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Lagebericht 2019

Geschäftsgrundlagen

Die Aufgabe der Westfleisch Finanz AG besteht unverändert in der Errichtung und Finanzierung von Betriebsgebäuden, technischen Anlagen und Maschinen für Schlacht- und Zerlegebetriebe, die ausschließlich an die Westfleisch SCE mbH verpachtet bzw. vermietet werden. Dafür erhält die Westfleisch Finanz AG eine kostenorientierte Pacht; diese bestimmt im Wesentlichen die Umsatzerlöse.

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Die Westfleisch Finanz AG ist unverändert Eigentümerin des Fleischcenters in Coesfeld, sowie eines Großteils des Fleischcenters in Lübbecke. Darüber hinaus hat die Westfleisch Finanz AG auf dem der Westfleisch SCE mbH gehörenden Betriebsgrundstück in Hamm bzw. Grundstücksteilen in Lübbecke Gebäude und technische Anlagen errichtet und an die Grundstückseigentümerin verpachtet. Mit Übergang von Nutzen und Lasten zum 01.12.2019 hat die Gesellschaft ein zusätzliches Grundstück von der Westfleisch SCE mbH in Coesfeld erworben. In Münster besitzt die Westfleisch Finanz AG ein Verwaltungsgebäude.

Am 8. Februar 2016 wurde das Fleischcenter in Paderborn durch einen Brand – bis auf wenige Bereiche – zerstört. Im Geschäftsjahr 2016 hat die Westfleisch Finanz AG als Reaktion hierauf durch den Erwerb des Schlachthofs in Gelsenkirchen ein weiteres Grundstück mit aufstehenden Gebäuden und technischen Anlagen und Maschinen erworben. Mit Übergang von Nutzen und Lasten zum 29.09.2019 wurde das Grundstück Paderborn sowie die nach dem Brand verbliebenden Gebäude veräußert.

Die Westfleisch SCE mbH ist an der Westfleisch Finanz AG beteiligt. Die Westfleisch Finanz AG hält ihrerseits Geschäftsanteile an der Westfleisch SCE mbH. Die Gesellschaft wird seit 2015 in den Konzernabschluss der Westfleisch SCE mbH einbezogen.

Das im Wesentlichen von Landwirten aus WestfalenLippe, der Westfleisch SCE mbH, Mitarbeitern der Westfleisch Gruppe und branchennahen Personen und Unternehmen gehaltene Grundkapital wird durch die Ausschüttung einer Dividende verzinst. Es werden Stammaktien als vinkulierte Namensaktien und Vorzugsaktien als stimmrechtslose Namensaktien ausgegeben. Die Kursbewertung der Aktien erfolgt durch einen aus Mitgliedern des Aufsichtsrats gebildeten Bewertungsausschuss. Diese Kursempfehlung haben die Aktionäre der Westfleisch Finanz AG in der Vergangenheit zur Grundlage ihrer Kauf- und Verkaufsentscheidungen gemacht. Der Bewertungsausschuss hat in seiner Sitzung am 16. Mai 2019 beschlossen, den Aktienkurs von 112 % beizubehalten.

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) war 2019 um 0,6 % höher als im Vorjahr. Damit setzte die deutsche Wirtschaft das Wachstum aus den beiden vorherigen Jahren fort (2018: +1,5 % und 2017: +2,5 %), jedoch mit geringerem Tempo. Eine längerfristige Betrachtung zeigt, dass das Wirtschaftswachstum im Jahr 2019 erstmals seit sechs Jahren unter dem Durchschnittswert der letzten zehn Jahre von +1,3 % liegt  1 .

Geschäftsverlauf

Die Umsatzerlöse der Westfleisch Finanz AG werden im Wesentlichen aus der Verpachtung bzw. Vermietung von Betriebsgebäuden, technischen Anlagen und Maschinen generiert.

Im Fleischcenter Coesfeld wurden durch die Westfleisch SCE mbH im Geschäftsjahr 2019 2.639.803 (Vj. 2.618.775) Schweine geschlachtet und zerlegt  2.

In den am 31. Dezember 1996 übernommenen Gebäuden des Fleischcenters Lübbecke wurden im Geschäftsjahr 2019 279.179 (Vj. 275.011) Rinder geschlachtet  2 .

Aufgrund von gestiegenen Pachtzinsen konnten die Umsatzerlöse im Geschäftsjahr leicht um T€ 114 auf T€ 10.872 erhöht werden. Weiterhin konnten im Geschäftsjahr Erträge aus der Verkauf des Grundstückes in Paderborn in Höhe von rund T€ 10.000 vereinnahmt werden. Trotz rückläufiger sonstiger betrieblicher Aufwendungen (T€ -789) verminderte sich der Jahresüberschuss insbesondere aufgrund geringerer sonstiger betrieblicher Erträge (T€ -1.271) sowie um T€ 464 gestiegener Abschreibungen im Geschäftsjahr von T€ 6.492 auf T€ 5.706.

1 Quelle: Bruttoinlandsprodukt für Deutschland 2019, Statistisches Bundesamt vom 15. Januar 2020 Quelle: Konzernstatistik per 12.2019 Westfleisch-Gruppe

Die im Vorjahr abgegebene Prognose eines rückläufigen, aber dennoch soliden Jahresüberschusses und die weitere Stärkung des Eigenkapitals sind entsprechend eingetreten. Die Geschäftsentwicklung ist aus Sicht des Vorstands damit wie erwartet verlaufen.

Qualitätsmanagement/Umwelt

Umweltschutz ist bei Westfleisch fest in den Unternehmenszielen verankert. Wir achten auf einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen.

Konzernweit haben wir uns das Ziel gesetzt, den produktionsbedingten Energieverbrauch und C02-Emissionen bestmöglich zu reduzieren. Die damit verbundenen Maßnahmen zielen auf energiesparende Produktion sowie hocheffiziente Strom und Wärmeversorgung ab.

Bei der Beschaffung von technischen Anlagen und Maschinen sowie Betriebs- und Geschäftsausstattung wird besonderen Wert auf Energieeffizienz und Qualität gesetzt. Insbesondere bei den technischen Anlagen und Maschinen wird von der Lebensmittelindustrie ein hoher Qualitätsstandard verlangt.

Investitionen

Bei Investitionen in das immaterielle Anlagevermögen in Höhe von T€ 0 (Vj: T€ 13) sowie Investitionen in das Sachanlagevermögen in Höhe von T€ 13.336 (Vj: T€ 9.769) ist das Anlagevermögen insgesamt bei Abschreibungen von T€ 11.073 (Vj: T€ 10.609) und Abgängen zu Restbuchwerte von T€ 1.480 (Vj: T€ 150) um T€ 783 gestiegen.

Es wurde im Wesentlichen in den Standort Coesfeld investiert.

In allen Betrieben wurden vorrangig Investitionen zur Steigerung der Produktivität und zur Kapazitätserweiterung bzw. Ersatzinvestitionen im Schlacht-, Zerlege-, Kühl- und Verpackungsbereich vorgenommen.

Die Investitionen für das Geschäftsjahr 2019 wurden aus dem Cashflow, hier insbesondere aus den Einnahmen aus dem Verkauf des Grundstückes Paderborn, den in den Vorjahren zugegangenen Versicherungserstattungen aus dem Brandschaden am Standort Paderborn sowie einem in 2015 umgesetzten Konsortialkredit finanziert.

Finanzierungsmaßnahmen

Die für das Geschäftsjahr 2020 geplanten und vom Aufsichtsrat in dessen Sitzung im Februar 2020 genehmigten Investitionen werden sowohl aus dem Cashflow der laufenden Geschäftstätigkeit, den in den Vorjahren zugegangenen Versicherungserstattungen, den Einnahmen aus dem Verkauf des Grundstückes Paderborn und durch liquide Mittel aus dem in 2015 umgesetzten neuen Konsortialkredit finanziert.

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

Die Bilanzsumme hat sich im Vergleich zum Vorjahr um T€ 5.470 auf T€ 157.416 erhöht.

Das Anlagevermögen zum 31. Dezember 2019 ist im Vergleich zum Vorjahr aufgrund von gestiegener Investitionen um T€ 783 auf T€ 113.243 gestiegen. Die Anlagenintensität beträgt somit 71,94 % (Vj. 74,01 %).

Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände sind aufgrund der erhöhter Inanspruchnahme von Betriebsmitteln durch die Westfleisch SCE mbH um T€ 5.029 auf T€ 42.327 gestiegen.

Die Verminderung der sonstigen Rückstellungen um T€ 179 auf T€ 236 beruht im Wesentlichen auf einen Rückgang von ausstehenden Eingangsrechnungen.

Stichtagsbedingt sind die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen um T€ 755 auf T€ 1.768 gesunken.

Die passiven latenten Steuern erhöhten sich zum Stichtag um T€ 2.750 auf T€ 14.297 im Wesentlichen aufgrund der Bildung einer steuerlichen Reinvestitionsrücklage (§6b EStG) aus dem Verkauf des Grundstückes in Paderborn.

Das gezeichnete Kapital von T€ 51.360 wurde im Wesentlichen von zum Geschäftskreis der Westfleisch SCE mbH gehörenden Mitgliedern aufgebracht; es leistet damit einen erheblichen Beitrag zur finanziellen Absicherung der Westfleisch Unternehmensgruppe.

Aus dem Jahresüberschuss des Geschäftsjahres in Höhe von T€ 5.706 werden T€ 2.853 in die anderen Gewinnrücklagen eingestellt. Der sich danach ergebene Bilanzgewinn von T€ 24.861 (Vj. T€ 24.165) liegt mit T€ 696 über dem Vorjahresniveau und erlaubt die Ausschüttung einer 4,2%-igen Dividende für Stamm- und Vorzugsaktien.

Die nach wie vor gute Eigenkapitalquote beträgt 57,5 % (Vj. 57,3 %) und erhöhte sich damit leicht um 0,2%-Punkte.

Die erteilten Investitionsaufträge in Höhe von im Vorjahr T€ 126 erhöhten sich zum Stichtag auf T€ 636.

Die Umsatzerlöse erhöhten sich aufgrund gestiegener Pachtzinsen leicht um T€ 114 auf T€ 10.872.

In den sonstigen betrieblichen Erträgen sind Erträge aus dem Verkauf des Grundstückes in Paderborn in Höhe von rund T€ 10.000 enthalten. Der Rückgang der sonstigen betrieblichen Erträge um T€ 1.271 auf T€ 10.007 ist im Wesentlichen auf den Wegfall von Versicherungsentschädigungen zurückzuführen.

Außerplanmäßige Abschreibungen auf den beizulegenden Wert wegen voraussichtlich dauernder Wertminderung wurden bei den Gegenständen des Sachanlagevermögens in Höhe von T€ 1.894 (Vj. T€ 1.536) vorgenommen.

Auch der Rückgang der sonstigen betrieblichen Aufwendungen um T€ 789 ist auf verminderte Versicherungsaufwendungen sowie verminderte Schadensersatzleistungen zurückzuführen.

Der Jahresüberschuss verminderte sich im Geschäftsjahr von T€ 6.492 auf T€ 5.706.

Lagebeurteilung durch den Vorstand und voraussichtliche Entwicklung

Die Westfleisch Finanz AG erzielt ihre Umsatzerlöse aus der Vermietung und Verpachtung ihres Sachanlagevermögens an die Westfleisch SCE mbH, deren Kapazitäten nach wie vor gut ausgelastet sind.

Die Kunden der Westfleisch SCE mbH verlangen qualitativ hochwertige Ware. Neben Neu- und Ersatzinvestitionen werden deshalb im Geschäftsjahr 2020 Modernisierungen der bestehenden Schlacht- und Zerlegeanlagen vorgenommen sowie Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung umgesetzt.

Jeweils nach Fertigstellung werden die Gebäude, technische Anlagen und Maschinen unverzüglich an die Westfleisch SCE mbH verpachtet. Den damit verbundenen Aufwendungen stehen durch die Verpachtung entsprechende Erträge gegenüber. Die durch den Brand in Paderborn entfallenden Pachterträge konnten in der Vergangenheit teilweise durch Versicherungserstattungen bzw. Erträge aus Anlagenabgängen (Verkauf Grundstück Paderborn in 2019) kompensiert werden. Da in 2020 keine weiteren Effekte (Versicherungserstattungen oder Erträge aus Anlagenabgängen) aus dem Brand Paderborn (2016) zu erwarten sind, ist für 2020 mit einem rückläufigen, aber dennoch soliden Jahresüberschuss zurechnen. Dauerhaft müssen die Pachterlöse durch entsprechende Investitionen in Schlacht- und Zerlegekapazitäten wieder erhöht werden. Zum Zeitpunkt der Aufstellung dieses Lageberichtes grassierte weltweit das sog. „Coronavirus“, dessen wirtschaftliche Auswirkungen auf die Konjunktur im Allgemeinen und die Lebensmittel- und Fleischwirtschaft im Besonderen kaum abschätzbar sind. Aufgrund der aktuellen Lage gehen wir davon aus, dass die aktuelle Prognose durch die von uns bereits eingeleiteten Maßnahmen unterstützt und gehalten werden kann. Aufgrund der zeitnah eingeleiteten, zahlreichen Maßnahmen besteht zum heutigen Zeitpunkt keine Notwendigkeit von vorrübergehenden Schließungen der verpachteten Fleischcenter.

Chancen und Risiken der voraussichtlichen Entwicklung

Zur Erkennung und Steuerung von Unternehmensrisiken hat der Vorstand Planungsrechnungen für die Investitionen und den Liquiditätsbedarf erstellt. Hierzu werden Rentabilitätsberechnungen für jedes vermietete Objekt ausgearbeitet. Die interne Revision wird durch die Westfleisch SCE mbH durchgeführt. Investitionen werden maßgeblich unter Mitwirkung des Mieters geplant und durchgeführt, sodass aus Sicht des Vorstands das Unternehmensrisiko eingeschränkt ist.

Aufgrund der ausschließlichen Geschäftsbeziehungen zum Konzernmutterunternehmen Westfleisch SCE mbH bestehen insbesondere Risiken aus dem Untergang von Forderungen. Das Risiko wird aus Sicht des Vorstandes als gering eingeschätzt.

Wie bereits im Prognosebericht angesprochen grassierte zum Zeitpunkt der Aufstellung dieses Lageberichts weltweit das sog. „Coronavirus“, dessen wirtschaftliche Auswirkungen auf die Konjunktur im Allgemeinen und die Lebensmittel- und Fleischwirtschaft im Besonderen kaum abschätzbar sind. Insbesondere die zeitnah eingeleiteten, zahlreichen Maßnahmen innerhalb der gesamten Westfleisch Gruppe in Bezug auf das Coronavirus, tragen einen wesentlichen Teil dazu bei, dass wir derzeit die hieraus erwachsenen Konsequenzen für noch beherrschbar erachten. Hierfür wurde eine Arbeitsgruppe gebildet welche sich täglich zu den neuesten Entwicklungen austauscht und entsprechende Gegenmaßnahmen hieraus ableitet. Folgende wesentliche Gegenmaßnahmen haben wir zum heutigen Zeitpunkt vorgenommen:

Einrichtung erhöhter Hygienevorschriften und neue Verhaltensregeln im persönlichen Umgang Einführung von flexiblen Arbeitsorten (u.a. Homeoffice, Telefon- und Videokonferenzen) Räumliche Trennung von Arbeitsgruppen Verbot von Dienstreisen in Risikoländer sowie Reduzierung von Standortbesuchen Erstellung von abteilungsindividuellen Notfallplänen

Insbesondere sehen wir für die Westfleisch Finanz AG aktuell kein gesteigertes Risiko darin, Betriebsschließungen vornehmen zu müssen und somit mittelbar keine Pacht- bzw. Liquiditätsausfälle zu erleiden.

Der Vorstand versichert, dass nach bestem Wissen im Lagebericht der Geschäftsverlauf einschließlich des Geschäftsergebnisses und die Lage der Westfleisch Finanz AG so dargestellt sind, dass ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermittelt wird, und die wesentlichen Chancen und Risiken beschrieben sind.

Schlusserklärung zum Bericht des Vorstands über Beziehungen zu verbundenen Unternehmen gemäß § 312 AktG

Die Westfleisch Finanz AG war im Geschäftsjahr 2019 ein von der Westfleisch SCE mbH, Münster, Deutschland, abhängiges Unternehmen i. S. d. § 312 AktG. Der Vorstand der Westfleisch Finanz AG hat deshalb gemäß § 312 Abs. 1 AktG einen Bericht des Vorstands über Beziehungen zu verbundenen Unternehmen aufgestellt, der die folgende Schlusserklärung enthält:

„Gemäß § 312 Abs. 3 AktG erklärt der Vorstand der Westfleisch Finanz AG, dass die Gesellschaft bei den im Bericht über die Beziehungen zu verbundenen Unternehmen aufgeführten Rechtsgeschäften und Maßnahmen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2019 nach den Umständen, die uns in dem Zeitpunkt bekannt waren, in dem die Rechtsgeschäfte vorgenommen oder Maßnahmen getroffen oder unterlassen wurden, bei jedem Rechtsgeschäft eine angemessene Gegenleistung erhalten hat. Dadurch, dass Maßnahmen getroffen oder unterlassen wurden, wurde die Gesellschaft nicht benachteiligt.“