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Rheuma
Rheuma Eine Selbst(heilungs)erfahrung
Kann ich mein Rheuma loswerden? Ohne Medikamente? Nein, antwortete der Rheumatologe. Doch, sagte ich. Mein Rheumatologe war ein guter Verlierer. Aber dass ich meinen Heilungsverlauf mit seinen anderen Patienten teile, wollte er nicht. Meine Genesung sei eine individuelle Ausnahme. Inzwischen bin ich seit acht Jahren völlig beschwerdefrei – und freue mich, wenn andere Rheumapatienten von meiner Erfahrung profitieren können.
Es begann mit einem schmerzenden Knie. Das MRT zeigte eine kleine Entzündung. Ich versuchte Gymnastik, Massagen, warme Kissen, Heilbäder und am Ende eine hochdosierte Kortisonspritze direkt ins Knie. Das half nur kurz; der Schmerz kam wieder. Stärker, lästiger, vor allem morgens nach dem Aufstehen. Diesmal half die Spritze nicht mehr. Dann schmerzte auch das rechte Handgelenk. Gelenkschienen halfen nur mässig. Dann tat die Schulter weh, bald auch einzelne Finger. Erst ein befreundeter Naturheilpraktiker machte mich darauf aufmerksam, dass die Beschwerden systemisch sein müssen. «Vielleicht Rheuma», meinte er.
Rheuma? Ist was für alte Frauen! Ich verdrängte seine Vermutung.
Doch dann kam ich morgens kaum noch aus dem Bett, wusste nicht, wie mich anziehen, da jede Bewegung weh tat. Schmerzmittel halfen nicht. Warm Duschen war meine einzige Erleichterung. Es war, als hätte mich eine riesige Hand in die Mangel genommen. Der Schmerz isolierte mich. Ich hasste mitleidige Blicke und gute Ratschläge, und helfen konnte mir eh niemand. Ich war permanent müde, schwer, mutlos.
Zu den Belastungsschmerzen kamen punktuelle Attacken. Ohne Vorwarnung tat irgendein Punkt meines Körpers so weh wie heftigste Zahnschmerzen: zum Schreien! Es konnte in der Schulter, in der Wade, im Handteller sein und dauerte Stunden. Nichts half. Ich musste lernen, mental mit Schmerz umzugehen: einen geistigen Hebel zu finden, den ich dazwischenschieben konnte. So lernte ich, mich trotz Schmerz zu öffnen, mit Schmerz präsent zu sein. Es war eine geistige Kraftaneignung, die ich nicht missen möchte. Und wie selig war jedesmal der Moment, wo der Schmerz ging.
Betroffene kennen das. Eine befreundete langjährige Rheumatikerin hatte so gut gelernt, ihren Schmerz zu integrieren, dass sie unwissentlich ein Wochenende lang einen Bandscheiben-Vorfall «aushielt».
Schliesslich suchte ich einen Rheumatologen auf – die Diagnose war eindeutig: Der Ultraschall zeigte Entzündungen in zahlreichen Gelenken und die Blutuntersuchung einen hohen Rheumafaktor (das Vorhandensein von Antikörpern der Autoimmunreaktion). «Wie konnten Sie so lange den Schmerz aushalten?», fragte der Arzt. Ich brach in Tränen aus. Endlich jemand, der mich verstand!
Ich fragte nach natürlicher Heilung. «Bei ihrem Befund hilft keine Naturmedizin mehr. Sie werden um eine Rheumatherapie nicht herumkommen», war sich der Arzt sicher. «Damit müssen wir sofort beginnen, um überhaupt noch eine Chance zu haben.»
Ich informierte mich über die Nebenwirkungen der Rheumatherapie – und entschied mich dagegen. Ein sehr spezielles Jahr begann. Ich liess (fast) nichts unversucht: Chinesische Medizin und Akupunktur, Ernährungsumstellung, Ayurveda, Homöopathie, Einstellung des Säure-Basen-Haushaltes und endlich das Lauschen auf mein Inneres. Heute weiss ich: Rheuma hat mir den Weg zu meiner Selbstliebe und Lebensfreude gezeigt.
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Der TCM-Arzt las meinen Zungenbelag und meine Iris – und fand das Bild des Reisbauern: im trüben Wasser stehend, feststeckend, unbewegt. Ja, so fühlte ich mich! Er empfahl mir Bewegung – körperlich und geistig. Ich sei in einem zu starren Weltbild gefangen, meinte er, ich müsse neue geistige Wege beschreiten und mich auch körperlich bewegen. Doch genau das war unmöglich: Als ich den TCM-Arzt aufsuchte, taten die Fussgelenke bereits so weh, dass ich kaum gehen konnte. Nordic Walking entlastete zwar die Füsse, aber belastete die Handgelenke, die auch schmerzten. Jede Bewegung belastete ein anderes Gelenk und erzeugte neue Schmerzen.
Wochenlang liess ich mich akupunktieren. Der Akupunkteur fand es ein gutes Zeichen, dass die behandelten Stellen sich jeweils besserten, schien aber blind dafür, dass der Schmerz dann anderswo ausbrach. Ich beendete die Behandlung.
Ernährung
Fleisch, Milchprodukte, Weissmehl, Zucker, Kaffee, Alkohol, Rauchen – all das sind Risikofaktoren für Rheuma. Die meisten rheumatischen Erkrankungen lassen sich durch Ernährungsänderung lindern. Doch viele schmerzerfüllte Rheumatiker versuchen eher komplizierte Therapien, als auf eine Bratwurst zu verzichten. So ging es mir auch. Üppig zu essen, war mein Trost.
Doch mir kam ein Zufall zu Hilfe: Freunde probierten Rohkost und luden mich ein, mitzumachen. In einer temporären gemeinsamen Küche lernten wir die Zubereitung von Rohkostsuppe, -torte, -brot, -aufstrich. Wir sammelten Kräuter und pressten Smoothies. Ich stellte fest, dass auch Salat und Gemüse satt machen können, nahm wunderbar ab, fühlte mich leichter und gesünder. Ich ass ein halbes Jahr lang ausschliesslich Rohkost; danach auch wieder Suppe, Reis und gedünstetes Gemüse. Konsequent verzichtete ich auf die obgenannten Risikofaktoren. Aber das Rheuma blieb.
Homöopathie
Homöopathie gilt als Unterstützung für die Rheuma-Schmerzlinderung. Ein Homöopath sagte sogar, dass über 60 Prozent seiner Rheuma-Patienten völlig geheilt seien. Für mich war das beste bei der Homöopathin die ausführliche Anamnese: Ich erfuhr von ihr die Zusammenhänge persönlicher Verhaltensweisen und meiner Geschichte von Krankheit und Therapie. Sie sagte: «Symptome sind Hilferufe der Seele. Werden sie unterdrückt, tauchen sie in anderer, stärkerer Form wieder auf, bis wir sie nicht mehr unterdrücken können.»
Dieser Satz war wichtiger als all die Globuli, die ich verschrieben bekam: Meine Seele will über meine körperlichen Symptome zu mir sprechen – und ich hörte einfach nicht zu.

Nach innen schauen
Warum hatte ausgerechnet ich Rheuma – und meine Geschwister mit dem gleichen Erbgut nicht? Warum bewirkte ausgerechnet bei mir der gelegentliche Genuss von «bösen» Lebensmitteln eine so schwere Krankheit, wo doch andere sehr viel üppiger schlemmten? Was will meine Seele mir sagen?
Endlich stellte ich mir die richtigen Fragen. Ich lauschte nach innen – und fand wieder das Bild des Reisbauern: Ich steckte fest in meinem Leben. «Starrsinnig», «engstirnig», so beschreiben Psychosomatiker den Charakter des typischen Rheumapatienten. Seit wann glaubte ich, irgendetwas im Leben wäre wichtiger als Liebe, besonders die Liebe zu sich selbst? Wann war mein Selbstwertgefühl derart eingebrochen?
Tagebuch, Traumdeutung und substanzielle Gespräche brachten mich meiner seelischen Realität näher: Ich hatte Verluste in der Liebe erlitten, meine Wut heruntergeschluckt, war verzagt und mutlos geworden. Ich hatte aufgehört, mich am Leben zu freuen, mich für etwas einzusetzen, was ich liebe – und war in seelische Passivität geraten, während ich äusserlich wie ein Roboter funktionierte. Wäre ich meine Seele, riefe ich auch um Hilfe! Jetzt, endlich, hörte ich ihre Botschaft: «Tu was, wach auf, ergreife dein Leben wieder, erzeuge Liebe, folge der Freude!»
Ich gehorchte. Ich betrachtete manches vernachlässigte Stück meines Selbsts und übte Gnade und Selbstliebe – bis sich mein Selbst, mein Innerstes wieder öffnete. Das Leben kehrte zu mir zurück wie die Sonne nach einem trüben Tag.
In dieser Zeit war ich zu einer schamanischen Schwitzhütte eingeladen, einem Heilritual. Im Dunkeln, dicht an dicht zu anderen Körpern sitzend, dem Zischen des Wassers auf den heissen Steinen und den Gesängen einer fremden Sprache lauschend, liess ich die letzten bösen Geister los, die mich besetzten – Stress, Leistungsdruck, Selbststrafe durch Einsamkeit. Ich hatte das Gefühl, in einer übergrossen Gebärmutter meiner zweiten Geburt entgegenzugehen. Als ich aus der Schwitzhütte kroch und dann am Feuer stand, bebend vor Lebendigkeit, war ich sicher, ganz geheilt zu werden.
Säure-Basenhaushalt
Fast ein Jahr lang hatte ich vor diesem Heilritual alles ausprobiert, was Hilfe versprach. Endlich fühlte ich mich gesund, leicht, lebensfroh. Der Schmerz war zwar noch da, aber er hatte keinen Zugriff mehr auf mein Innerstes, auf mein Selbst. Nun wartete ich geduldig und voller Optimismus auf ein letztes Puzzlestück für meine Heilung – und es kam.
Schon seit Monaten hatte ich auf alles verzichtet, das den Körper übersäuert – auf Zucker, Mehl, Fleisch; auch Wut habe ich nicht mehr heruntergeschluckt. Ich nahm basische Bäder,

Rheuma
Rheuma ist ein Sammelbegriff verschiedener, meist entzündlicher und chronischer Krankheiten, die vor allem den Stütz- und Bewegungsapparat des Körpers befallen, aber auch auf innere Organe übergehen können. Die häufigste rheumatische Erkrankung ist rheumatische Polyarthritis oder rheumatoide Arthritis (RA): eine schubförmig verlaufende, chronische, schmerzhafte Entzündung vor allem von Gelenken im ganzen Körper, die letztlich Knochen, Bindegewebe und Knorpel zerstört. Rheumatoide Arthritis gilt als Autoimmunerkrankung: das Immunsystem greift das eigene Gewebe an. Mögliche Ursachen sind Vererbung, Rauchen, Übergewicht und Infektionen, aber auch Essgewohnheiten und psychische Ursachen. Rheumatoide Arthritis gilt als nicht heilbar; es kann aber eine Remission erreicht werden: Die Krankheit kommt zur Ruhe.
Weitere Informationen:
www.rheuma-schweiz.ch www.rheumaliga.ch
um die Säure auszuleiten. Um den pH-Wert weiter zu senken, nahm ich schliesslich ein Säure-Basen-BalancePräparat auf Mineralbasis, das in jeder Drogerie für ein paar Franken zu haben ist. Darauf schien mein Körper gewartet zu haben: Eine Woche später waren die Schmerzattacken weg. Und blieben verschwunden. Der Ultraschall fand keine Entzündungen mehr. Ein einziges Mal – nach einem Urlaub, als ich der Lust auf Fleisch gefolgt bin – hatte ich noch eine Schmerznacht. Es war wie eine Erinnerung: bleibe achtsam. Bleibe bei dir. Was mich geheilt hat? Alles zusammen, glaube ich. Die grosse Wende kam, als ich endlich auf meine Seele hörte und aktiv wurde, der Schwere trotzte und mein Schicksal in die Hand nahm. Ja, Rheuma hat mir geholfen, meine unbewusst pessimistische und leidende Einstellung zu ändern und voll ins Leben zu treten! Als Tipp für alle Betroffenen kann ich nur sagen: Werdet aktiv für eure Heilung! Erobert euer Leben zurück. Gebt nicht auf. Heilung ist möglich!