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Garten-Oase in der Stadt

| THEATERHAUS JENA |

»EINE KLEINGARTENSIEDLUNG, DAS IST SCHON EINE WELT FÜR SICH – und das ist überhaupt nicht negativ gemeint«, sagt Marleen Scholten von Wunderbaum. Denn anlässlich des diesjährigen Sommerspektakels zur KulturArena wirft das Theaterhaus einen näheren Blick auf Kleingärten und berichtet aus dem Leben derer, die wirklich immer vor Ort sind – der Gartenzwerge!

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Es ist ja nicht so, dass die Nachfrage an Kleingärten jemals gering gewesen wäre. Aber in den letzten zwei Jahren explodierte das Interesse an einer eigenen Parzelle in ungeahnte Dimensionen, denn ein Schrebergarten schien während der Corona-Maßnahmen die perfekte Lösung zwischen Flucht vor der Isolation bei gleichzeitiger Kontaktvermeidung zu sein. Und das war nicht nur in Deutschland so: »Auch in Italien, wo ich lebe, oder in den Niederlanden, der Heimat von Wunderbaum, gibt es Kleingartenanlagen«, berichtet Schauspielerin Marleen Scholten. »Ähnlich wie hier sind diese momentan nur schwer zu ergattern. Aber so fair muss man sein, daran ist nicht nur Corona Schuld. Junge Familien entdecken schon länger den Garten in der Stadt für sich, ein Ende ist nicht abzusehen.«

ZU WENIG PLATZ

Es sind also rosige Zeiten für Kleingartenvereine, Nachwuchssorgen gibt es keine. Aber ganz so leicht ist es dann doch nicht: »Kleingartensiedlungen sind durchaus bedroht«, schwenkt Walter Bart ein. »Der Platz in den Städten ist begrenzt, gerade in Jena können wir ein Lied davon singen. Einige Anlagen stecken deshalb im Dilemma, eventuell Wohn- oder Geschäftsräumen weichen zu müssen. Genau hier kommen unsere Gartenzwerge ins Spiel«, lacht der künstlerische Leiter des Theaterhauses. »Diese treffen sich bei uns auf der Bühne am Theatervorplatz und veranstalten ein Promo-Konzert für Kleingärten, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen und die Notwendigkeit der Gärten zu vermitteln — denn ohne Kleingärten verlieren sie ihr zuhause.«

Eingebettet in diese Rahmenhandlung erfahren die Gäste des diesjährigen Sommerspektakels eine Menge über das Leben in den Parzellen. Dazu hat das Wunderbaum-Team gemeinsam mit den SchauspielerInnen des Theaterhauses viele Interviews geführt. »Alle Befragten sind wahnsinnig stolz auf ihre Gärten. Einige haben die Grundstücke seit Generationen gepachtet und dementsprechend viel Arbeit, Liebe und auch Geld investiert. Da haben wir beeindruckende Gärten gesehen. Für manchen Gartenbesitzer wurde der Garten gar zum Lebensinhalt. Aber das verläuft natürlich nicht immer reibungsfrei: Wie kann diese kleine Gesellschaft gestaltet, wie können ihre inneren Konflikte gelöst werden? Wie privat ist man wirklich in seiner Parzelle, wenn der Garten doch für jeden sichtbar ist?«, fragt Marleen Scholten und ergänzt schmunzelnd: »Und wer kann uns von all dem denn besser berichten als die Gartenzwerge? Diese waren schließlich immer da, haben alles gehört und gesehen und kennen sämtliche Geheimnisse.« Walter Bart ergänzt: »Dabei gehen unsere Gartenzwerge äußerst offen, ja fast schon anarchistisch vor und nehmen kein Blatt vor den Mund. Es kann also schon mal zu pikanten Details kommen.«

LETZTE WUNDERBAUM-PRODUKTION

Gesellschaftliche Stoffe wie diese ziehen sich durch alle Wunderbaum-Produktionen der vergangenen Jahre. »Miniathüringen« wird leider die Letzte sein, die das Team in künstlerischer Leitung gemeinsam mit dem Ensemble des Theaterhaus Jena verantwortet. »Für uns sind solche Themen immer eine zentrale Frage«, so Walter Bart. »Da Wunderbaum Standorte in Deutschland, Italien und den Niederlanden hat, ist es immer interessant, Vergleiche zwischen den Ländern zu ziehen. Umso spannender ist es, nun noch

ERHOLUNG, RUHE, EIGENE ERNTE — Kleingärten mitten in der Stadt

einmal ein Thema zu behandeln, was nach außen für seine mitunter strengen Regeln bekannt ist — so krass sind diese in Italien oder den Niederlanden nicht.«

Doch noch einmal zurück zur musikalischen Komponente des Kleingartenspektakels. Interessant ist nämlich auch die Band hinter den Zwergen. Diese entsteht um den musikalischen Leiter Moritz Bossmann, studierter Jazzgitarrist und Mitglied der Band »Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi«, welche 2017 ein ausverkauftes Konzert in der Kulturarena spielten. Gewohntes Terrain also, möchte man sagen. Walter Bart: »Alle Songs werden extra für das Theaterspektakel geschrieben, um die Gartenzwerge herum wird eine neue Band mit Liedern aus nahezu allen Genres entstehen. Wir hoffen natürlich auf ein begeistertes Publikum, um das Anliegen der Zwerge ordentlich unterstützen zu können.« (mst)

»Miniathüringen« — Kleingartenspektakel zur Eröffnung der Kulturarena Jena: am 06.07. (Premiere), 07.07., 08.07., 09.07. und 10.07.2022 um jeweils 21.30 Uhr auf dem Theatervorplatz Jena Weitere Informationen sowie Karten unter: www.theaterhaus-jena.de

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