Abseits des Reviers.
Wildbret ist nicht genug
weist einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren auf und leistet unter anderem gute Dienste als Zugsalbe. Und sogar Fuchsschmalz erweist sich als überaus vielseitig, es kann bei Er-
frierungen, Krampfadern oder Bindegewebsschwächen hilfreich sein. Das sind nur einige der vielfältigen Anwendungsgebiete für Wildtierfett! Heilende Salbe, Hautcreme, Lippenbalsam, Deo, Insektenschutzmittel - mit der richtigen Rezeptur und ein wenig Zeit und Geduld erweist sich das heimische Wildtier als medizinischer Allrounder. Traditionelles Wissen kann die moderne Medizin hier sinnvoll ergänzen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Herstellung sind hygienische Verarbeitung und sorgfältige Verwahrung des Produktes. Die Tirolerin Barbara Hoflacher hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses althergebrachte und fast vergessene Wissen zu sammeln und im Rahmen verschiedener Jagdmessen, Kursen und Seminaren weiterzugeben, um es so zu bewahren (für Interessierte: www.heilpflanzen-schule.at). Die bestmögliche Verwertung unseres heimischen Wildes bedeutet auch gleichzeitig eine hohe Form der Wertschätzung. Das ist Tradition, die man sich bewahren sollte und auf die man zu Recht stolz sein darf! Lisi Pfann-Irrgeher
Eine hohe Auszeichnung für das Gasthaus „DREI PINZGAUER“ in Kremsmünster erfolgte durch den OÖ. LJV. Die Gastwirtsfamilie Schmidberger bringt ganzjährig heimisches Wildbret in verschiedensten Variationen in höchster kulinarischer Qualität auf den Tisch. In der Familie hat die Jagdausübung eine lange Tradition. Für dieses besondere
Bemühen, der Wertschätzung des heimischen Wildes und der Jagd gegenüber, bedankte sich LJM ÖR. Sepp Brandmayr mit der Verleihung der dafür vom Landesjagdverband vorgesehenen Plakette, „Ausgezeichnete Wildgerichte aus heimischen Jagdrevieren“. Im Anschluss an die Ehrung luden die Wirtsleute zu einem köstlichen Wildschmaus ein.
Heimisches Wildbret wird von der Bevölkerung zunehmend als wertvolle Erweiterung des Speiseplans erkannt, die Nachfrage steigt kontinuierlich. Auch die Jägerschaft geht vermehrt dazu über, Wildbret selbst zu verarbeiten und anzubieten. Die alten Geschichten von wochenlang abgehangenem Wild, das mittels kompliziertem Beizen erst wieder bedingt genusstauglich gemacht werden muss, geraten zugunsten köstlicher, oft auch einfacher Rezepte der modernen Wildküche mehr und mehr in Vergessenheit.
Wild kann aber noch mehr Wir leisten uns heute den Luxus, beim Zerwirken des Wildes die besten Stücke weiter zu verwerten und den Rest als Abfall zu entsorgen. Damit verschwenden wir ungewollt und unbewusst wertvolle Ressourcen. Vor allem im Fett, das wir großzügig wegschärfen, finden sich wertvolle Inhaltsstoffe, die wir uns auf vielfältige Weise zunutze machen könnten. Um die heilende Wirkung des cortisonhaltigen Murmeltierfettes weiß man zumeist Bescheid: Es wird bei allerlei Hautproblemen, Gelenks- und Muskelbeschwerden oder Erkältungen eingesetzt. Hirschtalg ist gut für die Füße - er schützt vor Blasen und Hornhaut. Meist besorgen wir uns solche Salben kurzerhand in der Apotheke, ohne zu bedenken, dass deren Inhaltsstoffe bereits einen weiten Weg zurückgelegt haben und nur selten aus unseren eigenen Wäldern oder Gebirgen stammen. Dabei wäre es gar nicht schwierig, selbst solche Heilmittel herzustellen. Denn es sind nicht nur Murmeltier und Hirsch, die unsere Hausapotheke dergestalt bereichern können: Rehbutter ist gut für rissige Haut, schmerzende Gelenke und zur Wundbehandlung, Gamsbalsam für die Hautpflege im Winter. Die Inhaltsstoffe des Dachsschmalzes ähneln dem des Murmeltieres; es kann bei Verbrennungen, Gelenksbeschwerden, Wunden, Lungen- und Nierenerkrankungen eingesetzt werden. Wildschweinschmalz eignet sich nicht nur zur Hautpflege, sondern kommt auch bei Husten- und Lungenleiden zum Einsatz. Hasenfett
34
OÖ JÄGER
DEZEMBER 2015
Nicht nur Murmel- und Dachsfett findet in der Hausapotheke Verwendung. Hasenfett weist zum Beispiel einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren auf und leistet unter anderem gute Dienste als Zugsalbe. Foto: N. Mayr