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Das wird was

Das wird was Längeres

Auslandsaufenthalte sollen sich gut im Lebens - lauf machen und ein kurzes Intermezzo vor Ausbildung oder Studium ein. Marius, 19, hat darauf keine Lust: Er wird drei Jahre lang per Anhalter um die Welt reisen. Wir kommen dann mal mit.

TEXT: MARIUS GÖSSER

Der Plan Es war ein Abend im September 2018, nur noch wenige Monate trennten mich vom Abitur. Wie so oft saß ich mit ein paar Freunden bei mir zu Hause auf dem Dachboden und sprach mit ihnen über unsere Zukunftspläne. Die meisten meiner Klassenkameraden hatten sich schon für ein Studienfach entschieden, einige würden eine Ausbildung machen. Anders sah es bei meinem Kumpel Lars aus. Er hatte gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr beendet. Nun wollte er Workand-Travel in Australien machen. Auch ich hatte für die Zeit nach dem Abi einen Traum: über Land von Deutschland nach Indien zu reisen. Vor ein paar Jahren hatte ich aus Zufall eine junge Frau getroffen, die genau das gemacht hatte, und wurde Idee seitdem nicht mehr los.

An dem Abend war dann plötzlich alles ganz klar: Wir wollten beide zur selben Zeit reisen, warum sollten wir uns nicht zusammentun? Über Land von Deutschland nach Indien, dann weiter

Marius und Lars reisen über Russland, den Iran, Pakistan, Indien und Thailand nach Australien. Wie es dann weitergeht, ist noch ungewiss.

Marius (rechts) und Lars mit ihren Rucksäcken – ihr einziger Besitz für die nächsten Jahre.

Die Vorbereitung Bis zur Abreise hatten wir ein halbes Jahr Zeit. Wir trafen uns jede Woche, um die Reise zu planen, und schauten uns Dokus über Russland, den Iran und Pakistan an. Die größte Herausforderung war aber, unseren Familien und Freunden beizubringen, dass wir keine kurze Auszeit nach dem Abitur planten, sondern drei Jahre lang unterwegs sein wollten. Das meinen Eltern zu erklären, die glaubten, dass ich mich für Politik, Medizin oder Jura einschreiben würde, war nicht ganz einfach.

Geholfen hat vor allem die Tatsache, dass ich meiner Entscheidung sehr sicher war: Ich wollte auf keinen Fall direkt mit einem Studium beginnen. Denn ich denke, wenn man einmal in dem typischen Ablauf „Studium, erster Job, Wohnung, Familie“ drin ist, wird es schwer, eine mehrjährige Weltreise anzugehen. Die Zeit, die vor mir lag, war für mich die letzte große Freiheit, die ich in meinem Leben haben würde.

Marius schaut über den Hafen von Beris, einem Dorf im Iran.

Marius mit zwei Reisebekanntschaften in Täbris, einer Millionenstadt im Westiran.

Die Zwischenbilanz Rückblickend haben wir mit allem viel zu spät angefangen und waren nicht gut organisiert. Für Dinge wie Visa beantragen, Impfungen und Equipment zusammenstellen würde ich beim nächsten Mal mehrere Monate einplanen. Das Beste an unserer Reise bis jetzt? Als wir feststellten, dass Lars’ alter Polo es wahrscheinlich nicht nach Indien schaffen würde, haben wir uns kurz vor dem Start dazu entschieden, die gesamte Strecke per Anhalter zu fahren. Diese Art zu reisen hat uns bis jetzt die unglaublichsten Erfahrungen gebracht und ist nebenbei nachhaltig und günstig. Vier Monate nach der Abreise ist es das, was mich bisher am meisten beeindruckt hat: die unglaublich gastfreundlichen Menschen, die man beim Trampen trifft, und die intensiven Einblicke, die man so in die Kultur eines Landes bekommt.

Momentan (November 2019) sind wir in Pakistan angekommen, im Norden des Landes sind gerade große Proteste gegen die Regierung. Obwohl wir davon nichts mitbekommen, sorgen sich Freunde und Familie zu Hause natürlich, vor allem, weil wir durch die Unruhen auch oft kein Internet haben.

Ihr wollt mehr über die Reise der beiden erfahren? Dann schaut auf yaezmagazin.de und yaezmagazin auf Instagram vorbei!

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