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Schweinezucht
from VÖS-Magazin 1/2020
by VÖS Online
Dr. Christina Pfeiff er Zuchtleitung PIG Austria Foto: Fraukoeppl
Schweinezucht im Spannungsfeld
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Die Schweinehaltung ist nicht nur in Österreich, sondern in der ganzen EU durch einen Rückgang der Bestände bei gleichzeitig steigender Produktivität gekennzeichnet. Künftige Ausrichtungen der Schweineproduktion sind stark beeinfl usst von gesellschaftlichen, politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen. Gefordert wird eine effi ziente, tiergerechte und umweltschonende Schweineproduktion. Dabei gilt es eine wettbewerbsfähige Produktion zu erhalten und andererseits ressourcenschonend zu wirtschaften.
Abseits von Haltungs- und Fütterungsaspekten leistet auch die Zuchtarbeit einen wichtigen Beitrag für die zukünftigen, teils widersprüchlichen Herausforderungen der Schweineproduktion.
Rasante Entwicklung der Schweinezucht
Bereits im Zuge der Domestikation passte der Mensch die Wildtiere seinen Bedürfnissen an und somit entstanden unsere Nutz- und Haustiere. Neue Erkenntnisse zeigen, dass das Hausschwein vor ca. 10.500 Jahren aus dem vorderasiatischen Wildschwein domestiziert wurde und vor rund 8.500 Jahren nach Europa kam. In den ersten 2.500 Jahren der Schweinezucht spielte menschliche Selektion für die Entwicklung moderner europäischer Hausschweine kaum eine Rolle. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden in Europa schließlich die ersten Zuchtprogramme eingeführt. Die erste Schweineprüfanstalt Europas wurde 1907 in Dänemark errichtet. Um 1927 wurden in Österreich das erste Zuchtbuch und die ersten Leistungsprüfungen eingeführt. Seit Einführung der BLUP Zuchtwertschätzung in Österreich im Jahr 2000 für die Mast- und Schlachtleistung sowie im Jahr 2002 für die Fruchtbarkeitsmerkma
Modernste Technologien verarbeiten die Information aus dem Erbgut Seit 2016 stehen auch in Österreich genomische Zuchtwerte zur Verfügung. Bei dieser ausgereiften molekulargenetischen Methode kann direkt nach der Geburt eines potentiellen Zuchttieres eine Gewebeprobe entnommen und die Information aus dem Erbgut (DNA) genutzt werden, um einen genomischen Zuchtwert zu schätzen. Dabei fl ießen, wenn vorhanden, alle anderen Verwandteninformationen des genotypisierten Schweines ein. Der Vorteil besteht darin, dass bereits genomische Zuchtwerte für Jungtiere vorhanden sind, für die noch keine Eigen- bzw. Nachkommenleistung vorliegt.
Das kann vor allem bei der Jungeber- und Sauenselektion dienlich sein, da das beste Schwein mit Hilfe dieser Information aus einer genotypisierten Gruppe selektiert werden kann. Der genomische Zuchtwert ist außerdem sicherer als der konventionelle

Zuchtwert, der nur aus der herkömmlichen Verwandtschaftsinformation vorgeschätzt wird. In weiterer Folge ist eine genaue und umfangreiche Leistungsprüfung dieser genotypisierten Schweine und ihrer Nachkommen notwendig, um die genomische Information mit den tatsächlichen Leistungen in Verbindung zu bringen. Die Anwendung der genomischen Selektion kann das Generationsintervall verkürzen und somit den Zuchtfortschritt erhöhen. Im österreichischen Zuchtprogramm werden alle Besamungseber, deren Mütter sowie züchterisch interessante Sauen genotypisiert.
Eine weitere molekularbiologische Technologie, die die Tier- und Pfl anzenzucht derzeit beschäftig, ist das sogenannte Genome-Editing. Sehr vereinfacht dargestellt wird dabei die DNA punktgenau mit einer Gen-Schere geschnitten und anschließend eine gewünschte Gen-Sequenz eingefügt, um somit die DNA gezielt zu verändern. Dafür wird nur DNA derselben Spezies verwendet. Ein Beispiel für eine solche Genschere ist CRISPR/Cas. Diese Technologie birgt Chancen aber auch Risiken und wird europaweit noch immer kontrovers diskutiert. Derzeit spielt Genome-Editing für die praktische Schweinezucht in Österreich keine Rolle.
Die gezielte Selektion auf hohe tierische Leistungen brachte auch einige Herausforderungen mit sich. Ein aktuelles Beispiel kann in allen Schweinezuchtprogrammen gefunden werden: die Jahrzehnte lange Selektion auf große Würfe hatte eine erhöhte Totgeburtenrate bzw. Saugferkelsterblichkeit zur Folge, welche vor allem auf geringere Geburtsgewichte und eine stark eingeschränkte Vitalität der Saugferkel zurückzuführen ist. Eine der Ursachen für diesen Anstieg liegt in der begrenzten Uteruskapazität, da bei der Zucht auf höhere Ferkelzahlen die Erhöhung der Uteruskapazität unberücksichtigt blieb. Es nisten sich also mehr Embryonen ein als bisher, die sich aufgrund der begrenzten Uteruskapazität nicht gleichmäßig entwickeln können. Darüber hinaus ist auch die Nährstoff - versorgung im Uterus limitiert, was bereits während der pränatalen Entwicklung zu Konkurrenz zwischen den Ferkeln führt. Die Folge davon ist ein höherer Anteil untergewichtiger und lebensschwacher Ferkel, die mit weniger Energiereserven geboren werden. Diese Ferkel haben ein höheres Risiko auszukühlen, zu verhungern oder von der Sau erdrückt zu werden. Eine gute Strategie

zur Verminderung der Saugferkelverluste stellt die Selektion auf höhere Geburtsgewichte, eine Reduktion der Streuung der Geburtsgewichte sowie eine verbesserte Ferkelvitalität dar. Andere Merkmale, zum Beispiel das Verhalten betreff end, blieben hingegen unbeachtet. Auf Verhaltensmerkmale zu selektieren bedarf einer sehr umfangreichen Datenerfassung. Es gibt Hinweise, dass Verhalten zu einem gewissen Anteil erblich ist. Die bedeutenden Einfl üsse auf tierisches Verhalten sind stärker durch die Umwelt als genetisch bedingt. Wenn die erforderlichen Bedingungen von Tierernährung, Haltungssystem und Management nicht zur genetischen Ausstattung passen, führt dies letztendlich zu tierschutzrelevanten Problemen. Hohe tierische Leistungen setzen auch hohe Anforderungen an Management und Arbeitseinsatz der TierhalterInnen voraus. Die gesetzlichen Änderungen der Sauenhaltung, in Richtung noch mehr Bewegungsfreiheit, erfordert ein starkes Fundament. Ein gutes Fundament bei Sauen ist sowohl aus ökonomischer als auch aus Sicht des Tierwohls ein wichtiger Faktor. Neben den Schmerzen für das Tier und den daraus resultierenden abnormalen Bewegungsmustern, führt ein schlechtes Fundament auch oft zu einem frühen Ausschei

den der betroff enen Sauen und damit zu einer höheren Remontierungsrate. Lahme Sauen zeigen oft weniger Brunstsymptome und weisen somit eine niedrigere Trächtigkeitsrate auf. Aber auch das Wohlergehen der Ferkel ist durch ein schlechtes Fundament der Muttersau beeinträchtigt. Sauen mit schwachen Hintergliedmaßen können sich oft nicht mehr kontrolliert ablegen, wodurch vermehrt Ferkel verletzt oder erdrückt werden. Im Hinblick auf die bevorstehende Einführung der Bewegungsbuchten in die Abferkelsysteme mit 2033 und unter Berücksichtigung von Ökonomie und Tierwohl gewinnt die Miteinbeziehung des Fundaments in die Zucht allerdings immer mehr an Bedeutung. Es ist erwiesen, dass verschiedene Fuß- und Beinstellungen eine niedrige genetische Variation aufweisen. Eine züchterische Bearbeitung wäre aber dennoch möglich.
Wirtschaftlichkeit immer im Blick
Wirtschaftlich bedeutende Anomalien, wie Hodenbruch bzw. Nabelbruch, aber auch Spreizer und solche, die die Vitalität so stark vermindern, dass sie zum Tode führen (z.B. Afterlosigkeit), beschäftigen die Zucht nach wie vor. Derzeit ist der Vorgang der Vererbung noch nicht ganz klar und auch
Jahrzehnte lange Selektion auf große Würfe hatte eine erhöhte Totgeburtenrate bzw. Saugferkelsterblichkeit zur Folge. Foto: FRAUKOEPPL andere Ursachen wie zum Beispiel Mangelernährung der Sau oder diverse Virusinfektionen können an deren Auftreten beteiligt sein. Hier ist die Wissenschaft bemüht, mehr über das Zusammenspiel der Gene herauszufi nden. Eine genauere Erfassung und Rückmeldung von Anomalien, vor allem auf Stufe der Vermehrung, könnte hilfreich sein, um den genetischen Hintergrund der einzelnen Merkmale besser zu verstehen und das Auftreten in der Population zu vermindern.
Neue Ansätze im Bereich Futtereffi zienz
Das Merkmal Futterverwertung wurde bzw. wird seit Jahren erfolgreich züchterisch bearbeitet. Aber auch im Bereich Futtereffi - zienz tauchen neue Themen auf, die uns aktuell in der Schweineproduktion betreff en. Effi zienzmerkmale werden daher auch in der Zucht eine noch größere Rolle spielen. Hier ist die effi ziente Verdauung von Eiweiß zu nennen, die in Zukunft sicher gefragt sein wird. Heimische Eiweißquellen sind nur begrenzt verfügbar. Schweine, die effi zient Eiweiß verdauen können, brauchen weniger Eiweiß in der Ration und scheiden darüber hinaus weniger umweltschädliche Gase (z.B. Ammoniak) aus. Hier ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Tierernährung und Tierzucht notwendig, um möglichst effi ziente Schweinelinien, die reduzierte Eiweißanteile effi zienter verdauen, zu selektieren.
Hinsichtlich Ferkelkastration wird seitens der Biotechnologie auch das Thema Sperma-Sortieren bzw. Sperma-Sexing beim Schwein diskutiert. In der Schweinezucht ist ‚sortiertes‘ Sperma derzeit nicht praxisrelevant. Nach derzeitigem Stand der Technologie würde das Sortieren einer solchen Portion rund 3,5 Tage betragen.
Fazit
Festzuhalten ist, dass in verhältnismäßig kurzer Zeit ein sehr leistungsstarkes Nutztier Schwein gezüchtet worden ist. Die bisher erzielten Fortschritte in Zucht, Fütterung, Management und Haltung haben hohe biologische Leistungen, aber auch einige neue Herausforderungen mit sich gebracht. Neue, sehr hochentwickelte Technologien, aber auch alt bewährte Methoden wie einfache Merkmalserfassung, können uns unterstützen, diese Herausforderungen in der Schweineproduktion erfolgreich zu bestreiten.
Der ehemalige Mitarbeiter Christoph Heiss organisierte am 11. Februar die erste Netzwerkveranstaltung „Treff punkt Börse“ der EZG Gut Streitdorf, welche den Beginn einer regelmäßigen derartigen Veranstaltungsserie markieren soll. Ein mehr als würdiger Rahmen dafür war der VIP – Club der NV Arena in St.Pölten, der sich sowohl hinsichtlich der technischen und platzmäßigen Herausforderungen als auch bezüglich Atmosphäre und kulinarischem Niveau als optimale Location erwies.
Ursprünglich konzipiert für ca. 200 Personen wurde die Teilnehmerzahl wegen des starken Interesses kurzfristig erhöht, und so konnte Obmann Franz Rauscher am 11.2. ca. 250 Ferkel-, Schweine-, Rinder- und Schafproduzenten sowie Vertreter der vorund nachgelagerten Branchen begrüßen.
Ausgangslage

Landwirtschaftliche Betriebe im Bereich der Veredelung werden in Niederösterreich immer weniger. In vielen Dörfern und teilweise auch in ganzen Regionen sind sie oft als Einzelkämpfer mit allen daraus entstehenden Schwierigkeiten konfrontiert. Durch die Mitgliedschaft in einer Erzeugergemeinschaft können sich diese Betriebe bezüglich Herausforderungen in Produktion und Vermarktung größtmögliche Unterstützung holen. Die Möglichkeit, sich mit anderen BerufskollegInnen zu treff en und sich fachlich auszutauschen, wird aber zusehends schwieriger. Jene Betriebe, die eine langfristige Produktionsstrategie in der Veredelung für sich entwickelt haben, spezialisieren sich und wachsen, um eine bestimmte Größenordnung zu erreichen. Gerade für sie wird jedoch das „Netzwerken“ immer wichtiger.
Um diesen Austausch zu fördern soll eine breit angelegte Netzwerk-Reihe mit 1 bis 2 Veranstaltungen pro Jahr etabliert werden. Zielsetzung dieser Veranstaltungsreihe ist die Forcierung des direkten Austauschs zwischen Produzenten, vor- und nachgelagerten Branchen in der Wertschöpfungskette sowie politischen Entscheidungsträgern und anderen wesentlichen Interessensgruppen im Bereich der tierischen Veredelung. Diese Netzwerkplattform soll auch dazu dienen, frühzeitig (Fehl)-Entwicklungen innerhalb der Branche zu erkennen und dadurch Fehlentscheidungen zu vermeiden. Zusätzlich sollen nachhaltige und belastbare Kooperationsstrukturen durch Einbindung aller Beteiligten der Produktions- und Vermarktungskette entwickelt werden.

Impulsreferat
Nach den Begrüßungsworten und der Erläuterung der Zielsetzung dieser Veranstaltung durch Obmann Franz Rauscher nahm die Veranstaltung richtig Schwung auf durch das impulsive und mit Humor gespickte Eingangsreferat des bekannten Ernährungswissenschaftlers und –philosoph Christian Putscher. „Zukunft Fleisch“ – ein Bekenntnis zu hochwertigem Fleisch als unverzichtbarer Bestandteil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, tierischem Protein als wichtigem Baustein in Kombination mit ausreichender und richtiger Bewegung für den Aufbau und Erhalt von Muskulatur und Knochenskelett.
Das Abschlussstatement „Essen sollte eine Befreiung für den Menschen sein und kein ständiger Denkprozess“, fasst den gelungenen Vortrag von Hr. Putscher sehr gut zusammen.

Durch den Einsatz eines Audience Interaction Tools konnten Fragen zum jeweiligen Vortrag simultan per Smartphone eingemeldet werden. Die Besucher konnten so durch interaktive Meinungsumfragen direkt in das Geschehen eingebunden werden. Die Ergebnisse konnten von den Teilnehmern online, auf der Leinwand hinter der Bühne sowie auf den vielen im Raum platzierten Bildschirmen, eingesehen werden. Die Verwendung dieses Systems erwies sich während der gesamten Veranstaltung als beschleunigendes und belebendes Element. Jeder konnte nach dem Einloggen in ein eigenes WLAN-Netz mit einem Passwort unkompliziert in dieses Tool einsteigen und aktiv mitmachen. Der Überwindung, vor über 200 Leuten eine Frage zu stellen, wird mit diesem System Abhilfe geleistet. Die eingegebenen Fragen und Umfrageergebnisse wurden vom Moderatorenteam nach Häufi gkeit sortiert und den anwesenden Experten aus Politik, Interessensvertretung, Handel EZG und Wissenschaft präsentiert. Die am häufi gsten genannten Antworten der Teilnehmer zu den einzelnen Themenkomplexen, die von den Experten auf der Bühne aus ihrer jeweiligen Sichtweise kommentiert wurden waren: Interesse des Konsumenten bzgl. Nachhaltigkeit und Regionalität der Produkte; der schlechte Ruf von Fleischprodukten (Klimawandel); stabile, langfristige Rahmenbedingungen bei Gesetzen und Verordnungen; keine über das Gesetzesniveau hinausgehenden Produktionsstandards; Abnahme-, Preisund Zahlungsgarantie.
Kleingruppen an 10 Thementischen
Nach einer kurzen Erfrischungspause wurden die Besucher gleichmäßig auf 10 Kleingruppen aufgeteilt und zu den jeweiligen Thementischen, für die sie sich bei der Registrierung entschieden haben, positioniert. Das größte Interesse gab es – wenig überraschend – für den Themenbereich Politik. Paul Nemecek, Direktor des NÖ Bauernbundes, stand den Teilnehmern hier Rede und Antwort. Die Fragen der Teilnehmer und die Wünsche an die Politik wurden sachlich und teilweise auch emotional, aber nie unfair oder ausfällig vorgetragen. Sie reichten von realistischen Übergangsfristen bei Gesetzesänderungen, Imageverbesserung der Veredelungsproduktion, gerechten Marktpreisen, Aufteilung der GAP-Mittel, sinnloser Bodenverbauung über den Ausbau der Investförderung bis zu stabilen Rahmenbedingungen für investitionswillige Betriebe.

Weitere Themenbereiche waren u.a. „Positionierung von heimischem Fleisch als wertvolles Lebensmittel“, „Stärkung des Vertrauens in das AMA – Gütesiegel“, „Erzeugergemeinschaft 2030 – wie werden wir in Zukunft zwischen Bauern und dem Handel vermitteln“ und „Frühzeitige Erkennung von Ernährungstrends“. Die Ergebnisse der einzelnen Diskussionsrunden wurden anschließend allen Teilnehmern in einer kurzen Zusammenfassung präsentiert.
Resümee
Die erste Netzwerkveranstaltung „Treff - punkt Börse“ der EZG Gut Streitdorf wurde von den angesprochenen Zielgruppen mit großem Interesse bedacht. Die Möglichkeit für jeden Teilnehmer, mit Hilfe digitaler, interaktiver Elemente sozusagen „mitten im Geschehen“ zu sein und aktiv Themenstellungen zu bestimmen, wirkte sich beschleunigend und belebend auf den ganzen Veranstaltungsablauf aus. Die Implementierung einer Netzwerkplattform für den direkten Austausch zwischen Produzenten, vor- und nachgelagerten Branchen sowie politischen Entscheidungsträgern und anderen wesentlichen Interessensgruppen im Bereich der tierischen Veredelung wurde erfolgreich gestartet. Klar ist auch, dass dies kein Selbstläufer ist, sondern mit Hilfe des Feedbacks der Teilnehmer laufend nachjustiert und mit neuen zusätzlichen Ideen und Themenbereichen befüllt werden muss.
GF SPAR-Ost Alois Huber, Ernährungscoach Christian Putscher, LWKNÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager und der Direktor des NÖ Bauernbundes, Paul Nemecek, mit Vertretern der EZG. Foto: Tanja Brandhofer
Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung in der Land- und Forstwirtschaft Das Ziel der im April 2017 auf Initiative der ARGE Österreichischer Bäuerinnen gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Österreich ins Leben gerufenen Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung in der Land- und Forstwirtschaft ist es, mindestens 30% Frauenanteil in allen land- und forstwirtschaftlichen Entscheidungsgremien und Führungsebenen zu erreichen.
Die Charta bietet einen wichtigen Schritt für die Chancengleichheit von Männern und Frauen in allen agrarischen Organisationen. Dabei soll sie das Bewusstsein stärken, dass Frauen und Männer unterschiedliche, aber gleichermaßen wertvolle Perspektiven einbringen.
Im Oktober letzten Jahres haben sich zehn weitere landwirtschaftliche Verbände und Organisationen der Verpfl ichtung für eine partnerschaftliche Gestaltung und Führung angeschlossen. Dazu gehören der Waldverband Österreich, der Österreichische Weinbauverband, die ARGE Meister, BIO AUSTRIA, Green Care Österreich, der Verband österreichischer Schweinebauern (VÖS), der Österreichische Bundesverband für Schafe und Ziegen (ÖBSZ) sowie die Zentralen Arbeitsgemeinschaften der österreichischen Rinderzüchter (ZAR), der österreichischen Gefl ügelwirtschaft (ZAG) und der Pferdezüchter (ZAP).
Die defi nierten Ziele der Charta
• eine ausgewogene Beteiligung aller Bäuerinnen und Bauern (Frauenanteil von mind. 30%) • ausgewogene Ressourcenverteilung, insbesondere fi nanzieller Mittel, Personal, Infrastruktur und Diskussions- und Entscheidungszeit • Erweiterung des Gestaltungsspielraums, in dem Aufgaben und Funktionen los- gelöst vom Geschlecht verteilt werden • Vereinbarkeit von Familie, Betriebs- führung und Funktion für Frauen und Männer: durch familienfreundliche Gestaltung der Sitzungs- und Organi- sationsstruktur sowie ein Abrücken von traditionellen Rollenerwartungen • Darstellung beider Geschlechter und deren Interessen in der Öff entlichkeit

Die Umsetzung dieser Ziele wird im 3-JahresRhythmus überprüft und evaluiert.

Die Charta bietet einen wichtigen Schritt für die Chancengleichheit von Männern und Frauen in allen agrarischen Organisationen. Foto: VÖS