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Langeweile kann auch lustig sein
| THEATERHAUS JENA |
IM NEUEN FAMILIENSTÜCK DES THEATERHAUSES JENA GEHT ES HINAUS AUF MEER! »Bär im Boot« beleuchtet auf äußerst unterhaltsame Art und Weise die Reise eines Jungen und seines Kapitäns, einem Bären. Wir fragten bei Regisseurin Kerstin Lenhart und Kostümbildnerin Mirella Oestreicher nach, was es mit dem ungleichen Gespann auf sich hat.
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DAS PLAKATMOTIV zu Bär im Boot — zu sehen ab Dezember im Theaterhaus Jena
»Bär im Boot« erschien 2013 und ist das erste Buch des britischen Autors Dave Shelton, der von sich selbst sagt, das er zu jeder Tag und Nachtzeit ein Bad nehmen kann. So wie er sich selbst beschreibt, kann man sich auch den Humor des Buches vorstellen: aus dem Nichts, skurril und unerwartet — aber immer äußerst lustig. Doch worum geht es genau? Kerstin Lenhart erklärt lachend kurz und knapp ganz im Sinne des Autors: »Es geht um einen Bär in einem Boot und der bekommt Besuch von einem Jungen. Und dann legen sie ab übers Meer und lernen einander kennen.«
Aber es steckt natürlich noch viel mehr dahinter. Zum Beispiel die Frage, wer der Junge eigentlich ist und woher er kommt. Warum möchte er mit dem Bär über das Meer fahren? Und vor allen Dingen: wohin? Mirella Oestreicher, Kostümbildnerin der Inszenierung: »Das ist für uns auch unbekannt, man weiß es nicht. Hat er Sorgen und ist von zu Hause weggelaufen oder ist es pure Abenteuerlust? Kommt er aus einer wohlhabenden Familie oder hat er gar kein Zuhause?« Shelton verrät es uns nicht. Kerstin Lenhart ergänzt: »Man erfährt eigentlich nur etwas über seine Essgewohnheiten, er mag nämlich Ingwerbrause und Prickelbonbons. Ganz im Gegensatz zum Bären, der auch auf hoher See typisch britisch auf seine TeaTime pocht.«
Um der Geschichte einen Rahmen zu geben, fungiert Linde Dercon als Geräuschmacherin und Erzählerin, welche aber nicht im klassischen Stil mit großem Buch im Sessel sitzt und vorliest. In den Proben erwies sich dies zunächst als durchaus knifflige Angelegenheit: Kerstin Lenhart: »Im Buch gibt es nur den Bär und den Jungen, sie stehen für sich allein. Jetzt kommt auf einmal eine Erzählerin hinzu. Wie regeln wir das, ohne die Geschichte unserer beiden Seefahrer zu durchbrechen? Wir haben da eine ganz wunderbare Lösung gefunden, welche die eh schon tolle Geschichte noch einmal ungemein bereichert.«
(KEINE) LANGEWEILE AUF SEE Nun schippern die beiden also los. Doch was macht man die ganzen Tage so einsam auf hoher See? »Klar wird es für die Seefahrer erst einmal öde. Aber nicht für uns Betrachtende, denn Dave Shelton hat den Trott so unterhaltsam verpackt, dass in der Langeweile für Außenstehende immer etwas Lustiges passiert. Doch es kommen im Laufe der Zeit noch einige Themen dazu. Hunger, Einsamkeit, Konflikte, Streit, Sorgen, Stimmungsschwankungen — von all diesen Dingen bleiben der Bär und sein junger Begleiter nicht verschont«, so Kerstin Lenhart.
Im Stück sitzen die beiden scheinbar wirklich mitten auf dem großen Meer, denn Bühnenbildner Maarten van Otterdijk wollte ein Wackelboot. Dafür hat Robert Ehrig, der Haustechniker des Theaters, eine Achsenkonstruktion entwickelt und am Ende gleich das ganze Boot selbst gebaut. So schwankt es nun ordentlich — ganz wie auf hoher See! Zudem ging es für Elisa Ueberschär und Nikita Buldyrski, die Bär und Jungen spielen, in den Vorbereitungen hinaus auf die Saale. Die ist zwar nicht ganz so stürmisch wie ein Ozean, aber gut geeignet, um das Rudern einmal selbst zu testen. Musikalisch wird das Stück begleitet von Levi Raphael, der am Theaterhaus ein gern gesehener Gast ist und schon vielen Stücken eine passende Note verliehen hat.
VERTRAUEN UND ZUVERSICHT »Bär im Boot ist ein Lehrstück über das Gelassen bleiben und eine große Geschichte über das Vertrauen. Dabei erkennt man durchaus die Schwächen des Anderen, sieht aber auch seine Stärken«, blickt Kerstin Lenhart abschließend auf die Geschichte. Mirella Oestreicher ergänzt: »Die beiden vermitteln einem das Gefühl: Hey, wir haben jetzt schon so viel zusammen überstanden! Schauen wir einfach zuversichtlich in die Zukunft, dann schaffen wir den Rest auch noch!« Alle großen und kleinen Gäste können sich im Dezember also auf eine muntere Familienunterhaltung freuen. Kerstin Lenhart: »Es wird wirklich sehr lustig, das können wir versprechen. Die Proben machen bereits riesengroßen Spaß, mit Publikum wird das noch besser. Es wird zu keiner Zeit langweilig auf hoher See!« (mst)
Bär im Boot: die Familienvorstellungen finden am 03.12.2022 (Premiere) sowie am 10., 17., 27., 28. und 29.12.2022 um jeweils 16 Uhr im Theaterhaus Jena statt. Das Stück ist empfohlen ab 7 Jahren. Karten sowie weitere Informationen (auch zu den Schulvorstellungen): www.theaterhaus-jena.de