8bar - Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

Page 1

Erstausgabe September 2012

Ausgezeichnet

Initiativ

Bunt

Bundesministerium zeichnet Göppingen als eine der ersten Städte als „Ort der Vielfalt“ aus. 120 Nationen, 85 Sprachen, 9 Religionen und eine Stadt.

Wie der Göppinger Schlossplatz neu belebt wurde und Stadtplanung als auch Quartiersentwicklung durch temporäre öffentliche Einbindung profitieren konnten.

Kreative Jugendhilfe mit Slackline, Event-Mobil und Laptop gepaart mit nachhaltigen kulturellen und spannenden Freizeitangeboten und Aktionen.

Einfach

Multikulturell

Motivierend

Online einkaufen und gleichzeitig, ohne Mehrkosten, Hilfsprojekte unterstützen. Spenden und Gutes tun leicht gemacht.

Verschiedene Herkunftsländer, familiäre Lebensformen und hochwertige Bildungsangebote bilden ein lebendiges Kunstwerk an Vielfalt.

„Sport statt Drogen“ – Eine Göppinger Erfolgsgeschichte für bürgerschaftliches Engagement von jungen Menschen, die etwas verändern wollen.

05

18

08

21

10

22


Seite 02

EDITORIAL Herausgeber

Redaktion

Fotographie Illustration Anzeigenleitung und Verkauf

Konzept/Gestaltung/Umsetzung

Druck

Auflage Distribution

DankerMoretti GmbH Marketing Communications Mozartstraße 13, 73033 Göppingen +49 (0)7161 504 93-0 8bar@dankermoretti.de Im Selbstverlag V.i.S.d.P. Dirk Danker Tino Fetzer Anja Heinig Ulrike Haas Harald Maas Katrin Stange Robert Seidner Wolfgang Zorn Sabine Heiß Michael Stummvoll Dirk Danker Manuel Moretti Heiko Herrmann Michael Babic NWZ – Neue Württembergische Zeitung Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG Rosenstraße 24, 73033 Göppingen +49 (0)7161 204 - 201 anzeigen@swp.de DankerMoretti GmbH Marketing Communications Druckhaus Ulm-Oberschwaben, Ulm 40.000 Beilage in NWZ, freie Verteilung

Liebe Leser, wussten Sie eigentlich, dass Göppingen als eine der ersten Städte zum „Ort der Vielfalt“ ausgezeichnet wurde? Und das von der Bundesregierung? Nein? Genau aus diesem Grunde halten Sie jetzt auch die 8bar in Ihren Händen. Gutes tun und darüber reden – das ist für soziale Projekte, Einrichtungen und Initiativen, nicht selbstverständlich. Und zwar nicht deshalb, weil es nichts zu berichten gibt, nein, sondern weil man sich aufs „Machen“ konzentriert. Kein schlechter Weg eigentlich … Vor allem einer, der unsere Haltung widerspiegelt und der uns hier im tiefen Schwabenland eh in die Wiege gelegt wurde. Schade, dass dadurch zu wenige Leute über die zahlreichen, positiven Initiativen, Projekte und Veranstaltungen Bescheid wissen. Das müssen wir ändern, dachten wir und „machten“. Es entstand die 8bar. Unser Magazin berichtet über Projekte und Menschen, die für unser Miteinander in Göppingen Großes leisten; unterschiedliche Stimmen, Buntes, kreative Ideen, soziales Engagement und couragierte Aktionen. Kleine und große Geschichten von Vielfalt und Zusammenleben. Hier kommen die Menschen, die hinter den Kulissen agieren und schaffen zu Wort. Wir wollen, dass jeder der in Göppingen lebt, sagen kann: Klasse! Da läuft mal richtig was hier in Göppingen! Und besonders gerne hören wir: Lasst mich mitmachen! Wir sind der Meinung, dass jedes Leben Respekt und Wertschätzung verdient und jeder Mensch dieselben Chancen haben sollte. Das treibt uns an. Wirklich 8bar, so finden wir, ist das große Engagement der Menschen, die bereits an vielen Projekten beteiligt waren und sich weiter beteiligen. Wer unser Göppingen so positiv mitgestaltet, hat besondere Achtung und Anerkennung verdient. Schauen Sie in die Gesichter der Beteiligten, lesen Sie zwischen den Zeilen und dann wissen Sie, was Sie in den vergangenen Jahren verpasst haben, wenn Sie an dem einen oder anderen Fest oder Projekt nicht teilgenommen haben. Die gelebte Vielfalt, die Menschen begeistert: das ist Göppingen und das wollen und müssen wir in der 8bar darstellen. Damit es eben nicht nur ums „Machen“ geht, sondern auch ums darüber „Reden“. Viel Spaß beim Lesen wünschen

Eine Kooperation von

Mit freundlicher Unterstützung von

Ulrike Haas

Es wird keine Gewähr für unverlangt eingesandte Texte und/oder Fotos übernommen. 8bar wird bei Veröffentlichung von Fotomaterial und Texten von allen Honorarforderungen freigestellt. 8bar behält sich die Anzeigenveröffentlichung ausdrücklich nach eigenem Ermessen vor. Bei Nichterscheinen einer Ausgabe entsteht kein Entschädigungsanspruch. Die Verwertung des gesamten Magazins oder eines Auszuges in allen Bestandteilen wie z. B. Bild, Text oder Grafik erfordert eine schriftliche Genehmigung des Herausgebers. Alle Rechte vorbehalten. Gerichtsstand ist Göppingen. Die nächste Ausgabe erscheint im Dezember 2012, der Verlag behält sich die Änderung des Erscheinungstermins ohne vorherige Ankündigung ausdrücklich vor.

Dirk Danker


8bar – Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

Seite 03

08 05

21

Inhalt 05

Vorbildliches Engagement im Herzen des Filstals

06

Respekt und Wertschätzung sind der Weg zum guten Miteinander

08

Stadtoasen

10

Mit der Slackline in der Tasche

12

Ehrenamtliches Engagement macht glücklich

14

So stelle ich mir gelebte Vielfalt vor

18

Helfen kostet nix

21

Ein lebendiges Kunstwerk der Vielfalt

22

Herausforderungen annehmen und meistern

Unsere Stadt bekennt sich zu Vielfalt, Toleranz und Demokratie

Interview mit Oberbürgermeister Guido Till, der auszog und ein Göppinger wurde

Stadtraum gemeinsam beleben

Kreative Jugendhilfe macht Göppingen bunter

10 Gründe die überzeugen

Die Sozial- und Kulturbürgermeisterin Gabriele Zull zur Entwicklung in Göppingen

Online einkaufen und gleichzeitig, ohne Mehrkosten, spenden

Das Kinderhaus Seefrid hat in Göppingen Geschichte

Skateverein Göppingen „Du kannst es schaffen“



8bar – Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

Seite 05

Vorbildliches Engagement im Herzen des Filstals Unsere Stadt bekennt sich zu Vielfalt, Toleranz und Demokratie Göppingen ist seit 2008 ganz offiziell ein „Ort der Vielfalt“ – ausgezeichnet von der Bundesregierung. Verschiedene Projekte werden durch ein Bundesprogramm gefördert und weitere Ideen sollen mit deren Hilfe auch in Zukunft entstehen.

D

as Schülerpatenprojekt „Nebeneinander. Miteinander. Füreinander“ ist nicht nur ein in Göppingen umgesetztes Projekt, sondern vermittelt auch, wie wir Menschen miteinander umgehen sollten. Göppingen hat bundesweit Vorreiterfunktion, denn sie zählt zu den ersten Städten, die für ihr Engagement für Toleranz und Vielfalt vom Bundesministerium finanziell gefördert und mit dem Preis „Ort der Vielfalt“ ausgezeichnet wurde. Darauf können alle stolz sein, denn „Nebeneinander. Mitein­ ander. Füreinander“, geht es einfacher und lebt es sich schöner. Was ist das Projekt „Vielfalt tut gut“ Erinnern Sie sich? Im Jahr 2006 gab es in Göppingen einen Aufmarsch von rechtsgerichteten Jungen Nationaldemokraten. Die Stadt nahm dies zum Anlass, um in einer offenen und selbstkritischen Situationsanalyse eine zukunftsgerichtete Strategie zu entwerfen, mit der die Werte der Demokratie gefördert werden können. Die Bundesregierung rief die Initiative „Orte der Vielfalt“ ins Leben, um mit engagierten Kommunen zusammen ein bundesweites Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Demokratie in Deutschland zu setzen. Göppingen nutzte die Chance, bewarb sich und war eine der ersten Städte die 2008 als „Ort der Vielfalt“ ausgezeichnet wurde. Wie auch in Göppingen engagieren sich auch die anderen ausgezeichneten Orte weiter für ein demokratisches Miteinander. In Göppingen ist in den vergangenen Jahren ein breites Bündnis entstanden, in dem Bürger, Verbände und Schulen mit Projekten das „Miteinander in der Stadt“ stärken. Eine Auszeichnung, die auch eine Verpflichtung darstellt: Göppingen will sich weiter für ein respektvolles und friedliches Zusammenleben aller Menschen in der Stadt einsetzen. Die Netzwerkarbeit ist mit dem Titel „Lokaler Aktionsplan“ (LAP) überschrieben, sie verfolgt und fördert dabei gleichzeitig lokale Vernetzung und Kommunikationsstrukturen. Zentrales Ziel ist es, durch umfassende Einbindung der gesellschaftlichen Akteure vor Ort gemein­ sames Handeln für eine starke Demokratie in nachhaltigen Bündnissen gegen Rechtsextremismus, Linksextremismus, Fremdefeindlichkeit und Antisemitismus in unserer Region zu verankern. Deshalb werden in dem Lokalen Aktionsplan alle Kräfte gebündelt: kommunale Verantwortliche, lokale Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft – von den Kirchen über Vereine und Verbände bis hin zu engagierten Bürgerinnen, Bürgern und Jugendlichen – arbeiten eng zusammen. Insbesondere bei den Jugendlichen soll ein Bewusstsein geschafft werden, das sie für Vielfalt in Bezug auf Kulturen, Religionen, Herkunftsländer, Geschichtsbezüge, politische Grundhaltungen sensibilisiert und sie die unterschiedlichen Chancen sehen und zu schaffen, um mehr Verständnis füreinander und miteinander zu erzeugen.

Das bisher erreichte, darauf können wir stolz sein: Im Lokalen Aktionsplan Göppingen beteiligten sich seit dem Jahr 2007 rund 25 unterschiedliche Organisationen, die in 55 Projekten ihre Ideen zu einem vielfältigen, toleranten Göppingen umgesetzt haben. Die Zielgruppen waren in erster Linie Jugendliche, aber auch Pädagogen, Vertreter der Migrantenorganisationen, Verwaltung, Bürgerengagierte, Politik etc. Mehr als 13.000 Menschen aus Göppingen nahmen direkt an diesen Angeboten teil, mit vielen neuen Erkenntnissen gingen sie heim: Statt Vorbehalte gegen „Fremde“ wurde die Chance gesehen und Verständnis gefördert. Und das, was sich in Göppingen entwickelt hat, die unzähligen Akteure und Projekte möchten wir Ihnen mit der 8bar vorstellen.

Bernd Semmler-Preis Junge Menschen werden für soziales Engagement ausgezeichnet Der Bernd Semmler-Preis für Mut und Zivilcourage ist ein weiteres Beispiel für bürgerschaftliches Engagement für eine vielfältige Gesellschaft. Der Preis wird jährlich vom Künstler Bernd Semmler aus Ottenbach gestiftet. Gegossen wird der sogenannte MUT-Preis in der Salacher Firma Strassacker.

Was passiert in Göppingen? Und wer macht das? Die „Living Library“ war eine der ersten Aktionen. Eine einfache, aber wirkungsvolle Idee: Die lebenden Bücher sind Menschen mit Migrationshintergrund, die man sich für dreißig Minuten in der Stadtbibliothek „ausleihen“ kann und die bereitwillig fast jede Frage beantworten. Zwischenzeitlich gehört die „Living Library“ zum festen Bestandteil des Göppinger Veranstaltungskalenders. Das Schülerpatenprojekt des „Hauses der Jugend“ ist eine weitere wichtige Säule, die mit zu den Pionieren zählt. Hier werden Schüler der höheren Klassenstufen ausgebildet und begleitet. Sie verhelfen Kindern mit Migrationshintergrund aus der Grundschule beim Übergang auf eine Realschule oder ein Gymnasium. „Nebeneinander. Miteinander. Füreinander“, ist ein Projekt, in dem Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter interkulturelle Themen in Schulen bearbeiteten. Im Medienbüro von „Future“ liefen in all den Jahren die Fäden zusammen, wenn es um die stärkere Einbeziehung der Jugend in den Lokalen Aktionsplan ging oder etwa, wenn Jugendliche selbst für bewiesenen Mut und Zivilcourage ausgezeichnet werden sollten. Projekte wie diese wird es weiterhin geben – dank des Engagements vieler Akteure.

Der Lokale Aktionsplan Göppingen Für die Koordination der Aktivitäten des LAPs ist bei der Stadtverwaltung das Referat Kinder und Jugend verantwortlich. Dessen Leiterin, Ulrike Haas, ist zu erreichen unter: uhaas@goeppingen.de oder 07161/ 650457

Ulrike Haas

Gefördert im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“.

Ulrike Haas


8bar – Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

Seite 06

Respekt und Wertschätzung sind der Weg zum guten Miteinander Interview mit Oberbürgermeister Guido Till, der auszog und ein Göppinger wurde Der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till, der ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen stammt, erzählt seine eigene kleine Migrations­geschichte – und die Entwicklung in einer multikulturellen Welt.

8bar: Sie haben die religiöse Erziehung angesprochen. Wie sehen Sie die Vielfalt der religiösen Gruppierungen in Göppingen? OB Guido Till: „Unterschiedliche Meinungen und Weltanschauungen müssen sich nicht widersprechen oder gar ausschließen – im Gegenteil! Es gilt, die Gemeinsamkeiten herauszustellen, gemeinsame Werte zu finden, die alles verbinden. Ich bin überzeugt, dass Respekt und Wertschätzung gegenüber anderen Weltanschauungen den richtigen Weg zum guten Miteinander darstellen. Ich würde mir jedenfalls nichts langweiliger vorstellen, als eine Gesellschaft, in der alle gleich „ticken“. Eine facettenreiche, vielfältige Göppinger Gesellschaft ist es, die Göppingen lebens- und liebenswert macht.“ 8bar: Vielen Dank für das Interview! Das Interview führte Ulrike Haas

Zur Person Guido Till, Jahrgang 1955, stammt aus Haan bei Düsseldorf und wurde 2004 zum Oberbürgermeister der Stadt Göppingen gewählt. Er ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt mit seiner Familie in Göppingen. Oberbürgermeister Guido Till

8bar: Göppingen ist Heimat von Menschen aus rund 120 Nationen. Was ist für Sie ganz persönlich „Heimat“? OB Guido Till: „Im Reusch bin ich zuhause und Göppingen ist meine Heimat. Hier habe ich viele neue Freunde gefunden; hier fühle ich mich wohl.“ 8bar: Haben Sie sich an den schwäbischen Dialekt gewöhnt? OB Guido Till: „Wenn ich ehrlich bin, verstand ich vor 8 Jahren, als ich hierhin kam, kein Wort schwäbisch. Inzwischen bin ich mit einer Schwäbin verheiratet, mein Sohn wird schwäbisch aufwachsen und samstags mache ich meine Kehrwoche mit „em Kehrwisch ond d‘r Kudd’rschaufel“. Das ist meine kleine Migrationsgeschichte.“

8bar: Wird Ihr Sohn bald eine der öffentlichen Betreuungseinrichtungen besuchen? OB Guido Till: „Das ist für mich überhaupt keine Frage gewesen. Wir haben ihn schon vor einigen Monaten im Kinderhaus angemeldet. Dort soll er ab seinem ersten Geburtstag mit anderen Kindern in Kontakt kommen. Kinder brauchen die sozialen Kontakte zum gesunden Aufwachsen, egal welcher Nation, Herkunft, sozialen Schichtzugehörigkeit. Die Vielfalt in den Kinderhäusern bietet einen guten Rahmen auch für interkulturelles Lernen. Genauso wichtig ist mir aber, dass mein Sohn eine christliche Erziehung genießt. Nur wer seine Wurzeln kennt und liebt, kann andere kulturelle Eigenheiten schätzen und als Bereicherung empfinden. Und was die Sprache betrifft, bin ich überzeugt, dass auch wenn zuhause gar kein Deutsch gesprochen wird, bei einem regelmäßigen Kindergarten­besuch ab dem ersten Lebensjahr, die sprachliche Ausdrucksfähigkeit kein Problem mehr darstellt.“



Stadtraum gemeinsam beleben


8bar – Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

Seite 09

Eine ganz besondere Stadtoase wurde in Göppingen geschaffen. Zahlreiche Partner haben sich dafür engagiert. Vor allem aber waren es Jugendliche, die hier aktiv mit angepackt haben.

Stadtoasen prägen das Innenstadtbild. Welche Effekte kann ein solches Projekt noch haben? Der Münchner Planer und Berater Jan Weber-Ebnet im Interview mit der 8bar-Redaktion. 8bar: Welche Ziele verfolgen die Städte, die Sie beraten, mit einem solchen beteiligungsorientierten und projekthaften Ansatz? Jan Weber-Ebnet: „Die Menschen zieht es wieder vermehrt in die Städte, deshalb ist es gut, die Stadt als Lebensraum attraktiver zu machen, und zwar für alle Generationen. Die zeitlich befristete Aufwertung von Plätzen und „Brachen“ durch Nutzungen, die mit Bürgerinnen und Bürgern, Jugendlichen, Kindern entwickelt und umgesetzt werden, ist eine sehr gute Sache. Wir lernen viel daraus und wie die Menschen ihre Stadt sehen. Jugendliche und junge Erwachsene sollen für Fragen der Stadtentwicklung sensibilisiert werden und die Möglichkeit erhalten, selbst aktiv ihre Stadt zu gestalten. Zeitlich befristete Projekte auf Stadtbrachen, Entwicklungsflächen oder ungenutzten Stadträumen bieten die Möglichkeit ohne langen Planungsvorlauf und mit einfachen Mittel, in Selbsthilfe wirksame Ergebnisse zu erreichen. Jugendliche und junge Erwachsene wirken hier als Raumpioniere, die neue Nutzungen generationenübergreifend entwickeln, testen und damit wertvolle Impulse für die öffentliche Diskussion und Stadtentwicklung geben.” 8bar: Erwarten Sie langfristige Effekte?

D

ie Botschaft, die nach einem Gespräch mit dem Jugendgemeinderat und der Verwaltung im Rahmen des „Innenstadtforums 2030“ formuliert wurde, war klar: „Wir Jugendliche in Göppingen wünschen uns, besonders in der Innenstadt, mehr Plätze, an denen man chillen und abhängen kann, die sicher sind, und die ab und an durch kulturelle Angebote belebt werden.“ Freiräume schaffen Kontakt Im Gespräch zum innerstädtischen Entwicklungsprozess wurde deutlich, dass aus der Sicht der Jugendlichen Gestaltung und Ausstattung von Freibereichen für den Aufbau von sozialen Kontakten sehr wichtig sind. Sie sind darauf angewiesen, sich in öffentlichen Freiräumen treffen zu können, da sie es sich nicht jederzeit leisten können, sich in gastronomischen Einrichtungen aufzuhalten.

„Come together“ auf dem Schlossplatz Nach dem Vorbild der bayrischen Stadt Rosenheim, hat Göppingen, auf einstimmigen Beschluss des Gemeinderats hin, in diesem Sommer erstmals das Projekt „Stadtoasen“ umgesetzt. Unter Einbindung von Jugendarbeit und Schulen wurden Jugendliche direkt beteiligt und entwickelten gemeinsam mit Planern und Pädagogen eine Zwischennutzung für den Schlossplatz. Vom Kunstobjekt über ein Open-Air-Kino bis hin zur Skateline wurde, je nach Interessen und Bedürfnissen der beteiligten Jugendlichen, Elemente entwickelt, die den Schlossplatz für die Zeit im Juli in eine Oase verwandelten. Statt das Auto hier abzustellen, luden die Flächen die Passanten ein, zu verweilen, zu kommunizieren und zu entspannen. Ganz so, wie es sich für eine Oase anbietet.

wichtige Kompetenzen in ihrem Wohnumfeld lernen – also meistens in der Stadt, im öffentlichen Raum. Dort probieren sie zum Beispiel persönliche Fähigkeiten aus, üben sich im sozialen Umgang miteinander und eignen sich nebenbei alltagspraktisches Wissen an. Im Projekt „Stadtoasen“ werden Jugendliche genau dabei unterstützt. Sie versuchen neue Handlungsmöglichkeiten für die Verbesserung ihrer Situation aus. Ihnen wird dadurch langfristig Mut gemacht, Dinge in die Hand zu nehmen und mitzuwirken. Ein Erfolgsmodell soll Schule machen Die Fachbereiche Stadtplanung und Schule, Sport, Soziales, aber auch der gesamte Ordnungsbereich der Stadt waren dabei involviert. Gemeinsam mit der BruderhausDiakonie, als Träger der Streetworker-Aktivitäten, sowie dem Freihof-Gymnasium, den SOS-Kinder-

Jan Weber-Ebnet: „Die Stadt Göppingen ist auf einem sehr guten Weg. Alle Beteiligten sind sich einig, dass es hier ein gesundes Netzwerk gibt. Wenn man dran bleibt und das Prinzip des miteinander Lernens und Ausprobierens von Gestaltungen und Funktionen öffentlicher Flächen beibehält, bin ich sicher, dass die positive Wirkung nicht ausbleibt. Eine positive Stadtkultur kann sich entwickeln. Schieflagen, zum Beispiel dem Herausbilden von „benachteiligten“ Quartieren kann, meiner Meinung nach, so gut begegnet werden. In zeitlich begrenzten Projekten können alle Beteiligten und Betroffenen reale Erfahrungen sammeln, die dazu beitragen Interessen- und Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum zu versachlichen.” 8bar: Bewirken die Stadtoasen auch etwas in Richtung Demokratie und gegen Politikverdrossenheit? Jan Weber-Ebnet: „Das Gemeinwesen profitiert, aber auch jeder Einzelne – ganz klar! Die beteiligten Organisationen, Jugendlichen und Erwachsenen bringen Zeit, Ideen, Kreativität und Energie ein. Andererseits machen sie die Erfahrung, etwas bewirken zu können. Es stärkt das Miteinander und die gemeinsame Verantwortung für ein gutes Zusammenleben und ermöglicht die Erfahrung, dass man als junger Mensch in der eigenen Stadt etwas erreichen und umsetzen kann. Und es fördert das Verständnis für Abläufe und Entscheidungsverfahren in Politik und Verwaltung, die einem Bürger ja manchmal sehr fremd sind.” 8bar: Danke für das interessante Gespräch. Das Interview führte Ulrike Haas

„Wir Jugendliche in Göppingen wünschen uns, besonders in der Innenstadt, mehr Plätze, an denen man chillen und abhängen kann, die sicher sind, und die ab und an durch kulturelle Angebote belebt werden.“ Auch die Experten der Stadt sind sich sicher: Es gibt für Jugendliche wenig Freiräume, es fehlt an Rückzugsbereichen, wo junge Menschen erwünscht sind und es mangelt an Möglichkeiten, den öffentlichen Raum in verschiedener Weise zu nutzen. Gleichzeitig gibt es Flächenpotenziale, also Plätze und öffentliche Grünflächen, die geradezu darauf warten für eine Nutzung erschlossen und in „Stadtoasen“ verwandelt zu werden.

Stadtoase fördert soziale Kompetenzen Die Effekte eines solchen Projekts gehen in ganz unterschiedliche Richtungen: Einerseits profitieren Stadtplanung und Quartiers­entwicklung durch die temporäre öffentliche Einbindung des Schlossplatzes. Sichtbare Erfolge und Ergebnisse können in die weitere Planung des Platzes für die Stadtentwicklung einfließen. Andererseits profitiert die jugendliche Bevölkerung der Stadt. Durch die Forschung sei längst erwiesen, wissen die Macher des Projekts, dass Jugendliche neben der Schule und dem Elternhaus

und Jugendhilfen, der Stiftung St. Stephanus, dem Stadtseniorenrat und vielen weiteren Personen und Stellen, machten sie die Stadtoasen in Göppingen zum Erfolgsmodell. Und das Projekt soll weitergehen: Es gibt in Göppingen weitere öffentliche Plätze und Parkflächen, die noch wenig genutzt sind – vielleicht werden aus diesen dann bald schon weitere Stadtoasen. Ulrike Haas und Jan Weber-Ebnet

Projektplanung mit Jan Weber-Ebnet

Zur Person Jan Weber-Ebnet ist Mitinitiator der Stadtoasen. Der Architekt und Freiraumplaner aus München ist in der Genossenschaft „Urbanes Leben“ aktiv. Er hat bei den Stadtoasen in Göppingen unter Beteiligung von Jugendlichen konzeptionell beraten. Mehr Infos unter: www.urbanes-wohnen.de


Seite 10

8bar – Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

Mit der Slackline in der Tasche Kreative Jugendhilfe macht Göppingen bunter Katrin Stange und Hänsi Weiß sind die ersten Streetworker in Göppingen. Mit vielen Ideen und Engagement sind sie für zahlreiche Jugendliche wichtige Ansprechpartner – und manchmal auch für Erwachsene.

I

hr Jugendhaus ist die Straße: Katrin Stange und Hänsi Weiß von der BruderhausDiakonie Jugendhilfe Deggingen. Sie arbeiten dort, wo sich Jugendliche in ihrer Freizeit am liebsten aufhalten: Auf den Straßen und Plätzen Göppingens. Sie sind die ersten Streetworker in der Stadt im Bereich Jugendarbeit. Ihr Handwerkszeug sind Slackline, Event-Mobil und Laptop – ihr wichtigstes Ziel ist die Kommunikation mit den jungen Menschen. Streetwork ist Vertrauenssache „Das Kennenlernen erfolgt in vielen Fällen über Freizeitangebote, die wir schaffen”, erklärt Katrin Stange. Dabei greift Sie die Interessen der Jugendlichen auf – sei es im sportlichen Bereich, in der Musik oder der Kunst. Eine wichtige Rolle spielt dabei das „Event-Mobil“, ein bunt bemalter Anhänger, der mit allem ausgestattet ist, um Jugendarbeit auf offener Straße anzubieten, ob Sportgeräte oder Musikanlage, Teamspiele oder Musikinstrumente wie selbstgebaute Cajons, das Event-Mobil u. a. finanziert durch Spenden der „Allianz – Stiftung für Jugend“ und den „Guten Taten“ der NWZ, ist immer eine Attraktion. „Es ist sehr wichtig für uns, so einen Kontakt zu schaffen. Bei Problemen oder Konflikten treffen wir und die Jugendlichen dann sozusagen auf alte Bekannte“, ergänzt Hänsi Weiß die Aussage seiner Kollegin. Denn Straßensozialarbeit ist deutlich mehr als das Organisieren von Freizeit­ angeboten. Ist erst einmal ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, sind die beiden Streetworker auch Ansprechpartner für alle möglichen Probleme: sei es in der Familie, in der Schule oder der Ausbildung. Laptop und Internet via Surfstick machen dabei sogar ein mobiles Beratungsbüro möglich.

Jugendarbeit ist Entwicklungsarbeit Ein weiterer wichtiger Grundsatz ist auch, Aktionen und Angebote wie zum Beispiel die Open-Air Reihe „Kino on tour“, die im Mai zum ersten Mal sehr erfolgreich organisiert wurde, immer zusammen mit Jugendlichen zu planen und zu entwickeln. Dadurch wird sichergestellt, dass die Angebote auch die Interessen und Bedürfnisse der Jugendlichen treffen. Und sozusagen nebenbei lernen die Jugendlichen, dass auch sie in der Lage sind, ihre Straße, ihr Viertel und ihre Stadt positiv zu gestalten. Dabei ist noch eine Menge Pionierarbeit zu leisten. Jugendarbeit im öffentlichen Raum bedeutet viel Abstimmungsarbeit mit Anwohnern, Behörden, der Polizei und anderen Trägern der Jugendarbeit. „Nicht alles, was wir zusammen mit Jugend­ lichen geplant haben, hat deshalb auch letztendlich geklappt“, schmunzelt Katrin Stange. Aber ständige Netzwerkarbeit und die von der Stadt zeitgleich mit der Straßensozialarbeit ins Leben gerufene Arbeitsgruppe „Netzwerk Jugend“ sorgen dafür, dass die Akzeptanz für die Arbeit der Streetworker ständig steigt. Denn eines ist sicher: die Angebote der Straßen­sozialarbeit machen die Stadt nicht nur für Jugendliche und junge Menschen ein bisschen bunter. Harald Maas

„Das Kennenlernen erfolgt in vielen Fällen über Freizeitangebote, die wir schaffen” Vermittlungsarbeit für Interessenskonflikte Manchmal sind es aber auch Anwohner, die Probleme haben, weil Jugendliche sich nicht an die Nachtruhe halten, Müll hinterlassen und stören. Dann versuchen die beiden Streetworker zwischen den Interessen von Anwohnern und Jugendlichen zu vermitteln, Alternativen aufzuzeigen und Probleme zu klären. „Grundsätzlich sehe ich die Stadt als „shared space“, als Lebensraum, den sich die unterschiedlichsten Menschen und Bevölkerungsgruppen teilen müssen. Kein Einzelner und keine Gruppe kann den Anspruch geltend machen, bestimmte Plätze oder Straßen für sich alleine zu nutzen. Deshalb geht es für uns immer darum, berechtigte Interessen herauszuarbeiten und zu vermitteln“ so stellt Katrin Stange die Philosophie Ihrer Arbeit dar.

Straßensozialarbeit Göppingen 2010 wurde die Straßensozialarbeit in Göppingen von der Stadt initiiert und hat sich mittlerweile als wichtiges Projekt in der Jugendhilfe etabliert. Mehr Infos unter: www.goeppingen.de oder in Facebook (Straßensozialarbeit-GP) Katrin Stange und Hänsi Weiß



8bar – Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

Seite 12

10

Ehrenamtliches Gründe die überzeugen

Es wirkt nicht immer so, doch viele Projekte, Angebote und Einrichtungen, an die wir uns in unserem Alltag längst gewöhnt haben, wären ohne die zahlreichen Hände der ehrenamtlichen Helfer undenkbar. Trotzdem findet ehrenamtliches Engagement leider oft nur wenig Beachtung und äußere Anerkennung. Beim Ehrenamt kann jeder mitmachen und seine Fähigkeiten einbringen. Den eigenen Interessen folgend kann dort geholfen werden, wo Hilfe dringend benötigt wird. Auch wenn das Engagement einiges an Zeit fordert und manchmal echte Herausforderungen bereithält, gibt es viele Gründe, die dafür sprechen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Freiwillig anderen helfen, macht Spaß und fördert die eigene Persönlichkeit.

1

2

Der wichtigste Beweggrund ist meistens der Wunsch, Menschen in Not zu helfen. Not lindern, Gutes tun und sich für Schwächere einzusetzen ist ein Motor für freiwillige soziale Arbeit. Der Lohn ist ein gutes Gefühl.

Ehrenamtliche Arbeit schafft einen Rahmen für eine moralische Entwicklung, denn man setzt sich mit ethischen Fragestellungen auseinander. Sie gewinnen, wenn Sie andere vom Guten überzeugen.

4

5

In der Freiwilligkeit und Profitlosigkeit lernen gerade junge Menschen einen verantwortungsvollen Umgang mit sich selbst und anderen Menschen. Sie entfalten sich mit sozialer Verantwortung.

Soziale und wohltätige Dienste bieten oftmals Einblicke in Lebensumstände, die nicht immer leicht zugänglich und unbekannt sind. Sie verändern Perspektive – auch die für die eigene Situation.

7

8

Menschen kennenlernen

Selbstwert und soziale Kompetenz

Ehrenamtliches Engagement kann der Anonymität entgegenwirken und neue Bindungen schaffen. Eine reale Gelegenheit, andere Menschen zu treffen und Kontakte herzustellen.

Ein ausgeprägtes positives Selbstwertgefühl stärkt die soziale Kompetenz. Wer sich für andere aktiv einsetzt und Erfolge erlebt, fördert das eigene Selbstvertrauen und das Vertrauen bei anderen.

Gutes tun

Verantwortung lernen

Moralische Entwicklung

Über den Tellerrand schauen


8bar – Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

Seite 13

Engagement macht glücklich! Hier werden Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, und Institutionen, die Ehrenamtliche zur Mitarbeit suchen, zusammengebracht.

Die BIENE in Göppingen vermittelt: Mehr Infos unter: www.goeppingen.de

Beim Ehrenamt kann jeder mitmachen und seine Fähigkeiten einbringen. Den eigenen Interessen folgend kann dort geholfen werden, wo Hilfe dringend benötigt wird. Bei der Freiwilligenagentur BIENE (Bürger Im Ehrenamt Natürlich Engagiert) in Göppingen finden Sie online zahlreiche Angebote und Möglichkeiten, die Ihre ehrenamtliche Arbeit brauchen.

3

Ehrenamt Ehrenamt

im Europäischen VergleichVergleich im Europäischen Anteil der Bevölkerung, der 2008 ehrenamtliche Arbeit geleistet hat.

Identität finden

Anteil der Bevölkerung, der 2008 ehrenamtliche Arbeit geleistet hat. 35% 30% 25%

Mach mit!

Michael Stummvoll

www.goeppingen.de

Portugel

Schweden

Ungarn

Slowakische Republik

Griechenland

Spanien

Türkei

Tschechische Republik

Polen

Portugel

Dänemark

Schweden

Estnald

Slowakische Republik

Italien

Spanien

Deutschland

Tschechische Republik

Estnald

Dänemark

Belgien

Frankreich

UK

Österreich

Die Gewissheit, etwas von sich selbst zurückzulassen, wenn man diese Welt eines Tages wieder verlässt, nimmt der eigenen Endlichkeit den Schrecken. Von anderen gebraucht zu werden, gibt dem Leben einen Sinn.

Slowenien

Es kann eine Form der Selbsthilfe sein, um den eigenen Leben ein neues Ziel oder eine Richtung zu geben. Indem Sie eine sinnvolle Bestätigung finden, können Sie auch ganz neue Perspektive aufbauen – auch für andere.

Schweiz

Etwas zurücklassen

Irland

Sinn geben

Niederlande

10 Norwegen

9

Finnland

Italien

Deutschland

5%

Belgien

10%

Finnland

15% Frankreich

5%

UK

20%

Österreich

10%

Quelle: oecd.org

25%

Slowenien

15%

Schweiz

In der Vorbereitung auf die Berufstätigkeit können junge Erwachsene Schlüsselqualifikationen wie Kommunikationskompetenzen oder Teamfähigkeit erwerben. Echte Pluspunkte bei Bewerbungen.

20%

Irland

Softskills ausbilden

30%

Norwegen

6

35%

Niederlande

Das Selbst ist das Bild, das man sich aufgrund der Reaktionen der anderen auf sein Verhalten macht, es ist das Bewusstsein der eigenen Identität. Das Ehrenamt fördert auch das Wissen um die persönliche soziale Rolle.

Oder einfach Kontakt aufnehmen: BIENE Göppingen Telefon: 07161 / 650-443 Kirchstraße 11 73033 Göppingen E-Mail: biene@goeppingen.de


Seite 14

8bar – Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

So stelle ich mir gelebte Vielfalt vor Die Sozial- und Kulturbürgermeisterin Gabriele Zull zur Entwicklung in Göppingen 8bar: Vielfalt ist also eine Aufgabe, die nicht von alleine funktioniert, die Kümmerer braucht? Gabriele Zull: „Vielfalt braucht vor allem Bürgerinnen und Bürger, die engagiert sind und nicht nach einfachen Antworten suchen. Vielfalt braucht Demokratie, damit nicht Einzelmeinungen das Zusammenleben bestimmen. Und Vielfalt braucht Vorbilder. Botschafter für Vielfalt und Toleranz sind in unserer Stadt zahlreich vertreten, z.B. im Integrationsausschuss, im Jugendgemeinderat, beim Sport, im Kulturbereich, in der Jugendarbeit.” 8bar: Wie beurteilen Sie die rechtsextremen Aufmärsche in den vergangenen Monaten in Göppingen? Gabriele Zull: „Das müssen wir ernst nehmen und deutlich Stellung beziehen. Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus haben in unserer Stadt nichts zu suchen. Unser Ziel muss es sein, von vornherein keinerlei Nährboden hierfür zu geben. Wir wollen dieser Haltung weder die Hoheit über die Stammtische noch in den Jugendtreffs überlassen, wie man es ja in den neuen Bundesländern beobachten kann. Ob Trainer, Lehrer, Jugendarbeiter oder Eltern, Großeltern, Tante, Onkel; alle Erwachsene, die Kinder und Jugendliche erziehen, die irgendwie mit ihnen zu tun haben, tragen hier Verantwortung. Wir sollten uns immer sehr gut überlegen, wie wir mit Worten umgehen und welche Vorurteile wir streuen – bewusst oder unbewusst.”

Sozial- und Kulturbürgermeisterin Gabriele Zull

8bar: Wenn Sie an Göppingen als einen „Ort der Vielfalt“ denken, was fällt Ihnen dazu spontan ein? Gabriele Zull: „Ich finde es sehr schön, in einer Stadt zu leben und Verantwortung zu tragen, die geprägt ist durch Menschen aus unterschiedlichen Regionen der Welt, Menschen, die ihre Geschichten und ihre Einflüsse mitbringen und hier eine neue Heimat gefunden haben.“ 8bar: Kommt Ihnen was Konkretes in den Sinn? Gabriele Zull: „Das Fest für Vielfalt und Demokratie, das die Stadt Göppingen im Juni veranstaltet hat, war für mich ein Highlight. Ein fröhliches, lebendiges Bild gaben die vielen Gruppen ab, die sich beteiligt hatten. So stelle ich mir gelebte Vielfalt vor.“

8bar: Aber gibt es da nicht auch ab und an Probleme? Gabriele Zull: „Sicher gibt es die. Die Menschen sind unterschiedlich und haben oftmals sich widersprechende Interessen. Die kulturelle Herkunft ist da übrigens meines Erachtens nur eine Dimension. Oftmals geht es gar nicht um kulturelle Konflikte. Je nach der aktuellen Lebenssituation sind ja unterschiedliche Ansprüche gegeben. So hat zum Beispiel der berufstätige Single zwischen 20 und 30 Jahren einen anderen Lebensstil und benötigt andere Angebote als die Familie mit zwei kleinen Kindern oder die Seniorin, die einen ruhigen Lebensabend verbringen möchte. Ich glaube, das ist eine der Herausforderungen der Zukunft in der Stadt: In einem guten Mit­ einander die Interessen anzuhören, abzuwägen und Lösungen zu finden, mit denen alle leben können, ohne Verlierer zu „produzieren“. “

8bar: Vielen Dank für das Gespräch! Das Interview führte Ulrike Haas

Zur Person Gabriele Zull, Jahrgang 1967 stammt aus Reutlingen und wurde 2011 zur Sozial- und Kulturbürgermeisterin von Göppingen gewählt. Sie ist verheiratet, hat einen fünfjährigen Sohn und lebt mit ihrer Familie in Göppingen.


Interesse an einer eigenen Anzeige in der nächsten Ausagabe? Wenden Sie sich bitte an: DankerMoretti GmbH, GÜppingen Telefon: +49 (0)7161 504 93-0 anzeigen@dankermoretti.de

Sind Ihre Dispozinsen zu hoch?

7,95% Sollzins p.a. VR-GiroOnline

Und das bei einer Guthabenverzinsung von 1,25% von 2.500 Euro bis 100.000 Euro* Jetzt informieren unter: www.volksbank-goeppingen.de * auf den 2.500 Euro Ăźbersteigenden Betrag, bis 100.000 Euro


e

n

Die neue Lust am StadtLeben

Mitten in der Stadt und doch ganz im Grünen: Immer mehr Menschen finden Geschmack am Wohnen und Leben in der Stadt. Mit unserem Projekt StadtGarten kommen wir Ihren individuellen Wohnwünschen entgegen:

n

g

Zentrale Innenstadtlage mit

So wünsch’ ich es mir -

p

i

Illustration 2010

p

sauber und günstig...

Juni 2012

Juni 2012

Barbarossa-Ökostrom:

G

ö

~ Aus der Region – für die Region ~ ½kostrom zum Standardpreis ~ 20,-€ Bonus bei Onlineabschluss

Jetzt wechseln! Telefon 07161 / 6101-400 www.barbarossa-strom.de

Juni 2012

durchgrünter Gartenanlage ohne Pkw-Verkehr Gartenanteile von bis zu 200 m² Fläche bieten Wohnqualitäten wie im Einfamilienhaus an Südseiten über die Wohnungsbreiten angelegte Balkone und Freisitze (bis zu 10 lfm) hochwertige Ausstattung (Fußbodenheizung, elektrische Jalousien, separate Abstellräume auf Balkonen, ...) Wärme- und Strombedarf aus eigener ökologisch konzipierter Energieversorgung März 2012 (Erdwärmepumpe und BHKW) spannende Wohnungsvielfalt 2 - 4-Zi.-Whg., ca. 55-130 m² Wfl. und mit Aufzug Service-Dienstleistungspakete für Mensch und Gebäude (Concierge) u. v. m.

Information:

Gerne besichtigen wir mit Ihnen unsere Musterwohnung.

Johannes KellerBau GmbH + Co.KG

Grabenstraße 42 73033 Göppingen Ein Produkt der

Regional. Sicher. Fair.

Kuntzestraße 72 73079 Süssen

Tel. 07161/6008-25 Tel. 07162/12-297

Jetzt individuelle Wohnung sichern!


Unsere Events bis November Indian Summer 29. - 30.09.2012

NG

25h-Schwimmen 27. - 28.10.2012

Fright�Night 31.10.2012

ERU e D v i t R ak FÖ Attr ILIEN Kind FAM 0¤ pro .000¤ 0 7.0 ax. 21 m bis

In den Baugebieten „Stauferpark Süd“ in Göppingen Kaufpreis: 280¤/m2

Finnisches Wochenende 24. - 25.11.2012

„Kirchenäcker“ in Holzheim Kaufpreis: 250¤/m2 bzw. 280¤/m2 Ladies Day 29.11.2012

„Am Berg“ in Faurndau Kaufpreis: 250¤/m2 Preise inklusive Erschließungs- und Abwasserbeitrag

Infos: Andrea Dannenmann Tel: 07161-650256 grundstuecksverkehr@goeppingen.de


Seite 18

8bar – Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

Online einkaufen und gleichzeitig, ohne Mehrkosten, spenden Der Name des Spendenprojekts von Andreas Veljkovic ist Programm – und auch nicht viel Aufwand. Per Mausklick kann jeder verschiedene Hilfsprojekete unterstützen, ohne tatsächlich selbst einen Cent auszugeben.


8bar – Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

K

arl-Heinz Kloss, der groß gewachsene

Mit einer Dose fing es an

Mann mit seinen grauen, langen Haaren

Und diese Spenden fließen vor allem nach Gambia.

gehört seit Jahrzehnten zum Göppinger

Nachdem Andreas Veljkovic auf Karl-Heinz Kloss

Stadtbild. Mit seinen Spendenbüchsen sammelt

aufmerksam wurde, der seit über zehn Jahren in

er Geld – für Hilfsprojekte in Gambia. In den ver-

der Göppinger Fußgängerzone mit seiner Büchse

gangenen Jahren hat der Rentner – nach eigenen

Spenden für Menschen in Gambia sammelt,

Seite 19

32,5 Millionen Kunden bestellten 2012 online Waren oder Dienstleistungen

15

17,5

Millionen Männer

Quelle: BVH

Millionen Frauen

Karl-Heinz Kloss

Angaben – so rund 250.000 Euro gesammelt.

wollte er mehr über dessen Ziele erfahren.

Auch Andreas Veljkovic wurde auf Karl-Heinz

Karl-Heinz Kloss fing mit seinem Projekt an, als

Kloss und seine Aktivitäten aufmerksam.

er in Rente kam und einmal nach Gambia reiste.

Der junge gelernte IT-Systemkaufmann hatte

Sein Aufenthalt dort brachte ihn dazu, den

aber seine ganz eigene Idee, wie man Spenden

Menschen helfen zu wollen – auch heute reist er

sammeln kann.

auf eigene Rechnung immer wieder dorthin, auch Andreas Veljkovic hat ihn bereits begleitet.

Online via Computer spenden „Helfen kostet nix“ heißt sein Konzept und die

Konkrete Hilfe in Zahlen

gleichnamige Webseite, die Andreas Veljkovic

Über „Helfen kostet nix“ konnten bisher bereits

gestaltet hat. Hier werden Spenden gesammelt,

über 1.200 Euro Spendengelder gesammelt

ohne dass man selbst etwas dafür tun muss.

werden, sechs Patenschaften realisiert und

Denn das System nutzt die Provisionsmodelle

rund 140 Schulbücher im Wert von 500 Euro

von Onlineshops. Jeder, der bei einem der

gespendet werden. Mit seiner Plattform will

Partnershops von „Helfen kostet nix“ – darunter

Andreas Veljkovic die Hilfe für Gambia,

namhafte Anbieter wie Amazon, Tchibo und

die Karl-Heinz Kloss begonnen hat, weiterführen.

zahlreiche andere – bestellt, der tut automatisch

Das Spendenprojekt Gambia ist deswegen

etwas Gutes, ohne dass er aktiv dafür bezahlen

das Kernprojekt von „Helfen kostet nix“.

muss. Eine clevere Idee, die Andreas Veljkovic da

Aber auch ein lokales Projekt wird unterstützt:

hatte und auf die er kam, als er eine Zeit lang

Den Erhalt und Wiederaufbau des Kulturzentrums

Das Portal bietet jedem Onlineshop-Nutzer eine bequeme Möglichkeit, hinzuschauen und sozial

bei einem Paketdienst gearbeitet hatte und dort

„Die Halle“ in Reichenbach/Fils, das durch

aktiv zu werden. Mit einem einfachen, modernen Spendensystem und – ohne Mehrkosten –

entdeckt hat, wie viele Pakete die Online-Shops

größere Renovierungsarbeiten am Dach in

für den Nutzer werden Werbeprovisionen in Spendengelder umgewandelt!

täglich verschicken.

finanzielle Schwierigkeiten geraten war – rund 100.000 Euro muss der Kulturverein dort

Ein kleiner Umweg der viel bewirkt

investieren. Das Haus ist als Konzerthalle,

Die Seite www.helfen-kostet-nix.de bietet ein

Bar und Treffpunkt für Jung und Alt bekannt.

Portal und Links zu einer Vielzahl der größten

Von lokalen Bands bis zu internationalen Größen

und meistgenutzten Online-Händler aus diversen

war dort schon alles vertreten und gehört längst

Produktbereichen. Wenn man nun etwas im

zu einer der wichtigsten Einrichtungen für die

Internet kaufen will, dann bedarf es lediglich

regionale Subkultur.

eines kleinen Umwegs über diese Seite und man kann mit seinem Einkauf ganz nebenbei

In Zukunft sollen noch weitere Projekte –

und ohne Aufwand indirekt spenden. Dort sucht

international wie lokal – von „Helfen kostet nix“

man sich nur seinen der aufgelisteten Shops aus,

unterstützt werden. Andreas Veljkovic setzt sich

klickt darauf und wird zu diesem weitergeleitet.

und seinen Usern immer wieder Ziele, die es zu

Ab hier ist für den Kunden alles wie gewohnt

erreichen gilt.

und man muss bei seinem Einkauf nichts weiter beachten. Der Onlineshop jedoch registriert, dass der Kunde von www.helfen-kostet-nix.de weitergeleitet wurde und schreibt die Vermittlungsprovision auf das Spendenkonto gut.

Robert Seidner

Andreas Veljkovic

Helfen kostet nix

Mehr erfahren Sie unter: www.helfen-kostet-nix.de


Ein echter Ort der Multikultur


8bar – Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

Ein lebendiges Kunstwerk der Vielfalt Das Kinderhaus Seefrid hat in Göppingen Geschichte Bereits im Jahr 1910 als erster Kinderhort in Göppingen gegründet, betreut die Einrichtung heute Kinder aus verschiedensten Nationen. Christian Seefrid war von 1858 bis 1881 Stadtvorstand und vertrat den Bezirk Göppingen als Abgeordneter im Landtag. Als Rechtsanwalt setzte er sich für demokratische Ideen ein. Das Kinderhaus erhielt seinen Namen als Anerkennung der Förderung, die die Witwe von Christian Seefrids Sohn der Einrichtung zuteil werden ließ.

D

ie multikulturelle Vielfalt ist im Göppinger Kinderhaus Seefrid gelebter Alltag und spiegelt sich im offenen Konzept des Hauses in allen Ecken wider. An vier Bereichen kann man das sehr gut erkennen: Die Vielfalt an vertretenen Nationen, an familiären Lebensformen, an Bildungsangeboten und letztlich an Mitarbeitern. Bildlich lassen sich diese Pfeiler anhand einer bei Kindern beliebten Motorikschleife darstellen. Jeder Pfeiler steht als farbige Metallschnur für sich, schlängelt sich jedoch munter zwischen den anderen Pfeilern durch. Dabei bildet sich ein lebendiges Kunstwerk an Vielfalt, an dem sich die Akteure wie bunte Perlen bewegen. Jeden Monat eine neue Reise, dies schafft Verständigung Einer der Pfeiler stellt dabei die Bandbreite an Herkunftsländern der Kinder dar: Türkisch, russisch, thailändisch oder bulgarisch sind nur ein Teil der Sprachen, die bei den 24 vertretenen Nationen gesprochen werden. Zur sprachlichen Mischung kommen die unterschiedlichen Kulturen und Religionen der Kinder. Mit dem Projekt „Frühe Chancen“ begegnet das Kinderhaus der Herausforderung die sprachliche Verständigung und das gegenseitige kulturelle Kennenlernen von Anfang an zu fördern. Vom Bund als ProjektKindertagesstätte ausgewählt, koordiniert Maja Berber diesen inhaltlichen Schwerpunkt. Die praktische Umsetzung zeigt sich neben verschiedenen Sprachfördermaßnahmen auch an den monatlichen Elterncafes. Dabei veranstaltet der Elternbeirat ein Treffen bei Kaffee und Kuchen, das von einer Reise durch die verschiedenen Länder begleitet ist. „Das fördert das Kennenlernen der Eltern und der Kulturen“, berichtet Maja Berber von der Zielsetzung ihrer Arbeit.

Kinderbetreuung für unterschiedlichste Lebensformen Doch nicht nur die Herkunft der betreuten Kinder ist sehr vielfältig, sondern auch die familiären Lebensformen. Von der alleinerziehenden Mutter über die Familie mit einem Kind bis hin zur Großfamilie, bei der drei Generationen unter einem Dach leben. Für Wolfgang Zorn, Leiter der Kindertageseinrichtung, ist dieser Aspekt der Vielfalt sehr wichtig. „Wir können dank unserer flexiblen Öffnungszeiten und Betreuungsangebote den unterschiedlichen familiären Anforderungen in der Kinderbetreuung gerecht werden“, so Wolfgang Zorn. So kann die alleinerziehende albanische Mutter von Ali und Fatime mit der Unterstützung der Großeltern und dem Betreuungskonzept der Kindertagesstätte ihre Ausbildung zu Ende machen. Und für die fünfköpfige Familie, bei der der Vater auf dem Bau arbeitet, ist es für die Mutter möglich, nebenher noch Zeitungen auszutragen. Individuelle Förderung für eine chancenreiche Zukunft Die bunte Mischung der Bildungsmöglichkeiten stellt damit auch schon den dritten Pfeiler der Vielfalt des Kinderhauses Seefrid dar. Mit dem Konzept der offenen Arbeit, wird den Kindern mit gut ausgestatten Funktionsräumen und abwechslungsreichen Beschäftigungs­ materialien die Möglichkeit geboten, selbstbestimmt vielfältige Erfahrungen zu sammeln. In der Praxis verteilen sich dabei die Kinder auf den drei Stockwerken und können nach ihren individuellen Bedürfnissen spielen, malen oder basteln. Im Bauzimmer werden die höchsten Türme aus Holz oder Legosteinen gebaut. Im Rollenspielbereich werden die sozialen Kompetenz und das Einfühlungsvermögen in der Puppenküche und im Kasperletheater geschult.

Kinderkonferenz im Kinderhaus Seefrid

Erste wissenschaftliche Versuche können die Kinder im Raum für „Werken und Forschen“ sammeln und beobachten wie sich ein Gummi­ bärchen im Wasser verändert. Dabei betreut jeweils eine Erzieherin die unterschiedlichen Bereiche. Für Sarah Musewald ist das der Bewegungsraum. Dort werden Bewegungsparcours aufgebaut und mit der Schaukel und der Sprossenwand das Gleichgewicht und die Geschicklichkeit der Kinder geschult. ­ Der neuangelegte Außenbereich vervollständigt das motorische Angebot und befriedigt den kindlichen Bewegungsdrang. „Eine gelungene motorische Entwicklung ist der Grundstein für alle Bereiche der weiteren Entwicklung, sogar für das Zahlenverständnis in der Mathematik“, erzählt Sarah Musewald von ihrem gewählten pädagogischen Schwerpunkt.

Vielfalt lebt von den Menschen die sie gestalten Die breitgefächerte Mischung unter den rund 25 pädagogischen Mitarbeitern, die ebenfalls aus verschiedenen Nationen stammen, stellt dabei den vierten und letzten Pfeiler an Vielfalt dar. Damit ist das Bild der Motorikschleife an vielfältigen Ausprägungen im Kinderhaus Seefrid komplett. Die bunten Perlen bewegen sich jeden Tag munter auf den Pfeilern hin und her und zeigen damit ständig ein anderes Bild an Vielfalt, das im Kinderhaus Seefrid leben­ diger Alltag ist. Sabine Heiß und Wolfgang Zorn

Seite 21


8bar – Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

Seite 22

Herausforderungen annehmen und meistern Skateverein Göppingen „Du kannst es schaffen“ Von den „Skateguards“ zum Jugendsportverein für Skateboard, Inliner und Snakeboard – eine Göppinger Erfolgsgeschichte für bürgerschaftliches Engagement von jungen Menschen, die schon immer eine Vision hatten.

Und noch eine weitere Veranstaltung, die kaum mehr aus dem Göppinger Veranstaltungskalender wegzudenken ist, ist dem Skateverein zu verdanken. Die Konzertreihe „Rock The Gipsy“ findet ebenfalls jährlich statt und ist eine Benefizveranstaltung. Die Einnahmen werden als Spenden an gemeinnützige Zwecke weitergegeben, zum Beispiel an soziale Projekte im Ausland wie „Buwetu“ oder das „United Nations World Food Program“. Verantwortung für sich selbst und für andere ist ein zentrales Thema im Skateverein. Der Skateverein gibt seinen engagierten Mitgliedern den Rahmen vor, aber auch die Möglichkeit, ganz konkret und spürbar etwas zu verändern und zu bewirken. Aktivität im Sinne von Handeln und Denken wird gefördert: Freunde ziehen gemeinsam an einem Strang. Ältere werden sich ihrer Verantwortung für Jüngere bewusst. Das Selbstwertgefühl und das Bewusstsein für die Selbstwirkung werden gestärkt. In regelmäßigen Vereinsausflügen wächst das Gemeinschafts­ gefühl weiter, so wie auch der Verein immer wieder an seinen Herausforderungen gewachsen ist. Dieses Bewusstsein, das Erkennen von eigenen Möglichkeiten und Lebenszielen sowie das Anregen zum Denken wird der neuen Generation der Skateguards mit auf den Weg gegeben. Genauso wie früher sorgen diese nämlich auch heute noch selbstorganisiert und selbstinteressiert für Ordnung und Harmonie auf den Platz und tragen dadurch die Philosophie weiter, sein eigenes Potenzial zu entdecken und zu verwirklichen.

D

er Göppinger Skatepark soll zu einem wahren Ort der Vielfalt werden – das ist eines der neueren Ziele des Jugendsportvereins für Skateboard, Inliner und Snakeboard (SIS). Schon immer hatten die jungen Leute, die sich hier engagieren, eine Vision die mehr war, als einfach nur mit ihrem Sportgerät Hindernisse und Hürden zu bewältigen. Damals, als sie sich 2003 zu den „Skateguards“ zusammengeschlossen haben – vor allem um die neue Skateanlage sauber zu halten, Streit zwischen den Besuchern zu vermeiden und den Platz zur drogenfreien Zone zu machen – ging das Konzept schnell auf. Bis heute ist die Organisation und Durchführung vorbildlich. Der Skatepark am Theodor-Heuss-Platz zwischen dem Alten E-Werk und den Seniorenwohnanlagen der Wilhelmshilfe hat im Lauf der letzten Jahre immer mehr an Beliebtheit gewonnen. Da das Publikum immer größer geworden ist, soll der Platz verändert und erweitert werden. Schon lange treffen sich nicht mehr ausschließlich Skater am Platz. Viele andere Sportbegeisterte haben den Ort ebenfalls für sich entdeckt. Man sieht viele BMX-Radfahrer und Leute die auf der Slackline balancieren. Andere kommen einfach zum Entspannen und um Freunde zu treffen – übrigens auch die älteren Bürger aus den benachbarten Seniorenwohnanlagen sind von den Kunststücken der jungen Leute immer wieder begeistert. Dem soll der Park in Zukunft noch besser gerecht werden und gleichzeitig diese große Vielfalt widerspiegeln. Das will der Verein vor allem durch die Art und Weise der Bauelemente erreichen. Jedes Element soll multifunktional nutzbar sein, also verschiedene Interessen gleichzeitig ansprechen. Auch ökologisches Denken ist ein wichtiges Augenmerk und so werden für den Park zusätzliche Grünflächen spendiert. „Wir wollten nie einen „reinen“ Skatepark, keine Betonwüste wie in anderen Städten, das würde den wichtigsten Grundsätzen unseres Vereins widersprechen. Wir wollen, dass dieser Platz eine Attraktion für alle Göppinger ist“, beschreibt Bruno Ohngemach, erster Vorsitzender und Gründungsmitglied des Vereins die Pläne, die alles andere als reine Träumerei sind. In wochenlanger Kleinarbeit haben die Jugendlichen des Vereins unter der Anleitung von Michael Stegmaier ein maßstabsgetreues Modell ihrer Vision eines „Platzes der Vielfalt“ gebaut. Erste Gespräche mit der Stadt und potentiellen Sponsoren laufen schon. Höhepunkt eines jeden Jahres sind dabei seit 2005 die „SkateOpen“ – ein Sportwettbewerb, der aber auch den Verein und seine Arbeit vorstellen soll. Rund 90 jugendliche Helfer – die jüngsten gerade mal 14 Jahre alt – haben auch dieses Jahr wieder eine Veranstaltung für die ganze Familie auf die Beine gestellt. Angebote für Kinder wie Kistenstapeln, Kinderschminken und eine Schokokuss-Schleuder, hochklassige Sportwettbewerbe in unterschiedlichen Disziplinen, atemberaubende Vorführungen in den neuesten Trendsportarten „Slacklining“, Parkours und Live-Musik. Hier zeigt der Skateverein, dass er es ernst meint, mit seinem Bekenntnis zur Vielfalt. Er beweist aber auch, dass es entgegen vieler anderslautender Meinungen möglich ist, Jugend­ liche zum Ehrenamt zu motivieren.

Das Leitbild des Vereins S.I.S (Skateboard-Inliner-Snakeboard) lautet „Sport statt Drogen“! Der Vorsitzende Bruno Ohngemach weiß: „Schön, dass wir von unserem Oberbürgermeister Guido Till, Bürgermeisterin Gabriele Zull und Ulrike Haas im wahrsten Sinne des Wortes auf unseren Brettern nicht ausgebremst werden. Aus diesem Grund ist unsere Jugendarbeit professionell gewachsen. Inzwischen stehen unsere Vereins-Anfangsbuchstaben auch für Selbstwirksamkeit-Integration-Selbstbewusstsein. Damit wollen wir unterstreichen, wie wichtig uns sinnvolle Betätigungsfelder für die rund 220 Vereinsmitglieder sind.“ Robert Seidner und Harald Maas

Impressionen Skateopen Es ist kurz vor 16.00 Uhr an diesem SkateOpen-Nachmittag Anfang September. Und – ungewöhnlich für diese Veranstaltung – es ist mucksmäuschenstill. Nur die HipHop-Beats des DJ’s schallen über den Platz. Ansonsten gibt keiner einen Ton von sich. Alle Augen sind auf den jungen BMX’er auf seinem kleinen Fahrrad gerichtet. Sieben Mal hatte er zuvor den spektakulärsten Trick des Tages versucht einen „backflip“ (Rückwärtssalto) auf dem Fahrrad über die Miniramp. Sieben Mal war er vorher gestürzt. Zwischendurch musste er sogar sein Fahrrad reparieren. Jetzt – beim achten Versuch – steht er den Salto und ein kollektiver Aufschrei der Begeisterung schallt über den Platz. Eine Szene, die wohl mehr als alle anderen die Philosophie dieses Vereins beschreibt. „Du kannst es schaffen!“ Mehr erfahren Sie unter: http://www.facebook.com/Skateverein


8bar – Magazin für lebendige Vielfalt in Göppingen

Seite 23


Kreissparkasse. Gut. Für die Region.

www.ksk-gp.de

Kunst, Kultur, Sport, Vereine und Soziales. Veranstaltungen, Vorträge, Ausstellungen, Förderpreise, Spenden, Stiftungen, Sponsoring ... - Ohne die Kreissparkasse gäbe es Vieles nicht, was das Leben in unserer Region erst lebens-

und liebenswert macht. Dafür engagieren wir uns, bieten Sicherheit für Geld, Wohlstand und Zukunft. Aus Verantwortung für die Menschen, die hier leben und arbeiten. Kreissparkasse. Gut. Für die Region.

Wir Frische, Qualität und Vielfalt. So verdrehen wir Köpfe!


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.