
6 minute read
Pauls Jets im Interview

Merkwürdig, roh und ungeschliffen wie eh und je präsentieren sich Pauls Jets auf ihrem neuen Album „Jazzfest“. Mit einem gewohnten Schuss Melancholie liefert die Band damit die Hintergrundmusik für lange Nächte und graue Morgenstunden. In ein einziges Genre lassen sich Romy Jakovcic, Paul Buschnegg, Xavier Plus und Kilian Hanappi nicht pressen. Zum Album-Release haben wir mit den Chartstürmern, die vom Musikexpress bereits als „neuer österreichischer Darling“ bezeichnet werden, unter anderem über die Entstehung des neuen Langspielers, ihren unverwechselbaren Stil, der ihnen eine Amadeus-Awards-Nominierung einbrachte, und über Pauls Solo-Ambitionen gesprochen.
Mit eurem Song „So richtig in Love“ habt ihr die Spitze der FM4-Charts erklommen, außerdem habt ihr es in die Top-20-Nomierungen für den Amadeus Award geschafft (Anmerkung: Short-List zu Redaktionsschluss noch nicht bekannt). Was bedeuten euch solche Erfolge?
Uns bedeutet das alles nicht so viel. Als wir Nummer eins der FM4-Charts waren, freute uns das schon sehr. Da haben wir Sekt geöffnet und einen Videocall gemacht. Aber was sagt man sich dann? Es gab wenig zu reden. Schließlich beendeten wir das Telefonat. Es war ein lauer Winterabend, ich war in Italien. Ich dachte nicht mehr viel daran.
„Die Jets sind eine Jazzband“ und „Die Jets spielen am Jazzfest“ heißt es in eurer Single „Jazzfest“, dem Vorboten zu eurem neuen Album. Wie ist es dazu gekommen, dass ihr euch ausgerechnet mit Jazz, Jazzfans und Jazzfesten so intensiv beschäftigt?
Jazz bedeutet in dem Zusammenhang für uns nicht nur Jazz, sondern es steht für nischenhafte Sachen. Jazzfest steht für einen Ort der seltsamen Dinge, Freakiges – oft gibt es sowas am Land. Jazzfeste, Ritterfeste, Römerfeste, Opernfestivals – wir wollten einen Song machen, der das zum Thema macht. Wir spielen in der Band selbst weirde Musik, fragen
uns, was das bedeutet, warum da Leute zuhören. Wir wollten also unsere Show mit dem Besuch eines Jazzfests in Beziehung setzen. Gleichzeitig haben wir diese Jazzfest-T-Shirt-Kollektion gemacht, die man auf Instagram sehen kann. Ich glaube das war sogar bevor das Lied da war. Das Wort JAZZFEST hat uns einfach nicht mehr losgelassen.
Ihr seid den ganzen März gemeinsam mit Isolation Berlin auf Tour. In den vergangenen zwei Jahren sind immer wieder Konzerte geplant und dann doch verschoben oder endgültig abgesagt worden. Wie geht man mit dieser ständigen Unsicherheit um?

Auch die März-Tour wurde mittlerweile verschoben. Man kann sagen, dass wir gelassen damit umgehen. Aber ab und zu sind wir dann schon traurig. Ohne die Beschäftigung des Tourens fühle ich mich etwas nutzlos in dieser Welt. Ich überlege dann manchmal, was ich sonst so machen könnte. Da komme ich auf seltsame Gedanken.
Unterscheiden sich die Konzerte, die ihr in der letzten Zeit gespielt habt, stimmungsmäßig von denen vor der Pandemie – und wenn ja, wie?
Bei schnellen Nummern nervt es, wenn Leute sitzen müssen, bei langsameren ist es okay. Ich mochte Sitzkonzerte eine Zeit lang. Es fühlte sich nach Hochkultur an. Mittlerweile nervts mich schon und ich freu mich auf Tanzen und Ausflippen.
Wir wollen gar nicht viel über Corona reden. Aber: Hat die Krise auch etwas Gutes gehabt – ob nun für euch persönlich oder ganz generell?
Ja durchaus. Alles in allem hatten wir mehr Zeit. Mehr Zeit für Ruhe, mehr Zeit für Exzess, mehr Zeit für Musik. Die Platte ist in einem langen Zeitraum in unterschiedlichen Schritten entstanden – inhaltlich
„
EIN RÄTSEL.„

www.citylifeapartments.at
PRICES one student apartment EUR 690 / 770 / 870 all in
two student apartment EUR 629 / 639 / 729 all in per student
AMENITIES: Gym, Lounge, Library, Bakery, Garden,Terrace
als auch musikalisch. Das macht sie irgendwie aufregend heterogen. Auch als Band hatten wir Zeit, sind zusammengewachsen, haben viel darüber nachgedacht, was wir tun und wie es weitergehen soll. Es gab viel Spaß, viel Liebe. Wir haben teilweise gelebt, als ob es kein Morgen gäbe. Irgendwie dazwischen ist dieses Album entstanden.
Eure Musik ist ein wilder Mix aus verschiedenen Genres, gleichzeitig habt ihr einen unverwechselbaren Stil. Wie schafft ihr es, euren eigenen unverkennbaren Sound zu kreieren?
Dieses Mal haben wir besonders darauf geachtet, viel live aufzunehmen. Teilweise haben wir 30 Minuten nur Live-Sound recordet, vier musizierende, improvisierende Menschen, mit Metronom. Das haben wir dann nachher zu Songs zusammengeschnitten und dann ist erst Text geschrieben worden. Wie das dann am Ende zu einem Album wurde, ist mir ein bisschen ein Rätsel. Kilian Hanappi spielte viele Synthis. Er ist neu in der Band, er war auch wichtig für den (elektronischen) Sound der Platte.
Ihr seid bekannt für eure kreativen und amüsanten Texte. Woher stammen die Ideen dafür? Gab es auch schon einmal so etwas wie Schreibblockaden – was macht man dann am besten dagegen?

Immer wieder habe ich Schreibblockaden und finde alles ganz schlimm was ich schreibe. Ich habe dann begonnen zu experimentieren – mit Drogen, beim Skaten, in einem Zugabteil, oft fällt mir beim Spazieren was ein, aber ich vergesse es schnell. Wirklich geholfen hat es zum Beispiel, mit Leuten zusammen zu schreiben. Ich hab erstmals begonnen Texte gemeinschaftlich zu schreiben, verbunden mit Sekttrinken, dann nochmal komplett nüchtern. Aber oft eben zusammen mit Bandmitgliedern oder Friends. Ich mag die Idee vom gemeinschaftlichen geistigen Eigentum auch.
Ihr wurdet vor allem in eurer Anfangszeit rund um den Release eures Debütalbums als DIE große „Indie-Hoffnung“ Österreichs bezeichnet, als die „nächsten Wanda“ usw. Empfindet ihr solche Vergleiche und Hypes als eher nervig oder sind sie doch eine Ehre?
Ich empfinde das mittlerweile als Ehre. Das hat aber gedauert. Ich wäre gerne so eine Art böse Indie-Eminenz, das würde mir gefallen.
Pauls Jets wurde ursprünglich als Solo-Projekt gestartet. Wie kam es dazu, dass daraus doch eine Band wurde?
Das kam so mit der Zeit. Bands haben es schwerer. Aber mit mehr Menschen Musik bzw. Kunst zu machen macht auch mehr Sinn finde ich.
Paul, du spielst zwischendurch immer wieder Solo-Gigs. Was ist anders im Alltag eines Solokünstlers als in dem eines Bandmitglieds?
Solo hat man einfach mehr Raum für die Stimme! Aber auch weniger für Sound, Groove, Funk. Alltag ist mit Band besser. Da hat man mehr zu lachen. Solo muss man halt die Drogen nicht teilen.
UNIMAG ist ein Magazin für Studierende, deshalb ist für uns natürlich interessant: wenn ihr heute zu studieren beginnen würdet, welches Studium wäre es?
Tatsächlich würde mich die Theologie interessieren, aber auch Wirtschaft fände ich spannend, weil ich davon so wenig verstehe. Wenn ich gerade keine besonderen Interessen hätte, würde ich vielleicht irgendwas, wo man richtig viel Geld verdienen kann, studieren.
Danke für das Interview und viel Erfolg mit dem neuen Album!
Interview: Elisabeth Voglsam Fotos: Natalie Grebe, Louise Lotzing


