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Spontan zum Jugend-Idol

Liebe Leserinnen & Leser, in meiner Teenager-Zeit gehörte Rod Stewart zu meinen absoluten Lieblingen, was auch erklärt, warum Anfang der 80er Jahre selbst Leggings in pink oder im Leoparden-Look zu meinen Outfits zählten. Ich trank sogar Whisky, der mir nicht schmeckte, um eine ähnliche Stimme zu bekommen. Das mit der rauhen Stimme hat nicht geklappt, danach wusste ich aber zumindest, dass zu viel Alkohol über der Kloschüssel enden kann.

Ende Juni gab der inzwischen 78-Jährige bekannt, dass er zwar nicht komplett von der Bühne verschwinden will, aber zukünftig auf die großen Rock-Tourneen verzichten will. Diese Nachricht las ich am Samstagmittag und abends schaute ich im Internet nach Rod StewartKonzerten: Die gab es nur noch in Großbritannien, Spanien & Nordamerika. Ich blieb direkt beim 6. Juli hängen: in Edinburgh, ein Open Air-Gig auf einer Ritterburg. Das Konzert war natürlich längst ausverkauft, aber im Ticketportal verkaufte tatsächlich jemand zwei Tickets in der 3. Reihe?!? Flüge gab‘s auch noch und eine Unterkunft wird man auch finden. Die Freundin fragte nach kurzfristigem Urlaub und so wurde wenige Stunden später am Sonntagmittag alles gebucht. Mittwoch startet der Flieger, Donnerstag das Konzert und Freitag geht‘s wieder zurück. Geil! Dass das Konzert ein ganz besonderes wird, konnte man schon im Vorfeld erahnen, denn der Engländer fühlte sich schon immer mehr als Schotte, da sein Vater aus Edinburgh stammte. So gab es an diesem Abend insgesamt 25 Songs und große Emotionen: Einerseits war dem Hauptakteur der Spaß deutlich anzumerken, aber bei einem Song für den verstorbenen Vater musste er bei den Schlussakkorden auch von den Musikerinnen getröstet werden. Ebenfalls erstaunlich: Der Kerl sieht aus wie immer und hat Gott sei Dank auf Schönheits-OPs verzichtet.

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Die größte Überraschung unseres Trips war jedoch Edinburgh an sich. Das hier der erste Band von Harry Potter geschrieben wurde, scheint logisch, denn auch uns hat diese wundervolle Stadt komplett verzaubert. Knapp 500.000 Menschen leben hier, aber dennoch kann man vom Zentrum fast alles Sehenswerte (außer Airport, Zoo & Hafen/Strand) innerhalb von 25 Minuten zu Fuß erlaufen. Da es in Schottlands Hauptstadt jede Menge zu sehen gibt, haben wir in den 48 Stunden stolze 35 Kilometer zurückgelegt - und das mit Cowboystiefeln... :-))

Während man in anderen europäischen Großstädten eigentlich immer nur die gleichen langweiligen Franchise-Ketten findet, sind hier die Fassaden der Geschäfte so individuell wie nirgends sonst. Hinzu kommen ca. 750 Kneipen & Restaurants. Diese sind meist recht klein (nur ca. 5-10 Tische), aber gut besucht und Live-Musik gehört in vielen Kneipen ebenso zum Standard wie 16 Zapfhähne für unterschiedliche Fassbiere. Und die Schotten, die wir kennengelernt haben, sind - wie auch schon die schottischen Fans, die ich bei früheren Fußball-Turnieren traf - einfach ein fröhliches Volk.

Drücken wir also die Daumen, dass die Schotten die Quali zur FußballEM schaffen und ihre Spiele dann im nächsten Jahr in Düsseldorf oder zumindest in NRW austragen. Ansonsten ist Edinburgh auch ohne ein Rod Stewart-Konzert eine der tollsten Städte, die ich kenne! Wer ähnlich spontan ist: Vom 4. - 27. August findet das jährliche ‚Edinburgh International Festival‘ statt.

Unser Rod Stewart-Abend endete übrigens in einer ehemaligen Kirche in der Altstadt. Dort befindet sich inzwischen das ‚Stramash‘, ein stylisher & dennoch gemütlicher Club auf zwei Etagen, in dem es fast jeden Abend beste Live-Musik aller Genres gibt. Als wir um 2.30 Uhr schließlich den Heimweg antraten, spielte dort noch immer eine Band und ca. 400 Leute feierten ausgelassen. Und das an einem Donnerstag.

Egal ob in Schottland oder in unserer Region: Wir wünschen Ihnen einen schönen August und viel Spaß mit dieser Ausgabe.

Marcuß Westphal & das 4

-Team

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