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Blumen: Das Team von Stadtgrün

Thun schmückt sich für den Sommer

Die kalte Sophie ist vorbei. Zahlreiche Blumen zieren wieder die Thuner Innenstadt. In diesem Jahr dominieren in den knapp 300 Blumenkisten die Farben Gelb, Weiss, Grün und Silber. Das Team Stadtgrün denkt sich jedes Jahr ein anderes Farbkonzept aus. Ein Besuch in der Gärtnerei.

Vor ihrem Kopf türmt sich die Erde, hinter ihrem Rücken stehen die Pflanzen. Es sind Hunderte. Mit einer Abfallschaufel füllt Tamara Gerber Erde in die leere Blumenkiste auf dem Tisch. Danach greift sie in den Kessel neben sich und streut ein wenig Dünger hinein. Behutsam nimmt sie dann ein Pflänzchen hinter sich, schält es aus dem Plastiktöpfchen und setzt es ein. Am Schluss drückt sie die Erde fest. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Robin Mischler bepflanzt die Gärtnerin vom Team Stadtgrün die Blumenkisten mit Sommerflor. Gesprochen wird nicht viel, die beiden verstehen sich ohne Worte.

Jedes Jahr ein anderes Farbkonzept

«Weiss, Grün, Silber und Gelb – ein zartes Gelb. Das sind die Farben in diesem Jahr», sagt Tamara Gerber und schaut nur kurz hoch von ihrer Blumenkiste. Für die Pflanzen im öffentlichen Raum hat die Stadt Thun jeden Sommer ein anderes Farbkonzept. Gemeinsam mit Thomas Schneider, dem Leiter Produktion, ist Gerber verantwortlich für die Umsetzung des Konzepts, die Aus-

Sommerflor in Thun

Das Team Stadtgrün ist zuständig für den Blumenschmuck in der Stadt. Jeweils im Mai bepflanzen die Gärtner die Kisten mit Sommerflor. Nach der kalten Sophie werden die Kisten in der Stadt verteilt. Es sind:

165 Blumenkisten bei Mühle- und Scherzligschleuse 85 Kisten in der Oberen Hauptgasse 32 Kisten beim Rathaus 8 Kisten beim Strandbad 9 Kisten beim Haupteingang des Bahnhofs 50 Kisten an den Brücken und entlang des Quais 22 fix platzierte Pflanzentröge im Zentrum der Stadt

Gelbe Surfinien kommen in diesem Jahr in die Blumenkisten.

wahl der Pflanzen, die Bepflanzung der Blumenkisten und später für die Pflege der Blumen. Zarte Pastell-Farben seien im Trend, weiss Gerber. Sie selbst bevorzugt knallige Farben, auch wenn sie jeder Blume etwas abgewinnen kann.

Süsskartoffeln und Grossmutterpflanzen

Bei der diesjährigen Sommerkomposition der Blumenkisten hat sie sich unter anderem für gelbe Surfinien, weisse Fuchsia, Silberregen, Gundelreben, Ipomoea – eine Art Süsskartoffel – und Chlorophytum entschieden. Letztere kennt man primär als Zimmerpflanze. Mit ihren langen, spitzen Blättern in verschiedenen Grüntönen macht sie sich aber auch neben den Gartenblumen wunderbar. «Diese Grossmutterpflanze dazu zu nehmen, war ein etwas mutiger Entscheid», sagt Tamara Gerber und schmunzelt, «es mögen sie nicht alle.»

Ihre Lieblingsblume ist die Schmetterlingsorchidee. «Ich habe etwa 35 Stück in meinem Wohnzimmer», sagt Gerber. Auch bei ihrem Kollegen Robin Mischler grünt es daheim. Er mag Kakteen und Sukkulenten. Sie sind schön pflegeleicht.

Auch am Wochenende im Einsatz

Mittlerweile ist die erste Kiste fertig. Gerber hievt sie auf den Schubkarren neben sich. Etwa zwanzig bis dreissig Liter Erde befinden sich in jeder Kiste. «Zusammen mit den Pflanzen dürften sie schon fünf bis acht Kilogramm wiegen», schätzt Gerber. Knapp 300 Kisten sind jedes Jahr zu bepflanzen. Sie zieren von Ende Mai bis Oktober die Schleusen, die Obere Hauptgasse, das Rathaus,

Oben Jeder Handgriff sitzt – Tamara Gerber und Robin Mischler bepflanzen die Kisten. Unten Die Gärtnerin bringt die Blumen an einen geschützten Ort, wo sie angezogen werden, bevor man sie in der Stadt verteilt.

das Strandbad und den Haupteingang des Bahnhofs. Hinzu kommen weitere fixe Eternitkübel, die ebenfalls mit Sommerflor bestückt werden (siehe Infobox).

«Wir kriegen viele Rückmeldungen aus der Bevölkerung», sagt Gerber, «meist positive.» Vor allem wenn sie oder Robin Mischler in der Stadt unterwegs ist, um die Pflanzen zu giessen, wird regelmässig mit den Leuten gefachsimpelt. «Ein schöner Ausgleich, da man in der Regel allein unterwegs ist», sagt Mischler. An heissen Tagen rücken die Gärtner auch am Wochenende aus. Die sonnseitig angebrachten Kisten bei den Brücken und Schleusen müssen jeden Tag kontrolliert und gegossen werden.

Leider gibt es auch ab und zu Vandalenakte. «Brennpunkte sind das Thunfest und andere Anlässe, die viele Leute in die Altstadt locken», so Gerber. Da komme es schon vor, dass die Blumen geknickt oder ausgerissen werden. «Ein trauriger Anblick für uns Gärtner – und viel Arbeit», sagt Gerber und widmet sich der nächsten Blumenkiste.

Text Simone Tanner Bilder Hans Mischler

«Ein paar Tricks kann ich noch»

Am 17. Juni wird der Skatepark Steffisburg & Thun mit einem Fest offiziell eingeweiht. Ein spezieller Moment für den 31-jährigen Thuner Ramon Lehmann. Der Mitinitiant und Präsident des Vereins Skatepark hat das Projekt über die letzten 15 Jahre begleitet und als wichtige Schnittstelle zwischen Verwaltung und Skaterszene fungiert.

Ramon Lehmann, was bedeutet es Ihnen, nach 15 Jahren Arbeit jetzt im fertigen Skatepark zu stehen?

Ramon Lehmann: Auf der einen Seite ist es schön, dass der Verein Skatepark das geschafft hat. 15 Jahre dafür zu kämpfen und nicht aufzugeben, sind eine lange Zeit. Auf der anderen Seite glaube ich es noch gar nicht richtig. Die grosse Euphorie wird wohl erst am Einweihungsfest einkehren, wenn der Skatepark wirklich Realität wird.

Stimmt es, dass Sie selbst gar nicht skaten?

Als wir die Idee für den Skatepark hatten, war ich ein Skater. Mit der Zeit rückten jedoch die Realisierung des Parks und die damit verbundene Organisation in den Vordergrund. Zudem hat mir durch meine Selbständigkeit als Berufsfotograf auch die Zeit zum Skaten gefehlt. Doch jetzt habe ich mir ein neues Skateboard gekauft und war natürlich auch schon im Skatepark üben. Ein paar Tricks kann ich also noch (lacht).

Womit verbringen Sie denn sonst Ihre Freizeit?

Ich spiele noch Wasserball im Wasserballklub Thun. Das gibt mir den Ausgleich.

Einweihungsfest am 17. Juni

Das offizielle Einweihungsfest findet am Samstag, 17. Juni 2017, ab 12 Uhr beim Schulhaus Sonnenfeld und Skatepark Steffisburg & Thun statt. Ab diesem Zeitpunkt ist via Website des Skateparks www.sk8park.ch ebenfalls die Mitgliedschaft im Verein möglich. Interessierte können zudem für den Unterhalt des Skateparks spenden: AEK Bank 1826, 3602 Thun, CH80 0870 4045 6820 7610 9 Skatepark Steffisburg & Thun, Falkenstrasse 2a, 3604 Thun

Der 31-jährige Thuner Ramon Lehmann hat sich für die Skaterszene eingesetzt.

Was hat Sie denn dazu bewogen, sich für den Skatepark einzusetzen?

Nach der Schliessung des Rollorama im Selveareal gab es keinen Platz mehr für Skater. Wir haben deshalb Schulhausplätze, Kirchentreppen und Quais benutzt, um zu üben. Wir wurden aber oft weggejagt. So kam die Idee auf – wie im Tennis, Basketball oder Fussball –, einen eigenen Platz zu realisieren. Dieser sollte für alle zugänglich und gratis sein.

Es brauchte Geduld und viel Engagement von der Idee bis zur Verwirklichung. Welches war der schwierigste Moment in den letzten 15 Jahren?

Als der Verein erfahren hat, dass der Kanton für das Verkehrsprojekt Bypass Thun Nord den Platz für den geplanten Skatepark beansprucht. Zu diesem Zeitpunkt habe ich gedacht «jetzt ist fertig». Die Gemeinde Steffisburg hat sich dann beim Kanton stark für den regional wichtigen Skatepark und die jetzige Lösung eingesetzt.

Geschichte des Skateparks

Vor 15 Jahren hatten der Berufsfotograf und Skater Ramon Lehmann und ein paar Kollegen die Idee, einen öffentlichen Skatepark zu realisieren und lancierten eine Petition. Später gründeten sie den Verein Skatepark. Mit der (finanziellen) Unterstützung der Gemeinde Steffisburg, der Stadt Thun, der reformierten Kirchgemeinde Steffisburg sowie weiteren Sponsoren und Gönnern konnte das Vorhaben schliesslich umgesetzt werden. Seit April ist der Skatepark fertig und zugänglich. Für den Betrieb ist der Verein Skatepark zuständig.

Seit April ist der Skatepark Steffisburg & Thun fertig und für alle Rollsportarten (ausser für Fahrräder) gratis nutzbar.

Was hat Sie motiviert, nicht aufzugeben und immer weiterzumachen?

Zu Beginn hörte ich von vielen Seiten Sprüche wie «das geht eh nicht», «das ist viel zu teuer», «blöde Skater» und wurde ausgelacht. Mit der Realisierung des Skateparks wollte ich beweisen, dass es mit Beharrlichkeit und in vielen kleinen Schritten doch geht.

Für wen haben Sie und der Verein den Skatepark gebaut?

Der Skatepark ist öffentlich, gratis und für alle Rollsportarten nutzbar, ausser für normale Fahrräder. Es gibt Verhaltensregeln, an die sich die Nutzerinnen und Nutzer halten müssen, damit die Anlage nicht beschädigt wird.

Der Skatepark ist seit April in Betrieb. Wie verliefen die ersten Wochen?

Sehr gut. Es hat wahnsinnig viele Leute und der Skatepark wird von Skatern, Bladern, BMX- und Scooterfahrern rege genutzt.

Welche Reaktion hat Sie am meisten gefreut?

Dass die Öffentlichkeit den Platz wirklich nutzt und die verschiedenen Rollsportarten gut nebeneinander vorbeikommen.

Welche nächsten Ziele hat der Verein? Wird es spezielle Veranstaltungen im Skatepark geben?

Ein grosses Ziel ist es sicher, den Betrieb im Skatepark sicherzustellen und diesen instand zu halten. Dabei ist es wichtig, dass die Nutzerinnen und Nutzer Sorge tragen zum Park und die Verhaltensregeln beachten. Weiter will der Verein künftig Anlässe oder Contests im Park realisieren.

Text Franziska Kunz Bilder Ramon Lehmann und Marcel Rickli

Skateboarding in der Region Thun

Das Rollbrett – mehr als ein Spielzeug für Kinder und Jugendliche. Interview mit Reto Kestenholz, Thuner Stadtrat der Grünen und ehemaliger professioneller Snowboarder.

Reto, was macht deine Faszination fürs Skateboard aus?

Seit meiner Kindheit ist das Skateboard mein treuster Begleiter in der Freizeit und unterwegs. Kein anderes Fortbewegungsmittel/Sportgerät hat mich je so nachhaltig fasziniert wie Reto Kestenholz dieses Brett aus Holz mit zwei Achsen und vier Rollen – so simpel, erschwinglich und vielseitig einsetzbar! Deshalb engagiere ich mich auch seit längerem für die Förderung dieser kunstvollen Bewegungsform, geeignete Anlagen für deren Ausübung und Akzeptanz generell für dieses – in vielerlei Hinsicht – sinnvolle Hobby.

Wie kommt das Skateboard in deinem Alltag zum Einsatz?

Kaum trete ich jemals eine Reise ohne Rollbrett als perfekte Ergänzung zu Bus und Bahn an. Nur wenns nass ist draussen, lasse ich mein Deck zuhause und bevorzuge ein (Klapp-) Velo oder bewältige gewisse Wege zu Fuss – Wasser kann dem Material schaden, z.B. Kugellager rosten lassen. Ob zum Einkaufen zu Hause, sehr effizientem Vorwärtskommen im «Langsamverkehr» auswärts oder als kreatives, günstiges Hobby mit kleinstem ökologischen Fussabdruck; ein Skateboard ist weit mehr als ein Spielzeug.

Nutzt du immer noch aktiv die Skateparks in der Region?

Ja klar! Nachdem ich einen beträchtlichen Teil meiner Jugend im damaligen «Rollorama» – einem riesigen Indoor-Skatepark in ehe-

Reto ist unter anderem Skatecoach bei www.gorilla.ch – Gesundheitsförderung über Freestylesportarten an Schulen. Mit dem Verein Skatepark Steffisburg & Thun möchte Reto «Kennenlern-Angebote» für Schulklassen der Region schaffen www.sk8park.ch.

Reto Kestenholz im attraktiven Skatepark in Steffisburg – Backside Air.

maligen Selve-Hallen –, auf früheren Rampen des Robinson-Spielplatzes oder skatebaren Schulhausplätzen verbracht habe, bin ich auch heute noch wieder rollend in unserem neuen Betonpark (siehe Seite 18) oder im Bowl von Bern vor der Reitschule anzutreffen.

Hat sich der Einsatz für den Skatepark Thun & Steffisburg gelohnt?

Es ist schön zu sehen, wie die neue Anlage sofort zu einem Magnet für Familien und Individualisten geworden ist, wo man sich gegenseitig zu Bewegung anspornt. Ich bin den Leuten um Ramon Lehmann, allen (früheren) AktivistInnen, SpenderInnen und den verantwortlichen PolitikerInnen extrem dankbar und froh, dass wir das Projekt mit vereinten Kräften nun endlich umsetzen konnten – nach einer langen Durststrecke für Skater, die eben ohne einen Skatepark meist weniger aktiv sind. Und ohne solch wertvolle, fürs Skateboarding prädestinierte Treffpunkte wird natürlich auch kaum Nachwuchs generiert, was zur Zeit nun wieder ganz anders ausschaut!

Ich freue mich auf inspirierende Sessions; ein Hoch aufs Rollbrett und auf eine lebendige, in jeder Hinsicht gut durchmischte Szene, die selbst meine Generation noch jung und fit halten kann.

Veranstaltungen

20. Juni 1. Juli 27. Oktober

Mitgliederversammlung Uetendorf 30 Jahre Grünes Bündnis Bern Mitgliederversammlung Grüne Region Thun

Interview Grüne Region Thun Bilder Corinne Burri / Ramon Lehmann

www.region.gruene-thun.ch info@gruene-thun.ch

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