3 minute read

Recht & Politik

DI Johann Stinglmayr Koordinator Ausschuss Recht & Politik

Weiterentwicklung AMA-Gütesiegel- Schweinefleisch

Advertisement

Mitte Juli wurde im AMA-Fachgremium ein Richtungsbeschluss zur Weiterentwicklung des AMA-Gütesiegels im Schweinebereich gefasst. Der VÖS und die Erzeugergemeinschaften bekennen sich dazu und waren in die Weiterentwicklung eingebunden. In Absprache mit der Politik soll damit eine Veränderung der gesetzlichen Mindeststandards in der Schweinehaltung vermieden werden. Der VÖS hat im Rahmen dieses Beschlusses klargestellt, dass diese Weiterentwicklung nur gelingt, wenn sich die Abnehmerseite zu einer weiteren Abnahme von Gütesiegel-Schweinefleisch und zur Auszahlung fairer Aufschläge bekennt.

Ein wesentlicher Teil der Weiterentwicklung im AMA-Gütesiegel betrifft die schrittweise Anpassung und Verbesserung der Haltung von Ferkeln und Mastschweinen hin zu mehr Tierwohl. Das Platzangebot, die Bodengestaltung, das Beschäftigungsmaterial und die Kühlmöglichkeit spielen dabei eine wesentliche Rolle. Mit dem Ziel einer ganzheitlichen Qualitätssicherung wurde auch die schrittweise Einbindung der Ferkelstufe vereinbart.

Zuletzt haben verschiedene Berichterstattungen über die Weiterentwicklung der AMA-Gütesiegelrichtlinie in Richtung mehr Tierwohl Verunsicherung unter den Schweinebauern ausgelöst. In vielen Zeitungen wurde die Weiterentwicklung ausschließlich auf ein zukünftiges Vollspaltenverbot reduziert. Das ist in dieser Form weder korrekt noch wird man mit dieser reißerischen Headline der komplexen Weiterentwicklungsmaßnahmen gerecht.

Deshalb werden im Folgenden einige grundlegende Fakten dieser Weiterentwicklung des AMA-Gütesiegels aufgezeigt, ohne damit ins Detail zu gehen.

Differenzierung

Das AMA-Gütesiegel „Schweinehaltung“ weist zukünftig eine 3-stufige Struktur auf:

• Basis • Mehr Tierwohl – Haltungsnote 2 • Mehr Tierwohl – Haltungsnote 1

Die Module „Mehr Tierwohl“ bauen auf den Grundanforderungen der Basisstufe auf, haben jedoch zusätzliche Vorgaben:

Mehr Tierwohl – Haltungsnote 2

Diese Stufe entspricht in den Anforderungen der bisher schon bekannten Maßnahme „ÖPUL Stallhaltung“ (60 % mehr Platz, eingestreute Liegefläche, Stroh/Heu als Beschäftigungsmaterial)

Mehr Tierwohl – Haltungsnote 1

Diese nächst höhere Stufe hat neben der Anforderung eines doppelt so hohen Platzangebotes je Tier die Auflagen: Auslauf, eingestreute Liegefläche, Kastration unter Narkose, Kupierverzicht und den Einsatz von Euro-Soja in der Fütterung.

Damit haben zukünftig nicht nur die Schweinehalter eine Wahlmöglichkeit, sondern auch die Schlacht- und Verarbeitungsseite, der Handel und vor allem die Konsumenten. Je nachdem, wie die der Landwirtschaft nachfolgende Kette bereit ist, den Schweinebauern die jeweils in den Stufen anfallenden Mehrkosten abzugelten, wird sich auch die Teilnahmebereitschaft der Bäuerinnen und Bauern in den drei Stufen entwickeln.

AMA-Gütesiegel-Basis

Auch in der Basisstufe findet in den nächsten Jahren eine kontinuierliche Weiterentwicklung zu mehr Tierwohl statt:

Platzangebot

So wird das Platzangebot je Mastschwein für alle Gütesiegelbetriebe bereits ab 2022 um 10 % erhöht. Ab 2025 sollen es dann 15 % und ab 2033 20 % mehr Platz sein.

Bodengestaltung

Für Neubauten von Ferkelaufzucht- und Maststallungen in Gütesiegelbetrieben, ist ab 2022 die herkömmliche Form des Vollspaltenbodens nicht mehr erlaubt, sondern es gelten die Richtlinien des Neuen Förderstandards:

• Der Liegebereich im Ausmaß von mind. 1/3 der Buchtenfläche darf nur mehr einen Perforationsanteil von max. 10 % aufweisen (Öko-Bodenelemente erfüllen diese Anforderung).

• Die Buchtenfläche je Gruppe beträgt mindestens 10 m² bei Aufzuchtferkeln und mindestens 20 m² bei Mastschweinen.

• In der Ferkelaufzucht können im Liegebereich weiterhin Kunststoffböden mit einem höheren Perforationsanteil verwendet werden.

Kühlung

Für Neubauten von geschlossenen Warmstallungen zur Haltung von Aufzuchtferkeln und Mastschweinen ist ab 2022 eine Kühlmöglichkeit vorzusehen.

Beschäftigungsmaterial

Ab 2022 müssen den Tieren in der Ferkelaufzucht und Schweinemast mindestens zwei verschiedene Beschäftigungsmaterialien angeboten werden, wobei eines davon organisch sein muss.

Tiergesundheit und Fütterung

Neben der verpflichtenden Durchführung des Tiergesundheitsdienstes ist zukünftig auch die Teilnahme am Antibiotikamonitoring der AGES verpflichtend sowie die Durchführung einer stickstoffreduzierten Fütterung vorgeschrieben.

Eingliederung der Ferkelstufe

Die Einbindung der Ferkelstufe erfolgt mit dem Ziel einer ganzheitlichen Qualitätssicherung und soll in Schritten bis spätestens 1.1.2027 umgesetzt werden.

Ab 2022:

In AMA-Gütesiegelbetrieben mit Zucht und Mast wird die Ferkelstufe bereits ab 2022 in die Kontrollmaßnahmen miteingeschlossen.

Ab 2023:

Beginn der freiwilligen Teilnahme der spezialisierten Ferkelerzeuger beim AMA-Gütesiegel aber ohne die Verpflichtung für spezialisierte AMA-Gütesiegel-Schweinemäster Ferkel aus AMA-Gütesiegel-Sauenbetrieben beziehen zu müssen.

Bis 2027:

Eingliederung der spezialisierten Ferkelerzeugerstufe mit der Verpflichtung für spezialisierte AMA-Gütesiegel-Schweinemäster Ferkel aus AMA-Gütesiegel-Sauenbetrieben beziehen zu müssen.

Im Zuge dieser Umsetzungsschritte ist die Aufrechterhaltung des Mengenflusses in der Vermittlungstätigkeit zwischen spezialisierten Ferkelerzeugern und Schweinemästern unabdingbar. Dies ist nur mit tatsächlichen Mengengerüsten aus der jeweiligen Entwicklung des Ferkelbezugs für Gütesiegel-Mäster aus Gütesiegel-Ferkelerzeugerbetrieben zu gewährleisten.

Insbesondere kann der verpflichtende Ferkelbezug für AMA-Gütesiegel-Mastbetriebe aus AMA-Gütesiegel-Ferkelerzeugerbetrieben erst dann erfolgen, wenn solche Ferkel in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.

Eine freiwillige Teilnahme der spezialisierten Sauenhalter wird nur dann stattfinden, wenn dementsprechende finanzielle Anreize garantiert sind. Da diese Honorierung aus heutiger Sicht nicht über die Produktionskette selber gewährleistet scheint, müssen die Anreize über Förderprogramme erfolgen.

Der Vorschlag des VÖS zu einer Differenzierung und Weiterentwicklung des AMA-Güte-

siegels. Quelle: VÖS

This article is from: