
4 minute read
»Gradus ad Parnassum«
from Jean Rondeau
Johann Joseph Fux (1660–1741)
Harpeggio e Fuga
Harpeggio (3')
Joseph Haydn (1732–1809)
Sonate E-Dur Hob. XVI/31 (1776) (10')
Moderato
Allegretto Finale. Presto
Muzio Clementi (1752–1832)
Etude Nr. 45 c-moll (Gradus ad parnassum op. 44) (1817–26)
Introduzione: Andante malinconico – Fuga: Allegro moderato
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Präludium durch alle Dur-Tonarten op. 39/2 für Klavier oder Orgel (1789) (4')
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
Sonate C-Dur K 545 »Sonata facile« (1788) (13')
Allegro Andante Rondo. Allegretto
Rondo a-moll K 511 (1787) (10')
Andante
Fantasie d-moll K 385g (ca. 1786–87) (6')
Andante – Allegro Keine Pause
Zum Programm
»Gradus ad Parnassum« (›Die Stufen auf den Berg der Musen‹) ist der Titel der 1725 gedruckten, im 18. Jahrhundert weit verbreiteten Kompositionslehre des kaiserlichen Hofkapellmeisters Johann Joseph Fux, deren Hauptgewicht auf dem Kontrapunkt liegt. Diesen Titel hat sich Muzio Clementi etwa ein Jahrhundert später für seine Sammlung von 100 Klavieretüden geliehen, die in drei Teilen verschiedene technische Fertigkeiten trainiert und ebenfalls sehr beliebt und einflussreich war. Von beiden Komponisten sind heute Werke für Tasteninstrumente zu hören.
Der in einem steirischen Dorf geborene Johann Joseph Fux hat im Dienst von drei Kaisern ein umfangreiches Werk geschaffen, das Ludwig Ritter von Köchel ebenso wie das Mozarts in einem Katalog mit Nummern und Quellenangaben versehen hat. Neben Kirchen- und dramatischer Musik sind es auch Instrumentalwerke, davon aber nur eine kleine Anzahl von Tastenmusik. Harpeggio e Fuga sind eindeutig für Cembalo verfasst und in einer Kopie, die Köchel noch nicht bekannt war, aus der Zeit um 1730 in der Berliner Staatsbibliothek überliefert. Das Harpeggio besteht, wie der Name andeutet, aus mehreren Blöcken arpeggierter, modulierender Akkorde, die durch virtuoses Skalenlaufwerk verbunden sind. Die anschließende Fuge ist mit 24 Takten sehr kurz. (Herbert Seifert)
Die Sonate in E-Dur Hob. XVI/31 von Joseph Haydn ist eine von sechs vermischten Sonaten (Nr. 27–32), die 1776 zuerst privat in handschriftlichen Kopien veröffentlicht wurden, entstand aber wahrscheinlich zwei oder drei Jahre früher. Der erste Satz kontrastiert ein lyrisches Thema in dreistimmigem Kontrapunkt, das im weiterren Verlauf ausdrucksstark variiert wird, mit kaskadierenden Sextolen, die in der Durchführung zu einer gewaltigen Steigerung anwachsen. Am bemerkenswertesten ist der zweite Satz, ein neobarockes e-moll-Allegretto, das sowohl Anklänge an ein Choralvor- spiel als auch eine dreistimmige Invention hat. Wie in Nr. 33 folgt das Finale – ein verwegenes Thema mit Variationen und einer kontrastierenden e-moll-Episode – ohne Pause nahtlos. Haydn sollte sich zwei Jahrzehnte später im Mittelsatz des großen E-Dur-Klaviertrios Nr. 28 an dieses seltsam ergreifende Allegretto erinnern. (Richard Wigmore/ Renate Wendel © 2009)

Muzio Clementi, 1752 in Rom geboren, lebte seit 1766 in England, bis 1780 vor allem als Cembalist. 1780 trat er am französischen Hof auf und 1782 am kaiserlichen in Wien, in einem Wettspiel mit Mozart, der sich danach abwertend über ihn äußern sollte (»ein Ciarlattano wie alle Wälschen«, d.h. Italiener). Um die Jahrhundertwende erweiterte Clementi seine Aktivitäten auf Klavierbau und Musikverlag. Sein letztes Opus war eben »Gradus ad Parnassum or the Art of Playing on the Piano Forte«, gedruckt 1817–26, das außer technischen Übungen auch kontrapunktische Stücke wie Fugen und Kanons unter dem Einfluss von Bach enthält. Die Etude Nr. 45 in c-moll im 2. Band von 1819 besteht aus einer Introduzione im Tempo Andante Melanconico und einer Fuge, die schon 1780 gedruckt worden war und nun mit Verbesserungen erschien. Die »melancholische« Einleitung im vierstimmigen Satz im Stil Bachs ist durch einen durchgehenden synkopischen Rhythmus der Oberstimme gegen die gleichmäßig schreitenden Unterstimmen charakterisiert. In der ausgedehnten, ebenfalls vierstimmigen Fuge (Allegro moderato) setzt Clementi mehrere der barocken kontrapunktischen Kunststücke wie Umkehrung und Engführung der Stimmen ein.

Zwei Präludien durch die 12 Dur-Tonarten für Klavier oder Orgel op. 39 hat der junge Beethoven in Bonn komponiert, wahrscheinlich im Rahmen seiner Studien beim Hoforganisten Christian Gottlieb Neefe, den er schon 1782 vertreten durfte. Sie sind typische Erscheinungen des »harmonischen Labyrinths«, das, durch den sogenannten Quintenzirkel modulierend, vom Ausgangspunkt C-Dur aufwärts in Tonarten bis zu sechs Kreuz geht und abwärts von fünf Be wieder nach C-Dur zurückkehrt. Im kürzeren 2. Stück geht Beethoven vom anfänglich schreitenden Viertelrhythmus in hinkende Synkopen und dann in wieder gleichmäßige Akkorde über, bevor am Höhepunkt durchgehende Achtelnoten beleben und statt in C-Dur in einem Trugschluss auf As-Dur mit Fermate landen. Das Hauptmotiv wird schließlich in chromatischer Variante ins erwarte Ziel geführt.
Etwa zur gleichen Zeit, 1788, schrieb der ältere Mozart in Wien »eine kleine klavier-Sonate für anfänger« in C-Dur, die als Sonata facile K 545 in der Klavierpädagogik unverzichtbar geworden ist. Sie ist tatsächlich technisch viel anspruchsloser als sein gesamtes übriges Sonatenschaffen und auch formal klar überschaubar und
Wussten Sie, dass …
Georg Kreisler 1969 – zusammen mit Hans Weigel – eines seiner genialsten Lieder notengetreu auf den ersten Satz von Mozarts Sonata facile getextet hat? »Wo sind die Zeiten dahin« besingt mit erstaunlicher Sprachakrobatik die bequeme Nostalgie des Wienertums und platziert auf dem barocken, sogenannten »Arien-Triller« gegen Ende von Exposition bzw. Reprise mit genialer Ironie ein »[Nur nix Neichs! Blei’ma sche beim] O~~~~idn.« sehr knapp gehalten, fast als Schulbeispiel für den Aufbau einer Klaviersonate, die wie alle anderen Sonaten Mozarts dreisätzig ist. Sie weist ein Konzentrat von Mozarts Stil auf: Dreiklangsthemen, Skalenläufe und Akkorbrechungen, nicht aber die sonst in seiner reifen Zeit typische Kontrapunktik. Das Autograph ist verloren, doch in den frühen Druckausgaben (Wien 1805–09) gibt es keine dynamischen Angaben, sodass für die Ausführung auf dem Cembalo kein Hindernis besteht.
Kultur setzt immer wieder starke Akzente.
Aber nicht ohne unsere Unterstützung.
Kultur, Kunst, Bildung und soziales Engagement machen unsere Welt um vieles reicher. Die Zuwendung durch Unterstützer ermöglicht die Verwirklichung und Fortführung vieler gesellschaftlicher Anliegen und trägt zur Vielfalt des Lebens bei. Die Erhaltung gesellschaftlicher Werte hat bei uns eine lange Tradition – eine Tradition, die sich auch in der Förderung des Wiener Konzerthauses widerspiegelt. wst-versicherungsverein.at, wienerstaedtische.at
Im März 1787 vollendete Mozart sein Rondo in a-moll K 511 nach seiner Rückkehr aus Prag nach Wien. Es ist durch extreme Chromatik sowohl im immer mehr variierten Refrain als auch in den Couplets in F-Dur und A-Dur gekennzeichnet, was im Kontext dieses Andantes, das verklingend auch in Moll endet, den klagenden Grundton immer wieder bestätigt.
Mozarts Fantasie in d-moll K 385g ist wahrscheinlich 1782 entstanden; sie ist unvollständig überliefert, da sie in der Erstausgabe von 1804 auf einem Dominantton endet; zwei Jahre danach erschien eine durch eine kurze Kadenz anonym ergänzte Version. Seit kurzem gibt es weitere Vorschläge für ein befriedigenderes Ende. Der Gattung entsprechend besteht der originale Bestand aus mehreren kontrastierenden Abschnitten: auf eine Andante-Einleitung aus Akkordbrechungen auf- und abwärts folgt als Hauptteil das Adagio mit einem seufzenden Klagegesang des Soprans über Herzklopf-Begleitung, ein weiteres Thema beginnt mit chromatischem Abstieg der Unterstimmen, gefolgt von atemlos seufzender Oberstimme. Diese beiden Komplexe werden auf andere Stufen versetzt und von einem Presto-Lauf getrennt; ein weiterer leitet zur Reprise des ersten Themas über. Als letzten ausnotierten Abschnitt setzt Mozart ein in jeder Hinsicht kontrastierendes Allegretto in DDur mit zwei regelmäßigen Perioden ein, wieder einen schnellen Skalenlauf und eine Variante der ersten Periode, die im 11. Takt mit einem Dominantseptakkord und Fermate abreißt. (Herbert Seifert)