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Boomende Industrien
from medianet 26.11.2021
by medianet
Wachstumstreiber Nachhaltigkeit
Studie von Horvath & Partners Wien zeigt Trends auf und liefert die Handlungsempfehlungen dazu.
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••• Von Britta Biron
WIEN. Seit 2015 sind die weltweiten Umsätze der Verpackungsindustrie um durchschnittlich 5,6% pro Jahr von 587 auf 771 Mrd. USD gestiegen, und bis 2025 wird ein weiterer Anstieg auf gut eine Billion USD prognostiziert. Am höchsten und schnellsten wird der Zuwachs in den Schwellenländern Asiens durch den starken Urbanisierungstrend und das Anwachsen der konsumfreudigen Mittelschicht ausfallen. In Europa und Nordamerika wird die Nachfrage vor allem durch die steigende Lebenserwartung und den Boom des Onlinehandels angetrieben.
Kreislaufwirtschaft & Klima
Der global gesehen wichtigste Wachstumstreiber ist das Thema Nachhaltigkeit. Stichworte wie Kreislaufwirtschaft, strenge gesetzliche Vorschriften oder Klimaneutralität werden gerade für die Verpackungswirtschaft, die stärker als andere Branchen mit Vorwürfen der Ressourcenverschwendung und Müllproduktion konfrontiert ist, daher zu zentralen Themen. Insbesondere biologisch abbaubare Verpackungen und der Ersatz von nicht nachwachsenden Rohstoffen durch regenerative rücken dabei in den Fokus. „Materialkompetenz und Ressourceneffizienz werden Schlüssel zur Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb“, sagt Studienautor Christoph Kopp von der Managementberatung Horváth & Partners in Wien.
Wichtig im Hinblick auf Nachhaltigkeit sei, diese nicht rein auf Produktinnovationen zu beschränken, sondern in allen Unternehmensbereichen zu integrieren.
Wachstum über Fusionen
Der hohe Innovations- und Kostendruck in Kombination mit dem zunehmenden Bedarf an überregionaler bis globaler Lieferfähigkeit sowie die fragmentierte Unternehmenslandschaft mit zahlreichen kleinen und lokalen Betrieben bei gleichzeitig beschränkter Möglichkeit von organischem Wachstum lassen eine weitere Konsolidierung in der Verpackungsbranche erwarten, ist Kopp überzeugt. Die jüngsten Akquisitionen und Fusionen unterstreichen diesen langjährigen Trend.
Smart Packaging
Zur Marktkonsolidierung beitragen werde auch die verstärkte Nachfrage nach Smart Packaging-Lösungen, die von traditionellen Anbietern noch in einem sehr geringen Umfang befriedigt werden kann. Intelligente Verpackungseigenschaften wie Rückverfolgbarkeit, spezifische Interaktion mit dem verpackten Produkt oder Sensorik sind künftig Differenzierungsmerkmale, und es ist davon auszugehen, dass Produkt und Verpackung zu einem Gesamtpaket „zusammenwachsen“.
© Smurfit Kappa
© Temmel, Seywald & Partner
Christoph Kopp
Principal bei Horvath & Partners Wien
Deutliches Plus
Von aktuell 771 Mrd. USD wird Expertenschätzungen zufolge der globale Umsatz der Verpackungsindustrie bis 2025 um knapp 30% auf eine Billion USD steigen.
+30%

Schwierige Lage
Stark steigende Kosten und Fachkräftemangel belasten die Papier und Karton verarbeitende Industrie.
Problematik
Die Nachfrage nach Verpackungen steigt, aber auch die Kosten der Rohstoffe für alle Papier- und Kartonsorten.
Mangelware Mitarbeiter
Nicht minder herausfordernd ist die Situation bei den Beschäftigten. Die 85 Betriebe der PropakBranche beschäftigen 8.700 Mitarbeiter und produzieren jährlich 1,2 Mio. t Produkte im Wert von 2,4 Mrd. €. „Es fehlen uns teilweise gut ausgebildete Fachkräfte, und auch Lehrlinge sind schwierig zu finden. Daher setzen wir verstärkt auf eigene Aus-/Weiterbildung, vom Verband werden entsprechende Programme als Teil einer Employer Branding-Strategie für die Mitgliedsbetriebe angeboten“, sagt Fischer. (red)
WIEN. Trotz guter Auftragslage ist die Situation bei den Unternehmen der Propak-Branche derzeit angespannt. „Die Lieferketten funktionieren noch nicht wie früher. Das führt zu Zeitverzögerungen“, sagt PropakObmann Georg Dieter Fischer, weist aber darauf hin, dass man trotzdem seit Beginn der Pandemie die Kunden verlässlich versorgen konnte.
Sorge bereite den Betrieben neben dem Zeit- auch der wachsende Kostendruck. „So paradox es klingt: Die Auftragsbücher sind vielfach voll, aber gleichzeitig kämpfen die Betriebe um die Wertschöpfung“, weist Fischer auf die schwierige Lage hin.
Seit Mitte 2020 kam es wegen der angespannten Lage am Rohstoffmarkt zu mehreren Preissteigerungen für alle Sorten von Rohpapieren und Karton; besonders drastisch fielen diese mit +70% bei Papieren für Transportverpackungen aus. Auch die Transport- und Energiekosten sind in den letzten drei Monaten massiv gestiegen.
Preissteigerungen, nicht nur bei Verpackungen, seien, so Fischer, daher eine zwingende Konsequenz aus dieser Entwicklung. In welcher Höhe und in welchem Zeitraum, hänge von den individuellen Verträgen ab. „Mit einer Entspannung ist erst im Laufe des nächsten Jahres zu rechnen.“
Georg Fischer Propak-Obmann
20 Mio. Euro für nachhaltige Produktion
Mondi Frantschach investiert in Optimierung der Zellstoffverarbeitung.
FRANTSCHACH. „Mithilfe der neuen Anlageteile gelingt es, die Zellstoffproduktion noch effizienter und nachhaltiger zu machen. Die Modernisierung und Erweiterung der Eindampfanlage, die in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Maschinenhersteller Andritz erfolgt, erhöht den ausgekoppelten Wärmeanteil bei gleichzeitiger Reduktion der benötigten Frischdampf-Menge. Damit einher geht die Verringerung des chemischen Sauerstoffbedarfs um jährlich 140 Tonnen in der biologischen Abwasserkläranlage“, so Mondi Frantschach-Geschäftsführer Gottfried Joham. Ein weiterer Vorteil der neuen Anlage sei eine noch effizientere Nutzung von Holz. „Das ist der wichtigste Rohstoff einer Zukunft, die auf erneuerbaren Materialien fußt“, so Joham. Im konkreten Fall wird der Anteil von Tallseife, die unter anderen bei der Herstellung von Lacken, Klebstoffen oder Folien verwendet werden kann, von derzeit 18 kg auf 35 kg per Tonne Zellstoff gesteigert werden.
Mit der Errichtung der neuen Eindampfanlage wurde bereits begonnen, die Inbetriebnahme ist für Herbst 2023 geplant. (red)
© Mondi