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Sommerabenteuer mit Esel

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DIE PLANUNG FÜR DIE FORTFÜHRUNG IHRER PERUREISE MIT MAULTIEREN WAR GERADE IN VOLLEM GANGE – da kam Corona und die bekannten Folgen, insbesondere für den Urlaubsverkehr. Reisejournalistin Barbara Vetter musste – wie so viele in diesem Sommer – umplanen. Thüringen statt Peru, da fehlte nur noch die tierische Begleitung. So sollte auch für die beiden Jenaer Esel Atlanta und Atlas ein Sommerabenteuer anbrechen …

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Was für eine Eselei!

Frau Vetter, dies war nicht Ihre erste Trekkingtour mit tierischer Begleitung. Was macht für Sie das Reisen mit Tieren und speziell mit Eseln aus?

BARBARA VETTER: Ganz pragmatisch und eigennützig könnte ich jetzt antworten: Sie tragen einen Großteil des Gepäcks. Aber das ist natürlich nur ein Aspekt — wenn auch ein sehr nützlicher. Mit Tieren zu Reisen ist toll und immer auch eine Herausforderung. Schließlich sind wir auch schon mit Kamelen und Elefanten unterwegs gewesen. Jedes Mal stellt man sich auf die Eigenheiten der Tiere ein. Man hat mit den Tieren eben Reisepartner mit speziellen Bedürfnissen und auf diese muss man Rücksicht nehmen. Das macht mir persönlich unglaublich Spaß, weil so zum Reisen immer eine große Portion an Spontanität und Kreativität dazu kommt. Und, ein weiterer sehr wichtiger Aspekt beim Reisen mit Tieren entsteht: Die Menschen begegnen einem anders. Sie sind offener, neugieriger und damit auch gesprächiger und gastfreundlicher.

Konntet Ihr das auf eurer Tour auch erleben?

VETTER: Unbedingt. Esel sind absolute Sympathieträger. Wenn mir bei bisherigen

HEULIEFERUNG von Bauer Frank aus Reinstädt

Reisen im Ausland große Gastfreundschaft zuteil wurde, dachte ich ehrlicherweise oft: »Ob dir das in Deutschland auch passiert wäre?« Nach knapp vier Wochen Unterwegssein mit den Eseln konnten wir dies eindeutig bejahen. So hieß uns der Bürgermeister von Reinsdorf prompt auf der Gemeindewiese willkommen. Auf dem einsamen Gestüt von Karen Kiffner in Rothvorwerk durften wir im Heuschober übernachten. Bauer Sigurd Weihrauch in Erdmannsdorf unterbrach bei unserem Anblick sofort seine Arbeit und stellte uns für zwei Tage sein Haus zur Verfügung und ein sympathischer Simson-Fahrer namens Ronny suchte für uns stundenlang einen verloren gegangenen Schuh (er war aus dem Eselskorb gefallen).

Man kennt ja die Mär vom störrischen Esel. Wie viel ist da dran?

VETTER: Esel sind sicher nicht störrisch. Das klingt so, als täten sie etwas mutwillig nicht, um uns zu ärgern. Aber es gibt Situationen, wo ein Esel einfach nicht will. Und dann geht gar nichts mehr, nicht mal mit den schmackhaftesten Leckerlis und gutem Zureden. Wir hatten uns unterwegs noch mit zwei Mildaer Eseln zusammengetan, die sich aber absolut weigerten, auf Schotter zu Laufen. Dann ist einfach Geduld gefragt … Doch die

WIE LÖST MAN die Handbremse?

kostet mitunter Kraft und Nerven. Vor allem dann, wenn das Ende nicht absehbar ist. Letztlich hilft dann nur selber umzudenken, einen neuen Weg zu suchen. Die Erfahrung machte unterwegs auch ein netter Mann im Anzug, der mit seinem Auto extra angehalten hatte, um uns zu helfen, einen Esel über eine Brücke zu bringen. Letztlich half auch hier nur, einen Umweg in Kauf zu nehmen.

Wer hat Sie dieses Mal begleitet?

VETTER: Oh, das war spannend und einer der großen Vorteile, in der Nähe zu Reisen, denn so konnten uns zahlreiche Freunde abschnittweise begleiten und uns unterwegs auch mal versorgen. Durchweg dabei war meine große Tochter Saba, die mir eine große Hilfe war. Letztlich haben meist sie und ihre Freundin sich um die Tiere gekümmert, sie gepflegt und abends den Elektrozaun aufgebaut. Das war eine neue, schöne Erfahrung für mich.

Hat Ihnen im Vergleich zu Ihren Fernreisen etwas gefehlt?

VETTER: Die knapp 4-wöchige Reise war so spannend und erlebnisreich, dass sie meinen Fernreisen in nichts nachstand. Sie war sicher etwas einfacher, besonders was die Verpflegung angeht. Auch musste sich anfangs das Gefühl des Reisens erst etwas einstellen. Immerhin waren wir gerade einmal in einem Umkreis von 30 Kilometern um Jena herum unterwegs. Ich habe mit der Zeit bemerkt, dass ich meine direkte Umgebung gar nicht richtig kenne. Wir haben immer wieder Neues entdeckt und sind durch die Esel ganz neue Wege gegangen.

Haben Sie Ihre Tour im Vorfeld lange geplant?

VETTER: (Lacht) Nein. Der Weg war das Ziel. Wie auf all meinen Reisen.

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Der bekannte Markt mit seinem breiten Sortiment an Accessoires, Kleidung, Schuhen und mehr findet seit 5. August in neuem Format statt:

immer mittwochs 8 bis 17 Uhr auf dem Jenaer Marktplatz

Aktuelle Informationen erhalten Sie jederzeit unter: www.jenakultur.de/maerkte

Neue Sonderausstellung im Romantikerhaus: »Abenteuer Denken. Der Jenaer Hegel«

Einer der bedeutendsten Denker in der Jenaer Geistesgeschichte war Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 — 1831). 1801 siedelte er sich in Jena an, unterrichtete als Privatdozent und Professor an der Universität, lehrte und publizierte gemeinsam mit Schelling, fand Aufnahme in den geselligen Kreisen um Goethe und den Verlagsbuchhändler Frommann. In der Saalestadt entwickelte er die Grundgedanken seiner »Philosophie der Freiheit« (Klaus Vieweg) und verfasste hier sein wohl wichtigstes Buch, die »Phänomenologie des Geistes«.

Die Ausstellung zeichnet den Lebensweg und die Bedeutung Hegels nach. Den Schwerpunkt bilden dabei die Jenaer Jahre (1801— 1807).

Bis 15. November, Di–So 10–18 Uhr, Do zusätzlich bis 20 Uhr www.romantikerhaus-jena.de

Die Tagungen der Zukunft sind hybrid

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Kontakt und Informationen: www.jenaconvention.de Blick in die Zukunft der Veranstaltungsbranche zu werfen. Die Prognose lautet: Hybride Formate, bei denen reale Events mit virtuellen Inhalten angereichert werden und sich Interessenten online zuschalten können, werden künftig dominieren. Bei der Anpassung an diese Entwicklungen unterstützt das Jena Convention Bureau die Partner der Tagungsallianz.