terra incognita.

Zuge dessen man das Zusammenwirken von Kultur und Wirtschaft thematisierte und Koope-

Auf diesem Weg sind wir weit gekommen, wir

rationen auslotete.

wollen ihn aber weiter intensivieren, indem wir aktuell offen in die Stadt „hineingehen“. So

FIRMENMITGLIEDSCHAFTEN, SPONSORINGS & CO. Schon jetzt gibt es zahlreiche Unter-

hatten wir zuletzt ein tolles Zusammentreffen

nehmen, die den Förderverein Kulturbezirk aktiv unterstützen – sei es im Rahmen des Board

mit dem ecopoint, der Wirtschaftsservicestelle

Of Trust, über eine Firmenmitgliedschaft, die dem Unternehmen für seine Belegschaft zahl-

der Stadt St. Pölten. Eine schöne Geste ist die

reiche Vorteile bietet, oder durch die Übernahme von Sponsorings bei exklusiven Veranstal-

gemeinsame Einladung von Stadt und För-

tungen des Vereins.

derverein an die Wirtschaftstreibenden zum

Dafür herzlichen Dank an Unternehmen wie Group 4, NÖ Versicherung, Raiffeisen-Holding

Saisonauftakt ins Festspielhaus. Desweiteren

NÖ-Wien, Hypo NÖ, Voith Paper sowie an die Mitglieder des Board Of Trust Dipl.-Ing.

haben wir eine Charme- und Informationsof-

Friedrich Kapusta, Dr. Eva Marhold, GF Thomas Salzer, Ing. Werner Schirak, GD Dr. Hu-

fensive zu den verschiedenen Service-Clubs in

bert Schultes und Dr. Josef Wildburger

Angriff genommen, wo wir auch um die Förderung von kultursozialen Projekten wie „Strings exchange“, einem Austausch junger Musiker, werben. Danke für die tolle Aufnahme!

FAMILIENOFFENSIVE

Brückenpfeiler errichtet man an verschie-

Flagge bekennt der Förderverein Kulturbezirk auch

denen Punkten, geschlagen werden Brücken

im Hinblick auf verstärkte Jugend- und Kulturarbeit.

dann von den involvierten Menschen aufeinan-

So werden ab 2011 nicht nur eigene Familienmit-

der zu. Eines zeigt sich: Kultur ist ein herrlicher

gliedschaften angeboten und die Jugendmitglied-

Stoff, um Brücken zu bauen, und ein genialer

schaft um attraktive Features erweitert (u.a. eine

Kitt, um sie auf Dauer tragfähig zu machen!

Jahreskarte fürs Café Publik!), sondern man wird im Jahresreigen auch spezielle Veranstaltungen kreieren. Bereits heuer lädt der Förderverein am 17. Oktober seine Mitglieder zum „Familyday“ in den Klangturm St. Pölten ein, im Zuge dessen eigene Familienführungen durch die Klangwelten der spannenden

Lothar Fiedler, Obmann

Audio-Art-Einrichtung stattf nden. Und am 17. Dezember gibt es ein Treffen mit Bauchklang Mastermind Andreas Fränzl, zudem wird für junge (Neo) Mitglieder für die Veranstaltung „Bauchklang & Friends“ ein Spezialpreis angeboten!

– 46 – MFG


Beru

Beru Berusreifeprüfung Sprachen Computerkurse Gesundheit Hobby Kreativität

VOLKSHOCHSCHULE der Landeshauptstadt St. Pölten

3100 St. Pölten, Kranzbichlerstr. 18

Tel. 02742/72146 oder 02742/333-2651 DW, Fax 02742/72146, E-MAIL: helmut.wagner@st-poelten.gv.at, www.vhs-stpoelten.at

– 47 – MFG

€ 100,- für die Lehrgänge der Berufsreifeprüfung, Sprach- und Computerkurse B

AKAK-BONUS Das Programm wird gratis und unverbindlich zugesendet


Ein Projekt des NÖ Kulturforums vom 26. 07. bis 06. 08. 2010, Abschlussfest am Sa., 07. 08.

Eine Kunst, die zum Dialog über bestehende Verhältnisse auffordert

Die Künstlerwerkstätte Traisen mit dem Projekt JUGENDRAUMSCHAFFUNG Zum Werdegang des Projekts.

Zum Projekt JUGENDRAUMSCHAFFUNG.

nern, 20 Kilometer südlich von St. Pölten. Die

Bereits 2006 gab es in Traisen ein sozial enga-

Gemeinsam mit Sozialarbeitern der Mobilen Ju-

gesellschaftlichen Strukturen muten eher urban

giertes Kunstprojekt: das „Spielzimmer“, wo drei

gendarbeit „Südrand“ und der Traisner Jugend-

an. Die Abhängigkeit von den ansässigen Indus-

an ortsspezifischer Arbeit interessierte Künstler

lichen soll der Neustart eines Jugendraums im

triebetrieben erhöht die spürbare Verunsiche-

den damals leer stehenden Traisner Kindergar-

Keller des Traisner Volksheims versucht werden,

rung, der Ausländeranteil ist vergleichsweise

ten „besetzen“. Die Künstler ließen ein Refugium

der von den Jugendlichen selbst gestaltet wird.

hoch. Und so scheint die Diskussion um Frem-

entstehen, das für Erfahrungen, Identitäten und

Dafür steht ihnen ein bescheidener aber moti-

denfeindlichkeit zur Ersatzdebatte für soziale

Äußerungen offen war. Die diesjährige Künst-

vierender Rahmen bereit: ein gemütliches altes

Fairness und Perspektive geworden zu sein.

lerwerkstätte Traisen mit dem Projekt JUGEND-

Sofa, ein CD-Player, ein PC mit Internetzugang,

RAUMSCHAFFUNG entwickelt diese Idee weiter.

Farben, Stifte, Sprühlacke, großformatige Pa-

Die in Traisen aufgewachsene Marianne Plaimer

piere, Stoffe, billige Materialien wie Abfallkar-

– Ideengeberin und Organisatorin – trifft mit zwei

tons, Alufolie, Klebebänder und alte Autoreifen.

weiteren Künstlern aus der Region zusammen:

Die Jugendlichen erschaffen eine eigenwillige

Walter Neumaier und Günter Blumauer. Ein 100

Raumsituation großstädtischer Subkultur. Sie

Jahre altes, zum Abbruch vorgesehenes Haus in-

sind stolz auf das, was ihnen gelungen ist und

mitten des Zentrums wird als guter Arbeitsplatz

machen nach und nach einen unpersönlichen

befunden und notdürftig mit Infrastruktur ver-

Raum zu ihrem Raum. Das Projekt war ein span-

sehen. Die über zwei Wochen geplante Aktivi-

nendes Experiment - und es war erfolgreich.

tät soll sich in direkter Auseinandersetzung mit

Auch in Zukunft wird es weitere von „Südrand“

dem Ort, persönlichen Geschichten, auch sozi-

organisierte Projekte geben, die die Jugend-

alen Konfliktlinien, entwickeln und realisieren.

lichen schrittweise zu einem – vielleicht nahezu

Die künstlerischen Arbeiten sollen aus dem hier

autonomen - verantwortungsbewussten Um-

Vorgefundenen entstehen.

gang mit ihren Raum führen sollen.

Traisen

ist ein Industrieort mit 4.000 Einwoh-

– 48 – MFG


MFG ADVERTORIAL Das

NÖ Kulturfo-

rum mit Sitz in St. Pölten

macht

es

sich seit 35 Jahren zur Aufgabe, regionale ativen,

Kulturiniti-projekte

und KünstlerInnen zu fördern. Dabei gelingt uns heuer eine besonders breite Streuung über NÖ´s Viertel. In dieser Ausgabe von MFG können wir mit einigen exemplarischen Beispielen zeigen, wie aktiv wir in diesem Jahr bereits gewesen sind. So konnte mit Unterstützung der Stadt Traisen und ihres Bürgermeisters ein Jugendkulturprojekt durchgeführt werden, das für andere Kommunen beispielhaft sein kann. Die Kunstleit´n Innerschildgraben etwa oder das Symposium Lindabrunn sind bemerkenswerte Projekte im Industrieviertel, in St. Pölten waren wir bereits mit der Buchpräsentation über den Schöpfer des Prandtauer-Denkmals Kurt Ingerl präsent. In Krems unterstützen wir die Aktivitäten des Arbeitskreises Arbeiterkultur im Stadtteil Lerchenfeld, der durch den Tod eines 14jährigen Jugendlichen zu

„Roma in Europa - Integration oder Ausgrenzung?“ Topaktuell

unrecht plakative negative Schlagzeilen machte. Ein Jugendmusikevent in Wieselburg, Kulturaktivitäten in Gramatneusiedl (Marienthal) oder solche in Bruck/Leitha können weiters exemplarisch angeführt werden. Dieses vielfältige Engagement hat uns veranlasst, uns für die Verleihung des

lismus unbeteiligt und wollten stets nur ihren

NÖ Preises für regionale Kulturaktivitäten

Kürze eine Ausstellung und einen Katalog mit

Tradtionen gemäß unbehelligt leben.

zu bewerben - leider erhielten wir ein zwar

aktuellen Fotagrafien aus dem Leben der Roma

So sind sie als ein wirklich europäisches Volk

freundlich-anerkennendes, aber ablehnen-

in Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Serbien, der

anzusprechen und ihre spezielle Kreativität und

des Schreiben ... Umso weniger wird sich

Slowakei, Frankreich und Österreich von Ulrich

Vitalität sind ein wesentlicher Beitrag zur eu-

das NÖ Kulturforum in seinem Engagement

Gansert.

ropäischen Kultur. Durch Liszt, Brahms und die

für Kulturvermittlung beirren lassen.

Begleitet werden die Bilder im Katalog mit Tex-

Musiker der Straußdynastie gingen ihre Melo-

Ewald Sacher,

ten von Peter Kreisky, Peter Malina, Heinz Kumpf,

dien und Rhythmen in die Musikgeschichte ein,

Abg. z. NR, Obmann des NÖ Kulturforums

mit Zitaten von Brigitte Voykowitsch, herausge-

ebenso wie ihre spanischen Verwandten mit

geben mit Unterstützung des NÖ Kulturforums.

dem Flamenco, die durch die Gestalt der Car-

Auf zahlreichen Reisen nach Osteuropa hat Ul-

men zu Ikonen der Kulturgeschichte wurden.

präsentiert das NÖ Kulturforum in

rich Gansert, mit dem NÖ Kulturforum bereits als Autor der Ausstellung und des Fotobandes

Vielleicht kann in manchen der Bilder aus dem

„Denkmal statt Arbeit“ eng verbunden, immer

Leben der Roma eine Vision von menschlicher

wieder die Roma besucht und in ihrem Alltag

Nähe und Herzlichkeit gespürt werden.

fotografiert. Nachdem sie schon vor Jahrhunderten nach Europa eingewandert sind, waren

Die Ausstellung samt Katalog wird vom Arbeits-

sie immer wieder Ausgrenzungen, Diskriminie-

kreis Arbeiterkultur im Kulturzentrum Krems-

rungen und in der Zeit des Nationalsozialismus

Lerchenfeld - das derzeit vom Verein Volkshaus

Verfolgungen und Ausrottungsplänen ausge-

renoviert wird - im Herbst erstmals präsentiert

setzt. Nachdem sie niemals eigene politische

und ist in der Folge als Wanderausstellung ver-

Organisationen gebildet hatten, waren sie an

fügbar.

den Verirrungen des europäischen Nationa-

(Kontakt: NÖ Kulturforum, 02742/2255-123). – 49 – MFG


Foto: Joachim Schloemer - Engel der Verzweiflung

MFG ADVERTORIAL

Premieren, Topacts und musikalische Gustostückerl führen durch die Jahrhunderte und landen 2010 in St. Pölten. Mitsingen, mittanzen, mitmachen und vor allem mitfeiern lautet die Devise: Warum es sich lohnt, einen Blick ins neue Programm des Festspielhauses zu werfen.

Die Reise geht weiter … ✖

Am

Rande der Altstadt inmitten modernster

sinnlosen Alltagshandlungen und den kleinen

die Festivals der Marke Festspielhaus auf die

Architektur thront das Festspielhaus in fuß-

und großen Fehlern, die in unbeirrbarem Fort-

nächste Ebene zu heben.

läufiger Entfernung der Beisln und anderer

schrittsglauben gemacht werden. Schloemer

Hier wird zunächst dem Klavier ein eigenes Fe-

Kulturbetriebe St. Pöltens. Doch trotz trans-

befreit die berühmte Allegorie nun aus ihrem

stival gewidmet. Das Instrument bekommt sei-

parenter Glasfront bleibt das Innere doch für

Dilemma und lässt sie eine 180-Grad-Wendung

nen großen Auftritt beim Festival „Tastenmusik“

viele geheimnisvoll und uneinsehbar. Deshalb

vollziehen: Was sieht der Engel, wenn er sei-

und demonstriert die umfangreiche Spannweite

empfehlen wir für Unentschlossene einen

nen Blick zurück nach vorn wendet? Schloemer

der Tasten. Virtuosen der Flügel und Tasten

Schmankerlabend garniert mit Highlights der

spannt hier den Bogen zwischen barocker Büh-

spannen den Bogen von Klassik über Jazz und

kommenden Monate. Am 24. September führt

nensprache und moderner Ausdrucksform.

Tradition bis hin zum Experiment. So huldigt

Joachim Schloemer durch den Abend und das

Gespielt wird mit Tanz und Gesang, aber auch

etwa Katia Labèque u. a. den „Fab Four“ mit

bei freiem Eintritt. Schloemer, der letztes Jahr

die Unterhaltungsmusik wird zum Schauspiel.

ihrem „B for Bang Rewires The Beatles“. Unter

Prof. Birkmeyer als künstlerischer Leiter im

Afrikanische Soul-Diva trifft auf britischen R’n’B-

weiteren Meistern des Instruments dürfen auch

Festspielhaus nachfolgte, hat Großes mit dem

Sänger, amerikanische A-Capella-Stars treffen

die „Tastentiger“ der Musikschule St. Pölten in

Haus in dieser Saison vor.

auf St. Pöltens Beatbox-Meister, belgischer

die Tasten hauen und zeigen, was sie können.

Avantgarde-Jazz auf afrikanischen Sound. Eine

Liebhaber des Stimmgewaltigen kommen beim

So schlüpft gleich zu

vielfältige Mischung, die zu einer musikalischen

Festival Polifonica voll auf ihre Kosten. Hier hat

Beginn sein Stück „Engel der Verzweiflung“ aus

Weltreise ansetzt, die die eindringlichen Impro-

der Chorgesang seine Bühne und unterhält mit

dem Ei, für das Schloemer Konzeption, Regie

visationen von Aka Moon, die Jazz- und Soul-

makabren Stimmungen vom Totentanz über

und Choreografie übernommen hat. Paul Klee

künstler von Take 6, sowie die R’n’B Klänge von

den Beschwerdechor „Choir on Fire“ bis zu den

hat ihn gemalt, Walter Benjamin seine Flugpo-

James Hunter und Angélique Kidjo im Festspiel-

New Yorker Gospelsängern alle, die nach etwas

sition beschrieben und Heiner Müller hat ihm

haus St. Pölten mit den Lokalmatadoren von

„mehr Stimme“ suchen.

seinen Namen gegeben: Der „Engel der Ver-

Bauchklang zusammenführt.

Klotzen statt Kleckern: Wer es gern üppig mag,

✖ GroSSe Premiere.

zweiflung“ ist der glücklose Held des Modernis-

den erwartet beim Festival Nox Illuminata eine

mus. Er hat der Zukunft den Rücken zugewandt

✖✖ Eine Zeitreise im Festival-Stil.

und blickt auf die Vergangenheit, die sich ihm

Nachdem sich St. Pölten nach und nach einen

in der Alte und Neue Musik mit Tanz, Theater

als stetig wachsender Trümmerhaufen mensch-

Namen als Festival-Stadt macht, erlaubt sich

und visuellen Künsten verschmelzen. Ein Spek-

licher Verfehlungen darstellt, wachsend aus

auch das Festspielhaus daran anzuknüpfen und

takel, das weit mehr ist als Musik. Opulente

– 50 – MFG

Woche der Illumination durch Musik und Kultur,


Foto: Tango im Café Publik

Foto: Tamar Halperin - Festival Tastenmusik

✖✖✖

✖✖

Inszenierungen unterstreichen die Magie von

geistert haben und DJ Lichtfels – werden von

sind bei den abendlichen DJ-Lines nicht nur

Nox Illuminata. Ann Allen, die Kuratorin des in

the clonious LIVE! und luis figuera am DJ-Pult

nicht ausgeschlossen sondern ausdrücklich er-

Basel gegründeten Festivals, bringt zum zwei-

flankiert. Letztere sind Neuentdeckungen für St.

wünscht. The stage is yours...

ten Mal ihre erhellende und sinnliche Zeitreise

Pölten, man darf also gespannt sein. An den Vi-

Auch im Rahmen der Festivals „Tastenmusik“,

quer durch die Jahrhunderte nach St. Pölten

suals: ceen*.

„Polifonica“ und „Nox Illuminata“ dürfen mu-

und vermischt klassische Musik mit modernen

FM 4 Shooting Star Lonely Drifter Karen - noch

sikalische Leckerbissen erwartet werden. Im

Klangwelten.

nie waren Jazz und Chanson so charmant und

Rahmen von „Nox Illuminata“ verwandelt sich

Für alle, die nach dem Festival noch nicht nach

leichtfüßig! – knüpft mit ihrem Exklusiv-Auftritt

das Café Publik in das „Café Michelangelo“ und

Hause wollen, gibt’s im Anschluss das „Café Mi-

im Publik am 6. Oktober direkt an die Eröff-

entführt in eine andere Zeit.

chelangelo“ mit Michelangelo Rinaldi im Café

nungsparty an. Und auch das mittlerweile alt-

Und weil es den Topacts im Publik so gefällt, be-

Publik.

bewährte Beislfest feiert im Publik Einzug. Beim

ehren Bauchklang und deren Gäste am 17. De-

Poetry Slam gibt sich Markus Köhle – der beste

zember dort sowie im gesamten Festspielhaus

Einige

Slam Poetry Host der Welt – die Ehre und die

die vorweihnachtliche Partyzone.

St. Pöltner wissen es schon: Das Café Publik ist

Bühne frei für eure poetischen Ergüsse. Es darf

ein Geheimtipp, der nicht mehr lange geheim

geflüstert, gekeucht, gejault und geschrien wer-

Wer gerne sein eigener Top Act ist, hat auch

bleiben wird. Hierher kommen nationale und

den! FH-Parties und Live-Konzerte sorgen lau-

dazu die Möglichkeit:

internationale Acts, die man in so intimem Rah-

fend für gute Laune.

men zu diesen Eintrittspreisen so schnell nir-

Die Saison erreicht ihren Zenit beim Festival Ju-

■ Jeden Donnerstag gibt’s beim „Chor Publik“

gendwo antrifft. Auch in den nächsten Monaten

gendklub/300 von 29. Oktober bis 2. November!

die Möglichkeit, sich stimmlich auszutoben.

hat Andreas Fränzl im Publik wieder Gustostü-

Die Ausnahmebeatboxer von BAUCHKLANG, die

ckerl auf Lager:

großartige indische Tänzerin Kaveri Sageder,

■ Jeden Mittwoch wird es heißblütig beim

Den Auftakt macht das große Eröffnungsfest

die Musikerin und Poetin Mieze Medusa und

„Tango Publik“. Kurseinheiten gibt’s für Einstei-

am 23. September, das bei freiem Eintritt „Party

ca. 20 andere KünstlerInnen halten Workshops

ger und Fortgeschrittene.

galore“ verspricht. Ab 21 Uhr wird unter dem

für 300 Jugendliche von 15 bis 25, die sich im

Motto „Leinen los“ gefeiert. Altbekanntes – die

Festspielhaus künstlerisch entfalten. Homebase

großartigen Musiker von KOMPOST 3, die das

ist das Café Publik. Spontane Sessions der mit-

Café Publik Publikum bereits im Juni 2010 be-

wirkenden KünstlerInnen und TeilnehmerInnen

✖✖✖ Gustostückerl im Publik.

– 51 – MFG

Mehr Infos zum Programm unter: www.festspielhaus.at – Reinschauen, lohnt sich!


SZENE SHORTCUTS

Rosa’s Workout von Rosa Die eine hat mit dieser Art von meta(dia) bolischer Diät in 2 Monaten 12 Kilo abgeschüttelt, als wäre es das Normalste überhaupt. Die andere musste bis zur Hochzeit in ihr Traumkleid mit Traummaßen passen und ließ ihre gezählten 2 Fettzellen unbarmherzig elendig krepieren. Die Dritte im Bunde schiebt sich lieber Zigaretten zwischen die Zähne, bevor sie es mal mit Vollkornbrot versuchte. Und sogar Männerfreunde lassen ihr Wein- und Bierglas seit gut einem Monat vertrocknen und springen mal ganz nebenbei nice & easy lieber sechs Kilo lockerer von der

VOLL LASER WIE DU ABGEHST!

Aufgrund des vorjährigen Erfolges des Seniorenfloors im NXP Lasertron hat sich das Team dazu entschlossen, die Party erneut steigen zu lassen. Am 9. Oktober wird im spacigen Ambiente des neuen NXP Lasertron wieder getanzt bis in die frühen Morgenstunden. „Für den Besucher wird sich allerdings ein gänzlich anderes Bild bieten. Der diesmalige Seniorenfloor wird kaum mit letzten zu vergleichen sein“, kündigt Lasertron-Geschäftsführer Michael Müllner Novitäten an. „Neben Party und Musik können die Gäste auch den ganzen Abend lang Lasertron, Billard und Bowling spielen, wobei es hier auch einige Specials geben wird!“ Zu hören gibt es diesmal Classic 70er Disco, 80er, 90er bis Pop & Clubhits von heute sowie 60er Soul/Funk & Ska. Ob der Seniorenfloor eine ständige Institution im NXP Lasertron wird und Parties generell ins Portefeuille des Entertainment Centers aufgenommen werden, lässt Müllner offen. „Generell ist die Location für die Durchführung von Veranstaltugen aller Art sehr gut geeignet.“ www.lasertron.at Waage als sechs Kilo zu dick dem Tod von der Schippe. Good job. Letzte Woche hat der Personal Trainer nun denn im Hause Rosa Einzug

Unterwegs IN STP Am 8. und 9. Oktober fin-

gehalten – in Form eines Fitnessbuches. Das

det zum achten Mal das Beislfest in St. Pöltner Szenelo-

einzig Ansehnliche an diesem erbarmungs-

kalen statt. Neben altbekannten Locations wie BarRock,

losen Knochenbrecher-Hundertseiter sind

Salzamt, Underground, Cinema Paradiso, Egon, Central,

die trainierten und definierten Bauch-, Bein-,

Schubert, Kuckucksnest, Mandas und Maquie ist heuer

Po- und Überall-Muskeln des Mister Fitness

erstmals das neue Café Publik mit Top-Programm inkl.

in persona. Als Topping gibt’s die Workout

Live-Performance dabei. Die Lokale präsentieren sich in

Anleitungs- und Sabber-DVD obendrauf. Alles

ihrem jeweiligen Stil. Unter www.beislfest.at kann man be-

nice & easy. Let’s sweat! Rosa hat jedenfalls

reits im Vorfeld seinen eigenen Stammtisch inkl. Getränke

schon leidenschaftlicher geschwitzt.

in seinem Lieblingsbeisl gewinnen. Eintritt frei!

Seiten an mir: Breitseiten, Schlagseiten, Seitenstechen, Schokoseiten, Rückseiten – und

ROCK ME AMADEUS! In St. Pölten wurden sie

alle schmerzen. Der Neid könnt mich fressen,

groß, mittlerweile sind sie längst über die Landesgrenzen

jeden Morgen aufs Neue. Dann, wenn mir der

hinaus bekannt. Bei den Amadeus Austrian Music Awards

Fitnessriegel aus Fleisch und Blut aus dem

am 16. September in der Wiener Stadthalle werden gleich

Buch entgegen grinst und mich mit seinem

zwei Top-Bands mit St. Pöltner Wurzeln ausgezeichnet: So

Programm auf Heidi Klum-Maße hintrimmen

geht der begehrte FM4 Award diesmal an das D’n’B-Duo

will. Pfuaaaa, über soviel Selbstironie kann

Camo & Crooked, das mit seinen jungen Jahren bereits

ich einfach nur losprusten. Würde der Neid

fast 100 Tunes produziert hat. Gewinner der neuen Kate-

doch schon mal anfangen an ein paar ganz

gorie „Best Live Act by oeticket.com“ ist niemand Gerin-

speziellen Rosa-Stellen zu kiefeln, wäre mir

gerer als das Vocal Groove Project Bauchlang.

schon leichter. To be continued. – 52 – MFG

Foto: fotolia, Wöll, zVg

Tja, und seit Samstag entdecke ich ganz neue



Punk‘s not dead!

TEXT: Rudegirl 66 Fotos: Hermann Rauschmayr, ZVG

„Punk’s dead“ schallt es in letzter Zeit durch den Szene-Kosmos, auch ätzende Sager á la „Aus Hausbesetzern wurden Hausbesitzer“ werden vom Stapel gelassen und wollen damit zum Ausdruck bringen, dass Punk als Subkulturbewegung den Weg des Bürgerlichen, kurzum des Zeitlichen gesegnet hat. Rudegirl 66 begab sich auf die Suche nach den letzten nachgewiesenen Nachfahren der Punks in St. Pölten, die Anfang der 90’er – quasi in zweiter Generation – das Erscheinungsbild der Stadt mitprägten. Geladen wurde ins BarRock, ganz konventionell auf ein Bier. Und vermeint-

„Es ging eigentlich alles vom politischem Engagement aus“ erinnert sich

lich konventionell war auch das Auftreten. Anstatt eines wilden Haufens

Thomsn, ebenfalls ehemaliges Mitglied von Skeptic Eleptic und heute

mit mehr Piercings am Körper als Zähnen im Mund, grell bunt gefärbten

Drummer bei Demenzia Kolektiva. „Man traf sich jedes Wochenende in die-

Haaren, zerrissenen Klamotten und abgefuckten Nieten-Lederjacken – wie

sen Räumen, um zu diskutieren und zu feiern. Nachher ging es hinter den

es das Klischeebild gerne von Punks malt – fanden sich sympathische

Bahnhof, wo weitergetrunken wurde, bis wir nach Wien gefahren sind, um

Leute im gestandenen Alter von etwa 30 Jahren ein, die sich vom rest-

ein Konzert oder ähnliches zu besuchen“.

lichen Lokalpublikum rein äußerlich kaum unterschieden. „Früher war es schon sehr wichtig, das provokante Aussehen“ räumt Mots, ehemaliges

Hinterm Bahnhof.

Mitglied von Skeptic Eleptic, Mitorganisator der Rock’n’Roll Highschool so-

den und herumlungernden Jugendlichen – wie sie primär wahrgenommen

wie Bassist der neuen Band Demenzia Kolektiva, ein. „Man erkannte sich

wurden – ein Ärgernis, für manche wohl auch eine irrationale Bedrohung

auch durch die Kleidung!“ Aber eben nicht nur! Die Reduzierung auf rein

dar. Das Andere macht seit jeher Angst. „Doch das war uns egal. Das ist

Für viele Bürger stellten die gröhlenden, trinken-

eben Punk – auf die konventionellen Dinge pfeifen und sich von niemanden

etwas

sagen lassen.“ Auch mit der Polizei hatte man bisweilen Scharmützel „alleine schon aufgrund des ‚anderen‘ Aussehens.“ Bei diversen

Polizeikon-

trollen sind die Punks immer die ersten, die gefilzt werden.

„Rebellion is one of the few undeniable characteristics of Punk. It is implicit in the meaning of Punk and its music and lyrics. Whether a person sticks it out long enough to learn important personal realizations or not, everyone who gets involved in Punk is usually prompted by some form of rebellion, be it against parents, authorities or the whole system itself.” Steve Beaumont, 1987

Das vermeintlich rebellisch bis anarchistische Moment zog viele andere Jugendliche an, so dass die Gruppe sukzessive wuchs und sich alsbald ein gar nicht so kleiner, schriller Haufen regelmäßig zum Stelldichein traf. Zugleich ging mit den vielen Mitläufern aber auch eine Ausdünnung der ursprünglichen Ideale einher. „Das Politische wurde leider bald in den Hintergrund gedrängt“ erinnert sich Thomsn mit Wehmut. Hatte man zu Beginn noch gemeinsame Demos gegen Faschismus und Rechtradikalismus organisiert und gezielte Aktionen gegen Jörg Haider und seine damalige FPÖ gesetzt, „ging es später nur mehr ums Feiern und Trinken.“ Das heißt aber nicht, dass die Gruppe keinen kreativen Output hatte. So wurden während dieser Phase die ersten Bands gegründet, Punkrock war

Äußerliches lehnen die „alten“ Punks ab. Da kommt man der Sache schon

angesagt. „Wir konnten zwar alle kein Instrument spielen, aber dennoch

näher, wenn man sich an Wikipedia hält, das Punk als Jugendkultur defi-

wollten wir Musik machen und unsere sozial-kritischen Texte unters Volk

niert, die Mitte der 1970er Jahre in New York und London entstand. Cha-

bringen“. So wurde etwa TVÖ (Totale Verwirrung Österreich) ins Leben ge-

rakteristisch für den Punk sind provozierendes Aussehen, eine rebellische

rufen, geprobt wurde auf einfachen Kaufhausinstrumenten. „Der Spaß und

Haltung und nonkonformistisches Verhalten.

die Gemeinschaft waren das Wichtigste!“ Auch die Rock’N’Roll Highschool

ANTIFA. Auch

wurde ins Leben gerufen, organisierte Konzerte, die bis zu 500 Besucher die St. Pöltner Szene, die in den frühen 90’er Jahren ent-

zählten! Auf St. Pöltner Maßstab umgelegt war Punk, zumindest in seiner

stand, definierte sich nicht rein äußerlich, sondern zunächst auch politisch,

musikalischen Ausformung, zu einem jugendlichen „Massenphänomen“

in gewisser Weise auch zum Teil als Reaktionsbewegung auf die damals

geworden und zählte zu den stärksten Communities der Stadt.

noch existente rechtsradikale Szene, gegen die man ein Zeichen setzen wollte. So wurde die ANTIFA gegründet, die Unterstützung aus dem linken

It’s The End? Stellt sich heute, gut 20 Jahre später, freilich die Frage, was

Parteienspektrum, bei der KPÖ fand, die in ihrem Haus hinter den Stadtsä-

aus all den Leuten von damals geworden ist? Die Rock’n Roll Highschool

len (heute BarRock) einen Raum für die Jugendlichen zur Verfügung stellte.

etwa ist zwar immer noch aktiv, aber zu den Konzerten – selbst wenn inter-

– 54 – MFG


MFG SZENE

nationale Punkrockbands in St. Pölten Station machen – verlieren sich viel-

„Meiner Meinung nach sind die Jugendlichen zu Wohnzimmerrevoluzern

leicht 100 Leute. „und die kommen mehrfach nicht einmal aus der Stadt,

geworden, die vorm Internet sitzen“, ortet Harry, Mitglied der Band Exceed

sondern aus Linz etc.“ Ist die Szene also in die ewigen Jagdgründe einge-

Excess – laut Thomsn im Übrigen die letzte Punk Rock Band St. Pöltens

gangen? Da gehen bei den Altvorderen die Meinungen auseinander. Für

– die Gründe in einer veränderten (Kommunikations)Welt. Auch Grisu gibt

Thomsn etwa „ist die Szene tot.“ Viele der kreativen Köpfe der Szene, wie

den neuen Medien eine Mitschuld an der Flaute der Szene, wie überhaupt

auch er selbst, sind nach Wien abgewandert, um dort zu arbeiten, „weil es

am Tod von Subkulturen im Allgemeinen. „Früher hatte man Raver, Punks,

in Wien einfach mehr Jobs gibt, die in ein Punkrock Leben passen.“ Wie zur

Metalheads, Skins – alles Subkulturen, die heute kaum mehr aufzufinden

Bestätigung arbeitet er selbst in einer schlüssigen Einrichtung – der Wiener

sind. Und warum nicht!? Weil die Leute nur mehr in ihren sozialen Netz-

Arena, jenem ehemaligen Schlachthof, der in den 70‘ern besetzt und der

werken vorm PC sitzen und sich nicht mehr „real“ treffen, nicht mehr ge-

Stadt quasi als Kreativraum abgetrotzt wurde.

meinsam fortgehen“.

Nicht so dramatisch beurteilen Mots und Grisu die Lage. Eine Krise sei zwar unübersehbar, „die wird jedoch vorübergehen!“, sind sie überzeugt.

Punk im Herzen.

Was die Ursache für das Abflauen der Punkbewegung wie des jugend-

vielleicht lau und innerlich verbürgerlicht sind, aus Hausbesetzern quasi

lichen Aufbegehrens insgesamt betrifft, sind sich die Jungs aber einig.

Hausbesitzer geworden sind, stellen die Herren entschieden in Abrede. Sie

– 55 – MFG

Dass es auch daran liegen könnte, dass die „Alten“


MFG SZENE

fühlen sich nach wie vor als Punker. „Den Punk Rock trägt man im Herzen.

war jung – ich war rebellisch – und ich werde diese Zeit immer in meinen

Ab einem gewissen Alter ist die Rebellion durch anderes Aussehen nicht

Herzen tragen. Die Grundsätze des Punkrock habe ich noch immer verin-

mehr so wichtig. Wichtig ist es aber, sich weiter in der Szene zu engagieren

nerlicht. Und wenn ich heute an einem jungen Punk-Kiddie vorbei gehe, in

und etwas für sie zu machen, sei es in einer Band zu spielen, Veranstal-

meinem Kostüm oder Hosenanzug, habe ich immer noch das Bedürfnis,

tungen zu organisieren oder politisches Engagement zu zeigen“, ist Mots

ihnen zu erklären, um was es im Punkrock wirklich geht, und wofür diese

überzeugt. Denn „Punk ist das zu machen, worauf man Lust hat. Nicht alles

Lebenseinstellung steht. Denn es geht nicht nur um Saufen, Feiern und die

zu glauben, was einem vorgesetzt wird – alles hinterfragen. Jeder muss

Musik, obwohl in dieser alles Wichtige ausgedrückt wird, was Sache ist: Es

aber seine eigene Definition für Punkrock finden.“

geht um Individualismus, Toleranz und Engagement und darum, nicht alles

Das ist es, was auch mich - wenn mir als Autorin ein paar persönliche Zei-

hinzunehmen, sondern sich seine eigene Meinung zu bilden. Und vor allem

len an dieser Stelle gestattet sind – schon immer an der Szene fasziniert

geht es um den Kampf gegen Faschismus und Rechtsradikalismus!

hat. Egal wie alt du bist, egal wo du herkommst, egal was du machst, du bist immer herzlich willkommen und es gibt kaum Diskriminierung. Das

Hurra wir leben noch. Kurzum, nur weil keine bunt gefärbten rebel-

einzige, was in keinster Weise geduldet wird, ist Fascho Pack! Früher schrie

lierenden Teenager mehr hinter dem Bahnhof herumlugern, und die Pier-

man noch nach Anarchie, heute hat diese Forderung an Bedeutung verlo-

cings und Iros schon lange verschwunden sind, heißt das nicht, dass die

ren. Als ich 15 war, war noch alles anders. Ich rutschte in die Szene rein,

Szene tot ist. Die Rock’N’Roll Highschool veranstaltet nach wie vor regel-

fuhr mit den St. Pöltner Punk Bands auf Konzerte, besuchte Punk Festivals

mäßig Konzerte. So wird am 2. Oktober am SKW 83 gemeinsam mit Lames

in halb Europa. Mein Aussehen provozierte, in der Schule gab es Probleme

wieder eine Lehrstunde in Sachen Punk Rock stattfinden, bei der neben

deswegen. Meine Piercings in Nase und Lippe, meine knallroten Haare,

der italienischen Punk Band One Trax Minds auch die Jungs und Dame von

meine bunten Strumpfhosen, mein Nietengürtel und meine 14er-Loch Mar-

Demenzia Kolektiva ihr erstes Heimspiel geben (www.rnr-highschool.com)

tens durften an keinem Tag fehlen. Klar – ich war Punk! Ich protestierte

Auch Exceed Excess haben vor, bald wieder Konzerte zu spielen. Aktuell ist

gegen McDonalds, Bush und Haiders FPÖ. Ich tanzte in jedem Pogomob

man gerade mit den Aufnahmen zum neuen Album „Coming Back“ fertig

in der ersten Reihe und gröhlte lauthals zu den Punkrock Hymnen mit. Ich

geworden, das es bald zu erstehen und dann hoffentlich auch live zu hören geben wird.

„The major problem with trying to explain punk is that is not something that fits nearly into a box or categories. Not surprising as punk had made the explicit aim of trying to destroy all boxes and labels. With that as a major hurdle, any project that tries to define punk or explain it must do so with very broad brush strokes. Punk and punk music cannot be pigeonholed to some spiked-haired white male wearing a leather jacket with a thousand metal spikes listening to music real loud. If that´s all it was and is then I´m not even remotely interested. ” SMarc Bayard – 56 – MFG

Damit nicht eine weitere Subkultur St. Pöltens untergeht, und die Gesellschaft zur einheitlichen Masse verkommt, bleibt zu wünschen, dass es baldigen Nachwuchs für die Szene gibt! Eines ist gewiss: Wenn ihr uns sucht, hinterm Bahnhof sind wir vielleicht nicht mehr anzutreffen, denn auch wir sitzen irgendwo in Büros, in Meetings, im Alltag. Aber bei PunkKonzerten und Demos stehen wir noch immer in der ersten Reihe und melden uns zu Wort, denn eines ist klar: PUNK’S NOT DEAD!


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Real 66

TEXT: Gotthard Gansch Foto: Hermann Rauschmayr

Gangsterrap in St. Pölten? Nicht wirklich, aber dann doch irgendwie schon ein bisserl. Der Rapper Real 66 verwöhnt sein Publikum zumindest mit Textzeilen wie „Niemand kann Real besiegen es wäre das achte Weltwunder, vielleicht auf der Playstation, sogar da heißt es Game Over!“

„Ich bin in Österreich Ausländer und in der Türkei bin ich Österreicher.“

– 58 – MFG


MFG SZENE Der Groschen zum Rappen fiel Ünlüsoy Mehmet, wie er im bürgerlichen

Lieder handeln mitunter von Problemen, von „schrecklichen Ereignis-

Leben heißt, als er im Fernsehen einen deutschen Rapper hörte: „Da

sen“. Er spielt darin die Rolle des harten Jungen – nach außen hin wirkt

dachte ich: Wenn der das kann, kann ich das auch.“

er zwar schmächtig, aber innerlich hat er viel zu verarbeiten: Es beginnt

Mit dem Können ist das ja so eine Sache, alles relativ. Aber Begeiste-

damit, dass sein Vater nicht möchte, dass er rappt. Dieser bevorzugt

rung zeigt der Musiker allemal. Ein Künstlername war schnell gefunden:

traditionelle Volksmusik. Viel gravierender jedoch scheinen jene Enttäu-

Real66. Das englische „real“ für „authentisch“, die Zahl 66 bezeichnet

schungen zu wiegen, die dazu führten, dass „ich niemandem vertrauen

jene türkische Provinz, in der seine Eltern wohnten. Dabei möchte Real

kann. Ich habe nie richtige Freunde besessen, lediglich Bekannte.“ Von

66 keine typischen Rap-Klischees bedienen: „Ich brauche kein fettes

alledem ausgenommen sein Cousin, sein Fels in der Brandung – so wie

Bling-Bling oder große Autos, sonst wäre ich nicht real!“ Auch als Stra-

die Musik. Ein Katalysator?!

ßenjunge, der über sein Ghetto rappt, empfindet er sich nicht. Das wäre

Ums „Ghetto“ geht es dann nämlich doch, indirekt, und um Ausgrenzung,

auch unschlüssig, denn der junge Mann wohnt wohlbehütet bei seinen

ums Nichtdazugehören. Obwohl Mehmet in Österreich geboren wurde,

Eltern in unmittelbarer Umgebung des Traisenparks.

wird er nicht als solcher respektiert. „Ich bin in Österreich Ausländer und

Ein paar Rapper-Klischees bestätigt er dann doch: Er liebt es zu „dissen“

in der Türkei bin ich Österreicher“, schildert er mit bitterem Unterton und

(so nennt man im Rap-Slang das Schlechtmachen von Konkurrenten),

bringt damit eine Gefühls-und Erfahrungslage vieler Österreicher mit tür-

und auch an einer großen Klappe, wie es sich für einen Rapper gehört,

kischen Wurzeln auf den Punkt, die ordentlich zu schaffen macht. Das

fehlt es ihm nicht. „Ich beweise damit, dass sich die anderen nicht mit

Gefühl, zu niemandem richtig zu gehören„Ich selbst fühle mich als Öster-

mir messen können“, rechtfertigt der 18jährige seine „künstlerischen“

reicher“, betont Real66, und als müsste er es unterstreichen, verweist er

Rundumschläge. Ein bisschen klingt da auch Revierkampf heraus, immer-

auf seine wenigen türkischen Freunde. Wahrscheinlich beginnt genau da

hin begreift sich Real66 als die Nummer eins der Rapper, und zwar nicht

die Misere für viele Österreicher mit, wie es so schön heißt, Migrations-

nur St. Pöltens, sondern gleich ganz Österreichs! Und er will – ein ebenso

hintergrund. Als müssten sie sich für „eine Seite“ entscheiden, eine Art

nicht gerade unbescheidenes Ziel „die Nummer eins von Europa werden!

Outing ablegen, und als schließe das Bekenntnis zur einen Wurzel jenes

Ich bin einer der meist beneideten Musiker aus dem Raum St. Pölten!“

zur anderen aus, auch im way of life.

Alles nur (übersteigertes) Selbstbewusstsein oder just das Gegenteil –

Dabei – das ist das naive Ideal, von dem wir offensichtlich so weit ent-

Unsicherheit, die sich quasi in einer Überkompensation manifestiert?

fernt sind – wäre die Symbiose wünschenswert. Ja das Symbiotische in

FREITAGS FREITAGS FREITAGS

ES NN HE DJ mit K C O R E IV T A N R E T L A 9. .0 10

17.09. HIP HOP mit DON DADA NATION

Das harte Leben. Vielleicht hat dieses Verhalten dann doch auch mit

der eigenen Autobiographie zu tun, wie seine Texte nahelegen. Mehmets

den Menschen selbst, wo die Kulturen unabhängig für sich bestehen und doch auch eins sind, verschmelzen. Aber die Realität sieht anders aus – in Österreich, ebenso wie im 66. Bezirk in der Türkei.

24.09. ELECTRONIC SPECIAL

ES NN HE DJ t mi K C O R IV T A N R E T L A 0. .1 01 ROCKK VE VEROC

ATI ERNATI ALTERN 9.9.ALT 10.0 10.0

ES ES HENN DJHENN mit mitDJ

NN NATIO DADANATIO DONDADA HOPPmitmitDON HIPHO 9.9.HIP 17.0 17.0

CIALL SPECIA ICSPE ONIC CTRON ELECTR 9.9.ELE 24.0 24.0 ES ES HENN DJHENN mitDJ ROCKKmit ATIVVROC ERNATI ALTERN 0.0.ALT 01.1 01.1


MFG ADVERTORIAL

Indische Riten, skurrile Erlebnisse und kulturelle Höhepunkte

Studierende der Fachhochschule St. Pölten machten sich für über zwei Wochen auf den Weg nach Hardiwar. Die indische Stadt war Schauplatz der „Kumbh Mela“, dem größten religiösen Fest der Menschheit. In Mitten der rituellen Feierlichkeiten dokumentierten die Studierenden ihre Eindrücke in Bild und Ton.

– 40 – MFG


Inspiriert

durch die Literatur von Helge Timmerberg, stieß

Florian Kellner erstmals auf das Fest in Hardiwar. „Mich beschäftigten viele Fragen zu Kumbh Mela und ich begann darüber zu recherchieren.“ Anfangs war der Plan, das Fest aus „persönlichem Interesse“ zu besuchen und „lediglich zu fotografieren“. Später erzählte Kellner seinen Studienkollegen von seinem Vorhaben, die davon begeistert waren. Mit der Intention, den „eigenen Horizont zu erweitern“ und das Spektakel „einer breiteren (westlichen) Öffentlichkeit vorzustellen“, organisierten sie die Reise. Das notwendige Equipment wurde von der FH St. Pölten zur Verfügung gestellt.

Ankunft im Miteinander der Religionen. 100

Mil-

lionen Pilger kommen in einem Zeitraum von vier Monaten in die Stadt, die normalerweise 180.000 EinwohnerInnen hat. Bernd Schulz, Bernhard Weber, Florian Tiefenböck und Florian Kellner beschreiben die Stimmung – trotz der Menschenmassen - als „ruhig und diszipliniert“. Im April kam es zur größten Ansammlung mit mehr als 15 Millionen Pilgern an einem Tag. „Das Miteinander der unterschiedlichen Religionen, das Zusammentreffen von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Klassen“ beeindruckte die vier.

Glaubenshingabe und Lebenswelten.

„Unfassbar

für das westliche Verständnis“ beschreibt das Team die Ausübung und Hingabe an den Glauben und erzählen von skurrilen Begegnungen: „Ein Mönch hält seit etwa 30 Jahren seinen rechten Arm in die Luft, der mittlerweile völlig abgestorben ist. Andere haben sich dazu entschlossen, sich nicht mehr hinzulegen, sie schlafen in eigens angefertigten Seil-Konstruktionen, die sie im Schlaf auf den Beinen halten.“ Ihr Ziel ist es, dem Wiedergeburten-Kreislauf zu entrinnen und ihr Ego zu überwinden. „In Höhlen oder Einsiedeleien in den Bergen“ gestalten die heiligen Männer Indiens, die Sadhus, ihr religiöses Leben. Ihr Umfeld verlassen sie alle drei Jahre, wenn sie den Weg in die „Zivilisation“ antreten, um an der Kumbh Mela teilzunehmen, sich auszutauschen und rituelle Waschungen zu vollziehen.

„Futuristische Geräte“ sorgen für Vergnügen. „InderInnen lieben es, TouristInnen anzusprechen und bitten ein Foto von ihnen zu machen“, so Bernd Schulz. „Anfangs war es schwierig Momentaufnahmen einzufangen, ohne dass die Menschen vor der Kamera posierten.“ Viele Fotos entwickelten die Studierenden vor Ort und schenkten sie den Menschen, die vor „Begeisterung und Freude außer sich waren“. „Für viele scheinbar die ersten Bilder, die sie von sich hatten – eine Situation, die mich sehr rührte“, erinnert sich Florian Kellner. „Das ‚futuristische Gerät‘ in unseren Händen - ein Aufnahmegerät - sorgte für Rätsel und Verwunderung.“ Für Kinder und Erwachsene war es ein „Riesenvergnügen“ in das Mikrofon zu singen und die Aufnahmen anzuhören. Vier Wochen waren die Studenten in Indien unterwegs. Eine „Fülle von Eindrücken“ haben sie erlebt und empfehlen jedem, „sich selbst ein Bild zu machen“, da es mit Video-, Foto- und Tonaufnahmen „nur ansatzweise gelungen ist, diese Atmosphäre an Ort und Stelle zu übermitteln.“


MFG SZENE TEXT: Gotthard Gansch Foto: Fresh to Death, Wimmer, zvg

StP Die Electrocity Wie kollektives Nörgeln und Jammern, ein Bürgermeisterwechsel und ein Club eine Stadt verändern können – und so manchem Sohn dieser Stadt eine internationale Karriere ermöglichte. St.

Hauptstadt zurückgekehrt ist: Der Nightpark

ich aber nach Wien“, berichtet er über eine ab-

troszenen Österreichs. „Klingt komisch, is aber

beim Frequency-Festival ist auch Terra UAF!

geflaute Beziehung. „Die Anfänge machte ich

so.“ Diese begann wie in anderen Städten als

Den festivalmäßigen sowie publikumsmani-

aber in St. Pölten.“ Seine Karriere, die er im Al-

kleine Underground-Bewegung und wuchs kon-

festen Höhepunkt der hiesigen Entwicklung der

ter von 13 Jahren mit dem Produzieren begann,

tinuierlich, bis schließlich die elektronische Mu-

Electro-Szene stellt ohne Zweifel das Beatpa-

führte ihn mittlerweile in die ganze Welt. Die

sik massentauglich wurde. St. Pölten hat das

trol-Festival dar, das 2009 gelauncht wurde und

Drum’n’Bass-Szene in St. Pölten sieht er posi-

Seinige in Österreich dazu beigetragen.

nach nur zwei Jahren bereits 27.000 Elektronik-

tiv: „Sie ist durchaus gesund für eine Stadt mit

fans nach STP-E-CITY (formerly known as STP

dieser Anzahl an Einwohnern.“

Ein Phänomen, das viele auf-

Rockcity) lockte. Kein Wunder bei über 100 Acts

Robert Stefan, alias Rob STP, u. a. Part von Body

grund des gleichnamigen Festivals geogra-

aus ALLEN – und dies ist wohl das Besondere –

& Soul, ist einer Meinung: „St. Pölten hat im

phisch in Wiesen verorten, ist in Wahrheit ein

Genres in Sachen Elektronik.

Elektronikbereich gemessen an der Einwohner-

Pölten beheimatet eine der größten Elec-

MADE IN STP.

St. Pöltner Gewächs, das mittlerweile in ganz

zahl so viel hervorgebracht wie keine andere

Österreich über verschiedene Veranstaltungen

Fruchtbares Biotop. St. Pölten gilt zudem

und Verflechtungen gedeiht: Die Marke Urban

als „Brutstätte“ sehr bekannter und erfolg-

folgreichen österreichischen Produzenten im

Art Forms (www.uaf.at) wurde 2004 gegründet

reicher Künstler. Markus Wagner alias „Kroo-

Bereich Drum’n’Bass kommt aus St. Pölten.

und ist in ihrer Grundidee made in STP. UAF Ma-

ked“ bildet mit „Camo“ das wohl bekannteste

Diese Szene hatte großen Einfluss auf die ös-

stermind Christian Lakatos ist St. Pöltner, der

Kollektiv, dessen Spuren sich in die Traisenstadt

terreichische, welche wiederum maßgeblichen

sich u.a. in grauer Vorzeit im Warehouse seine

zurückverfolgen lassen. Der geborene Hohen-

Einfluss auf die internationale Szene hat.“

ersten Sporen verdiente und der, wenn das

berger ging in die HTL in St. Pölten und ver-

Einen Grund für den Erfolg der St. Pöltener

UAF Festival auch fern der Heimat reüssiert,

brachte auch viele Wochenenden in der Stadt.

Community vermutet Rob STP im obligato-

mittlerweile auch festivalmäßig indirekt in die

„Aufgrund der Musik und meines Studiums zog

rischen Jammern und Nörgeln: „Der kollektive

– 62 – MFG

Stadt in Österreich! Die Hälfte der wirklich er-


chicken von Althea Müller Hallo, mein Name ist Althea und ich bin Moveholic. Umzugssüchtig. Immer wieder bemühe ich mich, zu kommen um zu bleiben. Und packe dann doch wieder meine Köfferchen. Ich bin vor einiger Zeit durch irren Erinnerungsaufwand auf 27 Umzüge in zehn Jahren gekommen. Plus die Umzüge als Kind und die seit meiner letzten Zählung, müssten es mittlerweile um die 35 sein. (Mal kurz am Kaffee nippen, an der Zigarette ziehen und hilfesuchend in die imaginäre Runde meiner imaginären Selbsthilfegruppe schauen. Keiner da. Aha.) Ich will hier nichts beschönigen: Spott und Hohn wie „Kauf dir einen Wohnwagen!“ einerseits (Familie), Verführung à la „Kennst du

THE SHIT IS COMING HOME

schon diese neue Immobilienseite?“ andererseits (best friend Sil). Ständig auf der Suche. Kaum die letzten Bücher eingeräumt, kommt schon wieder die Sehnsucht: Eine

Minderwertigkeitskomplex der St. Pöltener –

hat in St. Pölten eine ganz andere Lebensquali-

speziell früher – trieb viele Kunstschaffende

tät, die ich erst in den letzten vier Jahren, seit-

und Veranstalter dazu, sich wirklich ins Zeug

dem ich fix nach Wien gezogen bin, so richtig

zu legen und hart zu arbeiten. Früher wurde

zu schätzen gelernt habe“, vergleicht er die

man ja mitleidig belächelt, wenn man sagte,

Bundes- mit der Landeshauptstadt. Dass sich

man sei aus St. Pölten.“ Ohne Grund war die

die Electroszene derart entwickeln konnte,

Häme freilich nicht: „Wir hatten ja auch wirk-

führt er v. a. auf ein paar Personen zurück:

lich nichts. Eine strukturierte Jugendkultur-

„Es war immer extrem schwierig hier in di-

szene oder gar Clubszene existierte nicht, es

ese Richtung was zu unternehmen. Doch seit

gab ein paar Beisln und vereinzelt gute Ini-

dem es das Warehouse mit seinem Cottage

tiativen“, sinniert Rob STP über die Zustände

Club gibt und Megaevents wie das Beatpatrol

noch zur Jahrtausendwende. Ein wesentlicher

stattfinden, ist St. Pölten zum internationa-

Schritt vorwärts war seines Erachtens der Bür-

len Pflaster, für mich quasi zu einer Weltstadt

germeisterwechsel, da nun die

geworden. Das hat man Visio-

größere Wohnung, eine kleinere. Mehr

Jugendkultur

aufblühe

nären wie Norbert Bauer, René

Stadt. Mehr Land. Nie sagen: Hier investiere

und beispielsweise sehr gut

Voak und auch DJ Little John zu

ich jetzt, weil das zahlt sich aus, das ist

ausgestattete

Räumlichkeiten

verdanken. Denn hätten diese

was für länger. Ich bin stolz, wenn ich mal

zum Proben und Arbeiten zur

nicht die Ausdauer, die Risiko-

ein halbes Jahr umzugsabstinent bleibe. Ich

Verfügung

bekam.

freude und v. a. das nötige Fin-

frage mich: Wie oft kann man Dinge wie

Dies trage auch Früchte: „Die

gerspitzengefühl gehabt, würde

einen Steinhasen, den man achtjährig auf

St. Pöltener Kunst- und Kultur-

sich bis heute hier noch nichts

einer Tombola gewonnen hat, eigentlich in

schaffenden

abspielen.“

Gegenüber Wien

Zeitungspapier ein- und wieder auswickeln,

sieht er sogar einen Vorteil:

bevor man vollends den Verstand verliert?

„Jetzt kann man hier einen so

Ich frage mich: Wann hört das auf, ständig

qualtitiv guten Sound spielen,

neue Nägel in neue Wände zu schlagen,

reichen Kunst- und Kulturschaffenden aus St.

das geht zum Teil nicht mal mehr in Wien. Die

um die alten Bilder aufzuhängen? Ich frage

Pölten gehört zweifelsohne auch DJ Olivarez,

Bundeshauptstadt ist eventtechnisch und mu-

mich: Wie ist es, endlich anzukommen?

sozusagen ein Vertreter der älteren Garde so-

sikalisch völlig übersättigt.“

Zuhause zu sein? „Ja. Rührend“, sagt Sil

wie einer anderen „Fraktion“: House. Hinter

Weitere Aushängeschilder der St. Pöltener

denkbar ungerührt, „und jetzt hilf mir.“ Wir

diesem Namen verbirgt sich Oliver Ginner, der

Szene sind Starkstrom, London Bass, besagter

tragen grade Möbel in meine neue Woh-

in St. Pölten aufwuchs, wo er ab 1985 in Clubs

DJ Little John oder „The Shit Is Coming Home“.

nung. Und ich werde versuchen, standhaft

und Diskotheken auflegte. Während seine Kin-

Über deren Erfolg und Eigenart meint Chri-

zu bleiben. Mich daheim zu fühlen. Ehrlich:

der und Freunde sich noch immer in town wei-

stoph Schipp, aka Dr. Proctor: „Unser Erfolg

Ich habe den festen Vorsatz, mit dem Um-

len, fand er selbst den Weg nach Wien. „Man

liegt wahrscheinlich in der Härte und Vielfalt

ziehen aufzuhören…

mehr

gestellt

sind

selbstbewusster

insgesamt

und

erfolg-

reicher geworden.“ Zu dem Gros dieser erfolg-

ROB STP

– 63 – MFG


Patrice

11/10/2010, Arena Wien

Die Happy

13/10/2010, Szene Wien

Goldfrapp

13/10/2010, Planet.tt Bank Austria Halle KROOKED

Linkin Park

23/10/2010, TipsArena Linz

Lady Gaga

unserer DJ-Sets, aber auch unserer

ten.“ Und es waren eben auch St.

11/11/2010, Wiener Stadthalle

Clubs, die wir in STP und Wien veran-

Pöltener Künstler, die das Warehouse

stalten. Wir versuchen ein Gesamt-

gar als Sprungbrett ins internationale

Die Fantastischen Vier

konzept zu bieten, bestehend aus

Geschäft nutzten. „Krooked zum Bei-

16/11/2010, Stadthalle Graz

exzellenter Musik, visueller Befriedi-

spiel war oft im Warehouse – noch

Interpol

gung und exzessiver Party. Interak-

als NoName. Nun ist er ein internatio-

tion mit dem Publikum steht bei uns

naler Shootingstar“, freut sich Bauer.

18/11/2010, Planet.tt Bank Austria Halle

ganz oben. Weiters ist es uns ganz

Und Electro ist natürlich nicht gleich

Airbourne

wichtig, den Kontakt innerhalb der

Electro: „Es gibt unterschiedliche

Szene und den anderen Veranstal-

Schienen im Warehouse, um den

20/11/2010, Planet.tt Bank Austria Halle

Juli

21/11/2010, Arena Wien

Bullet For My Valentine

23/11/2010, Planet.tt Bank Austria Halle

MGMT

08/12/2010, Planet.tt Bank Austria Halle

tern zu halten und so-

verschiedenen Musik-

mit die Szene an sich

stilen

zu pushen. “

elektronischen

In Da Club.

NÄHERE INFOS SOWIE TICKETS AUF

Ein Unternehmen der CTS-Eventim AG.

der

Musik

gerecht zu werden. So findet derzeit in St. Pöl-

Die Erder

ten zwar Drum’n’Bass

St.

den meisten Anklang,

Pölten ist unweiger-

mit dem Cottage Club

lich auch mit dem

decken wir beispiels-

Warehouse

weise aber auch das

folgsgeschichte Electroszene

in

verbun-

den, welches im Jahr

KONZERTE ÖFB-SPIELE FESTIVALS

innerhalb

2004

seine

Pforten

Dj OLIVAREZ

Genre House ab, während VierMalVier Mini-

öffnete. Rob STP hebt die Bedeutung

mal Techno sowie Samsara Goa und

der Einrichtung hervor: „Das Ware-

Trance zum Besten geben.“

house und dessen zahlreiche Veran-

Vielleicht sieht auch so mancher

staltungen in und um St. Pölten haben

stets nörgelnde St. Pöltener die Stadt

bewirkt, dass sich vieles etablierte,

aus einem anderen Blickwinkel – es

wodurch die Szene wirklich stark

hat sich vieles verändert, man ist

und solide geworden ist.“ Norbert

kein weißer Fleck mehr auf der Land-

Bauer, seines Zeichens Warehouse-

karte. Oder, wie DJ Olivarez so tref-

Chef, ist sich der Entwicklungshilfe

fend formulierte: „Früher kannte man

bewusst: „Von Anfang an konnten

unsere schöne Stadt hauptsächlich

wir damit Künstlern eine Bühne bie-

wegen des Gestanks der Glanzstoff.“


MElTING PoT IX

t steht vor der Tür. Junge reits neunte Melting Po be r de it we so er ed wi Es ist Publikumsvoting zu er eingeladen sich dem ed wi d sin r tle ns skü ch Nachwu e zu performen! Jahres live auf der Bühn s de rty Pa r de i be t ch stellen, um viellei Beim

Melting Pot IX am 18. Dezember 2010 im

bis 17. Oktober können sich alle willigen Acts auf

■ Man muss mindestens in einer Kategorie eine

VAZ/Warehouse St. Pölten werden die Besucher

www.meltingpot.at in ihrer jeweiligen Katego-

Stimme abgeben.

wieder mit feinster Musik aus den Sparten Alterna-

rie anmelden. Die Kategorien sind heuer wieder

■ Man kann pro Kategorie maximal drei Stimmen

tive, Punk, Rock, House, Reggae, Trash, Indie, Party

Bands, Alternative, Beats & Reggae und Specials.

abgeben, muss aber nicht.

Classics, Soul, Blues, Rock`n`Roll, Funk, Drum`n

Bei Alternative, sowie Beats & Reggae sind wie-

■ Jede Stimme zählt exakt einen Punkt. Wer in

Bass, Minimal, Techno, Trance und Pop verwöhnt.

der alle DJs beziehungsweise Soundsysteme der

einer Kategorie drei Stimmen abgibt, spendiert

Die bewährte Senior Lounge bietet wieder für alle

jeweiligen Sparte herzlich willkommen. Die Spe-

somit jedem der drei Künstler einen Punkt.

über 20 die Möglichkeit, mit den Youngsters ge-

cials sind für all jene da, die ihre Form der Jugend-

hörig mitzufeiern und bei einem der wichtigsten

kultur, abseits der oben genannten Kategorien,

WEITErE EckDATEN ZuM MElTING PoT IX

Nachwuchsförderungsprojekte Niederösterreichs

präsentieren wollen. Das können Visual Artists,

■ Veröffentlichung der Zwischenstände auf

die Bands von morgen zu sehen. Als besonderes

Lyriker, Maler, Performer, Entertainer, Freestyler,

Goodie kann sich entweder eine Band oder ein DJ

Schauspieler, Tänzer und vieles mehr sein.

in einer eigenen Fachjury-Wertung für das BEATPATROL Festival 2011 qualifizieren.

www.meltingpot.at: 31. Oktober, 7., 14. und 21. November ■ Veröffentlichung des Endergebnisses auf

Ab 25. Oktober geht es dann in die heiße Phase.

www.meltingpot.at: 6. Dezember

Da startet das Publikumsvoting, welches bis 28. Doch bevor Mitte Dezember die Zeichen auf Party

November dauert. Für dieses gilt folgendes zu

stehen, ist noch einiges zu tun. Von 23. August

beachten:

– 65 – MFG

In diesem Sinne: Get ready for a big party!


WAREHOUSE HERBST

Nach dem sensationellen Warehouse Opening kommen diesen Herbst noch einige interessante Partynächte auf uns zu. Am 10. September gibt’s von ERIC FISCHER im Rahmen des VIERMALVIER–Danube Rave Special einiges auf die Ohren, und am darauffolgenden Tag heizen uns

THE JUNGLE DRUMMERS (UK) vs. DJ FU und die übliche CITY OF BASS Crew ein.

Feine Club- und House-Musik wird uns am 17. September im Zuge des mittlerweile legendären COTTAGE CLUB von DJ OLIVAREZ, LITTLE JOHN & TOM HEISS geboten. Neue Saison – neue Clubreihe… am 18. September startet „Weil ich ein Mädchen bin“ sein Debüt, eine Party von Mädchen für Mädchen … aber auch für die Boys mit Musik aus allen Richtungen und vielen Goodies für die Ladies unter uns. Das letzte Septemberwochenende teilen sich die Eventreihe AREA 3100 und BEATPATROL back in Club, wo uns niemand

200x1

Geringerer als BLACK SUN EMPIRE erwarten wird.

Ein Highlight-Geheimtipp für diesen Herbst wird auch schon verraten. PAUL KALKBRENNER himself rockt nämlich das Warehouse am 22. Oktober. Wer der gute Herr ist, braucht wohl nicht mehr erklärt zu werden, Hits wie „SKY AND SAND“ oder „ARON“ verraten mehr als tausend Worte!!! Ebenso wird’s ein Warehouse Auswärtsspiel in den Kremser Österreich Hallen am 23. und 25. Oktober mit RUSSKAJA,

DIRTYPHONICS, VIENNA CALLING uvm. geben.

M

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MFG SZENE

Clemens Haipl sucht das Glück

Mit iPhone und im Cabrio am Jakobsweg

TEXT: Althea Müller Foto: Ingo Pertramer

Am 19. Oktober kommt das österreichische Allround-Talent Clemens Haipl nach St. Pölten, um aus seinem aktuellen Buch „Sind wir bald da?“ zu lesen. Grund genug, um den Kabarettisten, Kolumnisten, Zeichner, Schauspieler, Moderator (Projekt X u.a.), Autor (z.B. Sendung ohne Namen) und Musiker zum Interview zu bitten und schon mal vorab über seine niedergeschriebene Suche nach dem Jakobsweg auszufratscheln. Ihr Buch zeigt ja sehr schön Ihren ganz persönlichen Jakobsweg – vom kettenrauchenden, biertrinkenden Künstler hin zur Geburt des ersten Kindes. Ja. Ein Kind zu bekommen ist doch das Wichtigste, was man als Erwachsener machen kann. Ich bin jetzt doch schon 41, davor war ich mein Leben lang ein Jugendlicher im erwachsenen Körper. Somit war die Geburt meines Sohnes natürlich ein riesengroßer Schritt für mich!

„Sind wir bald da?“ liest sich so, als hätten Sie Tag für Tag daran geschrieben. Teilweise habe ich mir Notizen gemacht, teilweise regelmäßig mitgeschrieben, vieles habe ich natürlich maßlos übertrieben. Aber so bin ich: Ich mache mir einfach Gedanken, verstelle mich nicht. Die JakobswegGeschichte habe ich darum auch nie so auf die tatsächlichen Ortschaften beschränkt gesehen: Ich glaube halt nicht, dass einem der liebe Gott nur auf dem Santiago de Compostela erscheint.

Wir finden auch so einige Spitzen auf Society, bestimmte Vereine oder Lokalitäten. Kommen da böse E-Mails? – 68 – MFG


Also ich hab zufällig letztens jemanden vom Fi-

ist, oder? Fakt ist doch nur, es schmeckt mir –

schereiverband getroffen, der war sehr freund-

oder eben nicht! Also was immer sich die Leute

lich zu mir – also dürfte er das Buch noch nicht

bei mir rausnehmen, soll mir recht sein, selbst,

gelesen haben. Ansonsten, dass ich mich im-

wenn sie mich nur für einen deppaden Mittel-

mer wieder mal so ein bisschen über die Me-

schüler halten – nur ganz egal sollte es Ihnen

dienbranche lustig mache – also das ist eigent-

möglichst nicht sein.

lich wurscht. Es kennen mich sowieso alle.

Vokabeltest von Primadonna „Hallo Schatz! Fällt dir etwas an mir auf? Ich hab heut einen Gutschein für ein Tages-

Wie waren die Reaktionen bis jetzt?

Sie machen Ihr Ding.

Make-up eingelöst!“ Mein Liebster mustert

Weil ich nichts andres kann.

mich und antwortet kritisch: „Gibt’s denn auch ein Wochen-Make-up?“

Durchwegs positiv. Einzig neutral bis negativ

Nein, ganz ehrlich, das ist wirklich gesche-

vereinzelt, aus jener Ecke, von der ich mir eher

Nachdem Sie bald zu einer Lesung kommen – Stichwort St. Pölten.

Positives erwartet hätte, also von Medien, die

Ist natürlich großartig. Mitte der 80er gabs ein

kung der Red.: Abend-Make-up)!! Gut,

eher FM4-lastig, linksliberal, aufgeschlossen

Schlüsselerlebnis: Ich ging als Austauschschü-

Mann muss nicht alles wissen, aber dass

und so sind. So gab es da Feedback à la „Die

ler für ein halbes Jahr nach Amerika und war

die T-Zone der Frau nicht unbedingt etwas

Ortschaften sind ja gar nicht richtig beschrie-

fest überzeugt, dass Wien die Hauptstadt von

mit Sex zu tun hat und ein Concealer nicht

kam es erstaunlicherweise, wenn auch nur

ben!“ bis hin zu „Es fehlt der

philosophische

Hin-

tergrund.“ Ich meine, wie kann man bei einem Buch von mir, das auch mit passendem Klappentext ausgestattet ist, ernsthaft davon ausgehen, ich würde einen Reiseführer schreiben?

hen! Keine Ahnung vom Pendant (Anmer-

NÖ ist. Dann kam ich zurück

19.10.2010, 19:00 Uhr – Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek Clemens Haipl liest aus „Sind wir bald da? Clemens Haipl sucht den Jakobsweg“ (Residenz Verlag). Fachhochschule, Bibliothek.

– und es war St. Pölten.

Traumatisch, fast. Oder? Ja. Dramatisch.

Sie haben einmal eine Misttonne gespielt, Ich habe gelesen, man soll Sie nicht danach fragen.

Matthias Corvinus-Straße Aber was die PhiloZig Sendungen, einige Filme, 15, 3100 St. Pölten. Bücher… und hängen bleibt sophie angeht, fand nur die deppade Mülltonne. ich Ihre „großen Weisheiten“ sehr amüsant (z.B. „Nachher ist man immer klüger“, Anmerkung). Ich will damit andeuten, dass Ihre Lesung wohl nicht nur eine halbe Stunde Ja, die Grenzen zwischen sich lustig machen runterradeln, aufstehen und gehen ist... und Ernst sind sehr fließend. Und oft weiß ich

der neue Film mit Jude Law ist, dass darf

ja selbst nicht, ob es jetzt zum Lachen oder

Nein! Kommt natürlich auf die Stimmung an,

man doch wohl voraussetzen, oder?

Weinen ist. Ich glaube, Leute – respektive vor

aber man darf mit Überraschungen rechnen.

Dabei musste ich aber bei der Recherche für diese Kolumne erkennen, dass es sogar

allem Journalisten – nehmen Dinge gern so, wie

bei den Grundbegriffen hapert.

ein und denselben Text marketingtechnisch

Haben Sie abschließend eine exklusive Haipl-Weisheit fürs MFG?

als philosophisch und hintergründig verkaufen

Eine Haipl-Weisheit fällt mir so spontan grad

ditioner? Lippenstift ja, aber Mascara –

– oder als Satire. Ich persönlich finde da aber

keine ein, aber eine vom Mundl. Es klopft an

„Hm – ist das nicht ein Kirschrum?“ Nein,

den folgenden Vergleich passend: Wenn mir im

der Tür und der Karli Sackbauer sagt zum Ed-

ist es nicht!

Gasthaus das Schnitzel nicht schmeckt, frag

mund: „Der was nicht zuhause ist, der macht

Zugegeben, bei manchen Proben, die sich

ich den Koch ja auch nicht, ob das sein Ernst

auch keine Tür nicht auf…“

in sämtlichen Frauenzeitschriften befin-

man sie Ihnen präsentiert. Man kann darum

Shampoo geht noch, aber was ist ein Con-

den, muss auch ich schon mal nachdenken, wohin ich mir das Zeug schmieren soll: Anti-wrinkle, Gel creme apaisant, flash

Zum Buch

Jakobsweg is everywhere, eigentlich – darum kann die Suche nach Gott und dem Sinn des Lebens nicht nur in Spanien, sondern auch in Wien, Kärnten, Vorarlberg, im Kaffeehaus, auf der Bühne, im Zug oder Mazda Cabrio, beim Zigarettenrauchen oder sogar dann geschehen, wenn man Magendarmbeschwerden oder ein Kastl zu montieren hat. Clemens Haipl und seine Frau fahren tapfer die St. Jakobs Österreichs ab, bevor er mit seinem Freund doch noch in Spanien und da dann bis zum Knie in Kuhscheiße und Verzweiflung endet.

retouche – wie? Und beim Gegentest meines Liebsten schnitt ich auch nicht gerade überzeugend ab: Was ist ein Turbo? Mir egal, aber schalt ihn mal im Bett ein! Wo gibt’s einen Langhub? Na hoffentlich in deiner Hose! Nein, geneigter Leser, diese Kolumne bleibt tief und zotig und steigert sich sogar noch! Denn auf die Frage: „Hast du meine neue 24h Feuchtigkeitscreme gesehen?“ ,meinte Mr. Turbo-Langhub nur schelmisch: „Aber Schatz, die hast du doch nicht notwendig…!“

– 69 – MFG


TEXT: MichaEl REibnagEl FoTo: EPsilon

MFg sZEnE

sTP’s haRD boYs Seit mittlerweile fast sieben Jahren treiben die fünf Herren von Epsilon ihr Unwesen in heimischen Metalgefilden. MFG plauderte mit Bassist Mecki über eine der härtesten Bands der Stadt. „Gegründet wurde Epsilon im Herbst 2003 als Proberaumprojekt. Seit-

Fragt man nach den musikalischen Einf üssen der Band, landet man

her gab es einige Besetzungswechsel, seit 2009 spielen wir aber in die-

rasch – welch Überraschung – bei Thrash und Death Metal. „Der Musik-

ser Besetzung“, so Mecki. In den letzten fünf Jahren war man auch live

geschmack der Bandmitglieder geht aber generell weit auseinander. Ge-

f eißig unterwegs und bewies im Zuge von beachtlichen 60 Auftritten

rade dadurch entsteht diese ganz eigene Epsilon Mischung“, wie Mecki

vor allem eines: Epsilon ist eine Livemacht!

erklärt. Andere Bands spielen keine Rolle. „Wir wollen ja nicht kopieren!“

gUTE MischUng. Zur aktuellen Besetzung hat man erst im Laufe der Jahre zusammengefunden. Gitarrist Jorgo ist seit 2003, also von Anfang an mit dabei. 2004 folgte 6-Saiter Kollege Freaky. 2005 stieß Mecki zur Living Office* | St. Pölten

Band, der für den Bass und den Background Gesang zuständig ist. Sänger Krise folgte 2007 und 2009 kam Schlagzeuger Daniel mit an Bord. „Mit der derzeitigen Besetzung sind wir extremst glücklich und es gibt keine Probleme“, freut sich Mecki. Wenn man die Band nach ihren bisherigen Highlights fragt, dann nennen sie Gigs mit Größen wie Obituary, Biohazard oder Graveworm. Auch einige Festivalshows beim Kaltenbach Open Air oder beim Metalcamp fallen eindeutig unter die Rubrik „besonders“. Live war man weiters, neben Österreich versteht sich, in Deutschland, Holland, Slowenien und Ungarn unterwegs. Und wie geht’s weiter? „Derzeit ist die Arbeit am Album, das 2011 erscheinen soll, in vollem Gange. Um genau zu sein, arbeiten wir gerade am Songwriting und suchen ein Label, die Demo CD ist bereits fertig“, verrät Mecki. Der geneigte Metalfan darf in Bälde also einiges erwarten von den fünf harten Jungs! Mehr Infos f ndet man unter www.epsilonmusic.at bzw. www.facebook.com/epsilonthrash.

DI Jens de Buck, Stadt- und Verkehrsplanung

sTP METal WEEKEnD 2010.

Obwohl Epsilon heuer erstmals nicht

beim STP Metal Weekend dabei sind, wird trotzdem die Post abgehen. Nicht weniger als 12 heimische Bands werden am 17. und 18. Septem-

, fertig, los!“

dale Wir sagen: „In die Pe

ber über die Bühne des Frei.Raums donnern. Heuer als Headliner dabei:

rofi oder Freizeitviel Spaß. Ob Radp macht obendrein ege warten darauf, gesund, hält fit und los. 179 km Radw Fahrradfahren ist el und radeln Sie ehrsplanung. Sie Ihren Drahteses ln Verk satte und – ttler Stad spor wir. Ihre en. Dafür sorgen befahren zu werd r 02742/333-300 0 des Magistrats unte erservice-Hotline lten Sie bei der Bürg Weitere Infos erha at .st-poelten.gv. oder unter www

The Sorrow und Perishing Mankind. Außerdem: Trashcanned, Heathen Foray, Days Of Loss, Desiccated, Devastating Enemy, Prosperity Denied, Harmanic, Catastrofear, Schwarzkristall und Katjuscha. Infos: www.myspace.com/stpmetalweekend – 70 – MFG


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Alles andere ist Spielzeug.


Die Königin der Dirndln

Es ist wieder soweit – Ende September wird im Rahmen des Dirndlkirtages, heuer in Rabenstein an der Pielach, die neue Dirndlkönigin gekürt. Die derzeit amtierende „Königin des Dirndltals“ muss ihr Krönchen weitergeben. Wie sie die letzten zwei Jahre als Dirndlkönigin verbracht hat und was es mit der Dirndl auf sich hat, erzählt sie uns ganz privat.

Es ist ein strahlend warmer Mittwochvormittag im Pielachtal, auch

Oder eine andere Frage war, wie das Schnapsbrennen funktioniert.“ Ob

Dirndltal genannt. Wir sind mit der wohl einzigen Dame verabredet, die

sie das auch beherrscht? „Ja, in der Theorie schon“, lacht sie. Spätestens

zu dieser Zeit eine Krone am Kopf tragen kann, ohne schief angesehen zu

jetzt wissen wir, dass Daniela auch das letzte Kriterium erfüllt: Sie ist eine

werden. Das Café Bachinger in Kirchberg an der Pielach ist bis zum letzen

redegewandte Frau. Die Freude an öffentlichen Auftritten fehlt ihr auch

Platz gefüllt. Die Gäste schlürfen ihren Morgenkaffee oder schlemmen

nicht: „Ich habe kein Problem damit, dass ich immer im Mittelpunkt stehe.

ein leckeres Eis aus dem großen Eissortiment. Eine Frau sticht aus den

Ich mache das gerne!“

Gästen heraus – in voller Tracht und Pracht empfängt uns die Dirndlkönigin. Eine Besucherin aus dem Café kommt an den Tisch und erkundigt

Der Königin neue Kleider.

sich nach ihrem Wohlbefinden. „Die Leute grüßen mich auf der Straße und

kommt man überhaupt dazu, Dirndl-

fragen mich, wie es mir geht“, erzählt sie. „Sie sind alle so nett. Dabei

königin zu werden? „Ich selbst wäre ja

kenne ich die meisten gar nicht.“ Daniela Mitterer ist 17 Jahre alt und

nie auf die Idee gekommen, aber der

kommt aus Frankenfels. Sie ist bereits die 3. Dirndlkönigin. Mit 15 wurde

der Obmann-Stellvertreter vom Tou-

sie für zwei Jahre für dieses Amt gewählt, obwohl das Mindestteilnah-

rismusverband Pielachtal ist an mich

mealter eigentlich 16 Jahre beträgt. Aber abgesehen davon entsprach

herangetreten und hat gesagt, ich soll

sie allen anderen Voraussetzungen zur Kandidatur. „Ich komme aus einer

mich aufstellen lassen, da sich nicht

Landwirtschaft, und eine der Teilnahmebedingungen ist, dass man zumin-

viele Mädchen beworben haben. Und

dest einen Bezug dazu hat“, erklärt Daniela. Auch über die Dirndl weiß

ich hab dann einfach gesagt: ‚Na gut,

sie Bescheid. „Bei der Wahl wird das Wissen über das Dirndltal abgefragt.

ich mach’s!’ Für mich war’s eher eine

Wie

Es gibt einen schriftlichen Test sowie eine mündliche Prüfung vor einer

Gaudi und ich habe es nicht ganz ernst

Fachjury aus dem Pielachtal. Ich wurde z.B. gefragt, was ich Touristen sa-

genommen und schon gar nicht damit gerechnet, dass ich dann wirk-

gen würde, wenn sie fragen, was man im Pielachtal unternehmen kann.

lich den Titel bekomme.“ Daniela erinnert sich an den Moment, als sie

–72 – MFG


MFG ADVERTORIAL nur mehr zu zweit auf der Bühne standen. „Als ich dann meinen Namen hörte, war ich überwältigt. Damit hätte ich niemals gerechnet. Es war ein

Unterwegs im Dirndltal

sehr schöner Moment.“ Seither sind knapp zwei Jahre vergangen, in de-

■ Mariazellerbahn: Österreichs längste Schmalspurbahn durch das Pielachtal ■ Naturpark Ötscher-Tormäuer: Erstreckt sich rund um den 1.893 m hohen Ötscher mit tiefen Schluchten, außergewöhnlichen Orchideen und weiten Almböden; Puchenstuben, Tel.: 02726 / 238 ■ Nixhöhle: 1.410 m lang, 70 m Höhenunterschied. Mit sehenswerten Tropfsteingebilden aus schneeweißer Bergmilch; Frankenfels, Tel.: 02725 / 245 ■ Ruine Rabenstein: Auf einem Felsplateau in 495 m Seehöhe genießt man einen weiten Ausblick nach Süden bis hin zum Ötscher; Rabenstein an der Pielach, Tel.: 02723 / 2250 ■ Steinschaler Naturgärten: Vorzeigegärten für naturnahe Gartenbewirtschaftung nach Permakultur-Prinzipien und Zentrum der Kräuterkultur; Rabenstein an der Pielach, Tel.: 02722 / 2281 ■ Therapeutisches Kletterzentrum Weinburg: Auf 700 m² befinden sich 220 Vorstiegsrouten, Hochseilklettergarten, Boulderbereich, u.v.m.; Weinburg, Tel.: 02747 / 21 972 - 11 ■ Dschungelparcours Ober-Grafendorf: Erlebnis- und Abenteuerpark direkt am Ebersdorfer See, Hochseilgarten in 6-8 m Höhe; Ober-Grafendorf, www.dschungelparcours.at

nen sie bei insgesamt 90 Veranstaltungen als Dirndlköngin im Einsatz war, darunter der Dirndlkirtag, das Mostfest in Stift Melk oder diverse Bauernbälle. „Da bin ich dann oft bei der Mitternachtseinlage dabei oder als Glücksengerl bei der Tombola tätig.“ Das raubt natürlich auch viel Freizeit, worin Daniela auch einen der Gründe sieht, wieso sich so wenige Mädchen bewerben. „Heuer erhält die Gewinnerin ein Leasingauto. Das gab es zu meiner Zeit noch nicht. Damit versucht man einen Anreiz zu schaffen, sich zu bewerben.“ Wir stellen die Vermutung an, dass vielleicht auch das Tragen einer Tracht für viele Jugendliche abschreckend ist, da nicht en vogue. „Das stimmt nicht. Viele Jugendliche tragen hier gerne eine Tracht, sowohl Dirndln als auch Lederhosen. Vor allem bei den Mädchen findet das Dirndl immer mehr Akzeptanz, da es mittlerweile ja auch schon kurze gibt,“ stellt Daniela klar. Sie selbst trägt eine maßgeschneiderte Tracht – das sogenannte „Pielachtaler Dirndl“. Für das gesamte Stylingprozedere vom Duschen bis zum Anstecken der Krone braucht sie ca. eine Stunde. Nicht länger? Wir sind überrascht. Dann zeigt sie uns ihren Halsschmuck, der auf den ersten Blick hin wie eine rote Perlenkette aussieht. „Das ist die Dirndlkette, auch ein typisches Modeaccessoire aus dem Pielachtal. Sie wird aus den Dirndlkernen gefertigt. Meine ist rot angemalt, es gibt aber auch andere Ausführungen,“ erklärt Daniela und führt uns in den Nebenraum des Café’s, den sogenannten „Dirndlshop“.

Alles rund um die Dirndl. Neben dem Dirndlschmuck entdecken wir

dere daran.“ Zu den beliebtesten Produkten zählen der Dirndl-Brand, der

die verschiedensten Produkte made

Dirndl-Likör, die Dirndl-Marmelade oder der Dirndl-Sirup. Letzterer wird

of „Dirndl“ – das Marketingzeichen

auch gerne mit Sekt zum so genannten „Dirndl-Sekt“ gemischt, wie uns

vom Pielachtal. Dabei handelt es sich

die Dirndlkönigin erklärt. „Der ist besonders bei Frauen sehr beliebt.“ All

um eine Kornelkirsche, die auf bis zu

diese Köstlichkeiten werden am Pielachtaler Dirndlkirtag präsentiert und

acht Meter hohen Sträuchen, die wie-

verkostet.

derum ein Alter von bis zu 450 Jahren

„Da gibt es viele verschiedene Stände von den Bauern aus dem

erreichen

Ende

Pielachtal, die verschiedenste Dirndlprodukte präsentieren,“ schildert

März, Anfang April blühen die Dirndl-

Daniela. „Auf der Bühne findet auch immer Programm statt, z.B. Dirndl-

sträucher in voller Pracht, im Spätsom-

kernweitspucken, eine Modenschau oder auch Musikgruppen treten

mer bis Herbst werden die bis dahin

auf.“ Heuer findet erstmals eine Pielachtaler Edelbrandprämierung zum

rot gereiften Dirndln geerntet.

„Goldenen Dirndltaler“ statt. Zu den Highlights zählt dieses Jahr weiters

können,

wachsen.

„Die Ernte ist recht aufwendig, da man unter die Stauden Netze legen

die Krönung der neuen Dirndlkönigin. Das ist dann der Moment, in dem

muss. Jeden Tag müssen dann die abgefallenen Früchte aufgeklaubt

Daniela die Krone an ihre Nachfolgerin übergeben muss.

werden,“ erklärt uns Daniela und erweist sich somit als wahre Dirndlex-

Ihr Resümee? „Es waren zwei sehr schöne Jahre. Ich hatte eine wunder-

pertin. „Die Frucht schmeckt süß, aber auch sauer – das ist das Beson-

bare Zeit, die ich nicht missen möchte.“

Pielachtaler Dirndlkirtag, 25./26. September 2010, Rabenstein a. d. Pielach Rund 50 Aussteller präsentieren am Standlmarkt Kulinarisches und Handwerkliches rund um die Dirndl, u.a. Dirndlbowle, Dirndlwein, Dirndltorte, Dirndlschmuck, Dirndltrachten u.v.m. Neben dem Standlmarkt und der musikalischen Umrahmung sorgt ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm für Unterhaltung: ■ Dirndlmodenschau ■ Dirndltaler-Beachvolleyballturnier ■ Dirndlkernweitspucken ■ Pielachtaler Edelbrandprämierung ■ Dirndldisco im Dirndltalstadl ■ Krönung der neuen Dirndlkönigin ■ Rekordversuch „Die längste Dirndl(kleid)kette der Welt“ ■ Dirndlsprint

Infos unter: www.pielachtal.info

– 73 – MFG


wie funktioniert lasertron?

Ähnlich wie bei traditionellen Sportarten wie Fußball oder Eishockey wird das Spielfeld bzw. die Sportarena in zwei Felder geteilt, auf welchen zwei Teams spielen, die gemeinsam gegeneinander antreten. Ziel ist es bei dieser Mannschaftssportart ein Maximum an Punkten zu sammeln, indem man vom gegnerischen Spieler unentdeckt in dessen Spielfeld gelangt und dort mit dem am Spieler fixierten Phaser auf virtuelle Art und Weise die gegnerische Basis markiert. Dieses Spiel wird in Einheiten innerhalb von 30 Minuten gespielt. Da es sich um eine Teamsportart handelt, scheidet auch keiner der Spieler während einem Spiel aus. Man kann ohne Probleme als Einzelperson mitspielen, d.h. es sind keine Gruppenbuchungen notwendig. Man reserviert entweder über die Website www.lasertron.at – oder man schaut einfach im Center vorbei und löst ein Ticket. Lasertron ist absolut familienfreundlich und ist für Kinder ab 7 Jahren bzw. 110cm Körpergröße gedacht. Trittsichere, flache Schuhe sind notwendig (keine Absätze, keine Flip-Flops, etc).

...war ein ganz tolles erlebnis, meine halbwüchsigen jungs wollen in zukunft jegliche festivitäten bei euch feiern... absolute suchtgefahr! muss ich auf jeden fall wiederholen....*

*)Die Meinungen unserer ersten Testspieler über NXP Lasertron

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In St. Pölten steht Europas einziges Family Entertainment Center mit Lasertron! Immer mehr Menschen von jung bis alt entdecken den bis dato unbekannten Cybersport, eines verbindet alle Erst-Spieler: „Ich konnte mir nichts drunter vorstellen – dafür bin ich jetzt begeistert“, so der Tenor der Lasertron-“Absolventen“. Was macht NXP LasertroN aus? Als „echtes“ Family Entertainment

telbarer Nähe locken der Ratzersdorfer Badesee bzw. die Viehofner Seen

Center bietet es vier Attraktionen unter einem Dach. Das Highlight für je-

mit den umliegenden Naherholungsgebieten. Trainingsstätten rund um die

den Besuch bietet definitiv Lasertron! Ergänzt wird das Angebot durch

Landessportschule, die Eislaufhalle, das geplante Fußballstadion und der

zwölf top-moderne Bowlingbahnen von Brunswick, sechs davon mit Kin-

Kinotempel Hollywood Megaplex sorgen für spannende Freizeitziele in un-

derbanden. Eine großzügige Billard-Zone mit zehn Pool-Tischen sowie ein

mittelbarer Nachbarschaft. NXP Lasertron verfügt über eigene Parkflächen.

familienfreundlicher Sportautomaten-Bereich sowie Drinks und Snacks

Der Eingang liegt direkt am Haupt-Zugangsweg zum Ratzersdorfer Badesee.

ergänzen die Attraktionen. Oberstes Gebot für NXP Lasertron ist die Familienfreundlichkeit des Spielbetriebs. Das Center bettet sich ideal in die

Wie kaNN ich mir eiN BiLd macheN?

sportliche Freizeitinfrastruktur des Ratzersdorfer Badesees ein.

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Sie laufend News über www.facebook.com/nxplasertron. Schauen Sie einNXP Lasertron liegt direkt am Ratzersdorfer

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Badesee in der Bimbo Binder Promenade 15. Der Standort (früher als „Me-

Donnerstag und Freitag ab 16:00 Uhr, Samstag und Sonntag ab 13:00 Uhr,

gafun“ bekannt) grenzt an den revitalisierten Campingplatz an. In unmit-

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MFG SPORT TEXT: THOMAS SCHÖPF FOTO: ZVG

DIE CURLING -ELITE KOMMT NACH ST. PÖLTEN

Anfang Oktober wird die Zahl der Österreichischen Curling-Bahnen für drei Tage verdoppelt. Die Union St. Margarethen (Niederösterreichs einziger Curling-Klub) lädt zum Turnier in St. Pölten und wünscht Teams aus mehreren Ländern (wie etwa aus der Schweiz, in der es 173 Klubs gibt) „Gut Stein“. Der einzige Curling-Eismeister Österreichs, Andreas Unterberger aus Kitzbühel, präpariert die Bahnen. Sie

sind eine verschworene Gemeinschaft von jung und alt, beiderlei

St. Margarethen in der Bundes-Sportorganisation (BSO) aufgenommen

Geschlechts. Rund 35 an der Zahl, 25 davon recht aktiv und sie wün-

und 1989 im Österreichischen Curling Verband. Landesmeister werden

schen einander „Gut Stein“– die Spieler vom 1. NÖ Curlingclub Union St.

die St. Margarethener immer, sonst gibt’s ja auch keinen anderen Klub in

Margarethen. Präsident Herbert Planer trifft sich mit seinen Kollegen in

Niederösterreich. Ausgetragen werden die NÖ-Landesmeisterschaften

der Wintersaison jeden Montag zum Training auf dem Eislaufplatz der

immer in Kitzbühel, wo die einzigen genormten Bahnen Österreichs zu

Naturfreunde St. Pölten. In St. Margarethen und Umgebung, wo die mei-

f nden sind. Staatsmeister wurden die St. Margarethener (Harald Fendt,

sten Mitglieder herkommen, gibt’s kein Eis. Jenes in St. Pölten gehört

Andreas Schlögel, Peter Mondl und Karl Schlögel) 2006 auch schon (na-

erst gehörig präpariert. „Das machen wir selber“, schildert Planer, „da

türlich in Kitz) und durften Österreich bei der EM 2003 in Courmayeur

müssen Tröpfchen nach dem Gießkannenprinzip aufgetragen werden,

und bei der EM 2006 in Basel vertreten. „In der Schweiz ist es über-

damit auf dem Eis ein Film entsteht und der Stein richtig curlt.“ Da der

haupt toll“, erzählt Planer, „dort hast du bei Curling-Turnieren manchmal

knapp 20kg schwere Stein (ausschließlich aus schottischem oder wali-

bis 6.000 Zuseher in der Halle.“ In der Schweiz sind über 8.000 aktive

sischem Granit) unten eine runde geschliffene Form hat, kann man ihm

Spieler gemeldet, in Schottland rund 15.000 und in Kanada sogar über

vor dem Loslassen einen Schnitt mitgeben und er beschreibt dann eine

800.000. In Österreich gibt es sieben Klubs.

parabelförmige Kurve – er curlt. Die Kollegen wischen mit dem Besen

Anfang Oktober treffen sich aber alle in der Eishalle der NÖ Sportwelt

vor, das Eis taut kurzfristig an, auf dem Wasserf lm verliert der Stein we-

St. Pölten. Denn dann trägt die Union St. Margarethen ihr alle zwei Jahre

niger Energie und sein Lauf kann ein bisserl gelenkt werden.

stattf ndendes Turnier aus. Neben den heimischen Teams kommen auch

Von idealen Trainingsbedingungen kann bei den Naturfreunden freilich

noch welche aus der Schweiz, Italien, Tschechien, Slowakei, Slowenien,

nicht die Rede sein. „Wegen der Eisläufer ist das Eis zu rau. Durchs runde

Kroatien, Deutschland, Ungarn und Russland. „Durch unsere Auslands-

Laufen ist es auch nicht wirklich eben“, erklärt Planer. In Österreich gibt

reisen – wir waren zum Beispiel schon in St. Gallen, Prag, St. Petersburg

es nur einen Ort, an dem man perfekt Curling spielen kann, und zwar in

und Moskau – haben wir schon viele Kontakte knüpfen können“, sagt

Kitzbühel. Dort wird seit 1908 gecurlt. 1955 wurde der Kitzbühel Curling

Planer. Die Bahnen richtet der einzige „Curling-Eismeister“ Österreichs

Club (KCC) gegründet. Und weil Planer und Co. in den 80er-Jahren ein-

Andreas Unterberger her. Der kommt (wenig überraschend) aus Kitzbü-

mal beim Skiurlaub in Kitzbühel keinen Schnee vorfanden, f ngen sie in

hel. Zwei Tage dauert die Präparierung, gecurlt wird dann drei Tage, von

der dortigen Halle zum Curling spielen an. 1987 gründeten Planer, Franz

1. bis 3. Oktober. Der Eintritt ist frei.

Fendt aus Haindorf und Co. den 1. NÖ Curlingclub. 1988 wurde die Union

Nähere Infos gibt es im Internet unter www.curling.at.

– 76 – MFG


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Zum Hören

Manshee, mikeSnare, Knolli, DJan(n)e, Rob.STP, Gitsche (von links nach rechts)

yaabafunk

senior

Klingt für unsere Ohren wohl schon leicht unorthodox, was sich die beiden einfallen haben lassen, um ihrem Leftfield-geschwängerten Electronic Sound einen Namen zu geben. „Senior“ ist das Pendant zum letzten, energiegeladenen Album „Junior“. Der tiefere, introvertiertere und atmosphärischere Sounds des neuen Albums ist keinesfalls minder langweilig als sein Vorgänger, sondern verlangt einfach intensiveres Zuhören.

afrobeast

Brixton, Südlondon: Schmelztiegel vieler Ethnien, Kulturen und kreativer Köpfe. Yaabafunk präsentiert auf ihrem Debutalbum voll Leben pulsierende afrikanische Hi-Life und AfrobeatNummern mit knackigen Bläsersätzen und politischen Texten (ohne Fela Kuti-Plagiarismus-Verdacht!). Eine starke erste Visitenkarte des zehnköpfigen Ensembles: The Lion doesn’t sleep tonight.

The holmes Brothers

DJ Fresh

Feed my Soul

Kryptonite

Das von der Joan Osbourne produzierte Album glänzt mit einem facettenreichen Mix aus Blues, Country, Gospel, Soul, Rythm’n’Blues, Rock und Balladen. Die Songs sind von Mastermind Wendell Holmes Kampf gegen den Krebs, den er schließlich besiegte, hörbar gekennzeichnet. Die Texte beziehen sich auf aktuelle gesellschaftliche Vorgänge, die stimmlichen Qualitäten geben den Nummern ihre eigene Note. Absolut hörenswert!

Neues Album von Dan Stein, dem ehemaligen Mastermind von Bad Company und zweifellos einer der bedeutendsten Protagonisten des Genres. Man könnte kritisieren, dass 4 von 10 Tracks des Albums schon länger erhältlich sind und somit nicht so viel Neues dabei ist. Trotzdem ist das vorliegende Werk ein abwechslungsreicher Longplayer: Hands-in-the-Air Anthems und solide Tracks, die die Vielseitigkeit im Drum&Bass zur Geltung bringen.

Zum Schauen

Zum Spielen

Manshee, Dali Koljanin

der kleine nick

Markus Waldbauer

mafia II

17th Boulevard C.A.T.H.Y.

Man nehme zwei der besten D&B Produzenten des Landes und stecke sie in ein Studio mit einem der besten nationalen Rocksänger. So geschehen beim Debut-Album von 17th Boulevard. Unter diesem Namen verbergen sich Robert Stefan/Michael Willer (Body&Soul) und Marcus Smaller (3 feet smaller), denen es auf beeindruckende Art und Weise gelungen ist, eine einzigartige Symbiose aus Indie-RockElektro-Drum-and Bass zu erschaffen.

kelis

flesh tone Die bislang in der R&BSchublade aufgehobene Kelis überrascht mit ihrem 5. Studioalbum ganz famos! Der Labelwechsel hat sich ausgezahlt, der neue Plattenvertrag ermöglichte spannende Kooperationen – vor allem mit Produzent Will.I.Am von den Black Eyed Peas – und Star-DJ Benny Benassi setzte die verruchte Soulröhre der US-Sängerin brandneu in Szene. Besonders einnehmend, weil in dieser Kombi selten gehört: Acapella!

Zum Lesen

H. Fahrngruber, W. Hintermeier

matthew b. crawford

laurent jirad

2k czech

ich schraube, also bin ich

Der kleine Nick hat einen schrecklichen Verdacht: Seine Eltern wollen ein neues Kind bekommen und ihn wie den Däumling aus dem Märchen im Wald aussetzen. Doch Nick und seine Freunde sind schon groß genug, um diese furchtbare Tat zu verhindern. Die sensationellen Kinderdarsteller wirken wie aus dem Buch entsprungen.

Acht lange Jahre ist es her, als der erste Teil dieses cineastischen Actionthrillers auf den heimischen Bildschirmen Einzug hielt. Damals wie heute dreht sich alles um Raub, Erpressung, Mord und Totschlag sowie das Ziel, ganz nach oben zu gelangen. Die Geschichte erstreckt sich über 15 Episoden. Für alle Kleinkriminellen also ein gelungener Leitfaden.

In seiner Werkstatt repariert der promovierte Philosoph Matthew Crawford alte Motorräder. Der Klage über den Niedergang handwerklichen Könnens folgt ein schwärmerisches Plädoyer zur Ehrenrettung handwerklichen Schaffens. Wer das Händchen dazu hat, möge darin Freude und Vergnügen finden – Mechanik für Philosophen!

furcht und zittern

JOE DANGer

janet s. charles

kinga pietraszewska

hello games

mond über odessa

Philipp hat Panikattacken und Angst vor Menschenmengen. Die betrogene Hertha sieht rot und will ihren untreuen Ehemann erschießen. Doch statt des geplanten Mordes begeht sie irrtümlich einen Überfall, nimmt Philipp als Geisel und flüchtet. Für die unerschrockene Hertha und den angstgebeutelten Philipp beginnt eine Verfolgungsjagd quer durch Niederösterreich. Dahinter der Ehemann und dessen Polizeitruppe.

Dieses Geschicklichkeitsspiel, das es ausschließlich für die PS3 gibt, sorgt für jede Menge Spaß beim Zocken. Ähnlich wie bei Trials navigiert man hier sein Motorrad über, unter und durch Hindernisse. Der einzige Unterschied ist, dass hier Fehler schneller verziehen werden und man seine Stunts auf irrwitzige Art und Weise durchführen kann. Dieses hochgradig süchtig machende Minigame verdient es einfach erwähnt zu werden.

Junge, hübsche Frauen mit bester Ausbildung – ihnen muss eigentlich die Welt zu Füßen liegen. Doch leider ist das nur ein Traum, wenn man so wie Daria das Pech hatte, in der Ukraine geboren worden zu sein. Mühsam bringt sie sich und ihre Großmutter durch und muss sich auch noch der Avancen ihres Chefs erwehren. Kein Wunder, wenn ihr ein heiratswilliger Mann aus den USA wie der rettende Prinz erscheint.

– 78 – MFG

Fotos zVg.

RÖYKSOPP


HiGHLiGHt www.vaz.at

restart.tc after skate contest party

Wenn die Sturm- und Regenzeit die Festival Saison beendet, beginnt bei der restart.tc After Skate Contest Party am 2. Oktober der heiße Herbst. Auch dieses Jahr sorgen wieder hochkarätige Acts bei der größten Indoor Party des Landes für eine ausgelassene Stimmung. So konnten bereits die D’n’B-Größen Xample & Lomax aus England verpflichtet werden und Laserkraft 3D bringt den Partyhit 2010 „Nein Mann“ nach St. Pölten. Weiters mit dabei: Mono & Nikitaman, Pocket Rocket u.v.m.

2. oktober 2010

04. 09. – 10.10.

18. 09.

FIESTA LATINA

LEINEN LOS!

23. 09.

25. 09.

SZENE BUNTE WÄHNE

Beim Café-Publik „Leinen los“ Eröffnungsfest sind u.a. mit dabei: Luis Figueroa (The Loud Minority), Martin Eberle, Benny Omerzell, Manu May und Lukas König (Kompost 3), The Clonious Live!, Lichtfels (lames/bk). Support: ceen* visuals. Beginn: 21:00 Uhr, Eintritt: frei. Mehr Infos unter: www.festspielhaus.at/cafe-publik

Das SZENE BUNTE WÄHNE-Jubiläumsfestival: Vor 20 Jahren war die Idee im Waldviertel ein Theaterfestival, extra für Kinder und Jugendliche zu installieren mehr als ungewöhnlich. Mittlerweile reichen die Veranstaltungsorte bis nach Tschechien, und es findet ein reger Austausch zwischen der internationalen Theaterszene statt. Spielplan demnächst auf www.sbw.at

aussteLLunG

party

party

festivaL

NOEDOK GH KOLL

HÖFEFEST

18. 10.

DIE VILLA

GERHARD RÜHM

Zum bereits 16. Mal beleben Musik, Theater und Literatur die Höfe der St. Pöltner Innenstadt. Heuer u.a. mit dabei: Justus Neumann mit einem seiner seltenen ÖsterreichAuftritte, Isabel Karajan & Tricky Bridges 2, der österreichisch-afrikanische Geheimtipp Sekelela, der Hot Pants Road Club mit seinem musikalischen Funk- und Rock-Feuerwerk uvm.

Er ist einer der größten zeitgenössischen Künstler und auch mit 80 Jahren voll ruheloser Neugier und Erkundungslust. In der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts steht er auf einer Stufe mit H.C. Artmann oder Ernst Jandl. Im Cinema Paradiso gibt er gemeinsam mit seiner Frau Monika Lichtenfeld ein Sprechkonzert und spielt Chansons am Klavier!

fest

konZert

GH KOLL HÖFE INNENSTADT

CINEMA PARADISO

HOLMES BROTHERS

31.10. HALLOWEEN-LESUNG

Aktuell sorgen Sie mit „Feed My Soul“ für Furore - im Oktober gibt es dann ein Wiedersehen mit den Holmes Brother! Nach der Genesung von Wendell Holmes sind sie wieder in Originalbesetzung unterwegs. Ein genialer Mix aus schwärzestem Blues, himmelhochjauchzendem Gospel, gänsehauttreibenden Soul und einem Schuss Country-Rock wird erwartet.

Anlässlich des 50. Geburtstages von Neil Gaiman (u.a. Comicstexter, Songwriter und Schöpfer von „Coraline“ und „Sandman“) gestaltet Thomas Fröhlich gemeinsam mit den Perpetuum-Mimen Fritz Humer und Georg Wandl eine literarische Hommage an einen der erfolgreichsten Dark FantasyAutoren. Im Anschluss: Buchverlosung und Film „Cat People“.

konZert

Literatur

24. 10.

CINEMA PARADISO

Viel Vergnügen

Was erwartet einen bei der „Fiesta Latina“? Salsa, Speisen aus Lateinamerika, eine Cocktailbar und José Ritmo … und das Ganze natürlich Open Air! Doch selbst wenn der Wettergott nicht mitspielen sollte, wird die „Fiesta Latina“ am 18. September ohne Zweifel auch „indoor“ eine feurigheiße Party. Einlass ab 19:00 Uhr.

25. 09.

Fotos zVg.

DREIZEHN

Der Landesverband der NÖ Kunstvereine ist eine Dachorganisation, die derzeit 13 Kunstvereine umfasst. Er versteht sich als Interessensvertretung der bildenden Künstler und das Schaufenster des Landesverbandes ist das Dokumentationszentrum für Moderne Kunst, eine Plattform für Ausstellungen. Die ausstellenden Künstler sind auf www.noedok.at zu finden.

CINEMA PARADISO

– 79 – MFG

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