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Bildgeschichten in der DDR — Teil 13

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Eine DDR in Afrika

Eine DDR in Afrika

| DDR-COMICS  |

AUCH DIE PUNKS kamen aus dem Untergrund in die Comics

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Bildgeschichten in der DDR Teil 13: Politisch-ideologisch oder keine Druckmöglichkeit

LETZTER TEIL UNSERER SERIE ÜBER COMICS IN DER DDR, die dort bekanntlich ›Bildgeschichten‹ hießen. Obwohl in dem kleinen Land diese Art von Kunst eigentlich verpönt war und man die Sprechblasen als »Feind des Sozialismus« ansah, gab es doch allerlei Bildmaterial in verschiedenen Zeitungen zu bewundern.

Alle Zeichner, Cartoonisten und Comic-Gestalter konnten wir in den bisherigen Folgen zur DDRComickunst leider nicht berücksichtigen, etwa jene Künstler, die für die Monatszeitschrift »Atze« vorwiegend einfache und sehr durchschaubare Bildgeschichten zeichneten. Bei ihnen ging es oft um kämpfende und immer siegende Partisanen, aufopferungsvoll arbeitende Sozialisten und für Vietnam Papier sammelnde Pioniere.

Der Vollständigkeit halber soll in diesem letzten Teil der Serie unter anderem an Günther Hain erinnert werden, der mit dünnem Strich zwar der meist veröffentlichte Bildgeschichtenzeichner war, aber vorwiegend auch politische Botschaften umsetzte. Oder an Hans Räde, der ebenfalls viele Comics für die »Atze« entwarf, wie »Die Winterschlacht« und »Harzschützen«. Für die Technikzeitschrift »Jugend und Technik« schuf er zudem bereits in den 1950er Jahren »Collis wundersame Reise«. Nach Motiven von Pinocchio ließ er einen Alten einen Roboter zusammenbauen, der — zum Leben erwacht — den normalen Alltag im Osten Deutschlands erlebt.

MIT SEINER MANNSCHAFT befährt Käpt’n Bramsegel Meer und Weltraum

Aber zurück zu Günter Hain, Hauptzeichner der »Atze«: Er setzte ebenfalls politisch-ideologische Titelgeschichten um, die stilistisch hölzern waren. Seine hervorragenden Bilder machten das leider nur zum Teil wieder wett. Auch Märchen wurden von Hain zu Comics verarbeitet. So entwickelte er nach Textvorlagen der Märchenerzählerin Ilse Korn tolle Zeichnungen zu »Hodscha Nasreddin«. Zumindest nennen muss man in diesem Zusammenhang natürlich auch Franz Kerka, der für die kurzlebige Kinderzeitschrift »Unser Robinson« Bildgeschichten gestaltete, wie beispielsweise »Käpt’n Bramsegels Abenteuer«.

Schließlich noch einige Worte über den Berliner Zeichner und Karikaturisten Karl Holtz (1899 –1978), der 1957 für den »Eulenspiegel« die Reihe »Möchtelmanns Abenteuer« schuf. Diese vorrangig politischen Zeichnungen richteten sich gegen den westdeutschen Imperialismus und blieben auch Holtzs einziger Comic. Die Idee war bescheiden, aber die Zeichnungen dazu auf hohem künstlerischem Niveau — wie auch all seine Karikaturen.

Zu guter Letzt noch dies: Wie sah es eigentlich mit den Comics aus dem DDR-Untergrund aus? Da gab es nur vereinzelte Zeichner und Autoren, die sich aus einer fast völligen Chancenlosigkeit auf Veröffentlichung ergaben. Eine Szene fehlte völlig, denn es mangelte an Druckmöglichkeiten und außerdem lauerten die Ohren und Augen der Stasi überall. Mit der Wende konnten dann einige Zeichner ihre Werke der Öffentlichkeit präsentieren. Kurzlebige Comic-Hefte, wie der Leipziger »Messitsch«, »Liane« aus Dresden, »Sno’ Boy« und diverse Hefte der Kirche von unten machten die hartnäckig gebliebenen Comiczeichner bekannt. Einige von ihnen schwenkten später auf Cartoons um oder zeichneten kleine Comicgeschichten für Stadtmagazine. Genannt sollen sein: Peter Bauer, Detlev Beck, Ralph Alex Fichtner, Schwarwel, Ol oder auch Helmut Ziehrke.

Wer heute in einem Zeitungsladen nach Comics sucht, findet neben den üblichen Verdächtigen »Mosaik« und »Micky Maus« die komplette Palette von amerikanischen Superhelden, natürlich »Asterix«, ungezählte schlechte Kinderhefte mit gerade angesagten TV-Figuren (Yakari, Pokemon, Barbie) oder die noch schlechteren »Zombie«-Hefte. Wahre Comicfans suchen da lieber die Comic-Läden ihres Vertrauens auf, denn die bieten nicht Alltägliches und mitunter auch gut erhaltene Hefte aus der früheren Comic-Zeit. (tbe)

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