SAISON (Feber 2018)

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TOURISMUSMAGAZIN • #1/18 • FEBER 2018

QUALITÄT IM TOURISMUS Was der Gast von heute will.

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vom n e t ä t i l a i z e p S

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Wissenswertes und Köstliches. Mit Konstantin Filippou.

Oft unterschätzt, zu Unrecht verschmäht – weit besser, feiner und vielseitiger als sein Ruf: das Schweinefleisch. Höchste Zeit, diese Köstlichkeit wieder salonfähig zu machen. Und dazu haben wir einen wahren Experten gewinnen können: Österreichs Koch des Jahres, Konstantin Filippou.

Wenn Sie also wissen wollen, welche hochwertigen Gerichte man neben Filet und Schweinsbraten zubereiten kann und wie man aus fast allen Teilen des Tieres, von der Nase bis zum Fuß, echte Leckerbissen zaubern kann – in unserem Magalog Genuss 360 finden Sie alle Informationen.

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EDITORIAL

WIE AUS WENIGER MEHR WIRD

© TIROL WERBUNG

V

orbei die Zeiten als Anfang der 1990er Jahre Banken zögerlich mit Kreditvergaben in der Tourismusbranche waren. Angesichts damals sinkender Frequenzen und weltweiter Konkurrenz gab es auch hierzulande Zweifel an Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit. Tatsächlich hat sich der Tiroler Tourismus in den vergangenen Jahrzehnten als sehr stabiler Anker in turbulenten Zeiten bewiesen, der wirtschaftliche Perspektiven in unseren Tälern sichert. Wer in diesem Kontext heute allzu populistisch vor einem Zuviel – sprich „Overtourism“ – warnt, der sollte der Ordnung halber auch die Effekte von „Undertourism“ anführen: also viel kalte Betten, mangelnde Nachfrage bzw.

Auslastung mit folglich geringer Preisdurchsetzung, wirtschaftlicher Negativbilanz und regionaler Abwanderung.

Wenn wir jetzt in Tirol sinnhafterweise nicht mehr länger vom Wettbewerb der Frequenzsteigerungen, sondern vom Streben nach Qualität angetrieben werden wollen, so wird dies wohl nur durch ein deutliches Bekenntnis zur insgesamten Verknappung betriebswirtschaftlich tragfähig sein.

Erst wenn etwas begrenzt verfügbar ist bzw. weniger Angebot als Nachfrage aufweisen kann, so lässt sich eine höhere Wertschätzung und -schöpfung

WER HEUTE VOR „OVERTOURISM“ WARNT, DER SOLLTE AUCH DIE EFFEKTE VON „UNDERTOURISM“ ANFÜHREN.

erzielen. „Boutique“ beschreibt als internationales Schlagwort in diesem Kontext ein jüngeres Erfolgsmodell, das auch in Tirol vorbildlich zu sehen ist. Dabei signalisieren nicht nur kleine Dienstleister wie profilierte Beherberger und Gastronomen, sondern sogar größte Skigebiete mit Kapazitätslimitierungen bewusst Individualität und Qualität. Verknappung ist also ein wichtiges Element zur Wertsteigerung.

Es ist nachweislich ein sicheres Erfolgsmodell, wenn wir uns bei unserem Tun auf handwerklich be­ sonders Wertvolles und inhaltlich besonders Sinnvolles konzentrieren – gewürzt mit Selbsttreue, Identität und Leidenschaft. Nur begeisterte Skifahrer sind gute Skigebietsbetreiber, nur wer echt gerne Gäste umsorgt, ist ein guter Gastgeber, und keine Gastronomie lässt sich ohne große persönliche Stilistik mit Passion für gutes Essen und Trinken nach vorne entwickeln.

MEHR ANERKENNUNG

Wir haben wahrlich viele Leute mit einer derartigen Einstellung im Land Tirol. Es sollte gerne mehr Anerkennung finden, wie sich hervorragende Unternehmer und Führungskräfte kompromisslos ihrem eigenen Stil und ihrer Qualitätsstrategie widmen: Ohne Zweifel bleibt, wie in anderen Branchen auch, das Volumengeschäft eine dominierende Größe, wenn es um die Rentabilität geht. Es scheint jedoch nicht nur bei „Bereisten“, sondern auch bei den „Reisenden“ unserer westlichen Welt insgesamt zunehmend die Ethik der Dinge eine entscheidende Bedeutung zu erlangen. Angesichts hoher Nachfrage und Qualität, persönlicher Authentizität und einem reizvollen Natur- und Lebensraum hat unser Land beste Voraussetzungen – aus „weniger“ tatsächlich „mehr“ zu machen. Und somit den eingeschlagenen Weg in Richtung höchstmöglicher Wertschöpfung zu forcieren.

JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER TIROL WERBUNG

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INHALTSVERZEICHNIS

QUALITÄT IM TOURISMUS 18

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Stabiles Modell Wie Tirols Familienbetriebe Qualität gewährleisten

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Analysieren, um zu verbessern Qualitätsmanagement im Dienstleistungs-

„Es geht immer um die Erwartungshaltung des Gastes, ist diese nicht erfüllt, zeigt sich das in der Beurteilung.“

sektor muss vor allem eines berücksichtigen: den Faktor Mensch.

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Selbst am Image arbeiten Gute Mitarbeiter sind für den Erfolg entscheidend.

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DANIEL FISCHER, TOURISMUSBERATER

Und die anderen?

Nicht nur in Tirol stellt man sich die Frage nach der Qualität im Tourismus.

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Erwartungshaltungen Was bedeutet Qualität im Tourismus?

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Weltspitze – mit Luft nach oben Wo Tirol stark ist und wo es noch stärker werden kann

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„Tirol ohne Tourismus ist unvorstellbar“ LH Günther Platter im Interview

„Unser Fokus muss auf Wertschöpfung und Qualität liegen.“ GÜNTHER PL AT TER, L ANDESHAUP TMANN

© WWW.LAURINMOSER.COM, AXEL SPRINGER, DANIEL FISCHER & PARTNER, IDM SÜDTIROL/ALEX FILZ, OPEN-FACES.COM | MIA KNOLL, TIROL WERBUNG/MANFRED JARISCH

S A I S ON

INHALT

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AUS DER REDAKTION

Ein neues Design für die SAISON P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

TOURISMUSMAGAZIN • #1/18 • FEBER 2018

QUALITÄT IM TOURISMUS Was der Gast von heute will.

MAGAZIN 34

Wohlgesonnene Gastgeber?

Das MCI startet eine Studie zur Tourismusgesinnung in Tirol.

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Profile Wer kommt, wer geht, wer wechselt.

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Faszination Freeride Die Open Faces Freeride Contests wollen den Sport der breiten Masse zugänglich machen.

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„Wir sind fürs Genießen begabt“ Hamburg und Kitz­bühel sind die

Orte ihrer Kindheit: Interview mit Autorin Sabina Moser, die über den „Zweikanalton“ ein Buch geschrieben hat.

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Kommentare

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Nachgefragt bei Eventprofi Ernst Lorenzi

IMPRESSUM SAISON Tourismusmagazin, Nr. 1/2018 (69. Jahrgang) SAISON Abohotline: 0512/58 6020 oder saison@target-group.at

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Neuer Schwung für Skikurse?

Laut Regierungsprogramm will der Bund Skikurse stärker fördern.

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Gastkommentar von ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer

Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Tirol Werbung, Maria-­Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • Mit der Produktion beauftragt: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • Chefredakteur: Matthias Krapf • Redaktion: Daniel Feichtner, Mag. Susanne Gurschler, Rebecca Müller, BA, Esther Pirchner, Mag. Julia Tapfer • Autoren: Ernst Molden, Alois Schöpf Fotografen: Franz Oss, Axel Springer • Grafik: Marco Lösch, BA, Thomas Bucher • Illustrationen: Monika Cichoń • Anzeigenverkauf: Walter Mair, w.mair@target-group.at • Anschrift Verlag: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at • Geschäftsführung Verlag: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner, Matthias Krapf Druck: NP Druck Gesellschaft m.b.H., St. Pölten.

Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.target-group.at/offenlegungen abgerufen werden.

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er beste Relaunch, so ein geflügeltes Wort in der Medien- und Kreativbranche, sei der, den man erst auf den zweiten Blick erkennt. Zuge­geben: Diesem Anspruch werden wir mit der runderneuerten SAISON nicht gerecht. Und das wollen wir auch gar nicht. Nach acht Jahren, in denen das Heftdesign nur dezent weiterentwickelt wurde, war es Zeit für frischen Wind und eine neue Optik.

In den vergangenen Monaten haben Redaktion und Grafikteam „Look and Feel“ der SAISON grundlegend überarbeitet und sich dabei auch getraut, den einen oder anderen alten Zopf abzuschneiden – hoffentlich mit dem Ergebnis, dass Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die neue SAISON mindestens so gut gefällt wie die alte.

Bei aller Veränderung, die ein Relaunch mit sich bringt, heißt das freilich nicht, dass wir nicht einiges so halten wollen wie bisher. Beiträge zu aktuellen Themen, die die Branche bewegen, Interviews mit Experten, Gastkommentare oder der Blick über den Tellerrand bleiben zentrale Bestandteile jedes Heftes. Und die Grundsäule jeder Nummer bildet weiterhin ein dossierartig aufbereitetes Generalthema, das wir aus möglichst vielen Blickwinkeln möglichst umfassend beleuchten wollen.

Die aktuelle Ausgabe beschäftigt sich mit der „Qualität im Tiroler Tourismus“. Das Thema passt auch angesichts dieser kleinen Neuerfindung der SAISON sehr gut: Auch uns geht es um Qualität und darum, dass unsere Gäste, besser bekannt als Leser, zufrieden sind.

Eine angenehme Lektüre wünscht die Redaktion

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QUALITÄT IM TOURISMUS

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SAISON

ERWARTU HALTUNG

TUNGSGEN

SAISON

Was bedeutet Qualität im Tourismus?

Das Erfüllen bzw. das Übertreffen von Erwartungen, sagt MCI-TourismusProfessor Hubert Siller. Was Qualität ist, entscheidet der Gast und sonst niemand, sagt Markenstratege Christoph Engl.

Text: Rebecca Müller

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QUALITÄT IM TOURISMUS

„ Im Idealfall funktioniert alles nahtlos wie auf einem Kreuzfahrtschiff.“ HUBERT SILLER, LEITER MCI TOURISMUS

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QUALITÄT HAT IM TOURIS­ MUS SCHON IMMER EINE ROLLE GESPIELT. DER GAST VON HEUTE ABER IST BESONDERS ANSPRUCHS­ VOLL.

ualität geht Hand in Hand mit Erwartungen und Ansprüchen bzw. mit dem Erfüllen oder Nicht­ erfüllen derselbigen. Heißt: „Die Wahrnehmung der erhaltenen Leistung sollte meine Erwartung zumindest erfül­ len, im Idealfall übertreffen“, sagt Hubert Siller, Leiter des MCI Tourismus. Wer ein gewisses Niveau kommuniziere, müsse auch in der Lage sein, es zu halten.

Während Qualität im Tourismus schon immer eine Rolle gespielt hat, ist der Anspruch der Gäste kontinuierlich gestiegen. Der Gast von heute ist be­ sonders anspruchsvoll. Das Schlagwort Convenience, auf Deutsch so viel wie Bequemlichkeit oder Komfort, spiele heute eine besonders wichtige Rolle. Der Gast wolle eine möglichst durchgängige Dienstleistungskette, möchte verschiede­ ne Services aus einer Hand. „Im Idealfall“, sagt Siller, „funktioniert alles nahtlos wie auf einem Kreuzfahrtschiff.“

MITARBEITER UND MOMENTE

Eine weitere wichtige Rolle spielen die Mitarbeiter. Und auch hier habe man es mit einer Art Kette zu tun, erklärt Siller: „Vom Busfahrer über die Rezeptionistin bis hin zum Liftangestellten – die Men­ schen, denen man im Urlaub begegnet, bleiben in Erinnerung.“

Freundlichkeit sollte im Dienst­ leistungssektor deshalb nicht nur selbst­ verständlich, sondern eine Haltung sein.

Siller zieht hier gerne Fluggesellschaften als Beispiel heran: „Singapore Airlines trainiert ihre Mitarbeiter regelmäßig.

Vom gepflegten Äußeren bis zum Augen­

SCHLAG­ WÖRTER IN DER DISKUSSION UM QUALITÄT

1.

Confirmation/ Disconfirmation Englisch für Bestätigung/ Nichtbestätigung – hier von Erwartungen.

2.

Customer journey Meint den Zyklus, den ein Kunde oder Gast durch­ läuft, bevor er ein Produkt oder eine Dienstleistung kauft. Die dazugehörige Dienstleistungskette soll­ te möglichst geschlossen sein – sprich: der Gast erwartet sich, mehrere Dinge aus einer Hand zu bekommen.

kontakt mit den Passagieren wird hier nichts dem Zufall überlassen.“

Mitarbeiter im Tourismus können auch in anderer Hinsicht eine wichtige Rolle einnehmen. Im Urlaub, sagt Hubert Siller, sind wir alle „Moment Hunters“, also auf der Suche nach besonderen Momenten. Ortskundige Mitarbeiter, die Urlaubern Tipps geben oder ihnen eine besonders schöne Wanderung empfeh­ len, sind hier der Schlüssel.

WER BESTIMMT QUALITÄT?

Christoph Engl, ehemaliger Direktor der Südtirol Marketing Gesellschaft, Autor und Managing Director der Marken­ strategieberatung BrandTrust, hat seine Probleme mit der aktuellen Diskussion um die Qualität im Tourismus, geht sie für ihn doch von einer falschen Prämis­ se aus: „Was Qualität ist, darüber ent­ scheidet der Kunde bzw. der Gast und niemand sonst.“

Der Definition von Qualität stünde in den kommenden zehn Jahren ein, wie er es ausdrückt, „epochaler Wandel“ bevor, ist Engl überzeugt. Bislang habe man versucht, Qualität von außen zu definieren bzw. über Kategorien wie zum Beispiel Sterne für Hotels zu institutio­ nalisieren. Dieses System sei aber nicht mehr zeitgemäß. Es seien die Gäste, die die Bewertung vornehmen, und nicht die Tatsache, ob ein Zimmerkühlschrank vorhanden ist.

Und diese Bewertungen erfolgen je nach Einstellung und Bedürfnis. „Ein vollautomatisiertes Hotel ohne für mich sichtbare Mitarbeiter, in dem alles rei­

© BIRGIT PICHLER, BRANDTRUST

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QUALITÄT IM TOURISMUS

bungslos funktioniert, kann auf einer Ge­ schäftsreise höchste Qualität bedeuten“, nennt Engl ein Beispiel.

Dass herkömmliche Denkmuster aus­ gedient haben, beweist für den Marken­ strategen auch der Erfolg von Hotelkon­ zepten wie Motel One. Die internationale Hotelkette setzt auf Design und günstige Zimmerpreise. Spa-Bereich und ein her­ kömmliches Frühstücksbuffet findet man hier nicht, dafür übernachtet man in den Metropolen der Welt zu relativ günstigen Preisen – und das in moder­ nen, schönen Zimmern. Auf der traditio­ nellen Sterneskala würden die meisten Häuser von Motel One aber über drei Sterne nicht hinauskommen.

Am Ende, sagt Christoph Engl, zählt nur eines: „Es geht darum, losgelöst von überholten Definitionen den Kunden und Gästen Exzellentes zu bieten.“

3.

People Business Der Tourismus ist ein People Business, also ein Geschäft, in dem Menschen – Mitarbeiter wie Gäste – eine wichtige Rolle spielen.

„Es geht darum, losgelöst von überholten Definitionen, den Kunden und Gästen Exzellentes zu bieten.“

4.

Moment Hunters Im Urlaub sind wir alle Moment Hunters – wir sind auf der Suche nach besonderen Erlebnissen und Momenten.

CHRISTOPH ENGL, BRANDTRUST

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QUALITÄT IM TOURISMUS

WELTSPITZE MIT LUFT NACH OBEN

Urlaubsgäste haben Erwartungen an das stereotype Tiroler Dorf. Hier gilt es, eine Balance zwischen der Ortsentwicklung und der touristischen Attraktivität zu finden.

Tirols Tourismus-Qualität sucht ihresgleichen.

Dazu trägt eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren bei. Doch Qualität ist kein Selbstläufer.

Um sie auch in Zukunft zu gewährleisten, darf der Tourismus nicht stillstehen – und zugleich seine Grundlagen nicht vergessen.

Text: Daniel Feichtner

D

er liebe Gott hat uns reich beschenkt“, ist Tourismusberater Jakob Edinger überzeugt. „Wunderschöne Täler, beeindruckende Gebirge und einzigartige Landschaften machen Tirol einmalig.“ Doch auch wenn naturgegebene Bedingungen die Grundlage für Tirols Status als eine der weltweit erfolgreichsten Tourismusregionen sind: Ihnen alleine hat das Land seinen Rang als Top-Destination nicht zu verdanken. Vielmehr

steht dahinter das, was im Laufe der Jahrzehnte auf diesem Fundament entwickelt und erarbeitet worden ist. „Tirol verfügt über eine besondere Angebotsstruktur“, erläutert Edinger. „Sie trägt einen wichtigen Teil zu der Qualität bei, die wir unseren Gästen bieten.“

GEWACHSENE QUALITÄT

Anders als in vielen Ländern tut sich der Tiroler Tourismus durch seine gewachsene Kleinteiligkeit hervor. Wo andernorts klein- und mittelständische Unternehmen schon lange Konzernen und Ketten gewichen sind, spielen hierzulande Familienbetriebe noch immer eine wichtige Rolle. Darin sieht Edinger ein wichtiges Erfolgsrezept, das der Tourismus erkannt, gepflegt und weiterentwickelt hat: „Kleinteiligkeit erlaubt Flexibilität und Individualität. Aber vor allem ermöglicht sie es, Gästen mit authentischer Herzlichkeit und Gastfreundschaft

© TIROL WERBUNG/VERENA KATHREIN, EDINGER TOURISMUSBERATUNG, WIRTSCHAFTSBUND KITZBÜHEL

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QUALITÄT IM TOURISMUS

„ Tirol verfügt über ein extrem engmaschiges Netz unterschiedlichster Freizeitangebote.“ FERRY POLAI, OBMANN WK-FACHGRUPPE FREIZEIT- UND SPORTBETRIEBE

zu begegnen.“ Dank dieser gewachsenen Struktur, in der Gastfreundschaft zur Tradition gehört, kann Tirol eine tief verwurzelte und enorm hohe Dienstleistungs-Qualität bieten, die sich kaum imitieren oder künstlich erzeugen lässt.

die nach Tirol kommen und ein Bergerlebnis suchen, sind Bergsteiger. Seil- und Bergbahnen sind so mittlerweile ein ganzjährig wichtiger Teil des Tiroler Tourismus-Motors.“

GEPLANT INVESTIERT

Mit Dienstleistungen und Infrastruktur auf höchstem Stand hat Tirol hervorragende Karten im internationalen Vergleich. Doch der Tourismus-Markt wird dynamischer, und vor allem die Anforderungen der Gäste an ihre Destinationen verändern sich. Hier kommt die dritte Säule ins Spiel: „Wir sehen uns vor allem als Zulieferer des Tourismus“, erklärt Ferry Polai, Obmann der Fachgruppe Freizeit- und Sportbetriebe der Wirtschaftskammer Tirol. „Tirol verfügt über ein extrem engmaschiges Netz unterschiedlichster Freizeitangebote. Und weil wir ähnlich kleinteilig strukturiert sind, wie Hotellerie und Gastronomie, bieten wir ein sehr breites Spektrum.“

Insgesamt fallen fast 2.000 Betriebe in ganz Tirol in die Sparte. Darunter Veranstaltungsbetriebe, die Events aller Größenordnungen umsetzen, wie Frei- und Hallenbäder, Fremdenführer, Reitbetriebe und nicht zuletzt Campingplätze, die in Tirol einen extrem hohen Standard aufweisen. Und auch zusätzliche Ausstattungen in Hotels, wie Billardtische, Fitness-Räume, Unterhaltungselektronik oder Musikanlagen, werden oft von Drittanbietern zur Verfügung gestellt und eingerichtet. So finden Gäste in Tirol das gewisse Extra und sehr breit gefächerte Möglichkeiten, ihren Urlaub zu verbringen.

„Das ist gerade angesichts von Entwicklungen wie stagnierender Skifahrertage wichtig“, meint Polai. „Gäste wünschen sich einen Urlaub als abwechslungsreiches Gesamterlebnis und Möglichkeiten, dieses individuell zu gestalten.“ Dabei tut sich die Freizeitwirtschaft nicht nur durch ein breites Angebot, sondern auch durch Innovationsgeist und Trendsicherheit hervor: Von der Kostümführung

Dem hochqualitativen Service – gewissermaßen der „Software“ des Tourismus – steht ebenso hochwertige „Hardware“ gegenüber. „Kaum ein Land kann mit so flächendeckender Infrastruktur am neuesten Stand aufwarten wie Tirol“, meint Siegfried Egger, Bundesobmann des Fachverbands Hotellerie der Wirtschaftskammer Österreich. Das betreffe sowohl Hotellerie und Gastronomie als auch Freizeiteinrichtungen wie Berg- und Seilbahnen.

„Die langjährigen und gezielten Investitionen machen sich in der gesamten Branche bezahlt und garantieren Qualität. Ein hervorragendes Beispiel dafür sind Beschneiungsanlagen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen“, sagt Egger. Alleine in das Thema Schneesicherheit wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten tirolweit knapp eine Milliarde Euro investiert, wodurch mittlerweile so manche problematische Wintersaison entschärft werden konnte. Und auch abseits des Winters machen sich die Aufstiegshilfen bewährt. „Bei weitem nicht alle,

INDIVIDUALITÄT GEFORDERT

DER TOURISMUS-MARKT WIRD DYNAMISCHER, UND VOR ALLEM DIE ANFORDERUNGEN DER GÄSTE AN IHRE DESTINATIONEN VERÄNDERN SICH.

„ Tirol verfügt über eine besondere Angebotsstruktur. Sie trägt einen wichtigen Teil zu der Qualität bei, die wir unseren Gästen bieten.“ JAKOB EDINGER, TOURISMUSBERATER

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QUALITÄT IM TOURISMUS

Investitionen am laufenden Band:

2.870.500.000 € haben Tirols Seilbahnen seit 2008 in die Wintersaisonen investiert.

2007/2008

335 Mio. € 2016/2017

299,4 Mio. €

2008/2009

315 Mio. € 2015/2016

334,8 Mio. €

2009/2010

2010/2011

245 Mio. € 2014/2015

278,1 Mio. €

350 Mio. € 2013/2014

317,1 Mio. €

2011/2012

171 Mio. € 2012/2013

225,1 Mio. €

QUELLE: WIRTSCHAFTSKAMMER TIROL

„Wir werden Mittel und Wege finden müssen, um zu garantieren, dass alle Tirol erleben können, ohne sich gegenseitig die Qualität des Berg­erlebnisses zu nehmen.“ BERNHARD WANNER, GESCHÄFTSFÜHRER WK-FACHGRUPPE FREIZEIT- UND SPORTBETRIEBE

über Schneeschuh- und Themenwanderungen bis hin zum Wintercamping finden Gäste in Tirol Erlebnisse, die sich abheben.

LENKUNGSBEDARF?

Auch wenn die Kleinstrukturiertheit dem Tiroler Tourismus viel Flexibilität und fruchtbaren Boden für Innovationen bietet, ist sie nicht unantastbar, warnt Bernhard Wanner, Geschäftsführer der Fachgruppe Freizeit- und Sportbetriebe: „Kleinere Betriebe sind anfällig für Überregulierung.“ Bürokratismus bei Genehmigungen können ebenso zu Einbußen beim Innovationspotenzial und damit bei der Qualität führen wie Regulierungen und Abgaben, die über das Ziel hinausschießen. „Mit der Abschaffung der Vergnügungssteuer haben wir einen Schritt in die richtige Richtung getan. Inzwischen rudern einige Gemeinden aber wieder zurück“, mahnt er.

Bedarf für Lenkung ortet Bernhard Wanner allerdings bei Besucherströmen. Mit der immer diversifizierteren Nutzung der Infrastruktur steige das Konfliktpotenzial. Waren es in den 1990ern noch Ski-

fahrer und Snowboarder, zwischen denen es Reibungen gab, kommen inzwischen Skitourengeher dazu.

Und im Sommer sind neben Wanderern und Mountainbikern inzwischen E-Bikes unterwegs, die für immer mehr Verkehr im Gebirge sorgen. „Wir werden Mittel und Wege finden müssen, um zu garantieren, dass alle Tirol erleben können, ohne sich gegenseitig die Qualität des Bergerlebnisses zu nehmen.“

SCHNELL UND KOMFORTABEL

Und nicht nur am Berg wird es eng. Auch das Erreichen des Urlaubsortes wird zusehends – und im wahrsten Sinne des Wortes – zum Flaschenhals. Beim Thema Mobilität findet sich ein entscheidender Faktor für Tirols touristische Zukunft, ist Siegfried Egger überzeugt. Sowohl, weil der Verkehrskollaps bei der Anreise zu vielen Destinationen bereits die Urlaubserfahrung mindere, als auch, weil eine immer größere Gruppe von Gästen kein Auto mehr besäße.

„Zeit und Komfort sind Faktoren, die für immer mehr Gäste Qualität definieren werden“, meint Egger. „Hier sind Lösungen mit Weitblick gefragt – sowohl von den Regionen als auch von der Politik.“ Denn auch wenn schon manche Gemeinde bereits hervorragende Konzepte für autofreie Urlaubsorte entwickelt und umgesetzt hat, verlagern diese das Problem bislang nur auf die Zubringerstraßen.

Mit „Tirol auf Schiene“ wurde eine Initiative gestartet, um den Gästen die Urlaubsanreise per Bahn schmackhaft zu machen.

GEFÄHRDETES FUNDAMENT

Schlussendlich ist es aber nicht nur der Blick nach vorne, der zur Qualitätssicherung in Tirol nötig sein wird. Auch dem Fundament des Tourismus muss Aufmerksamkeit geschenkt werden. „Wie in vielen Branchen haben auch in unserer Sparte immer weniger Einheimische Interesse am Dienstleistungssektor. Um die hohe Servicequalität aufrechtzuerhalten,

QUALITÄT IM TOURISMUS

© TIROL WERBUNG/VERENA KATHREIN, WIRTSCHAFTSKAMMER TIROL (2)

Berge sind Schauplatz von immer mehr Sportarten. Um die Qualität des Bergerlebnisses für alle zu gewährleisten, wird es zunehmend wichtiger, Konfliktpotenziale zu vermeiden.

„ Zeit und Komfort sind Faktoren, die für immer mehr Gäste Qualität definieren werden.“ SIEGFRIED EGGER, BUNDESOBMANN FACHVERBAND HOTELLERIE

sind wir schon lange auf helfende Hände aus anderen Ländern angewiesen“, erklärt Jakob Edinger. Deswegen müsse die Branche wieder attraktiver für Einheimische werden. „Das funktioniert aber nur mit verbesserten Arbeitsbedingungen und adäquater Entlohnung. Das bedeutet: mehr Mitarbeiter, die weniger Wochenstunden sammeln, geordnete Ruhezeiten sowie angemessene Löhne“, nimmt er sowohl die Branche als auch die Wirtschaft in die Pflicht.

Und auch Tirols natürlich gewachsene Ressourcen sind alles andere als in Stein gemeißelt, warnt der Experte. Ganz im Gegenteil, denn aktuelle Projekte zur Orts- und Talboden-Entwicklung bringen die Gefahr qualitativer Einbußen mit sich. „Vielerorts wird Zersiedelung zunehmend zum Problem“, sagt Edinger.

Natürlich wolle jede Gemeinde sozialen Wohnbau, eine Gewerbezone und Siedlungen. „Diese ungeordnete Entwicklung führt aber auch zu einem Verlust an touristischer Attraktivität. Gäste haben klischeehafte Erwartungen an ein Tiroler Dorf. Und dem müssen wir bis zu einem gewissen Grad gerecht werden.“

Hier gelte es wie überall, das richtige Mittelmaß zu finden, um der Symbiose zwischen Lebensqualität für die Einheimischen und den Bedürfnissen der Gäste gerecht zu werden. „Das in Einklang zu bringen, ist ein sehr hohes Ziel“, meint Edinger. „Das Verhältnis ist zwar noch weitestgehend intakt und die Tourismusentwicklung steuerbar – aber es ist Vorsicht geboten, denn wir erreichen Grenzen.“

SICHTBAR GEMACHT

Qualität im Tourismus zu messen ist schwierig. Sie ist von individuellen Wünschen abhängig. Erst anhand der Gäste-Zufriedenheit wird sie in vielen Fällen sichtbar. Die T-Mona Urlauber­befragung von 2013/2014 bescheinigt Tirol hohe Qualität: 36 Prozent aller Gäste haben angegeben, „äußerst begeistert“ zu sein.

Sowohl die Winter- als auch die Sommergäste sahen Tirols Stärken vor allem in Landschaft und Natur, ebenso wie im Sport- und Freizeit­ angebot. Und auch die Gast­ freundschaft war eine der häufigsten Antworten.

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QUALITÄT IM TOURISMUS

„Unser Fokus muss auf Wertschöpfung und Qualität liegen.“

QUALITÄT IM TOURISMUS

INTERVIEW

„ Tirol ohne Tourismus ist unvorstellbar“ Landeshauptmann und Tourismusreferent Günther Platter über Qualität und Wertschöpfung, die Rahmenbedingungen für erfolgreiches Wirtschaften und die „unverfälschte Normalität“, die Tirols Gäste zu schätzen wissen.

© BLICKFANG

SAISON:

Herr Landeshauptmann, eine kompakte Wintersaison bis Ostern, ausreichend Schnee und Rekordzahlen – ist der Tiroler Tourismus im Dauerhoch? GÜNTHER PLATTER: Oberflächlich betrachtet könnte man diesen Eindruck gewinnen. Tatsächlich hat sich Tirol als führende Urlaubsregion der Alpen behauptet und Anziehungskraft entfaltet, und der Tourismus hat sich als stabiler Wirtschaftsmotor auch in wirtschaftlich unruhigen Zeiten bewährt. Engagement und Ausdauer aller im Tourismus Tätigen sind die Basis für den herausragenden Wert, den die Branche für unser Land zweifellos entwickelt hat. Es geht allerdings nicht um Ankunfts- und Nächtigungsrekorde. Das sind die falschen Parameter, auf die wir uns nicht konzentrieren dürfen. Unser Fokus muss auf Wertschöpfung und Qualität liegen. Nur mit der entsprechenden Wertschöpfung können Investitionen in Infrastruktur und Personal getätigt werden.

Muss für Tirol das Mantra der Qualität stärker greifen? Unser Land hat eine führende

Jeder

3.

Euro

wird in Tirol direkt oder indirekt in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft verdient.

MCI TOURISMUS, BROSCHÜRE „TOURISMUS IN TIROL“ (WK TIROL)

Position und gilt als Wintersportland Nummer eins der Alpen. Unser Fokus muss sich allerdings noch stärker auf den qualitativ hochwertigen Ganzjahrestourismus richten. Es gilt einerseits, unseren intakten Lebensraum zu bewahren und regional einzigartige Produkte im Zusammenspiel zwischen Tourismus und Landwirtschaft reifen zu lassen.

Andererseits müssen wir mutig weiter investieren und dürfen keinesfalls stehen bleiben. Der Tiroler Tourismus bietet heute zweifellos Top-Qualität, Dienstleistung und Angebot sind auf sehr hohem Niveau. Aber die Wertschöpfung ist nicht in allen Bereichen weltmeisterlich. Das gilt es im Auge zu behalten, denn sonst ist nachhaltig sinnvolles Wachstum nicht möglich. Dafür braucht es ordentliche Rahmenbedingungen. Überbordende Vorschriften, Steuerbelastungen, Arbeitszeitregulierungen – genau diese Rahmenbedingungen wurden seitens der Touristiker heftig kritisiert. Und genau deshalb haben wir uns gleichermaßen intensiv wie erfolgreich um eine Verbesserung bemüht, um die Attraktivität der Branche zu steigern. Angesichts vieler nicht nachvollziehbarer Vorschriften und Gesetze war der Frust zu Recht groß. In diesem Sinn hat sich der große Einsatz der Landesregierung beim Bund ausgezahlt – etwa in der Frage der Arbeits-

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QUALITÄT IM TOURISMUS

„Die Familienbetriebe bilden das Rückgrat unseres Tourismus.

Davon lebt Tirol.“ zeitflexibilisierung. Aber auch bei der Senkung der Steuerbelastung hat sich die Arbeit gelohnt. Die Reduktion der Mehrwertsteuer von 13 auf 10 Prozent wird mit kommendem November und damit zum Start der Wintersaison 2018/2019 umgesetzt.

Reicht das, um die Betriebsübergaben an die junge Generation gerade auch in den kleinteilig organisierten Familienunternehmen im Tiroler Tourismus einfacher zu gestalten? Die gemeinsame Aufgabe muss sein, die Jungen zu motivieren weiterzuarbeiten. Die Familienbetriebe bilden das Rückgrat unseres Tourismus. Davon lebt Tirol.

Die Vorgängergeneration hat mit 13 bis 15 Prozent Zinsbelastung etwas schaffen können und hatte weiterhin Geld für Investitionen. Momentan haben wir zwar sehr günstige Konditionen, aber es bleibt am Ende fast nichts übrig. Deshalb werden wir hart weiterarbeiten, um die Rahmenbedingungen für erfolgreiches Wirtschaften für unsere Familienunternehmen weiter zu optimieren.

Welche Ziele verfolgen Sie dabei? Um unsere starke Wettbewerbsposition zu sichern, wurden in der Tourismusstrategie „Der Tiroler Weg 2021“ drei große Linien als Handlungsfelder definiert: 1. die Qualität der Region, die gleichzeitig Lebens- und Erholungsraum darstellt, ganzheitlich zu fördern, 2. die kleinteilige, familiengeprägte und generationenübergreifende

Regionalität statt Import

National:

17,6 %

Ausland:

13,2 %

Regional:

69,2 % Rund 70 Prozent der sogenannten Vorlieferungen und Vorleistungen, die Tirols Touristiker benötigen (Handwerk, Baugewerbe, Landwirtschaft etc.), kommen aus dem Land selbst, 18 Prozent stammen aus den anderen Bundesländern, 13,2 Prozent aus dem Ausland.

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA, BROSCHÜRE „TOURISMUS IN TIROL“ (WK TIROL)

Unternehmerstruktur im Tiroler Tourismus zukunft sfähig zu erhalten und schließlich 3. die anerkannte Kompetenzführerschaft Tirols im alpinen Kontext nachhaltig zu sichern. Unser Bekenntnis ist eindeutig: Kein von auswärtigen Investoren gelenktes Massengeschäft, sondern eine von den einheimischen Familien weiterhin selbstbestimmte erfolgreiche Tourismuswirtschaft mit größtmöglicher regionaler Wertschöpfung. Nur damit sind langfristig Investitionen seitens der Unternehmer in den Destinationen und der Hotellerie gesichert.

Sind Investitionen nicht aber gerade auch im Bereich der Mitarbeiter – Stichwort Facharbeitermangel – dringend notwendig? Die Investition in die Mitarbeiter ist ein Gebot der Stunde, und es ist eine gemeinsame Anstrengung notwendig, um den Fachkräftemangel zu beheben. Ich sehe hier Aufgaben des Landes, in die Bewusstseinsbildung zu investieren. Andererseits gilt es für die Branche, Tourismusberufe so attraktiv zu gestalten, dass die Menschen dann auch langfristig in touristischen Berufen in der Region bleiben.

Wie wichtig ist für eine erfolgreiche Weiterentwicklung eine positive Tourismusgesinnung im Land? Eine positive Einstellung der Bevölkerung ist von zentraler Bedeutung. Es mag sein, dass sich hier unterschiedliche Perspektiven entwickelt haben, zwischen Stadt und wirtschaft lich sehr erfolgrei-

© AXEL SPRINGER

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QUALITÄT IM TOURISMUS

chen Destinationen in den Tälern. Ein intensiverer Dialog ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Denn Tirol ohne funktionierenden Tourismus, der von einem gemeinsamen Verständnis getragen ist, ist unvorstellbar. Unser Land war und ist für die heimische Bevölkerung und Gäste immer beides: wertvoller und unverzichtbarer Lebens- und Erholungsraum. Wer nach Tirol reist, findet keine künstliche Urlaubskulisse, sondern eine spezielle vom alpinen Alltag geprägte Lebenskultur. Gerade heute wissen die Gäste diese Form der unverfälschten Normalität zu schätzen. Das ist ein Wert, der sich künftig weiter potenzieren wird.

Ist dieser Wert den Tirolern bewusst? Der Tiroler Weg unserer Tourismuswirtschaft ist in Summe ein nachhaltiges Integrationsmodell, von dem die hier lebenden Menschen profitieren: hohe Lebensqualität in einer wirtschaftlich gesunden Region, die Sicherung von einem Viertel aller Arbeitsplätze, eine perfekte Sportund Freizeitinfrastruktur direkt vor der Haustür. Diese Werte und den Nutzen für die Tirolerinnen und Tiroler gilt es künftig wieder stärker erlebbar zu machen.

Wie sehen Sie generell die Konjunktur für das Tourismusland Tirol in Zukunft? Tatsächlich hat Tirol beste Aussichten sich noch erfolgreicher zu positionieren. Experten sind sich einig, dass der Alpenraum über wertvolle und immer wichtiger werdende Ressourcen verfügt: Schätze, die als Gegenwelt zur globalisierten Beschleunigungsgesellschaft, als Kraftplatz zum Energietanken an Bedeutung gewinnen. Das sind Werte, die auch für den Tiroler Tourismus neue Wertschöpfung bedeuten können. „Tirol tut gut“ – diese Botschaft kann das Land mit einer intelligenten, branchenübergreifenden Verknüpfung bestehender Kompetenzen in innovative touristische Ganzjahresangebote übersetzen. Und damit auch seine Vorreiterrolle im alpi-

„Die Investition in die Mitarbeiter ist ein Gebot der Stunde, und es ist eine gemeinsame Anstrengung notwendig, um den Fachkräftemangel zu beheben.“ nen Tourismus weiter ausbauen. Tirol hat hier beste Voraussetzungen, seine touristische Strategie nachhaltig und zukunftsfähig auszurichten, muss dafür aber an­gesichts vieler Herausforderungen und hohem Wettbewerbsdruck sehr dynamisch bleiben.

Vielen Dank für das Gespräch.

AUS UNSERER PRODUKTPALETTE: WIRTSCHAFTLICHKEITSANALYSEN Kernfrage: Fehlerquellen im eigenen Betrieb erkennen Oftmals bewirkt das erdrückende operative Tagesgeschäft, dass viele Unternehmer keine Zeit finden, betriebswirtschaftliche Detailanalysen des eigenen Betriebes zu erstellen.

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QUALITÄT IM TOURISMUS

STABILES

MODELL

GEMEINSAM STÄRKER

Sind die Betriebe gut in die Destination eingebettet und ziehen Hotellerie, Seilbahn, TVB und Gemeinde an einem Strang, dann profitieren alle davon. Ein Beispiel für ein gelungenes Miteinander ist die Region Serfaus-Fiss-­ Ladis mit ihrer Ausrichtung auf Familien.

QUALITÄT IM TOURISMUS

Tourismusbetriebe in Tirol sind vor allem Familiensache – eine gute Voraussetzung, um Qualität zu gewährleisten.

Nachteile dieser kleinteiligen Struktur lassen sich unter anderem durch Kooperationen ausgleichen.

Text: Esther Pirchner

W 72 %

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ALLER HOTELBETRIEBE HABEN WENIGER ALS ZEHN MITARBEITER. DADURCH HERRSCHEN FLACHE HIERARCHIEN.

er in Tirol die Dienste von Gastronomie und Hotellerie, Freizeit- und Sportbetrieben, Reisebüros, Kinos, Kultur-, Vergnügungs- und Gesundheitsbetrie­ ben in Anspruch nimmt, hat es mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem Familienunternehmen zu tun: 92 Prozent aller Betriebe in der Sparte Tourismus und Freizeit sind familiengeführt, der weitaus überwiegende Teil sind KMU. Über Jahrzehnte gewachsen, prägen diese Strukturen den Tiroler Tourismus – und bieten viele Vorteile, wenn es darum geht, Qualität zu gewährleisten.

REGIONAL VERANKERT

Denn Gäste suchen in Tirol oft genau jene Werte, für die Familienbetriebe stehen: „Gastfreundschaft, Tradition, Authentizität und Herzblut“, wie Anita Zehrer, Leiterin des Zentrums Familienunternehmen am MCI, ausführt. In vielerlei Hinsicht können sich Familienbetriebe also einfach auf ihre Stärken besinnen, wenn sie hohe Qualität bieten wollen.

In der Regel sind sie in der Region verankert und bemühen sich dort um eine stabile wirtschaftliche Entwicklung. Meist herrscht ein positiver Unternehmergeist: Das Hotel, die Pension oder das Restaurant soll lange erhalten bleiben und an die nächste Generation weitergegeben werden. Auch der Umgang mit Mitarbeitern und Lieferanten ist von menschlicher Verbindlichkeit, Werten und Kontinuität geprägt. Durch die Betriebsgröße – 72 Prozent aller Hotelbetriebe haben weniger als zehn

Mitarbeiter – herrschen zudem flache Hierarchien. Als Folge davon vertrauen Mitarbeiter auf die Stabilität und Verlässlichkeit eines Unternehmens, bleiben ihm länger erhalten und sind motivierter als in nicht familiengeführten Betrieben.

Kein Wunder, dass dies auch nach außen sichtbar wird: Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen und sich mit dem Unternehmen identifizieren, geben sie dies auch an die Kunden weiter.

STRATEGISCH DENKEN

Dass Betriebe klein und ihren Traditionen verbunden sind, kann sich mitunter auch als Nachteil erweisen. Innovationen bzw.

Anpassungen an sich immer schneller verändernde Ansprüche der Gäste werden hintangestellt. Konflikte können in Familienunternehmen sowohl auf persönlicher als auch auf betrieblicher Ebene zum Tragen kommen.

IST < SOLL IST = SOLL IST > SOLL Jeder Gast hegt bestimmte Erwartungen und gleicht sie mit der tatsächlich erfahrenen Leistung ab. Nur wenn seine Erwartungen übertroffen werden, ist er zufrieden.

FORSCHUNG, BERATUNG, WEITERBILDUNG Anlaufstellen für Familienunternehmen: MCI, Zentrum Familienunternehmen Universität Innsbruck, Institut für strategisches Management, Marketing und Tourismus Wirtschaftskammer Österreich KMU-Forschung Austria

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QUALITÄT IM TOURISMUS

WOW

„Das unternehmerische Handeln in Familien­ unternehmen ist stark von Werten geprägt, das spüren die Gäste.“

Familienbetriebe punkten auf der Beziehungsebene. Wer seinen Gästen besonders aufmerksam begegnet, sie über neue Angebote informiert oder um ein Feedback bittet, sorgt für jene Begeisterungsfaktoren – Wow-­ Effekte –, die Kunden dazu bewegen, wiederzukommen und einen Betrieb weiterzuempfehlen.

ANITA ZEHRER, LEITERIN ZENTRUM FAMILIENUNTERNEHMEN

Als besonders herausfordernde Phasen erweisen sich die, in denen Betriebe von einer Generation an die nächste übergeben werden. Sind die betrieblichen und finanziellen Voraussetzungen dafür gegeben, geht es darum, die Rollen neu zu verteilen. Damit der Erfolg eines (Familien-)Betriebs anhält, müssen Unternehmer über das operative Tagesgeschäft hinaus Strategien für die Zukunft entwickeln, für Neuerungen offen sein, die nachkommende Generation rechtzeitig in den Betrieb einbinden und bei ihr „die Tourismusgesinnung positiv halten“, sagt Anita Zehrer.

FEEDBACK ERNST NEHMEN

Am Beispiel Digitalisierung zeigt sich, wo Familienbetriebe mit einfachen Mitteln ansetzen können. Sie können dafür sorgen, dass ihre Angebote online buchbar sind und Anfragen per E-Mail rasch be­ antwortet werden – ebenso korrekt wie ein Geschäftsbrief und immer verbunden mit einem konkreten Angebot. Positives Feedback gerne anzunehmen und auf Beschwerden zu reagieren – unabhängig davon, ob sie persönlich an den Unternehmer heran­ge­tragen werden oder ihn über soziale Netzwerke erreichen – verbessert die Kundenzufriedenheit. Social

Media sind zudem ein Feld, in dem sich junge Mitarbeiter und/oder Familienmitglieder profilieren können.

KOOPERATIONEN NÜTZEN

92 %

ALLER TOURISMUSUNTERNEHMEN IN TIROL SIND FAMILIENGEFÜHRT. KNAPP EIN DRITTEL DAVON SOLL IN DEN KOMMENDEN 15 JAHREN ÜBERGEBEN WERDEN.

In puncto Digitalisierung, aber auch in etlichen anderen Bereichen muss trotzdem „keiner das Rad neu erfinden“, so Anita Zehrer. Gerade kleine Betriebe können nicht jede Erwartung, die ein Gast an seine Urlaubsdestination hat, erfüllen. Kooperationen einzugehen, hat sich in diesem Zusammenhang bewährt.

Diese können horizontal – mit den Mitbewerbern – oder vertikal – mit Betrieben aus anderen Branchen – geschlossen werden. Gehen Hotels mit Museen, einem Hallenbad oder einem örtlichen Bäcker eine Kooperation ein, verbinden sie sich mit Vertretern der Landwirtschaft oder Kultur und verstehen sie sich als Teil der Destination, dann können sie ihren Gästen eine größere Vielfalt anbieten.

Im Endeffekt profitiert bei solchen Modellen „jeder von jedem“, führt Anita Zehrer aus und verweist darauf, dass sich in dieser Hinsicht vieles im Tourismus verändert habe. „Das Kirchturmdenken nimmt in den letzten Jahren stark ab. Viele Betriebe wissen, dass jeder von ihnen mit Kooperationen besser fährt.“

© ANITA ZEHRER

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QUALITÄT IM TOURISMUS

ANALYSIEREN, UM ZU VERBESSERN Martina Hirn (Qualitätsmanagement), Katharina Pirktl und Sabine Achammer (Personalmanagement, v. l.)

Text: Susanne Gurschler

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as Hotel Schwarz in Mieming ist einer der großen Leitbetriebe in Tirol. Seit zwanzig Jahren baut das familiengeführte Unternehmen auf Qualitätsmanagement. Im Zentrum steht, Abläufe und Prozesse in allen Bereichen zu verbessern – zum Wohle der Gäste und der Mitarbeiter.

Was in Industrie und Gewerbe längst gang und gäbe ist – Abläufe zu evaluieren und nach objektiv nachvollziehbaren Kriterien zu bewerten –, ermöglicht auch im Dienstleistungssektor, qualitative Verbesserungen zu erzielen.

Die dafür notwendigen organisatorischen Maßnahmen laufen unter dem Begriff Qualitätsmanagement. Sie führen zu einer Optimierung der Leistungen und der Abläufe, der Qualität und des „Produkts“. Sind maschinelle, standardisierte Prozesse relativ leicht zu überprüfen und zu zertifizieren, so spielt im direkten Kundenkontakt der Faktor Mensch eine

„Die gesamte Belegschaft, von der Geschäftsführung bis zur Rezeptionistin, muss von den Maßnahmen überzeugt sein.“ KATHARINA PIRKTL, JUNIORCHEFIN HOTEL SCHWARZ

maßgebliche Rolle. Maßnahmen zur Steigerung der Leistung und der Qualität einfach überzustülpen, funktioniert in keinem Bereich. „Die gesamte Belegschaft, von der Geschäftsführung bis zur Rezeptionistin, muss von den Maßnahmen überzeugt sein. Am Anfang stand viel Überzeugungsarbeit und kontinuierliche Transparenz bei Entscheidungen“, weiß Katharina Pirktl, Juniorchefin im Hotel Schwarz und zuständig für Qualitäts- und Personalmanagement.

EIGENE STABSSTELLE

Die seit Jahrzehnten durchgeführten Gästebefragungen sind Gradmesser für die Kundenzufriedenheit und offenbaren die Verbesserungsmöglichkeiten. Gemäß dem EFQM-Modell (siehe Infobox Seite 24) werden die Prozesse und Abläufe in den einzelnen Abteilungen dokumentiert und analysiert. Vor drei Jahren beschloss die Familie Pirktl, eine eigene Stabsstelle für Qualitätsmanagement einzurichten. „Wir hatten mit Martina Hirn bereits eine Mitarbeiterin, die sich auf diesem Gebiet spezialisiert hat. Mit ihr haben wir die neue Stelle Schritt für Schritt aufgebaut“, so Pirktl. Hirn schult die neuen Mitarbeiter ein, vermittelt ihnen die Werte des Unternehmens und ist Schnittstelle in allen Fragen der Prozessoptimierung.

© HOTEL SCHWARZ, GABRIELE GRIESSENBÖCK

Qualitätsmanagement im Dienstleistungssektor muss viele Aspekte berücksichtigen – einer der wichtigsten ist der Faktor Mensch.

QUALITÄT IM TOURISMUS

Die Abteilungsleiter und Mitarbeiter sind angehalten, Ideen für Verbesserungen in ihrem Bereich einzubringen. Gleichzeitig gibt es Projektgruppen, die zu bestimmten Themen Vorschläge erarbeiten, bei komplexen Fragestellungen ziehen sie externe Experten bei. „Es gibt unter anderem Projektgruppen für Gesundheitsförderung und Umwelt beziehungsweise Nachhaltigkeit; die Projektgruppe inside befasst sich mit den Wünschen und Bedürfnissen der Mitarbeiter, die für Digitalisierung mit den Herausforderungen auf diesem Gebiet“, erläutert Pirktl.

Zentral bei jeder Form des Qualitätsmanagements sind klare Rahmenbedingungen. „Wir sind ein relativ kleiner Betrieb mit 60 Leuten, ein komplexes Qualitätsmanagement ist hier nicht zielführend“, erklärt Josef Schirgi,

W

„ Natürlich gehören die Abläufe immer wieder analysiert und hinterfragt. Wichtig ist aber: Was will ich erreichen?“ JOSEF SCHIRGI, GESCHÄFTSFÜHRER T VB SERFAUS-FISS-L ADIS

Geschäfts­führer des Tourismusverbandes Serfaus-Fiss-Ladis. Nachvollziehbare Strukturen, transparente Hierarchien und regelmäßige Mitarbeitermeetings sorgen für reibungslose Abläufe. „Jeder neue Mitarbeiter hat zum Beispiel einen Buddy, der ihn in den Anfangsmonaten begleitet und unterstützt“, so Schirgi.

Nicht alles lasse sich festlegen, die Mitarbeiter müssten sich aber mit den Aufgaben, den Zielen und den Werten des

Unternehmens identifizieren: Gerade im direkten Kontakt mit den Kunden gehe es um „soft skills“. „Natürlich gehören die Abläufe immer wieder analysiert und hinterfragt. Wichtig ist aber: Was will ich erreichen?“, sagt Schirgi und ergänzt: Die Prozesse müssten auf das Unternehmen abgestimmt sein, ansonsten laufe Qualitätsmanagement im Dienstleistungssektor Gefahr, ein „Selbstverwaltungsprozess“ zu werden.

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QUALITÄT IM TOURISMUS

MODELLE FÜR MEHR QUALITÄT I

Das EFQM-Modell

ist ein 1988 von der European Foundation for Quality Management (EFQM) entwickeltes Qualitätsmanagementsystem.

Unternehmen nutzen es als Werkzeug, um auf Basis von Selbstbewertungen Verbesserungsmöglichkeiten zu ermitteln und damit ihren Geschäftserfolg zu erhöhen.

Die Mitarbeiter sind in einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess eingebunden. Alle Abläufe werden beobachtet und evaluiert, um bessere Ergebnisse zu erzielen – es sind also drei Säulen als zentral zu betrachten: Menschen, Prozesse und Ergebnisse.

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Servqual

ist ein Kunstwort zusammengesetzt aus Service und Qualität.

Es handelt sich um ein standardisiertes Verfahren (Fragebogen), mit dem anhand der Kundenzufriedenheit die Qualität von Dienstleistungen eruiert wird. Das Verfahren beruht auf fünf Säulen: Reliability (korrekte und verlässliche Ausführung des Dienstes), Assurance (Höflichkeit, Kompetenz, Auftreten), Tangibles (äußeres Erscheinungsbild), Empathy (Einfühlungsvermögen der Mitarbeiter), Responsiveness (Kundenfreundlichkeit).

QUELLE: WIKIPEDIA

INTERVIEW

„ Es geht immer um die Erwartungshaltung des Gastes“ Der Schweizer Berater Daniel Fischer über Qualitätsmanagement im Schweizer Tourismus und warum am Thema kein Weg vorbeiführt.

Das Gespräch führte Susanne Gurschler

SAISON: Herr Fischer, wie wichtig ist Qualitätsmanagement im Schweizer Tourismus? DANIEL FISCHER: Schweiz Tourismus hat vor zehn Jahren begonnen, das Thema Qualitätsmanagement (QM) in alle Bereiche des Tourismus zu tragen – heute liegt es nicht mehr zuoberst auf der Agenda, ist in alle Bereiche vorgedrungen und läuft weiter. Wichtiger als eine Zertifizierung ist, dass das QM als Denkhaltung in den Köpfen verankert ist. Das heißt, die Chefetage muss voll dahinterstehen und es täglich leben, bei Destinationen der Aufsichtstrat, ebenso bei den Bergbahnen. QM muss Teil der Unternehmenskultur sein, die Führungsleute haben hier Vorbildfunktion in Schulung, Ausbildung und Umsetzung.

Was steht im Zentrum? Alle Prozesse im Tourismus müssen am Kunden orientiert sein! Basis sind die Gästebefragungen. Servqual (Anm. d. Red.: siehe Infobox) ist dabei ein wichtiges Instrument. Es geht immer um die Erwartungshaltung des Gastes, ist diese nicht erfüllt, zeigt sich das in der Beurteilung. Jeder Prozess im Betrieb ist also aus Sicht des Gastes zu analysieren und auszuführen.

Man muss sich also in seine Rolle einfühlen. Das ist das Wichtigste! Das kann man auf allen Ebenen leben und lernen – von der Rezeption bis zum Zimmerservice. So lassen sich auch Mitarbeiter für das Thema begeistern.

QM muss im Dienstleistungssektor jeden Tag aufs Neue vermittelt und gelebt werden. Es gibt keine automatisierten Abläufe, wenn Menschen mit Menschen zu tun haben. Das macht es manchmal anstrengend. Aber: Es gibt keine Alternative. Die Ansprüche des Gastes sind keine optionale, sondern eine Pflichtfrage.

Vielen Dank für das Gespräch.

© DANIEL FISCHER & PARTNER

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QUALITÄT IM TOURISMUS

SELBST AM IMAGE ARBEITEN

Dass Berufe im Tourismus einen nach wie vor schlechten Ruf haben, ist Fakt. Dagegen lässt sich viel unternehmen – im Großen wie im Kleinen. Das Stichwort heißt: Engagement und Kreativität.

Text: Susanne Gurschler

S

epp Haueis hat schon viel erlebt. Seit über 50 Jahren ist er Koch, gelernt hat er bei internationalen Größen unter anderem in Frankreich. Seit 30 Jahren leitet er den elterlichen Betrieb, den Postgasthof Gemse in Zams. Was seine Küche verlässt, hat Sterneniveau – auf derartige Auszeichnungen allerdings „pfeift“ er, weil er diesen Druck in seiner Küche nicht haben will. Viele Lehrlinge standen an seinem Herd, wenige zeigten neben Leidenschaft die nötige Ausdauer und eigentlich wollte er keinen mehr nehmen. Doch dann kam ein junger Mann, Absolvent der Handelsakademie, Militärdienst bereits absolviert, und bat, bei ihm eine Kochlehre beginnen zu dürfen – ein „Glücksfall“, sagt Haueis.

Derartige Glücksfälle sind selten. Der Tourismus leidet an Fachkräftemangel, in einigen Bereichen sind kaum noch Lehrlinge zu finden, wirklich motivierte noch weniger. Das hat viele Gründe, einer der folgenreichsten: Tourismusberufe haben ein negatives Image. Die Touristiker steuern seit Jahren dagegen: Die beruflichen Möglichkeiten sind groß, die Branche krisensicher und auf Expansionskurs.

© AXEL SPRINGER

WO ALLES HERKOMMT

Sepp Haueis hat es nicht bereut, den jungen Mann zu nehmen. Rund zehn Menschen beschäftigt der Gastronom, alle Stammpersonal. Würde einer ausfallen, hätte er ein Problem, sagt der Gastronom. Er will zurück zu den Wurzeln: Weniger ist mehr, lautet die Devise. Die Speisekarte ist überschaubar, dafür ist alles frisch gekocht und wird im Haus produziert. „Hausgemacht ist ja alles, aber selbstgemacht ist mit

Sepp Haueis und seine Familie führen mit dem Postgasthof Gemse ein traditionsreiches Tiroler Wirtshaus.

„Unsere Devise lautet: Weniger ist mehr.“ SEPP HAUEIS, KOCH UND GASTRONOM

den eigenen Händen hergestellt“, betont der Koch.

Das erhöht die Freude bei den Mitarbeitern. Sie sind an einem kreativen, abwechslungsreichen Prozess beteiligt und identifizieren sich mit dem, was auf den Tisch kommt. Für Haueis ist es selbstverständlich, dass sein Lehrling sich mit den Rohstoffen und Zutaten intensiv auseinandersetzt.

Er unterstützt die Initiative „Kooperation Tourismus und Landwirtschaft“ der Fachberufsschule für Tourismus in Landeck und der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt (LLA) in Imst. Ziel ist es, das Bewusstsein der Berufsschüler in Bezug auf regionale Lebensmittel und deren Verwendung zu schärfen. Bei Besuchen in der LLA lernen die Auszubildenden, wie Joghurt und Käse produziert werden. „Sie kommen in Kontakt mit den Herstellern, können sich mit diesen austauschen, gemeinsam neue Ideen entwickeln und

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QUALITÄT IM TOURISMUS

OFFENE LEHRSTELLEN 2013-2017

Beherbergung und Gastronomie im Verhältnis zu gesamt

860 648 614 679 677 371 329 379 357 396 2013

2014

2015

2016

Gesamt Gastro/Beherbergung

2017

LEHRSTELLENSUCHENDE 2013-2017 Beherbergung und Gastro im Verhältnis zu gesamt

364 363 367

325 302 Gesamt

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40

35

32

28

2013

2014

2015

2016

2017

Gastro/Beherbergung

QUELLE: AMS TIROL

das Wissen weitergeben – ob in der Küche oder im Service“, freut sich Haueis, der seinen Lehrling auch zum Metzger und zum Bäcker schickt, damit er einen authentischen Einblick in das Handwerk und die Güte der jeweiligen Produkte bekommt.

Die Vollautomatisierung, 24 Stunden ohne Personal, die längst auch in der Hotellerie Einzug hält, ist ihm ein Gräuel. „Das kann doch nicht die Zukunft sein“, sagt Haueis kopfschüttelnd. Die Bedingungen für Klein- und Mittelbetriebe müssen radikal geändert werden, so der Gastronom: „Allein die Strafen, die bei der Allergenverordnung vorgesehen sind, können ein Gasthaus ruinieren. Gerade die Klein- und Mittelbetriebe aber vermitteln die Einzigartigkeit und die Unverwechselbarkeit Tirols.“

IN DIE ZUKUNFT INVESTIEREN

„In einer immer stärker digitalisierten Gesellschaft wird die Strategie ‚High Tech ohne High Touch‘ nicht zukunftsfähig sein, denn dann fehlt das Wesentliche für glückliche Ferien- und Freizeit“, unterstreicht auch Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung (siehe Interview rechts).

Investieren in gute Mitarbeiter heißt: investieren in die Zukunft der Betriebe. Davon ist Mario Gerber, Geschäftsführer der Gerber Hotels und Obmann der Fachgruppe Hotellerie überzeugt. Die Hotelkette beschäftigt rund 180 Mitarbeiter.

Kürzlich hat das Unternehmen ein Mitarbeiterhaus für rund 100 Personen eröffnet, das alles Stückeln spielt – von großzügigen Räumen über Glasfasernetz, damit die Mitarbeiter via Skype oder Videotelefonie mit ihrer Familie kommunizieren können, bis hin zu fremdsprachigen Fernsehprogrammen für die ausländischen Mitarbeiter. Zudem bietet die Kette in einer eigens gegründeten Akademie Mitarbeitern Fortbildungsmöglichkeiten und Freizeitbeschäftigungen. Neue Kräfte werden hier eingeschult.

WIE ES BESSERGEHT

„ Es ist längst einfacher, gute Gäste als gute Mitarbeiter zu bekommen.“ MARIO GERBER, GERBER HOTELS

„Gute und motivierte Mitarbeiter sind eine extrem wichtige Säule. Es ist längst einfacher, gute Gäste als gute Mitarbeiter zu bekommen“, betont Gerber: „Wir sehen es als unsere Pflicht, die Beschäftigten optimal zu betreuen, und haben hier eigene Strukturen geschaffen.“ Eine Ressourcenabteilung mit zwei Mitarbeitern steht den Beschäftigten das ganze Jahr über zur Seite; sie ist Anlaufstelle bei persönlichen Problemen oder innerbetrieblichen Schwierigkeiten, bei Behördengängen und anderen Fragen. Eine derart kostenintensive Einrichtung will allerdings wohlüberlegt sein, schließlich müssen Betriebe im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten agieren.

Mit Kreativität und Engagement lasse sich viel erreichen, ist Gerber überzeugt: „Der Arbeitgeber hat es in der Hand, ein positives wertschätzendes Umfeld zu schaffen.“ Zudem müssten auf politischer Seite die Rahmenbedingungen geändert werden. „Starke Bürokratisierung, hohe Auflagen, strenge Arbeitszeitgesetze lähmen die Branche“, betont der Hotelier.

Der Fachkräftemangel ist seit Jahren ein brennendes Thema. Umso wichtiger sind die kleinen und großen Initiativen, die die Tiroler Touristiker setzen und dem Berufsfeld damit wieder ein positives Image geben.

© GERBER HOTELS (2)

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QUALITÄT IM TOURISMUS

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INTERVIEW Den Mitarbeitern der Gerber Hotels steht ein eigenes Mitarbeiterhaus zur Verfügung, das bestens ausge­ stattet ist.

„Positive Aspekte ausgeblendet“ Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung, über das Image der Tourismusberufe, fehlende Wertschätzung einer gefragten Dienstleistung und Möglichkeiten durch Eigeninitiative.

Das Gespräch führte Susanne Gurschler

OFFENE LEHRSTELLEN Am stärksten betroffene Branchen 2017

95 Herstellung von Waren

132 Bau

135 Handel, KFZ

396 Beherbergung, Gastronomie QUELLE: AMS TIROL

Trotzdem wird das Arbeiten im Tourismus sehr kritisch gesehen.

Fakt ist, dass die sogenannten schwarzen Schafe, welche es unter den Betrieben unbestritten gibt, das öffentliche Bild viel zu oft dominieren.

Und wenn Auszubildende und Berufseinsteiger in solchen Betrieben gleich zu Beginn ihrer Laufbahn schlechte Erfahrun-

gen machen, ist dies natürlich weder für die persönliche Motivation, sich in diesem Metier zu engagieren, noch für das allgemeine Image dieses Berufs förderlich. Es liegt in der Natur der Sache, dass gerade in unserer Branche Vollbetrieb herrscht, während andere ihre Ferien- und Freizeiten genießen, und ich plädiere dafür, dass unsere Gesellschaft, die

„Es gilt bereits im Elternhaus anzusetzen.“ JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER TIROL WERBUNG

solche Dienstleistungen ja gerne in Anspruch nimmt, dieser auch wieder mehr Wertschätzung entgegenbringt.

Wo lässt sich ansetzen, um das Bild zu korrigieren, bzw. warum muss hier verstärkt Aufklärungsarbeit geleistet werden? Auch hier zeigen die Leitbetriebe, dass sie – anstatt auf übergeordnete Maßnahmen zu warten – mit Eigeninitiative

erfolgreich sind. Dies fängt natürlich damit an, dass die betriebsinternen Grundvoraussetzungen – also geregelte Arbeits- und Freizeiten, gebührende Entlohnung, guter Teamgeist sowie motivierende Mitarbeiterführung – gegeben sind, und führt bis zum kreativen und wirksamen Employer Branding. Es gibt aber noch ein Thema, das nicht nur im Tourismus eine Herausforderung ist, sondern ein allgemeines Problem am Arbeitsmarkt … … und das wäre? Je wohlständiger eine Gesellschaft ist, umso schwieriger wird es, gute Dienstleister und Handwerker zu finden. Hier gilt es bereits im Elternhaus anzusetzen, denn man tut seinen Kindern nichts Gutes, sie allzu behütet und wohlmeinend vor jeglicher Anstrengung und jedem Arbeitseinsatz fernzuhalten.

Die Einstellung, dass Arbeit ein wichtiger Teil des Lebens ist, kann auch trainiert und erlernt werden, deshalb finde ich es richtig und wichtig, junge Leute durch verschiedene Praktika Schritt für Schritt in die Arbeitswelt einzuführen und sie dafür zu motivieren. Die Work-Life-Balance in Ehren, aber heutzutage sehen wir uns vielerorts nicht nur mit einem Fachkräftemangel konfrontiert, sondern schon auch mit einem Mangel an Leuten, die generell arbeitswillig sind.

Vielen Dank für das Gespräch.

© TIROL WERBUNG

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AISON: Herr Margreiter, warum haben viele Tourismusberufe ein derart hartnäckig negatives Image?

JOSEF MARGREITER: Die Diskussion dreht sich meist um Themen wie Bezahlung und Arbeitszeit. Positive Aspekte wie Karrieremöglichkeiten oder Incentives werden viel zu oft ausgeblendet. Gerade in unserem Tourismus gibt es unzählige Betriebe, die ihren Mitarbeitern neben verlässlichen Arbeits- und Freizeiten sowie guter Entlohnung eine Reihe an Annehmlichkeiten bieten – angefangen von freier Kost und Logis in den betriebseigenen Personalresidenzen über attraktive Weiterbildungs- und Freizeitangebote bis hin zu außergewöhnlichen Incentives. Zudem bietet eine Tätigkeit im Tourismus ja auch Vorteile, die in anderen Branchen bei weitem nicht so ausgeprägt sind, beispielsweise die Möglichkeit, mit unterschiedlichsten Menschen aus verschiedensten Ländern und Kulturen in Kontakt zu treten und diese kennenzulernen.

QUALITÄT IM TOURISMUS

Und die anderen?

Nicht nur in Tirol stellt man sich die Frage nach Qualität im Tourismus, auch die Tourismusgesellschaften der Nachbarregionen arbeiten an Qualitätskonzepten. Ein Blick auf das Allgäu, das Salzburger Land und auf Südtirol.

Text: Julia Tapfer

2.

1.

3.

© ALLGÄU GMBH, SALZBURGERLAND TOURISMUS, IDM SÜDTIROL/ALEX FILZ

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QUALITÄT IM TOURISMUS

1.

QUALITÄTSMARKE ALLGÄU

Die Wandertrilogie führt als Weitwanderwegenetz auf 876 Kilometern durch das Allgäu.

Q

ualität im Tourismus bedeutet für den Geschäftsführer der Allgäu GmbH Bernhard Joachim vor allem eins: ein Leistungsversprechen. Dieses sollte für den Gast möglichst transparent und nachvollziehbar sein, weshalb die Tourismusdestination auf Kriterienkataloge und Qualitätsstandards setzt. Seit Jahren wird intensiv daran gearbeitet, die Dachmarke Allgäu zu stärken. „Jedes Produkt, das das Logo Allgäu trägt, ist ein jeweiliges Qualitätsversprechen“, erklärt Joachim. Um diese Güte zu gewährleisten, hat die Allgäu GmbH umfangreiche Kriterienkataloge erarbeitet.

„Wir wollen im Tourismus nicht unbedingt größer, sondern qualitativ besser werden.“

© ALLGÄU GMBH (2)

ALLGÄU-QUALITÄTSKRITERIEN

Betriebe, die über die Marke Allgäu beworben werden wollen, müssen verschiedene Nachweise erbringen. In der Hotellerie gehört dazu zum Beispiel nicht nur eine Sterneklassifizierung, sondern es wird auch Wert auf Gästefeedback gelegt. Ein Trust You Score von mindestens vier Punkten ist Voraussetzung für eine Partnerschaft. Spezielle Auflagen in den Bereichen Nachhaltigkeit oder Energieeffizienz gilt es zudem zu berücksichtigen, ebenso werden Nachweise über Mitarbeiterbefragungen und angebotene Fortbildungen verlangt. „Wir wollen im Tourismus nicht unbedingt größer, sondern qualitativ besser werden“,

fasst Bernhard Joachim die Beweggründe hinter dem Fokus auf die Qualitätskriterien zusammen.

QUALITÄT IM WINTERTOURISMUS

NACHGEFRAGT

Wie beurteilen Sie das Spannungsfeld Massentourismus und Qualitäts­tourismus?

BERNHARD JOACHIM: „Im Umfeld der Königsschlösser finden wir Massentourismus. Da ist es wichtig, dass es keine Wartezeiten gibt. Ich glaube aber auch, dass Besucherlenkung ein guter Ansatzpunkt ist und man den Zutritt beschränken muss.“

Im Rahmen der Destinationsstrategie 2020 konzentrierte sich die Region in den vergangenen Jahren auf die fünf Kerngeschäftsfelder Wandern, Rad, Gesundheit, Winter und Städte/Kultur. Für drei dieser Themen wurden bereits Leitprodukte entwickelt: Wandertrilogie, Radrunde und Alpenwellness Allgäu haben schon ausgefeilte Kriterienkataloge.

Nun wird der Bereich Winter in den Blick genommen. Bereits jetzt verfügen Betriebe wie etwa die Bergbahnen über eine gute Qualität, nun gehe es vor allem darum, sie mit Qualitätskriterien auszustatten. „Das können zum Beispiel Barrierefreiheit, Energieeffizienz, aber auch Mitarbeiterführung sein“, erklärt der Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft die weiteren Schwerpunkte.

STRATEGIE FÜR DIE ZUKUNFT

Derzeit ist man im Allgäu bereits an der Konzeption der Strategie 2030, wobei vor allem auf dem aufgebaut werden soll, was bisher erreicht wurde. „Wir werden unsere Strategie nicht völlig über den Haufen werfen, denn die Stimmung in der Region ist gut“, so die Einschätzung Joachims. In Zukunft wolle man aber Themen wie Digitalisierung und Mobilität noch stärker in den Fokus rücken. Auch auf die Wertschätzung des Tourismus in der Region möchte die Allgäu GmbH einen Schwerpunkt legen.

„In Österreich ist die Wertschätzung für Tourismusberufe deutlich höher als im Allgäu oder generell in Deutschland. Wir brauchen sie aber, denn damit hängt auch zusammen, wie es gelingt, genügend Arbeitskräfte zu finden“, resümiert Joachim.

29

QUALITÄT IM TOURISMUS

2.

EMOTION IM SALZBURGER LAND Das Salzburger Land ist stolz auf die hohe Qualität seiner Skischulen.

B NACHGEFRAGT

Wie kann eine Tourismusgesellschaft für qualitätsvollen Tourismus im Land sorgen?

LEO BAUERNBERGER: „Unsere Aufgabe ist es nicht, in die Betriebe zu gehen und Qualität vor Ort zu kontrollieren.

Bei uns geht es darum, Leuchtturmprojekte zu entwickeln. Funktionieren solche Projekte, wirkt das auch motivierend auf unsere Betriebe.“

„Es geht um die Summe der kleinen Erlebnisse.“

ei der Frage nach Qualität im Tourismus gehe es im Wesentlichen um die Übereinstimmung von Leistungen und Ansprüchen, so Leo Bauernberger, Geschäftsführer von SalzburgerLand Tourismus. Mit sogenannten „Basisqualitäten“ sei es aber schon lange nicht mehr getan.

Gepflegte Wanderwege etwa seien Basisleistungen, die als Standard vorausgesetzt werden.

Wirkliche Begeisterung erlebe der Gast, wenn er auf emotionale Qualität treffe. „Ich glaube, dass das Salzburger Land in der Gastgeberrolle sehr gut ist. Der direkte Kontakt mit den Gästen ist ausschlaggebend“, erklärt Bauernberger. „Es geht um die Summe der kleinen Erlebnisse. Diese Erlebnisse machen Gäste zu Wiederholungstätern.“

LANDWIRTSCHAFT MITEINBEZIEHEN

Im Salzburger Land setzt man seit Jahrzehnten darauf, Landwirtschaftsbetriebe stärker in touristische Produktionsprozesse zu integrieren. Konkret lässt sich dieses Vorhaben etwa an den Almerhaltungsprogrammen erkennen.

Der Salzburger Almsommer lässt beide Seiten profitieren: Der Landwirtschaft wird ein zusätzliches Einkommen geboten und die Nachfrage an Produkten steigt vor Ort. Im Gegenzug sind die Almen für Gäste zugänglich. „Ein Drittel unseres Bundeslandes ist Almgebiet. 80 Prozent unseres Wandertourismus spielt sich in diesen Gebieten ab. Wenn wir keine Bauern mehr hätten, die die Almen auch in Zukunft bestoßen, können wir unseren Almtourismus vergessen“, bringt es Leo Bauernberger auf den Punkt.

Die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus ist für ihn ein Vorzeigeprojekt für Nachhaltigkeit und Qualität.

FINGERSPITZENGEFÜHL

Der Anteil von Gästen aus nicht deutschsprachigen Ländern wächst im Salzburger Land stetig. Mittlerweile sind beinahe 40 Prozent der Salzburg-Urlauber internationale Gäste. Leo Bauernberger ist überzeugt, dass es für das Salzburger Land auch in Zukunft wichtig sein wird, neue Zielgruppen in den Blick zu nehmen. Indien oder Korea sieht der Geschäftsführer der Salzburger Tourismus­ gesellschaft als Länder mit großem Potenzial.

„Es geht darum, sich an neue Gästegruppen heranzutasten und sie zu entdecken.“ Der Umgang mit internationalen Gästen und verschiedenen Kulturkreisen erfordere aber viel Fingerspitzengefühl.

Die Tourismuswirtschaft sei massiv gefordert, sich auf die Gäste einzustellen, um Qualität anzubieten.

NACHHOLBEDARF

„Eine Riesenherausforderung ist immer das Thema Verkehr und Mobilität“, räumt Leo Bauernberger ein und attestiert dem Salzburger Land in diesem Bereich großen Nachholbedarf. Es brauche mutige Konzepte, damit ein grundsätzlich qualitätsvoller Urlaub nicht aufgrund der Verkehrssituation – v. a. rund um die Stadt Salzburg – ins Gegenteil umschlage. Bauernberger sieht in der E-Mobility große Chancen, um das Thema Verkehr anzugehen. Es sei wichtig, Anreize für die Gäste zu schaffen, das eigene Auto stehen zu lassen.

© SALZBURGERLAND TOURISMUS (2)

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QUALITÄT IM TOURISMUS

3.

LEBENSRAUM SÜDTIROL Im Sommer besonders beliebt: die 650 Kilometer Radwege in Kombination mit der Eisenbahn.

Q

ualität ist immer eine Haltungsfrage“, ist Thomas Aichner, Vizedirektor von IDM (Innovation Development Marketing), überzeugt. Um qualitativ hochwertige Produkte anzubieten, müsse jeder Tourismustreibende Qualität als Kultur und nicht als Kostenfaktor begreifen.

Südtirols Marketinggesellschaft setzt stark auf den Bereich der Weiterbildung und auf Sensibilisierung in allen Branchen.

„ Mit einer Großstadt können wir nicht punkten, aber mit Lebensqualität.“ Urlaubsthemen in den Fokus rückt. „Das Warum ist das neue Wohin“, fasst Aichner zusammen.

QUALITÄT IM MASSENTOURISMUS

ORGANISATORISCHE UMSTRUKTURIERUNG

Fast 30 Jahre lang war die Organisation des Tourismus in Südtirol auf drei Ebenen aufgeteilt: Zwischen den 78 örtlichen Tourismusvereinen und der Südtiroler Marketing Gesellschaft bzw. IDM standen zehn regionale Tourismusverbände.

Um in direkten Austausch mit den Tourismustreibenden zu kommen, wurde die mittlere Ebene dieser Pyramide mit Jänner 2018 gestrichen. Sechs Außenbüros der IDM stehen nun direkt in Kontakt mit den örtlichen Tourismusvereinen, um die Erfahrung von unten und das Know-how von oben zu vereinen und damit die Qualität zu steigern.

© IDM SÜDTIROL/ALESSANDRO TROVATI, IDM SÜDTIROL

WARUM STATT WOHIN

Marktforschung sei für die Tourismusentwicklung ein wesentlicher Mosaikstein. In einer eigens auf den deutschen Markt ausgelegten Studie konnte die Zielgruppe der NANOs herausgearbeitet werden. Diese setzen auf Nachhaltigkeit, Aktivität, Natur und Originalität. „Je mehr wir über die wissen, mit denen wir sprechen wollen, desto besser können wir uns auf sie ausrichten. Das wird von den Menschen als Qualität wahrgenommen,“ so der IDM-Vizedirektor.

In Südtirol arbeitet man mittlerweile stark mit dem Konzept von Reisethemen und Erlebnisgebieten, das nicht mehr geographische Gebiete, sondern

NACHGEFRAGT

In welchem Bereich ist Südtirol anderen Regionen voraus?

THOMAS AICHNER: „Wir setzen auf frische Lebensmittel, die wir selbst verarbeiten. Aus der Marktforschung wissen wir, dass Südtirol ein eigenes gastronomisches Image zugeschrieben wird, fast schon vergleichbar mit jenem der Toskana.“

Mit 500.000 Einwohnern und 31 Millionen Übernachtungen im Jahr müsse man in bestimmten Orten ganz nüchtern von Massentourismus sprechen, räumt der Leiter des Tourismusmarketings in Südtirol ein. Es komme aber darauf an, wie man diesen umsetze. Als Beispiel nennt Aichner den Kronplatz, der mit über 20.000 Besuchern pro Tag dennoch als Qualitätsskigebiet wahrgenommen wird.

„Da ist vom Parkplatz über den Ticketkauf bis zum Skiverleih alles so perfekt organisiert, dass es der einzelne nicht als Massentourismus wahrnimmt“, erklärt Aichner. Je größer das touristische Aufkommen, desto wichtiger werden Logistik und Organisation, um Qualität bieten zu können.

HIN ZUM LEBENSRAUM

Das erklärte Ziel der IDM ist es, Südtirol zum begehrtesten Lebensraum Europas zu machen. Es geht also nicht darum, sich als touristische Destination weiterzuentwickeln, sondern das Land als Lebensraum für alle qualitätsvoll zu gestalten – egal ob sie Südtirol für fünf Tage besuchen oder fünfzig Jahre hier leben. „Wir entwickeln jedes Produkt ganz gezielt für die Einheimischen, um es danach auch dem Gast zur Verfügung zu stellen. Das unterscheidet uns klar von anderen Regionen“, führt Thomas Aichner aus und meint weiter: „Mit der Großstadt können wir nicht punkten, aber mit Lebensqualität.“

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MAGAZIN TIROL IN ASIEN Eine Tiroler Delegation unter der Leitung der Tirol Werbung und mit Vertretern von Innsbruck Tourismus, Ötztal Tourismus und Eurotours, nutzte die Olympischen Spiele im südkoreanischen Peyongchang auch für eine Marktreise nach China. Auf dem Programm standen unter anderem ein Termin bei Caissa, einem einflussreichen Reiseveranstalter, und beim Onlinereisebüro C-Trip sowie eine Konferenz im Lake Songhua Ski Resort, organisiert von Advantage Austria. Highlight war die Abendveranstaltung am 10. Feber im Austria Haus bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang gemeinsam mit Österreich Werbung, Salzburg und Kärnten. Rund 150 Vertreter aus Wirtschaft, Tourismus, Politik und Sport sowie Journalisten waren zu Gast.

IN SZENE GESETZT

Die umfassenden Maßnahmen von Cine Tirol, Tirol als Filmland zu bewerben, waren auch 2017 erfolgreich.

An insgesamt 659 Drehtagen wurden 2017 in Tirol zahlreiche Spiel-, Dokumentar- und Werbefilme sowie Serien, wie die bereits 17. Staffel von „SOKO Kitzbühel“ oder die 11. Staffel von „Der Bergdoktor“, realisiert. Mit „Tiger Zinda Hai“ konnte im vergangenen Jahr die bislang größte Bollywood-Filmproduktion Tirols in Innsbruck, Praxmar und Kühtai abgedreht werden. 38 Werbefilme und 23 Fotoshootings für Marken wie

8,7

MIO. EURO wurden 2017 in den Tiroler Regionen durch Film­produktionen erwirtschaftet.

Audi, Mercedes, BMW, SEAT, Huawei, Samsung, Löffler, Peak Performance, Intersport, Red Bull, GE, MED-EL und Swarovski fanden statt – und auch als Drehort für Musikvideos wird die heimische Kulisse immer beliebter. Seit 1998 bewirbt Cine Tirol das Filmland Tirol und ist dafür unter anderem auf Branchentreffs in Berlin, Cannes, Shanghai, München, Astana, Mumbai und London sowie im Inland unterwegs.

>700

MIO. YOUTUBE-KLICKS bekam bisher das am Hinter­ tuxer Gletscher gedrehte Video zu „Perfect“ von Ed Sheeran.

MAGA ZIN

FLUGHAFEN IM AUFWIND

Der Flughafen Innsbruck hat ein teils turbulentes, aber positives Jahr hinter sich.

Am Ende wurde mit 1,1 Millionen Passagieren das beste Ergebnis seit Bestehen erzielt.

Im Austria Haus in Pyeongchang: Christian Kresse (Kärnten Werbung), Ex-UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, Lettlands Präsident Raimonds Vējonis, Ex-Bundespräsident Heinz Fischer, Ski-Olympiasieger Benni Raich, Petra Stolba (Österreich Werbung), Ski-Olympiasieger Franz Klammer und Florian Phleps (Tirol Werbung, v. l.)

Während die ersten beiden Quartale des Jahres 2017 mit Zuwächsen in den Verkehrszahlen für den Flughafen Innsbruck erfreulich verliefen, hatten die Umstrukturierungen im Airberlin/ Niki-Konzern negative Auswirkungen. Der Wegfall der drei wöchentlichen Rotationen nach Mallorca hatte einen Passagierrückgang im dritten Quartal zufolge.

Die BollywoodProduktion „Tiger Zinda Hai“ wurde unter anderem in Innsbruck und Kühtai realisiert.

© ERICH SPIESS, YASH RAJ FILMS (3), AXEL SPRINGER

Ab Herbst 2017 konnten dafür die Linienflüge nach Amsterdam und London erstmals ganzjährig angeboten werden. Am Ende des Jahres wurde – auch wegen des starken Starts ins Jahr 2017 – positiv bilanziert und mit 1,1 Millionen das beste Passagierergebnis seit Bestehen des Flughafens Innsbruck gefeiert.

1,1

+ 8,5 % mehr Fluggäste als 2016

Mio.

Passagiere 2017

50 % der Passagiere gingen im 1. Quartal 2017 an Bord

BUCHTIPP

ABSEITS DER STREIF Der neue Reiseführer „Kitzbühel. Die Stadt und ihre Umgebung“ konzentriert sich vorwiegend auf die Geschichte und Kultur der Gamsstadt.

International ist Kitzbühel vor allem für das legendäre Hahnenkammrennen und die Partys und Feste, die rund um das Sportereignis stattfinden, bekannt. Der Reiseführer „Kitzbühel. Die Stadt und ihre Umgebung“ klammert diese Tatsache nicht aus, rückt aber die Geschichte der früheren Bergbaustadt in den Mittelpunkt. Der Bogen wird dabei von den über 3.000 Jahre zurückliegenden Anfängen über die Bauwerke und Kunstgegenstände aus dem Mittelalter bis zu den zahlreichen Zeugnissen der Moderne gespannt.

Wido Sieberer: „Kitzbühel. Die Stadt und ihre Umgebung“, 96 Seiten, Tyrolia-Verlag

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MAGA ZIN

WOHLGESONNENE GASTGEBER? Diesen Sommer will das MCI Tourismus dem Verhältnis zwischen Tirolern und Tourismus auf den Zahn fühlen. Dabei geht es weder um die wirtschaftliche Bedeutung noch um Wachstumszahlen, sondern um die persönliche Einstellung der Einheimischen zur Branche.

Text: Daniel Feichtner

D

aran, dass der Tourismus und die damit verknüpften Branchen treibende Kräfte der Tiroler Wirtschaft sind, gibt es keine Zweifel. „Auch den Einheimischen ist das weitgehend bewusst“, ist Theresa Leitner überzeugt. Dennoch herrscht im Tourismusland Tirol Ungewissheit, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin am MCI Tourismus: „Über die Gesinnung der Tiroler gegenüber der Branche wissen wir nur sehr wenig.“ Anders als beim Bewusstsein, das nur die faktische Wahrnehmung beschreibt, geht es bei der Gesinnung um die persönliche Einstellung zum Tourismus. Und darüber liegen kaum Daten vor.

ZWEI JAHRZEHNTE

Die letzte aussagekräftige Studie dazu ist inzwischen mehr als zwei Jahrzehnte alt. 1997 wurden tirolweit rund 1.200 Personen zu der Thematik befragt. Dabei schnitt der Tourismus sehr gut ab. Doch darüber, wie es heute darum steht, lässt sich besten-

falls mutmaßen. Denn nicht nur der Tourismus hat sich in zwanzig Jahren tiefgreifend verändert. Es ist mittlerweile auch eine völlig neue Generation, die ihm gegenübersteht und ihn beurteilt.

VERGLEICHBARKEIT

Deswegen bereitet das MCI Tourismus mit Mitteln des Forschungszentrums Tourismus aktuell eine neue Untersuchung vor. „Wir erarbeiten derzeit einen Fragenkatalog, der auf der Studie vor zwanzig Jahren aufbaut“, berichtet Leitner. „Dadurch nutzen wir nicht nur den bereits vorhandenen Grundstock, sondern gewährleisten auch, dass die Daten von damals mit denen der neuen Erhebung vergleichbar sein werden.“

Gleich wie bei der ursprünglichen Befragung werden Teilnehmer nicht nur ausgewählt, um einen repräsentativen Schnitt der Tiroler Bevölkerung abzubilden. Auch ihre Nähe zum Tourismus wird berücksichtigt werden. Denn in vorangegange-

Tirol und der Tourismus 1997 Vor zwanzig Jahren wurden bei einer Telefonumfrage 1.207 Tiroler zu ihrer Tourismusgesinnung befragt.

Damals glaubten …

98,1 %

77 %

36,6 %

44 %

… dass der Tourismus eine sehr große (65 %) bis große (33,1 %) Rolle für die Wirtschaft spielt.

… dass der Tourismus Entsiedelung verhindert.

… dass so viele Gäste wie möglich kommen sollen.

… dass hauptsächlich zahlungskräftige Gäste kommen sollen.

© AXEL SPRINGER

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MAGA ZIN

„ Die Tourismus-Gesinnung wird entscheidend dabei sein, ob es gelingt, den aktuellen Fachkräftemangel zu überwinden.“ THERESA LEITNER, WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITERIN MCI TOURISMUS

nen Studien hat sich gezeigt, dass Menschen dem Tourismus gegenüber positiver eingestellt sind, je direkter ihr persönlicher Wohlstand vom Tourismus abhängt – ein wichtiger Aspekt, der das Gesamtbild beeinflussen wird.

SCHLÜSSELFAKTOR

Die neue Studie gewinnt gerade im Hinblick auf die Umsetzung der aktuellen Tourismusstrategie „Tiroler Weg 2021“ zusätzlich an Bedeutung. Sie setzt sich mit dem Thema Tourismus im Lebensraum Tirol auseinander und soll in einer ganzheitlichen Herangehensweise eine Tourismusentwicklung steuern, die die Einstellung und Bedürfnisse der Bevölkerung berücksichtigt. Denn die Implikationen des Verhältnisses der Tiroler zum Tourismus sind weitreichend: „Die Tourismus-Gesinnung hat Einfluss auf verschiedenste Bereiche“, sagt Leitner. „Sie wird entscheidend dabei sein, ob es gelingt, den aktuellen Fachkräftemangel zu überwinden.“

WER DEM TOURISMUS GEGENÜBER POSITIV EINGESTELLT IST, BEGEGNET AUCH GÄSTEN WOHLWOLLEND. DAS STEIGERT DIE URLAUBSQUALITÄT.

Und auch wenn es um zukünftige Großveranstaltungen und -ereignisse geht, ist die Gunst der Bevölkerung wesentlich: „Man nehme nur die Olympia-Befragung im vergangenen Oktober. Auch wenn die Gesinnung dort sicherlich nicht der einzige Faktor gewesen ist, hat sie wohl zum negativen Ergebnis beigetragen.“

GASTFREUNDSCHAFT

Mindestens genauso wichtig ist auch die Rolle der Einheimischen als Gastgeber. Gerade dort, wo sie sich Infrastruktur und Freizeitangebote mit Gästen teilen, bleiben Interaktionen nicht aus. So sind alle Tiroler schlussendlich Botschafter des Tourismus, egal wie nah oder fern ihnen die Branche persönlich ist. Wer dem Tourismus gegenüber positiv eingestellt ist, begegnet auch Gästen wohlwollend. Das steigert die Urlaubsqualität. Negative Interaktionen können dagegen schnell zu einer Qualitätsminderung beitragen. Damit sind nicht nur strategische und politische Entscheidungen davon abhängig, wie die Tiroler dem Tourismus gesonnen sind. Auch die Qualität, die Gästen in Zukunft geboten werden kann, hängt davon ab.

AUSBAUPOTENZIAL

Die neue Befragung wird voraussichtlich im Juni anlaufen. Geplant sind in etwa gleich viele Teilnehmer wie 1997. Und auch die Auswertung soll noch dieses Jahr erfolgen. Wünschenswert wäre allerdings noch ein ergänzendes Projekt, zusätzlich zu der tirolweiten Studie, meint Leitner: „Für die Arbeitsmarkt-Situation ist entscheidend, wie die aktuell in Ausbildung befindliche Generation die Branche sieht. Da würde es sich anbieten, mit einer zusätzlichen Umfrage mit einem Fokus auf Schülerinnen und Schüler nachzuhaken.“

6,8 %

74 %

56,2 %

33,9 %

47 %

… dass weniger Gäste kommen sollen.

… dass es ohne den Tourismus viele praktische Einrichtungen nicht gäbe.

… dass der Verkehr des Tourismus die Lebensqualität beeinträchtigt.

… dass der Tourismus die Natur schädigt.

… dass der Tourismus die Natur nicht schädigt.

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PROFILE Werner neuer Vize der ÖHV ABSCHIED VON HUGO WESTREICHER 2

3

Alt-Bürgermeister und Nationalrat a. D. Hugo Westreicher ist am 4. Feber 2018 im 85.

Lebensjahr verstorben.

Westreicher war von 1968 bis 1986 Gemeinderat und von 1973 bis 1980 Bürgermeister von Serfaus. Von 1964 bis 1970 war er zudem Obmann des TVB Serfaus und von 1970 bis 1986 Nationalratsabgeordneter. Hugo Westreicher war Ehrenbürger der Gemeinde Serfaus, Träger des großen silbernen Ehrenzeichens der Republik Österreich sowie des Ehrenzeichens des Landes Tirols.

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HÖRL NACH WIEN, GERBER KANDIDIERT FÜR LANDTAG Franz Hörl (2), Landesobmann des Tiroler Wirtschaftsbundes und Seilbahnsprecher, ist mit Jänner in den Nationalrat eingezogen. Seine Funktion als Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Tiroler WK übernimmt Josef Hackl (3).

Hackl war bislang Obmann der Fachgruppe Gastronomie, seine Nachfolge tritt sein Stellvertreter Alois Rainer (4) an. Mario Gerber (1), Obmann der Fach­gruppe Hotel­lerie, kandidiert für die ÖVP für den Tiroler Landtag.

VORSTAND BLEIBT, DIREKTORIN GEHT Der Vorstand des TVB Kitzbühel rund um Präsidentin Signe Reisch (2) und Vorstand Josef Dagn (1) wurde wiedergewählt – im Bild mit AR-Vorsitzendem Josef Burger (3), AR-Vorsitzender-Stv. Katrin Schlechter (4) und Präsidentin-Stv. Manfred Hofer (5.) Die bisherige Direktorin Brigitte Schlögl hat mit November ihre Funktion niedergelegt, diese wird derzeit von Viktoria Veider und Burgi Leithner interimistisch ausgefüllt.

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ROLLENWECHSEL KURT HASENBACHER (1), BISHER GESCHÄFTSFÜHRER DES TVB WIPPTAL, IST NUN OBMANN DES TVB, NEU IM VORSTAND IST FLORIAN RAFFL (2). DIE AUSSCHREIBUNG FÜR EINEN GESCHÄFTSFÜHRER LÄUFT.

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OBMANN WIEDER­ GEWÄHLT

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Florian Werner

ist neuer Vizepräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) für die Region West. Der Hotelier folgt auf Gregor Hoch.

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Franz Theurl wurde als Obmann des TVB Osttirol wiedergewählt, neu im Vorstand sind Thomas Winkler und Werner Frömel, der zuvor Präsident des Aufsichtsrates war. Den Vorsitz des Aufsichtsrats hat nun Karl Jurak inne, Hansjörg Mattersberger ist sein Stellvertreter.

LEITER FÜR DAS MEDIAHAUS

Patricio Hetfleisch wird Leiter des neuen Bereichs Mediahaus Tirol in der Tirol Werbung. Er übernimmt die Position mit 3. April 2018.

Hetfleisch war ab 1998 Journalist bei der Tiroler Tageszeitung, später Chefredakteur für die TT Online und ab 2014 Geschäftsführer von New Media Online und Head of Digital in der Moser Holding.

© WIRTSCHAFTSBUND, ÖHV, PRIVAT, KITZBÜHEL TOURISMUS, BERNHARD AICHNER, TVB WIPPTAL, TVB OSTTIROL/EXPA-GRODER, TVB SEEFELD, JOAKIM STRICKNER, TVB WILDSCHÖNAU, GABRIELE GRIESSENBÖCK

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Vorstand bestätigt Bei den TVB-Wahlen in Seefeld wurden Obmann Alois Seyrling (1) und seine Stellvertreter Markus Daschil (3) und Christian Wandl (5) sowie Aufsichtsratsvorsitzender Alexander Schmid (4) und Stellvertreiterin Birgit Heitzmann-Mitchell (2) wiedergewählt.

MODERNES WOHNEN IM ZENTRUM VON KITZBÜHEL

WILLI KRÜGER VERSTORBEN

Am 27. Jänner 2017 ist Willi Krüger im 72. Lebensjahr verstorben. Krüger, auch „Gletscherwilli“ genannt, war jahrelang Prokurist der Pitztaler Gletscherbahnen, Mitbegründer der Snow Card Tirol und Träger des Verdienstkreuzes des Landes Tirol.

SCHIRGI NEUER PRÄSIDENT

Josef Schirgi, Geschäftsführer des TVB Serfaus-Fiss-Ladis und Präsident des Bundesverbands Österreichischer Tourismusmanager (BÖTM) hat diese Funktion nun auch auf Landesebene übernommen. Er folgt damit Martin Tschoner nach.

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Alter Obmann, neue Stellvertreter Bei der Generalversammlung des TVB Wildschönau wurde Michael Unger (3) als Obmann bestätigt, neu gewählt wurden mit Martin Erharter (5) und Christoph Brugger (1) seine Stellvertreter, im Bild mit Wahlleiterin Susanne Jungmann-Karl (4) und AR-Vorsitzender Peter Doll (2).

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MAGA ZIN

NEUER SCHWUNG FÜR SKIKURSE? Seit Jahren wird im Tourismus immer wieder die Forderung an die Politik laut, Schulskikurse stärker zu fördern. Bei den Koalitionsverhandlungen für die neue Bundesregierung kam das Thema erneut auf den Tisch.

Text: Rebecca Müller

A

m 16. Dezember 2017 hieß es: Die Regierung steht, knapp zwei Monate hatten ÖVP und FPÖ in verschiedenen Bereichen und mit mehreren Teams zuvor verhandelt. Die Koalitionsverhandlungen in der Untergruppe Tourismus standen dabei im Zeichen folgender Schwerpunkte: Bessere Rahmenbedingungen und Positionierung des Tourismusstandortes, Entlastungen für die Tourismuswirtschaft und Bekämpfung des Fachkräftemangels. Am Ende haben es mehrere mehr oder weniger konkrete Forderungen in die Regierungsvereinbarung geschafft, darunter auch der Punkt „Erleichterungen für Schulskikurse und Wintersportwochen“.

Neu war diese Forderung nicht.

Seit Jahren pocht der Tourismus darauf, dass die Schulskikurse vom Bund mehr gefördert werden. Aktuell beschränkt sich die Unterstützung seitens des Bundes auf einen finanziellen Zuschuss für Schüler von bis zu 180 Euro. Ausschlaggebend für die Unterstützung ist die Bedürftigkeit der Schüler. Diese ist im Schülerbei-

hilfengesetz geregelt. Franz Hörl, Landesobmann des Tiroler Wirtschaftbundes, WK-Seilbahnen-Sprecher und seit Jänner Nationalratsabgeordneter, war Teil der Tourismusuntergruppe und erklärt, warum die Schulskikurse dem Tourismus ein wichtiges Anliegen sind: „Wir halten es aus gesundheitlicher, kultureller und selbstredend auch aus wirtschaftlicher Sicht wichtig, das Publikum der Zukunft schon heute auf die Pisten zu bringen.“ Kurzum: Dem Tourismus soll und darf der heimische Wintersport-Nachwuchs nicht ausgehen.

MEHR FLEXIBILITÄT

Ziel ist daher, die Hürden für Wintersportwochen abzubauen und den Skisport gleichzeitig zu attraktivieren. „Entscheidend ist, dass die Teilnahme erhöht und vereinfacht wird und zeitlich so gestaltet ist, dass eine finanzielle Planungssicherheit für die Eltern möglich ist“, erklärt Hörl. So soll es in Zukunft auch ohne die Zustimmung der Schulbehörde möglich sein, Wintersportwochen auch unter der

© TIROL WERBUNG/MANFRED JARISCH, WIRTSCHAFTSBUND

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MAGA ZIN Nachwuchsarbeit: Der Tourismus sieht in Schulskikursen einen Weg, die heimische Jugend auf die Pisten zu bringen.

„Wir halten es aus gesundheitlicher, kultureller und wirtschaftlicher Sicht für wichtig, das Publikum der Zukunft schon heute auf die Pisten zu bringen.“ FRANZ HÖRL, NR-ABGEORDNETER

Teilnehmergrenze zu organisieren. Dies sei, so Hörl, schließlich auch bei anderen Schulveranstaltungen möglich.

Eine weitere konkrete Forderung betrifft die Vertragsregelung von außerschulischen Begleitpersonen. Die sollen im Rahmen eines Dienstvertrages oder eines freien Werkvertrages einen Betrag zwischen 300 und 500 Euro erhalten dürfen. Hinzu­kommen soll laut Hörl zudem „eine regelmäßige Erhebung und Dokumentation der Entwicklung von Schulver­ anstaltungen hinsichtlich statis­ tisch relevanter Daten“. Dazu zählen Schüler-, Lehrer- und Klassenzahlen, Inhalt, Dauer, Ziele nach Postleitzahl, Kostenzusammensetzung nach Schularten und -formen etc.

Handlungsbedarf sieht der ÖVP-­Mandatar aber auch in einem weiteren Punkt: „Zuletzt brauchen wir eine – den Antikorruptionsbestimmungen ent­sprechen­de – Freikartenregelung für Be­gleitlehrer.“

POSITIVE STIMMUNG

Dieses Paket an Forderungen soll den Skikursen nun wieder mehr Schwung ver-

WORAUF SICH DER TOURISMUS NOCH EINSTELLEN KANN In der Regierungsvereinbarung wurden unter anderem folgende Forderungen seitens des Tourismus verankert: • Senkung der Umsatzsteuer auf Übernachtungen von 13 auf 10 Prozent • Anpassung der Abschreibungszeit­ räume (von Gebäuden) an tatsächliche Nutzungsdauer • Regionalisierung der Mangel­berufsliste • Adaptierung von Lehrberufen und Weiterbildungs­maßnahmen

leihen und schließlich – in den kommenden Jahren – für quantifizierbare Erfolge sorgen. Die Stimmung gegenüber dem Tourismus aus Richtung Wien schätzt Franz Hörl als „sehr positiv“ ein. In der zuständigen Ministerin Elisabeth Köstinger (ebenfalls ÖVP) erkennt er „eine Person, die den Wert des Tourismus schätzt und dessen Bedeutung – gerade auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit und die weitere Entwicklung unserer ländlichen Regionen – richtig einzuschätzen weiß“.

Auf seine persönliche Agenda hat sich der Zillertaler Politiker die Stärkung des Tourismus auf allen Ebenen geschrieben. „Selbstverständlich werde ich mich auch für die Förderung der Seilbahnen einsetzen, die ein unersetzbarer Touris­mus- und Wertschöpfungsturbo in unseren Tälern sind“, verspricht der Seilbahnen-Sprecher der Wirtschaftskammer. Ein Anliegen ist ihm aber auch der Ruf des Tourismus: „Hier wird viel zu viel verteufelt und falsch kommuniziert.

Da braucht es eine Stimme, die Mythen und Fakten wieder zurechtrückt.“

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GASTKOMMENTAR

ZUKUNFT BRAUCHT VERÄNDERUNG von Michaela Reitterer

J ZUR PERSON

© ÖHV/LECHNER

Michaela Reitterer ist Eigentümerin und Geschäftsführerin der HS Hotelbetriebs GmbH – Boutiquehotel Stadthalle in Wien. Seit 2013 ist sie zudem Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV).

osef Moser hat nach einer überzeugenden Performance als Rechnungshof-Präsident und als Minister Verantwortung für die Umsetzung jener Reformen übernommen, die er so lange zu Recht gefordert hat. Man kann es nicht besser sagen als er bei einem Termin mit Wirtschaftsvertretern: „Zukunft braucht Veränderung“.

Denn was der Bund in den vergangenen Jahren beschlossen und umgesetzt hat, geht auf keine Kuhhaut: Auf die Rekordsteuern noch eins draufsetzen und das noch dazu so kompliziert abwickeln ist auch Veränderung, aber in die falsche Richtung. Das hat die Zukunft zerstört.

VORAUSSCHAUEND PLANEN

Richtig machen es unsere Qualitätsbetriebe: hinter den Kulissen adaptieren, investieren, vorausschauend planen, arbeiten. Anders ist unsere Performance auf Weltklasse-Niveau – noch erschwert durch Rekordsteuern und einen Wust an Bürokratie – nicht möglich. Anders schaffen wir es gar nicht, die wichtigen Benchmarks einzuhalten: nicht die von Politik und Banken, nein: unsere eigenen Ansprüche, die unserer Gäste und die des Mitbewerbs.

Die Politik macht es dort kompliziert, wo es niemand braucht. Etwa wenn wir unsere jungen Fachkräfte ausbilden und in die ganze Welt schicken, damit sie noch besser werden. Und wenn die Politik im Gegenzug denen, die aus dem Ausland zu uns wollen, die Tür vor der Nase zuschlägt. Natürlich fehlen uns diese. Oder wenn mündige Mitarbeiter

Die Politik macht es dort kompliziert, wo es niemand braucht. bei der Arbeitszeitgestaltung bevormundet werden wie kleine Kinder: Klar erhöht das den Stress für alle.

CHANCEN STATT ÄNGSTE

Wie damit umgehen? Wir können natürlich Kosten anpassen und Arbeitszeitprobleme umgehen = wettbewerbsfähig bleiben, indem wir Mitarbeiter abbauen, wie es andere Branchen tun. Am ÖHV-Kongress in Wien haben Experten aufgezeigt, welche enormen Fortschritte die Robotik macht.

Oder passen wir besser die Rahmenbedingungen an, die Kosten und die Möglichkeiten, mit unseren Teams zu arbeiten, wenn Nachfrage da ist?

Den Fachkräftenachwuchs sichern statt ihn künstlich kleinzuhalten. Qualität ermöglichen?

Umdenken reicht da nicht. Aber es ist der erste Schritt in eine Zukunft, die von Chancen bestimmt ist statt von Ängsten.

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MAGA ZIN

Freeride FASZINATION

Die Open Faces Freeride Contests sollen nicht nur die Szene bedienen, sondern den Sport der breiten Masse zugänglich machen. Wie die Events ablaufen und wie Tirol als Destination davon profitiert.

Text: Julia Tapfer

F

ür die einen grenzt es an Wahnsinn, für die anderen bedeutet es Freiheit pur. Der Hangerer in Obergurgl/Hochgurgl ist mit seinen bis zu 70 Grad steilen Hängen und den schroffen Felsvorsprüngen ein Sehnsuchtsort vieler Freerider.

Allein die besten schaffen es, ihren Traum wahrzumachen und ihn zu befahren. Dafür wird das Face, das Antlitz des Berges, genau studiert – Pisten gibt’s hier nämlich keine. Nur wer um die Beschaffenheit jedes Teilstücks weiß, jede Furche und jeden Felsen kennt, kann seine Line finden und sich an die Abfahrt wagen. Am 7. April ist es wieder so weit und die besten Rider aus aller Welt zeigen ihr Können im Ötztaler Backcountry und sammeln dabei Punkte für die Freeride World Tour (FWT).

Vor sechs Jahren kam Markus Löffler und einigen Freunden die Idee, sogenannte Qualifier-Events für die Freeride-Weltmeisterschaften zu veranstalten, „weil der Bedarf einfach riesengroß war“. Schon bald war klar, dass sie nicht nur – wie zunächst angedacht –

© OPEN-FACES.COM | MIA KNOLL

OPEN FACES

MAGA ZIN

SICHER IST SICHER

Sicherheit hat bei den Events höchste Priorität.

Spezialisten verfolgen die Situation am Berg den ganzen Winter über, Lawinensprengungen werden schon Monate vor dem Bewerb durchgeführt. Nach genauen Inspektionen und Messungen kurz vor dem Contest wird entschieden, ob das Face freigegeben wird. Dann erhalten die Rider alle wichtigen Informationen über Gefahrenstellen am Berg und suchen sich ihre Line aus. Ohne Lawinenverschüttetensuchgerät, Sonde, Schaufel, Helm und Rückenprotektor darf niemand bei den Open Faces starten.

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„Wir wollen, dass auch jemand, der von der Materie keine Ahnung hat, versteht, was passiert.“ MARKUS LÖFFLER, OPEN-FACES-ORGANISATOR

OBERGURGL/ HOCHGURGL Open Faces Freeride World Qualifier 6./7. April 2018 4*-Kategorie Profis aus aller Welt ziehen am Mythos Hangerer ihre Lines.

Für die Zuschauer gibt es eine Arena auf der Hohe Mut Alm und Rahmenprogramm im Dorf.

HIGHLIGHT FIEBERBRUNN Die Freeride World Tour macht auch heuer Station in Tirol: von 9.-15. März in Fieberbrunn.

1-Stern-Einsteigerbewerbe organisieren, sondern alle Zielgruppen bedienen würden. 4-Sterne-Runs sind aufgrund ihrer anspruchsvollen Faces etwa nur den Profiridern vorbehalten. Zum sechsten Mal in Folge werden die Open Faces heuer mit insgesamt fünf Tourstopps in Tirol, Salzburg und Vorarlberg veranstaltet. Zudem finden im März unter dem Dach der Open Faces erstmals die Juniorenweltmeisterschaften in Kappl statt.

Die Bewertungskriterien für die Rider sind von der Freeride World Tour vorgegeben und umfassen nicht nur Linienwahl und flüssiges Fahren, sondern auch Technik und Air & Style. In den letzten Jahren wurde das Bewertungs-System („Judging“) sensibilisiert, um zu unterbinden, dass sich Freerider immer größeren Gefahren aussetzen. „Sehr hohes Risiko wird nicht honoriert. Wer nach einem Sprung unsicher landet, wird schlecht bewertet“, erklärt Markus Löffler.

KOOPERATIONEN

Die Open Faces werden jeweils in Zusammenarbeit mit einem Skigebiet und dem Tourismusverband organisiert. „Wir verkaufen nicht den Event an sich, sondern eine Marketingidee und Plattform“, erklärt Löffler, der selbst leidenschaftlicher Freerider ist und eine kleine Skischule in Weerberg betreibt. Gemeinsam mit dem Skigebiet wird ein passendes Konzept für den Event entwickelt: „Alpbach ist zum Beispiel ein Familienskigebiet und will vor allem Einsteiger

ansprechen“, veranschaulicht Markus Löffler. So gab es im Alpbachtal heuer neben dem 1-Stern-Bewerb auch einen Juniorenbewerb, um dem Nachwuchs die Möglichkeit zu geben, erste Erfahrungen im Contestgeschehen zu sammeln.

EIN EVENT FÜR ALLE

Den Organisatoren der Open Faces ist es wichtig, nicht nur Events für die Insider der Freeride-Szene zu organisieren. „Wir wollen, dass auch jemand, der von der Materie keine Ahnung hat, versteht, was passiert“, erklärt Markus Löffler. Um Information, Entertainment und Spaß zu verbinden, wird direkt am Berg eine Public Area aufgebaut, von wo aus die Zuschauer die Runs live auf der LED-Wand verfolgen können. Ein Moderator gibt zusätzliche Infos und erklärt, was gerade passiert. Via Live-Stream können Zuschauer aus aller Welt das Geschehen über das Internet verfolgen.

Auch Videoproduktionen über den eigentlichen Bewerb hinaus werden zunehmend fokussiert.

Ein alter Wohnwagen dient als mobiles TV-Studio, und darin werden Zusatzclips, etwa Interviews mit Sicherheitsexperten, Ridern oder anderen Beteiligten gedreht. Markus Löffler sieht in den Produk-

© FRANZ OSS, OPEN-FACES.COM / ANDREAS VIGL, OPEN-FACES.COM / MIA KNOLL (5)

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Die Open Faces sind nicht nur ein Get-together der Freeride-Szene, sondern machen den Sport auch Neulingen verständlich. Es gibt Damenund Herrenbewerbe in den Kategorien Ski und Snowboard.

tionen auch einen gewissen Werbeeffekt für Tirol: „Wenn wir uns hier als Destination gut präsentieren, haben wir über Social Media einen unglaublichen Verteiler. Die Sportler haben oft eine riesige Community.“

FREERIDER IN TIROL

Die Tiroler Skigebiete haben die Freeride-Szene als Zielgruppe bereits entdeckt. „Einige Destinationen haben sich extrem spezialisiert und sind damit erfolgreich“, weiß Markus Löffler und nennt Beispiele

wie Fieberbrunn, Hochfügen oder den Stubaier Gletscher. Nachholbedarf sieht er hingegen bei Hotels und Pensionen. Gerade letztere könnten in den Freeridern eine dankbare Zielgruppe finden. „Viele Freerider kommen mit wenig Geld und würden sich über spezielle Angebote in kleinen Pensionen freuen. Die meisten brauchen keinen Luxus, sondern nur ein gemütliches Umfeld, wo sie mit ein paar Freunden zusammensitzen können“, so Löffler.

Inwieweit die Open Faces zum allgemeinen Erstarken der Freeride-Szene in Tirol beitragen, ist schwer abzuschätzen. Fakt ist aber, dass am 7. April wieder Augenpaare aus aller Welt auf die Rider am Hangerer gerichtet sein werden, wenn es heißt: three, two, one – drop in!

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Nach einer guten Wintersaison rüsten wir uns alle für einen „starken Sommer“. In den wenigen Wochen der Zwischensaison wird alles dafür vorbereitet.

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JUNIOREN-WM Kappl im Paznauntal 21. bis 23. März 2018 Freeride Junior World Championships

60 Teilnehmer aus 16 Nationen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren kämpfen um den Weltmeistertitel.

Das Spektakel lässt sich am besten von der Tiroler Hütte aus verfolgen.

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MAGA ZIN

INTERVIEW

„Wir sind fürs Genießen begabt“ Hamburg und Kitzbühel sind die Orte ihrer Kindheit: Über den „Zweikanalton“, der sie in den 1960er- und 1970er-Jahren begleitet hat, hat die Autorin Sabina Moser ein Buch geschrieben.

Das Gespräch führte Esther Pirchner

Familienerinnerungen und das Interesse für das Milieu ihrer Kindheit bewogen Sabina Moser zum Schreiben.

S

abina Moser, Jahrgang 1961, ist die Tochter einer gebürtigen Hamburgerin, die es früh nach Tirol zog, und eines Tirolers. In Kitzbühel wuchs sie fern des Jetsets in der Höglrainsiedlung auf. In Hamburg, wo ihre Großeltern lebten, verbrachte sie oft die Ferien und einen Teil ihrer Schul­ zeit. Ihre Erinnerungen an die Kinderzeit hat sie Ende 2017 in einem schmalen Band veröffentlicht, der nicht nur eine persönliche Rückschau ist, sondern auch ein Zeitdokument: Leser derselben Generation aus Tirol werden sich ebenso an typische Erscheinungen jener Jahre erinnern wie Gäste aus Deutschland;

den Jüngeren bietet das rund 100 Seiten starke Buch einen Einblick in eine zum Teil verschwundene Welt.

SAISON: Frau Moser, Sie sind im Skiort Kitzbühel und in der Hafenstadt Hamburg aufgewachsen. Haben Sie diese beiden Welten als sehr unterschiedlich erlebt? SABINA MOSER: Ich war beides von klein auf gewohnt, aber es gab schon Unterschiede. Das Leben in Kitzbühel war einfacher, wir haben im Gemeindebau gelebt und hatten – wie unsere Nachbarn auch – begrenzte finanzielle Mittel. Das Leben bei meinen Großeltern in Hamburg war gutbürger­ lich. Das hat sich in solchen Sachen ge­

MAGA ZIN

spiegelt wie den Ostereiern aus Marzipan oder Schokolade, die ich damals schon hatte – im Gegensatz zu den hartgekoch­ ten Eiern, die es in Kitzbühel gab.

© FRANZ OSS (2), TYROLIA, SABINA MOSER (3)

Ihr Buch beginnt und endet mit Erinnerungen an Ihren Vater und an die liebevolle, aber auch schmerzliche Beziehung zu ihm. Ist „Zweikanalton“ auch ein Stück Aufarbeitung? Ja, ich wollte mich mit der Beziehung zu meinem Vater schreibend auseinander­ setzen. Aber mich hat auch das Milieu gereizt. Die anderen Geschichten, die ich erzähle, haben sich sozusagen bei mir gemeldet. Beim Schreiben sind immer mehr Details aufgetaucht.

Als Tiroler Leserin fühlt man sich an vieles erinnert, was es heute nicht mehr gibt. Welche Veränderungen haben Sie in Kitzbühel und Hamburg wahrgenommen? Hamburg und Kitzbühel sind beides Sehnsuchtsorte, das ist so geblieben. In Kitzbühel sind einige traditionelle Geschäfte gewissen Luxus­ geschäften gewichen. Die Stadt ist heute viel durchmischter mit Zweitwohnbesit­ zern und Prominenz. Auch Hamburg hat einen Sprung gemacht und ist schicker ge­ worden. Früher war das eher schlicht: Du bist zum Wasser runtergegangen zu einer Hafenkneipe, und das war’s. Die Gentri­ fizierung gibt es hier wie dort. Ich sehe das aber nicht unbedingt als Nachteil, das ist einfach eine Entwicklung.

Sie schreiben in „Zweikanalton“, Sie seien „sozusagen zweisprachig“ aufgewachsen. Hatten Sie auch zwei Identitäten? Egal, wie sehr

ZWEIKANALTON von Sabina Moser Tyrolia Verlag 2017, 112 Seiten mit 13 farbigen und 10 sw Abb. Euro 17,95

ich mich bemüht habe, in jeweils einer Sprache zu bleiben, ich war in Deutsch­ land die Tirolerin und in Tirol, wenn es gegen die Deutschen gegangen ist, war ich die Deutsche. Dass ich der Buhmann gewesen wäre, ist zu viel gesagt, aber ich musste schon manchmal den Kopf hin­ halten für die anderen. Das Verhältnis zwischen Deutschen und Österreichern finde ich aber überhaupt sehr spannend: Im Grunde bewundern beide beim ande­ ren bestimmte Eigenschaften und schau­ en zugleich auf ihn hinunter.

Was mögen Deutsche an Österreichern und umgekehrt? Wir Österreicher sind von Natur aus fürs Genießen begabt, ohne dass wir das Gefühl haben, wir müssten es uns hart erarbeiten. Den Deutschen fehlt diese Leichtigkeit, das ist etwas, was sie in Österreich finden. Österreicher be­ wundern an Deutschen einen gewissen praktischen Optimierungswillen – nicht unbedingt den Perfektionismus, sondern die Strukturiertheit.

Als ich ein Kind war, kauften sich die Deutschen, die nach Tirol kamen, immer gleich einen Hut mit Gamsbart,

einen sogenannten Sepplhut. Und dann haben sie geglaubt – und zwar wirklich geglaubt –, sie gehen als Einheimische durch (lacht). Im Nachhinein muss ich sagen: Meine Großeltern haben derarti­ gen Versuchungen immer widerstanden.

Vielleicht haben sie es auch nicht ge­ braucht, weil ihre Tochter ohnehin mit einem Österreicher verheiratet war.

Sepplhüte sind inzwischen nicht mehr so en vogue. Aber Tracht tragen auch die Tiroler wieder gerne. In den Sechzigern haben die Einheimischen das Alte, das Tra­ ditionelle gar nicht besonders wertge­ schätzt. Man hat es erst wieder für den Tourismus aufbereitet. In Kitzbühel und Ellmau habe ich hautnah miterlebt, dass die Wertschätzung für die eigene Tradi­ tion gestiegen ist, weil man sie durch den Gast gespiegelt bekommen hat. Heute ist es bei uns angesagt, dass die jungen Leute der Landjugend beitreten. Man lässt sich auch wieder eine Kassettltracht machen, die schwarze Unterländer Festtagstracht.

Das war jahrelang nicht mehr in, aber jetzt kommt das wieder.

Vielen Dank für das Gespräch.

ZUR PERSON

Erinnerungen an ein Leben in den Städten Kitzbühel und Hamburg: Sabina Moser als Kind mit dem Großvater, den Eltern und beim Skifahren.

Sabina Moser (*1961) studierte in Innsbruck, Paris und Athen und arbeitete viele Jahre als Redakteurin u. a. für Spiegel TV und Pro7, als Printjournalistin und als Dokumentarfilmerin. 2010 übersiedelte sie von ihrem damaligen Lebensmittelpunkt München wieder zurück nach Kitzbühel, wo sie als Autorin, Übersetzerin, Filmemacherin und Chronistin der Gemeinde Ellmau am Wilden Kaiser tätig ist. „Zweikanalton“ ist ihr erstes veröffentlichtes literarisches Buch. Zwei weitere Buchprojekte sind in Vorbereitung.

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MAGA ZIN

KOMMENTARE

INTERNATE ALS STÄTTEN DER GEWALT Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.

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ür den Wintertourismus ist es nicht gut, wenn sein Hauptwerbeträger, das Skifahren, durch skandalöse Zustände in den Internaten von Skihauptschulen und Skigymnasien in Verruf gerät. Mitursache der Empörung ist dabei der zu einfache Schluss von der am Kind orientierten Pädagogik der Gegenwart auf eine Zeit, in der die Erziehung noch von der Kasernenkultur des Jesuiten Ignatius von Loyola (1491 – 1556) oder des Militaristen Friedrich II. von Preußen (1712 – 1786) gekennzeichnet war. Ebenso zu hinterfragen ist die Konzentration auf sexuelle Übergriffe, die in keiner Weise entschuldigt werden sollen, vor allem wenn es um das schwere Verbrechen der Vergewaltigung geht. In der Regel sind jedoch nicht sie das Hauptproblem bei der Heranbildung einer in diesem Fall sportlichen Elite.

Diese sollte vielmehr in ihrer Gesamtheit zur Diskussion gestellt werden.

Schilderungen des Internatslebens bilden ein eigenes, abgegrenztes Erzählfeld der Literaturgeschichte, aus dem, was Österreich betrifft, der Roman „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ von Robert Musil besonders heraussticht. Einen noch genaueren Einblick in den Horror der Internatskultur bietet der nur noch antiquarisch erhältliche Roman „Feldmünster“ des Schriftstellers und Zoologen Franz Graf Zedtwitz (1906 – 1942), der auf-

grund seiner kirchenkritischen Haltung von den Nationalsozialisten leider instrumentalisiert wurde und damit zu Unrecht in Verruf geriet.

Internate waren, darüber sollte man sich keinen Illusionen hingeben, Erziehungsanstalten, deren Methode, eine Elite zu bilden, vorerst darin bestand, die Persönlichkeit zu brechen, um sie im Sinne der standesgemäßen, militärischen, kirchlichen oder eben auch sportlichen Zielsetzung neu zusammenzufügen. Dass dies nach 1945 durch die Demokratisierung und Öffnung unserer Gesellschaft weniger brutal verwirklicht werden konnte, war ein großes Glück für all jene, die wie ich und viele andere aus der Tiroler Gesellschaft ein solch hartes Regime überlebten.

Dass es bei vielen von uns nicht ohne schwere, lebenslängliche Beschädigungen abging, darf dabei ebenso wenig verschwiegen werden wie die Tatsache, dass die körperlichen Züchtigungen, die wir, von Übergriffen sexueller Natur einmal ganz abgesehen, über uns ergehen lassen mussten, aus heutiger Sicht vollkommen inakzeptabel, ja strafrechtlich relevant wären. Verschwiegen werden sollte aber auch nicht die Gewalt, die kasernierte Jugend­ liche einander zufügen und die oftmals größere Wunden schlägt als der Terror der Disziplinierung.

Die Methode, eine Elite zu bilden, bestand darin, die Persönlichkeit zu brechen.

© BÖHM, ANDY URBAN

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MAGA ZIN

DIE GROSSE SCHLUCHT Ernst Molden, 50, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien.

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Je kleiner die Ortschaft, umso reifer die Frucht am Watschenbaum.

eitdem ich diese Kolumne schreibe – und ich bin im siebzehnten Jahr – singe ich das Lob des Sowohl-alsauch. Sowohl Stadt als auch Land.

Stadt allein, traue ich mich zu sagen, macht zuerst nervös und dann irgendwann verrückt. Land allein führt zunächst zur Wunderlichkeit und dann ebenfalls irgendwann in den Wahn. Besondere Rossnaturen, also was das Psychische angeht, sind natürlich von beiden Fällen ausgenommen. Aber der normale Mensch … Zu viel vom Selben ist nicht gut.

Es empfiehlt sich, so zu leben wie der Hautwechsler Beorn in den Büchern von J. R. R. Tolkien. Der ist manchmal ein lieber Herr und manchmal ein wilder Bär. Nur das Eine genügt nicht. Ich habe das Glück, in meinem Beruf unterwegs zu sein, bin mehr oder weniger ständig in Stadt und Land. Ich – jeder muss manchmal über die große Schlucht ins Andere.

Diese große Schlucht existiert eh nur im Kopf, das sage ich dauernd jedem, der es hören will oder auch nicht. Im Augenblick wird die Schlucht allerdings politisch vertieft und somit zunehmend real.

Am Land heißt es: Wien, wie ertragt ihr das, das ist ja so schmutzig und brandgefährlich! – Sag ich: Blödsinn, es ist die sauberste Weltmetropole, außer, sagma mal, Singapur, wo wir nicht sein wollen.

Und: Meine halbwüchsigen Kinder fahren angstfrei durch diese Riesenstadt, und meine Liebste und ich sorgen uns nicht. Und dann sag ich noch: Wann immer mir in 50 Lebensjahren in Österreich phy-

sische Gewalt begegnet ist, war das am Land. Mehr noch: Je kleiner die Ortschaft, umso reifer die Frucht am Watschenbaum.

Aber die Ignoranten und Koffer sitzen auch in der Stadt. In den Cafés hört man dann: Es ist doch eh sinnlos, sind doch alles Nazis da draußen. Sag ich: Blödsinn, ein paar der freiesten und freundlichsten Menschen, die ich kenne, sind irgendwo da draußen. In kleinen Dörfern, und selbst abseits von denen. Es sind Menschen, die in offenen, gastlichen Häusern leben, die ihre Orte langsam immer schöner machen, und zwar in vielfältiger Hinsicht, die die teils zauberhaften Landschaften, in denen sie leben, erhalten und verbessern. Ich kenne Konzert- und Festivalmacher, die außerhalb Wiens Dinge ermöglichen, die in der Stadt gar nicht möglich wären, die das ganz Neue in der Kunst mit dem Ältesten überhaupt verbinden, dem Land an sich.

Der Mittelpunkt meines Lebens ist schon die Stadt, und sogar ihre eher steinige Mitte, aber ich brauche das Land und die Landschaft. Jedesmal, wenn ich draußen war, komme ich mit irgendeiner Einsicht zurück, die mir mein Stadtleben besser macht.

Also bleibe ich in unheilbarem Optimismus bei meiner Bitte, Stege und Brückerln zu bauen, wenn nicht gleich die große Schlucht zuzuschütten. Die Stadt weiß etwas, das Land weiß etwas. Miteinander wissen sie richtig viel.

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NACHGEFRAG T

1 5 F R A G E N A N ...

ERNST LORENZI DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Lyngenalpen in Norwegen, Douz/Camp Mars in Tunesien, Baikalsee LETZTER URLAUB (WO UND WANN): Gardasee, Juni 2017 DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS SIND: Auf Menschen zugehen, zuhören, Visionen wecken, Wünsche erfüllen DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS SIND: Unfreundlichkeit, schlechte Laune, verschenkte Leistungen DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Kleinstrukturiertheit, Eigenständigkeit, Schönheit der Natur DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Kleinstrukturiertheit, wenig Selbstvertrauen ins eigene Können, wenig Ertrag

EINE GELUNGENE SPORTVERANSTALTUNG BRAUCHT: Einbindung der Bevölkerung, zielgerichtete Organisation, glückliche und zufriedene Teilnehmer und mediale Aufmerksamkeit EINE GELUNGENE KULTURVERANSTALTUNG BRAUCHT: Aussagekräft iges Drehbuch, Dramaturgie, die perfekte Bühne, die richtigen Künstler und Aufmerksamkeit auf allen Linien

ZUR PERSON

DIE BESTE IDEE IM TOURISMUS DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Rad-WM, Nordische WM, Zusammenschluss Pitztal/Ötztal und Arlberg/ Paznaun, Erl, JamesBond-Dreh in Tirol QUALITÄT IM TOURISMUS BEDEUTET FÜR MICH: Mehr geben als nehmen, die Erwartungen des Gastes übertreffen, das Versprochene einhalten VERANSTALTUNGEN HABEN EINEN MEHRWERT FÜR DEN TOURISMUS, WENN: Die Stimmung vor Ort und das mediale Interesse stimmen. Jährliche Wiederholungen sind wichtig, wenn die Veranstaltung ein Publikumsmagnet und Medien-Event werden soll

Ernst Lorenzi organisierte jahrelang den Ötztal Marathon, außerdem ist er Initiator des Gletscher-Schauspiels Hannibal und anderer Veranstaltungen wie Red Bull Paperwings oder Red Bull Trans Sibirien Extreme. Lorenzi ist als Pressechef und Fanclub-Organisator Teil der Organisation rund um den jährlichen Ski-Alpin-Weltcup-Auftakt in Sölden, Herausgeber von zwei Büchern und Fotograf.

DER ÖTZTAL MARATHON IST ERFOLGREICH, WEIL: Langsam gewachsen, spannende, schöne Route, ein sich blind vertrauendes Team, Aufmerksamkeit gilt dem Wohl der Teilnehmer, Rahmenprogramm, mediale Aufbereitung, tolle Partner DER GRÖSSTE UNTERSCHIED ZWISCHEN DEM ERSTEN ÖTZTALER UND DEM BISLANG LETZTEN 2017 IST: 154 zu 4.000 Starter; das erste Rennen, organisiert von Heli Mayer, war quasi eine Privatveranstaltung, heute ist der Ötztaler ein Fixpunkt im Tiroler Tourismus DAS UM UND AUF EINER GUTEN ORGANISATION IST: Ein eingespieltes Team, planbares Planen, mit Aufs und Abs rechnen, Reserven in Mann und Money, guter Kontakt zu allen Verantwortlichen und eine Frau, die Verständnis für den Stress und die Launen des OK-Chefs hat MEIN ERHOLUNGSPROGRAMM NACH GROSSEN VERANSTALTUNGEN: Schlafen, mindestens 24 Stunden lang

© ILLUSTRATION: MONIKA CICHOŃ

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Tischlerei & Topmarken Österreichs erste Adresse für Wohnkultur: Mit internationaler Erfahrung aus hunderten Hotelprojekten sorgen die hauseigene Innenarchitektur und Tischlerei für Perfektion vom Plan bis zur Umsetzung.

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Wetscher Wohngalerien Zillertalstraße 30, Fügen / Tirol

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ElisabethHotel Premium Private Retreat Mayrhofen 2 Severin*s The Alpine Retreat Lech am Arlberg Hotel zur Pfeffermühle St. Anton am Arlberg 4 Hotel Zürserhof Zürs (CH) 5 Das Posthotel – ZillerSeasons Zell Elizabeth Arthotel Ischgl 7 Hotel Hirzer Hafling (I)

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