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Ausgabe Juli 2020

BILDUNG

„Kinder sind eben keine Einkäufer im Supermarkt“

Großveranstaltung Schule?

Wie sich die Vorschriften zum Schutz vor Corona mit dem Schulbetrieb vereinbaren lassen ledigen der geforderten Arbeitsaufträge bringen, selbst wenn sie keine Lust haben und dabei trotzdem verständnisvoll sein verlangt einem als Elternteil viel ab. Wenn man diesen Spagat aber hinkriegt und die Schule dann noch Material zur Verfügung stellt, das die Schüler auch wirklich selbst bearbeiten können, dann klappt das mit dem Homeschooling auch. Sollte es aber trotzdem Schwierigkeiten mit dem Lernstoff oder den Kindern selbst geben, kann es sehr helfen, Kontakt mit dem Lehrer aufzunehmen. Als Vater möchte ich die Eltern wissen lassen, dass sie nicht allein sind mit ihren Problemen. Welche Schwierigkeiten auf Lehrerseite haben Sie bei Sich und Ihren Kollegen beobachtet? Am 13. März wurde im Zuge der COVID-19 Schutzmaßnahmen die Schulschließung in Bayern bekannt gegeben – am Montag darauf standen die Schulen dann bereits leer. Infolgedessen musste den zahlreichen Schüler_innen der Schulstoff über Homeschooling vermittelt werden. Im Verlauf der letzten Wochen wurde zunächst für die Abschlussklassen und seit der Woche vom 15. Juni zuletzt auch für die Klassen der Mittelstufe wieder Präsenzunterricht abgehalten. Wie sich das mit den Vorschriften zum Schutz vor der Verbreitung des Virus vereinbaren lässt sowie über das Homeschooling berichtet Michael Zanker. Der in Kempten ansässige Lehrer unterrichtet seit 19 Jahren Geografie und Englisch und hat selbst zwei Kinder im schulpflichtigen Alter. Außerdem ist er an seiner Schule zuständig für die Medienausstattung. Wie ist die aktuelle Situation an unseren Schulen und wie wird ein sicheres Umfeld für Schüler und Lehrer sichergestellt?

Die meisten Schulen nutzen ein Modell mit wöchentlichem Wechsel zwischen Präsenzunterricht und dem Lernen übers Internet. Die Zahl der Schüler wurde pro Klasse halbiert und in zwei Gruppen aufgeteilt. In einer Woche kommt Gruppe A in die Schule, während Gruppe B zu Hause beschult wird und in der folgenden Woche wird getauscht. Außerdem sind die Tische im Klassenzimmer so gestellt, dass die Abstandsregelungen eingehalten werden und die Schüler tragen außer während des Unterrichts im gesamten Schulgebäude Masken. Weiterhin desinfizieren sie sich nach Betreten des Gebäudes die Hände und kommen dann auf direktem Weg ins Klassenzimmer.

zelnen Themengebieten der Fächer sein. Deshalb sollte der Fokus beim Homeschooling auf die Hauptfächer gelegt werden, um so den nötigen Wissensstand für das Folgejahr zu sichern. Wenn in Geografie mal ein Mittelgebirge in Deutschland nicht behandelt wird, ist das sicher kein großes Problem, wenn aber in Englisch wichtige Grammatikregeln fehlen, leider schon. Natürlich spielen Motivation und Eigeninitiative der Schüler eine bedeutende Rolle, vor allem bei jüngeren Schülern tut das die Beteiligung der Eltern aber auch.

Mit welchen Problemen haben die Schülerinnen und Schüler beim Homeschooling zu kämpfen?

Ich glaube, dass in den letzten Wochen die Eltern in vielen Fällen die Hauptlast getragen haben. Neben der Arbeit und zum Teil existenziellen Ängsten, die sie haben ist es eine enorme Belastung zusätzlich die Kinder zum Homeschooling zu motivieren und ihnen beim Lernen zu helfen. Einerseits die Kinder zum Er-

Es gab natürlich große Unterschiede dabei, wie die Schüler mit dem Homeschooling zurechtgekommen sind. Eine Folge können Wissenslücken bei ein-

Was raten Sie den Eltern in Bezug auf die Unterstützung ihrer Kinder bei dieser Form des Unterrichts?

Vor allem ist es ein enormer Arbeitsaufwand durch den Parallelbetrieb mit dem Präsenzunterricht, da der Unterricht ganz anders vorbereitet werden muss und wir durch die zusätzliche Kontrolle von Aufgaben quasi die doppelte Arbeit haben. Lernplattformen sind zwar eine Hilfe, aber trotzdem arbeiten viele Lehrer seit Ausbruch des Virus in Deutschland mit Sicherheit mehr als jemals zuvor. Zudem ist diese Art von Kommunikation für mich und meine Kollegen auch neu. Man will natürlich für seine Schüler da sein und sie bestmöglich unterstützen, aber diese ständige Erreichbarkeit stellt eine zusätzliche Belastung für den Lehrer dar. Wie kommen ohne Leistungserhebungen in der zweiten Hälfte des Schuljahres die Zeugnisse zustande? In den meisten Fällen werden die Noten, die bis zur Schulschließung gemacht wurden zu einem Schnitt für das Endjahreszeugnis verrechnet. Versetzungsgefährdeten Schülern kann man natür-


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