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«The Future is You»:

Ausblicke in die Zukunft der Anästhesiepflege

Bericht über das 6. Neujahrssymposium Anästhesiepflege am 14. Januar 2023 im Universitätsspital Zürich

Benjamin Albiez

Wie sieht das Spital von morgen aus? Welche Anästhesieverfahren schonen die Umwelt? Und wie kann innovative Technologie die Einschätzung des Patient:innenzustands sicherer machen? Globale Trends in der Anästhesiepflege standen im Fokus des Symposiums.

Die Umwelt schonen und nachhaltig ökologisch handeln – auch Spitäler können hierzu einen Beitrag leisten. Das Projekt «Green Hospital» zielt darauf ab, die Ökobilanz der Spitäler zu ermitteln und Spitalprozesse umweltschonender zu gestalten. Regula Keller (Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, ZHAW) stellte das Projekt vor und machte deutlich: Auch die Anästhesie kann unweltfreundlicher werden. Inhalative Anästhetika gelten als Treibhausgase. Umso wichtiger ist es, klimaschädliche Gase zurückhaltend einzusetzen. Laut Studien haben Desfluran und Distickstoffmonoxid (Lachgas) eine starke Klimawirkung. Sie tragen zur globalen Erwärmung bei. Sevofluran hingegen ist das schwächste Treibhausgas pro Gasmenge und pro Anwendung. Die geringste Klimabilanz haben SauerstoffLuft-Mischungen als Trägergase. Umweltschonende Anästhesie wird in Zukunft mehr Aufmerksamkeit erfordern. Den Zustand der Patientin, des Patienten anhand von Monitordaten zu erfassen –das war bisher mit hohem kognitiven Aufwand verbunden. Fachpersonen müssen verschiedene Kurven- und Zahlenwerte zuerst in ein «mentales Modell» integrieren. Das könnte sich in naher Zukunft ändern: Die «Visual Patient»-Technologie zeigt ein bewegtes Abbild des monitorisierten Patienten, der monitorisierten Patientin. Vitalwerte werden als Farben, Formen und rhythmische Bewegungen visualisiert. Die Grafikfigur auf dem Monitor pulsiert beispielsweise langsam, regelmässig oder schnell – je nach Pulsfrequenz. Dadurch ist der Patient:innenstatus auf einen Blick erfassbar. Das ist eine ideale Voraussetzung, um die Dringlichkeit einer Situation sofort zu erfassen. Dr. David Tscholl (Institut für Anästhesiologie, USZ) hat «Visual Patient» entwickelt. Er berichtete über vielversprechende Studien zu dieser Technologie. Sie ist intuitiv verständlich und anwenderfreundlich. Auf ähnlichen Prinzipien beruht «Visual Clot» – das animierte 3D-Modell eines Blutgerinnsels. «Visual Clot» zeigt auf, ob bestimmte Gerinnungskomponenten vorhanden sind – mit dem Ziel, therapeutische Entscheidungen im Gerinnungsmanagement zu erleichtern. Für Monitoring gilt also in Zukunft: Ein Bild zeigt mehr als tausend Zahlen!

Im «Spital von morgen» könnte «Home Treatment» eine zentrale Rolle spielen: Das Spital «kommt» zur Patientin, zum Patienten nach Hause. Darin sah Dr. Joël Luc Cachelin (Wissensfabrik, Zürich) einen der wichtigsten Trends für die Zukunft. Er regte dazu an, die Gesundheit des Menschen in einem grösseren Kontext zu verstehen. «Planetary Health» erfordert, Gesundheit neu zu denken: Wie geht es Pflanzen, Tieren und der Umwelt? Das gesamte Ökosystem muss «ge- sund» sein, damit der Mensch (über)leben kann. Umso wichtiger ist es, ein «planetares Gesundheitskonzept» zu fördern. Die Komplexität globaler Probleme erfordert ein neues «Mindset». Traditionelle Denk- und Handlungsmuster passen oft nicht mehr, um aktuellen Anforderungen gerecht zu werden. Laut Joël Luc Cachelin ist «Exnovation» gefragt – eine Art «Trennungskompetenz»: Was sollten wir hinter uns lassen, weil es offensichtlich dem Planeten schadet? «Exnovation» erfordert Weitblick und den Mut, «Neues» loszulassen, wenn es langfristig nicht nachhaltig ist.

Weitblick ist auch gefragt, wenn es um die Zukunft der Anästhesiepflege als Beruf geht. Tilmann Müller-Wolff (Deutschland), Bernhard Rafner (Österreich), Guy Souttre (Frankreich), Else Ringvold (Norwegen) und Michèle Giroud (Schweiz) zeigten die Ausbildungswege in ihren jeweiligen Ländern auf. Gerade mit Blick auf den globalen Fachkräftemangel besteht Handlungsbedarf: Es ist zukunftswichtig, die Attraktivität des Berufsprofils für die junge Generation deutlich zu machen –im Sinne des Mottos «The Future is You».

Kontakt:

Benjamin Albiez

MScN, Pflegeexperte Institut für Anästhesiologie, Universitätsspital Zürich benjamin.albiez@siga-fsia.ch

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