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Kolumne

Was ist wahres Glück? Einige Gedanken zu einem Thema, welches uns alle betrifft.

Christa Bigler Meiringen

Jeder versteht beim Wort Glück etwas anderes. Wie ist es mit Ihnen? Heute beim Aufwachen wusste ich, dass ich darüber schreiben werde, über das Glück. Ich habe bei Wikipedia nachgeschaut: Glück kann vieles bedeuten. Für mich ist es ein Moment des inneren Friedens. Ich liebe es zu kochen. Wenn ich ein Gericht in einer Zeitschrift sehe, das mich anspricht, kann ich es schon schmecken, es riechen, kann mir bereits vorstellen, was dazu passt, was ich eventuell daran abändern werde.

Oder wenn Sie ein Tierbaby im Arm halten, flauschig, süss, ist das nicht auch Glück? Ein Kleinkind, das Sie anlächelt, ohne Zähne, sabbert; jedes Gesicht wird sich zu einem Lächeln verziehen – man kann gar nicht anders.

Wenn Sie im Herbst spazieren gehen, ein Lichtstrahl durch die Bäume schimmert, ein Spinnennetz mit Tau beleuchtet: Es ist wunderschön. Im Winter, im knirschenden Schnee, warm eingepackt, eine Stunde spazieren. Vielleicht bei strahlendem Sonnenschein und klirrender Kälte eine Schneeballschlacht. Sie bleiben stehen und bewundern die Natur, fühlen sich gut, geniessen es; auch das ist Glück.

Wir waren in einem wunderschönen Restaurant zu einem Gourmetmenu, als bei einem Zwischengang der Chef des Hauses zu jedem Tisch kam und jeder Frau für ein paar Minuten einen Goldbarren in die Hand drückte. Ich wollte es zuerst nicht glauben, der konnte ja nicht echt sein, fünfhundert Gramm Gold ... Wahnsinn. Ich war hin und weg. Aber kann das echtes Glück sein: Reichtum? Ich glaube nicht. Denn da ist der Neid nicht weit weg. Man will immer mehr. Der Nachbar hat ein noch grösseres Haus, Auto usw. Wahrscheinlich ist die Grenze fliessend von Glück zu Neid. Was nützt viel Geld, wenn man krank ist – man kann Glück nicht mit Geld kaufen.

Wir sind hierzulande privilegiert, wir können uns praktisch alles leisten. Und doch sind viele Menschen unglücklich. Sie haben den Sinn des Lebens aus den Augen verloren. Sie

«Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.»

können sich nicht an den vielen kleinen Dingen des täglichen Lebens erfreuen. Sie wollen immer mehr, sind neidisch. Können nicht den Duft einer Tasse Kaffee, den Geruch eines Feuers im Cheminée, das warme Licht von Kerzen im Winter geniessen.

Rufen Sie mal wieder Ihre Freunde an, schauen Sie Ihren Lieblingsfilm, bei dem Sie jedes Mal vor Rührung weinen müssen. Sitzen mit Ihrer Familie am Tisch bei einem zusammen gekochten Abendessen. Oder nehmen Sie ein Buch, das Sie schon lange lesen wollten, ein schönes Glas Wein und kuscheln sich in den gemütlichen Sessel ans Feuer. Das ist Glück.

Manchmal verliert man diese Sachen aus den Augen. Dann ist es gut, wenn man Freunde hat, die einen daran erinnern, was wichtig ist. Nicht grosse Dinge machen uns glücklich – es sind die kleinen Gesten, die kurzen Momente im Leben, welche das Leben lebenswert machen. Wir müssen nur in die glücklichen Augen von Kindern sehen, die am Spielen sind und die ganze Welt um sich herum vergessen. Das ist Glück.

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