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BANKER

ZINSWENDE FÜR BANKER

Die Bankenwelt durchlebt derzeit einen Umbruch, steigende Zinsen sind Fluch und Segen zugleich. Für die Bosse ist das kein einfaches Umfeld. Das Motto lautet: Ruhe bewahren.

TEXT CHRISTOPH EISELE

RÜCKBLICK Q3

2021

Die Europäische Zentralbank dreht fleißig an der Zinsschraube und weckt damit das für lange Zeit in die Unrentabilität verbannte Zinsgeschäft aus dem künstlichen Tiefschlaf. Gleichzeitig drückt das abflauende Wirtschaftswachstum nachfrageseitig auf die Ertragslage der Banken. Der Zinsanstieg wird zum zweischneidigen Schwert, mit dem es richtig zu hantieren gilt. Als besonders geübt gilt der Sieger des Rankings Johann Strobl (Platz 1 / 76,47 Punkte). An der Spitze der Raiffeisen Bank International AG ist er seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine gefordert, einen kühlen Kopf zu bewahren. Die zweitgrößte Bank Österreichs ist als eines der wenigen westlichen Unternehmen nach wie vor in vollem Umfang in Russland aktiv. Ein Rückzug und damit das Abtreten des äußerst rentablen Geschäftsbereichs steht seit Monaten im Raum: „Eine Bank ist kein Würstelstand, den man über Nacht zusperren kann“, verkündet Strobl und weist darauf hin, dass alle strategischen Optionen bis hin zum kontrollierten Rückzug geprüft werden. Einen Rückzug der persönlichen Art gab es bereits zur Mitte des Jahres vom Zweitplatzierten, Bernd Spalt (Platz 2 / 66,32 Punkte), der sich nach drei Jahren an der Spitze der Erste Group Bank AG und 32 Jahren im Unternehmen endgültig verabschiedete. Zu groß seien die Meinungsverschiedenheiten mit dem Aufsichtsrat, heißt es. „Es ist die Geschwindigkeit und die Ausgestaltung der Transformation und langfristigen Ausrichtung, wo sich die Ansichten unterscheiden“, schreibt der 54-Jährige auf der Karriereplattform Linkedin. Seinen Chefposten bei der Erste Group Bank AG übergab er an Willibald Cernko (Platz 6 / 58,95), der inzwischen auch als Spartenobmann Banken und Versicherungen der Wirtschaftskammer das wichtigste Sprachrohr für die Interessen der Banken in Österreich eingenommen hat. „Neben Eigenkapitalvorschriften mit unerwünschten Nebenwirkungen sollten wir insbesondere über die neuen Regelungen bei der Vergabe von Immobilienkrediten sprechen. Das trifft vor allem Jungfamilien, da würden wir uns mehr Ausnahmen wünschen“, sagt Cernko gegenüber dem Börsianer. In dieselbe Kerbe schlägt auch der Bronze-Gewinner Heinrich Schaller (Platz 3 / 62,22 Punkte) von der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG. Er macht klar: „Es kommt immer auf die Schärfe der Maßnahmen an, ich glaube, dass die Aufsicht hier maßlos übertrieben hat. Es ist zu befürchten, dass der Bausektor, insbesondere im privaten Bereich, dadurch abgeschnitten wird. Das gehört schleunigst geändert.“ Schaller ist vom neunten auf den dritten Platz aufgerückt und zählt zu den Aufsteigern im Ranking. Erstmals unter den Top Ten findet man auch Bawag-Chef Anas Abuzaakuk (Platz 10 / 52,50 Punkte). Nachdem die Bawag Group AG auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2021 zurückblickt, freut sich der Manager über ein Gehalt von 10,5 Millionen Euro, was ihn zu einem der europaweit bestbezahlten Bankenchefs macht. Neu dabei: Seit Juni 2022 zieht Michael Höllerer (Platz 27 / 30,35 Punkte) als Generaldirektor bei der Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien AG die Fäden. n

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