Unser Land (Oktober 2017)

ZUM

NATIONAL­ FEIERTAG 2017

U NSE R L A N D E I N S TO L ZE R B L I C K AU F T I R O L

Interview

Auf der Habenseite

Zukunftsfit

Landeshauptmann Günther Platter im Gespräch über Chancen und Herausforderungen.

Tirol hat die niedrigste Verschuldung, auch der Arbeitsmarkt entwickelt sich positiv.

In Sachen Breitband-Internet und Digitalisierung will Tirol eine Vorreiterrolle einnehmen.

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EDITORIAL // INHALT

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INTERVIEW Seite 20

Landeshauptmann Günther Platter im Gespräch.

Seite 16

© AXEL SPRINGER (2)

Ob auf der Straße oder im Bikepark: Radfahren liegt im Trend und dementsprechend wird in die Infrastruktur investiert.

Seite 6

Bis 2050 will Tirol energieunabhängig sein.

Wie das gelingen soll.

Liebe Leserinnen und Leser!

E

s gibt viele Gründe, stolz auf Tirol zu sein. Einige davon lassen sich in Zahlen ausdrücken: Tirol ist das Bundesland mit der geringsten Verschuldung in Österreich. Hinter solchen Zahlen stehen die Menschen, die in diesem Land leben: Tirol hat auch die bundesweit geringste Arbeitslosenquote, die Häl e der Tiroler Bevölkerung engagiert sich ehrenamtlich in Vereinen und sozialen Einrichtungen.

Andere Gründe stehen für ein Lebensgefühl: Tirol ist nicht nur Sportland Nummer Eins bei Touristen aus aller Welt, auch den Einheimischen kommen die jüngsten Investitionen in Bergwege und vor allem die Rad-Infrastruktur zugute. Vor allem aber ist auf Tirol stolz zu sein ein Gefühl, dass für viele Menschen viele verschiedene Bedeutungen hat.

Im vorliegenden Magazin, der ersten Ausgabe von „Unser Land“, werden unter anderem Themen wie Kinderbetreuung, Pflege, Mobilität, der Wirtscha sstandort Tirol und der Einsatz erneuerbarer Energien beleuchtet.

Zu entdecken gibt es informative und lebensnahe Geschichten – und vielleicht ein paar weitere Gründe, stolz auf Tirol zu sein.

Wir wünschen eine spannende Lektüre!

Die Redaktion

Inhalt Seite 10 Wie es um Tirols Wirtschaft steht.

Seite 26 Das Pilotprojekt Übergangspflege in Schwaz bietet ein Zuhause auf Zeit.

Seite 32 Wie man in den Bergen stets sicher unterwegs ist.

Seite 36 Tirol will Nummer Eins beim Ausbau von Breitband-Internet sein.

Seite 40 Lokalaugenschein im Betriebskindergarten von Eurotours in Kitzbühel.

Impressum Unser Land, Beilage in der „Tiroler Tageszeitung“ Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: TARGET GROUP Publishing GmbH // Chefredaktion: Matthias Krapf // Redaktion: Klaus Erler, Daniel Feichtner, Kathrin Fenkiw, Rebecca Müller, Eva Schwienbacher, Benjamin Stolz, Barbara Wohlsein // Layout: Thomas Bucher Illustrationen: Monika Cichoń // Anzeigenverkauf: Wolfgang Mayr Anschrift für alle: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 60 20, E-Mail office@target-group.at, www.target-group.at Coverfoto: TVB Tannheimer Tal/Meurer Achim Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten

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Der Achensee ist mit einer Fläche von 6,8 Quadratkilometern der

größte See Tirols –

und mit knappen 20°C im Sommer einer der „erfrischendsten“.

UNSER LAND IN SUPER­ LATIVEN

Die kleinste

Gemeinde Tirols und Österreichs ist Gramais im Bezirk Reutte – mit gezählten 47 Einwohnern.

(Stand: 1. Jänner 2017)

FENSTER ZU TIROL

Die Wildspitze in den Ötztaler Alpen ist mit 3.768 Metern der

und nach dem Großglockner der zweithöchste Österreichs.

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höchste Berg Nordtirols

Große Aus wahl an Tiroler Dirndln und Anzügen

Sölden ist mit einer Fläche von 466,78 Quadratkilometern die

größte Gemeinde Österreichs

und zählt dabei nur 3.124 Einwohner.

Zum Vergleich: Wien hat bei einer Fläche von 414,65 Quadratkilometern über 1.860.000 Einwohner.

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Heller und sparsamer: Die Außenbeleuchtung des LKH Innsbruck erstrahlt seit kurzem im besonders hellen LEDLicht und verbraucht deutlich weniger Strom.

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Der Energiewende voraus Weltweit wird umgedacht.

Fossile Energieträger sind zunehmend Auslaufmodelle und erneuerbare Energiequellen rücken in den Vordergrund.

Tirol will bei diesem Wandel nicht nur mitmachen, sondern mit gutem Beispiel voran­gehen.

TEXT: DANIEL FEICHTNER // FOTOS: AXEL SPRINGER

T

irol soll bis 2050 energieautonom werden. Das bedeutet nicht nur einen Verzicht auf fossile Energie und eine komplette Verlagerung auf erneuerbare Energiequellen im Land, auch der Tiroler Energiehunger soll schrumpfen. Mittel zum Zweck ist die Formel „50/30“. Gelingt es, den Energieverbrauch um 50 Prozent zu senken, müssen wir die heutige Produktion erneuerbarer Energie um nur 30 Prozent steigern, um unseren gesamten Bedarf eigenständig und ökologisch verträglich zu decken. Um das zu erreichen, laufen im ganzen Land Projekte, die alle auf ein Ziel hinarbeiten: unabhängige, grüne Energie für ganz Tirol in den kommenden drei Jahrzehnten.

24 Stunden Betrieb „Wir sind einer der größeren Energieverbraucher Tirols“, erzählt Patrick Hörhager. Der Ener-

giemanager der Tirol Kliniken verwaltet den Energiehaushalt von vier Krankenhäusern: dem Landeskrankenhaus (LKH) Innsbruck, dem Ausbildungszentrum West (AZW), Tilak Competence Center (TCC) und der Medizinprodukteaufbereitung Tirol. „Alles zusammen haben wir im vergangenen Jahr 132 Gigawattstunden Energie benötigt.“ Das entspricht dem Verbrauch von 40.000 Drei-Personen-Haushalten – oder 0,3 Prozent von Tirols gesamtem Energiebedarf.

Diese hohe Zahl lässt sich begründen. Immerhin müssen nicht nur 9.000 Mitarbeiter und 2.712 Betten, sondern auch medizinische Geräte, Operationssäle, Küchen und noch vieles mehr mit Strom, Frischluft, Warmwasser, Heizung und so weiter versorgt werden. „Und weil es um medizinische Grundversorgung geht, kann man nicht einfach den Schalter umlegen, wenn die Schicht endet“, betont Hörhager.

Große Chance Wo der Verbrauch groß ist, herrscht auch großes Einsparungspotenzial, erklärt Energiemanager Hörhager: „Seit 2013 ist der Bedarf der Tirol Kliniken um fünf Gigawattstunden gesunken.

Das ist noch nicht viel, aber auch erst der Anfang.“ Derzeit laufen über 56 Bauprojekte und 106 verschiedene Energieeffizienzmaßnahmen. Manche davon sieht man, wie die vier Elektroautos, welche die Tirol Kliniken nutzen. „Für viele Distanzen, die wir fahren, ist der Elektroantrieb ideal“, erzählt Hörhager. „Außerdem bringen wir Mitarbeitern Elektromobilität auch für den ▶ privaten Gebrauch näher.“

2050 will Tirol energie­­autonom werden

ENERGIE

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Und wie?

Mit der Formel

50/30“

„

Energieverbrauch um 50 % senken und 30 % mehr erneuer­bare Energie als aktuell produzieren.

922 Wasserkraftanlagen in Tirol liefern 6.375 Gigawattstunden.

2016 waren tirolweit 4.218 größere Photovoltaik-Anlagen in Betrieb. Dazu kamen 555.000 Quadratmeter solarthermischer Kollektorfläche (2015).

80 Prozent der Tiroler Hausdächer wären geeignet, um Sonnenenergie zu nutzen.

Rund 50 große und viele kleine Biomasseanlagen versorgen derzeit ein Drittel aller Haushalte mit Wärme.

253 und damit 90 Prozent aller Tiroler Gemeinden betreiben mittlerweile Erdwärmeanlagen.

Die Fernwärmeschiene Wattens-Innsbruck beliefert bereits jetzt zahlreiche Abnehmer mit industrieller Abwärme aus verschiedenen Quellen.

In ihrer finalen Ausbaustufe wird die Schiene 10.000 Haushalte versorgen.

8 Dank des Einsatzes von Wärmepumpen (re.) und Kühlung durch Grundwasser (mi.) sowie der Einbindung von Abwärme zur Heizung und in die Warmwasserbereitung (li.) konnte der Energieverbrauch im Kinderherzzentrum West des LKH Innsbruck bereits stark gesenkt werden.

„Eine neue Einsparungs­ maßnahme eröffnet Möglichkeiten für drei weitere.“ PATRICK HÖRHAGER, ENERGIEMANAGER TIROL KLINIKEN

Ebenso wird auf LEDs umgestellt – meist dann, wenn sowieso neue Lampen fällig wären. Die Außenbeleuchtung am LKH Innsbruck wurde schon komplett getauscht. Dort strahlen LEDs deutlich heller und verbrauchen nur einen Bruchteil des Stroms.

Unsichtbar Insgesamt fallen Leuchtmittel beim Stromverbrauch aber mit maximal drei Prozent ins Gewicht. In der Gesamtenergiebilanz gibt es deutlich größere Fische, auf die es der Energiemanager abgesehen hat: „Das große Einsparungspotenzial herrscht dort, wo man es nicht sieht“, erklärt er.

Tirol ist eines der wenigen Bundesländer, dass genügend Grundwasser zur Verfügung hat, um damit nicht nur zu kühlen, sondern auch zu heizen. Seit 2000 nutzen die Tirol Kliniken Grundwasser mittels Wärmetauschern für 68 Prozent ihrer Kühlung, aber auch um seit 2015 damit zu heizen. Um den Faktor fünf effizienter als regulä-

re Klimaanlagen wird so jährlich Energie im Wert von rund 350.000 Euro gespart.

Ein weiterer, großer Punkt ist Frischluft­ versorgung. Vor allem im Winter geht mit der kalten Außenluft, die in Gebäude gepumpt wird, viel Heizungswärme verloren. Mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung kann ein großer Teil dieser Energie recycelt werden – mit neuester Technik. „Mit der Technologie auf die wir gerade einen Teil der Anlagen um­r üsten, schaffen wir mehr als 75 Prozent. Dabei nutzen wir auch Abwärme von anderen Anlagen, um möglichst viel Energie rück­zuge­w innen.“ Schritt für Schritt Das alles braucht Zeit, Engagement und Geld.

Zum einen müssen viele der Umbauten bei laufendem Betrieb geschehen. Arbeiten an den Heizungen finden im Sommer statt und OP-Säle bzw. Stationen können nur in einem sehr engen Zeitfenster umgebaut werden. Zum anderen dauert es aber, bis die Maßnahmen greifen. „Wir müssen Schritt für Schritt vorgehen“, erklärt Hörhager. „Eine neue Einsparungsmaßnahme eröffnet Möglichkeiten für drei weitere. So ist ständiges Optimieren und Abstimmen gefragt.“ Das bedeutet auch, dass immer mehr Verbesserungen immer weiterführende Maßnahmen ermöglichen. „Bis 2020 wollen wir sieben Prozent weniger Energie verbrauchen als 2013“, sagt Hörhager. „Unser Wachstum mit eingerechnet macht das eine Reduktion von ganzen 17 Prozent. Und das ist beträchtlich.“ ×

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D

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er beste Kanalservice-Anbieter ist der, den man nur einmal rufen muss“, so DI (FH) Alexander Schatz, Geschäftsführer von DAWI Kanalservice. Dieser Gedanke bringt die Philosophie des Unternehmens und den neuen Claim „Sauber bleiben.“ auf den Punkt. Nicht umsonst ist die Tochterfirma der IKB seit Jahren bekannt für ihr nachhaltiges, hochqualitatives Schaffen.

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Der Wirtscha sstandort Tirol Wie viele Unternehmen gibt es in Tirol, welche sind die stärksten und ältesten Branchen und wo steht der größte Umbruch bevor?

TEXT: REBECCA MÜLLER // ILLUSTRATION: MONIKA CICHOŃ

43.776 UNTERNEHMEN

REUTTE

909

DIENSTGEBERBETRIEBE

1.962

BETRIEBE GESAMT

SCHWAZ

2.384

DIENSTGEBERBETRIEBE

INNSBRUCK STADT

3.456

4.613

BETRIEBE GESAMT

DIENSTGEBERBETRIEBE

7.910

BETRIEBE GESAMT

LANDECK

1.361

DIENSTGEBERBETRIEBE

2.581

BETRIEBE GESAMT

IMST

1.600

DIENSTGEBERBETRIEBE

3.272

BETRIEBE GESAMT

Quelle: BESCHÄFTIGTENSTATISTIK 2016 der WK Tirol, Oktober 2016

INNSBRUCK LAND

3.853

DIENSTGEBERBETRIEBE

9.553

BETRIEBE GESAMT

WIRTSCHAF TSSTANDORT TIROL

Unternehmen nach Sparten 2016 Quelle: Tiroler Wirtschaft in Zahlen 2017/18 der WK Tirol, Juli 2017

23,3 % 17,9 %

15,3 % 6,1 %

3

Gewerbe und Handwerk

FRAGEN AN …

Handel Tourismus und Freizeitwirtschaft Information und Consulting

© LAND TIROL

36,4 %

Transport und Verkehr

0,8 % Industrie 0,2 % Banken und Versicherung

1.

KUFSTEIN

2.752

DIENSTGEBERBETRIEBE

5.918

BETRIEBE GESAMT

2.

KITZBÜHEL

2.199

DIENSTGEBERBETRIEBE

4.884

BETRIEBE GESAMT

LIENZ

1.214

DIENSTGEBERBETRIEBE

2.750

BETRIEBE GESAMT

3.

Rainer Seyrling Vorstand Abteilung Wirtschaft, Land Tirol

Welche Branchen sind in Tirol traditionell stark vertreten und warum? Tirol hat eine im Vergleich zu anderen Regionen breit gefächerte Wirtscha sstruktur mit den starken Säulen Industrie mit Handwerk und Gewerbe, der Tourismus- und Freizeitwirtscha und dem Handel.

Begünstigt wurde die Entwicklung der Tiroler Wirtscha sstruktur durch günstige Energieversorgung für die Industrie, ein a raktives Landscha sbild mit zahlreichen Sport- und Freizeitmöglichkeiten, aber auch einer einfachen Erreichbarkeit für Touristen und einer langen Tradition Tirols als Handels- und Verkehrsroute.

Was sind die Branchen der Zukun ? Die ITBranche gehört auch in Tirol zu den am schnellsten wachsenden Wirtscha sbereichen überhaupt.

Die Digitalisierung verleiht diesem Trend eine zusätzliche Dynamik. Umso wichtiger wird es hier sein, dieser wachsenden Branche ausreichend Fachkrä e zur Verfügung stellen zu können. Entwicklungspotenzial ist aus meiner Sicht aber sehr wohl auch bei den oben genannten traditionell stark vertretenen Branchen vorhanden.

Und in welchen Branchen steht der größte Umbruch bevor? Die Digitalisierung wird unsere Zukun maßgeblich beeinflussen – in allen Wirtscha s- und Lebensbereichen. Für den Wirtscha s- und Arbeitsstandort Tirol stellt die Digitalisierung eine enorme Herausforderung dar, welche zugleich zahlreiche Chancen mit sich bringt. Umso wichtiger ist es, den Betrieben das entsprechende Rüstzeug zur Verfügung zu stellen, um „digitalsierungsfit“ zu werden. Von Seiten des Landes Tirol werden dafür unter anderem im Rahmen der Digitalisierungsoffensive digital.tirol in den nächsten fünf Jahren 50 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. ×

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„Die einzige Zeit im Jahr, in der die Maschinen still­stehen, ist vom 23. Dezember bis 1. Jänner.“ GEROLD HUBER, GESCHÄFTSFÜHRER METALLVEREDELUNG HUBER GMBH

WIRTSCHAF T

Seit gestern im Morgen Die Firma Huber in Schwoich ist ein Beispiel dafür, wie Digitalisierung und Wandel gelingen können. Früh hat man hier auf Automatisierung gesetzt.

Dabei blickt das Familienunternehmen, das auf Metallveredelungen spezialisiert ist, auf eine ereignisreiche Geschichte zurück.

TEXT: REBECCA MÜLLER // FOTOS: AXEL SPRINGER

I

m Jahr 1965 gründete Bernhard Huber die Galvanowerkstätte Huber. Seine Kunden waren regionale kleinere Betriebe. „Damals war das Unternehmen noch ein Ein-Mann-Betrieb“, erinnert sich der heutige Geschäftsführer und Sohn von Bernhard Huber, Gerold Huber.

Heute hat die Metallveredelung Huber 45 Mitarbeiter und rechnet 2018 mit einem Umsatz von circa zehn Millionen Euro. Spezialisiert ist Huber auf Galvanisierung. Darunter versteht man die elektrochemische Abscheidung von metallischen Überzügen oder Niederschlägen auf Gegenständen – wie zum Beispiel Schrauben, Scharniere oder andere Teile.

Die größten Kunden der Metallveredlungs­ firma sind heute Weltmarktführer in der Produktion von Türscharnieren für die Autoindustrie oder Holzbau- bzw. Automobilschraubenhersteller.

Vollautomatisch und digital Anfang der 1990er Jahre entschied sich Bernhard Huber am heutigen Standort in Schwoich im Tiroler Unterland in die ersten großen Maschinen samt neuer Fertigungshallen zu investieren.

Gerold Huber stieg 1997, mit 21 Jahren, in das Unternehmen ein. Anfang der 2000er Jahre begann er gemeinsam mit seinem Vater zu expandieren und die Produktionsabläufe auf Vollautomatisierung umzustellen. Die Firma ist online mit ihren Kunden verbunden, Bestellungen und Liefertermine werden elektronisch erfasst.

Die angelieferte Ware wird vom vollautomatischen Hochregallager an die einzelnen Galvanikanlagen transportiert. Nach der Vorreinigung, Galvanisierung und weiteren Schritten wie der Trocknung landet die Ware wieder in jenem Kundenbehälter, in dem sie angeliefert wurde. Anschließend erfolgt der Transport.

Und all das 24 Stunden, sieben Tage die Woche. „Die einzige Zeit im Jahr, in der die Maschinen

So sieht galvanisierte Ware aus, welche die Firma Huber am Ende wieder in Richtung Kunde verlässt.

stillstehen, ist vom 23. Dezember bis 1. Jänner“, sagt Geschäftsführer Gerold Huber.

Die Firma Huber veredelt

30.000

Tonnen Material pro Jahr und 600 Tonnen in der Woche.

Alle 9 Minuten startet der vollautomatische Galvanisierungsprozess. 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche.

Die derzeit

45

Mitarbeiter arbeiten in drei Schichten.

Rückschläge und Neuanfänge Das Jahr 2014 markiert einen weiteren wichtigen, wenn auch negativen Meilenstein der Metallveredelung Huber. Ein Großbrand verursacht einen Schaden in Millionenhöhe. Das Unternehmen nutzte den Wieder- und Neuaufbau auch, um weiter zu wachsen. Im Oktober 2016 wurden die modernsten Trommelbeschichtungsanlagen Europas in der Firma Huber in Schwoich in Betrieb genommen. Der Brand hat auch zu einer weiteren Verbesserung der Sicherheitsbestimmungen geführt: Es wurde in eine Hochdruck-Nebel-Sprühanlage investiert.

Neben der Sicherheit nimmt Huber auch Umweltfragen ernst. Die Firma hat eine hochmoderne, effiziente Abwasseraufbereitungsanlage. Außerdem setzt Gerold Huber auf Transparenz: „Die Ergebnisse der regelmäßigen Kontrollen samt Umweltmanagement Zertifikat sind für Interessierte auf unserer Website aufrufbar.“ Gerold Huber will mit dem Unternehmen auch in Zukunft weiterhin wachsen. Auch auf vollautomatisierte Produktionsabläufe wird er weiterhin setzten, stellt dabei aber auch klar: „Mit jeder Erweiterung werden auch neue Arbeitsplätze geschaffen.“ ×

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ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

Maßgeschneiderte Qualifizierung AMS und amg-tirol fördern Qualifizierung nach Maß.

D

er Fachkräftebedarf ist in vielen Branchen heute bereits enorm. Vor diesem Hintergrund entwickelten AMS und amgtirol das Konzept der „Qualifizierung nach Maß“.

Fachkräfte nach Maß Zielgruppen sind Unternehmen, die qualifizierte Mitarbeiter benötigen und beim AMS Tirol gemeldete Personen. Gemeinsam werden individuelle Bildungspläne entwickelt und in maximal drei Jahren mit betrieblichen bzw. externen Qualifizierungen umgesetzt. „Ein anerkannter Berufsabschluss bringt Menschen auf dem Arbeitsmarkt voran, qualifizierte Arbeitskräfte stärken zugleich die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unter-

nehmen,“ betont Dr. Bernhard Pichler vom AMS Tirol.

von 300 Euro (plus 4,5 Prozent Dienstgeberbeitrag) pro Monat und StiftungsteilnehmerIn. Für die theoretische Ausbildung teilen sich Unternehmen und Land Tirol die Kosten. Die Kosten der theoretischen Ausbildung trägt das Unternehmen, bei Ausbildungskosten ab 1.000 Euro beteiligt sich das Land Tirol mit 50 Prozent für den Betrag, der 1.000 Euro übersteigt, dies jedoch bis max. 1.000 Euro pro StiftungsteilnehmerIn. Diese erhalten vom AMS Arbeitslosengeld, zusätzlich die ausbildungsbedingte Zuschussleistung von 300 Euro. ×

Geringe Kosten für Unternehmen Die Kosten bestehen aus einer ausbildungsbedingten Zuschuss­leistung

Die Kontaktnahme ist sowohl über die Geschäftsstellen des AMS Tirol als auch über die amg-tirol möglich.

© DORO

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WIRTSCHAF T

Ein gutes Jahr 2016 war ein gutes Wirtschaftsjahr für Tirol, der Tourismus verzeichnete ein Rekordjahr, der Einzelhandel schnitt österreichweit am besten ab und auch der Aufwertstrend am Arbeitsmarkt hielt und hält an.

TEXT: REBECCA MÜLLER // FOTOS: SHUTTERSTOCK.COM

Stärkster Rückgang bei

Arbeitslosigkeit Seit 2015 hat Tirol den bundesweit stärksten Rückgang bei der Arbeitslosenquote. Aktuell beträgt die Quote mit Stichtag 30. September 2017

4,8 Prozent – 12,4 Prozent

weniger als im Vorjahr. Österreichweit liegt sie bei 7,5 Prozent. Der Rückgang ist in Tirol in allen Branchen, Altersgruppen und Bezirken zu verzeichnen.

Exportvolumen erstmals über

Milliarden Euro Tirol steigerte sein Exportvolumen 2016 um 7,7 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro – der stärkste Anstieg von allen Bundesländern. Größte Wachstumstreiber waren pharmazutische Erzeugnisse, elektrische Maschinen und elektronische Waren.

Tirol bei Wachstum über Österreich-Durchschnitt

Um 2,1 Prozent wuchs die reale Bruttowertschöpfung Tirols 2016 und liegt damit über dem österreichischen Durchschnitt von 1,5 Prozent. Den größten Beitrag zum Wachstum lieferte der Dienstleitungssektor mit einem Nächtigungsrekord im Tourismus und starken Umsätzen im Einzelhandel.

Einzelhandel

österreichweit Spitzenreiter

Mit einem realen Umsatzplus von 2,3 Prozent, eine Steigerung von 1,6 Prozentpunkten zum Vorjahr, konnte der Handel in Tirol österreichweit am stärksten zulegen.

Aufwind

für Bau Nach Jahren, in denen das Wachstum im Bausektor zurückging, konnte 2016 wieder ein deutliches Plus erzielt werden. Ausgegangen wird von einer Steigerung des Bauproduktionswerts von 6,7 Prozent.

Rekordjahr im Tourismus

47 Millionen Nächtigungen und ein deutlicher Anstieg in der Winter- wie in der Sommersaison – 2016 war ein Rekordjahr im heimischen Tourismus. Wichtigster Herkunftsmarkt bleibt Deutschland mit einem Anteil von 51 Prozent und einem Plus von 4,7 Prozent.

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16

Tirol am Rad Geht es um Radwege, ist Tirol am Berg Vorreiter, im Tal wird jetzt ein Gang zugelegt: Im Schulterschluss versuchen Gemeinden, TVBs und Land Tirol ein einheitliches Rad-Wegenetz zu schaffen.

TEXT: KLAUS ERLER

D

er Weg ist das Ziel: eine gut abgehangene Weisheit mit wenig Aha-Potenzial. Geht es um das Thema Radfahren in Tirol, bekommt dieser Satz allerdings neue Strahlkraft. Soll der Radsport als touristisches Zug­pferd hierzulande angekurbelt werden, dann braucht es vor allem eines: Radwege, die nicht nur sicher und auch für Ortsunkundige gut auffindbar sind, sondern auch den ganz spezi-

fischen Bedürfnissen der verschiedensten Radfahrer entsprechen.

Radwegoffensive Der Förderbetrag für Tirols Radwege wurde deshalb in den Jahren 2015 und 2016 auf 2 Millionen gesteigert.

Für 2017 wurden für den Radweg- und Trail-Neubau und Erhaltung 3,6 Millionen Euro budgetiert. Insgesamt sollen in den nächsten Jahren so bis zu 200 Kilometer neue Radwege und

Trails in allen Tiroler Regionen geschaffen werden. Schon jetzt gibt es 700 Kilometer Radwanderwege im Tal, 5.600 Kilometer umfasst das Mountainbike- und Singletrail-Netz am Berg.

Touren- und Freizeitsradwege Christa Entstrasser-Müller vom Büro LH-Stv. Josef Geisler erklärt, wie ein Tiroler Radweg im Tal zustande kommt: „Er entsteht ausschließlich

FAHRR AD

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Tourismushoffnung Singletrail: der Leiterberg-Trail in Sölden.

„Radwege sollen nicht zuletzt auch der Tiroler Bevölkerung zugutekommen.“

in Zusammenarbeit zwischen Land Tirol und den Gemeinden sowie Tourismusverbänden, die von sich aus aktiv werden.“ Das Land Tirol fördert den Radwegbau mit bis zu 80 Prozent der Baukosten.

Der Inbegriff aller Tiroler Tal-Radwege ist der Innradweg, der von Erl bis Nauders führt. Er ist als einer der ältesten Radwege Tirols auch touristisch unverzichtbar und wird regelmäßig saniert: alleine 2017 auf einer Gesamtlänge von 15 Kilometern.

Für den Tourismus besonders relevant sind derzeit im Bau befindliche Projekte wie der Radweg Stubai mit einer Länge von 14 Kilometern.

Der Wipptaler Radweg befindet sich in Planung. Bereits fast fertiggestellt ist das Tiroler Teilstück des Radwegs Via Claudia Augusta, der die leichteste Möglichkeit einer Alpenüberquerung per Rad darstellt. Dass der

meinde) übertragen. Dies gilt sowohl für MTB-Routen als auch für Singletrails. Es besteht ein Versicherungsvertrag des Landes Tirol, der das Risiko abdeckt, das aus Fahrradunfällen entstehen kann. Insgesamt gibt es in Tirol ein einheitlich beschildertes und nach Schwierigkeitsgraden klassifiziertes Routennetz für Mountainbiker. Es besteht aus rund 600 Routen mit einer Gesamtlänge von mehr als 5.600 km.

Sinn derartiger Radwege aber nicht nur darin zu sehen ist, dem Tourismus Möglichkeiten zu eröffnen, erklärt Christa Entstrasser-Müller: „Radwege sollen nicht zuletzt auch der Tiroler Bevölkerung zugutekommen. Sie schaffen die Möglichkeit, Alltags­wege nicht mehr nur mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erledigen, sondern auch per Bike oder E-Bike.“ Online-Navi für Radfahrer Ebenfalls neu ist ein abteilungsübergreifendes Projekt des Landes: Ein einheitlicher Tiroler Rad-Routenplaner soll pünktlich zur Rad-WM 2018 fertiggestellt werden. Er baut auf einer Plattform auf, die österreichweit alle Daten über sämtliche Wege, Forstwege und Straßen zusammenfasst. Tirol ist das erste Bundesland, das aus diesem Datenberg die für Radfahrer geeigneten Straßen und Wege extrahiert und benutzerfreundlich online abbildet.

Bergwärts für Mountainbiker In Österreich ist das Radfahren auf Forst- und Almwegen nur mit Zustimmung des Wegehalters bzw. Grundeigentümers erlaubt. 1997 wurde in Tirol deshalb das sogenannte Tiroler Mountainbikemodell erarbeitet: Per Vertrag gibt der Wegerhalter seinen Weg für das Radfahren frei. Das Haftungsrisiko wird auf einen Vertragspartner (Tourismusverband oder Ge-

Talwärts für Trailbiker Singletrails dienen als technisch herausfordernde Abfahrtsmöglichkeit für vollgefederte Mountainbikes. In diesem Bereich gibt es ein gesteigertes Interesse der Tourismusverbände, ▶

© DIETER STÖHR

© TIROL WERBUNG / NEUSSER PETER

CHRISTA ENTSTRASSER-MÜLLER, BÜRO LH-STV. JOSEF GEISLER

Zum Tiroler Singletrail wird ein Pfad nur, wenn er ein sinnvolles Miteinander von Bikern und Wanderern ermöglicht.

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bestehende Infrastruktur wie Liftanlangen, die zu den Trails führen, auch im Sommer besser auszulasten.

Durch ein eigenes Impulspaket wird in Tirol in den kommenden beiden Jahren mehr als eine Million Euro für die Errichtung von Singletrails ausgegeben. Neue Trails entstehen derzeit in der Umgebung von Innsbruck, im Raum St. Johann i. T. sowie im Oberen Gericht und in Osttirol. Derzeit gibt es in Tirol rund 230 Kilometer Singletrails, bis Ende 2017 kommen weitere 70 Kilometer dazu.

Interessensausgleich Jeder dieser mehr als 100 offiziellen Trails wurden von der Landesforstdirektion im Interessensabgleich mit allen Beteiligten freigegeben. Auch hier sind Nutzungsverträge mit den Grundeigentümern erste Vorausset-

4 Departments.

27 Studiengänge.

180 Mitarbeiter/innen.

325 Forschungsprojekte.

2.973 Absolvent/inn/en.

www.umit.at

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Leichteste Alpenüberquerung für Biker: die Via Claudia Augusta, hier in Nassereith.

zung. Dieter Stöhr von der Tiroler Landesforstdirektion erklärt die weiteren Schritte: „Bei der Umwidmung bereits bestehender Wege wird sehr genau überlegt, ob ein Weg als „Shared Trail“ konfliktfrei auch für Radfahrer freigegeben werden kann.

Wenn aufgrund der zu erwartenden Wanderer-Frequenz eine gemeinsame Wegbenutzung keinen Sinn macht, gibt es keine Freigabe.“ Beim Neubau von Singletrails braucht es

profundes Know-how. Zudem ist für jeden offiziellen Singletrail ein mit der Bergrett ung abgestimmtes Rett ungskonzept verpflichtend. Es besteht der Leitsatz, dass in Landschaftsräume, die bisher Singletrail frei waren, kein neuer Trail gebaut werden soll. In Tirol entstehen so neue Trails ausschließlich im Nahbereich von Skipisten oder im freien Gelände dort, wo es schon einen bestehenden Weg gibt. ×

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UNSERLANDTIROL

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„ Tirol hat mit Abstand die niedrigste Verschuldung in Österreich.“

Im Interview spricht Landeshauptmann Platter über Herausforderungen und Chancen, die Tirol derzeit beschäftigen und auch weiterhin beschäftigen werden.

IM GESPR ÄCH

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INTERVIEW

„Da ist man schon sehr gerne Landeshauptmann von Tirol“ Im Interview erzählt Landeshauptmann Günther Platter was Tirol ausmacht, welche Herausforderungen es in Zukunft zu meistern gilt und welche Rahmenbedingungen dafür seitens der Politik notwendig sind.

INTERVIEW: REBECCA MÜLLER // FOTOS: AXEL SPRINGER

U

nser Land: Herr Landeshauptmann, was zeichnet Tirol aus? Günther Platter: Tirol ist das einzige Bundesland, das schon seit Jahren nicht mehr ausgibt als es einnimmt, deshalb haben wir auch die mit Abstand niedrigste Verschuldung in Öster­reich.

Das zweite Thema ist der Arbeitsmarkt. Wir sind das einzige Bundesland, das seit Oktober 2015 einen kontinuierlichen Rückgang bei der Arbeitslosenquote hat. Hier haben wir durch viele Impulse, wie zum Beispiel dem 135 Millionen Euro Konjunkturpaket, auch seitens der Politik für Unterstützung gesorgt.

In welchen Bereichen hebt es sich von anderen Bundesländern ab? Hervorheben möchte ich im Zusammenhang mit den Besonderheiten Tirols vor allem die Tirolerinnen und Tiroler selbst. Das Ehrenamt ist bei uns sehr ausgeprägt, mehr als die Hälfte der Bevölkerung engagiert sich freiwillig. Da ist man schon sehr gerne Landeshauptmann von Tirol und auch sehr stolz auf seine Landsleute.

Ganz vorne sind wir auch beim Zukunftsthema Digitalisierung. Tirol hat bereits 2013 damit begonnen, das Breitbandnetz auszubauen – zu einem Zeitpunkt, zu dem es noch keine Bundesförderungen dafür gab. Vor Kurzem haben wir in der Landesregierung nochmals weitere 100 Millionen Euro für den Ausbau des Breitbandnetzes beschlossen. Hier wollen wir die klare Nummer Eins sein.

Wenn Sie zurückblicken, welche Herausforderungen der jüngsten Vergangenheit fallen Ihnen ein und wie hat Tirol sie gemeistert? Eine der größten Herausforderungen der letzten Jahre war unumstritten die Migrationswelle. Wir sind von der Dimension genauso überrascht gewesen wie alle anderen Bundesländer. In Tirol sind wir darüber hinaus aber zusätzlich damit konfrontiert, dass sich nach der Schließung der Balkanroute die Mittelmeerroute mit Unterstützung von krimi- ▶

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Zu den größten Herausforderungen in Tirol zählt der Verkehr.

nellen Schlepper­banden zur Hauptfluchtroute nach Europa ent­w ickelt hat.

Durch die rigorosen Kontrollen im grenznahen Bereich des Brenners und durch die derzeit gut funktionierende Zusammenarbeit mit den italienischen Behörden, haben wir aber auch dieses Problem im Griff. Aber ich werde nicht müde es zu wiederholen: sollte Italien die Flüchtlinge durchwinken – wie es ja schon mal war – dann werden wir am Brenner konsequent handeln. Wir sind auf das Szenario – das hoffentlich nicht eintritt – vorbereitet.

Vor welchen Herausforderungen steht Tirol noch? Hier gehört sicher der Verkehr dazu. Langfristig kann nur durch den Brenner Basistunnel die Voraussetzung für eine Verkehrsverlagerung geschaffen werden. Aber es braucht auch kurz- und mittelfristige Maßnahmen. Über den Brenner rauschen im Jahr ca. 2,1 Mio. LKW. Das ist mehr als über die gesamten Schweizer Alpen.

Wir müssen dafür sorgen, dass es auf Tirols Straßen nicht zu einem totalen Stillstand kommt. Maßnahmen, wie die heuer erstmals durchgeführten LKW-Blockabfertigungen sind

deshalb notwendig, um in unserem Land die Verkehrs- und Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten.

Einen wichtigen Stellenwert wird auch die Pflege einnehmen. Wie ist Tirol hier aufgestellt? Die Tirolerinnen und Tiroler können sich im Bereich der Pflege auf ein breites Versorgungsangebot verlassen – sowohl im stationären als auch im mobilen Sektor. Bis zu 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden in Tirol durch Angehörige, aber auch durch Strukturen wie den Sozial- und Gesundheitssprengeln abgedeckt. Pflegende Angehörige verdienen deshalb nicht nur den allerhöchsten Respekt, sondern auch unsere Unterstützung. In diesem Bereich müssen wir zweifelsohne noch besser werden.

Und im institutionellen Bereich der Pflege?

In Bezug auf den Bau von Alten- und Pflegeheimen und der Anzahl der benötigten Betten folgt Tirol einem professionellen Maßnahmenplan – auch bei der Ausbildung. Bis 2022 werden in Tirol 2.200 Pflegekräfte geschult. Hier benötigt es einen permanenten Kraftakt, damit wir diese Aufgabe bewältigen können.

IM GESPR ÄCH

Seit 2008 ist Günther Platter Landeshauptmann von Tirol. Die nächsten Landtagswahlen stehen im Februar 2018 an.

Was brauchen Tiroler Familien heute? Stichwort Kinderbetreuung? Familien sind für mich eine emotionale Angelegenheit. Sie sind das Fundament der Gesellschaft und sollten nicht dem Zeitgeist geopfert werden. Und Familien brauchen natürlich Unterstützung. Die öffentliche Hand leistet sie zum Beispiel in Form von Kindergeld, Schulstarthilfe oder auch Kinderbetreuung.

Wir geben im Jahr 100 Millionen Euro für die Familienunterstützung aus. 82 Millionen Euro davon sind für die Kinderbetreuung vorgesehen. Ich habe als Landeshauptmann das Ziel ausgegeben, dass Tirol das kinderfreundlichste Bundesland sein soll. Deshalb bin ich auch noch nicht zufrieden. Wir müssen noch mehr Plätze anbieten.

Auch in Richtung flexiblere Öffnungszeiten der Kinderbetreuung? Diese Flexibilität ist dringend notwendig. Das heißt für mich aber nicht, dass jede Einrichtung deshalb rund um die Uhr offen haben muss, sondern dass wir dort ein Angebot schaffen, wo es auch wirklich gebraucht wird. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss von einer Frage zur Selbstver-

ständlichkeit werden. Wer das nicht einsieht, arbeitet an der Realität vorbei.

Wie vielfältig und international wettbewerbsfähig ist Tirol als Bildungsstandort?

Wir haben mit der Med-Uni, der Leopold Franzens Universität und der UMIT in Hall drei Universitäten, die auch international einen hervorragenden Ruf genießen. Auch im Bereich der Fachhochschulen haben wir mit Kufstein und dem MCI in Innsbruck absolute Vorzeigeeinrichtungen. Derzeit sind wir dabei, auch in den Bezirken die Hochschulbildung zu etablieren.

In Landeck wird zum Beispiel ein Bachelorstudium Wirtschaft, Gesundheits- und Sporttourismus angeboten, das sehr gut angenommen wird. In Osttirol haben wir mit dem Mechatronikstudium ebenfalls bereits einen neuen Standort etabliert.

Bildung beginnt aber natürlich nicht an der Uni, sondern im Kindesalter. Deshalb setzen wir ganz massiv bei der Elementarpädagogik an. Lesen, Schreiben und Rechnen sind Grundvoraussetzungen, dass Kinder dem Unterricht gut folgen können. Kinder, die hier Schwächen haben, müssen individuell gefördert werden.

„ Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss von einer Frage zur Selbstverständlichkeit werden.“

Was brauchen Betriebe, um gut arbeiten zu können?

In erster Linie muss man sie arbeiten lassen. Die übermäßigen Vorschriften und überschießenden Rahmenbedingungen unter dem Titel Bürokratie müssen zurückgeschraubt werden. Die Hindernisse sind zu groß.

Für die tatsächliche Aufgabenstellung haben Unternehmer immer weniger Zeit, weil sie sich mit Bürokratie herumschlagen müssen.

Wir versuchen deshalb in enger Abstimmung mit der Wirtschaftskammer immer wieder wichtige und richtige Impulse für die Wirtschaft zu setzen. Die drei wesentlichen Säulen der Tiroler Wirtschaft sind Industrie, Tourismus und Klein- und Mittelbetriebe. Dieser gute Branchenmix ist übrigens auch ein Grund dafür, warum wir in Sachen Beschäftigung gut dastehen. ×

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24

Campus-Zuwachs Mit Lienz und Landeck gibt es zwei neue Hochschulstandorte in Tirol. In beiden Fällen bringen die Universität Innsbruck und die UMIT gefragte Studienfächer in die Bezirke.

TEXT: BARBARA WOHLSEIN

CAMPUS TECHNIK LIENZ

© BÜRO ABERJUNG (2)

Im Frühling 2018 wird der Campus Technik Lienz eröffnet.

M

it dem Campus Technik Lienz wird ein österreichweit neues Bildungsprojekt umgesetzt. An einem Standort werden die Fachberufsschule, die Höhere Technische Lehranstalt (HTL), das neue Bachelorstudium Mechatronik sowie die universitäre Forschung gebündelt. Für dieses Projekt haben Land Tirol, Stadt Lienz und der Bund zusammengearbeitet. Das Bachelorstudium Mechatronik, das im Wintersemester 2016/2017 in Lienz gestartet ist, wird als gemeinsames Studium der Universität Innsbruck und der UMIT durchgeführt. Bis zur

Das Bachelorstudium Mechatronik startete im Wintersemester 2016/2017 in Lienz.

Eröffnung des 11,2 Millionen Euro teuren Campus-Gebäudes (Land Tirol ca. 9 Millionen, Bund rund 2 Millionen, Stadt Lienz 200.000 Euro) im Frühjahr 2018 ist der Bachelorstudiengang in einem Ausweichquartier in der Lienzer Wirtscha skammer untergebracht.

Das Studium wird vom Land Tirol im Rahmen der Technologieoffensive gefördert, die Studiengebühren betragen 363 Euro pro Semester plus ÖH-Beitrag. × www.campuslienz.at

WISSENSCHAF T / FORSCHUNG

UNIVERSITÄTSSTADT LANDECK

© UMIT

Technologieoffensive

S

eit 2014 ist auch die Bezirkshauptstadt Landeck Universitätsstadt: Hier wird der Bachelorstudiengang Wirtscha , Gesundheits- und Spor ourismus angeboten. Die Ausbildung wird von der Universität Innsbruck und der UMIT gemeinsam durchgeführt.

Das Besondere an diesem (Vollzeit-)Bachelorstudium ist, dass es ein wirtscha swissenscha liches Grundstudium mit Branchenschwerpunkten auf Gesundheits- und Spor ourismus kombiniert. Dem großen Bedarf an Experten in der Tourismus- und Frei-

zeitbranche – vor allem auch im Tiroler Oberland – wird damit Rechnung getragen. Exkursionen und Projekte mit lokalen Partnern wie der Area 47

Wirtscha sgrundlagen werden mit Gesundheits- und Spor ourismus kombiniert.

Im Zuge der seit 2009 laufenden Technologieoffensive des Landes wurde unter anderem das Mechatronik-Studium von Universität Innsbruck und UMIT eingeführt.

Das Ziel ist, Tirol durch Investitionen in neue und bestehende Bildungsstandorte zu einem Vorreiter im Bereich Forschung und Technologie zu machen. Die Ausbildungen sollen dabei von der Lehre bis zum Doktorat reichen.

und dem Alpinarium Galtür ermöglichen eine unmi elbare Vernetzung mit der touristischen Praxis. ×

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Zuhause auf Zeit Die Übergangspflege in Schwaz, tirolweit die erste ihrer Art, dient als Überbrückung zwischen der Krankenhausentlassung und der Rückkehr nach Hause. Hier finden Menschen wieder zu Kräften – selbst wenn sie zunächst nicht damit rechnen, wie eine ehemalige Bewohnerin erzählt.

TEXT: EVA SCHWIENBACHER // FOTOS: AXEL SPRINGER

C

armela Penz aus Jenbach ist 90 Jahre alt und lebt alleine.

Täglich kocht sie für sich, einmal in der Woche auch für ihre beiden Enkel. Mobil bleibt sie durch ein Geschenk ihres Sohnes: einen Rollator, den sie gerne als ihr Auto bezeichnet. Fast ihr ganzes Leben lang lebte Carmela Penz eigenständig.

Im Jahr 2015 erlitt sie jedoch einen Schwächeanfall und musste ins Krankenhaus. Dort kam sie wieder zu Kräften, doch um wieder alleine für sich zu sorgen, war sie zu schwach.

Sie willigte dem Vorschlag des Entlassungsmanagements des Bezirkskrankenhauses Schwaz ein und beschloss gemeinsam mit ihren Angehörigen, nach ihrer Entlassung für eine befristete Zeit in die Übergangspflegeeinrichtung in Schwaz zu ziehen. „Am Anfang war ich sehr skeptisch.

Ich hatte Angst davor, mich in eine fremde Umgebung zu begeben“, erin-

„ Am Anfang war ich sehr skeptisch.

Ich hatte Angst davor, mich in eine fremde Umgebung zu begeben.

Doch heute würde ich jederzeit wieder hierherkommen.“ CARMELA PENZ, 90, EHEMALIGE BEWOHERIN DER ÜBERGANGSPFLEGE SCHWAZ

nert sich Carmela Penz zurück. „Doch heute würde ich jederzeit wieder hierherkommen.“ Die Entstehung der Übergangspflege Die Übergangspflegestation im Bezirkskrankenhaus Schwaz ist die einzige dieser Art in ganz Tirol und wurde als Pilotprojekt 2011 auf Initiative des Bürgermeisters des Bezirks Schwaz, Hans Lintner, ins Leben gerufen. Die Idee entstand damals nach einem Um- und Erweiterungsbau der

Krankenanstalt. Aufgrund des Bettenbedarfs in den Pflegeeinrichtungen im Bezirk entschied man sich dazu, einen noch freistehenden Trakt für die Kurzzeitpflege zu nutzen und richtete die Übergangspflegestation ein.

Heute dient diese als Nahtstelle zwischen dem Krankenhausaufenthalt und der Entlassung nach Hause oder in eine Pflegeeinrichtung.

Andrea Ranacher, die für die Hausleitung zuständig ist und die Station mitaufgebaut hat, erklärt: „Unser Angebot richtet sich an Menschen nach

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ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

Leistbares Wohnen im Fokus Über 500 neue Wohnungen wird die Neue Heimat Tirol (NHT) heuer wieder realisieren. Die NHT ist damit ein wichtiges Korrektiv des Wohnungsmarkts und sorgt für leistbares Wohnen in Tirol.

© NHT/VANDORY

In der Übergangspflegestation in Schwaz, die von Andrea Ranacher geleitet wird, hat die 90-jährige Carmela Penz wieder zu Kräften gefunden.

einem Krankenhausaufenthalt, die akut medizinisch austherapiert sind, sich jedoch noch nicht darüber hinaussehen, den Alltag alleine zu bewerkstelligen.“ Die Kriterien Die modern eingerichtete Übergangspflege ist direkt an das Bezirkskrankenhaus angeschlossen, optisch unterscheidet sie sich jedoch davon: Die Holzmöbel und großen Fenster verleihen der Einrichtung ein wohnliches Ambiente. Sie ist mit zwei Aufenthaltsräumen ausgestattet, in denen die Bewohner sich treffen und austauschen. Insgesamt gibt es 24 Betten, davon steht der Großteil Bewohnern nach Krankenhausaufenthalten zu, ein kleinerer Teil wird zur Entlastungspflege bzw. zur Überbrückung von Wartezeiten für Heimplätze verwendet.

Circa 80 Prozent der Bewohner kommen vom Krankenhaus. Dort klärt das Entlassungsmanagement in Absprache mit dem Patienten und dessen Angehörigen, ob ein Patient nach Hause gehen kann oder zusätzlicher Pflege bedarf. Ist Letzteres der Fall, wird gemeinsam geklärt, welche Form der Pflege – ambulante ▶

Mit einem Mietpreis von unter fünf Euro pro Quadratmeter geht die NHT beim Pilotprojekt in Schwaz neue Wege.

Pflege in Tirol Ziel des Pflegeplanes 2012–2022 des Landes Tirol, der bereits umgesetzt wird, ist die mobile

und stationäre Pflege und Betreuung zu optimieren.

Bereits realisierte Maßnahmen zwischen 2012 und 2016 sind: Mobile Dienste (inkl. Case- und Care­ management, exkl. Fahrtzeiten):

+ 217.433 Stunden Tagespflege

+ 108 Plätze Kurzzeitpflege/ Übergangspflege

+ 27 Plätze Stationäre Pflege (inkl.

Schwerpunktpflege)

+ 444 stationäre Pflege­ plätze, + 180 weitere bereits genehmigte Heimplätze Betreutes Wohnen: Permanenter Ausbau des Angebots Mobile Hospiz- und Palliativversorgung in Lienz, Reutte, Innsbruck-Stadt und Innsbruck-Land: Weiterführender Ausbau in allen Bezirken geplant.

I

n über 60 Prozent unserer Bestandsgebäude beträgt der Hauptmietzins netto unter vier Euro pro Quadratmeter. Die Mieten in den Neubauten liegen um bis zu 50 Prozent ebenfalls unter dem allgemeinen Marktpreis“, berichten die NHT-Geschäftsführer Markus Pollo und Hannes Gschwentner stolz. Die NHT verwaltet rund 14.000 Mietwohnungen. Zusätzlich wurden im letzten Jahr wieder 480 neue und leistbare Wohnungen gebaut und übergeben. Durch eine gute Akquise ist die Pipeline an Neubauprojekten auch in den nächsten Jahren prall gefüllt, darunter Großprojekte wie die Neugestaltung der Südtiroler Siedlungen in Kufstein und Wörgl mit 750 neuen Wohnungen im Endausbau. In Innsbruck plant die NHT die Errichtung von über 1.000 neuen Wohnungen.

Mit Tirols erstem Fünf-Euro-Wohnprojekt haben NHT und Land Tirol österreichweit neue Maßstäbe gesetzt.

Beim Mietpreis von fünf Euro pro Quadratmeter sind Betriebs- und Heizkosten sowie Umsatzsteuer bereits inkludiert. Weitere sind in Planung. × Mehr Infos: www.nht.co.at

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„Unsere Hauptaufgabe ist es, die Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt wieder zu aktivieren und zu remobilisieren.“ ANDREA RANACHER, HAUSLEITERIN ÜBERGANGSPFLEGE

Nachbetreuung, Langzeitpflege oder Übergangspflege – die geeignetste ist und schließlich eine Entscheidung getroffen. „Die Wahlfreiheit und Freiwilligkeit ist für die betroffenen Personen sehr wichtig“, sagt Ranacher. „Es nimmt die oft verbreitete Angst davor, nicht mehr nach Hause gehen zu können.“

Übergangspflege des Gemeindeverbandes Pflegestation Bezirk Schwaz im Bezirks­ krankenhaus Schwaz Betten: 24, zehn Einbett- und sieben Doppelzimmer Mitarbeiter: 19 Altersdurchschnitt der Bewohner: 84

Das Therapieangebot Die Entlassung nach Hause ist ein zentrales Ziel der Übergangspflege. „Unsere Hauptaufgabe ist es, die Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt wieder zu aktivieren und zu remobilisieren“, erklärt Ranacher.

Dafür arbeitet man auch eng mit dem Therapeutenteam des Bezirkskrankenhauses zusammen. Es handelt sich jedoch nicht um eine Reha-Ein-

In der Übergangspflegestation in Schwaz können sich die Bewohner nach einem Krankenhausaufenthalt erholen, bevor es nach Hause geht.

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

Health & Life Sciences Universität UMIT mit Rekordjahr

© UMIT

I

m Studienjahr 2017/18 verzeichnete die Tiroler Health & Life Sciences Universität UMIT eine neue Studierendenhöchstzahl. Insgesamt sind an der UMIT 1.739 Studierende inskribiert, 567 Studierende haben ein Studium neu aufgenommen. Im abgelaufenen Studienjahr konnte das Forschungsvolumen um 13 Prozent auf 6,9 Millionen Euro gesteigert werden,

34 Projekte mit einem Volumen von 1,6 Millionen Euro wurden neu eingeworben.

Insgesamt arbeiten an der UMIT über 200 Personen in Forschung, Lehre und Verwaltung. Das Budget beträgt 14,65 Millionen Euro, knapp 60 Prozent davon werden am Bildungsund Forschungsmarkt aus eigener Kraft erwirtschaftet. ×

PFLEGE

richtung, ist es der Hausleiterin wichtig zu betonen. „Im Mittelpunkt stehen die Pflege und Betreuung der Bewohner. Bei Bedarf können wir den Bewohnern aber zusätzlich Ergo-, Physio- und Logotherapie anbieten.“ Kraft und Lebensfreude tanken Was die Übergangspflege von klassischen Pflegeheimen unterscheidet, ist die begrenzte Aufenthaltsdauer, die je nach angestrebtem Entlassungsziel variiert, maximal aber 90 Tage pro Kalenderjahr betragen darf. Durchschnittlich bleiben die Bewohner 34 Tage lang. „Jeder, der das Ziel hat, wieder nach Hause zu gehen – und das wollen die meisten – geht, sobald er sich wieder darüber hinaussieht“, so Ranacher.

Besteht erneut der Bedarf, kann man jederzeit wiederkommen.

Das war auch bei Frau Penz der Fall. Heuer im Sommer wurde die rüstige Rentnerin mit dem Verlust mehrerer Bekannter konfrontiert, besonders hart traf sie jedoch der plötzliche Tod ihres Lebensgefährten. Der Alltag war für sie kaum mehr zu bewältigen, weshalb sie sich erneut in die Hände des Pflegeteams in Schwaz begab. „Am Anfang glaubte ich nicht daran, jemals wieder in meine eige-

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nen vier Wände zurückzukehren. Ich hatte mit dem Leben bereits abgeschlossen“, erzählt Penz. „Doch hier habe ich mich erholt und auch meine Lebensfreude kehrte zurück.“ Carmela Penz fühlte sich in Schwaz wieder gebraucht: Sie kümmerte sich um Blumen und Pflanzen in der Pflegeeinrichtung und unterstützte Mitbewohner. Ende August zog sie wieder in ihr eigenes Haus zurück. „Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man immer willkommen ist und Hilfe bekommt, wenn man sie braucht“, sagt Carmela Penz. ×

Finanzierung Das Land Tirol gewährt eine finanzielle Unterstützung für die Übergangspflege für die Dauer von maximal 90 Tagen.

Der Selbstbehalt ist einkommensabhängig und beträgt 80 % der Pension und 90 % des Pflegegeldes.

Der Übergangspflegetarif 2017 liegt in Tirol bei 136,20 Euro pro Tag, also bei rund 4.500 Euro brutto pro Monat.

Ein Beispiel: Bei einer Nettorente von 900 Euro pro Monat, beträgt der Selbstbehalt 720 Euro, sprich die pflegebedürftige Person hat 24 Euro von den 136,20 Euro pro Tag (Übergangspflegetarif) selbst zu tragen.

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Fünf Euro pro Quadratmeter Zum Umzug gezwungen – in dieser Situation finden sich viele Menschen aufgrund unterschiedlichster Umstände wieder. Auch Hugo und Johanna Steidl aus Schwaz machten Anfang des Jahres diese Erfahrung. Dank dem Fünf-Euro-Wohnprojekt in Schwaz sind sie heute allerdings glücklicher denn je.

TEXT: KATHRIN FENKIW // FOTOS: AXEL SPRINGER

Hohe Qualität zum kleinen Preis – das Fünf-Euro-Wohnprojekt in Schwaz setzt neue Maßstäbe in Sachen leistbares Wohnen.

D

ie neue Wohnung hat alles nur besser gemacht“, so beschreibt Johanna Steidl ihren Umzug ins Fünf-Euro-Wohnprojekt in der sogenannten Freiheitssiedlung im Osten von Schwaz. Die 74-Jährige wohnt dort gemeinsam mit ihrem gleichaltrigen Ehemann Hugo und ihrer gemeinsamen Tochter.

Mit ihrer aktuellen Wohnsituation ist die Familie absolut zufrieden, denn sie entspricht genau ihren Bedürfnissen. Vor kurzer Zeit allerdings war das noch nicht so: Ihre vorige Wohnung in Schwaz befand sich im dritten Stock, Aufzug gab es keinen. Als Hugo an Parkinson

Fünf-Euro-­ Wohnprojekt in Schwaz • 18 Wohnungen (zwei oder drei Zimmer) • Mietpreis inkl. Betriebskosten, Heizkosten und Umsatzsteuer • Grundriss, Ausstattung und Haustechnik wurde einfach gehalten • Vergabe: 85 % durch die Gemeinde, 15 % durch das Land Tirol

erkrankte, war die Wohnsituation dort nach 49 Jahren unmöglich geworden. Auch für Johanna wurde das tägliche Treppensteigen aufgrund gesundheitlicher Beschwerden zu einem großen Problem. Eine neue Wohnung musste her, das war klar. In der Zeitung erfuhren die beiden im Februar vom neuen Wohnprojekt in Schwaz und bewarben sich ohne zu Zögern um eine der 18 kostengünstigen Mietwohnungen.

Geglückter Neustart „Nach 51 Ehejahren noch einmal umziehen – das ist nicht einfach“, erzählt Johanna. Umso glücklicher war sie über den unkomplizierten

WOHNEN

„Fast 74 Quadratmeter mit Aufzug und Balkon um 364 Euro warm – wo bekommt man denn heutzutage noch so eine tolle Wohnung um diesen Preis?“

Einkommensgrenzen Fünf-Euro-Wohnen

JOHANNA STEIDL

und schnellen Ablauf der Bewerbung. Bereits am 17. März erhielten sie die Schlüssel und am 31. März konnten sie einziehen. Dank der Hilfe ihrer Kinder war auch der Umzug selbst schnell abgewickelt. Nicht nur in gesundheitlicher, sondern auch in finanzieller Hinsicht sind sie nun froh, die Wohnung bekommen zu haben: „Fast 74 Quadratmeter mit Aufzug und Balkon um 364 Euro warm – wo bekommt man denn heutzutage noch so eine tolle Wohnung um diesen Preis“, freut sich Johanna.

Preis-Leistung im Fokus Das Vorzeigeprojekt in Sachen leistbares Wohnen entstand durch eine enge Zusammenarbeit von Land Tirol, der Stadtgemeinde Schwaz und der Wohnbaugesellschaft Neue Heimat Tirol.

Das wichtigste Ziel dabei war es, für einkommensschwache Wohnungssuchende modernen und hochwertigen Wohnraum zu einem Mietpreis von fünf Euro pro Quadratmeter anbieten zu können – Betriebs- und Heizkosten sowie Umsatzsteuer inkludiert.

Erreicht wurde dieser unschlagbare Preis durch eine Vielzahl von Maßnahmen, um die Baukosten niedrig zu halten: Das architektonische Konzept ist klar und schlicht, Tiefgarage und Kellergeschoß gibt es nicht. Es wurden günstige Materialien verwendet und Grundausstattung sowie Haustechnik blieb möglichst einfach. Außerdem wurde das Grundstück von der Gemeinde günstiger zur Verfügung gestellt und das Projekt erhielt eine um ein Fünftel erhöhte Wohnbauförderung. Das Fünf-Euro-Wohnmodell in Schwaz dient nun als Vorbild, denn auch in weiteren Tiroler Gemeinden sollen in naher Zukunft Projekte dieser Art realisiert werden. ×

Personenzahl

Nettoeinkommen (in Euro)

1

1.900

2

3.100

3

3.333,33

4

3.566,67 Für jede weitere Person

Nicht nur finanziell, sondern auch gesundheitlich haben es Johanna und Hugo Steidl in ihrer neuen Wohnung leichter.

233,33

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32 Sicher in den Bergen unterwegs: Dazu braucht es nicht nur die richtige Ausrßstung. Freizeitsportler sollten auch Touren richtig einschätzen.

BERGWEGE

Auf dem richtigen Weg sein Die Tiroler Wander- und Bergwege werden nach bestimmten Richtlinien klassifiziert. Welches Konzept dahintersteckt und welchen Kriterien die bunten Punkte auf gelben Schildern zugrundeliegen, ist vielen nicht klar.

TEXT: BENJAMIN STOLZ // FOTOS: CHRISTOPH HÖBENREICH // ILLUSTRATION: MONIKA CICHOŃ

F

ast jeder, der schon einmal einen Fuß in Stufe hat man andere Charakteristika, Zielalpine Gefilde gesetzt hat, hat sie schon gruppen und Anforderungen entwickelt und einmal gesehen: die gelben Schilder, die zusammengestellt. Breite Wege im Talbereich, mit Punkten und Hinweiszeichen verse- die eine geringe Steigung aufweisen, sind zwar hen sind. Ein roter Punkt, ein schwarzer Punkt beschildert, haben aber auf den Wegweisern oder ein mit dem Schriftzug „Alpine Route“ ver- kein spezielles Symbol. sehenes Dreieck zeigen den Schwierigkeitsgrad Diese sogenannten „Wanderwege“ sind gut an, den Bergwanderer bewältigen müssen. passierbar und in der Regel gefahrlos. Im Tiro Dass hinter der Klassifikation eines Berg- ler Bergwegekonzept wird ausführlich erklärt, wegs ein aufwendiges Konzept steht, an dem wie die Bewertung der Wege erfolgt. So heißt es zahlreiche Experten arbeiten, wissen nicht alle. Dabei können diese Symbole Leben retten: Nach der alpinen Unfallstatistik des Österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit gründen die meisten Alpinunglücke in Stolperunfällen.

Die laut Statistik unfallträchtigste CHRISTOPH HÖBENREICH, ABTEILUNG SPORT, LAND TIROL alpine Sportart ist das Bergwandern. „Viele Verunfallte waren sich vielleicht auch einfach über die Anforderungen dort: „Die Schwierigkeitseinteilung beruht auf der Bergwege nicht im Klaren oder haben diese einer Beurteilung der Wege in trockenem und unterschätzt“, weiß Christoph Höbenreich von gutem Zustand“. Bei Schneefall, Regen oder geder Abteilung Sport des Landes Tirol. frorenem Boden kann es aber selbst auf flachen Wegen zu Unfällen kommen.

Einfach ist nicht ungefährlich Da Bergwegkonzepte den jeweiligen Landesre- Rot oder Schwarz gierungen obliegen, können sich diese in den Mittelschwierige „Bergwege“, die auf den WegBundesländern unterscheiden. In Tirol gibt es weisern mit einem roten Punkt gekennzeichnet vier verschiedene Schwierigkeitsstufen. Je nach sind, erfordern bereits Bergerfahrung, eine gute

„ Viele Verunfallte haben die Anforderungen vielleicht auch unterschätzt.“

▶

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34

körperliche Verfassung und eine Bergausrüstung. Die Abgrenzung zu einem als schwierig klassifizierten Bergweg hingegen ist auf den ersten Blick nicht leicht: Ein mit einem schwarzen Punkt versehener, also als schwierig signalisierter Bergweg ist großteils schmal und steil, sehr ausgesetzt und kann längere Kletterpassagen enthalten.

Im Zweifelsfall entscheiden die Wegehalter vor allem nach dem Grad der Ausgesetztheit und den Anforderungen an die Schwindelfreiheit, ob ein Weg mittelschwierig oder schwierig ist. Kein definierter Weg und höchstens Trittoder Steigspuren charakterisieren die sogenannte „Alpine Route“. Da „weglos“, sind solche Routen meist weder markiert noch beschildert und können in hochalpine Gebiete oder gar über Gletscher führen. Im Normalfall gibt es keine Sicherung oder bauliche Elemente auf der Route; Kletterer und Bergsteiger nutzen die Route auf eigene Gefahr. ×

Nähere Informationen zum Tiroler Wanderund Bergwegekonzept und die neue Übersicht über das alpine Wegesystem in Tirol: https://www.tirol. gv.at/sport/richtlinien-initiativen/ sport-wanderwege-bergwege/

Farbenlehre Was die bunten Punkte auf den Wegweisern bedeuten und über den dazugehörigen Wanderweg aussagen.

Kein Symbol: • Leicht • Breit und geringe Steigung • Talbereich und anschließender Wald • Gefahrenstellen in der Regel gesichert oder signalisiert • Markiert und beschildert

Schwarzer Punkt: • Schwierig • Großteils schmal und steil • Sehr ausgesetzt (Absturzgefahr) • Längere versicherte Abschnitte oder Kletterpassagen • Markiert und beschildert

Roter Punkt: • Mittelschwierig • Oft schmal und steil • Stellenweise ausgesetzt (Absturzgefahr) • Kurze versicherte Gehpassagen oder kurze Abschnitte mit Händen zur Gleichgewichtsunterstützung

Dreieck „Alpine Route“: • Weglos bzw. Tritt- oder Steigspuren • Freies, ungesichertes alpines Geh- und Klettergelände • Gletscher • In der Regel weder markiert noch beschildert

SIDESTORY

Selbst ausprobieren Um das Bewusstsein für alpine Gefahren und Risiken beim Bergwandern zu stärken, hat man erst kürzlich in St. Magdalena im Gschnitztal eine Alpine Safety Area, kurz ASA, eröffnet.

I Bevor eine Route in Angriff genommen wird, sollte man sich ausreichend informieren.

n der Alpine Safety Area können Interessierte die verschiedenen Schwierigkeitsstufen von Wander- und Bergwegen sowie Klettersteigen im alpinen Raum ausprobieren.

Zu jedem Schwierigkeitsgrad – bei den Klettersteigen von den Kategorien A bis E, bei Wander- und Bergwegen die Punktklassifikationen – gibt es eine kurze Route, die man auf eigene Gefahr testen kann.

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aber auch geübte Bergsportler ein Gefühl für die Schwierigkeitsstufen bekommen.

Allein die hochgebirgigen Alpenvereinswege erstrecken sich in Tirol über gut 10.000 Kilometer. Da die Wege sowohl für die touristische Infrastruktur als auch zur Erholung der Einheimischen teilweise hoch frequentiert sind, ist das Bewusstsein für alpine Gefahren und eine realistische Selbsteinschätzung wichtig.

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Höchst­geschwindig­keit auf der Datenautobahn Fehlt schnelles Internet, haben Firmen vor allem in ländlichen Gebieten mit großen Standortnachteilen zu kämpfen. Die Firma Öko-Therm ­Systems im Gewerbegebiet Fließerau stand kurz vor dem Aus, als die Tiroler Breitbandinitiative den Verbleib am Standort sicherte.

TEXT: KLAUS ERLER // FOTOS: AXEL SPRINGER

D

ie Versorgung mit Breitband-Internet ist nicht nur für den heimischen Tourismus, sondern auch für kommunale Einrichtungen sowie Gewerbetreibende ein wesentlicher Standortfaktor. Das Land Tirol geht davon aus, dass das heimische Datenvolumen weiterhin etwa um ein Drittel pro Jahr zunehmen wird und sich daraus ein immer höherer Bandbreiten-Bedarf ergibt. Die derzeitigen Übertragungssysteme bauen auf Kupferleitungen auf und werden spätestens bis 2025 an ihre Leistungsgrenzen stoßen. Die Zukunft ist die Glasfasertechnologie, die eine Übertragung von hohen Datenraten ermöglicht.

Ungleichgewicht droht Das Problem dabei: Für lokale Anbieter sind die Mieten für regionale Zubringerleitungen durch die langen Tiroler Täler sehr teuer. Kleineren Betreibern fehlt es oft an der Finanzkraft. Somit besteht die Gefahr einer

„ Die ganze Internet-Situation fühlte sich so an, als würde man den Computer einschalten und müsste dann 24 Stunden darauf warten, bis er hochgefahren ist.“ LUDWIG SCHLATTER, GESCHÄFTSFÜHRER ÖKO-THERM SYSTEMS

Ausweitung einer „Digitalen Kluft“ und damit zusammenhängend einer zunehmenden Standortbenachteiligung der ländlichen Gemeinden gegenüber den städtischen und touristischen Zentren. Das ist der Nährboden, auf dem ein schwerwiegendes gesellschaftliches und wirtschaftliches Ungleichgewicht entstehen kann.

Das Ziel der Tiroler Landesregierung ist es deshalb, über die Breitbandinitiative (siehe Factbox auf Seite 38)

Tiroler Betrieben, Einrichtungen und Haushalten hochwertige und kostengünstige Glasfaser-Breitbandanschlüsse zur Verfügung zu stellen. „Digitale Kluft“ hautnah Ein Betrieb, der die negativen Auswirkungen der „Digitalen Kluft“ bereits 2010 schmerzhaft erfahren musste, ist die Firma Öko-Therm Systems im Gewerbegebiet Fließerau bei Landeck.

1989 gegründet begann sie als Ins-

BREITBANDINITIATIVE

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Entspannt am alten Standort: Ohne Breitbandinitiative hätte Firmenchef Ludwig Schlatter die Firma schließen oder verlegen müssen.

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„Eng wurde es für uns ab 2010, als die Telekom Austria am Standort Gewerbegebiet Fließerau, der nur über Kupferkabel erschlossen war, keinen freien Telefon- und Datenanschluss mehr vergeben konnte.“ Die dort ansässigen Betriebe waren von einer zeitgemäßen Internet-Bandbreite abgeschnitten. Ludwig Schlatter: „Die

Mehr sehen vom Land.

Bild © Tirol Werbung / Aichner Bernhard; Medieninhaber und Herausgeber: Verkehrsverbund Tirol GesmbH; Verlagsort: Innsbruck; Satz-, Druckfehler und Tarifanpassung vorbehalten; Stand: Oktober 2017; Es gelten die aktuellen Tarif- & Beförderungsbestimmungen

tallationsfirma für Sanitär, Heizung und Lüftung und hat sich inzwischen zum ganzheitliches Haustechnik-Unternehmen entwickelt. Firmenchef Ludwig Schlatter kann auf eine lange Problemgeschichte zurückblicken, wenn es um eine schnelle Internet­ anbindung geht, die für den Fortbestand seiner Firma essenziell ist.

ganze Internet-Situation fühlte sich so an, als würde man den Computer einschalten und müsste dann 24 Stunden darauf warten, bis er hochgefahren ist.“ Das technische K.O. erfolgte, als Öko-Therm Systems durch den raschen Wandel am Software-Markt mehr und mehr gezwungen war, auf Cloud-basierte Anwendungen zurückzugreifen. Ludwig Schlatter: „Auf jeden per Internet verschickten Plan mussten wir stundenlang warten.“ Verschärfend kam hinzu, dass die Mobiltelefon-Netzabdeckung im Gewerbegebiet Fließerau nicht flächendeckend gegeben war und so jene ▶

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Öko-Therm Systems: Vom Gewerbegebiet Fließerau aus lässt sich inzwischen sogar Haustechnik per Internet warten.

Ziele der Breitband­ offensive der Tiroler Landesregierung: • Herstellung einer Grundver­sorgung im Dauersiedlungsraum mit Breitband-Internet mit mindestens 2 MBit/s.

Internet-Lösungen, die auf das mobile Telefonnetz zurückgreifen, ebenfalls keinen Ausweg aus einer zunehmend ausweglosen Situation boten.

Wäre Schlatter nicht am Beginn der Breitbandinitiative durch ein gefördertes Projekt an das Glasfaser-­ Internet angeschlossen worden, hätte er „die Firma hier schließen müssen, da auch modere Festnetz-Telefone nicht mehr mit den Bandbreiten der Kupferkabel-Technologie kompatibel sind. Wir hätten so nicht einmal mehr telefonieren können, von der System-Fernwartung von Gebäuden,

die wir unseren Kunden als Teil unseres Geschäftsmodells anbieten, ganz zu schweigen.“ Die Abwanderung blieb Schlatter erspart. Vom bereits vorhandenen Knoten Landeck wurde eine Leitung ins rund sechs Kilometer entfernte Gewerbegebiet Fließerau verlegt. Jetzt sind Upload-Zeiten möglich, die rund 640 Mal schneller sind als zuvor. Die Firma Öko-Therm Systems befindet sich noch immer am alten Firmenstandort, der Mitarbeiterstand ist inzwischen auf zehn Mitarbeiter angewachsen. ×

• Bis 2018: Versorgung aller Haushalte und Betriebe mit schnellem (mindestens 30 MBit/s) und davon 50 % mit ultraschnellem (mindestens 100 MBit/s) Internet.

• Für das Breitbandförderungs­ programm wurden für die Jahre 2014 bis 2018 insgesamt 50 Mio. Euro bereitgestellt.

• 2017 wurde die Breitbandoffensive bis zum Jahr 2023 verlängert. Insgesamt stehen 100 Mio. Euro für den Ausbau der Internetinfrastruktur zur Ver­fügung.

DU BIST DAS LAN, DEM ICH DIE TREUE HALTE! Sichere Netze, digitale Zusammenarbeit und Super Services für Tirol

Unsere Arbeit lässt sich mit vielen Worten beschreiben. Oder mit ganz wenigen: RELAX, WE CARE. Wir übernehmen digitale Verantwortung für unsere Kunden in den Bereichen Network, Security, Cloud, Collaboration und Datacenter. www.nts.eu

Forschung zahlt sich aus Steigen Sie jetzt ein.

Gemeinsame Forschungsund Entwicklungsprojekte von Tiroler Betrieben und Forschungseinrichtungen können ab sofort wieder Fördergelder im Programm K-Regio einwerben.

Das Land Tirol fördert gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte von Wirtschaft und Wissenschaft im regionalen Kompetenzzentrenprogramm K-Regio.

Im Rahmen der aktuellen Ausschreibung können Förderanträge bis zum 30. Jänner 2018 bei der Standortagentur Tirol eingereicht werden. Informieren Sie sich jetzt.

· K-Regio

Projekte: Kooperative F&E-Projekte mit hohem Entwicklungsrisiko, die von Konsortien partnerschaftlich durchgeführt werden und Produkt- oder Verfahrensinnovationen mit hohem Technologiesprung ermöglichen.

Fördernehmer: Konsortien aus mindestens drei Partnern, davon eine Forschungseinrichtung und zwei Unternehmen (mindestens ein KMU) aus Industrie, produzierendem Gewerbe oder der produktionsnahen Dienstleistung.

Förderung: Projekte erhalten bis zu 900.000 Euro an Fördermitteln bei maximaler Laufzeit von drei Jahren. Förderquoten bis 100 % sind möglich. Für den aktuellen Call stehen insgesamt 2,7 Millionen Euro zur Verfügung. Das Programm wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.

· Standortagentur Tirol

Beratung: Die Standortagentur Tirol hilft bei der Suche nach den passenden Partnern für Ihr Projekt und berät und begleitet Sie bei der Einreichung.

Antragsstelle: Standortagentur Tirol Information: www.standort-tirol.at/k-regio

Standortagentur Tirol Bereich Förderprogramme DI Rudolf Stoffner, PhD

Ing.-Etzel-Straße 17 6020 Innsbruck · Österreich +43.512.576262.241 t foerderungen@standort-tirol.at e

· www.standort-tirol.at · www.tirol.gv.at

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Im Erdgeschoß wird getobt Familie und Beruf zu kombinieren ist oft nicht einfach.

Um trotzdem beides unter einen Hut zu bekommen, bieten zahlreiche Tiroler Firmen Kinderbetreuung für berufstätige Eltern an – wie Eurotours in Kitzbühel.

© AXEL SPRINGER

TEXT: KATHRIN FENKIW

I

n den oberen Stockwerken der Eurotours-Zentrale befinden sich die Arbeitsplätze für über 250 Mitarbeiter. Im Erdgeschoß allerdings sieht das Bild ganz anders aus: Hier wird den ganzen Tag lang gespielt, getobt und gelacht – und zwar in der Kinderbetreuungseinrichtung Arche Noah, die sowohl eine Kinderkrippe als auch einen Kindergarten umfasst.

In der Krippe werden täglich bis zu neun Kinder im Alter von eineinhalb bis drei Jahren betreut, der Kindergarten bietet Platz für 16 Kinder

zwischen drei und sechs Jahren. Aufgenommen werden sowohl Kinder von Eurotours-Mitarbeitern, als auch Kinder von Nicht-Mitarbeitern. „Durch die Kombination von Kindergarten und -krippe haben wir einerseits den Vorteil, dass wir in Freispielphasen gruppenübergreifend arbeiten können, was vor allem dem Sozialverhalten der Kinder sehr zugutekommt. Andererseits können wir aber auch altersentsprechende Tätigkeiten anbieten, um eine optimale Entwicklung jedes einzelnen Kindes zu gewährleisten“,

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KINDERBETREUUNG

Die Betreuungseinrichtung Arche Noah befindet sich direkt in der Eurotours-Zentrale in Kitzbühel.

Viele Vorteile „Das Wohlergehen der Kinder liegt uns sehr am Herzen. Durch unsere Nähe zum Wald und zum Schwarzsee haben wir vielfältige Möglichkeiten, uns mit der Natur auseinanderzusetzen und sie mit allen Sinnen zu erleben“, erzählt Widau-

er. Eine absolute Besonderheit der Arche Noah sind ihre an reguläre Arbeitszeiten angepassten Öffnungszeiten: Die Kinderbetreuung wird Montag bis Donnerstag von 7.30 bis 16.30 Uhr und Freitag von 7.30 bis 14.30 Uhr angeboten – das ganze Jahr über. Lediglich eine Woche im Jahr bleiben die Türen geschlossen. „Dieses ganzjährige Angebot ist einer der Hauptgründe für die große Nachfrage nach Betreuungsplätzen“, erklärt Uwe Perschl, Personalleiter bei Eurotours.

Gratiskindergartenjahr In Tirol wurde 2009 der halbtägige Gratiskindergarten für alle Kinder ab vier Jahren eingeführt.

Seit dem Kindergartenjahr 2010/2011 besteht für alle Kinder, die vor dem 1. September das fünfte Lebensjahr vollendet haben, eine Verpflichtung zum halbtägigen Kindergartenbesuch.

Gesamtpaket Die Arche Noah existiert bereits seit dem Jahr 2009, als die Entscheidung fiel, eine neue Un- Da der Kindergartenternehmenszentrale zu errichten. „Für uns war besuch halbtags gratis ist, entstehen für Eltern damals ganz klar: Wenn wir eine neue Zentrale keine Kosten. bauen, dann versuchen wir auch, bestmögliche Rahmenbedingungen für unsere Mitarbeiter zu schaffen“, erzählt Perschl.

Deshalb kam im Rahmen der konzeptionellen Planungsphase die Idee eines Betriebskindergartens auf und nach einer internen Mitarbeiterbefragung stand die Entscheidung fest, die Idee auch umzusetzen. Die Hauptgründe ▶

© ALEXANDER HOREJS

erklärt Victoria Widauer, die Leiterin der Betreuungseinrichtung.

Deshalb erstellt sie gemeinsam mit drei weiteren Betreuerinnen unterschiedliche, an die Altersgruppen angepasste Angebote für die Kinder. Trotz verschiedener Aktivitäten haben die Programme aber eines gemeinsam: Sie beinhalten sprachliche, körperliche und kreative Aktivitäten und erfüllen die Kriterien des bundesländerübergreifenden BildungsRahmenPlans. Dabei werden nicht nur die Spiel- und Aufenthaltsräume sowie der hauseigene Turnsaal genutzt, sondern auch der Spielplatz im Freien. Zur Stärkung gibt es jeweils am Vormittag und am Nachmittag eine gemeinsame Jause und mittags besteht die Möglichkeit, von der Mitarbeiterkantine „Kulinarium“ verköstigt zu werden.

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

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us dem ursprünglich landwirtschaftlichen Viehhaltungs­ betrieb der Familie Sponring am Tunelhof in Weerberg entwickelte sich seit 1977 ein spezialisierter Christbaum-Bauernhof. Jeder einzelne Baum wird je nach Größe mindestens sieben Jahre lang intensiv gepflegt und fachmännisch betreut.

Das Schneiden der Christbäume kurz vor Weihnachten erfolgt nach dem Mondkalender.

Die Auswahl ist beeindruckend.

Sie reicht von klein bis groß, von schmal bis voluminös, in verschiedenen Sorten. Details zur Produktion und den Verkaufsterminen finden Sie auf www.christbaum-tirol.at. ×

© TUNELHOF

40 Jahre Qualitäts-Christbäume vom Tunelhof in Weerberg

Christbaum vom Tunelhof Familie Sponring Außerberg 31, 6133 Weerberg Tel. 0664/7369 1977 christbaum-tirol@tunelhof.at www.christbaum-tirol.at

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Klettern, laufen, Fangen spielen – im hauseigenen Turnsaal kommen die Kinder schon mal ins Schwitzen.

„Durch unsere Nähe zum Wald und zum Schwarzsee haben wir vielfältige Möglichkeiten, uns mit der Natur auseinanderzusetzen.“

dafür lagen in der Entlastung der Mitarbeiter: „Zu wissen, dass das Kind im selben Haus ist, ist für Eltern eine massive seelische Entlastung.

Zudem erfordert es oft hohen organisatorischen Aufwand, wenn sich die Betreuungsstätte und der Arbeitsplatz nicht in unmittelbarer Nähe befinden.“ Dank der flexiblen Arbeitszeiten können Eurotours-Mitarbeiter ihren Beruf ideal mit den Betreuungszeiten abstimmen. Aber auch Nicht-Mitarbeiter wissen das Angebot zu schätzen und sind froh um die ganzjährige, qualitativ hochwertige Betreuung. ×

© AXEL SPRINGER (2)

VICTORIA WIDAUER, LEITERIN BETRIEBSKINDERGARTEN EUROTOURS

Kinderbetreuung in Tirol In die Familienförderung und Kinderbetreuung investiert das Land Tirol jährlich 100 Millionen Euro.

Das Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetz wurde 2016 novelliert und beinhaltet seither unter anderem die Doppelbesetzung von Kindergartengruppen durch eine Fachund eine Assistenzkraft. Für die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Betreuung darf eine Kindergartengruppe außerdem aus maximal 20 Kindern bestehen.

Wetscher Wohngalerien und Werkstätten, Zillertalstraße 30, Fügen / Tirol

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dritte Tiroler

Jeder

Jeder ist auf mindestens der Hälfte seiner Wege mit den Öffis unterwegs

vierte Tiroler

nützt an mindestens drei Tagen in der Woche öffentliche Verkehrsmittel

21 %

2/3

den Weg zur Arbeit

der Schüler, Studenten und Lehrlinge sind mit den Öffis zu ihrer Ausbildungsstätte unterwegs

10 %

in der Freizeit

Angebot und Nachfrage Die neuen Öffi-Tarife stoßen auf großes Interesse – vor allem das Tirolticket und das Semester-Ticket sind Verkaufsschlager.

W

er ein Umdenken in der Mobilität bewirken möchte, muss das Angebot vor allem a raktiver machen – da sind sich Verkehrsexperten und Zukun sforscher einig. Dass die Tarifreform des Verkehrsverbund Tirol (VVT) diesem Grundsatz folgt, zeigen die Verkaufszahlen der verschiedenen Ticketvarianten. Seit 1. Juni gibt es das neue landesweite

Tirolticket um 490 Euro und das Regioticket um 390 Euro (eine Region besteht aus zwei benachbarten Gebieten).

Bis Anfang Oktober ha e sich die Anzahl schon mehr als verdoppelt – von 12.000 auf 26.000 Stück. Der Zuwachs war vor allem in den Bezirken Reu e und Lienz besonders stark, wo sich die Zahl der VVT-Jahresticketbesitzer mehr als verfünffachte. In Summe gibt es heuer erst-

QUELLE: TIROL BAROMETER 2015

TEXT: BARBARA WOHLSEIN

ÖFFENTLICHER VERKEHR

VVT-Geschäftsführer Alexander Jug zeigt sich erfreut, dass die Tarif-Reformen bei den Tirolern ankommen.

mals 115.000 Öffi-Dauernutzer in Tirol – über 20.000 von ihnen sind neue Kundinnen und Kunden.

Ein noch günstigeres Öffi-Ticket fürs ganze Land gibt es für Bezieherinnen und Bezieher einer Ausgleichszulage. Diese Unter-62-Jährigen, die in der Regel eine Früh- oder Invaliditäts-Pension beziehen, bekommen ihr Jahresticket für 250 Euro. VVT-Geschä sführer Alexander Jug: „Ich freue mich, damit auch ein maßgeschneidertes Angebot für jene Menschen zu haben, die sich bisher nicht so einfach einen Besuch bei Verwandten in einem anderen Teil Tirols leisten konnten.“ Semester-Ticket Ein Verkaufsschlager ist auch das neue Öffi-Semester-Ticket. Dieses ist von 1. September bis 28. Feber gültig und kostet heuer erstmals nur 180 Euro. Die Nachfrage hat sich in den ersten Wochen um 50 Prozent gesteigert: Bis zur zweiten Oktoberwoche waren bereits 8.000 Tickets

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© VVT/HETFLEISCH

Erstmals gibt es 115.000 Öffi-Dauernutzer in Tirol.

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verkau worden, etwa 1.500 Studierende wechselten dabei von einem IVB-Stad icket (Preis: 129,50 Euro) auf das landesweite Angebot. Dass das Ticket auch für Nightliner, Nachtschiene und Fahrten nach Os irol gilt, erhöht die Attraktivität für die Zielgruppe zusätzlich.

Die Tarifreform ist ein Baustein der VVT Strategie 2020, die in den nächsten drei Jahren die sehr gute Position Tirols im Bereich Öffentlicher Verkehr halten und noch weiter ausbauen soll. Alexander Jug: „Das Ziel ist ein kontinuierlicher Ausbau des Angebots in Richtung Gesamtmobilität.“ ×

Ausgezeichnet Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) hat das Tirolticket und das Regioticket mit dem Mobilitätspreis 2017 ausgezeichnet. In der Begründung heißt es, dass die Ticketreform „das Fahren mit dem Öffentlichen Verkehr kostengünstiger, einfacher und damit sehr attraktiv“ macht.

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46 Haushohe Felsblöcke: Hang­rutsche und Geröll­ lawinen gehen in den meisten Fällen glimpflich aus. Mit dem Wachstum des Siedlungsgebiets und Straßennetzes in Tirol nimmt die Gefahr von Schäden aber zu.

© LANDESGEOLOGIE TIROL (3), LAND TIROL (2)

Die fünf Tiroler Landesgeologen v. l.: Johann Schroll, Gunther Heißel, Petra Nittel-Gärtner, Thomas Figl und Werner Thöny.

GEBIRGE

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Sicher im Gebirge In keinem anderen Bundesland sind Gebirge und Lebensraum so eng miteinander verflochten wie in Tirol. Das verlangt Rücksicht gegenüber der Natur und ein wachsames Auge auf die Berge und die Naturgewalten zu haben.

TEXT: DANIEL FEICHTNER

A

uch wenn wir es nur selten sehen: Das Gebirge ist ständig in Bewegung. In den meisten Fällen passiert das unmerklich. Doch kommen größere Fels- und Erdmassen ins Rutschen, können sie schnell zur Bedrohung werden. „Hangrutsche, Muren, Gerölllawinen und ähnliche Phänomene gehören seit Jahrmillionen zum Naturbild der Alpen“, meint Gunther Heißel, Leiter des Amts für Landesgeologie Tirol. Gemeinsam mit vier weiteren Geologen und einer Assistentin ist er für alle geologischen Fragen in Tirol zuständig.

Einsatzbereit Ein wichtiger Teil der Arbeit der Landesgeologen ist die Sachverständigentätigkeit. Sie sind als Gutachter in Straßen-, Tunnel- oder Kraftwerksbauvorhaben ebenso involviert, wie bei Seilbahnen, Skipisten oder Raumordnungsfragen. Parallel dazu müssen sie aber jederzeit für Notfälle bereitstehen – und das rund um die Uhr. Denn wenn der Berg einmal in Bewegung gerät, sind Experten gefragt. „Das Tiroler Siedlungsgebiet und Straßennetzwerk ist in den vergangenen Jahrzehnten enorm gewachsen“, erklärt Heißel. „Damit hat auch die

„Gerade wenn Personen in­vol­ viert sind, kann es auf jede Minute ankommen.“ GUNTHER HEISSEL, LANDESGEOLOGIE TIROL

Wahrscheinlichkeit drastisch zugenommen, dass Infrastruktur oder Lebensraum betroffen sind.“ Oberste Instanz Werden Straßen verschüttet oder sind Gebäude in Gefahr müssen die Experten so schnell wie möglich vor Ort sein. Dazu stehen ihnen Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht zur Verfügung – und wenn die Lage besonders ernst ist, werden sie auch mit dem Polizei-Helikopter eingeflogen. Denn nur sie können im Ernstfall entscheiden, wie weiter vorgegangen werden muss. „Unsere oberste Verantwortung

ist, die Sicherheit zu gewährleisten“, erklärt Heißel. „Wir entscheiden, ob eine Evakuierung nötig ist, wie weiträumig die Absperrung ausfallen muss und nicht zuletzt, ob und wann der Bereich betreten werden kann“ – eine besonders heikle Frage, wenn Verschüttete vermutet werden.

Mehr als Wissenschaft Bei ihrer Beurteilung sind die Experten auf eine Begutachtung der Situation, Vorwissen über die geologischen Gegebenheiten sowie die aktuelle Wetterlage und vor allem die eigene Erfahrung angewiesen. „Gerade wenn Personen involviert sind, kann es auf jede Minute ankommen“, meint der Landesgeologe. „Dann müssen wir mit dem arbeiten, was uns in dem Moment zur Verfügung steht und auch ein wenig Intuition mitbringen.“ Zusätzliches Feingefühl wird von den Geologen verlangt, wenn es um den Umgang mit Betroffenen geht. Gerade wenn Häuser und Eigentum in Gefahr sind, ist Kommunikation der Schlüssel. „Schlechte Nachrichten überbringen zu können und den Sachverhalt so zu erklären, dass auch Laien verstehen, warum wir eine Entscheidung getroffen haben, ist unerläss- ▶

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Jeden Winter gehen in Tirol tausende Lawinen ab.

Mit dem täglich erscheinenden Lawinenlagebericht können Wintersportler sich im Vorfeld genau infor­ mieren und Gefahrenzonen vermeiden.

Experten aus aller Welt Seit 1976 treffen sich beim Interna­ tional Snow Science Workshop (ISSW) Schnee- und Lawinen-Experten aus aller Welt.

2018 findet der im Zwei-Jahres-Takt stattfindende Kongress zum dritten Mal in seiner Geschichte in Europa statt – und Innsbruck wird Gastge­ ber sein. Mehr als tausend Exper­ ten aus aller Welt werden sich in der Hauptstadt der Alpen im Oktober kommenden Jahres fünf Tage lang austauschen.

Teilnehmen werden nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Praktiker – von Skilehrern über Bergführer, Lawinenkommissionsmitglieder bis hin zu Seilbahnbetreibern.

Ziel soll es vor allem sein, Theorie und Praxis zusammenzubringen, um mit den gemeinsamen Erkenntnissen und Erfahrungen die Berge noch sicherer zu machen.

lich“, meint Heißel. In Österreich können Evakuierungen nur mit dem Einverständnis der Betroffenen vorgenommen werden. Das kann die Landesgeologen vor ernsthafte Probleme stellen. „Deswegen müssen wir nicht nur das nötige Wissen mitbringen, sondern es auch vermitteln.

Denn schlussendlich steht der Schutz von Leib und Leben für uns immer an erster Stelle.“ Winterdienst Nicht weniger fordernd, dafür aber nur auf die Wintermonate beschränkt, ist die Aufgabe des Lawinenwarndiensts Tirol. „Gleich wie geologische Phäno­ mene gehören im alpinen Gelände Lawinen in Tirol einfach zur Geografie“, erklärt Rudi Mair, Leiter des Dienstes.

Jährlich gehen innerhalb der Landesgrenzen tausende Lawinen ab. „Rund 100 bis 200 davon mit Personenbeteiligung – und bei durchschnittlich zehn bis 15 Opfern mit tödlichem Ausgang“, sagt er. Die Zahl der Lawinentoten ist seit Jahren stabil, obwohl sich im Vergleich zu den 1990ern heute jeden Winter zumindest zehn Mal so viele Wintersportler abseits der Pisten wagen. Einen nicht

unerheblichen Beitrag dazu leisten Mair und seine beiden Kollegen.

Schnittstelle Die Drei sind der Knotenpunkt für alle lawinenrelevanten Informationen in Tirol. Dazu steht ihnen das weltweit am besten ausgebaute hochalpine Messnetzwerk zur Verfügung.

Alle zehn Minuten senden mehr als 180 Messstationen an strategisch verteilten Positionen in ganz Tirol Daten zu Schneehöhe, Lufttemperatur und Windgeschwindigkeit an die Lawinenwarner.

Doch Daten sind nicht alles. Deswegen sind die Lawinenwarner selbst drei bis vier Tage pro Woche im Gelände unterwegs. Unterstützt werden sie von rund 30 Beobachtern in ganz Tirol, die sie täglich mit lokalen Informationen versorgen und vom Wetterdienst, mit dem sie ebenfalls eng zusammenarbeiten. „Aus all dem erstellen wir den ganzen Winter über jeden Tag einen Lagebericht für ganz

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© LAWINENWARNDIENST TIROL (2), THOMAS EBERT (2)

GEBIRGE

Tirol“, sagt Mair. Dieser erscheint jeden Morgen um 7.30 Uhr, kann gratis via Internet, App, E-Mail, Telefon und Fax abgerufen werden und enthält alle relevanten Informationen für Wintersportler.

„ Gleich wie geologische Phänomene gehören Lawinen in Tirol einfach zur Geografie.“

Grenzübergreifend Damit bietet der Lawinenwarndienst Tirol einen der weltweit besten Services, wenn es um Lawinensicherheit geht. Bislang ist dieser allerdings nur auf Nordtirol beschränkt. Gerade Skitouren erfreuen sich jedoch immer größerer Beliebtheit und Tourengeher entdecken auch zunehmend die italienischen Alpen für sich.

Mit dem Anfang 2017 angelaufenen ALBINA soll das Tiroler Know-how auch jenseits der Grenze zum Einsatz kommen. An dem Euregio-Projekt sind neben Mair und seinen Mitarbeitern auch Kollegen aus Italien beteiligt. Gemeinsam arbeiten sie daran, einen täglich er-

RUDI MAIR, LAWINENWARNDIENST TIROL

scheinenden Lawinenlagebericht für Nord- und Südtirol und das Trentino zu entwickeln. „ALBINA wird der weltweit erste internationale Lawinenbericht sein“, meint Mair. „Damit werden wir in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe setzen.“ Das System wird es erlauben, Teilberichte aus Regionen zusammenzufassen und so auch Touren über Grenzen hinweg zu planen. Die ersten ALBINA-Berichte, die auf Deutsch, Italienisch und Englisch erscheinen werden, sollen in der Wintersaison 2019/2020 zur Verfügung stehen. ×

Lawinenlage live Alles zur aktuellen Lawinensituation gibt es unter: www.lawine.tirol in der Lawine Tirol App für Android und iPhone im App Store sowie tele­ fonisch unter 0512/508 802255.

Zusätzliche Infor­mationen bietet außerdem der offizielle Blog des Lawinen­warndiensts Tirol unter lawinenwarndienst. blogspot.co.at.

BILDUNG. FREUDE INKLUSIVE.

BILD FREUDE INKL

AUSWAHL AKTUELLER AUSWAHL SEMINARE AKTUELLER SEMINA

Fachlehrgang Betrieblicher Datenschutzbeauftragter Fachlehrgang Betrieblicher Infoabend Datenschutzbeauftragter Lehrgang Immobilientreuhänder Infoabend Lehr Am 28.

November 2017 Am 28. Novembe (mit Zertifikat) (mit Zertifikat) Start am 3. November 2017

Ausbildung der Ausbilder Start am 6. November 2017

Start am 3. November 2017

B1 English Power Pack Ausbildung der Ausbilder Sales and Purchasing Start am 6. November 2017 Start am 31. Jänner 2018

B1 English Pow Sales and Purc

Start am 31. Jänn

1. Tiroler Online Marketing Konferenz1. Tiroler Online Marketing Konferenz Am 8. November 2017

Am 8. November 2017

Kosmetik Lehrgang

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8

2017/201

m bzw.

Start Innsbruck am 6. November 2017 bzw.Start Innsbruck amr6. rogram2017 spNovember ern! u K platz sich Lienz am 8. November 2017 Lienz am 8. November 2017 rs u K e n li Basisausbildung zum Pistenretter Start am 20. November 2017

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Schon einmal gehört?

Dialekte prägen Regionen und Länder und sind Teil der Identität der Menschen, die darin wohnen. Viele Wörter, die wir noch heute benutzen, sind mehrere hundert Jahre alt, einige sind aber auch schon in Vergessenheit geraten.

Wer in Kals in Osttirol flirten will, sollte wissen, dass

„blewizen“ mit den Augen zwinkern bedeutet.

„Nale und Nene“ Was es bedeutet:

Großmutter und Großvater.

Mit einem

„Henner“

bzw. einem „Henneler“ bezeichnet man einen Feigling, in Alpbach schimpft man diesen „Henninger“.

„Laxnboscht“ „Laxn“ bedeutet Achsel, bei dem zusammengesetzten Begriff „Laxnboscht“ ist vermutlich eine sehr lokale, scherzhafte Bezeichnung für Achselhaare aus dem Tiroler Unterland.

ILLUSTRATIONEN: SHUTTERSTOCK.COM, MONIKA CICHOŃ

Der Begriff ist im gesamten Oberland verbreitet, im vorderen Paznaun und in Teilen des Stanzertals werden auch Nali und Neni verwendet.

nah. schnell.

Immer. #gรถnndir