Der OÖ Jäger, N°158, März 2018

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ne tanken kann. Randlinien, wie sie im Übermaß durch den Käfer und den Sturm entstanden sind, kommen dem Rehwild derartig entgegen, dass es wahrscheinlich mit verkleinerten Territorien und mit einer verstärkten Reproduktion darauf reagiert. Unter normalen Bedingungen bekommt die Geiß meistens zwei Kitze, wobei das zweite Kitz nicht immer überlebt. Unter sehr guten Bedingungen ist auch mit Drillingen, zumindest bei der Geburt zu rechnen. Für Drillinge ausreichend Milch zu haben, ist eher selten der Fall. Wenn es zu Drillingen kommt, werden höchstwahrscheinlich nur zwei Kitze überleben. Die geänderten Lebensraumbedingungen werden vielerorts zwei gesunde Kitze mit sich bringen, denn die gute Äsung für die Milch ist vorhanden. Der Rehwildbestand in einem Revier, das heißt, die Rehwilddichte (wie viele Rehe leben in meinem Revier), ist in erster Linie vom Lebensraum abhängig. Die Rehwilddichte wird durch den Zuwachs, die Sterblichkeit und die Ab- bzw. Zuwanderung bestimmt. In den Schadgebieten ist höchstwahrscheinlich mit einem höheren Zuwachs, einer geringeren „natürlichen“ Sterblichkeit (ohne Büchse, Auto und Co) und einer Zuwanderung zu rechnen. Sprich, es befindet sich höchstwahrscheinlich mehr Rehwild auf der Fläche, als vor den Kalamitätsergeignissen (Wind und Käfer). Das Rehwild wird schon im heurigen Jahr, aber vor allem in den kommenden Jahren, auf die veränderten Lebensraumbedingungen reagieren.

Abschuss gestellt werden. Im Jahr 2018 muss vermehrt weibliches Wild erlegt werden. Es ist nicht unbedingt immer notwendig, mehr Rehwild zu schießen, aber es müssen mehr Zuwachsträger erlegt werden. Derzeit haben wir die bekannte Drittelregelung. Ein männliches Rehwild, ein weibliches Rehwild und ein Kitz; so verteilt sich der Abschuss. Dies ist auch prinzipiell der richtige Weg. Aufgrund der veränderten Situation aber nicht immer zielführend. Jetzt müssen unter Umständen mehr weibliche Rehe erlegt werden, um aufgrund des Zuwachses mindestens in der Dichte gleich zu bleiben. Veränderte waldbauliche Situationen verlangen eben auch veränderte jagdliche Strategien.

Gegenseitiges Verständnis, gemeinsame Ziele und Zusammenarbeit

Aus der Sicht des Waldbauers

Jagdausübung

Die von Wind und Käfern geschaffenen Freiflächen müssen einerseits rasch aufgeforstet werden, andererseits suchen wildlebende Tiere dort ihre Nahrung. Viele Mischbaumarten – wie Laubbäume oder Tanne – werden von Natur aus gerne verbissen, die gute Nährstoffversorgung von Pflanzen aus Forstgärten bewirkt einen zusätzlichen Verbissanreiz. Wie können nun Waldbesitzer und Jäger gemeinsam zur erfolgreichen Wiederbewaldung der durch Stürme und Borkenkäfer geschädigten Waldflächen beitragen?

Um das Aufwachsen der Aufforstungen, besonders auch der Mischbaumarten, ohne nennenswerte Beeinträchtigungen sicherzustellen, sind gegenseitiges Verständnis, rechtzeitige Abstimmungen und nicht zuletzt Zusammenarbeit zwischen Waldbewirtschaftern und Jägern notwendig. In vielen Fällen wird auf gefährdeten Flächen eine Absenkung des Wildstandes erforderlich sein. Eine umfassende Betreuung und Sicherung der aufgeforsteten Flächen bedarf aber zusätzlicher, aufeinander abgestimmter, forstlicher und jagdlicher Maßnahmen.

Aufforstungsflächen und deren Umgebung sind schwerpunktmäßig zu bejagen. Die jagdliche Zielsetzung ist danach auszurichten, auf diesen Flächen möglichst viele Stücke zu erlegen. Erfolgreiche Schwerpunktbejagung auf besonders gefährdeten Flächen bedeutet aber auch Zurückhaltung auf weniger gefährdeten Flächen. Falls in begründeten Einzelfällen die im Gesetz genannten Voraussetzungen vorliegen, kann auch von der Möglichkeit des Zwangsabschusses Gebrauch gemacht werden.

Die neu entstandenen Verhältnisse begünstigen die Tierart. Das Rehwild ist ein Drücker- und Schlüpfer-Typ. Die Folgen sind absehbar: Die Streckenergebnisse beim Rehwild werden viel schneller erreicht und der Wildeinfluss kann trotzdem über ein untragbares Maß hinausgehen. Auch die Fallwildzahlen könnten steigen. Es ist einfach mehr da, dies bedeutet auch, dass mehr abgeschöpft, also erlegt werden kann. Ein „Hinterherrennen“ von unerreichbaren Abschussplänen wäre fehl am Platz. Die Weichen müssen heuer beim

Bei idealen Bedingungen reproduziert Rehwild sehr erfolgreich und bekommt in der Regel Zwillings- und Drillingskitze.

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