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Wenn der Fußball zwei Herzen in einer Brust schlagen lässt

Wenn der Fussball zwei Herzen in einer Brust schlagen lässt

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F.C. Hansa Rostock gegen den Doberaner FC

Es passiert nicht oft, dass ein Angestellter eines Fussballvereins als Spieler in einem Wettbewerb gegen seinen Arbeitgeber antreten muss. Aktuell hat sich dies aber im Landespokal von Mecklenburg-Vorpommern ergeben.

Für viele Vereine des Landes ist im Landespokal ein Spiel gegen den Drittligisten F.C. Hansa Rostock das Spiel der Spiele. Nun fiel in der zweiten Runde des Landespokals Mecklenburg-Vorpommern das Los auf den Doberaner Fußballclub. Dieser spielt in der Münsterstadt nun am 6. September um 17.30 Uhr gegen den Favoriten aus der Hansestadt und will sein Spiel der Spiele zu einem Stolperstein für Hansa werden lassen.

Klar ist, dass die ehemalige Kreisstadt und der Verein, dessen Wurzeln bis 1946 zurückreichen, elektrisiert sind. Und man rechnet mit einem vollen Haus in der aktuellen Spielstätte.

Im Jahr 1946 wurde zur Wiederbelebung des Fußballs in Bad Doberan nach dem Kriege der SV Sturmvogel gegründet. Aus diesem wurde in der Folge im Jahre 1952 die BSG Lok Bad Doberan, die dann auch mal unter dem Namen Aufbau ins Rennen ging. Lok spielte zu DDR-Zeiten immer mal wieder in der Bezirksliga. Diese war die dritthöchste Spielklasse in der DDR. Die BSG brachte mit Spielern wie Achim Susa, Mike Stremlow, Heiko Möller, Jan Krüger und Walter Schoof immer wieder Talente hervor, die sich dann auch Hansa angelte.

In den Planungen des aktuellen Doberaner Übungsleiters Ronny Susa spielt auch der Name Jeppe Lauenstein eine Rolle. Der 22jährige Offensivmann schnürt nach Stationen bei Qlympia Rostock, Hansa Rostock, dem Sievershäger SV, SSV Lindenau Leipzig und der BSG Rostock aktuell seit 2018 für den Doberaner FC in der Landesliga West seine Fußballschuhe.

Für den jungen Mann, der durch seinen Vater schon früh mit dem Hansavirus infiziert wurde, birgt das Spiel in Bad Doberan eine doppelte Brisanz, denn der Doberaner Mittelfeldakteur verdient im richtigen Leben das Geld für seine Brötchen beim F.C. Hansa Rostock und ist dort im Ticketmarketing tätig.

Nach dem Abi zog es Jeppe nach Leipzig an die DHFK, um hier Sportmarketing zu studieren. Das obligatorische Praktikum machte der 1996 in Rostock geborene natürlich bei seinem Lieblingsverein, dem F.C. Hansa Rostock.

Nach dem Studium wollte er eigentlich nach England, um hier seinen beruflichen Horizont zu erweitern. Am Ende landete er dann aber am Kap der guten Hoffnungen und heuerte beim südafrikanischen Zweitligisten Ubuntu Cape Town FC in Kapstadt an und arbeitete dort im Management. Dies war für den Jungen von der Ostsee eine interessante und spannende Zeit. Hier konnte er, obwohl der Fußball hier ähnlich funktioniert wie der Profisport in den USA, viel lernen.

Nach dieser Zeit ergab sich durch den Kontakt zu Hansa die Möglichkeit, hier eine Stelle im Ticketmarketing zu besetzen. Natürlich musste der Rostocker und Hansafan nicht lange überlegen. Denn es war sein Traum, für seinen Herzensverein zu arbeiten.

Wie bei vielen Fußballbegeisterten gibt es auch bei Jeppe einen zweiten Verein, bei dem man selber den Vorbilder nacheifert und versucht das Runde ins Eckige zu bringen. Dieser Verein ist für Jeppe heute der Doberaner FC. Klar, dass das Spiel in Bad Doberan mit dem FC auch für den jungen Sportsfreund ein ganz besonderes Spiel ist. Und das dann auch noch in doppelter Hinsicht. Denn es ist schon etwas ganz besonderes, sich als Fan und Mitarbeiter sportlich mit den Hanseaten zu messen und dann eventuell auch gegen einen Lieblingsspieler zu spielen.

Es ist schon etwas speziell und ein Thema in den Katakomben des Ostseestadions, dass den Hansaspielern täglich ein Spieler des zukünftigen Pokalkontrahenten über den Weg läuft. Aber alle sehen dem sportlichen Kräftemessen mit Gelassenheit und Vorfreude entgegen.

Jeppe ist sich der Brisanz durchaus bewusst, nimmt das Spiel aber als sportliche Herausforderung an. Schlagen doch in seiner Brust zwei Herzen. Ein Gewinner ist er aber in jeden Fall, denn egal wer weiterkommt, es ist immer ein Herzensverein von Jeppe Lauenstein.

Frank Schollenberger

WWW.0381-MAGAZIN.DE

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