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WIE GEHT ES DIR HEUTE?

Morena Gulli, 20, und Daniel Hunziker, 30, arbeiten bei Maag Technic in Dübendorf. Die angehende Kauffrau und der Berufbildner und Vocational Education Specialist haben sich im

Januar virtuell zusammengesetzt und gefragt: Was hat sich im Corona-Jahr verändert? Ein

Gespräch über Zukunftssorgen, positive Überraschungen und Jobaussichten.

Morena Gulli

Hallo Morena!

Du, erinnere dich an den ersten Lockdown im April 2020: Was hat diese Situation rund um den Corona-Virus in dir

ausgelöst? Die unsichere Entwicklung hat mich belastet. Zum Glück wurden wir von den Lehrenden gut betreut. Sie konnten uns helfen zu verstehen, in welcher Situation wir sind und wie es weiter geht. Eher unerfreulich war, dass wir erst kurz vor den Abschlussprüfungen erfuhren, dass sie nicht stattfinden werden. Ansonsten habe ich mich nach zwei Monaten Homeoffice und Homeschooling an die neue Situation gewöhnt.

Wie hat sich dein Leben mit den Einschränkungen verän-

dert? Zu Beginn war ich schockiert. Ich konnte mich nicht mehr mit Freunden im Glattzentrum treffen und nicht mehr in der Stadt etwas trinken gehen. Oft wusste ich nicht, was mit meiner Zeit anzufangen. Da ich ein sehr geselliger Mensch bin, war ich oft niedergeschlagen und hatte Motivationsprobleme. Mit den Lockerungen im Sommer wurde es dann zum Glück viel besser.

Seither geht mit den Beschränkungen auf und ab. Was

vermisst du am meisten? In die Stadt zu gehen, ohne vor Menschen und zu viel Nähe Angst zu haben. Frei zu sein, sich mit vielen Freunden treffen und das Gegenüber nicht mehr als potenzielle Gefahr zu sehen.

Deine Lehre geht auch während der Corona-Krise weiter, wenn auch unter anderen Bedingungen. Was ist für dich

dabei die grösste Herausforderung? Das Homeschooling. Sprachen gehen noch, aber im Fach Wirtschaft fiel und fällt es mir sehr schwer. Im Betrieb war nach den Sommerferien ein Grossteil des Teams in Kurzarbeit. Wir Lernenden jedoch nicht. Das war eine anstrengende Zeit. Die Kollegen waren schwer zu erreichen und auch der Austausch an der Kaffeemaschine hat mir sehr gefehlt.

Hast du auch positive Erfahrungen gemacht oder etwas

Neues entdeckt? Ich bin viel spazieren gegangen, was ich davor nicht so gemacht habe. Auch mit meiner Familie habe ich viel mehr Zeit verbracht als sonst. Zudem mache ich nun mein Workout zuhause statt im Fitness ‒ ich hätte nie gedacht, dass das funktioniert. Tut es aber. Und zwar gut!

Was sind deine nächsten Ziele? Ich kann es nicht erwarten, bis wir wieder unser normales Leben zurück haben. Bis es soweit ist, will ich erst mal meine Abschlussprüfung bestehen ‒ und trotz Corona das Leben geniessen.

Hoi Daniel!

Sag, wie hat Corona dein Berufsleben verändert? Erstens arbeite ich viel mobiler ‒ wir führen ja dieses Gespräch auch gerade virtuell durch. Zweitens ist das Führen von Praxisbildnern und Lernenden ohne physische Begegnung um einiges anspruchsvoller. Der Bedarf an Information und Kommunikation ist stark gestiegen und nicht immer einfach zu bewältigen. Und drittens musste ich zu Beginn der Krise häufiger als bis anhin in kürzester Zeit wichtige Entscheide fassen, was mir teilweise schlaflose Nächte beschert hat. Das hat sich nun zum Glück etwas besser eingependelt.

War es schwierig, dein Leben an die Situation anzupassen?

Eigentlich bin ich recht flexibel und anpassungsfähig.

Doch ich fand es ehrlich gesagt ziemlich anspruchsvoll, mich auf diese neue Situation einzustellen. Auch fiel es mir schwer, die Fragen und Probleme der Lernenden am Wochenende «im Büro zu lassen». Mittlerweile geht das besser, wir alle haben uns ja etwas an die Situation gewöhnt. In Anbetracht der momentanen Entwicklung wünsche ich mir eine gewisse Gelassenheit Neuem gegenüber. Das könnte uns helfen, mit der Krise umzugehen.

Musstest du während des Lockdowns oder allgemein wegen Corona auf etwas Wichtiges im Leben verzichten?

Das Gefühl von Verzicht ist bei mir kleiner als die positiven Effekte: Ich habe wieder einmal selber Brot gebacken, Bücher gelesen, das Velofahren entdeckt und im Appenzellerland Ferien gemacht … Grossartig.

Wie war für dich als Berufsbildner die Umstellung,

als alle Lernenden von Zuhause arbeiteten? Ich fand die Umstellung sehr schwierig und anfangs etwas zäh. Das Homeoffice hat direkte Auswirkungen auf meinen Kontakt mit den Lernenden. Nun läuft alles digital über WhatsApp, Skype, Yammer etc. Das funktioniert, aber ein digitales «Wie geht es Dir?» hat nicht dieselbe Qualität wie eine direkte Begegnung. In Zukunft müssen wir uns wohl vermehrt Gedanken darüber machen, wie wir die virtuelle und reale Welt miteinander besser verbinden.

Was wünschst du dir fürs 2021? Die betriebliche Ausbildung bis im Sommer so gut wie möglich fortzuführen. Dass wir den digitalen Schub, den uns die Krise beschert hat, mitnehmen können und auch in die Umsetzung der KVReform 2022 einfliessen lassen. Und dass das QV stattfindet. Es ist für die Lernenden wichtig, diesen bewussten Schritt ins Berufsleben machen zu können.»

Aufgezeichnet von ANINA RETHER, Redaktorin WIR KAUFLEUTE.

AUFSTELLER NR. 3 VOGELGEZWITSCHER

Wohl denen, die auf dem Land leben: Morgens weckt sie der virtuose Gesang der Amsel, am Abend flötet die Nachtigall. Gratiskonzerte im coronakonformen Abstand — herrlich! Wer einen Stadtgarten besitzt, kann durch geschicktes Pflanzen die gefiederten Freunde ebenfalls anlocken: Unsere Vögel lieben einheimische Pflanzen. So bietet die Süsskirsche über 45 verschiedenen Vogelarten Nahrung, der gebietsfremde Kirschlorbeer hingegen nur drei! Das Merkblatt «Der vogelfreundliche Garten» der Vogelwarte Sempach gibt viele Tipps, um den Garten für Vögel attraktiv zu gestalten. vogelwarte.ch/garten  Für einen Instant-Glücksschub holen Sie sich ein Ohr voll auf vogelstimmen.info

Daniel Hunziker

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